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Vor „Wicked 2“: 10 Musicalfilme, die eine erfolgreiche Fortsetzung bekamen

Vor „Wicked 2“: 10 Musicalfilme, die eine erfolgreiche Fortsetzung bekamen

Markus Brandstetter

Markus Brandstetter

JustWatch-Editor

Musicals erfreuen sich seit vielen Jahrzehnten auch in Hollywood großer Beliebtheit. Im besten Fall sind sie jedoch weit mehr als bloße Sing-Along-Filme oder gefällige Theateradaptionen. 

Die wirklich großen Musicalmomente entstehen dann, wenn Musik, Bildsprache, Atmosphäre und Erzählung zu kulturellen Phänomenen verschmelzen – wie zuletzt Ariana Grande und Cynthia Erivo mit ihrer Neuinterpretation von Wicked und der megaerfolgreichen Fortsetzung Wicked - Teil 2 gezeigt haben. Perfekte Musicals treffen den Nerv mehrerer Generationen, sie verbinden Emotion, Humor und visuelle Kraft und wirken lange nach dem Abspann weiter.

Und manche von ihnen schaffen es sogar, dieses Erfolgsrezept ein zweites Mal zu entfesseln. Denn Musical-Fortsetzungen gelten nicht gerade als Selbstläufer. Umso bemerkenswerter sind jene Werke, deren Sequels künstlerisch, erzählerisch oder kommerziell tatsächlich zünden konnten. Hier sind zehn Beispiele von Musicals, denen genau das gelungen ist.

1. „Grease“ (1978) und „Grease 2“ (1982)

1978 schuf Regisseur Randal Kleiser mit Grease eines der prägendsten Kultmusicals aller Zeiten in der Hauptrolle John Travolta und Olivia Newton-John. Wir sehen der jugendlichen Gang dabei zu, wie sie zwischen Sommerromanzen, Cliquenleben und motorisierten Ritualen ihren Weg finden. Wie legt man so etwas nach? 1982 folgte die Antwort. Grease 2 feierte keinen triumphalen Start, sondern begann eher mäßig erfolgreich. Mittlerweile ist das Musical aber längst eine kultige Fortsetzung geworden und schrieb Geschichte mit Michelle Pfeiffers Durchbruch, einer ganz eigenen Ästhetik und einer Tonalität, die stärker in Richtung Camp und Selbstironie ging. Heute wird Grease 2 oft neu bewertet: nicht als direkter Konkurrent zum Original, sondern als eigenständiger Film seiner Ära, der ein neues Publikum gefunden hat und durch seine Energie, seinen Humor und seine völlig eigene Identität längst einen festen Platz in der Musicalfilm-Kultur behauptet.

2. „Mamma Mia!“ (2008) und „Mamma Mia! Here We Go Again“ (2018)

Bei Mamma Mia! aus dem Jahr 2008 handelt es sich um ein Musical, einer Band, die alles erreicht hat. Nicht nur, dass man mit Songs wie Dancing Queen und The Winner Takes It All Popgeschichte schrieb und ABBA zu einer der beliebtesten Bands aller Zeiten machte. Der Film feierte auch in der Musicalwelt einen triumphalen Erfolg. 2008 brachten Benny Andersson und Björn Ulvaeus das Musical Mamma Mia! ins Kino, in dem es um Familienbanden, Identität und das Finden der eigenen Geschichte geht. Hier erscheinen die ABBA-Songs in ganz neuem Licht. Ein absoluter Megaerfolg, dessen Fortsetzung man sich 2018 vornahm. Mamma Mia! Here We Go Again setzte sogar noch eins drauf: emotionaler, musikalisch breiter und erzählerisch gewagter. Das Sequel wurde ein weltweiter Hit und gilt heute als Beispiel dafür, wie ein Musicalfilm auf intelligente Weise wachsen und sich weiterentwickeln kann.

3. „Pitch Perfect“ (2012) und „Pitch Perfect 2“ (2015)

Drei Jahre nach der Veröffentlichung von Pitch Perfect, dem erfolgreichen Musical unter Regie von Jason Moore und Drehbuch von Kay Cannon, machte man sich an den zweiten Teil. Pitch Perfect 2 setzte eines drauf – und wie. Der Film führte neue Figuren ein, erweiterte die Welt rund um die Bellas und sorgte an den Kinokassen für helle Begeisterung und klingelnde Einnahmen. Während der erste Teil rund 115 Millionen Dollar einspielte, erreichte die Fortsetzung etwa 287 Millionen Dollar und wurde damit zum kommerziell deutlich erfolgreicheren Film. Pitch Perfect 2 gelang es, Humor, Musik und Teamdynamik zu verstärken und gleichzeitig den Spirit des Originals zu behalten. Für viele Fans gilt die Fortsetzung als runder, größer und mutiger inszeniert. Ein Beispiel dafür, wie ein Sequel die DNA eines Films versteht und dennoch eigene Akzente setzt.

4. „High School Musical“ (2006) und „High School Musical 2“ (2007)

2006 lieferte Disney mit High School Musical in der Hauptrolle Zac Efron und Vanessa Hudgens einen absoluten Kultklassiker, der sowohl jung als auch alt in Begeisterung versetzte. Disney wusste, was zu tun war. Nur ein Jahr nach dem Megaerfolg legte das Studio mit Teil 2 nach. High School Musical 2 gilt bis heute als eines der größten TV-Musicals aller Zeiten. Der zweite Teil setzte die Reihe nicht einfach fort, sondern baute die bunte, glückliche Musicalwelt des ersten Films aus, erweiterte sie musikalisch und visuell und lieferte zugleich frische Sommerstimmung. Gerade diese Mischung aus vertrauten Figuren, eingängigen Songs und einer neuen, sonnendurchfluteten Atmosphäre ließ die Fortsetzung zu einem Publikumsliebling werden. Auch erzählerisch gelang ein Schritt nach vorn: Freundschaft, Zusammenhalt und Selbstfindung standen stärker im Mittelpunkt. Ein Sequel, das seine Fans exakt dort abholt, wo es sie braucht.

5. „Saturday Night Fever“ (1977) und „Staying Alive“ (1983)

1977 sorgte der US-amerikanische Schauspieler John Travolta für Begeisterungsstürme, als er in Saturday Night Fever eine Rolle als Tony Manero zeigte, der auf der Tanzfläche demonstriert, wie man den Alltag abschüttelt. Sechs Jahre später legten Travolta und Co. unter der Regie von Sylvester Stallone mit Staying Alive nach, und auch dieses Sequel war ein weltweiter Erfolg. Klar, es handelt sich hier nicht um ein klassisches Musical, sondern vielmehr um ein Dance-Musical. Nichtsdestotrotz schrieb der Film Musik- und Popgeschichte. Schließlich steuerte niemand Geringeres als die Bee Gees den Soundtrack bei, darunter den weltbekannten Titelsong. Travolta schuf hier einen ikonischen Tanzfilm, dessen Fortsetzung an die Energie des Originals anknüpfen konnte. Staying Alive verlegte den Fokus stärker auf Showbiz, Ambition und Selbstbehauptung und wurde gerade deshalb zu einem festen Bestandteil der Disco-Ära im Kino – ein spätes, aber wirkungsvolles Kapitel.

6. „Mary Poppins“ (1964) und „Mary Poppins Returns“ (2018)

Gut, man kann bei Mary Poppins Returns aus dem Jahr 2018 nicht unbedingt von einer klassischen Fortsetzung sprechen. Schließlich liegen Jahrzehnte und künstlerische Dekaden zwischen Original und Wiederbelebung des Kultmusicals rund um das magische Kindermädchen Mary Poppins, das sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen beliebt war. Nichtsdestotrotz: Als Emily Blunt 2018 in die großen Fußstapfen von Julie Andrews trat, avancierte der Film zum Megaerfolg. Der Grund dafür war nicht nur die liebevolle musikalische Umsetzung und die starke schauspielerische Leistung von Blunt, sondern auch die Regie von Rob Marshall, der die Essenz des Originals in ein modernes Disney-Gewand übertrug. Mary Poppins Returns wurde zu einer charmanten Hommage, die Nostalgie, Eleganz und neue Impulse miteinander vereint. Eine späte Fortsetzung, die zeigt, wie man einen Klassiker respektvoll fortschreiben kann.

7. „The Rocky Horror Picture Show“ (1975) und „Shock Treatment“ (1981)

Okay, ganz klar: Shock Treatment kann The Rocky Horror Picture Show in puncto Erfolg nicht ansatzweise das Wasser reichen. Wir werfen einen Blick zurück auf 1975. Damals erschien das grandiose Musical rund um Brad und Janet und ließ Frank-N-Furter, gespielt von Tim Curry, und Susan Sarandon in der Hauptrolle, zum Kult werden. Grandiose schauspielerische Leistungen, exzentrische Figuren und Musik, die einem bis heute im Ohr liegt. Wie kann man da nachlegen? 1981 versuchte das Regisseur Jim Sharman mit dem Musical Shock Treatment. Klar, ein kommerzieller Megaerfolg wurde das keiner, und während Rocky Horror heute jeder kennt, ist Shock Treatment eher ein Geheimtipp. Nichtsdestotrotz schuf Sharman hier ein eigenes Kultmusical mit unverwechselbarem Camp-Mythos und einer Ästhetik, die ihrer Zeit voraus war. Ein schräges, mutiges Sequel, das bis heute fasziniert.

8. „Sing“ (2016) und „Sing 2“ (2021)

Bei Sing aus dem Jahr 2016 handelt es sich um ein ganz besonderes Musical, schließlich ist es ein animierter Film rund um den Koala Buster Moon, der ein Theater leitet, das seit einiger Zeit schwächelt. Produziert von Chris Meledandri und Janet Healy und unter der Regie von Garth Jennings gelang hier eines der bemerkenswertesten Animationsmusicals der jüngeren Zeit. Dafür trug auch die Musik und die Performance von Matthew McConaughey als Buster Moon ihr Übriges bei. 2021 legte man mit Sing 2 (deutscher Titel: Sing – Die Show deines Lebens) den Nachfolger vor. Der Film konnte ebenfalls große Beliebtheit verzeichnen und spielte weltweit rund 408 Millionen Dollar ein – zwar weniger als die etwa 634 Millionen Dollar des ersten Teils, aber dennoch ein eindrucksvoller Erfolg. Das Sequel vergrößerte die Bühne, brachte neue Figuren ein und zeigte, wie gut Animationsmusicals in Serie funktionieren können. Eine liebevolle, dynamische Weiterführung.

9. „Blues Brothers“ (1980) und „Blues Brothers 2000“ (1998)

Es gibt wenige Filme, die einen so grandiosen Kultstart hinlegten wie Blues Brothers aus dem Jahr 1980 mit Dan Aykroyd und John Belushi. Der Film rund um die Brüder im schwarzen Anzug gilt heute als einer der wichtigsten Musikfilme aller Zeiten. 18 Jahre nach Teil 1, John Belushi war hier leider schon viel zu früh verstorben, machte man sich an ein Sequel. Dass dieses den Originalfilm übertreffen würde, glaubte niemand – und darum ging es auch gar nicht. Vielmehr war es großartig, die Blues Brothers noch einmal hochleben zu lassen und auf die große Leinwand zu bringen. Mit massig Cameo-Auftritten, unter anderem von B. B. King, Eric Clapton und Isaac Hayes, und der entsprechenden musikalischen Power entstand ein Film, der trotz schwächerer Zahlen einen festen Kultstatus besitzt. Blues Brothers 2000 wurde zur liebevollen Hommage an eine Legende.

10. „Frozen“ (2013) und „Frozen II“ (2019)

Zu guter Letzt kommen wir zu einem Paradebeispiel für erfolgreiche Musicalfortsetzungen. Frozen II (deutscher Titel: Die Eiskönigin 2) setzte dem sechs Jahre zuvor erschienenen Musical Frozen (deutscher Titel: Die Eiskönigin – Völlig Unverfroren) aus dem Hause Disney sogar noch eins drauf. Und wie: Mit rund 1,45 Milliarden Dollar wurde es zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten. Weltweite Kinogänger und Musicalfans zeigten sich begeistert von einem Film, der unter der Regie von Jennifer Lee und Chris Buck zum absoluten Megahit wurde. Warum das so wichtig war? Weil Frozen II bewies, dass ein Sequel nicht nur größer, sondern auch reifer, emotionaler und thematisch mutiger sein kann. Themen wie Identität, Herkunft, Verantwortung und Selbstfindung machten die Fortsetzung nicht nur zu einem finanziellen Triumph, sondern zu einem kulturellen Ereignis. Ein Abschluss, der das Franchise auf ein neues erzählerisches Niveau hebt.

10 leichte Shakespeare-Adaptionen, die du schauen solltest, bevor “Hamnet” dich emotional zerstört

10 leichte Shakespeare-Adaptionen, die du schauen solltest, bevor “Hamnet” dich emotional zerstört

Nora Henze

Nora Henze

JustWatch-Editor

Mit Hamnet kommt bald eine jener Verfilmungen, die einen schon beim Lesen der Inhaltsbeschreibung innerlich auf ein Kissen sinken lassen: Die Geschichte von Shakespeares Sohn, dessen früher Tod nicht nur seine Familie erschütterte, sondern später als emotionaler Schatten über Hamlet lag. 

Und mit Stars wie Paul Mescal, Jessie Buckley und Emma Stone ist jetzt schon klar, dass der Film uns vermutlich genau dort treffen wird, wo man gerade am wenigsten damit rechnet. Bevor uns also diese Mischung aus Verlust, Liebe, Bühnenwelt und zerbrechlicher Intimität überrollt, darf man getrost die leichtere Seite Shakespeares genießen. Und ja - die gibt es, jede Menge sogar. Ob Highschool-Drama, romantisches Chaos oder Gnom-Abenteuer: Viele moderne Adaptionen nehmen seine Stoffe, ziehen ihnen die Rüschen aus und schenken uns Filme, die leicht sind, verspielt, manchmal albern, aber immer mit einer liebevollen Shakespeare-DNA versehen. Genau die richtige Einstimmung, um sich die Stimmung aufzupolieren, bevor Hamnet uns garantiert das Herz mindestens einmal bricht.

1. 10 Dinge, die ich an Dir hasse (1999)

Kat ist das Mädchen, das man in der Highschool sofort sieht - nicht, weil sie sich in den Mittelpunkt drängt, sondern weil sie sich konsequent weigert, sich irgend­einem Trend oder irgendeiner Gruppe anzuschließen. Als ein Verehrer sie unbedingt ausführen möchte, wird kurzerhand ein Plan geschmiedet, Kat mit Hilfe eines „Bad Boys“ aus der Reserve zu locken. Und genau daraus entsteht der besondere Zauber von 10 Dinge, die ich an Dir hasse: Man spürt in jeder Szene, wie sehr diese Welt nach Shakespeare klingt, ohne dass jemand jemals ein Sonett zitieren müsste. Die schönsten Momente sind die kleinen, unauffälligen - ein halbes Lächeln, ein flüchtiger Blick - und plötzlich steht man mitten in einer modernen, warmherzigen Version von Der Widerspenstigen Zähmung, die bis heute funktioniert. Man merkt, dass die Dynamik hier viel weicher schwingt als in Zur Hölle mit Eva, fast so, als würde die Vorlage einmal tief durchatmen und sich für eine jugendlichere, weniger scharfkantige Variante entscheiden.

2. She’s the Man – Voll mein Typ! (2006)

Viola möchte einfach nur Fußball spielen, doch nachdem ihr Mädchenteam gestrichen wird, übernimmt sie kurzerhand die Identität ihres Zwillingsbruders - inklusive tiefer Stimme, schiefer Haltung und der panischen Angst, dass ihr jemand die Perücke vom Kopf zieht. Ihr neuer Mitbewohner, eigentlich der coolste Typ des Internats, ahnt nichts von ihrem Geheimnis. Und genau das macht den Reiz aus: She’s the Man – Voll mein Typ! schafft eine moderne, liebevoll chaotische Variante von Was ihr wollt, die genauso viel Herz wie Klamauk besitzt. Besonders charmant sind die Momente, in denen Viola ihre männliche Tarnung kurz vergisst - etwa wenn sie sich zu sehr über etwas freut oder aus Versehen viel zu elegant sitzt. Der Film ist bunt, warm, herrlich schief und zeigt, wie gut Shakespeares Themen funktionieren, wenn man ihnen etwas Internatsluft und moderne Unsicherheiten verpasst.

3. Zur Hölle mit Eva (2003)

Eva führt ihre Familie so entschieden an, dass die Schwager irgendwann beschließen, sie „unschädlich“ zu machen, indem sie ihr einen Mann unterjubeln, der genauso furchteinflößend souverän wirken soll wie sie selbst - eine erneute Abwandlung von Der Widerspenstigen Zähmung. Was folgt, ist eine charmante, moderne Variation, die sich langsam in etwas Echtes verwandelt. Das Schönste an Zur Hölle mit Eva ist, wie liebevoll der Film mit Evas Stärke umgeht. Niemand soll sie kleinhalten, niemand soll sie „zähmen“ - es geht vielmehr darum, wie zwei Menschen, die sich aneinander reiben, irgendwann bemerken, dass sie genau deshalb so gut harmonieren. Im Vergleich zum jugendlichen Hin und Her aus 10 Dinge, die ich an Dir hasse fühlt sich die Energie hier erwachsener und etwas kantiger an - näher an der ursprünglichen Reibung, aber mit einem modernen Augenzwinkern.

4. Ran an die Braut (2001)

Im Mittelpunkt stehen Schüler, die ein Theaterstück proben, während sie gleichzeitig mitten im eigenen Gefühlschaos stecken. Plötzlich verschwimmt die Grenze zwischen dem, was auf der Bühne passieren soll, und dem, was sie wirklich empfinden. Genau das macht Ran an die Braut zu einer liebenswerten, leichten Coming-of-Age-Adaption von Ein Sommernachtstraum. Die Figuren wirken wie Jugendliche, die zufällig Shakespeare spielen und erst dabei herausfinden, wie ähnlich ihre eigenen Probleme den alten Konflikten sind. Besonders schön sind die Probeszenen, in denen jemand viel zu ernst spielt oder jemand anderes viel zu sehr lacht, weil er sich ertappt fühlt. Der Film bleibt verspielt, nie verkopft, und zeigt, wie gut Shakespeare funktioniert, wenn man ihn dorthin bringt, wo echte Gefühle oft am lautesten stolpern: in die Pubertät. Die Leichtigkeit wirkt hier anders als im klassischen Ein Sommernachtstraum - nicht magischer, sondern herrlich pubertär-chaotisch, als würde Shakespeare selbst in der letzten Reihe sitzen und über die stolpernden Gefühle schmunzeln.

5. Gnomeo und Julia (2011)

Zwei Gartenzwerge aus verfeindeten Vorgärten verlieben sich - klingt absurd, ist aber überraschend charmant. In Gnomeo und Julia steckt all das Drama von Romeo und Julia, nur gedämpft durch bunte Farbtöpfe, quietschende Plastikblumen und einen Humor, der nie zulasten der Figuren geht. Was den Film so warm macht, ist die Art, wie Gnomeo und Julia ihre winzige Welt ernst nehmen. Wenn sie sich heimlich treffen, wirkt es fast größer als bei Menschen, weil jede Bewegung ihres Keramikkörpers vorsichtig und bedeutungsschwer erscheint. Man spürt den Shakespeare-Kern, aber ohne Herzschmerz-Schwere. Und wenn die zerstrittenen Gärten schließlich mehr Chaos produzieren, als irgendein Zwerg wegfegen kann, wirkt das Ganze wie eine Miniaturausgabe großer Tragödien, die plötzlich beschlossen hat, liebenswert und leicht zu sein. Im Vergleich zu der fiebrigen Intensität in William Shakespeares Romeo + Julia wirkt diese Gartenzwerg-Version viel frecher und farbenfroher.

6. Ein Sommernachtstraum (1999)

In diesem Film fühlt sich der Wald an wie ein Ort, an dem alles möglich ist, solange niemand versucht, es logisch zu erklären. Verliebte laufen sich in der Dunkelheit über den Weg, verlieren ihre Fassung und finden sie in völlig neuen Konstellationen wieder. Die Magie funktioniert nicht wie ein Spezialeffekt, sondern eher wie ein Stimmungswechsel - ein kurzes Knistern in der Luft, bevor jemand etwas sagt, das sein Herz verrät. Ein Sommernachtstraum nimmt Shakespeares Vorlage ernst, aber nicht schwer. Titanias Eleganz hat etwas Zartes, während Puck immer dann auftaucht, wenn Menschen ein bisschen zu sehr in ihren eigenen Dramen versinken. Die Inszenierung bleibt verspielt, warm und fast duftend - wie eine Sommernacht, in der alles ein bisschen schöner wirkt, als es in Wahrheit ist. Wo Ran an die Braut eher wie eine liebevolle Schulhofversion der Vorlage wirkt, gleitet dieser Film mit einer weichen, fast märchenhaften Selbstverständlichkeit durch denselben Stoff - ruhiger, aber genauso verspielt.

7. Viel Lärm um nichts (1993)

Man spürt sofort diesen mediterranen Sommer, der wie eine leichte Brise durch den Film weht. Die Figuren laufen durch offene Türen, lachen, streiten und beobachten einander - und irgendwo zwischen all dem Lärm entsteht etwas Echtes. Viel Lärm um nichts zeigt eine liebevoll moderne Version von Shakespeares Spiel aus Stolz und Verletzlichkeit: Zwei Menschen, die viel zu klug sind, um zuzugeben, dass sie einander mögen, liefern sich Schlagabtausche, die gleichzeitig neckisch und schutzlos wirken. Das Ensemble bringt eine Energie mit, die man leicht ansteckend nennen kann: laute Szenen wirken fröhlich statt schrill und stille Szenen gehen dann doch ein wenig ans Herz. Der Film ist sonnig, warm und weckt das Gefühl, man sei selbst zu Gast auf einer großen, leicht chaotischen Gartenfeier voller Menschen, die mehr fühlen, als sie zugeben wollen. Die Funken hier sprühen subtiler als in Rache ist sexy - weniger Teenie-Chaos, dafür mehr sommerliche Wortgefechte, die man fast schmecken kann.

8. Warm Bodies – Zombies mit Herz (2013)

R stolpert als Zombie durch eine zerfallene Welt und wirkt dabei wie jemand, der versucht, sich an seine Menschlichkeit zu erinnern, obwohl sie ständig vor ihm wegrennt. Als er Julie trifft, entsteht ein kleines Aufflammen von etwas, das er fast vergessen hat: Neugier, Wärme und vielleicht sogar Liebe. Warm Bodies – Zombies mit Herz verwandelt Romeo und Julia in eine ungewöhnlich sanfte Liebesgeschichte, die zwischen Humor und Gefühl pendelt, ohne je kitschig zu werden. Der Shakespeare-Bezug ist klar, aber nie aufdringlich - eher wie ein vertrauter Schatten, der die Geschichte weicher und wärmer erscheinen lässt. Es ist ein Film, der beweist, dass sogar Zombies zu romantischen Hauptfiguren werden können. Zwischen dem Neonrausch von William Shakespeares Romeo + Julia und der bunten Verspieltheit von Gnomeo und Julia steht dieser Film fast zärtlich da, als würde er die Tragödie vorsichtig auseinandernehmen und ihr eine zweite Chance geben.

9. William Shakespeares Romeo + Julia (1996)

Hier prallen große Gefühle auf laute Farben, religiöse Symbolik und Popmusik. Die Welt wirkt wie ein Fiebertraum aus Neon und Herzschlag, und doch bleibt alles erstaunlich emotional. Die Begegnung zwischen Romeo und Julia (Leonardo di Caprio und Claire Danes) hat einen elektrischen Moment, in dem man spürt, wie alle Nebengeräusche kurz verschwinden. William Shakespeares Romeo + Julia hält am Originaltext fest, aber die Inszenierung verwandelt ihn in etwas Rasantes, Modernes und Mutiges. Die Figuren sprechen Verse, als wären sie Songtexte, und die Kamera tanzt mit ihnen durch eine Welt, die gleichzeitig kitschig und tief berührend ist. Es ist ein Film, der zeigt, wie universell Shakespeares Worte sind, selbst wenn sie zwischen Pistolen, Strandpartys und übertrieben schönen Kostümen stehen. Wenn man zuvor die leichte Welt aus Gnomeo und Julia oder die schräg-sanfte Zombie-Romantik von Warm Bodies – Zombies mit Herz gesehen hat, fühlt sich dieser Film fast wie ein emotionaler Aufprall an – roh, intensiv, aber unglaublich schön.

10. Rache ist sexy (2006)

Vier Mädchen beschließen, einem notorischen Herzensbrecher eine Lektion zu erteilen und merken dabei schneller als geplant, dass Rache komplizierter ist als gedacht. Die kleinen Sabotageaktionen, die sie planen, laufen so herrlich schief, dass man fast jedes Mal grinsen muss. Rache ist sexy trägt die DNA von Viel Lärm um nichts, weil die Figuren ständig Dinge tun, die sie nicht fühlen wollen, und Dinge fühlen, die sie nicht zugeben wollen. Besonders schön sind die Momente, in denen jemand kurz nicht mehr weiß, ob er gerade wütend sein soll oder verliebt. Der Film wirkt leicht, warm und ein bisschen verspielt - genau das, was man von einer lockeren Shakespeare-Variante erwartet, die nicht die Welt verändern will, sondern einfach gute Laune macht. Man spürt die Vorlage stärker, wenn man direkt davor Viel Lärm um nichts gesehen hat - es ist derselbe liebevoll verknotete Mix aus Stolz, Missverständnissen und unerwarteter Nähe, nur eben mit Highschool-Tempo.

Oscars 2026: Das sind die aktuellen Favoriten im Rennen um die „Academy Awards“

Oscars 2026: Das sind die aktuellen Favoriten im Rennen um die „Academy Awards“

Arabella Wintermayr

Arabella Wintermayr

JustWatch-Editor

Die Oscar-Saison 2026 nimmt zunehmend Konturen an – mit einem Feld, das zugleich breit, ungewöhnlich international und thematisch auffallend düster erscheint. 

In den Vorläufen internationaler Branchenblätter kristallisieren sich bereits erste Favoriten heraus: Filme wie One Battle After Another, Hamnet oder Sinners markieren sehr unterschiedliche Schwerpunkte, spiegeln aber die gegenwärtigen Spannungen des amerikanischen wie internationalen Kinos. 

Neben klassischen Prestigeprojekten und ambitionierten Studioproduktionen finden sich unerwartet viele Titel mit stark persönlicher Handschrift. Die folgende Übersicht fasst den aktuellen Stand der Debatte zusammen – und zeigt, welche Filme, Schauspielerinnen und Schauspieler in den wichtigsten Kategorien derzeit als führende Favoriten gelten und welche Außenseiter überraschen könnten.

Bester Film

In zahlreichen Branchenmagazinen führt aktuell One Battle After Another das Feld an: Tatsächlich trägt Paul Thomas Andersons paranoider Gegenwartsfilm zahlreiche Merkmale eines künftigen Kanonfilms, von Leonardo DiCaprios erschöpftem Ex-Revoluzzer bis zur nervös brodelnden Zeitgeiststruktur, die an seine eigenen frühen Ensemblewerke erinnert. Daneben behauptet sich der in Deutschland noch nicht erschienene Hamnet als klassische Prestigeproduktion in vielerlei Rankings: Chloé Zhao erzählt den Tod von William und Agnes Shakespeares Sohn als dichtes Trauerdrama und bietet dem Zweig der Academy, der Tradition schätzt, eine elegante Wahl. Die politischen und etwas wilderen Energien bündelt aber sicherlich Sinners, Ryan Cooglers Blues-Vampir-Hybrid, der Genre und Geschichte verschränkt und beim Publikum deutlich besser ankam, als es das Konzept zunächst vermuten ließ.

Der hierzulande ebenfalls noch nicht erschienene Marty Supreme wiederum löst gerade einen regelrechten Netzhype aus und wirkt wie der logische Safdie-Nachfolger zu Uncut Gems: Ein fiebriger Rausch über Ruhm und Ausverkauf, der auch bei Kritikern für Euphorie sorgt. Joachim Triers Sentimental Value hält als leise Familienchronik die Arthouse-Fahne unter den Favoriten hoch, während Guillermo del Toros Frankenstein wohl eher durch opulente Bildarbeit und eine klassische Gothic-Struktur auf gewisse Sympathien der Academy stoßen dürfte. Netflix ist daneben mit Train Dreams und Jay Kelly im Rennen – ersteres ein stilles Americana-Drama, letzteres ein Baumbach-Beziehungsstück in der Tradition von Marriage Story. Abgerundet wird die Top 10 im Rennen um den Oscar für den „Besten Film“ von zwei Eventtiteln: dem Musical-Giganten Wicked 2 und dem Hochglanz-Rennfilm F1, die weniger wegen formaler Radikalität, sondern als populäre, technisch ambitionierte Schwergewichte mit ins Feld rücken.

Beste Regie

In der Regiekategorie zeichnet sich eine starke Auteur-Achse ab. Paul Thomas Anderson bleibt mit One Battle After Another der naheliegende Favorit, nicht zuletzt, weil die Academy ihm nach Jahrzehnten markanter Arbeiten und elf Nominierungen gewissermaßen eine überfällige Krönung schuldet. Ryan Coogler positioniert sich mit Sinners als Gegenpol: Ein formal verspielter, politisch aufgeladener Genre-Mix, der zeigt, wie weit Studiofilme gehen können. Chloé Zhao knüpft, so die vielfache Einschätzung, mit Hamnet an Nomadland an und verbindet intime Figurenführung mit präziser, historischer Bildgestaltung.

Joachim Trier ist mit Sentimental Value wiederum der internationale Autorenname, der seit Jahren auf eine große Hollywood-Anerkennung zusteuert. Sein Film ist wie schon andere Werke des Norwegers ein Musterbeispiel dafür, wie persönliches Erzählen und gesellschaftliche Themen durch strukturelle Raffinesse zusammengehen können. In einem Jahr, das von Rückkehr-Erzählungen geprägt ist, sticht jedoch auch eine andere Handschrift hervor: Jafar Panahis Ein einfacher Unfall – ein filmisches Statement mit politischer Sprengkraft, das formal entschlackt, aber inhaltlich umso explosiver auftritt. Panahi führt das Kino an jenen Punkt zurück, an dem es zur reinen Beobachtung wird – und zur moralischen Frage.

Dass sich mit Josh Safdies wahnwitzigem Marty Supreme zudem ein radikaler Regie-Akt aufdrängt, der das klassische Preisvokabular eher sprengt, denn bestätigt, macht die Gemengelage nur noch spannender. In der Summe wirkt die Kategorie 2026 wie ein Panorama möglicher Zukunftsrichtungen: von der operettenhaften Größe eines Oscar-Gewinners bis hin zur konzentrierten, widerständigen Miniatur.

Beste Hauptdarstellerin

Das Schauspielerinnenfeld wirkt außerordentlich weit – und auffallend Indie-geprägt. Jessie Buckley in Hamnet wird vielerorts bereits als sichere Größe gehandelt. Renate Reinsve wiederum führt mit Sentimental Value eine Linie fort, die mit Der schlimmste Mensch der Welt begonnen hat, diesmal jedoch ernster, schattierter und weniger verspielt vorbringt. In diese Richtung weist auch Rose Byrnes wagemutige Darstellung in If I Had Legs I’d Kick You, die ästhetisch wie emotional weit aus dem sicheren Terrain herausragt und bereits bei der Berlinale mit einem silbernen Bären gewürdigt wurde. Emma Stone wiederum setzt in Bugonia ihre überaus beeindruckende Zusammenarbeit mit Yorgos Lanthimos fort und spielt eine Figur, die zwischen Farce, Körperhorror und Begehren oszilliert. Ein bewusst überzeichnetes, aber enorm beeindruckendes Spiel. Und Amanda Seyfried liefert – so heißt es – in dem ebenfalls noch nicht in Deutschland gestarteten The Testament of Ann Lee eine spirituell aufgeladene, körperlich hochriskante Performance, in der religiöse Ekstase, Wahn und Sehnsucht eng ineinandergreifen – und die das Potenzial besitzt, als späte Außenseiterin zum ernsthaften Faktor zu werden.

Dazu kommen Chase Infiniti in One Battle After Another, Tessa Thompson in Hedda, einer modernen Ibsen-Variation, und eine einnehmend ausdrucksstarke Darbietung von Jennifer Lawrence in der radikal subjektiven Depressionserzählung Die, My Love, die eine Würdigung mehr als verdient hätte – aber wohl deutlich geringere Chancen hat als etwa Cynthia Erivo, die als Elphaba in Wicked 2 das einbringt, was die Academy immer wieder würdigt: große Stimme, ikonische Rolle, emotionaler Overkill. Dennoch ist es in diesem Jahrgang eine Favoritenkonstellation, in der auffällig wenig Platz für reine „Oscarbait“-Performances bleibt – und wie stark psychologische Extremzustände die Saison prägen.

Bester Hauptdarsteller

Die männliche Hauptkategorie ähnelt einem Schachbrett mit kaum schwachen Figuren. Leonardo DiCaprio in One Battle After Another steht naturgemäß im Zentrum vieler Prognosen: als gealterter Ex-Aktivist, der an seinen eigenen Idealen scheitert, verbindet er Starpower und charakterorientiertes Spiel in einer Weise, die Oscar-Gremien erfahrungsgemäß honorieren. Timothée Chalamet steht mit Marty Supreme ein zweites Mal in Folge in der Favoritenzone: Nach dem knapp verpassten Sieg für A Complete Unknown verkörpert er nun einen typischen Safdie-Protagonisten, der zwischen Hybris und Zusammenbruch taumelt.

Während Michael B. Jordan mit Sinners überzeugend den Weg vom Franchise-Star zum formal interessanten Charakterkino weitergeht, bringt Wagner Moura in The Secret Agent die Sichtbarkeit einer internationalen Produktion in die Kategorie und könnte – sollte der Film im übrigen Feld gut laufen – zum Symbol einer stärker global aufgestellten Academy werden. Daneben gelten George Clooney (Jay Kelly), Ethan Hawke (Blue Moon) und Jeremy Allen White als Bruce Springsteen in Deliver Me From Nowhere als (einigermaßen) aussichtsreiche Kandidaten, die zeigen, wie unterschiedlich die Wege zur gleichen Statue sein können.

Beste Nebendarstellerin

In der Nebendarstellerinnen-Kategorie prallen Musical-Glanz, Arthouse-Feinarbeit und Genre-Aufbrüche aufeinander. Ariana Grande könnte mit ihrer Glinda in Wicked 2 einen klassischsten Oscar-Slot ergattern: eine prominente Popfigur, die sich als durchaus ernstzunehmende Schauspielerin in einer ikonischen Rolle behauptet. Allerdings sorgte Teyana Taylor in One Battle After Another trotz begrenzter Screentime für eine der meistbesprochenen Leistungen – und damit genau jene „Scene Stealer“-Darstellung, die in dieser Kategorie besonders weit kommen kann.

Elle Fanning und Inga Ibsdotter Lilleaas teilen sich in Sentimental Value eine Art Doppelspitze: zwei Performances, die überaus unterschiedlich sind und doch beide das Interesse der Academy wecken könnten. Auch Regina Hall wird regelmäßig als eine der Favoritinnen genannt, mischt im selben Film wie Teyana Taylor mit und könnte von der Gesamtwucht des PTA-Projekts profitieren. Schließlich drängen Amy Madigan (Weapons) mit einer erinnerungswürdigen Horrorperformance und Nina Hoss (Hedda) als deutsche Schauspielerin ins Favoritenfeld.

Bester Nebendarsteller

Im Nebendarsteller-Rennen überschneiden sich ausstehende Karriere-Würdigungen, Comebacks und Aufstiege. Stellan Skarsgård Rolle in Sentimental Value könnte die ideale Gelegenheit sein, eine jahrzehntelange Karriere auszuzeichnen. Sean Penn und Benicio del Toro sind als Teil eines großen Oscar-Favoriten, One Battle After Another, ebenfalls wahrscheinliche Kandidaten. Paul Mescal werden als William Shakespeare in Hamnet ebenfalls große Chancen zugesprochen. Aber auch für Adam Sandler könnte sich mit Jay Kelly endlich der Wunsch nach Anerkennung abseits seiner Komödiantenkarriere erfüllen.

Jacob Elordi wiederum konnte in Frankenstein einen Schritt weiter weg vom Teenie-Seriengesicht hin zum ernsthaften Charakterdarsteller machen. Ergänzt wird das Favoritenfeld durch Namen wie Miles Caton (Sinners), William H. Macy (Train Dreams) oder Jeremy Strong (Springsteen: Deliver Me From Nowhere), die jeweils unterschiedliche Traditionslinien der Kategorie fortführen, vom Ensemble-Arbeiter bis zum „Method“-besessenen Charakterdarsteller.

Bestes Originaldrehbuch

Die Kategorie „Originaldrehbuch“ dient voraussichtlich auch dieses Jahr als Ventil für Filme, die in der Königskategorie womöglich knapp scheitern. Sinners ist hier einer der spannendsten Kandidaten: Ryan Coogler verknüpft Blues-Geschichte, Vampir-Mythologie und amerikanische Gegenwart zu einem Plot, der riskant, überbordend und in besten Momenten erstaunlich präzise ist. Sentimental Value von Joachim Trier und Eskil Vogt repräsentiert das Gegenteil: ein fein ausbalanciertes, aber strukturell komplexes Familiendrama, das sich nie in Konstruktion verliert.

Marty Supreme bringt mit der Safdie-Signatur ein Drehbuch ins Rennen, das bewusst zu viel von allem ist – überfrachtet, dialoglastig, aber in seiner Überdosis konsequent, wie es heißt. Noah Baumbach (mit Emily Mortimer) liefert in Jay Kelly ebenfalls das, was die Academy von ihm kennt, bislang aber nur mit Oscar-Nominierungen bedacht wurde: scharfe Beobachtung von Paar- und Familienkonflikten. Ein einfacher Unfall von Jafar Panahi schließlich bietet ein politisch aufgeladenes, formal strenges Buch, das Macht, Schuld und Zufall verschränkt. Ergänzt durch Außenseiter wie The Testament of Ann Lee, The Secret Agent oder If I Had Legs I’d Kick You entsteht ein Feld, in dem Sprache, Struktur und Tonfall oft mehr wiegen als Publikumszahlen.

Bestes adaptiertes Drehbuch

Bei den Adaptionen konzentriert sich viel auf zwei offensichtliche Schwergewichte: Hamnet und One Battle After Another. Aber auch Guillermo del Toro werden Chancen eingeräumt – der transformiert mit Frankenstein einen Kanonstoff in eine persönliche Reflexion über Monstrosität, Kreatur und Schöpfer, was die Drehbuchleistung zwar nicht weit über eine bloße Aktualisierung hinaushebt, aber dennoch gewürdigt werden könnte. Deutlich interessanter ist da Bugonia (Will Tracy) als schneidige Satire, die auf dem südkoreanischen Film Save the Green Planet! basiert, und eine herausragende Gegenwartsdiagnose liefert.

Train Dreams wiederum macht aus einem vergleichsweise kurzen Prosatext ein vollwertiges Drama, dessen Konzentration eher als Stärke denn als Limit gelesen wird. Wicked 2, The Smashing Machine und Springsteen: Deliver Me From Nowhere ergänzen das Feld um sehr unterschiedliche Formen von Vorlage – Musical, Dokumentarstoff, Biografie –, bei denen die Academy erfahrungsgemäß gern jene versieht, die mehr tun, als bekannten Stoff „cinematisch“ aufzubereiten.

Bester internationaler Film

Das internationale Rennen sieht aus wie eine Fortsetzung der vergangenen Jahre: stark, breit, deutlich weniger eurozentrisch als früher. Norwegen schickt Sentimental Value ins Rennen und platziert damit einen Film, der ohnehin bereits in den Hauptkategorien als Favorit kursiert. Frankreich setzt mit Panahis Ein einfacher Unfall ein politisches Signal und Südkorea schickt mit Park Chan-wooks No Other Choice einen Thriller zu den Oscars, der die Tradition von Parasite fortführen könnte. Brasilien tritt mit The Secret Agent an – einer Mischung aus Spionage, Sozialanalyse und Melodram –, während die Ukraine mit 2000 Meters to Andriivka eine Kriegsreflexion anbietet, deren Relevanz kaum zu übersehen ist. Dazu kommen etwa Spanien mit dem Raver-Film Sirât und Deutschland mit In die Sonne schauen, die beide in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichnet wurden.

Alle Filme und Serien um „Pumuckl“ im Überblick – von den TV-Anfängen bis zur Neuauflage

Alle Filme und Serien um „Pumuckl“ im Überblick – von den TV-Anfängen bis zur Neuauflage

Arabella Wintermayr

Arabella Wintermayr

JustWatch-Editor

Pumuckl gehört zu den langlebigsten Figuren des deutschen Kinderfernsehens. 

Dass ausgerechnet der kleine Kobold mit den feuerroten Haaren den Sprung von der Hörspielfigur der analogen 1960er Jahre bis in das Streaming-Zeitalter geschafft hat, liegt dabei wohl weniger an Nostalgie als an seinem zeitlosen Wesenskern: an einer eigensinnigen Haltung, die sich gegen stumpfe Routine genauso wie gegen Autorität stemmt. Pumuckl widerspricht, fragt nach, zweifelt – und durchkreuzt so jenen Gehorsam, den die Welt gern von den Kleinsten erwartet.

Die folgende Liste blickt auf die unterschiedlichen Etappen dieser Figur: Auf die Wärme der Werkstatt, die Abenteuer außerhalb der Hinterhofswelt des Münchner Stadtteils Lehel – und auf das, was an Pumuckl zeitlos bleibt.

1. Meister Eder und sein Pumuckl (Serie, 1982–1988)

Die erste TV-Adaption der Pumuckl-Hörspiele ist bis heute das Herzstück des Pumuckl-Kosmos – und vermutlich immer noch die souveränste Form, in der die Figur je erzählt wurde. In der Schreinerwerkstatt im Münchner Lehel, einem überschaubaren Mikrokosmos aus Handwerk und kauzigen Nachbarn, entfalten sich Komik und Dramen des Alltags in kleinen, präzisen Beobachtungen: Pumuckl treibt seinen Schabernack, sorgt (oft unfreiwillig) für Chaos und bringt dabei ebenso seinen Meister Eder wie wiederkehrende Figuren, etwa die abergläubische Putzfrau Frau Eichinger, an den Rande des Nervenzusammenbruchs. Allerdings steckt hinter jedem Unsinn stets ein zarter Gedanke über Vertrauen, Verantwortung und die Kunst des Zusammenlebens. 

Die Serie lebt von der Dynamik zwischen dem gutmütigen Meister Eder, gespielt von Gustl Bayrhammer und einem Pumuckl (gesprochen von Hans Clarin), der mit anarchischer Freude jede Ordnung sprengt. Niemals als pädagogischer Fingerzeig, bisweilen aber sogar als Einladung zum Nachdenken über Routinen und festgefahrene Strukturen. Ein Klassiker, der nicht in Nostalgie versinkt, sondern zeitlos bleibt. 

2. Meister Eder und sein Pumuckl (Kinofilm, 1982)

Dieser erste Kinofilm nimmt eine besondere Stellung im Pumuckl-Kanon ein: Er besteht im Kern aus den ersten vier Episoden der damals parallel produzierten Fernsehserie – Spuk in der Werkstatt, Das verkaufte Bett, Das Schlossgespenst und Das Spanferkelessen. Allerdings wurde vieles neu und doppelt gedreht: Nebenrollen anders besetzt, Szenen neu arrangiert, die musikalische Gestaltung überarbeitet. Selbst die Animation unterscheidet sich in Details – etwa in der Sequenz, in der Pumuckl erstmals sichtbar wird und Meister Eder erklärt, dass er für immer bei jenem bleiben muss, der ihn einmal gesehen hat.

3. Pumuckl und der Blaue Klabauter (Kinofilm, 1994)

Hier wird der Mythos größer gedacht: Der Blaue Klabauter bringt erstmals die Herkunft Pumuckls dramatisch ins Spiel – samt Familiengeschichte, Seefahrtsmythos und der titelgebenden Figur, die ihm ein anderes Leben anbietet. Visuell ambitionierter und erzählerisch großformatiger, setzt der Film stärker auf ein weites Abenteuer als auf kleine Beobachtungen. Manche Effekte wirken heute angestaubt, aber narrativ gewinnt der Film an Tiefe, indem er erstmals die Frage stellt, ob Pumuckl eigentlich bleiben will – oder bleiben muss.

Besonders stark sind die Sequenzen an Bord des Schiffes, in denen Pumuckls Identität durch die Verlockungen des Blauen Klabauters und sein Beschwören der “Koboldsgesetze” ins Wanken gerät. Geradezu rührend ist wiederum, wie der Film den Zwiespalt des kleinen Wesens darstellt, der natürlich auch die Bindung zu Meister Eder nicht aufgeben möchte. Ein ungewöhnlicher, emotionaler Höhepunkt der Reihe.

4. Pumuckls Abenteuer (Serie, 1999)

Die kurzlebige Serie versuchte, den Faden von Pumuckl und der Blaue Klabauter aufzunehmen – und führt den Kobold aufs Schiff zurück, diesmal an der Seite des Schiffskochs Odessi (Towje Kleiner). Erzählerisch wirkt dieser Neustart wie ein bewusster Bruch mit der Lehel-Werkstatt: Statt der vertrauten Hinterhofswelt eröffnet sich eine episodische Reise entlang fremder Küsten und Häfen. Tatsächlich aber war dies ein Versuch, die Geschichte des Pumuckl ohne seinen Meister Eder fortzusetzen, nachdem dessen Schauspieler Gustl Bayrhammer gestorben ist.

Doch auch der Kern des Kobolds selbst entfernt sich in Pumuckls Abenteuer merklich vom ursprünglichen Konzept: Aus dem eigensinnigen Störenfried wird häufiger ein neugieriger, beinahe pflichtbewusster Gefährte. Seine anarchische Reibung, einst komisches Fundament, wird zugunsten eines milderen Tonfalls abgeschwächt. Visuell ambitioniert bleibt die Serie ein interessantes, aber letztlich uneinheitliches Experiment.

5. Pumuckl und sein Zirkusabenteuer (Kinofilm, 2002)

Pumuckl kehrt nach München zurück – doch die Werkstatt gehört nicht mehr Meister Eder, da dieser zwischenzeitlich (nun auch in der Erzählwelt) verstorben ist. Nun gehört sie dessen Cousin Ferdinand (Hans Clarin nun vor der Kamera), der den Kobold zunächst für eine Halluzination hält. Doch nach dem ersten Schreck entsteht langsam Vertrauen. Als zwei Zauberkünstler Pumuckls Existenz entdecken, entführen sie ihn kurzerhand: Eine echte magische Sensation, perfekt für die Manege, glauben sie. Doch ihre Pläne stehen im krassen Gegensatz zu Pumuckls Freiheitsdrang – denn der lässt sich ungern instrumentalisieren. 

Die Zirkuswelt wird zur Falle, aber auch zur Bühne für seine anarchischen Streiche, die das gesamte Unternehmen aus den Fugen geraten lassen. Dramaturgisch ist Pumuckl und sein Zirkusabenteuer weniger präzise als die Serie, und auch die Darstellung des Kobolds selbst ist noch zu weit von dem entfernt, was seinen eigentlichen Charme ausmacht.

6. Neue Geschichten vom Pumuckl (Serie, seit 2023)

Mit der Neuauflage der Serie gelang der Neustart dann allerdings mit Bravour: Die Neuen Geschichten vom Pumuckl sind weit mehr als ein nostalgisches Wiederaufkochen. Florian Brückner spielt den Neffen des alten Schreinermeisters als sanft exzentrischen Einzelgänger, der versucht, den Geist der Werkstatt in eine neue Zeit hinüberzuretten: Mit einer (scheinbar) bewussten Verweigerung gegenüber dem digitalen Rauschen der Gegenwart. Auch im 21. Jahrhundert kommt die (rekonstruierte) Hinterholfwelt ohne Smartphone aus – stattdessen setzt der bayrische Kultregisseur Marcus H. Rosenmüller auf die alte, charmante Langsamkeit samt besagter genauer Alltagsbeobachtungen.

Die Episoden greifen dabei vertraute Themen neu auf: Pumuckl spielt wieder seine Streiche und richtet dabei allerhand Chaos an. Besonders gelungen sind jene Folgen, die beinah weise geraten sind: Der Tod des ursprünglichen Meister Eder wird nicht ausgespart, sondern offen thematisiert. Kindergerecht, aber ohne falsche Furcht vor der Ernsthaftigkeit der Thematik. So bewahrt die Serie jene rare Mischung aus Humor, Wärme und einer bisweilen leisen Melancholie – ein Ton, der erstaunlich gut ins Heute passt.

7. Pumuckl und das große Missverständnis (Kinofilm, 2025)

Der vierte Kinofilm funktioniert etwas wie Pumuckl und der blaue Klabauter, und erzählt doch eine ganz eigene Geschichte. Auch hier lassen Pumuckl und (der neue) Meister Eder die Werkstatt hinter sich und brechen in ein Abenteuer jenseits des Münchner Lehels auf. Florian Eder (weiterhin Florian Brückner) wird in die Berge eingeladen, um an seiner ehemaligen Ausbildungsstätte ein altes Maibaum-Karussell zu reparieren. Der kleine Kobold langweilt sich dabei und bringt – wie so oft, eigentlich mit allerbesten Absichten handelnd – reichlich Chaos in das Dorf und seinen Ziehvater in Erklärungsnot. Darüber kommt es zum Streit zwischen den beiden, und erneut stellt sich für Pumuckl die Frage, wo er eigentlich hingehört.

Pumuckl und das große Missverständnis ist ob dieser Entwicklung ein ähnlich emotionaler Höhepunkt wie jener zweite Kinofilm um den kleinen Kobold. Erzählerisch nicht immer präzise, aber voller situativer Komik, charmanten Momenten und letztlich viel Zärtlichkeit: Ein mindestens so spaßiger wie schöner Film über Zugehörigkeit und Zusammenhalt.

  • Zum Start der 5. Staffel: 5 Stranger Things-Easter Eggs, die du vielleicht übersehen hast

    Zum Start der 5. Staffel: 5 Stranger Things-Easter Eggs, die du vielleicht übersehen hast

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Stranger Things hat eine besondere Art, Nostalgie nicht einfach zu zitieren, sondern wieder lebendig zu machen. Manche Szenen fühlen sich an, als würde man zufällig in einem alten Wohnzimmer sitzen, in dem gerade Videokassetten von Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers oder Poltergeist herumliegen, während draußen die Straßenlaternen flackern.

    Die Serie arbeitet nicht mit großen Pfeilen auf dem Bildschirm oder „Achtung! Referenz!“- Momenten, sondern mit diesem fließenden Gefühl, dass Bilder und Stimmungen von früher wie kleine Geister in Hawkins herumspuken. Ein Blick in ein verlassenes Kinderzimmer oder ein kurzer Moment im Wald, ein ungewöhnlicher Schatten über einem Gesicht - und plötzlich sieht man im Hintergrund die Filmgeschichte der 80er mitlaufen. Genau dadurch entsteht dieser ganz eigene Zauber: Man erkennt etwas, ohne es sofort greifen zu können, und wenn man es doch erkennt, wirkt es wie ein kleines Geschenk. Diese fünf Easter Eggs gehören zu jenen, die besonders schön versteckt sind - nicht laut, nicht protzig, sondern so eingebaut, dass man sie eher spürt als sieht.

    1. E.T. – Der Außerirdische (1982)

    Es gibt Momente in Stranger Things, in denen man fast vergisst, dass man eine Horrorserie schaut, weil plötzlich dieses warme, flirrende Gefühl von E.T. – Der Außerirdische durch die Szene weht. Die Anspielung ist nicht nur das berühmte Fahrradmotiv, sondern steckt viel tiefer in der Art, wie die Serie das Unsichtbare behandelt. Als die Jungs Eleven zum ersten Mal verstecken, riecht die Szenerie förmlich nach Kinderzimmer, Popcorn und Geheimnissen, genau wie die Szenen, in denen Elliott versucht, E.T. vor den Erwachsenen zu schützen. Die blonde Perücke und das Kleid, die Eleven übergestülpt bekommt, sind nicht einfach nostalgische Requisiten; sie sind wie ein kleiner Liebesbrief an den Moment, in dem ein Wesen aus einer anderen Welt für wenige Sekunden so tut, als würde es dazugehören. Und wenn Will später über die Weihnachtslichter kommuniziert, spürt man dieselbe Magie wie beim leuchtenden Finger, der sagt: „Ich bin noch da.“ Dieses Easter Egg wirkt so stark, weil es zeigt, dass das Fremde in Hawkins nicht nur bedrohlich sein muss – manchmal fühlt es sich an wie ein verlorener Freund, der nur den falschen Ort erwischt hat.

    2. Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

    Die vielleicht düsterste Filmspur der Serie führt direkt zu Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, und man merkt das spätestens dann, wenn das Upside Down zum ersten Mal als lebendiges, atmendes Gebilde gezeigt wird. In Staffel 2 gibt es eine Sequenz, in der Forscher in Schutzanzügen durch die von Sporen durchzogenen Tunnel gehen, und man könnte schwören, dass gleich das Kratzen des Xenomorphs zu hören ist. Das Flackern der Taschenlampen auf organischen Wänden, die feucht glänzenden Oberflächen, die bedrückende Enge - das ist nicht zufällig gestaltet, sondern eine visuelle Liebeserklärung an Ridley Scotts Sci-Fi-Albtraum. In Hawkins ist die Gefahr weniger weit entfernt als im Weltraum, aber sie fühlt sich ähnlich an: etwas schlaues, wachsendes, das man nicht kontrollieren kann. Besonders intensiv ist die Szene, in der Hopper allein in den Tunneln feststeckt und jede Bewegung klingt, als wäre der Raum selbst lebendig. Genau dort verschmilzt Stranger Things am stärksten mit Alien: im Gefühl, dass man nicht weiß, ob man gerade etwas sucht, oder ob etwas einen findet.

    3. Nightmare – Mörderische Träume (1984)

    Wenn Vecna in Staffel 4 zuschlägt, fühlt es sich an, als würde jemand die Tür zu Nightmare - Mörderische Träume öffnen und Freddy Krueger persönlich hineinbitten. Die Art, wie seine Opfer plötzlich in Visionen kippen, die erst wie Kindheitserinnerungen wirken und dann in groteske Verzerrungen abrutschen, ist eine nahezu perfekte Echoaufnahme des 80er-Kult-Horrors. Besonders eindrucksvoll ist eine Szene, in der das Opfer buchstäblich die Decke verliert: die Welt knickt ein, als hätte sich die Realität selbst in einen Traum verwandelt, der niemandem gehören will. Stranger Things übernimmt dabei nicht nur die Ästhetik, sondern auch die psychologische Logik: Der Angriff beginnt im Inneren, im Schmerz und nicht im Monster. Und dann dieser Meta-Moment, der Fans jedes Mal ein Grinsen entlockt: Robert Englund, der Mann, der Freddy zu einer Ikone machte, steht plötzlich als Victor Creel vor uns. Das ist kein Zufall, das ist eine bewusste Verbeugung. Dieses Easter Egg ist deshalb so stark, weil es nicht nur referenziert, sondern mitspielt, als würde Hawkins selbst kurz zu Springwood werden.

    4. Die Goonies (1985)

    Die Goonies schleicht sich in Stranger Things nicht als Zitat hinein, sondern als Energie: dieses leicht chaotische, aber unfassbar liebenswerte Gefühl, wenn eine Gruppe Kinder zu einer Bande wird, weil sie niemanden sonst hat, der ihnen glaubt. Die deutlichste Hommage findet man in Staffel 2, wenn Wills Zeichnungen plötzlich zur Karte eines unterirdischen Labyrinths werden. Die Kids knien auf dem Boden, schieben Papierstücke zurecht, diskutieren, streiten und lachen - exakt der Spirit, der Die Goonies zu einem Klassiker gemacht hat. Nur dass in Hawkins am Ende kein Piratenschatz wartet, sondern der Ursprung einer Bedrohung, die still unter den Straßen wächst. Auch das Umherschleichen in Kellern, das Erkunden verlassener Orte oder das gegenseitige Durchschleppen durch halbkaputte Häuserflure tragen diese Handschrift. Dieses Easter Egg macht so viel Freude, weil es zeigt, dass Abenteuer nicht immer leicht sein müssen, um sich so anzufühlen, und dass Mut manchmal einfach darin besteht, mit den richtigen Menschen in die falsche Richtung zu rennen.

    5. Das Imperium schlägt zurück (1980)

    Von allen Easter Eggs ist dieses eines der subtilsten, aber vielleicht auch eines der schönsten. Das Imperium schlägt zurück lebt in Stranger Things als Sprachschablone der Kinder weiter: Sie sprechen über Loyalität, über Verrat, über Mut und benutzen dabei ganz selbstverständlich Begriffe aus der Star Wars-Saga. Wenn jemand in der Gruppe plötzlich „wie Lando“ handelt, weiß jeder sofort, was gemeint ist: charmant, aber vielleicht nicht ganz zuverlässig. Die Wände der Jungszimmer sind gespickt mit Figuren, Raumschiffen und Postern, die wie kleine Orientierungspunkte dienen, wenn die reale Welt unübersichtlich wird. Und dann gibt es diese winzigen Geräusche: ein Konsolen-Ping, ein Alarm oder ein blinkender Ton aus dem Labor, die klingen, als hätte jemand versehentlich den Todesstern im Keller eingeschaltet. Die Serie zeigt damit, wie tief Popkultur in den Alltag von Hawkins eingewebt ist: Für die Kinder ist Star Wars kein Film, sondern eine Sprache. Und genau dadurch fühlt sich dieses Easter Egg so wahr an - wie ein kleiner Funke Galaxis mitten in Indiana.

  • „Zootopia“ und 7 weitere Disney-Filme, deren Originalkonzepte zu düster waren

    „Zootopia“ und 7 weitere Disney-Filme, deren Originalkonzepte zu düster waren

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Disney und Pixar gelten als Studios, die Familienunterhaltung perfektioniert haben, doch viele Filme basierten ursprünglich auf deutlich härteren, brutaleren oder psychologisch unangenehmeren Ideen. 

    Einige dieser frühen Entwürfe wirken heute wie Material für Horror-Fans, andere so dystopisch, dass man kaum glauben kann, dass sie jemals für einen Kinderfilm vorgesehen waren. Die folgende Liste zeigt, wie radikal manche Projekte begonnen haben, bevor sie entschärft, komplett umgebaut oder ganz verworfen wurden. Überraschend ist vor allem, wie weit manche Konzepte gingen und wie klar erkennbar ist, dass einzelne Ideen die Altersfreigabe zuverlässig in Richtung „auf keinen Fall unter 12“ verschoben hätten.

    Warum aus „Zootopia“ plötzlich „Zoomania“ (2016) wurde

    Die ursprüngliche Version von Zoomania war fast schon gesellschaftsdystopisch: Raubtiere trugen sogenannte „Tame Collars“, Halsbänder, die ihnen bei jeder emotionalen Überreaktion einen schmerzhaften Elektroschock verpassten. Die Folter-Wearables sollten Zivilisiertheit erzwingen und verwandelten Raubtiere faktisch in Bürger zweiter Klasse. Die Handlung rückte dadurch deutlich stärker Themen wie systemische Diskriminierung, Kontrolle und Traumatisierung in den Mittelpunkt. Bei Testvorführungen wirkte dieser Ansatz jedoch zu bedrückend, sodass Disney die Idee ziemlich schnell verwarf. Geblieben ist nur eine deutlich freundlichere Fassung, die den Film klar in Richtung Familienunterhaltung verschiebt. Die Schockhalsbänder gelten heute als Paradebeispiel für ein Konzept, das schlicht „zu düster für Disney“ war.

    „Toy Story“ (1995) – Woody als manipulativer Tyrann

    Der frühe Woody unterschied sich massiv von dem heldenhaften Cowboy, den wir kennen und lieben gelernt haben. Im berüchtigten Storyboard-Entwurf, der heute als „Black Friday Reel“ bekannt ist, trat er als zynischer, herrischer und zeitweise sadistischer Anführer auf, der andere Spielzeuge manipulierte, beleidigte und gezielt einschüchterte. Die Tonalität erinnerte eher an eine düstere Antihelden-Satire als an einen Familienfilm. Sein Verhalten gegenüber Buzz Lightyear war nicht bloß Eifersucht, sondern klar bösartig. Pixar entschied sich deshalb für eine vollständige Neuausrichtung der Figur und formte Woody emotional so lange um, bis er als fehlerhafter, aber sympathischer Best-Buddy funktionierte. Ohne diesen radikalen Umbau wäre Toy Story kaum ein Meilenstein geworden, sondern ein finsterer Film, der Kinder wie Erwachsene eher irritiert hätte.

    Der „König der Löwen“ (1994) – Die brutale „King of the Jungle“-Version

    Bevor Der König der Löwen zum warmherzigen Coming-of-Age-Klassiker wurde, existierte eine deutlich härtere Ursprungsversion. Unter dem Arbeitstitel „King of the Jungle“ plante Disney eine rohere Tierwelt, brutalere Machtkämpfe und eine wesentlich finsterere Grundstimmung. Humor spielte kaum eine Rolle, Scar war weniger Shakespeare-Bösewicht als blutrünstiger Warlord, und Mufasas Bedeutung sollte ursprünglich deutlich kleiner ausfallen. Dieser nüchternere, aber emotional kalte Ansatz erschwerte jede Bindung zu einem jungen Publikum. Erst die spätere, zugänglichere Fassung mit klaren Gefühlen, Humor und musikalischen Momenten schuf jene emotionale Struktur, die den Film weltweit erfolgreich machte. Ohne diesen Richtungswechsel wäre Der König der Löwen kaum ein kulturelles Phänomen geworden.

    Die gestrichenen Emotionen aus „Alles steht Kopf“ (2015)

    Als Alles steht Kopf 2015 erschien, wurde der Film sofort für seine präzise Darstellung menschlicher Gefühle gefeiert. Doch frühe Entwürfe waren deutlich düsterer. Neben Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel sollten ursprünglich auch Depression, Verzweiflung und Trübsinn zentrale Rollen spielen. Diese zusätzliche emotionale Schwere führte jedoch zu einer düsteren, kaum noch kindgerechten Tonalität. Die Kreativen entschieden sich daher für eine radikale Reduktion, um die innere Dynamik von Riley klarer, verständlicher und weniger bedrückend zu erzählen. Von diesem Schritt profitierte letztlich der gesamte Film: Die Konzentration auf fünf Hauptgefühle schärfte die Dramaturgie und verhinderte eine zu dunkle psychologische Komplexität, die das Zielpublikum überfordert hätte.

    „Die Eiskönigin“ (2013) – Elsa, das pure Böse

    Die erste Fassung von Frozen orientierte sich deutlich stärker am düsteren Märchen der Schneekönigin. Elsa war darin eine reine Antagonistin, ohne Trauma, ohne Schwesterbindung und ohne innere Zerrissenheit. Ihre Eismagie diente nicht der Selbstbeherrschung, sondern purer Machtgier und Kontrolle. In dieser Version versklavte sie Arendelle, beschwor Kreaturen aus Eis und agierte über weite Strecken als überzeugte Bösewichtin ohne moralischen Kompass. Eine Selbstbefreiung wie „Let It Go“ existierte nicht, ebenso wenig ein moralischer Wandel. Das Ergebnis war eine konventionell dunkle, emotional hohle Geschichte. Erst als Elsa zur tragischen, kontrollsuchenden Figur umgeschrieben wurde, bekam der Film sein emotionales Zentrum – und wurde zum globalen Phänomen.

    „Aladdin“ (1992) – Der düstere Straßenjunge

    Der frühe Aladdin war keine charmante Trickster-Figur, sondern ein deutlich härter gezeichneter Charakter. In frühen Drehbuchfassungen erschien er als ruppiger, moralisch ambivalenter Straßenjunge, der aus Frust, Wut oder blanker Verzweiflung handelte. Er war älter, aggressiver und kaum als identifikationswürdiger Held angelegt. Auch der Ton der Geschichte war weniger märchenhaft, sondern stärker von einem dreckigen Straßendrama geprägt. Erst als das Team merkte, dass dieser Ansatz nicht zu Robin Williams’ energetischem Genie-Humor passte, wurde Aladdin jünger, frecher und emotional zugänglicher umgeschrieben. Dieser kreative Richtungswechsel machte aus einer rauen Diebesgeschichte jene warmherzige Abenteuerfantasie, die den Film zu einem der beliebtesten Disney-Klassiker überhaupt machte.

    „WALL·E“ (2008) – Die brutale Maschinen-Dystopie

    Die frühen Entwürfe von WALL·E waren deutlich härter und näher an klassischer Science-Fiction als an einem Familienfilm. In dieser Fassung war die Erde nicht nur vermüllt, sondern radioaktiv zerstört; die Menschheit war bereits ausgestorben. WALL·E stieß ausschließlich auf feindselige Maschinen und verlor im Verlauf der Handlung sogar Teile seines Bewusstseins. EVA war ebenfalls wesentlich kälter angelegt und hätte WALL·E am Ende eliminiert, um ihre Mission ohne emotionale Ablenkung zu erfüllen. Die Autoren fanden diese Vision spannend, doch die Testleser des Drehbuchs beschrieben die Geschichte als nihilistisch und emotional leer. Erst die überarbeitete, hoffnungsvollere Version mit Humor, Romantik und Menschen machte den Film zugänglich – und letztlich zu einem der beliebtesten Pixar-Werke.

    „Mulan“ (1998) – Die gestrichene Zwangsheirat mit Shang

    Frühe Entwürfe von Mulan (1998) enthielten ein paar deutlich traditionellere – und problematischere – Plot-Elemente. In einem frühen Storyboard waren Mulan und Shang einander versprochen, Teil einer arrangierten Ehe zwischen ihren Familien. Mulans Weigerung, dieses Arrangement zu akzeptieren, wäre der eigentliche Auslöser ihrer Reise gewesen, nicht die Sorge um ihren alternden Vater. Dieser Ansatz hätte Mulan jedoch zu einer weit weniger heldenhaften Figur gemacht und den emotionalen Kern des Films – Mut, Loyalität und familiäre Verantwortung – verwässert. Deshalb strich Disney die Idee komplett. Erst die spätere Version, in der Mulan aus Pflichtgefühl gegenüber ihrem Vater handelt und Shang nur eine zarte Andeutung von Romantik bleibt, schärfte ihren Charakter zu einer selbstlosen Heldin.

  • Ambition, Geheimnisse, Macht: 10 Dark-Academia-Filme nach „After the Hunt“

    Ambition, Geheimnisse, Macht: 10 Dark-Academia-Filme nach „After the Hunt“

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    After the Hunt führt den italienischen Regisseur Luca Guadagnino erstmals tief in ein akademisches Milieu: In die ehrwürdigen Hallen der Yale University, wo Denken allerdings nicht nur Beruf sondern ebenso Bühne und Wettbewerbsdisziplin zu sein scheint. 

    Im Zentrum stehen drei Figuren, die an der philosophischen Fakultät lehren oder studieren: Alma (Julia Roberts), ihr Kollege Hank (Andrew Garfield) und ihre Doktorandin Maggie (Ayo Edebiri). Was als Diskurs über Ethik, Identitätspolitik und intellektuelle Verantwortung beginnt, verwandelt sich in ein ungewöhnliches #MeTee-Drama, als ein Vorwurf im Raum steht, der alles infrage stellt.

    Guadagnino interessiert sich dabei weniger für die Wahrheit selbst als für die Mechanismen, die sie umgeben: Macht, Karrierehunger, Imagepflege, und Angst. After the Hunt zeigt eine Welt, in der Bildung nicht bloß Wissen meint, sondern politisches Terrain, sozialen Status – und ein Ringen um Deutungshoheit. Diese Liste versammelt Filme, die denselben Nerv treffen: Erzählungen aus akademischen, künstlerischen oder intellektuellen Räumen, in denen Ambition, Geheimnisse und  Intrigen zu Spannungen führen, die sich psychisch, sozial oder existenziell entladen. Filme, die zeigen, wie wie leicht Ideale in Abgründe umschlagen können.

    10. Kill Your Darlings (2013)

    Ein Film über die Euphorie eines geistigen Aufbruchs – und den Moment, in dem ein Traum kippt. Ginsberg (Daniel Radcliffe) erlebt sein erstes Studienjahr an der Columbia University als Aufbruch in ein neues geistiges Leben: Er trifft auf Lucien Carr, David Kammerer und William S. Burroughs – allesamt junge Männer, die Literatur nicht als akademische Pflichtübung, sondern als radikalen Befreiungsversuch denken. Doch aus intellektueller Ekstase entsteht ein Abgrund, als ein Gewaltakt ihre Ideale und Loyalitäten erschüttert. Kill Your Darlings erzählt weniger vom Verbrechen als vom Ende einer jugendlichen Vorstellung davon, was Genie bedeutet. Der Film macht die Schattenseiten akademischer Selbststilisierung sichtbar: Inspiration, die sich zu Wahn versteigt; Freundschaft, die an Konkurrenz zerbricht; Ideale, die Zerstörung in sich tragen.

    9. Elle (2016)

    Michelle (Isabelle Huppert), Leiterin eines Pariser Videospielstudios, wird in ihrem eigenen Haus überfallen – und weigert sich, die Rolle des Opfers anzunehmen. Statt Rückzug sucht sie die Kontrolle über das Erlebte und über das Schweigen danach. Elle spielt nicht im direkten akademischen Umfeld, denkt jedoch über sehr ähnliche Räume nach: Ein Milieu, in dem Intellekt und Status die zentrale Währung sind. Paul Verhoeven interessiert sich nicht für moralische Eindeutigkeit, sondern für widersprüchliche Selbstbehauptung. Elle zeigt, wie Identität zur letzten Verteidigungslinie werden kann, wenn Systeme, Menschen und Institutionen versagen. Ein verstörend souveräner Film – komplex, kühl, provozierend.

    8. Saltburn (2023)

    Saltburn beginnt als scheinbare Augstiegsgeschichte: Oliver (Barry Keoghan), Außenseiter in Oxford, wird von Felix (Jacob Elordi) in seine aristokratische Familie eingeladen. Was wie ein Eintritt in ein anderes Leben wirkt, entpuppt sich allerdings als provokante Versuchsanordnung, in der Nähe, Bewunderung und Macht permanent neu verhandelt werden. Emerald Fennell interessiert sich weniger für das Klassenmärchen als für den Hunger, der es antreibt: Nach Anerkennung, nach Sichtbarkeit, nach Bedeutung. Saltburn ist ein bewusst provokant inszenierter Film, der mit großer Lust an Schockeffekten zeigt, wie schmal die Grenze zwischen Bewunderung und Besessenheit sein kann.

    7. Good Will Hunting (1997)

    Will Hunting (Matt Damon), Aushilfskraft am MIT, besitzt ein mathematisches Genie, das er ebenso vehement verdrängt wie seine inneren Verletzungen. Als ein Professor (Stellan Skarsgård) sein Talent erkennt, versucht er Will in eine akademische Laufbahn zu drängen, die für ihn zugleich Verheißung und Bedrohung ist. Der Wendepunkt entsteht erst im Gespräch mit einem geduldigen Therapeuten (Robin Williams), der keine Erwartungen stellt, sondern wirkliche Nähe zulässt. Good Will Hunting ist ein stilles Drama über Begabung, Angst und Selbstschutz – und darüber, wie Bildung nur dann heilend wirken kann, wenn sie den Menschen sieht, nicht nur sein Potenzial.

    6. Tagebuch eines Skandals (2006)

    Hier wird Sehnsucht zur Waffe: Sheba (Cate Blanchett), neu an einer Londoner Gesamtschule, beginnt eine Affäre mit einem minderjährigen Schüler – eine Grenzüberschreitung, die ihre Kollegin Barbara (Judi Dench) entdeckt und zunächst verschweigt. Was als stille Komplizenschaft beginnt, verwandelt sich allmählich in ein Geflecht aus Kontrolle, Abhängigkeit und emotionaler Erpressung. Auch ohne Universitätskulisse verhandelt Tagebuch eines Skandals zentrale Dark-Academia-Themen: Einsamkeit, institutionelle Macht, und moralische Grauzonen spielen eine zentrale Rolle. Richard Eyre inszeniert mit kühler Genauigkeit, getragen aber wird das Drama von zwei herausragenden Hauptdarstellerinnen. 

    5. Suspiria (1977)

    Ein finsteres Horrormärchen aus Angst, Disziplin und Okkultem: Als die amerikanische Ballettschülerin Suzy Bannion (Jessica Harper) an einer renommierten Tanzakademie in Freiburg ankommt, merkt sie schnell, dass der Ort von etwas Dunklerem beherrscht wird als bloßem Ehrgeiz. Dario Argentos Suspiria verwandelt die Institution in eine Art hermetisches Ritualsystem: ein Ort, an dem Disziplin, Geheimhaltung und Hierarchie nicht nur pädagogische Strukturen sind, sondern okkulte Machtmittel. Der Ausdrucksstil des Films – expressionistische Farben, opernhafte Musik, präziser Horror – lässt die Schule selbst zum psychologischen Labyrinth werden. Suspiria führt Dark Academia an ihren Ursprung zurück: als Erzählung von Wissen, das Kontrolle verspricht – und letztlich verzehrt. Ein hypnotisches, radikal stilisiertes Werk – schön und grausam zugleich.

    4. Der Club der Toten Dichter (1989)

    An einer Elite-Akademie in Neuengland inspiriert der neue Englischlehrer John Keating (Robin Williams) seine Schüler dazu, eigene Gedanken zu formulieren – und stößt damit auf den erbitterten Widerstand einer Institution, die Sicherheit über Selbstbestimmung stellt. Peter Weirs Film verweist auf ein Motiv, das sich in vielen Dark-Academia-Geschichten wiederfindet: Bildung als Versprechen, das nicht für alle gilt. Club der Toten Dichter gehört in diese Liste, weil er zeigt, wie schmerzhaft der Moment sein kann, in dem junge Menschen begreifen, dass Freiheit stets einen Preis hat – manchmal einen zu hohen.

    3. The Holdovers (2023)

    The Holdovers spielt an einem Elite-Internat in Neuengland und erzählt von einem Schüler, der über die Weihnachtsferien auf dem weitgehend menschenleeren Campus zurückbleibt – gemeinsam mit einem misanthropischen Lehrer (Paul Giamatti) und der trauernden Küchenchefin (Da’Vine Joy Randolph). Was als Zwangsgemeinschaft mit klaren Klassengrenzen beginnt, entwickelt sich zu einer Annäherung dreier Menschen, die auf unterschiedliche Weise feststecken: in Rollenerwartungen, Schuld, Schmerz. Alexander Payne lässt die Geschichte langsam, mit feinem Humor und melancholischer Tiefe entstehen. Visuell wie atmosphärisch ist der Film ein Musterbeispiel moderner Dark-Academia-Ästhetik. The Holdovers überzeugt durch seine Warmherzigkeit, seine eleganten Dialoge und seine leisen, unaufdringlichen Weisheiten – ein außergewöhnlich schöner Film darüber, wie Nähe entsteht, wenn sie am wenigsten erwartet. 

    2. Empörung (2016)

    Eine oft übersehene, aber überaus sehenswerte Adaption von Philip Roths gleichnamigen Roman: Marcus Messner (Logan Lerman), Sohn eines jüdischen Metzgers, erhält in den 1950er Jahren ein Stipendium an einem konservativen College. Das Studium soll ihn vor der Einberufung in die US-Armee schützen – doch er trifft auf ein System, das Disziplin verlangt, ohne Orientierung zu geben oder echte Bildung zu vermitteln. James Schamus inszeniert mit mitreißender Klarheit, wie Marcus in die Mühlen rigider Moralvorstellungen gerät. Vor allem die Wortgefechte mit dem College-Präsidenten entwickeln sich zur tiefgründigen Auseinandersetzung über Prinzipien, Sinn und Schuld. Empörung zeigt das Bildungssystem nicht als Befreiung, sondern als soziale Prüfung in politisch angespannten Zeiten – und macht sichtbar, wie selbst hehre Ziele und Ideale unter solchen Bedingungen zur Last ihres Trägers werden können. 

    1. Tár (2022)

    Lydia Tár (Cate Blanchett) ist die gefeierte Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker – doch ihre Karriere gerät ins Wanken, als persönliche Verstrickungen und beruflicher Machtmissbrauch ans Licht dringen. Todd Field interessiert sich dabei weniger für den Skandal selbst als für die Mechanismen, die ihn möglich machen – für die verhängnisvolle Verzahnung aus Abhängigkeiten, Schweigen und institutionellem Selbstschutz. Tár folgt seiner Protagonistin in Proberäume, zu exklusiven Dinnern, aber auch in den Unterricht mit Studierenden an der renommierten Juilliard School, wo es zur ikonischsten Szene des Dramas kommt. Dass der Film dabei kühl, präzise und unaufgeregt bleibt, ist seine größte Stärke: Tár ist ein Meisterwerk psychologischer Beobachtung – und eine der eindringlichsten Charakterstudien der letzten Jahre.

  • „Sharknado“: alle sechs Filme, vom schlechtesten bis zum besten

    „Sharknado“: alle sechs Filme, vom schlechtesten bis zum besten

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Die Sharknado-Reihe ist eines der seltsamsten Popkulturphänomene überhaupt: Eigentlich hätte das Konzept nie funktionieren dürfen – und genau das erklärt seinen Reiz. Aus einem improvisierten TV-Projekt wurde ein globales Meme, das über sechs Filme hinweg immer weiter eskalierte. Manche Teile wirken wie reine Pflichterfüllung, andere treffen genau diesen absurden Ton, der die Reihe bis heute trägt. 

    Unser Ranking ordnet alle Teile vom schwächsten bis zum stärksten und bewertet, wie souverän jeder Film seine eigene Absurdität ausspielt und im direkten Vergleich abschneidet. Egal, ob du Trash-affin bist oder einfach den richtigen Stoff für eine herrlich bekloppte Filmnacht suchst: Hier findest du eine klare Orientierung – und zugleich einen passenden Einstieg, um bestens auf das für 2026 angekündigte Prequel Sharknado Origins vorbereitet zu sein.

    6. Sharknado 4 (Original: „Sharknado: The 4th Awakens“, 2016)

    Nach Jahren ohne Haistürme kehrt die Bedrohung zurück – diesmal als Sand-, Öl- und sogar radioaktive Nukenados. Fin kämpft erneut darum, seine Familie aus immer groteskeren Elementar-Sharknados zu retten, doch der Film verlässt sich fast vollständig auf Star-Wars-Parodien, Nostalgie-Referenzen und eine Flut belangloser Cameos. Während Sharknado 3 trotz Überfrachtung noch eine gewisse Energie und ein Gespür für sein eigenes Chaos besitzt, wirkt der vierte Teil wie ein ermüdeter Meta-Zitatgenerator, der Absurdität nur noch imitiert, statt daraus Funken zu schlagen – am Ende wie eine schlechte Kopie. Sharknado 5 zeigt später wenigstens wieder Ambition im globalen Maßstab. Sharknado 4 bleibt hingegen blass, konzeptlos und ohne jeden echten Trash-Reiz – der klar schwächste Beitrag der gesamten Reihe.

    5. Sharknado 3 (Original: „Sharknado 3: Oh Hell No!“, 2015)

    Fin muss diesmal erst Washington retten, dann die gesamte Ostküste und schließlich sogar die ISS, wo der Film in einem völlig überdrehten Weltraumfinale endet. Die Ideen überschlagen sich im Minutentakt, doch viele Szenen bleiben erstaunlich unfokussiert und wirken eher wie zufällig eingestreute Sketche als wie konsequent überzogener Trash. Im direkten Vergleich zu Sharknado 4, der sich in zielloser Meta-Satire verzettelt, besitzt Sharknado 3 zumindest so etwas wie Spielfreude und ein Grundmaß an chaotischer Energie. Gleichzeitig fehlt ihm die kompromisslose Anarchie von Sharknado 6, der seinen Irrsinn später offen auskostet. Wirklich gut ist Sharknado 3 nicht, aber er schlägt seinen Nachfolger – und ist chaotisch auf eine Weise, die tatsächlich unterhält.

    4. Sharknado 6: The Last One (Original: „The Last Sharknado: It’s About Time“, 2018)

    Der Abschlussfilm wirft jede Hemmung über Bord und jagt Fin quer durch die Zeit: von Dinosauriern über das Mittelalter bis in den Wilden Westen und diverse dystopische Zukunftsszenarien – immer mit dem Ziel, den allerersten Sharknado zu verhindern. Während Sharknado 3 unter seiner eigenen Überlastung einknickt und Sharknado 5 noch versucht, seine Bedrohung halb ernsthaft zu inszenieren, findet Sharknado 6 endlich den Mut zur vollständigen Selbstironie. Nicht jede Szene funktioniert, aber der Film akzeptiert offen, was die Reihe längst ist: hemmungsloser, maximaler Trash-Wahnsinn. Als Finale funktioniert das überraschend gut. Dieser Teil ist klar unterhaltsamer und deutlich stärker als die müde Mittelphase der Kultreihe.

    3. Sharknado 5: Global Swarming (Original: „Sharknado 5: Global Swarming“, 2017)

    Ein Netz aus globalen Mega-Sharknados bedroht Metropolen wie London, Rom und Tokio. Doch das ist noch lange nicht alles: Als Fins Sohn entführt wird, verwandelt sich der Film in eine weltumspannende Rettungsmission, die sich von Schauplatz zu Schauplatz steigert und voller bewusst überdrehter Momente steckt. Anders als Sharknado 4, der weitgehend wie ein ermüdeter Parodieautomat wirkt, zeigt Sharknado 5 spürbar den Willen, das Franchise größer, internationaler und tatsächlich etwas epischer wirken zu lassen. Gleichzeitig bleibt er geerdeter als Sharknado 6, der später vollständig im Multiverse-Irrsinn aufgeht. Am Ende ist dies der stärkste Beitrag der späten Phase – chaotisch, laut und überraschend unterhaltsam.

    2. Sharknado – Genug gesagt! (Original: „Sharknado“, 2013)

    Ein gewaltiger Sturm schleudert Haie über Los Angeles, während Fin verzweifelt versucht, seine Familie in Sicherheit zu bringen. Die Effekte sind rudimentär, viele Szenen wirken improvisiert, und genau dieser Mangel an Feinschliff sorgt bis heute für den eigentümlichen Reiz des Films. Anders als Sharknado 3 (2015) oder Sharknado 4 (2016) wirkt der allererste Haisturm nicht wie ein bewusst kalkulierter Trash-Entwurf, sondern eher wie ein Projekt, das unbeabsichtigt in den Kultstatus hineinstolpert. Selbst im Vergleich zu Sharknado 2, der das deutlich bessere Timing und mehr Humor besitzt, bleibt der Erstling einzigartig: Keine spätere Fortsetzung konnte diese unfreiwillige Komik noch einmal reproduzieren oder auch nur annähernd einfangen.

    1. Sharknado 2 (Original: „Sharknado 2: The Second One“, 2014)

    Nach einem Hai-Angriff im Flugzeug verlagert sich das Chaos nach New York, wo Fin mit Kettensägen, improvisierten Waffen und purem Überlebenswillen gegen den nächsten Wirbelsturm aus Raubfischen antritt. Sharknado 2 findet genau den Sweet Spot der Reihe: schneller und klarer strukturiert als Sharknado, weniger überladen als Sharknado 3, einfallsreicher als Sharknado 4 und deutlich fokussierter als der später international aufgeblasene Sharknado 5. Der Film weiß exakt, welchen Ton er treffen muss, und setzt seinen Trash-Humor mit Timing, Tempo und Spielfreude um, wie es kein anderer Teil geschafft hat. Der unangefochtene Höhepunkt des gesamten Franchise und damit natürlich auch der Spitzenreiter unserer Liste.

  • Gen V und 7 weitere brutale Superhelden-Serien

    Gen V und 7 weitere brutale Superhelden-Serien

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Superhelden galten lange als moralische Leitfiguren – perfekte Figuren mit klaren Prinzipien. Doch Serien wie Gen V zeigen, wie weit sich das Genre davon entfernt hat. Statt edler Retter dominieren heute Narzissmus, Medienhysterie und Blut. Gen V führt das von The Boys geprägte Prinzip der Dekonstruktion fort: eine Welt, in der Macht per Algorithmus verteilt wird und Image alles ist. 

    Diese Entwicklung markiert den reifsten und radikalsten Moment des Superhelden-Fernsehens. Von der nihilistischen Gesellschaftskritik in Watchmen bis zur schmerzhaften Menschlichkeit in Doom Patrol – diese acht Serien beweisen, dass das Genre nur überlebt, wenn es sich selbst auseinandernimmt.

    Gen V (2023)

    Gen V verlegt das Universum von The Boys an die Godolkin University – eine Mischung aus Elitecampus, Realityshow und Waffenschmiede. Hier lernen junge Supes nicht Verantwortung, sondern Imagepflege. Die Serie kombiniert Teen-Drama mit abgründiger Satire und expliziter Gewalt. Hinter dem Blut steckt ein erstaunlich scharfer Kommentar über Ruhm, Leistungsdruck und mediale Selbstvermarktung. Gen V funktioniert als eigenständige Geschichte, ergänzt aber elegant das Mutter-Franchise. Für Fans von The Boys oder Peacemaker, die mehr über den Ursprung dieser kaputten Heldenwelt erfahren wollen, ist Gen V ein Pflichtprogramm – brutal, zynisch und verdammt treffsicher. Eine dritte Staffel wurde bislang nicht offiziell angekündigt, doch Showrunner Eric Kripke erklärte, dass bereits Pläne für Season 3 existieren.

    The Boys (2019)

    Die Serie, mit der alles begann. The Boys dekonstruiert das Superhelden-Genre bis zur bitteren Ironie: Hier sind Helden Markenprodukte, PR-geschützte Monster in Spandex. Gewalt und Zynismus sind keine Stilmittel, sondern Symptome einer durchkommerzialisierten Welt. Doch hinter dem Splatter steckt mehr als blanke Provokation – ein wütender, oft erschreckend ehrlicher Blick auf Machtmissbrauch, Fanatismus und Manipulation. Im Gegensatz zu Gen V wirkt The Boys erwachsener, politischer und nihilistischer, fast schon wie ein Spiegel unserer Gegenwart. Es ist der Referenzpunkt, an dem Serien wie Invincible oder Peacemaker gemessen werden. Nach dieser Serie glaubt niemand mehr, dass Superhelden noch etwas retten können – nicht einmal sich selbst.

    Invincible (2021)

    Was als klassischer Coming-of-Age-Comic beginnt, entpuppt sich als brutale Vater-Sohn-Tragödie über Erwartungen, Macht und Angst vor dem eigenen Erbe. Invincible nutzt Animation nicht zur Vereinfachung, sondern zur Eskalation: Kämpfe werden zu existenziellen Zusammenbrüchen, jedes Blutbad zum Spiegel familiärer Gewalt. Die Serie ist das emotionale Gegenstück zu The Boys: weniger zynisch, aber noch kompromissloser in ihrer Konsequenz. Gewalt dient hier nicht der Schau, sondern der tiefgreifenden Charakterentwicklung. Fans von Gen V oder Doom Patrol werden überrascht sein, wie viel psychologische Tiefe hinter der Comic-Optik steckt. Invincible zeigt, dass Reife im Genre vor allem dort entsteht, wo Helden an sich selbst zerbrechen.

    Peacemaker (2022)

    Peacemaker entwickelt die aus The Suicide Squad bekannte Figur weiter – derbe, laut, zugleich überraschend verletzlich. John Cena spielt den hyperloyalen Kämpfer als jemanden, der zwischen Schuld, Männlichkeitsbildern und Selbstbild schwankt. Seine Darstellung sitzt in jeder Nuance; in dieser Rolle wirkt er schlicht alternativlos. Die Serie verbindet groben Humor und Action mit Momenten echter Selbstreflexion. Gegenüber The Boys wirkt sie witziger, zugänglicher und stärker charakterzentriert; im Vergleich zu Doom Patrol weniger melancholisch, aber nicht banal. Zielgruppe: alle, die Antihelden mit Ecken und Kanten mögen und bei aller Härte auch Platz für Empathie wünschen. Kein Heiligenmythos, sondern eine bewusst unglamouröse Figurenskizze – mit Pop-Ader und klarer, pointierter Satire.

    Doom Patrol (2019)

    Doom Patrol konzentriert sich auf Außenseiter, deren Kräfte eng mit Trauma und Identität verknüpft sind. Statt einer klassischen Heldenreise setzt die Serie auf surreale, oft tragikomische Episoden, in denen Selbstsuche und Akzeptanz im Mittelpunkt stehen. Sie ist weniger zynisch als The Boys und weniger plappernd-ironisch als Peacemaker, aber ganz sicher nicht „leise“: Slapstick, groteske Bilder und abrupte Tonwechsel gehören dazu. Entscheidend ist, dass die Gewalt und das Absurde nicht zur Schau gestellt werden, sondern die inneren Brüche der Figuren spiegeln. Brendan Frasers Robotman steht exemplarisch für das Spannungsfeld aus Körper, Erinnerung und Selbstwert. Für Zuschauer:innen, die psychologisch gefärbte, ungewöhnliche Erzählweisen suchen, ist Doom Patrol eine perfekte Wahl – eigenwillig, berührend und oft bewusst chaotisch.

    Watchmen (2019)

    Damon Lindelofs Watchmen verlegt Motive des Comics in eine alternative Gegenwart der USA und verknüpft sie mit realer Gewaltgeschichte, darunter dem Massaker von Tulsa 1921. Das Ergebnis ist keine klassische Superhelden-Action, sondern ein politisch aufgeladener Diskurs über Erinnerung, Macht und Verantwortung in modernen Gesellschaften. Masken dienen hier als soziale Marker und als Spiegel kollektiver Verdrängung, nicht als Freifahrtschein für moralische Eindeutigkeit. Im Spektrum dieser Liste ist Watchmen die analytischste und konsequenteste Position: weniger Explosionen, mehr Meta-Ebene, präzise Figurenarbeit (etwa durch Regina King). Kurzum: Der perfekte Pick für alle, die das Genre als serielles Essay über Staat, Trauma und Identität begreifen.

    The Punisher (2017)

    The Punisher erzählt Vigilantismus mit klarem Fokus auf PTSD, Verlust und die lebenslangen Folgeschäden von Gewalt. Jon Bernthal zeichnet Frank Castle als Mann, der nicht in heroischen Gesten aufgeht, sondern mit der Leere nach dem Krieg und den Konsequenzen seines Handelns ringt. Die Inszenierung bleibt erdig und körperlich; die Action ist hart, aber nie ästhetisiert. Im Gegensatz zu Peacemaker fehlt die ironische sichtweise, im Gegensatz zu Invincible der Comic-Filter – genau das erzeugt eine ganz eigene Tonalität. Die Serie richtet sich an Zuschauer:innen, die eine dichte, ungeschönte Auseinandersetzung mit Rache suchen. Kein kathartischer Triumph, keine moralische Reinigung, sondern ein nüchterner Blick auf Gewalt ohne Romantisierung.

    The Umbrella Academy (2019)

    Hier stehen Familienstrukturen, Zeitreisen und persönliche Dysfunktion gleichberechtigt neben den unvermeidbaren Superkräften. The Umbrella Academy verbindet Pop-Energie und Melancholie, ohne in reinen Klamauk oder zynische Distanz zu kippen. Gewalt dient der Charakterentwicklung, nicht dem Spektakel. Im Vergleich zu Gen V rückt die Serie stärker Bindungen, Verluste und Verantwortung in den Vordergrund, statt Vermarktungsmechaniken auszuspielen. Für Zuschauer:innen, die Ensemble-Erzählungen mit klaren Figurenbögen mögen und ein weniger zynisches, aber erwachsenes Gegenangebot zu The Boys suchen. Ergebnis: ein zugänglicher, eigenwilliger Beitrag, der den Genre-Rahmen nutzt, um über Familie und Identität zu erzählen – ohne falsche Heldenpose.

  • Stephen King: Alle Filme & Serien, die in Derry spielen

    Stephen King: Alle Filme & Serien, die in Derry spielen

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Es gibt eine Reihe von mystischen und wiederkehrenden Orten im Universum von Horror-Gott Stephen King … Derry ist ohne Zweifel einer davon. Wie wenige andere Orte in der King-Kartografie steht Derry für kleinstädtische Fassade, tiefe Finsternis und unheilvolle Wiederholungen. 

    Über Jahrzehnte hinweg diente der Ort im imaginären Maine für den Autor als seismografisches Nervenzentrum, als Spiegelbild amerikanischer Ängste und verdrängter Schuld und als perfekte Kulisse für kosmischen Horror und menschliche Tragödien. 

    Immer wieder kehrt King nach Derry zurück, weil hier alles zusammenfließt: Kindheitsängste, gesellschaftliche Spannungen, historische Traumata. Derry ist ein Ort, der zugleich real wirkt und von übernatürlicher Energie durchzogen ist, ein Brennpunkt, in dem das Böse zyklisch erwacht und die Stadtbewohner in kollektives Schweigen zwingt. Wir widmen uns allen Stephen-King-Filmen und TV-Shows, in denen Derry der tragende Ort ist und gehen dabei bis zum Anfang zurück.

    1. Es (1990, Miniserie)

    1990 nahm alles in Kings Derry-Kosmos seinen Anfang, und zwar in der legendären Miniserie Es. Wir schreiben das Jahr 1958, und King nimmt uns hier mitten hinein ins giftige Herz einer vermeintlich idyllischen Kleinstadt, in der Kinder spurlos verschwinden und Erwachsene konsequent wegsehen. Wir sehen dem Club der Verlierer dabei zu, wie er seine ersten Schritte in Richtung Selbstermächtigung macht, wie Freundschaft, Trauma und Mut untrennbar ineinandergreifen. Tim Currys Pennywise indes sorgt für eine der prägendsten Horrorfiguren des Jahrzehnts: clownesker Spott, kalte Grausamkeit und eine Präsenz, die selbst harmlose Straßenlaternen bedrohlich wirken lässt. Und am Ende ist alles vergiftet, verwundet, traumatisch, ein Derry, das sich wie ein lebender Organismus anfühlt und dessen Bosheit weit über die Kanalisation hinausreicht. Die Miniserie legte damit das Fundament für alles, was später folgte: die Ästhetik, die Mythologie und die unheilvolle Atmosphäre des wohl berühmtesten Ortes im Stephen-King-Universum.

    2. Dreamcatcher (2003)

    Okay, zugegeben: Der Großteil von Dreamcatcher spielt in einer verschneiten Waldhütte im US-Bundesstaat Maine, aber dennoch ist Derry hier das unbestrittene Epizentrum der Geschichte, denn die Stadt dient als zentraler historischer Ausgangspunkt für alles, was später eskaliert. Wir sehen im Rückblick Orte wie das Derry Memorial Hospital oder typische Straßenzüge, die sofort signalisieren: Hier war einmal etwas Grundsätzliches faul. Derry wird als Herkunftsort einer Freundschaft dargestellt, die tief von Trauma, Außenseiterdasein und einem schicksalhaften Kindheitsversprechen geprägt ist. Die Begegnung mit Duddits wirkt wie ein uralter Funke, der sich später als übernatürliches Feuer entlädt. Gleichzeitig fungiert Derry als atmosphärischer Hinweis darauf, dass der Ort selbst in Abwesenheit von Pennywise weiterhin ein magnetischer Brennpunkt für das Unheimliche bleibt, ein Ort, an dem außergewöhnliche Kinder, dunkle Kräfte und unausgesprochene Schuld unweigerlich kollidieren.

    3. Es (2017)

    2017 wurde es dann eine Nummer größer für Derry, sowohl cineastisch als auch budgetär. Unter der Regie von Andy Muschietti und mit Bill Skarsgård in der Hauptrolle als Pennywise sorgte die Neuverfilmung von Es für einen globalen Horror-Hype, wie man ihn im Stephen-King-Kosmos lange nicht gesehen hatte. Hier ist Derry als fiebriges, zerfallendes Herzstück dargestellt, als Ort der Vernachlässigung, der schwelenden Gewalt, der gebrochenen Familien und als Schauplatz für die kindliche Selbstbehauptung des Club der Verlierer. Die Kanalisation wirkt wie ein pulsierendes Organ, die Barrens wie ein verwundetes Biotop und die Neibolt Street als Manifestation eines städtischen Alptraums. Dass Derry hier noch beklemmender und vor allem surrealer wirkt, ist der grandiosen Performance von Skarsgård zu verdanken, der Pennywise eine Mischung aus kindlicher Verspieltheit, animalischer Grausamkeit und kosmischer Fremdheit verleiht. Die 2017er-Version definierte Derry für eine neue Generation, bombastisch, unbarmherzig und ikonisch.

    4. Es Kapitel 2 (2019)

    Derry, 27 Jahre nach den Geschehnissen von It: In Es - Kapitel 2 geht um Rückkehr, um das Wiederaufflammen alter Wunden und um die unausweichliche Konfrontation mit dem, was man verdrängt hat. It Chapter Two zeigt die Stadt als ausgesprochen melancholisches Gegenstück zu ihrer 80er-Jahre-Version. Sie wirkt größer, funktionaler, erwachsener, aber noch immer durchzogen von den unsichtbaren Rissen, die so charakteristisch für Kings Derry-Darstellung sind. Wir sehen, was aus den Charakteren von früher wurde. Aus dem Mut vergangener Tage wurde Defensive, aus kindlicher Unschuld wurde ein fragiles Erwachsenenleben, das nur mühsam zusammengehalten wird. Und Derry? Das ist immer noch pulsierendes Gift und trügerische Idylle zugleich, ein Ort, an dem sich scheinbar niemand für das Offensichtliche interessiert.

    5. 11.22.63 – Der Anschlag (2016, Miniserie)

    Auch in der Miniserie 11.22.63 – Der Anschlag spielt Derry eine zentrale Rolle, nämlich eine, die Vergangenheit und Zukunft, Trauma und Zeitreise miteinander verbindet. Als Gegensatz zwischen beklemmendem Paralleluniversum und archetypischer US-Kleinstadt mit vermeintlicher Harmlosigkeit taugt Derry naturgemäß ganz hervorragend. Die Serie zeigt die Stadt in all ihrer vergifteten Nostalgie und unterschwelligen Bedrohlichkeit: Pastellfarbene Fassaden, freundliche Ladenfronten, Kinder auf Fahrrädern und doch liegt ein unübersehbarer Schatten über allem. In Stephen Kings Derry-Kosmos ist diese Miniserie deshalb so bemerkenswert, weil sie einerseits die Stadt in einem völlig neuen erzählerischen Kontext zeigt, andererseits aber auch die unsichtbaren Fäden offenlegt, die Kings Werke miteinander verweben. Einerseits wird Derry hier nicht als primärer Horror-Schauplatz genutzt, sondern als atmosphärischer Prüfstein für Jakes Reise.

    6. Es: Welcome to Derry (2026, HBO)

    2026 wird Derry erneut in den Fokus gestellt. Und wie! In der HBO-Serie Es: Welcome to Derry, einem Prequel zu den Muschietti-Filmen, werden wir zur Genesis, zum Ursprung allen Grauens mitgenommen. Die Serie katapultiert uns in die 1960er-Jahre, dorthin, wo sich die Schatten erstmals verdichten und die Stadt beginnt, ihre wahre, verstörende Natur preiszugeben. Da ist zum Beispiel Pennywise, der Horrorclown und die zentrale Figur von It, dessen frühe Manifestationen hier erstmals ausführlich beleuchtet werden. Oder die gesellschaftlichen Spannungen, die unter der Oberfläche brodeln: Rassismus, ökonomische Konflikte, verdrängte Schuld, generationenübergreifende Traumata. Welcome to Derry nutzt die längere Erzählzeit, um diese Faktoren als Teil eines lebendigen, toxischen Mikrokosmos zu erkunden. Für all jene, die vom schauderhaften Derry nicht genug kriegen können, wird It: Welcome to Derry jetzt schon zum Pflichttermin, ein Prestige-Horrorprojekt, das tiefer, düsterer und komplexer wird als alles zuvor im King-Kosmos.

  • Alle “Mord ist ihr Hobby”-Filme und Serien in der richtigen Reihenfolge

    Alle “Mord ist ihr Hobby”-Filme und Serien in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Seit Jamie Lee Curtis bestätigt hat, dass sie Jessica Fletcher im kommenden Mord ist ihr Hobby-Reboot übernehmen wird, ist der alte Zauber sofort wieder da. Eine Schauspielerin mit dieser Mischung aus Präsenz, Humor und Charakterstärke wirkt wie eine moderne Entsprechung zu Angela Lansbury, die die Rolle über Jahrzehnte hinweg so selbstverständlich getragen hat, dass man sie kaum anders besetzen konnte. 

    Hinter den Kulissen arbeitet bereits ein neues Kreativteam daran, Jessicas Welt für die Gegenwart zu öffnen - mit Respekt vor der Originalfigur und dem Wunsch, ihren Scharfsinn und ihre ruhige Art weiterzuführen. Viele Fans hoffen auf ein Format, das den zeitlosen Charme der Vorlage aufgreift, aber frischer erzählt, ohne die alte Wärme zu verlieren. Um zu verstehen, worauf das Reboot aufbauen wird, lohnt sich ein Blick zurück: Die zwölf Staffeln und vier Filme zeigen eine Figur, die gewachsen ist, gereift ist und deren Fälle weit mehr waren als kleine Sonntagskrimis. Die folgende Reihenfolge bietet den klarsten Weg durch das gesamte Fletcher-Universum.

    1. Mord ist ihr Hobby – Die Serie (1984–1996)

    Cabot Cove ist einer dieser Orte, die man sofort wiedererkennt, auch wenn man nur eine Folge von Mord ist ihr Hobby gesehen hat: weiße Holzhäuser, ein Hafen, eine Ruhe, die ständig von kleinen und großen Geheimnissen unterbrochen wird. Genau hier beginnt Jessica Fletcher, eine Figur, die man nicht einfach schaut, sondern begleitet. Jede Episode zeigt, wie sie mit ihrer Mischung aus Höflichkeit und Scharfsinn in Situationen hineingerät, die andere überfordern würden. Sie hat ein Gespür für Zwischentöne, hört zu, bevor sie urteilt, und stellt Fragen, die so beiläufig wirken, dass man fast vergisst, wie präzise sie sind. Die Serie legt all das an: Jessicas Art zu denken, ihr Umgang mit Bekannten und Fremden, ihre Souveränität in Momenten, in denen jeder andere ins Straucheln käme. Und wenn man später Mord ist ihr Hobby: Das schwarze Tagebuch sieht, versteht man sofort, warum die Serie der Kern dieses Universums ist: Der Film atmet denselben Geist, dieselbe Wärme, dieselbe unaufgeregte Eleganz, die Jessica Fletcher jahrzehntelang begleitet hat.

    2. Mord ist ihr Hobby: Das schwarze Tagebuch (1997)

    Von allen Filmen fühlt sich Das schwarze Tagebuch am stärksten an, als hätte jemand einfach eine besonders großzügige Serienfolge gedreht. Jessica Fletcher steigt in einen Zug, beobachtet etwas, das nicht passt, und plötzlich entwickelt sich ein Fall, der sich wie selbstverständlich an sie bindet. Die Atmosphäre erinnert an Cabot Cove, obwohl die Handlung ganz woanders spielt: Menschen, die erst offen wirken und dann plötzlich schweigsam werden, kleine Blicke, die mehr verraten als Worte, und Jessica, die im richtigen Moment erkennt, wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Der Film hält das Tempo bewusst ruhig, damit man die Figuren kennenlernen kann, statt durch die Handlung gejagt zu werden. Und gerade dadurch wirkt er wie der perfekte Übergang von der Serie zum neuen Format. Neben Mord ist ihr Hobby: Ein tödlicher Geist merkt man, wie eng dieser Film noch an Jessicas vertrauter Welt bleibt - ein letzter großer Ausflug im alten Stil, bevor die Filmreihe sich mutiger öffnet.

    3. Mord ist ihr Hobby: Ein tödlicher Geist (1999)

    Ein tödlicher Geist macht sofort klar: Jetzt wird die Welt ein Stück größer. Jessica steht plötzlich nicht im Zentrum eines kleinen Küstenorts, sondern mitten in einer Bühne voller Krimiautoren, Egos und alter Geschichten, die kaum einer aussprechen will. Der Fall wirkt dichter, die Motive verschlungener, und Jessica begegnet Menschen, die genau wissen, wie man Spannung konstruiert — nur eben nicht, wie man sie vermeidet. Es ist ein Umfeld, in dem sie fachlich zu Hause ist, aber emotional herausgefordert wird, weil jeder hier seine eigenen Wahrheiten schreibt. Jessica bleibt trotzdem Jessica: ruhig, freundlich, aber mit einem Blick, der schneller durchschaut als jede forensische Technik. Wenn man diesen Film neben Mord ist ihr Hobby: Der Tod kam zweimal setzt, merkt man, wie viel traditioneller er im Aufbau ist - ein klassischer, kluger Whodunit, der die Serie weiterführt, ohne ihre Grenzen sprengen zu müssen.

    4. Mord ist ihr Hobby: Der Tod kam zweimal (2000)

    Mit Der Tod kam zweimal verändert sich die Tonlage: Der Film schlägt eine Brücke über Generationen hinweg und zeigt, wie Geschichten aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart wirken können. Jessica untersucht einen Fall, der weit zurückreicht, und plötzlich öffnet sich eine zweite Ebene, die fast wie ein Roman in Bildern funktioniert. Rückblenden, alte Briefe und Familiengeheimnisse - alles mischt sich zu einem Mosaik, das mehr erzählt als nur ein Verbrechen. Dabei bleibt Jessica die ruhige Mitte, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet und den Kern der Wahrheit herauslöst, den andere übersehen. Dieser Film traut sich erzählerisch mehr als die Vorgänger, ohne je die Figur aus den Augen zu verlieren. Vergleicht man ihn mit Mord ist ihr Hobby: Rufmord, spürt man, wie bewusst hier mit Struktur gespielt wird, während der folgende Film wieder klarer in der Gegenwart bleibt. Der Tod kam zweimal wirkt dadurch wie der große, ungewöhnliche Ausflug der Filmreihe.

    5. Mord ist ihr Hobby: Rufmord (2003)

    Rufmord kehrt wieder näher an Jessicas vertrauten Rhythmus zurück, auch wenn die Geschichte in Irland spielt und von einem Testament, alten Rivalitäten und unausgesprochenen Verletzungen geprägt ist. Jessica bewegt sich durch die Landschaft und die Menschen mit einer Selbstverständlichkeit, die zeigt, wie viel Erfahrung sie über die Jahre gesammelt hat. Sie hört zu, erkennt Zwischentöne, bemerkt, wann jemand zu viel redet oder gerade nicht genug. Der Fall entfaltet sich leise, ohne große Effekthascherei, und fühlt sich gerade deshalb so stimmig an. Der Film braucht keine Rückblenden, keine Zeitverschiebungen - alles bleibt im Hier und Jetzt, getragen von Figuren, die mehr erzählen, als sie sagen wollen. Neben Der Tod kam zweimal wirkt Rufmord klarer, runder und fast wie ein Abschlusspunkt, der Jessica noch einmal in voller Ruhe zeigt. Es ist ein Fall, der nicht nur gelöst, sondern verstanden wird und ein vorerst würdiger letzter Vorhang für eine Figur, die ein ganzes Genre geprägt hat.

  • Die 10 besten Sylvester-Stallone-Filme

    Die 10 besten Sylvester-Stallone-Filme

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Ob Boxkampf, Bleihagel oder Polizeidrama – diese zehn Filme zeigen Stallone auf der Höhe seiner Kunst. Von kultigen Rollen wie Rocky oder Rambo bis hin zu unterschätzten Werken wie Cop Land oder Assassins reicht die Spannbreite. Die Auswahl basiert auf Bewertungen bei IMDb und Metacritic – also auf dem, was Kritiker und Publikum gleichermaßen überzeugt hat. 

    Dabei geht es nicht nur um Muskelspiele und Explosionen, sondern auch um emotionale Tiefe, erzählerische Qualität und ikonische Szenen. Ob du Stallone neu entdecken willst oder seine größten Hits noch einmal erleben möchtest: Diese Liste liefert dir einen kompakten Überblick über seine filmischen Highlights.

    Rocky (1976)

    Dieser Film machte Stallone zur Legende – und seinen Namen unsterblich. Als Underdog Rocky Balboa steigt er gegen den amtierenden Schwergewichtsweltmeister Apollo Creed in den Ring und gewinnt dabei vor allem an Würde. Rocky ist nicht nur ein Sportfilm, sondern ein bewegendes Charakterporträt mit ikonischen Szenen, messerscharfen Dialogen und einem der großartigsten Soundtracks der Kinogeschichte. Stallone schrieb das Drehbuch selbst, spielte die Hauptrolle – und setzte alles auf eine Karte. Drei Oscars, ein Kultstatus für die Ewigkeit und ein Symbol für Durchhaltewillen. Der Film zeigt, dass wahre Größe nichts mit Sieg zu tun hat, sondern mit dem Mut, überhaupt anzutreten. Viele seiner späteren Rollen, von Rambo bis Cliffhanger, basieren auf diesem Archetyp: der gebrochene Kämpfer, der stoisch weitermacht.

    Creed – Rocky’s Legacy

    Stallone übergibt das Staffelholz an Michael B. Jordan und zeigt sich von seiner verletzlichen Seite. Als gealterter Rocky trainiert er den Sohn seines verstorbenen Rivalen Apollo Creed. Das Ergebnis: ein emotionales Drama mit starken Bildern, glaubwürdigen Kämpfen und einer Oscar-nominierten Performance von Stallone. Creed ist nicht nur ein Spin-off, sondern ein stimmiger Restart mit viel Herz, der neue Generationen für das Franchise begeistert. Rocky Balboa war der Abschied, Creed ist der Neuanfang. Ryan Cooglers Regie verleiht der Geschichte Modernität, während der Geist des Originals erhalten bleibt. Besonders berührend: Rockys Kampf gegen den Krebs, der seine Menschlichkeit unterstreicht. Pflichtprogramm für Fans – und der Beweis, dass Stallone mehr kann als nur zuschlagen.

    First Blood – Rambo (1982)

    Bevor Rambo zur massenmordenden Actionfigur mit Stirnband und M60 wurde, war er ein traumatisierter, heimatloser Veteran. In First Blood spielt Stallone John Rambo als gebrochenen Mann, der in einer feindlichen Kleinstadt von der Polizei schikaniert und zur Eskalation getrieben wird. Der Film ist weniger ein Kriegs- oder Actionfilm, sondern vielmehr ein sensibles Drama über gesellschaftliches Versagen und seelische Narben. Visuell eindrucksvoll und atmosphärisch dicht erzählt First Blood von einem Außenseiter, der nie gelernt hat, im Frieden zu leben. Der Film funktioniert als Gegenstück zu Rocky: Beide erzählen von Außenseitern, aber während Rocky Erlösung findet, stürzt Rambo tiefer ab. Die eindringliche Musik und das düstere Finale unterstreichen den Kontrast zu späteren Fortsetzungen. Ein Film mit echtem Anliegen – und Stallone in absoluter Höchstform.

    Cop Land

    Nach dem grellen Zukunftsspektakel Demolition Man zeigt Cop Land Stallone von seiner stillen Seite – weniger Action, mehr innere Kämpfe. Ein Sheriff mit Hörschaden, ein korrupter Polizeiapparat und Stallone mitten in einem Ensemble aus De Niro, Keitel und Liotta. Klingt überraschend? Ist es auch. Subtil gespielt, intensiv inszeniert – eine seiner besten Schauspielleistungen. Statt Testosteron gibt es Verletzlichkeit, statt Explosionen moralische Dilemmata. James Mangolds Inszenierung gibt der Geschichte Tiefe, ohne sie emotional zu überfrachten. Die Spannung entsteht nicht durch Kugelhagel, sondern durch zwischenmenschliche Konflikte und innere Kämpfe. Stallone brilliert in einer Rolle, die ohne Posen auskommt – und gerade deshalb beinahe hypnotisch wirkt. Ein Film über Schuld, Feigheit und späte Aufrichtigkeit.

    Rocky Balboa

    Viele hielten ihn für zu alt, zu überholt, zu sentimental. Doch Rocky Balboa ist genau das Gegenteil: das emotionale Bindeglied zwischen Rocky und Creed: introspektiv, melancholisch, ehrlich. Der Film handelt weniger vom Gewinnen als vom Weitermachen. Und darin ist Rocky nun mal unschlagbar. Mit einem überraschend geerdeten Drehbuch, starken Dialogen und einem melancholischen Tonfall gelingt Stallone ein Spätwerk, das seine Figur neu definiert – als Mentor, als Mensch und als Mythos. Besonders stark ist die Trainingsmontage, die zeigt, dass Herz mehr zählt als Tempo. Kurz: Wahre Größe zeigt sich darin, auch im fortgeschrittenen Alter nicht aufzugeben – das beweist dieser Film eindrücklich.

    Cliffhanger – Nur die Starken überleben

    Höhenangst? Dann ist dieser Film wahrscheinlich nichts für dich. Stallone spielt einen Bergretter, der in den Rocky Mountains in einen brutalen Raubzug verwickelt wird. Atemberaubende Naturaufnahmen, harte Action und eine der spannendsten Einstiegsszenen der 90er machen Cliffhanger zu einem echten Adrenalin-Klassiker. Regisseur Renny Harlin inszeniert den Überlebenskampf spektakulär – mit echten Stunts, eisiger Atmosphäre und einem überzeugend verletzlichen Stallone. Der Film bringt physische Grenzerfahrungen und emotionale Reue glaubhaft zusammen. Auch das Motiv von Schuld und Wiedergutmachung verleiht seiner Figur Tiefe. Wo Rambo Vergeltung sucht, will Gabe Walker Vergebung – ein seltener Ton in Stallones Action-Phase. Das Ganze ist nicht besonders subtil, aber duchaus wirkungsvoll inszeniert.

    Demolition Man (1993)

    Frozen Cop trifft auf pazifistische Zukunft. Demolition Man ist eine schräge Satire auf political correctness, Technokratie und verweichlichte Gesellschaften – verpackt in knalliger 90er-Action. Stallone trifft auf Wesley Snipes und Sandra Bullock, der Film liefert Explosionen, Gags und Sozialkritik im B-Movie-Look. Das Worldbuilding ist bizarr, aber konsequent, der Humor überraschend treffsicher. Nach dem ernsten Cliffhanger zeigt Sly hier, wie witzig und selbstironisch er sein kann. Ob die drei Muscheln oder Taco Bell als einziges Restaurant – Demolition Man wurde Kult. Dazu kommt ein popkulturell aufgeladener Score und eine Zukunftsvision, die heute mehr Relevanz hat als je zuvor. Wer unterhaltsame SciFi-Action mit Krawallfaktor und satirischer Schärfe mag, wird hier definitiv fündig.

    Suicide Squad (2016)

    In diesem knallbunten Antihelden-Feuerwerk spielt Sylvester Stallone nicht den muskelbepackten Helden, sondern leiht im englischen Originalton dem furchteinflößendem Haiwesen King Shark seine Stimme – mit überraschend viel Charme. Suicide Squad ist ein Comicfilm der anderen Art: anarchisch, brutal, satirisch und vollgepackt mit schrägen Figuren, die in einer selbstmörderischen Mission für die US-Regierung kämpfen sollen. Regisseur James Gunn verpasst dem DC-Universum eine dringend nötige Frischzellenkur – mit bitterbösem Humor, visuellen Exzessen und einer respektlosen Grundhaltung. Stallone ist hier keine zentrale Hauptfigur, aber King Shark wurde von den Fans dennoch umgehend zur Kultfigur gekürt. Ein Beweis, dass Stallone auch mit wenigen Worten und CGI-Präsenz mächtig Eindruck hinterlässt. Nach den tragischen Rollen in Rocky oder Rambo ist King Shark pure Befreiung: simpel, brutal, witzig.

    John Rambo

    Blutiger, düsterer, kompromissloser als seine Vorgänger: John Rambo zeigt den alternden Krieger in Myanmar im finalen Gewaltausbruch. Kein Glamour, kein Pathos – nur rohe Gewalt, unbequeme Bilder und ein Stallone, der seine Figur noch einmal ganz neu definiert. Der Film ist kurz, brutal und ohne Schnörkel – ein Abgesang auf jede Form von Heldenmythos. Wo First Blood Empathie zeigte, herrscht hier Nihilismus. Als Regisseur verleiht Stallone dem Geschehen eine unerbittliche Konsequenz, die verstört und beeindruckt. Besonders eindrucksvoll ist die Radikalität, mit der der Film seine Gewalt zeigt – als puren, entmenschlichten Überlebensmechanismus. Die Dialoge sind reduziert, die Inszenierung kalt und direkt. Statt patriotischem Pathos gibt es moralische Leere. Ein gnadenloser Schocker, der mehr über Stallones Haltung zum Thema Krieg verrät als es Worte jemals könnten.

    Assassins – Die Killer

    Zwei Profikiller, ein Ziel, ein Duell: Assassins – Die Killer bringt Sylvester Stallone und Antonio Banderas in einem eiskalten Machtspiel gegeneinander auf die Leinwand. Der eine will sich zur Ruhe setzen, der andere an die Spitze – was folgt, ist ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel voller Täuschung, Taktik und technischer Raffinesse. Regie-Legende Richard Donner inszeniert mit kühler Präzision, während Julianne Moore als clevere Hackerin zwischen die Fronten gerät. Wer Stallones zurückhaltendes Spiel in Cop Land mochte, findet hier einen ähnlichen Ton – nur kühler, stilbewusster und moralisch ambivalenter. Assassins ist kein lärmiger Action-Overkill, sondern ein smarter, spannungsgeladener Thriller – und ein Beweis dafür, dass Stallone auch in etwas subtileren Rollen glänzen kann.

  • “Valar morghulis”: Die 10 besten fiktiven Sprachen in Filmen und Serien

    “Valar morghulis”: Die 10 besten fiktiven Sprachen in Filmen und Serien

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Fiktive Sprachen haben etwas, das man nicht groß erklären muss: Ein paar Zischlaute, ungewöhnliche Betonungen oder eine Tonfolge, die man so noch nie gehört hat, reichen schon, um Figuren geheimnisvoller, lustiger oder bedrohlicher wirken zu lassen. 

    Gute Filme und Serien nutzen das wie einen heimlichen Verstärker für das Kopfkino: Wer bestimmte Klänge wiedererkennt, ist sofort wieder zurück in Mittelerde, im Thronsaal von Königsmördern oder auf einer völlig fremden Welt mit eigener Schwerkraft. 

    Dazu kommen all die anderen Fantasiesprachen, die sich ins Gedächtnis brennen, auch wenn man die Regeln nie gelernt hat - etwa die klickenden Alien-Geräusche aus District 9 oder die verspielten Fantasielaute aus manchen Anime- und Cartoon-Welten, die eher nach Musik klingen als nach Gesprächen. Genau diese Mischung aus Wiedererkennbarkeit, Atmosphäre und Popkultur-Kraft entscheiden dieses Ranking über die besten fiktiven Sprachen aus der Film- und Serienwelt.

    10. Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)

    Milo Thatch ist ein etwas verschrobener Sprach- und Kartenexperte, der sich einer Expedition anschließt, um die versunkene Stadt Atlantis zu finden und dort auf ein Volk trifft, das eine eigene, sorgfältig erfundene Sprache spricht. Diese Atlantean-Sprache wirkt nicht wie ein schneller Fantasy-Trick, sondern wie ein echtes Relikt aus längst vergangenen Zeiten: Wörter erinnern leicht an bekannte Wurzeln, sind aber gerade fremd genug, um neugierig zu machen. Der Film setzt den Klang nicht ständig ein, sondern streut ihn gezielt in Dialoge, Rituale und alte Inschriften, sodass jede Szene ein kleines Rätselgefühl bekommt. Gegen den bunten, lauten Klamauk von Die Simpsons wirkt das alles erstaunlich ernsthaft, fast ein bisschen altmodisch, und genau das macht Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt zu einem sympathischen Einstieg ins Ranking: nicht das berühmteste Beispiel, aber eines, das unterschätzt, liebevoll gebaut und klar eigenständig ist.

    9. Die Simpsons (seit 1989)

    In Springfield läuft das meiste ganz normal in verständlichem Englisch ab, bis die Die Simpsons beschließen, kurz komplett durchzudrehen: Aliens landen, Halloween-Episoden reißen alles aus der Realität, und plötzlich sprechen Figuren in überdrehten Fantasiesprachen, die wie eine Parodie auf ernsthafte Science-Fiction klingen. Immer wieder tauchen kleine Kunstlaute, Fake-Dialekte oder absurde Ritualsprüche auf, die nur für eine Folge existieren und trotzdem im Gedächtnis bleiben. Die Serie benutzt Sprache wie eine zusätzliche Pointen-Ebene, die einfach nochmal eine Umdrehung mehr Wahnsinn bringt. Wer danach direkt in das sehr viel liebevoller konstruierte Minionese aus Die Minions springt, merkt, wie unterschiedlich Humor-Sprachen funktionieren können: Hier ist alles kurz, bissig und zitatfähig, und genau deshalb sichert sich Die Simpsons diesen Platz als bunt-chaotischer Gegenpol zu den ernsteren Sprachwelten weiter oben.

    8. Star Wars (seit 1977)

    In der weit entfernten Galaxis von Star Wars reden zwar viele Figuren ganz normal, aber rundherum summt und brummt eine ganze Klanglandschaft aus Fantasiesprachen. Jabba und seine Unterweltkontakte lassen Huttisch wie klebrigen Sirup durch den Raum laufen, Chewbaccas Shyriiwook klingt, als würde jemand komplette Sätze durch ein Herz aus Fell filtern, und Droiden wie R2-D2 erledigen ihre Kommunikation mit Piepsen, Pfeifen und kurzen Tonfolgen, die längst wie richtige Kommentare wirken. Statt komplette Grammatiken aufzubauen, konzentriert sich das Universum auf klare, extrem einprägsame Audio-Signaturen: Ein Brummen, ein Bellen und ein bestimmtes Pfeifen - mehr braucht es nicht, um eine Figur sofort wiederzuerkennen. Wer danach in die Welt von Star Trek wechselt, merkt sehr schnell, wie unterschiedlich dieser Ansatz ist: Dort geht es um lernbare Sprachen, hier eher um Gefühl, Kodierung und Stimmung. Genau diese Mischung aus Einfachheit und ikonischem Wiedererkennungswert sorgt dafür, dass Star Wars im Mittelfeld trotzdem unverzichtbar bleibt.

    7. Dune (2021)

    Auf Arrakis, dem lebensfeindlichen Wüstenplaneten, versucht das Haus Atreides seine Rolle zu finden, während die Fremen längst gelernt haben, mit Sand, Hitze und riesigen Würmern zu leben. Ihre Sprache klingt so, als wäre sie direkt aus dieser Landschaft herausgeschliffen worden: kurze, harte Wörter, knappe Befehle und sparsame Höflichkeitsformen, die zu einem Volk passen, das keine Energie vergeudet. In Ritualen und Gebeten tauchen weichere, fast gesungene Elemente auf, die den Glauben der Fremen hörbar machen, ohne dass die Kamera viel erklären müsste. Die Gegenseite wirkt sprachlich deutlich steifer und bürokratischer, was die Machtverhältnisse noch klarer zeichnet. Wer sich an die sanfteren, gleitenden Laute der Na’vi aus Avatar – Aufbruch nach Pandora erinnert, spürt sofort, dass Dune eine andere Richtung einschlägt: weniger Harmonie, dafür mehr Überlebenswille. Genau das macht diese Sprachwelt so spannend und bringt ihr einen stabilen Platz im vorderen Mittelfeld ein.

    6. Die Minions (2010–heute)

    Die Minions aus Ich - Einfach unverbesserlich stolpern seit Jahren durch ihre Filme, immer auf der Suche nach einem möglichst fragwürdigen neuen Boss, und reden dabei in einer Sprache, die nach Zuckerrausch klingt. Minionese mischt Versatzstücke aus Spanisch, Englisch, Italienisch, Japanisch und purem Nonsens, und das alles in einem Tempo, bei dem man automatisch mitgrinst, auch wenn man kein einziges Wort konkret übersetzen könnte. Man versteht trotzdem sofort, ob gerade Begeisterung, Panik oder beleidigtes Schmollen angesagt ist, weil Tonfall, Rhythmus und Körperkomik perfekt zusammenspielen. Wer den Sound im Ohr behält und danach eine Szene mit Parseltongue aus Harry Potter hört, merkt erst, wie unterschiedlich Zischlaute und Fantasiegewusel eingesetzt werden können. Minionese ist nicht die tiefste, aber eine der fröhlichsten Kunstsprachen dieser Liste und völlig zu Recht längst ein eigenes Popkultur-Geräusch geworden.

    5. Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009)

    Jake Sully kommt in Avatar als Außenseiter nach Pandora und landet im Körper eines Na’vi, der einer Gemeinschaft angehört, in der Sprache und Natur untrennbar zusammengehören. Na’vi klingt weich, rund und leicht gesungen, als würde jede Silbe einmal durch die leuchtenden Wälder der Welt wandern, bevor sie ausgesprochen wird. Dadurch entsteht der Eindruck, dass diese Sprache nicht nur erfunden, sondern wirklich gelebt wird. Viele Fans konnten einzelne Sätze sofort nachsprechen, obwohl sie nie eine Grammatik gelesen haben - einfach weil Klang und Bild sich so gut ergänzen. Wer danach an die kantigen, fast scharfen Laute der Fremen aus Dune denkt, erkennt zwei völlig unterschiedliche Wege, eine fremde Kultur hörbar zu machen. Na’vi entscheidet sich klar für Verbundenheit und Empathie, und genau das macht diese Sprache so reizvoll, die in den Top 5 landet.

    4. Harry Potter (seit 2001)

    Harry Potter wächst in einer Welt auf, in der Zaubersprüche oft fast nüchtern daherkommen: ein Wort, eine klare Wirkung, fertig. Parseltongue sticht da sofort heraus: Die Sprache der Schlangen klingt, als würde sie sich durch Wände und Knochen schlängeln, bevor sie überhaupt ankommt. Das Zischen zieht die Sätze in die Länge, macht jede Silbe unheimlich und verwandelt harmlose Räume in bedrohliche Orte. Weil nur wenige Figuren diese Fähigkeit besitzen, wird jede Szene mit Parseltongue automatisch zu etwas Besonderem, fast zu einem kleinen Horror-Moment. Man muss kein einziges Wort verstehen, um zu merken, dass hier eine Grenze überschritten wird, die anderen Zauberern verschlossen bleibt. Wenn man im Kopf einmal die raue, körperliche Kraft der Dothraki aus Game of Thrones danebenlegt, wirkt Parseltongue fast intim: weniger laut, dafür näher an den Ohren und deutlich dichter am Grusel. Genau dieser Fokus auf Stimmung bringt die Schlangensprache weit nach oben im Ranking.

    3. Star Trek: Raumschiff Enterprise (seit 1966)

    Im Universum von Star Trek ist Sprache mehr als nur Mittel zum Zweck, sie ist oft direkt mit Ehre, Logik oder Diplomatie verknüpft. Klingonisch klingt, als müsse jeder Satz mit geradem Rücken gesprochen werden, die Laute kommen aus dem ganzen Körper und passen perfekt zu einem Volk, das seinen Kriegerstolz mit jeder Geste betont. Vulkanisch wirkt dagegen kontrolliert und präzise, fast so, als würden Emotionen schon im Kehlkopf weggefiltert. Zusammen ergeben diese Sprachen ein klares Bild davon, wie unterschiedlich Kulturen in derselben Galaxie ticken können. Dass Fans Klingonisch tatsächlich gelernt, Wörterbücher geschrieben und eigene Treffen organisiert haben, zeigt, wie stark diese Kunstsprache funktioniert. Wer danach noch einmal auf das eher gefühlsgetriebene Klangchaos in Star Wars hört, spürt sofort, wie sehr hier Struktur und System im Vordergrund stehen. Genau diese Verbindung aus Popkultur und Benutzbarkeit rechtfertigt den Platz auf dem Treppchen.

    2. Game of Thrones (2011–2019)

    In den Ländern von Westeros und Essos prallen Kulturen aufeinander, und die Serie lässt das nicht nur in Rüstungen und Schlachtfeldern sichtbar werden, sondern auch in der Art, wie gesprochen wird. Hochvalyrisch (Kultsatz: “Valar morghulis”) wirkt elegant, fast schon feierlich, wenn es in feierlichen Schwüren oder alten Sprüchen verwendet wird, während Gemeinvalyrisch alltagstauglicher daherkommt. Dothrakisch bringt eine ganz andere Energie mit: kurze, kraftvolle Wörter, die zu einem Reitervolk passen, das die Steppe eher erobert als verwaltet. Figuren definieren sich darüber, ob sie diese Sprachen beherrschen oder nicht, und genau dadurch wird Macht hörbar. Legt man innerlich einmal das melancholische Elbisch aus Der Herr der Ringe daneben, entstehen spannende Kontraste: Dort alte Legenden, hier schmutzige Politik. Diese Mischung aus Weltgefühl, Härte und Detailarbeit sichert Game of Thrones den zweiten Platz.

    1. Der Herr der Ringe (2001)

    In Mittelerde geht es um Ringe, Könige und Opfer, aber der eigentliche Unterbau der Welt liegt in den Sprachen, die alles zusammenhalten. Elbisch, vor allem Sindarin und Quenya, klingt wie ein gesungenes Gedicht, in dem jede Silbe ein kleines Stück Geschichte trägt. Tolkien entwickelte Grammatik, Wortstämme und Lautregeln, bevor die Filme überhaupt existierten, und genau deshalb wirkt alles so stimmig: Lieder, Inschriften, kurze Dialogfetzen ergeben ein großes Ganzes. Dazu kommen Härten wie die Schwarze Sprache, die das Böse sogar im Klang verankern. Wenn man nach einem Marathon Game of Thrones die Ohren kurz ausruhen lässt und dann wieder Elbisch hört, fühlt sich das fast wie ein Kippen in eine andere, sanfter gealterte Mythologie an. Kaum eine erfundene Sprache strahlt so sehr wie hier, und deshalb führt Der Herr der Ringe dieses Ranking an.

  • „Die, My Love“ – und 9 weitere schonungslose Dramen, die an die Substanz gehen

    „Die, My Love“ – und 9 weitere schonungslose Dramen, die an die Substanz gehen

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Emotionale Härte ist im Kino ein riskantes Versprechen: Sie kann abgegriffen wirken oder prätentiös, aber wenn sie gelingt, öffnet sie das Innenleben einer Figur in einer Weise, die fast körperlich erfahrbar wird. Die, My Love, die Verfilmung von Ariana Harwicz’ verstörend schönem Roman über Mutterschaft, Depression und ungesagtes Begehren, gehört zu diesen seltenen Werken. 

    Der Film seziert mit radikaler Intimität, wie viel Schmerz ein Leben erträgt, bevor Sprache versagt – und warum wir trotzdem hinschauen sollten.

    Die folgenden Filme stehen in dieser Tradition. Sie stammen aus den letzten zwei Jahrzehnten sowie aus dem frühen 2000er-Kino – einer Ära, in der Filmemacherinnen und Filmemacher wie Lynne Ramsay, Darren Aronofsky, Alejandro G. Iñárritu oder Lars von Trier das psychologische und emotionale Extrem neu definierten. Es sind Werke, die herausfordern, irritieren, überwältigen. Filme, nach denen man unweigerlich einen Moment braucht, um wieder in die Realität zurückzukehren.

    10. The Killing of a Sacred Deer (2017)

    In The Killing of a Sacred Deer treibt Yorgos Lanthimos seinen klinischen Albtraumstil (vorerst) auf die Spitze. Ein Herzchirurg (Colin Farrell) hat eine seltsame, zunehmend bedrohliche Beziehung zum Teenager Martin (Barry Keoghan), dessen Vater einst unter seinen Händen starb. Martin stellt eine Forderung, die wie aus einer antiken Tragödie stammt: Um „Gerechtigkeit“ herzustellen, müsse Steven ein Familienmitglied opfern. Die Brutalität des Films liegt in seiner eisigen Ruhe. Jede Szene wirkt wie sterilisiert, jede Entscheidung moralisch unlösbar. The Killing of a Sacred Deer entfaltet eine enorme psychologische Spannung, indem er von Schuld, Strafe und Ohnmacht ohne Schonung erzählt – ein modern-mythologisches Horrordrama, das lange nachhallt.

    9. Dogville (2003)

    Lars von Triers Dogville folgt Grace (Nicole Kidman), die vor Gangstern flieht und in einem abgelegenen Bergdorf Zuflucht sucht. Die Bewohner bieten ihr Schutz – unter der Bedingung, kleine Hilfsarbeiten zu übernehmen. Was zunächst wie ein fairer Tausch wirkt, kippt schleichend in Erpressung, körperliche Ausbeutung und eine Spirale der Entmenschlichung, an der die gesamte Gemeinschaft beteiligt ist. Die radikale Bühnenoptik – Häuser nur mit Kreidelinien markiert, keine Kulissen – legt jede Handlung offen, ohne stilistische Fluchtmöglichkeiten. Dadurch wirkt jeder Verrat und jeder Übergriff besonders ungeschönt, beinahe dokumentarisch. Dogville zeigt Grausamkeit nicht als Ausnahme, sondern als Ergebnis sozialer Dynamiken – und führt verstörend vor, wie gefährlich dünn die Decke der Zivilisation sein kann.

    8. Precious (2009)

    Precious erzählt die Geschichte der 16-jährigen Claireece “Precious” Jones (Gabourey Sidibe), die in Armut lebt, in der Schule kaum Unterstützung erhält und zuhause schwerer Gewalt ausgesetzt ist. Als sie in ein alternatives Bildungsprogramm kommt, beginnt sie – vorsichtig, tastend – ein eigenes Selbstbild zu entwickeln, das nicht mehr ausschließlich von Demütigung bestimmt ist. Die emotionale Brutalität des Films entsteht aus der konsequenten Darstellung dessen, wie Trauma den Alltag formt, und wie Gewalt transgenerational weitergegeben wird. Mit anderen Worten: Precious ist mitunter schwer auszuhalten, dabei aber nicht gänzlich hoffnungslos. Ein Film über Überleben, Sprache und die Möglichkeit, sich selbst neu zu definieren, selbst wenn alle Umstände dagegen sprechen.

    7. Uncut Gems (2019)

    Wohl kaum jemand hat den Zusammenbruch eines Mannes je so ästhetisch inszeniert wie die Safdie-Brüder – Uncut Gems ist hektisch, funkelnd, klaustrophobisch. Der Film begleitet den New Yorker Juwelier Howard (Adam Sandler in seiner besten Rolle), der einen seltenen äthiopischen Opal ergattert und glaubt, damit endlich den großen Durchbruch zu schaffen. Doch jeder Versuch, aus Schulden und kriminellen Verstrickungen herauszukommen, führt ihn tiefer in das Chaos, das er selbst produziert. Uncut Gems ist auch deswegen so herausfordernd, weil das Drama keinen Moment der Erholung erlaubt: beständiges Telefonklingeln, familiäre Konflikte, riskante Sportwetten – alles passiert gleichzeitig, bis man es auch als Zuschauende kaum noch erträgt. Anders als die intime Innenperspektion von Die, My Love zeigt Uncut Gems einen Mann, der dem Absturz mit fast manischer Entschlossenheit entgegen rennt. Ein greller, brillant erzählter urbaner Albtraum.

    6. Whiplash (2014)

    Damien Chazelles Whiplash ist ein Psychodrama im Gewand eines Musikfilms. Im Zentrum steht die Dynamik zwischen dem jungen Schlagzeuger Andrew (Miles Teller) und dem gnadenlosen Jazz-Dozenten Fletcher (J.K. Simmons), dessen pädagogische Methoden eher an militärische Zermürbung erinnern als an schulische Förderung. Der Film zeigt mit chirurgischer Präzision, wie aus Ehrgeiz allmählich Obsession wird und wie ein System, das „Genie“ über alles stellt, seine Schüler eher zerstört, als ihr Talent zu formen. Der Stress ist hier nicht allein Stilmittel, sondern die Substanz des Filmes: Im Vergleich zu Whiplash wirken selbst die frühen Folgen von The Bear geradezu erholsam. Wie Die, My Love erzählt auch Damien Chazelles Dramas von innerer Zerrüttung – nur dass sie hier noch eindeutiger von außen provoziert und institutionalisiert wird.

    5. Im August in Osage County (2013)

    Im August in Osage County ist ein Film über familiäre Traumata, die wie seismische Wellen durch Generationen schlagen. Die Handlung setzt ein, als die weit verzweigte Familie Weston nach dem Verschwinden des Vaters (Sam Shepard) zum gemeinsamen Trauertreffen gezwungen wird – ein Wiedersehen, das rasch alte Wunden freilegt. Meryl Streep spielt die pillensüchtige, sarkastisch-brutale Matriarchin, während Julia Roberts als ihre älteste Tochter gegen ein ganzes Erbe aus Schweigen, Wut und Selbstbetrug ankämpft. An ihrer Seite brillieren unter anderem Juliette Lewis, Chris Cooper, Benedict Cumberbatch und Margo Martindale. Der Humor ist schwarz, die Dynamiken sind schmerzhaft ehrlich. Wer Die, My Love wegen seiner radikalen Innenperspektive schätzt, findet hier die kollektive Version desselben Abgrunds.

    4. Die, My Love (2025)

    Die, My Love ist eine verstörende Geschichte über Depression, existenzielle Leere und Familie, die sich konsequent jeder romantisierenden Lesart entzieht. Grace (Jennifer Lawrence), gerade Mutter geworden und zerrissen zwischen Lethargie und Selbstzerstörung, empfindet das Familienleben mit ihrem Gatten (Robert Pattinson) wie eine klaustrophobische Choreografie aus sinnlosen Ritualen, Sehnsucht und Wahn. Die Kamera bleibt radikal nah, als würde sie ihre Gedanken selbst verfolgen, statt nur Handlungen zu dokumentieren. Emotionale Brutalität entsteht hier nicht in großen Gesten, sondern in den Nuancen eines inneren Zerfalls, der fast körperlich spürbar wird. Der Film fordert, nicht weil er laut ist, sondern weil er unbarmherzig ehrlich bleibt.

    3. Biutiful (2010)

    Alejandro González Iñárritu kehrt in Biutiful zu den Themen zurück, die bereits Babel durchzogen: Individuelle Schuld, übergeordnetes Schicksal und soziale Verwerfungen. Javier Bardem spielt einen Mann, der im Schatten von Krankheit und Armeut versucht, seine Kinder zu schützen – zugleich aber ist er ein Antiheld, zur Kriminalität neigend, dessen Leben in kleinen, schmerzhaften Fragmenten zerfällt. Biutiful ist kein Film für schwache Nerven; er ist düster, aber von einer fast spirituellen Schönheit. Die emotionale Brutalität entsteht aus der Erkenntnis, dass Liebe nicht immer rettet – auch wenn sie Trost verspricht. Ein Film, der lange nachhallt und im allerbesten Sinne erschöpft.

    2. Mother! (2017)

    Darren Aronofskys Mother! ist ein Fiebertraum, eine Bibelallegorie, ein nihilistischer Öko-Horror – und zugleich einer der kompromisslosesten Filme über männliche Hybris und weibliche Erschöpfung seit Langem. Die Handlung beginnt scheinbar harmlos: Eine Frau (Jennifer Lawrence) und ihr deutlich älterer Partner (Javier Bardem) leben zurückgezogen, bis unerwartete Gäste ins Haus drängen und das Gleichgewicht der Beziehung empfindlich stören. Jennifer Lawrence’ Performance gehört zu ihren besten, ähnlich körperlich wie in Die, My Love, doch hier wird sie zur Märtyrerin einer Welt, die sie bereitwillig opfert. Darren Aronofsky, dessen Werke von Requiem for a Dream bis The Whale für emotionale und physische Grenzerfahrungen stehen, inszeniert so unerbittlich rasant wie nie zuvor. Ein Film, der traumatisiert, irritiert, überfordert und genau darin seine Wucht entfaltet.

    1. We Need to Talk About Kevin (2011)

    Lynne Ramsay verwandelt Lionel Shrivers Roman über Schuld, Mutterschaft und das Unaussprechliche in einen hypnotischen Albtraum, der weniger die Tat als ihren Nachhall erzählt. Im Zentrum steht Eva (Tilda Swinton), die rückblickend versucht zu begreifen, wie ihr Sohn Kevin (Ezra Miller) zum Täter werden konnte – und ob sie es hätte verhindern können.  Lynne Ramsay arbeitet mit Farben, Fragmenten und Stille, um die Psyche ihrer Figur sichtbar zu machen – ähnlich sezierend wie in Die, My Love, aber mit sozialem statt intimistischem Fokus.. We Need to Talk About Kevin ist emotional brutal, weil er jede einfache Antwort verweigert und die Ohnmacht seiner Figuren spürbar macht. Ein Film über das Scheitern von Sprache, Vernunft und gesellschaftlichen Erklärungsmodellen.

  • Alle „Bleach“-Teile in der richtigen Reihenfolge: Die Anime-Reihe im Streaming-Guide

    Alle „Bleach“-Teile in der richtigen Reihenfolge: Die Anime-Reihe im Streaming-Guide

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Bleach ist einer dieser Anime, der irgendwann richtig durch die Decke ging.

    Was mal mit einem orangehaarigen Teenager und einem riesigen Schwert begann, hat sich zu einem der epischsten Shonen-Werke der letzten zwei Jahrzehnte entwickelt, das mit über 350 Episoden, vier Kinofilmen, zahllosen Filler-Arcs und einer Rückkehr aufwartet, die fast zehn Jahre auf sich warten ließ.

    Wer hier einfach blind drauflos streamt, steht schnell vor einem Chaos aus Zeitsprüngen, Nebengeschichten und alternativen Realitäten. JustWatch bringt Licht ins Dunkel: Diese Liste zeigt, in welcher Reihenfolge man Bleach schauen sollte, damit die Geschichte Sinn ergibt, die Spannung hält und kein einziger wichtiger Moment verloren geht.

    1. Bleach (2004–2012)

    Die Originalserie Bleach beginnt mit Ichigo Kurosaki, der durch ein unerwartetes Ereignis zum Shinigami wird, einem Seelenschnitter, der Geister beschützt und böse Seelen vertreibt. Von dort entfaltet sich eine Geschichte, die zwischen der Menschenwelt, der Soul Society und später auch Hueco Mundo hin und her pendelt. Insgesamt besteht die Serie aus 366 Episoden und behandelt zentrale Arcs wie Soul Society, Arrancar, Fake Karakura und The Lost Substitute Shinigami. Dazwischen streuen sich diverse Filler - manche durchaus unterhaltsam, manche nicht unbedingt notwendig. Trotzdem bleibt der Kern spannend und durchgehend charaktergetrieben mit besonders starken Beziehungen zwischen Ichigo und Figuren wie Rukia, Renji oder Urahara. Wer sich auf das klassische Bleach-Erlebnis einlassen will, kommt an der TV-Serie nicht vorbei - sie legt das erzählerische Fundament für alles, was folgt.

    2. Memories of Nobody (2006)

    Der erste Bleach-Film Memories of Nobody lässt sich am besten zwischen Episode 63 und dem Beginn des Arrancar-Arcs einordnen. Im Fokus steht die mysteriöse Senna, die zwischen verschiedenen Welten existiert und gleichzeitig die Erinnerungen anderer in sich trägt. Obwohl der Film kein offizieller Bestandteil des Manga-Kanons ist, trifft er den Ton der Serie erstaunlich gut. Die Musik stammt erneut von Shiro Sagisu, das Bild ist kinoreif, und der Spannungsbogen solide. Es ist ein emotional aufgeladener Film, der Ichigos Rolle als Beschützer vertieft. Wer sich mehr von der Welt rund um Karakura City wünscht und eine kleine, abgeschlossene Geschichte sucht, findet hier einen gelungenen Film mit einem bittersüßen Ende und viel Herz.

    3. The Diamond Dust Rebellion (2007)

    Dieser Film rückt Hitsugaya in den Mittelpunkt, den oft unterschätzten Captain mit dem Eisdrachen. Nachdem ein königliches Siegel gestohlen wird, steht er plötzlich im Zentrum eines politischen Skandals innerhalb der Soul Society. The Diamond Dust Rebellion spielt ungefähr nach Episode 127 und wirkt wie ein tieferer Einblick in Hitsugayas Vergangenheit. Alte Verbindungen, Schuldgefühle und Loyalität prägen den Ton des Films. Auch wenn die Haupthandlung nicht verändert wird, bekommt man hier ein atmosphärisch dichtes Spin-off mit hochwertiger Animation und gut inszenierten Kämpfen. Die Dynamik mit seinem Vize Rangiku bleibt bestehen, aber es sind vor allem die inneren Konflikte, die den Film tragen. Kein absolutes Muss, aber definitiv eine lohnenswerte Ergänzung.

    4. Fade to Black (2008)

    Rukia vergisst in Fade to Black alles. Und mit ihr scheint auch die Welt Ichigo zu vergessen. Das ist die Ausgangslage dieses dritten Films, der sich erzählerisch wie ein düsterer Paralleluniversums-Trip anfühlt. Er spielt etwa nach Episode 212 und behandelt den Wert von Erinnerung, Identität und Bindung, also typische Themen, die Bleach immer wieder berührt. Visuell ist der Film dunkler und sogar beinahe melancholisch. Besonders Fans von Ichigo und Rukia kommen hier auf ihre Kosten, denn ihre Verbindung steht stärker denn je im Mittelpunkt und entwickelt sich weiter. Die Soul Society zeigt sich in diesem Film von einer verzerrten, kalten Seite. Wer gerne alternative Szenarien und emotionale Konflikte sieht, wird hier nicht enttäuscht. Der Film steht zwar allein, wirkt aber wie ein Spiegel der Hauptserie.

    5. Hell Verse (2010)

    Mit diesem Film wird erstmals ein Ort besucht, der in der Serie lange nur erwähnt wurde: die Hölle. Ichigo wird mit einer neuen Bedrohung konfrontiert, die aus den Tiefen dieses verbotenen Ortes aufsteigt. Der Film spielt nach Episode 299, also gegen Ende des Kampfes gegen Aizen. Inhaltlich bleibt Hell Verse unabhängig, doch die Themen sind sehr vertraut: Schuld, Kontrolle und innere Dämonen. Besonders interessant ist die Darstellung von IchigosHollow-Kräften, die hier in einem neuen Licht erscheinen. Die Actionszenen sind rasant und düster inszeniert, und das Design der Hölle erinnert fast an klassische Horror-Ästhetik. Wer auf visuelle Abwechslung und eine dichte, bedrückende Atmosphäre steht, bekommt hier eine der eindrucksvollsten Ergänzungen der Filmreihe.

    6. Bleach: Thousand Year Blood War Part 1–3 (2022–2024)

    Zehn Jahre nach dem Serienende kehrt Bleach zurück - mit einem finalen Handlungsbogen, der das Wandenreich ins Spiel bringt. Die ersten drei Teile von Thousand Year Blood War umfassen insgesamt 40 Episoden und setzen die finale Konfrontation zwischen den Shinigami und Quincy endlich um - in epischem Maßstab. Die Animation von Studio Pierrot gilt als durchgehend hochwertig, die Kämpfe sind brutal und die emotionale Intensität steigert sich nochmal auf einen neuen Höhepunkt. Besonders Uryūs Entwicklung, Yamamotos Schicksal und Ichigos Herkunft werden hier auf neue, dramatische Weise aufgedeckt, und das ohne Filler und ohne Ablenkung. Diese drei Teile liefern pure Story und gehören fest zur Chronologie. Wer Bleach bis hierhin verfolgt hat, erlebt jetzt den Lohn für jahrelanges Dranbleiben.

    7. Bleach: Thousand-Year Blood War Part 4 (2026)

    Der letzte Teil der Saga ist offiziell für 2026 angekündigt und verspricht ein Finale mit allem, was dazugehört. Unter dem vorläufigen Titel The Calamity oder The Separation bringt dieser Abschnitt das Duell zwischen Ichigo und Yhwach zu Ende. Es fehlen noch etwa 13 Episoden, die sowohl den Krieg abschließen als auch epilogartige Rückblicke enthalten sollen. Erste Bilder von der Anime Expo 2025 deuten auf noch flüssigere Animation und ein aufwendig inszeniertes Finale hin. Erwartet werden nicht nur Schlachten, sondern auch Szenen aus der Vergangenheit des Soul King und neue Dialoge, die selbst im Manga nie vorkamen. Das große Ende steht bevor, und diesmal wird die Geschichte wirklich zu Ende erzählt!

  • What the Razzie?! Diese 10 Kultfilme hat einst die  „Goldene Himbeere“ erwischt

    What the Razzie?! Diese 10 Kultfilme hat einst die „Goldene Himbeere“ erwischt

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Die Goldene Himbeere – oder der Razzie Award – ist Hollywoods boshaftester Preis: Jedes Jahr werden hier die angeblich schlechtesten Filme, Regie und Schauspielerinnen und Schauspieler der Saison „ausgezeichnet“. Doch was als ironischer Gegenpol zu den Oscars angelegt ist, verfehlte nicht selten die Pointe.

    Weil die Goldene Himbeere eher Stimmungsbarometer als präzises Urteil ist, tauchen in ihrer Geschichte immer wieder Filme auf, die aus heutiger Sicht weit positiver betrachtet werden.

    Einige Werke wurden schlicht missverstanden, andere passten nicht in den Geschmack ihrer Zeit, wieder andere lösten Debatten aus, die inzwischen völlig anders bewertet werden. Und: Einige der heute meistgeliebten Filme mussten sich Spott gefallen lassen, bevor sie Kult wurden. Hier sind zehn Nominierungen bekannter Filme, die aus heutiger Sicht überraschen.

    Der Pate – Teil III (1990)

    Sofia Coppola wurde 1991 gleich in zwei Kategorien für die Goldene Himbeere nominiert – Schlechteste Nebendarstellerin und Schlechtester Newcomer –, was oft als frühes Beispiel der später viel breiteren „Nepo-Baby“-Debatte gelesen wird. Die Tochter des Regisseurs war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 18 Jahre alt. Ihr Spiel in Der Pate - Teil III ist zurückhaltend, manchmal unsicher – Eigenschaften, die heute durchaus als Teil des Figurenkonzepts lesbar sind. 

    Spannender ist aber, was danach folgte: Als Regisseurin hat Sofia Coppola ihre eigene filmische Handschrift entwickelt, etwa mit The Virgin Suicides, Lost in Translation, zuletzt Priscilla. Die Razzie-Nominierungen markieren damit weniger ein vernichtendes Urteil als einen Ausgangspunkt, von dem sie sich konsequent emanzipiert hat.

    The Addams Family (1991)

    Schwarzer Humor, morbider Stil, makellose Ausstattung – und trotzdem eine Nominierung für den Schlechtesten Song. Ironischerweise gewann die Fortsetzung Addams Family in verrückter Tradition den Negativpreis dann sogar. Dabei fängt Barry Sonnenfelds Film mit Anjelica Huston und Raul Julia perfekt ein, was Familie als Gegenkultur bedeutet: Gothic-Eleganz trifft auf sentimentale Zärtlichkeit. 

    The Addams Family ist keine Komödie über „Freaks“, sondern über die Heuchelei der Normalität – und darüber, wie souverän man außerhalb ihrer Regeln leben kann. Eine Nominierung für schlechten Geschmack ist da eher ein Hinweis darauf, wie eigenständig der Film sich bewegt.

    Batman Begins (2005)

    Auch Christopher Nolans Batman Begins fing sich 2006 eine Nominierung für die Goldene Himbeere ein, in der Kategorie Schlechteste Nebendarstellerin für Katie Holmes. Und ja, ihre Darstellung von Rachel Dawes gehört nicht zu den Höhepunkten des Films. Katie Holmes wirkt in der Rolle oft zurückhaltender, als es die emotionale Dynamik verlangt, und bleibt neben den markanten Figuren erstaunlich blass. 

    Zur Wahrheit gehört aber auch: Christopher Nolan hat über die Jahre hinweg immer wieder gezeigt, dass komplexe Frauenfiguren nicht seine Stärke sind. In The Dark Knight Rises wird Marion Cotillards Figur zur Plot-Funktion, in Inception bleibt wurde sie zur Projektionsfläche für Trauma, und selbst in Oppenheimer geraten Emily Blunt und Florence Pugh trotz Präsenz in den Hintergrund männlicher Innenwelten.

    Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999)

    Gleich sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere, darunter Schlechtester Film, Schlechteste Regie und eine viel diskutierte Nominierung für den jungen Jake Lloyd, zeigen wie enorm der Erwartungsdruck 1999 war. Episode I - Die Dunke Bedrohung erschien als erster neuer Star Wars-Film seit über anderthalb Jahrzehnten — und wurde durch eine nostalgisch aufgeladene Brille betrachtet, die wenig Raum für Experimente ließ. 

    Der Film ist nicht fehlerfrei, aber visuell kühn, politisch ungewöhnlich ambitioniert und technisch seiner Zeit weit voraus. Die damaligen Razzie-Reaktionen wirken heute eher wie ein Stimmungsbild. Und gerade rückblickend besitzt Episode I eine kantige Eigenheit, die den glattpolierten Star Wars-Produktionen der Gegenwart fehlt.

    Der Glöckner von Notre Dame (1996)

    Die Kategorie Schlechtest geschriebenes Drehbuch eines über 100-Millionen-Dollar-Hits war 1996 eine spontane Erweiterung des Razzie-Katalogs – und Der Glöckner von Notre Dame landete darin, wohl weil der Film tonal nicht in die damalige Disney-Erwartung passte. Das Werk bewegt sich zwischen Musical, historischer Tragödie und moralischer Parabel. 

    Dass diese Mischung irritierte, ist verständlich: Animationsfilme waren in der Wahrnehmung des Publikums enger definiert als heute. Dabei ist Der Glöckner von Notre Dame visuell opulent, thematisch überraschend erwachsen, musikalisch kraftvoll und damit vielleicht der mutigste Disney-Film der 1990er Jahre.

    Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

    Die Schlechteste Filmmusik-Nominierung für Ennio Morricone ist ein herrliches Paradox: Der Score, einst als „zu minimalistisch“ kritisiert, gilt inzwischen als Musterbeispiel atmosphärischer Reduktion. John Carpenters Film war 1982 schlicht zu kühl, zu kontrolliert und zu misanthropisch, um euphorisch aufgenommen zu werden.

    In der Ära bombastischer Orchesterklänge fiel diese Zurückhaltung „unangenehm“ auf. Die Razzie-Wertung zeigt vor allem, wie schwer sich Publikum und Kritik mit radikaler Nüchternheit tat. Heute ist Das Ding aus einer anderen Welt ein Klassiker, dessen Soundtrack ganze Generationen von Sci-Fi- und Horror-Autoren geprägt hat. Manchmal ist das Unheimlichste eben das leise Summen im Hintergrund.

    Interview mit einem Vampir (1994)

    Die Nominierung für Schlechtestes Leinwandpaar (Brad Pitt und Tom Cruise) wirkt im Rückblick vor allem als Hinweis darauf, wie unklar damals die Kategorien der Goldenen Himbeere definiert waren. Interview mit einem Vampir erzählt eine Beziehung, die dicht, aber narrativ untypisch ist – zu intim, um rein platonisch zu sein, aber zu atmosphärisch, um in klassische Romantik zu fallen. Neil Jordan interessierte sich weniger für „Chemie“ im konventionellen Sinne als für das Zusammenspiel zweier Weltsichten.

    Heute wirkt die Nominierung vor allem wie ein Kommentar auf die eigentümliche Zurückhaltung des Films. Interview mit einem Vampir inszeniert die beiden Figuren bewusst als platonisches Duo, obwohl die literarische Vorlage weit komplexere, queere Unterströmungen kennt. Zum Glück holt die aktuelle Serienadaption das nach: Die romantische Beziehung zwischen Lestat und Louis steht mit all ihren Widersprüchlichkeiten im Fokus.

    Das fünfte Element (1997)

    Die Nominierungen für Milla Jovovich (Schlechteste Nebendarstellerin) und Chris Tucker (Schlechtester Newcomer) zeigen vor allem, wie ungewöhnlich Luc Bessons futuristische Science-Fiction-Oper damals erschien. Dabei ist Das fünfte Element genau der frische Wind, den Hollywood damals braucht. Der Film bricht mit Konventionen, ist überdreht, sinnlich, kompromisslos stilisiert. 

    Mila Jovovichs „Leeloo Dallas Multipass“ wurde zur Ikone weiblicher Pop-Sci-Fi, Chris Tuckers schrill-exzentrischer Radiostar zur Drag-Queen-Extravaganz avant la lettre. Heute lässt sich gut erkennen, wie konsequent Das fünfte Element seine eigene Bühne baut und wie bewusst mit der Überzeichnung gearbeitet wurde: Eine barocke Vision einer Zukunft, in der Überforderung bewusst gesetztes Stilmittel ist.

    Joker (2019)

    Dass Joker 2020 für Rücksichtsloseste Missachtung von Menschenleben und öffentlichem Eigentum nominiert wurde, klingt eher wie eine ironische Fußnote als nach ernsthafter Kritik. Todd Phillips’ düstere Origin-Story ist eine der seltenen Comicverfilmungen, die ihre Gewalt als Systemkritik begreift. Joaquin Phoenix’ Arthur Fleck ist keine Glorifizierung des Bösen, sondern das ambivalente Porträt einer Gesellschaft, die unweigerlich Außenseiter hervorbringt. Joker ist unbequem – und will es auch sein. Dass die Razzies darauf mit einer eigenen Kategorie reagierten, zeigt vor allem, wie stark Joker in den popkulturellen Debattenraum wirkte.

    Umso amüsanter ist der Blick auf die Fortsetzung: Joker: Folie à Deux sammelte 2025 gleich sieben Razzie-Nominierungen ein und gewann zwei davon – darunter Schlechteste Fortsetzung und Schlechtestes Leinwandpaar für Phoenix und Lady Gaga. Und hier kann man durchaus von einer treffsicheren Entscheidung sprechen. 

    The Shining (1980)

    Kaum zu glauben, aber Stanley Kubricks Meisterwerk des psychologischen Horrors wurde 1981 gleich doppelt für die Goldene Himbeere nominiert – für Schlechteste Regie und Schlechteste Schauspielerin (Shelley Duvall). Aus heutiger Sicht wirkt das erstaunlich, denn Stanley Kubricks strenges, beinahe mathematisches Stilbewusstsein, das damals als „kalt“ missverstanden wurde, prägte ein ganzes Genre. 

    Shelley Duvalls zittrige, erschöpfte Performance wiederum ist nicht Ausdruck mangelnder Technik, sondern integraler Teil der zerbrechlichen Psychodynamik des Films. The Shining ist kein Werk, das sich anbiedert. Es zwingt sein Publikum in eine Stimmung, aus der man nicht leicht entkommt. Und das, was den Film damals ungewöhnlich machte, sichert ihm nun seinen Status als Filmklassiker.

  • Die 10 besten Anime-Filme für Kinder

    Die 10 besten Anime-Filme für Kinder

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Anime ist nicht nur etwas für Erwachsene – viele der schönsten, witzigsten und herzerwärmendsten Animationsfilme sind perfekt für Kinder geeignet. Ob fantastische Abenteuer, emotionale Geschichten oder einfach bunte Unterhaltung: Diese Filme laden kleine (und große) Zuschauer:innen zum Staunen, Lachen und Träumen ein. Sie zeigen, wie Magie im Alltag steckt, wie wichtig Freundschaft und Familie sind, und dass man manchmal über sich hinauswachsen muss, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. 

    Wir haben zehn der besten Anime-Filme zusammengestellt, die Kinder lieben werden. Also Popcorn bereitlegen, rauf aufs Sofa  und gemeinsam abtauchen in Welten voller Fantasie, Gefühl und Zauber!

    Mein Nachbar Totoro (1988)

    Hayao Miyazakis gefeierter Klassiker ist pure Magie für Kinder. Zwei Schwestern ziehen aufs Land und entdecken dort Totoro, einen sanften Waldgeist mit riesigem Fellbauch und breitem Grinsen. Auch ohne großen Plot entfaltet der Film eine Welt voller Staunen, Fantasie sowie warmherziger Momente und feiert die Schönheit der Natur, kindlicher Neugier und der kleinen Wunder des Alltags. Die ruhige, fast meditative Erzählweise eignet sich perfekt für jüngere Kinder, die hier lernen, dass Magie oft in den kleinen Dingen steckt. Mein Nachbar Totoro ist ein zauberhaftes Meisterwerk, das Kinder begeistert, Erwachsene verzaubert und die ganze Familie immer wieder zusammen vor den Bildschirm holt. Wie Kikis kleiner Lieferservice feiert der Film Unabhängigkeit und kindliche Neugier, aber mit noch mehr Sanftheit.

    Ponyo – Das große Abenteuer am Meer (2008)

    Das Fabelwesen Ponyo will unbedingt ein Mensch werden – und bringt damit die Welt um sie herum gehörig aus dem Gleichgewicht. Hayao Miyazaki verwebt in Ponyo das Märchen von der kleinen Meerjungfrau mit einem liebevollen Blick auf die Natur, das Meer und die Bande zwischen Familie und Freunden. Der Animationsstil ist verspielt, farbenfroh und voller kleiner Details, die Kinder immer wieder Neues entdecken lassen. Die Figuren sind warmherzig und witzig, und die Botschaft über Zusammenhalt, Akzeptanz und Verantwortung ist kindgerecht und dennoch tiefgründig. Ponyo ist ein Film, der kleine Zuschauer:innen zum Staunen bringt, Eltern mit seiner Poesie berührt und uns alle daran erinnert, wie wunderbar es ist, die Welt mit neugierigen Augen zu sehen. Wie Totoro steht auch Ponyo für Lebensfreude und Staunen, nur etwas turbulenter, wilder und lauter. 

    Chihiros Reise ins Zauberland (2001)

    Für Kids ist Chihiros Reise ins Zauberland das perfekte Abenteuer voller Magie, Geheimnisse und unvergesslicher Figuren. Der Film erzählt von der zehnjährigen Chihiro, die in eine fantastische Welt voller Geister, Götter und wundersamer Rätsel gezogen wird, als ihre Eltern sich plötzlich in Schweine verwandeln. Bildgewaltig, poetisch und manchmal ein wenig unheimlich, fesselt die Geschichte mit einer einzigartigen Atmosphäre, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann zieht. Chihiro lernt, über sich hinauszuwachsen, Mut zu zeigen und Vertrauen in sich selbst zu finden – und dass Freundschaft oft da entsteht, wo man es am wenigsten erwartet. Im Vergleich zu Ponyo ist Chihiros Reise komplexer und mystischer, doch genauso herzlich. Kein Wunder, dass dieser Film den Oscar gewann – er ist ein Tor zu einer anderen Welt, das man als Familie immer wieder durchschreiten möchte.

    Das wandelnde Schloss (2004)

    Ein Mädchen, ein geheimnisvoller Zauberer und ein fliegendes Schloss – fertig ist ein märchenhaftes Abenteuer, das jung und alt gleichermaßen begeistert. Das wandelnde Schloss beeindruckt mit fantasievollen Designs, von der dampfenden, quietschenden Festung auf Stelzen bis zu den liebevoll animierten Landschaften und Figuren, die aus einem Traum zu stammen scheinen. Die Geschichte dreht sich um Selbstfindung, Liebe, Mut und den Wert von Mitgefühl, erzählt dabei aber mit einer Komplexität, die für Kinder ab 6 Jahren geeignet ist. Dennoch zieht der Film auch jüngere Zuschauer:innen in seinen Bann – dank der skurrilen Charaktere, der magischen Welt und der berührenden Momente voller Humor und Wärme. Wie Chihiros Reise ins Zauberland zeigt auch dieser Film, dass in Mut und Mitgefühl eine besondere Magie liegt.

    Kikis kleiner Lieferservice (1989)

    Eine junge Hexe, ein neuer Lebensabschnitt und ein Besen, der nicht immer so will wie sie: Kikis kleiner Lieferservice ist eine warmherzige Coming-of-Age-Geschichte, die mit Leichtigkeit und Charme vom Erwachsenwerden erzählt. Kiki verlässt ihr Zuhause, um in einer fremden Stadt auf eigenen Beinen zu stehen, und gründet kurzerhand einen kleinen Lieferservice. Dabei lernt sie, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, Selbstzweifel zu überwinden und Freundschaften zu schließen. Der Film begeistert mit liebevollen Details, humorvollen Alltagsmomenten und einer leisen, aber starken Botschaft: Es ist okay, zu scheitern und sich verloren zu fühlen – wichtig ist, immer wieder aufzustehen. Mein Nachbar Totoro feiert die kindliche Neugier, Kiki hingegen die Selbstständigkeit – zwei Seiten derselben warmherzigen Medaille.

    Erinnerungen an Marnie (2014)

    Ein leiser, aber zutiefst berührender Film, der sich mit Themen auseinandersetzt, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen bewegen. Erinnerungen an Marnie erzählt die Geschichte von Anna, einem einsamen, unsicheren Mädchen, das während der Sommerferien aufs Land geschickt wird. Dort trifft sie auf die geheimnisvolle Marnie, die zu einer wichtigen Freundin wird – doch nichts ist so, wie es scheint. Die Geschichte behandelt Verlust, Zugehörigkeit, Freundschaft und Heilung auf sanfte, niemals kitschige Weise. Visuell wunderschön und emotional vielschichtig, bietet der Film ein berührendes Erlebnis, das Empathie weckt und zeigt, wie wichtig es ist, sich selbst anzunehmen und seinen Platz in der Welt zu finden. Anders als in Ponyo oder Kiki geht es hier weniger um Abenteuer – das Herz steht klar im Mittelpunkt.

    Der Junge und das Biest (2015)

    Der junge Ren, der sich nach dem Tod seiner Mutter einsam und verloren fühlt, gerät in eine Parallelwelt voller Tierwesen. Dort trifft er auf Kumatetsu, einen grimmigen, bärartigen Krieger, der ihn zu seinem Lehrling macht – und widerwillig zu einer Art Vaterfigur wird. Der Junge und das Biest kombiniert mitreißende Buddy-Dynamik, rasante Kampfszenen und tiefgehende Themen wie Wut, Zugehörigkeit, Trauer und das Erwachsenwerden. Regisseur Mamoru Hosoda verknüpft hier Action und Emotion ähnlich wie in Summer Wars, legt den Fokus diesmal jedoch auf die Vater-Sohn-Beziehung. Kinder ab 12 Jahren kommen hier voll auf ihre Kosten, denn neben der Action erzählt der Film auch eine emotionale Geschichte über Familie, Freundschaft und die Frage, was es heißt, seinen Platz im Leben zu finden. 

    Mary und die Blume der Hexen (2017)

    Magische Pflanzen, sprechende Tiere und ein rätselhaftes Geheimnis, das nur darauf wartet, gelüftet zu werden – Mary und die Blume der Hexen entführt junge Zuschauer:innen in eine zauberhafte Welt voller Fantasie und Rätsel. Mary, ein scheinbar ganz normales Mädchen, stolpert durch Zufall in ein Abenteuer, das sie zu einer Schule für Hexen führt und sie mit ihren eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert. Die detailreiche Animation, die skurrilen Figuren und das Setting erinnern entfernt an Kiki, nur mit mehr Spannung und Mystery. Im Mittelpunkt steht eine starke, mutige Heldin, die lernen muss, Verantwortung zu übernehmen und für das Richtige einzustehen. Perfekt für alle Kinder, die Hexengeschichten, Magie und eine bunte Welt voller Überraschungen lieben – und dabei lernen möchten, sich selbst ein bisschen mehr zuzutrauen.

    Summer Wars (2009)

    Digitale Welten, chaotische Großfamilien und ein Kampf um die Rettung der Welt – Summer Wars verbindet Action, Humor und Herz zu einem einzigartigen Abenteuer. Der Teenager Kenji wird in die Sommerferien der Familie seiner Freundin eingeladen, ahnt aber nicht, dass er schon bald im Zentrum einer digitalen Katastrophe stehen wird: Ein gefährlicher Virus bedroht die globale Online-Plattform OZ, und nur Kenji und die geballte Energie seiner bunt zusammengewürfelten Familie können das Schlimmste verhindern. Der Streifen bietet rasantes Tempo, clevere Wendungen und berührende Familienmomente, die ältere Kinder ab 12 Jahren begeistern werden. Wie Der Junge und das Biest vereint auch dieser Hosoda-Film spannende Action und viel Gefühl, ergänzt durch eine clevere Reflexion über Technik und Verantwortung. 

    Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft (2018)

    Was passiert, wenn plötzlich ein Baby die ganze Aufmerksamkeit der Familie bekommt? Mirai erzählt diese Geschichte aus der Perspektive des kleinen Kun, der sich mit der Geburt seiner Schwester Mirai plötzlich zurückgesetzt fühlt. Doch dann taucht eines Tages eine magische, ältere Version von Mirai aus der Zukunft auf – und nimmt Kun mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Wie Erinnerungen an Marnie erzählt Mirai vom inneren Wachstum und der Kraft der Familie. Der Film ist ein einfühlsames, oft humorvolles Porträt von Geschwisterliebe, Eifersucht und dem Prozess des Erwachsenwerdens. Ideal für Kinder, die selbst Geschwister haben (oder bald bekommen), und ebenso für Eltern, die mitlachen, mitfühlen und sich vielleicht sogar ein bisschen wiedererkennen werden.

  • Drei Engel für Charlie: Hier siehst du alle Filme und Serien in der richtigen Reihenfolge

    Drei Engel für Charlie: Hier siehst du alle Filme und Serien in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Drei clevere Frauen, ein mysteriöser Auftraggeber und jede Menge Action, das sind die Drei Engel für Charlie. Was in den 1970ern als stylishe TV-Serie begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem echten Popkultur-Phänomen. In wechselnden Besetzungen, mit immer neuen Ideen und moderner Optik kamen die Engel immer wieder zurück und präsentierten sich dabei mal als knallbunte Kinohits und mal als Serien-Reboot.

    Doch egal ob Original oder Neuauflage: Die Grundidee bleibt gleich. Die Engel lösen ihre Fälle mit Köpfchen, Charme und Kampfkünsten und haben dabei immer die Stimme von Charlie im Ohr. Hier gibt es alle Serien und Filme in der richtigen Reihenfolge.

    Drei Engel für Charlie (Serie, 1976–1981)

    Die Originalserie Drei Engel für Charlie aus den 1970er-Jahren macht das Konzept zum Kult.Drei Ex-Polizistinnen arbeiten undercover für ihren geheimnisvollen Boss Charlie Townsend, den man nur über Lautsprecher hört. Mittelsmann Bosley bringt sie dabei auf die richtigen Fährten. Mit Farrah Fawcett, Jaclyn Smith und Kate Jackson werden die ersten Engel zu TV-Ikonen. Später stoßen u.a. Cheryl Ladd und Tanya Roberts zum Cast. Die Serie ist ein riesiger Erfolg und prägt den Stil der späten 70er. Hier wimmelt es von bunten Outfits, schnellen Schnitten und selbstbewussten Frauen, die sich niemals unterkriegen lassen. Nach fünf Staffeln und 115 Folgen verabschieden sich die Kult-Engel fürs Erste wieder vom Bildschirm.

    3 Engel für Charlie (2000)

    Mit der Jahrtausendwende kommt das große Kino-Comeback: Regisseur McG verpasst dem Drei Engel für Charlie-Franchise ein knallbuntes Action-Update. Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu werden zu den neuen Engeln und landen damit einen Volltreffer. Charlies Aufträge setzen sie nicht nur mit Style um, sondern auch schlagkräftig und extrem selbstironisch. Statt Krimiserie gibt es nun Popcorn-Action mit Over-the-Top-Stunts, Techno-Soundtrack und einem schrägen Bill Murray als Bosley. Der Film nimmt sich nie zu ernst und lebt von der Chemie der Hauptdarstellerinnen. Verkleidung, Technik und Teamwork treffen hier auf Terroristen, gestohlene Dateien und geheime Identitäten. Das Konzept geht auf: Der Film wird ein Kassenerfolg, der sowohl neue Fans gewinnt als auch mit zahlreichen Anspielungen auf die Originalserie spielt.

    Drei Engel für Charlie – Volle Power (2003)

    Drei Jahre später kommt die Fortsetzung und präsentiert sich noch bunter, noch verrückter und noch schneller. In Volle Power treten die Engel gegen eine abtrünnige Ex-Agentin an, gespielt von Demi Moore. Die Handlung ist wilder als je zuvor: Nonstop-Action, Slapstick, CGI und Gastauftritte von Stars wie Pink und Shia LaBeouf. Der Film setzt erneut auf stylische Action, flotte Sprüche und entwaffnende Selbstironie. Auch hier punktet vor allem das Trio aus Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu, deren Spielfreude durch jede Szene blitzt. Nebenbei gibt es jede Menge Popkultur-Referenzen und Stars wie Pink und Shia La Beouf in Nebenrollen. Ein lauter, bunter Action-Blockbuster und genau das Richtige für Fans des ersten Teils.

    Drei Engel für Charlie (Serie, 2011)

    Ein neuer Versuch fürs Fernsehen: 2011wird erneut eine Serie unter dem bekannten Titel gestartet, diesmal entwickelt von Alfred Gough und Miles Millar, die bereits Smallville verantworten. Die drei Engel arbeiten in Miami und sollen frischen Wind ins Franchise bringen. Diesmal sind die drei Damen allerdings keine Ex-Polizistinnen, sondern Ex-Kriminelle, die von Charlie eine zweite Chance bekommen. Die neuen Hauptdarstellerinnen Annie Ilonzeh, Minka Kelly und Rachael Taylor können jedoch nicht ganz so überzeugen wie ihre Vorgängerinnen. Nach acht produzierten und nur vier in den USA ausgestrahlten Folgen ist schon wieder Schluss mit dem neuen Team.

    3 Engel für Charlie (2019)

    Die neueste Kino-Version 3 Engel für Charlie bringt das Franchise ins 21. Jahrhundert und hat internationales Flair und eine feministische Botschaft im Gepäck. Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott übernehmen als neue Engel, während Regisseurin Elizabeth Banks selbst als weiblicher Bosley mitmischt. Die Handlung dreht sich um ein gefährliches Energiekern-Projekt, das in falsche Hände zu geraten droht. Die Engel müssen in mehreren Ländern ermitteln und kommen dabei einer Verschwörung auf die Spur. Der Clou dabei ist, dass das Engelnetzwerk längst global ist, und Charlie als ein Symbol für ein ganzes System steht. Der Film mixt Action mit Humor und frischem Teamgeist und öffnet die Tür für weitere Teile.

  • „Pluribus“ und weitere verstörend gute Sci-Fi-Serien der Gegenwart

    „Pluribus“ und weitere verstörend gute Sci-Fi-Serien der Gegenwart

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Vince Gilligan, der Meister moralischer Ambivalenzen (Breaking Bad, Better Call Saul), wendet sich der Science-Fiction zu: Und Pluribus ist „Mindfuck“ im allerbesten Sinn. Eine Serie, die Bewusstsein selbst zum Spielmaterial macht und Glück als subtile Form von Gewalt zur Disposition stellt. Zwischen Parabel und Paranoia werden die Schattenseiten der Harmonie verhandelt: das Unheimliche, das entsteht, wenn niemand mehr widerspricht.

    Damit reiht sich Pluribus in eine neue Generation von verstörend guter Science-Fiction ein, die weniger auf technische Spektakel als auf psychologische und moralische Erschütterung zielt. Auch die folgenden Serien befragen, was vom Menschen bleibt, wenn Systeme ihn zu perfektionieren versuchen – mal als Thriller, mal als leise Meditation zwischen kaltem Bürolicht, digitaler Transzendenz und metaphysischer Sehnsucht.

    10. Maniac ( 2018)

    Maniac ist eine Serie über Heilung und über die Unmöglichkeit, sie zu erzwingen. Cary Joji Fukunaga schickt Emma Stone und Jonah Hill als verlorene Seelen in ein Drogenexperiment, das ihre inneren Welten kollidieren lässt. Zwischen Retroästhetik, Traumlogik und bittersüßer Melancholie entsteht eine Erzählung, die an Eternal Sunshine of the Spotless Mind erinnert, aber kaputter und greller ist. 

    In ihren besten Momenten ist die Serie ein mitreißender Kommentar auf unsere Sehnsucht nach Kontrolle über das Unkontrollierbare. Maniac richtet sich an ein Publikum, das bereit ist, sich in Stilen, Stimmungen und Zeitebenen zu verlieren. Ein filmischer Fiebertraum, der so schön taumelt, dass man kaum merkt, wie tief er geht.

    9. Orphan Black (2013–2017)

    Orphan Black war, lange bevor Severance das Konzept in eine Near-Future-Dystopie übersetzte, die Serie über das fragmentierte Selbst. Tatiana Maslany spielt gleich ein Dutzend Klone und macht jeder Figur mit eigener Stimme, Haltung und Verletzlichkeit einzigartig. Zwischen Bioethik, Überwachung und Identitätschaos entwickelt das Schauspielkunststück ein Tempo, das philosophische Fragen nicht rein theoretisch, sondern vor allem körperlich erzählt. 

    Im Gegensatz zum nüchtern-technologiekritischen Blick von Severance bleibt Orphan Black eher ein energiegeladener Thriller: Zugänglich, temporeich, aber nie banal. Und anders als Pluribus besteht die Serie darauf, dass Multiplikation des Ichs nicht immer Auflösung bedeutet, sondern manchmal auch Selbstfindung.

    8. Tales from the Loop (Prime Video, 2020)

    Tales from the Loop übersetzt Science-Fiction in Nachdenklichkeit. Basierend auf einem Artbook des schwedischen Künstlers Simon Stålenhag erzählt die Serie von einer Kleinstadt, in der das Alltägliche und das Unmögliche ineinanderfließen. Roboter, Zeitschleifen und verschobene Realitäten erscheinen nicht als Spektakel, sondern als natürliche Erweiterung menschlicher Sehnsüchte. 

    Jede Episode fragt leise, was Erinnerung, Verlust und Identität bedeuten, wenn Technologie selbst zu einer Form von Intimität wird. Im Gegensatz etwa zur epischen Breite von Westworld, bleibt Tales from the Loop introspektiv: eine Sammlung stiller Parabeln über das Leben im Schatten des Fortschritts.

    7. Matrjoschka (2019–2022)

    Nadia stirbt – und wacht wieder auf: Aus dieser simplen Zeitschleife macht Matrjoschka ein metaphysisches Puzzle über Selbsttäuschung und Reue. Natasha Lyonne spielt die ewig Wiedergeborene mit einer Mischung aus Zynismus und Zärtlichkeit, die an The Truman Show erinnert. Der Humor der Serie ist schneidend, ihre Tiefe beiläufig, ihr Existenzialismus von Zigarettenrauch durchzogen

    Matrjoschka ist weniger Sci-Fi im technischen Sinn als eine Reflexion über Zeit, Trauma und weibliche Autonomie. Gegenüber dem kühlen Intellekt von Severance wirkt Matrjoschka anarchisch verspielt, fast punkig. Am Ende steht die Einsicht, dass Erkenntnis oft mit Wiederholung beginnt  und, dass Scheitern manchmal die ehrlichste Form des Fortschritts ist.

    6. Black Mirror (2011–)

    Black Mirror bleibt das Referenzwerk, gegen das sich alle „Mindfuck“-Sci-Fi-Serien, die danach kamen messen lassen müssen: Kaum eine andere Produktion dieses Jahrtausends zeigte derart konsequent, wie Technologie menschliche Abgründe spiegelt und schärft, wie Charlie Brookers Anthologie-Serie. Jede Episode ist ein moralisches Gedankenexperiment, mal brilliant, mal grausam, oft beides. 

    Wer die Serie heute sieht, erkennt: Ihre dystopischen Visionen sind zum Teil längst Alltag. Die späteren Fortsetzungen haben etwas an erzählerische Kraft verloren, aber gerade die frühen Staffeln haben auch nach über einem Jahrzehnt sie nichts von ihrer Relevanz engebüßt – höchstens an (Rest-) Komfort. Und das ist ein großes Kompliment.

    5. Sense8 (2015–2018)

    Die Wachowskis schufen mit Sense8 eine Serie, die den kollektiven Geist feiert, ohne ihn zu fürchten. Acht Menschen auf verschiedenen Kontinenten teilen Bewusstsein, Erinnerungen und Gefühle – eine Utopie der Empathie in Zeiten globaler Fragmentierung. Während Pluribus die Vereinheitlichung als Horror entlarvt, inszeniert Sense8 sie als Befreiung: Glück nicht als Zwang, sondern als etwas, das erst aus dem Miteinander entsteht.

    Die Serie ist emotional, queer, überbordend, manchmal pathetisch – aber in ihrem aufrichtigen, utopischen Wunsch nach Verbundenheit unvergleichlich. Wer den Zynismus von Dystopien satt hat, findet hier das Gegenmodell: Science-Fiction als Liebeserklärung an das Menschliche. Ein globaler Chor, der nicht verbissen nach Harmonien sucht, sondern echte Resonanz.

    4. Devs (2020)

    Alex Garland fragt in Devs, ob Technologie Glaube ersetzen kann. In der goldgetauchten Welt eines Tech-Unternehmens versucht ein Entwickler, den Code des Universums zu entschlüsseln – und findet darin die Grenze zwischen Erkenntnis und Anmaßung. Die Serie ist langsam, meditativ, mitunter schwer, doch sie entfaltet zwischen hypnotischen Bildern eine fast religiöse Gravität. Wie Pluribus behandelt Devs das Verhältnis zwischen freiem Willen und Determinismus, allerdings ohne Spott.

    Devs richtet sich an Zuschauerinnen und Zuschauer, die in Serien eher ein nach spannenden Gedankenexperimenten als Eskapismus suchen. Ein leises, erhabenes Werk über die Arroganz des Wissens, den Wunsch, das Unerklärliche zu verstehen und stattdessen Demut schenkt.

    3. Severance (Apple TV+, 2022–)

    Kaum eine Serie hat das moderne Arbeitsleben so präzise seziert wie Severance. Die Prämisse – eine Firma trennt das Bewusstsein ihrer Angestellten in Arbeits- und Privatperson – wirkt absurd, ist aber erschreckend plausibel. Die sterile Architektur, das kühle Licht, der rhythmische Minimalismus erinnern an Kafka in Corporate Design. Severance ist ein perfekter Begleiter zu Pluribus: Beide erzählen vom Verlust des Selbst als Systemfehler. Beide zeichnen Routine als Horror, die Unterwerfung aber als ein noch viel größeres Übel. 

    Adam Scott spielt die Einsamkeit eines Rades im Getriebe mit entwaffnender Sanftheit. Besonders geeignet für alle, die das Gefühl kennen, sich montags selbst an der Tür abzugeben – und freitags nicht mehr zu wissen, wer man war.

    2. Westworld (2016–2022)

    Westworld bleibt die wohl ehrgeizigste Allegorie über Bewusstsein, Macht und Schöpfung seit Blade Runner. Was als Western-Attraktion beginnt, entfaltet sich zur vielschichtigen Parabel über den freien Willen. Jonathan Nolans Serie ist zugleich intellektuelles Rätsel und melancholisches Epos, das die Hybris der Menschen seziert. In ihrer dritten Staffel verliert sie zwar erzählerisch etwas Fokus, gewinnt aber an politischer Dimension. 

    Wer Pluribus für zu hermetisch hält, findet hier eine zugänglichere, aber nicht weniger verstörende Serie. Für Fans von Ex Machina oder Devs bleibt Westworld ein Muss – visuell erhaben, philosophisch kompromisslos und mit einem der besten Plot Twists der jüngeren TV-Geschichte unvergesslich.

    1. Pluribus (2025)

    Es braucht Mut, um in einer Welt der Spaltung eine Serie über totale Einigkeit zu drehen. In Pluribus infiziert ein außerirdisches Virus die Menschheit mit ewiger Glückseligkeit – nur Carol (Rhea Seehorn), eine verbitterte Bestsellerautorin, bleibt immun. Aus dieser grotesken Umkehrung einer Utopie entsteht eine Meditation über Individualität, Kontrolle unter dem Deckmantel des Guten, und die Schattenseiten, die von Harmonie ausgehen können.

    Pluribus ist keine Wohlfühl-Science-Fiction, sondern wirft verstörende Fragen auf: Was bedeutet Individualität noch, wenn Glück und Gleichheit zur Norm erklärt werden? Was, wenn die Menschheit ohne Ego tatsächlich besser dran ist? Und ist eine Welt ohne Widerspruch wirklich friedlicher, oder nur stiller?

  • Anime-Meisterwerke, die das Kino verändert haben

    Anime-Meisterwerke, die das Kino verändert haben

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Große Ideen inspirieren große Ideen – und das grenz- und genreübergreifend. Fans von Anime wissen es längst: Oft kommen die größten Einfälle der Popkultur aus Japan – und schwappen, manchmal Jahrzehnte später, nach Hollywood. Immer wieder dienten Anime-Meisterwerke aller Subgenres als Ausgangspunkt für Kinoideen, die das westliche Erzählen nachhaltig verändert haben.

    Von futuristisch-cyberpunkigem Nihilismus bis zu blutrünstigem Melodrama über Identität, Verlust und Selbstzerstörung – was einst in Tokyo gezeichnet wurde, fand seinen Widerhall in Los Angeles. Anime war nie bloß Unterhaltung, sondern Labor für Visionen, in denen Technik, Körper und Bewusstsein aufeinanderprallen. Hollywood sah hin – und lernte. Diese Anime haben Regisseure wie Christopher Nolan, Darren Aronofsky, die Wachowskis, die Duffer Brothers oder Michael B. Jordan geprägt.

    1. „Perfect Blue“  (1997) als großer Einfluss für Darren Aronofsky

    Keine Frage: Perfect Blue von Regisseur Satoshi Kon war seiner Zeit weit voraus. Ein Meisterwerk des psychologischen Horrors – mit jeder Menge Stil, Subtext und Schockmomenten – und ein riesengroßer Einfluss auf das westliche Kino. Besonders Regisseur Darren Aronofsky war vom Film mehr als begeistert. Er war regelrecht besessen – so sehr, dass er die Rechte an Perfect Blue kaufte, nur um eine Szene exakt nachstellen zu dürfen. So hielt der verstörende Badewannenmoment aus Kons Werk auch in Requiem for a Dream Einzug. Später übernahm Aronofsky die zentralen Motive – Identitätsverlust, öffentlicher Druck, psychischer Zusammenbruch – erneut in Black Swan. Beide Filme kreisen um denselben Abgrund: den Zerfall des Selbst im Scheinwerferlicht. Perfect Blue zeigt die fragile Grenze zwischen Persona und Person, zwischen Beifall und Wahnsinn. Der Film war nicht nur ein Thriller, sondern ein Spiegel für das Medienzeitalter, das gerade erst begann. Heute, im Zeitalter von Social Media, wirkt er nahezu prophetisch. Wo Aronofsky Ballett und Pathos wählt, bleibt Kon klinisch präzise, beunruhigend real. Es gibt kaum ein westliches Psychodrama, das nicht etwas von Perfect Blue geerbt hat – und wer Aronofsky verstehen will, sollte sich mit Perfect Blue zumindest einmal beschäftigt haben.

    2. „ Paprika“ (2006) – Inspiration für Christopher Nolans „Inception“

    Was ist denn schon bitte echt – also wirklich real? Diese Frage steht nicht nur im Zentrum von Satoshi Kons Paprika, sondern wurde fünf Jahre später auch in Christopher Nolans Sci-Fi-Klassiker Inception gestellt. Das große Fragezeichen: Wo endet der Traum, und wo beginnt das Bewusstsein? Zwischen Paprika und Inception gibt es etliche Parallelen – etwa das unbändige Spiel mit Realitätsebenen, das stets hinterfragende Verhältnis von Kontrolle und Chaos oder die obsessive Suche nach Identität im Inneren des eigenen Kopfes.

    Der Unterschied? Während Paprika taumelt, tanzt und sich in seine Traumwelten verliebt, seziert Nolan sie mit kühler Präzision. Kon macht Kino wie Träumen im Fieber – schillernd, surreal, gefährlich schön. Nolan baut daraus einen architektonischen Albtraum, perfekt konstruiert, aber fast schon steril. Paprika dagegen lebt: ein Wirbel aus Farben, Symbolen, Gesichtern und Sehnsüchten, ein Film, der sich selbst verschlingt und dabei Wahrheit in Bewegung verwandelt. Wenn sich bei Nolan die Stadt faltet, ist das spektakulär – bei Kon ist es emotional. Es ist die Angst, sich selbst zu verlieren, und der Wunsch, nie wieder aufzuwachen. Und mal ehrlich: Wer Paprika gesehen hat, weiß längst – Inception war nie ein Traum. Es war ein Déjà-vu.

    3. „Ghost in the Shell“ (1995) – Inspiration für „The Matrix“ der Wachowskis

    Futuristische, post-cyberpunkig anmutende Stadtlandschaften, Körper, die sich den Gesetzen der Physik widersetzen, und eine Ästhetik zwischen Neonlicht und cölligem Nihilismus: Ghost in the Shell setzte die Messlatte für das Science-Fiction-Kino der 1990er-Jahre unerreichbar hoch. Regisseur Mamoru Oshii erschuf ein Werk, das ebenso kühl wie spirituell ist – eine Meditation über Bewusstsein, Identität und die Zerbrechlichkeit des „Ich“ in einer digitalisierten Welt. Noch heute berufen sich Dutzende Regisseure auf diesen Klassiker, doch kaum jemand so offen wie Lana und Lilly Wachowski (damals noch Larry und Andy).

    Bevor The Matrix die Welt aus der Steckdose zog, zeigten die Wachowskis Ghost in the Shell bei Warner Bros. als Pitch. „So soll unser Film aussehen“, sagten sie den Berichten nach– und bekamen grünes Licht. Der Rest ist Kinogeschichte. Der digitale Regen, die grünen Code-Zeilen, die Verschmelzung von Körper und Maschine – all das kann und muss als Reminiszenz an Oshii gesehen werden. Doch während The Matrix seine Ideen in Latex, Leder und Maschinengewehrfeuer hüllte, bleibt Ghost in the Shell deutlich elegischer. Cyberphilosophie trifft auf Körperpolitik, Technologie auf Transzendenz. 

    4. „Elfen Lied“ (2004) – Inspiration für „Stranger Things“ von den Duffer Brothers

    Mit Stranger Things schufen die Duffer Brothers eine der erinnerungswürdigsten Serien der letzten Dekade – ein Retro-Märchen zwischen Nostalgie, Neonlicht und Nervenzusammenbruch. Ihre Einflüsse? Mannigfaltig. Von Stephen King bis John Carpenter, von E.T. bis Akira – und, oft übersehen, vom verstörend schönen Anime Elfen Lied. Schon die Parallelen zwischen der Protagonistin Lucy und Elevens Figur sind unübersehbar: zwei junge Mädchen mit telekinetischen Kräften, Opfer grausamer Experimente, zwischen Menschlichkeit und Monstersein gefangen. Elfen Lied, 2004 von Mamoru Kanbe inszeniert, war nie ein reiner Horror-Anime, so einfach macht es einem der Film mitnichten. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Tragödie über Einsamkeit, Trauma und das Scheitern der Menschheit am eigenen Mitgefühl. Die Mischung aus expliziter Gewalt, zarter Melancholie und moralischem Dilemma hat Spuren hinterlassen, die bis Hawkins reichen. Bestätigt haben die Duffer Brothers den Einfluss zwar nie, aber man kann ihn doch deutlich spüren.

    5. „Dragon Ball Z“ (1989–1996) – Inspiration für „Creed III“ von Michael B. Jordan

    Ein Anime als Inspiration für einen US-Boxfilm? Klingt zunächst nicht ganz naheliegend – ist es aber. Dragon Ball Z ist in Creed III nämlich allgegenwärtig. Etwa in Michael B. Jordans Regiehandschrift oder in der Art, wie er physische Auseinandersetzungen inszeniert: nicht als sportlichen Wettkampf, sondern als metaphysische Selbstprüfung. Jordan lässt keinen Zweifel daran, dass Dragon Ball Z für ihn weit mehr war als nur ein Kindheitsfavorit – es war eine Philosophie.

    Schauen wir uns nur die Kampfszenen an – unter dem Gesichtspunkt der „Saiyajin-Energie“, wenn man so will. Jeder Schlag, jede Zeitlupe, jedes Innehalten ist durchzogen von der Ästhetik Toriyamas: Lichtblitze, Auren, innere Dämonen. Der Hollywood-Star in seiner Rolle als Adonis Creed zeigt regelrecht, wie Körper und Geist, Kampf und Katharsis miteinander verschmelzen.

    Dragon Ball Z war ohnehin nie nur ein Anime – es war eine Schule des Durchhaltens, des Freundschaftsglaubens, des ewigen „Noch-ein-Level-höher“. Und mehr noch: eine spirituelle Choreografie, in der jeder Schlag eine Erkenntnis bedeutet. Creed III übersetzt genau das in Fleisch, Schweiß und Pathos. Wenn Adonis am Boden liegt, kämpft er nicht gegen den Gegner – er kämpft gegen sich selbst. Und wer da noch glaubt, Anime hätten mit westlichem Kino nichts zu tun, hat wohl nie Goku und Apollo Creed im selben Atemzug gedacht.

  • Die zehn besten Filme mit Tom Hardy

    Die zehn besten Filme mit Tom Hardy

    Oliver Baumgarten

    Oliver Baumgarten

    JustWatch-Editor

    Der britische Schauspieler Tom Hardy ist ein Phänomen. Er ist als Actionstar in Hollywoods Spektakelfilmen ebenso zuhause wie in unabhängigen Produktionen und auf den Roten Teppichen internationaler Preisverleihungen. Sein Spiel ist auf extreme Weise physisch ausgelegt, seine dominierenden Themen drehen sich um Macht und Gewalt, und sein Körper sorgt für eine massive Leinwandpräsenz.

    Im Gegensatz zu Kollegen wie etwa Jason Statham setzt er seine Physis aber nicht ausschließlich für Kämpfe und Stunts ein, sondern im besonderen Maße für eine erstaunliche Wandelbarkeit – sie ist die Basis seiner Schauspielkunst, die im Kino so gut funktioniert wie auf dem Bildschirm oder im Theater, wo seine Karriere begann. Sein Kinofilmdebüt gab er in Ridley Scotts Black Hawk Down (2001), worauf viele weitere unterschiedliche und spannende Rollen folgten. Wie wandelbar er ist, zeigen alleine seine beiden Auftritte von 2025 im Actionthriller Havoc und in Guy Ritchies Gangsterserie MobLand: Selten haben Eigenschaften wie Härte und Brutalität von einem Schauspieler derart unterschiedlichen Ausdruck erhalten.

    Wir stellen Euch zehn der besten Filme mit Tom Hardy in chronologischer Reihenfolge vor.

    1. Bronson (2009)

    Drive-Regisseur Nicolas Winding Refn erzählt die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Michael Peterson, der sich selbst Charles Bronson nennt und der es in England als gewalttätiger Dauersträfling zu einigem Ruhm gebracht hat. Der 92-minütige Film ist geprägt von einer eigenwilligen und irgendwie irren Atmosphäre aus harter Gewalt, überkandideltem Humor und naiv-ironischem Kunstgehabe – was in der Mischung entfernt an Kubricks Uhrwerk Orange (1971) erinnert. Gelungen ist das vor allem, weil Tom Hardy die perfekten Zwischentöne findet, um diese Pole so auszubalancieren, dass der Film einen stimmigen und treffsicheren Punch hat.

    2. Inception (2010)

    In Christopher Nolans komplexem und bombastischem Sci-Fi-Thriller ist Tom Hardy zwar nicht der „Leading Man“, das ist zweifellos Leonardo DiCaprio. Dafür beweist er mit seiner Rolle des Eames, wie gut er ein Ensemble mit seiner Präsenz (hier insbesondere mit seinem Witz) zu bereichern vermag. Mit Eames hat ihm Nolan außerdem eine Rolle anvertraut, die als Miniatur ein bisschen wie der Schauspieler Tom Hardy selbst funktioniert: Als Teil des Teams, das Träume anderer Menschen kapert, schlüpft er immer wieder in verschiedene Rollen – Eames besitzt also Tom Hardys ureigenste und augenscheinlichste Fähigkeit: enorme Wandelbarkeit. Nolans 148 Minuten dauernder Arthouse-Blockbuster bedeutet für Hardy den internationalen Durchbruch.

    3. Warrior (2011)

    Gavin O’Connors Kampfsportdrama erzählt über 140 Minuten die Geschichte zweier zerstrittener Brüder, die einen Wettkampf in Mixed Martial Arts bestreiten und im Finale aufeinandertreffen. „Warrior“ ist erneut ein extrem physisch funktionierender Film, in dem Gewalt zum Symbol innerer Befindlichkeiten der Figuren wird. Ähnlich wie Rocky (1976), auf den der Film im Bild hier und da auch anspielt, ist „Warrior“ im Kern ein Sozialdrama, das sich in knallharte Kampfbilder kleidet. Es legt für Tom Hardy endgültig den Grundstein für seinen Ruf als kampferprobter Actionstar, der, so ist zu lesen, auch privat ein Faible für verschiedene Kampfsportarten hat.

    4. The Dark Knight Rises (2012)

    Nach Inception besetzt Christopher Nolan erneut Tom Hardy und vertraut ihm in seinem düsteren 165-minütigen Batman-Film die Rolle des Schurken Bane an. Hardys einschüchternde Präsenz verleiht Bane eine enorme Bedrohlichkeit. Wieder erzeugt Hardy das durch gezielten Einsatz seiner Physis, diesmal verstärkt durch das Tragen einer futuristisch anmutenden Maske, die Bane permanent mit Schmerzmittel versorgt. Ohne Zweifel gehört Bane zu den am meisten angsteinflößenden Gegenspielern der DC- und Marvel-Filme und setzt Bruce Wayne bzw. Batman mächtig zu. Angeblich soll sich Tom Hardy für die Rolle rund 14 Kilogramm zusätzliche Muskelmasse antrainiert haben. The Dark Knight Rises ist ein Fest für alle, denen übliche Superheldenfilme zu gewöhnlich sind.

    5. No Turning Back (2014)

    Einen gänzlich anderen Tom Hardy gibt es in Steven Knights No Turning Back zu erleben. Hardy spielt Ivan Locke, der plötzlich erfährt, dass die Frau, mit der er einen One Night Stand hatte, in der Entbindungsstation liegt. Statt zu seiner Familie fährt er zu ihr, um Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Die gesamte Lauflänge von 85 Minuten sehen wir nur Locke im Auto auf der Fahrt nach London, während der sich in zahlreichen Telefonaten sein gesamtes Leben umkrempelt. Eine grandiose Sololeistung von Tom Hardy, der die fesselnde Dramatik des Films allein auf seinen Schultern trägt. Der sonst so körperlich agierende Hardy darf hier nur sitzen und begeistert durch seinen Ausdruck, seine Stimme und die Sorgenfalten hinter einem nachlässig rasierten Vollbart. Faszinierend: Nichts erinnert mehr an den knallharten Actionstar.

    6. Mad Max: Fury Road (2015)

    2015 ist das Jahr von Tom Hardy. Gleich drei ausnehmend starke Filme zementieren seinen Status als Star des außergewöhnlichen Hollywood-Blockbusters. Der lange sehnsüchtig erwartete vierte Teil der Mad Max-Reihe wurde schon in Cannes gefeiert und auch später von Kritik und Publikum hochgelobt. Hardy übernahm von Mel Gibson die Rolle des Max und gibt damit den verrückt-brutalen Ton des zweistündigen Films an, dessen Look und Feel zwar von George Miller modernisiert wurde, der aber trotzdem noch den Atem der 1980er-Endzeit verbreitet. Irrwitzige Figuren, eine rücksichtslose Jagd nach Macht und ein hohes Tempo mit real ausgeübten Stunts: Wer, wenn nicht Tom Hardy, könnte ein derart durchgeknalltes Gewaltepos mitprägen und auf ein neues Level heben?

    7. The Revenant – Der Rückkehrer (2015)

    Wie schon in Inception spielt Tom Hardy auch hier an der Seite von Leonardo DiCaprio, diesmal allerdings als dessen knallharter Gegenspieler. Alejandro González Iñárritus intensiver, spannender und visuell meisterhafter Western-Survival-Thriller schöpft seine initiale Energie aus der Bösartigkeit von Hardys Figur und dem daraus resultierenden Konflikt. Kampf ums nackte Überleben, gepaart mit Habgier und kalter Brutalität: Tom Hardy spielt seine Figur gegen alle Sympathien und bringt der Erzählung dadurch einen maximalen emotionalen Schub. Für seine Leistung wurde Hardy mit einer Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller geehrt. Sie bedeutete seinen endgültigen Eintritt in die Riege der Top-Hollywoodstars.

    8. Legend (2015)

    Zahlreiche Preise gewann Tom Hardy auch für diesen dritten für ihn wegweisenden Film des Jahres 2015. Im 132 Minuten umfassenden Legend spielt er die Doppelrolle eines legendären Gauner-Zwillingspaares, das in den 1960er Jahren das Londoner East End unsicher machte. Gewalt, Macht und Hardys Physis stellen auch in Brian Helgelands Gangster-Biopic wichtige Elemente dar. Was der doppelte Hardy hier aber an unterschwelliger Komik in Mimik und mit breitestem Cockney beifügt, eröffnet eine herrliche neue Facette. Insbesondere die vielen Momente, in denen beide Figuren gemeinsam im Bild sind – der eine tough und rough, der andere zarter und smarter – faszinieren allein schon durch die komplett unterschiedliche Körperspannung der beiden. Griffige und prägnante Doppelrollen-Action ohne die komödiantische Ebene eines Geballte Ladung – Double Impact (1991) oder Twin Dragons – Das Powerduo (1992).

    9. Venom (2018)

    „Wie geht’s dir, Eddie, du siehst schrecklich aus!” „Ach so, ich habe einen Parasiten.” Mit großer Lakonie verkörpert Tom Hardy seinen Marvel-Antihelden Eddie, der mit einer außerirdischen Lebensform zu Venom verschmilzt. Der 112-minütige Film bedient mit Genuss die düsteren Motive klassischen Bodyhorrors und nimmt damit im Superhelden-Kosmos eine besondere Stellung ein. Angesichts von Tom Hardys Karriere erscheint es fast als logische Konsequenz, dass er – nach dem so einprägsamen Schurken in The Dark Knight Rises – seine eigene Superhelden-Rolle bekommt: Seine Mischung aus Kraftprotz, Verwandlungskünstler und der Fähigkeit, sich selbst nicht immer ernst zu nehmen, prädestiniert ihn dafür. Mit den Fortsetzungen Venom: Let There Be Carnage (2021) und Venom: The Last Dance (2024) hat es seine Figur bis dato zu drei eigenständigen Filmen gebracht.

    10. Havoc (2025)

    Für Gareth Evans’ Havoc kehrt Tom Hardy zurück zum ultraharten Crime-Thriller mit Martial-Arts-Elementen à la Warrior. Ganz bewusst erinnern Momente dieses blutigen Kampf- und Schießerei-Spektakels an die Hochzeiten des u.a. von John Woo geprägten Hongkong-Thrillers der späten 1980er und frühen 1990er Jahre. Hardy spielt den korrupten Cop, der eine Verschwörung aufdeckt, was ihn buchstäblich ins Kreuzfeuer aller Beteiligten katapultiert. Für Liebhaber ausgeklügelter Action-Choreografien dürften die 107 Minuten Havoc genau das Richtige sein.

  • 6 X-Men-Schurken, die wir immer noch nicht in Live-Action gesehen haben

    6 X-Men-Schurken, die wir immer noch nicht in Live-Action gesehen haben

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Fans des MCU-Universums wissen es ganz genau: Die Liste an Marvel-Bösewichten, die uns über die Jahre auf der Leinwand begegnet sind, ist lang – von ikonisch (Thanos) über charismatisch (Loki) bis hin zu vollkommen belanglos (Malekith, wir sehen dich). Auch das X-Men-Franchise hat mit Magneto, Mystique und Co. abgeliefert. Aber: Das war längst nicht alles.

    Wer die Comics kennt, weiß, dass da noch einiges im Schatten lauert – klüger, gefährlicher, abgründiger als alles, was bisher im Live-Action-Rampenlicht stand. Und Marvel? Hält sie uns seit Jahrzehnten vor, als wären wir zu schwach für echte narrative Komplexität. Genug damit. Hier kommen sechs Schurken, die endlich aus dem Panel auf die Leinwand gehören. Das Potenzial, da sind wir uns sicher, wäre enorm.

    1. Mister Sinister – vorher zu sehen in  X-Men: The Animated Series (1993–1997) und X-Men ’97 (2024– )

    Wohl kein X-Schurke wurde öfter angeteasert und konsequenter übergangen als Mister Sinister. In X-Men: Apocalypse tauchte sein Firmenlogo auf, Logan – The Wolverine spielte mit dem Namen Essex – aber statt dem Auftritt kam: Abspann. Dabei wäre Nathaniel Essex der perfekte Antagonist für das postapokalyptische Mutantenzeitalter gewesen – brillant, manipulativ, genverliebt, dabei visuell irgendwo zwischen viktorianischem Dandy und Horror-Rockstar. Während Apocalypse die großen mythologischen Linien zog, hätte Sinister als eleganter Puppenspieler im Hintergrund brillieren können. Eine Figur mit Stil, Skrupellosigkeit und Substanz. Hey, Marvel: Die Bühne steht bereits. Er braucht nur noch einen Auftritt. Und mal ehrlich: Wenn jemand es schafft, Wissenschaft, Dekadenz und Sadismus so charmant zu vereinen, dass man ihm fast verzeiht – dann er. Mister Sinister wäre der Bösewicht, der dem MCU endlich wieder Eleganz und Abgrund zugleich verpasst.

    2. Onslaught – vorher zu sehen in X-Men: The Animated Series (1993–1997)

    Ihr wollt einen Schurken, der eigentlich gar nicht ins Marvel-Schema passt? Einen, der größer ist als das klassische „Gut gegen Böse“, der statt Muskeln und Mut einfach Bewusstsein als Waffe benutzt – und dabei gleichzeitig Prophet, Dämon und Spiegelbild ist? Dann ist Onslaught euer Mann. Wobei – der „Mann“ aus purer Psychose und Telepathie ist gar kein Mann, sondern die Manifestation all dessen, was Charles Xavier und Magneto über Jahrzehnte verdrängt haben. Der Hass, die Schuld, der moralische Größenwahn – alles, was die X-Men jemals gefürchtet haben, vereint sich in dieser geformten Gedankensphäre aus purer Macht und Wahnsinn.

    Geboren aus einem einzigen Moment geistiger Explosion, ist Onslaught weniger Figur als Konzept, weniger Feind als Katastrophe. In X-Men: The Animated Series (1993–1997) blitzt seine Präsenz nur kurz auf – aber jeder, der diese Folgen kennt, spürt: Da ist mehr. Etwas Schwebendes, Bedrohliches, das hinter den Augen der Helden lauert. Und ehrlich gesagt – was wäre furchteinflößender als die Vorstellung, dass Professor X selbst die ultimative Waffe gegen die Menschheit erschafft, einfach, weil er sie zu sehr retten will? In einer Live-Action-Version könnte Onslaught endlich das tun, was Marvel sich seit Jahren nicht traut: Superhelden wieder an die Grenze ihrer eigenen Moral treiben. Keine CGI-Massenkeilerei, keine Multiversums-Exzesse – sondern ein metaphysischer Albtraum, der sich in den Köpfen abspielt. Xavier gegen Xavier. Magneto gegen seine eigene Idee von Freiheit. Und wir, das Publikum, mitten in einem Gedankengewitter, das aussieht wie ein Fiebertraum zwischen Akira, Inception undThe Cell.

    3. Selene (Black Queen) – vorher zu sehen in Wolverine and the X-Men (2008)

    Klassisch, anachronistisch, gewichtig: Manche Schurken drängen sich nicht in den Vordergrund. Sondern: Sie wirken aus dem Schatten, uralt, unbegreiflich, fast religiös. Selene ist eine solche Figur, und wir finden: Sie sollte dringend einen eigenen Film bekommen. Zwar hatte sie in Dark Phoenix einen Kurzauftritt, aber die wahre Selene hat das Kino noch nicht gesehen. Eine Mutantin, die seit der Antike lebt, Lebensenergie wie Atemluft in sich aufnimmt, und Magie praktiziert, die nicht leuchtet, sondern verschlingt. Als Teil des Hellfire Clubs bewegt sie sich in einer Welt aus Macht, Dekadenz und Tod. Kein Zufall, dass sie aussieht wie eine Göttin aus einem vergessenen Pantheon. Selene wäre keine Villain-of-the-Week – sondern fast schon eine mythologische und lange in Erinnerung bleibende Wunde im Marvel-Universum. Sie ist die Verkörperung dessen, was passiert, wenn Unsterblichkeit zur Sucht wird – schön, gefährlich, unersättlich. In ihren besten Momenten wirkt Selene wie ein Crossover aus Elizabeth Bathory und einer satanischen Cleopatra. Ein Live-Action-Film mit ihr wäre kein klassischer Superheldenstreifen, sondern ein dunkles Opernspiel über Macht, Blut und Ewigkeit.

    4. Exodus (Bennet du Paris) – vorher zu sehen in  X-Men ’97 (2024)

    Eines steht fest: Die wahre Apokalypse trägt kein Schwert, sie trägt in erster linie eines: Überzeugung. Exodus ist genau das. Er ist kein Schurke, bestimmt auch kein kein Retter, sondern ein in Glauben gegossener Flächenbrand. Ein ehemaliger Kreuzritter, verflucht durch Zeit und Dogma, halb Engel, halb Fanatiker, und gefährlich gerade deshalb, weil er glaubt, Gott selbst würde ihm die Richtung weisen. Er kämpft nicht für Macht, er kämpft für Wahrheit – und das ist immer der Moment, in dem die Welt zu brennen beginnt.

    Bennet du Paris, dieser Name hallt wie ein Gebet aus einer kaputten Kathedrale. Er überlebte Jahrhunderte, Imperien, Ideen. Er war Soldat, Prophet, Ketzer. Heute wäre er der Messias, vor dem Magneto knien würde, wenn er nur den Mut dazu hätte. Exodus hebt die Hand, und Armeen fallen. Er denkt einen Satz zu Ende, und Städte zerfallen zu Staub. Seine Kräfte – Telekinese, Telepathie, Regeneration – sind bloß Werkzeuge einer größeren Obsession: einer göttlichen Ordnung, die nur durch Feuer wiederhergestellt werden kann. In einem Film würde er nicht auftreten – er würde erscheinen. Kein Donner, keine Explosion, nur ein Mann im Mantel, der an dich glaubt, während er dich vernichtet. Eine Figur, die zwischen den Zeilen von Ginsbergs Howl leben könnte: „I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked“ – und Exodus wäre der, der sie dort lässt.

    5. Emplate – vorher zu sehen in keiner Animationsserie

    Einer, der unbedingt ebenfalls einen Live-Action-Auftritt verdient hätte, ist Emplate – ein Mutant aus Generation X, dessen Bedrohung nicht durch rohe Zerstörung entsteht, sondern durch eine existenzielle Störung der Wirklichkeit. Emplate ernährt sich von der Lebensenergie anderer Mutanten, indem er sie über die Wirbelsäule aussaugt – ein Prozess, der seine Opfer verstummen lässt, ihre Identität auflöst und sie in ein leeres, willenloses Dasein stürzt. Er existiert zwischen den Dimensionen, ein Wesen, das nicht ganz hier und nicht ganz dort ist, körperlich deformiert und durch ein unheimlich zischendes Atemgerät entmenschlicht. Seine Erscheinung wirkt wie ein Fiebertraum aus Hellraiser, The Cell und Cronenbergs Die Fliege – ein visuelles Echo aus Albträumen, verstörend und tragisch zugleich.

    6. Shadow King

    Okay, jetzt wird’s metaphysisch. Der Shadow King ist kein Körper, kein klassischer Feind – sondern ein Bewusstsein, das sich in Gedanken einnistet, in Träumen wächst und Persönlichkeiten von innen heraus zersetzt. Kein Feind, den man besiegen kann. Nur einer, dem man widerstehen muss. Er ist der dunkle Spiegel des X-Men-Universums: kein zerstörerisches Monster, sondern ein Parasit aus Schmerz, Machtgier und uralter Bosheit. Ein Dämon der Identität – geboren aus kollektiver Wut, gespeist von Traumata. In der Serie Legion wurde seine zerstörerische Eleganz bereits angedeutet – stilisiert, surreal, zutiefst beunruhigend. In einer Ästhetik zwischen Delirium und Design. Aber auf der großen Leinwand? Schweigen. Dabei bietet der Shadow King genau das, was moderne Superheldenfilme oft vergessen: eine Bedrohung, die nicht durch Muskelkraft oder Magie zu lösen ist, sondern durch psychische Integrität. Er steht für Kontrollverlust, für das Flackern zwischen Ich und Nicht-Ich. Für eine Realität, die sich auflöst wie Rauch. Kein Finale in Flammen, keine grelle Lösung, nur der lange Schatten einer zerstörten Identität.Dafür ein leiser, langsamer Zerfall. Sollte Marvel mal etwas tiefer gehen wollen? Wir wüssten da, wie.

  • Alle Doctor Dolittle-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Alle Doctor Dolittle-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Tiere verstehen und mit ihnen sprechen: Ein Traum, der für Doctor Dolittle Alltag ist. Die Figur aus den Kinderbüchern von Autor Hugh Lofting hat im Lauf der Jahrzehnte viele Gesichter bekommen: Vom singenden Gentleman in der Musicalverfilmung der 60er über den genervten Familienvater in Eddie Murphys Großstadt-Komödien bis zum exzentrischen Abenteurer mit Robert Downey Jr. 

    Die Filme sind so unterschiedlich wie ihre Hauptdarsteller, doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie zeigen eine Welt, in der Tiere nicht nur sprechen können, sondern auch ziemlich viel zu sagen haben. In dieser Liste findet ihr alle Dr. Dolittle-Filme in chronologischer Ordnung und erfahrt außerdem.

    Doctor Dolittle (1967)

    Der erste große Auftritt auf der Leinwand: In der Musicalverfilmung Dr. Dolittle von 1967 schlüpft Rex Harrison in die Rolle des spleenigen Arztes, der lieber mit Tieren als mit Menschen spricht. Die Inszenierung ist opulent, voller bunter Sets, fantasievoller Wesen und ausladender Musiknummern. Die Handlung folgt einer klassischen Abenteuerstruktur mit exotischen Reisen, fantastischen Kreaturen und viel britischem Charme. Der Film mag vielleicht heute aus der Zeit gefallen wirken, ist aber als kuriose Mischung aus Kindheitserinnerung und Musical-Tradition nach wie vor interessant. Die Ausstattung ist liebevoll, die Lieder teils schräg, teils charmant, und die Idee, dass ein Arzt mit einem Lama über Zahnschmerzen spricht, hat auch nach Jahrzehnten ihren Reiz nicht verloren. Besonders für Fans des klassischen Hollywood-Kinos ist dieser erste Dolittle eine sehenswerte Zeitreise.

    Doctor Dolittle (1998)

    Eddie Murphy bringt die Figur in die Gegenwart und damit in ein ganz neues Setting. Statt Landarzt mit Tiersprechstunde im Gartenhaus ist dieser Doctor Dolittle ein gestresster Großstadtarzt, der seine verlorene Fähigkeit wiederentdeckt, Tiere zu verstehen. Was folgt, ist eine Reihe turbulenter Begegnungen mit sprechenden Haustieren, Zootieren und allerlei unerwarteten Patienten. Der Ton ist deutlich moderner, die Gags sitzen, und viele Szenen leben vom Kontrast zwischen Murphys ruhigem Spiel und dem Chaos um ihn herum. Der Film verpasst der Figur ein lautes und schnelles Update und wartet außerdem mit vielen bekannten Synchronstimmen in den Tierrollen auf. Vor allem jüngere Zuschauer fanden daran Gefallen, und auch als Familienfilm funktioniert das Konzept überraschend gut. Die Grundidee bleibt erhalten, wird aber zeitgemäß verpackt und hat Dialogwitz und einenHauptdarsteller im Gepäck, der zwischen Wahnsinn und Sympathie pendelt.

    Doctor Dolittle 2 (2001)

    In Doctor Dolittle 2 bleibt Eddie Murphy seiner Rolle treu und hat diesmal einen neuen Auftrag: Ein geschützter Wald soll gerettet werden, und Dolittle wird zum Vermittler zwischen Mensch und Tier. Der Film wechselt von der Klinik in die Natur, ohne dabei auf den bekannten Tonfall zu verzichten. Die Handlung bringt neue Dynamiken wie die Zusammenarbeit mit einem tollpatschigen Bären und erweitert das Dolittle-Universum um ein Umweltthema, das trotzdem halbwegs leichte Kost bleibt. Die Tiere haben wieder viel zu sagen, und das Tempo bleibt hoch. Nebenbei darf auch diesmal wieder die Familie des Doktors mitmischen. Inhaltlich bleibt zwar alles auf bekanntem Terrain, die neue Umgebung bringt jedoch frischen Wind in die Reihe. Doctor Dolittle 2 schließt zwar an den ersten Teil an, probiert aber neue Schauplätze und Konstellationen aus. 

    Doctor Dolittle 3 (2006)

    In Doctor Dolittle 3 steht nicht mehr der Doktor selbst im Mittelpunkt, sondern seine Tochter Maya, gespielt von Kyla Pratt. Sie hat das Talent ihres Vaters geerbt, hadert aber mit ihrer Verantwortung. Als sie auf eine Ranch geschickt wird, steht sie vor der Aufgabe, nicht nur mit Tieren, sondern auch mit sich selbst klarzukommen. Die Geschichte ist diesmal kleiner angelegt, tritt bodenständiger auf und ist klar auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten. Der Wechsel der Hauptfigur bringt frischen Wind, und die neue Umgebung gibt Raum für ruhigere, alltäglichere Situationen. Pferde, Hunde und Ziegen helfen Maya dabei zu lernen, sich zu behaupten, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Der Film verlässt das klassische Dolittle-Setting, bleibt aber thematisch dicht an den Vorgängern. Ein Film, der zwar ein bisschen leiser daherkommt, aber im Kern dem Dolittle-Prinzip treu bleibt.

    Doctor Dolittle 4 (2008)

    Auch in Doctor Dolittle 4 steht Maya im Fokus, diesmal in einem Nationalpark, der durch eine PR-Kampagne gerettet werden soll. Die Geschichte nimmt Elemente der Vorgänger auf, versetzt sie aber in eine neue Umgebung mit neuen tierischen Stimmen. Wieder wird Maya zur Vermittlerin zwischen Menschen, Behörden und wilden Tieren, und das natürlich mit all den kleinen Katastrophen, die dazugehören. Auch Doctor Dolittle 4 behält den familientauglichen Ton bei und setzt auf einfache Konflikte und sympathische Figuren. Die Kulisse ändert sich zwar, die Formel bleibt aber vertraut: Tiere reden, Menschen reagierenund Maya wächst an ihren Aufgaben. Manche Szenen erinnern an klassische Sommerlager-Komödien, andere setzen auf bewährte Slapstick-Momente. Die Reihe wird hiermit in altbekannter Weise fortgesetzt.

    Doctor Dolittle 5 (2009)

    In Doctor Dolittle 5 geht Maya Dolittle nach Hollywood, wo sie als tierische Beraterin Karriere machen soll. Schnell merkt sie allerdings, dass Glanz und Glamour nicht alles sind. Der Film spielt mit bekannten Motiven der Branche und bleibt dabei leichtfüßig und unkompliziert. Auf tierischer Seite wird aufgestockt: Jetzt gibt es sprechende Möpse, schlaue Papageien und verwöhnte Schoßhunde im Designer-Pelz. Wieder steht die Kommunikation mit Tieren im Mittelpunkt, erneut ergänzt um Themen wie Eigenständigkeit und Selbstfindung. Die Kulisse ist neu, die Formel bleibt gleich: Maya lernt, Grenzen zu setzen und hört dabei wieder vor allem gut zu. Der Ton ist freundlich, der Verlauf vorhersehbar, aber genau das macht ihn für ein junges Publikum und Doctor Dolittle-Fans zugänglich.

    Die fantastische Reise des Dr. Dolittle (2020)

    Robert Downey Jr. übernimmt die Rolle in einem aufwändig produzierten Reboot, das die Geschichte als Abenteuerfilm neu denkt. Statt Großstadt oder Landarztpraxis gibt es bei Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ein quasi-fantastisches Setting, Seereisen, sprechende Tiger, schrullige Piraten und einen Drachen mit Verdauungsproblemen.

    Der Film verlässt bewusst die Komödienformel und orientiert sich mehr am klassischen Abenteuerkino. Downey spielt den Doktor als zurückgezogenen, leicht verschrobenen Einzelgänger, der erst im Laufe der Handlung wieder Vertrauen zu anderen gewinnt - und damit sind sowohl Mensch als auch Tier gemeint. Die Tierfiguren sind aufwendig animiert, und der Look auf Hochglanz poliert. Manche Szenen wirken ein wenig überladen, andere hingegen überraschend verspielt. Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ist eine Neuinterpretation mit eigener Bildsprache und deutlich anderem Tonfall als alle bisherigen Dolittle-Filme und präsentiert eher Reise als Routine.

  • Zwischen Glamour und Abgrund: Die besten Filme und Serien mit Jacob Elordi

    Zwischen Glamour und Abgrund: Die besten Filme und Serien mit Jacob Elordi

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Jacob Elordi ist so etwas wie Hollywoods schönster Widerspruch: Ein Schauspieler, der noch immer oft als hübsches Gesicht besetzt wird – und trotzdem beginnt, sich aus dieser Oberfläche freizuspielen. Nach Teenie-Rollen und Glanzprojekten wie The Kissing Booth und Euphoria wagt er sich zunehmend dorthin, wo Schönheit zur Last wird.

    Seine Filmografie gleicht mittlerweile einem Parcours durch Obsessionen, Machtspiele und moralische Brüche: vom aristokratischen Dandy in Saltburn über den gefallenen Helden in The Narrow Road to the Deep North bis zum Monster selbst in Guillermo del Toros Frankenstein. Die folgenden Filme und Serien zeigen, wie er mit Rollen zwischen Begehren und Selbstzerstörung seine eigene Identität als Schauspieler formt.

    9. The Kissing Booth (2018–2021)

    Drei Filme, ein Phänomen – und der Startschuss einer Karriere, die wohl keiner kommen sah. In The Kissing Booth spielt Jacob Elordi den Highschool-Traum Noah Flynn: Impulsiv, sportlich, ein wandelndes Klischeebild jugendlicher Attraktivität. Der Netflix-Erfolg machte ihn weltweit bekannt, aber auch zur Blaupause jener „Streaming-Schönlinge“, die mehr Deko als Drama sind.

    Trotz aller Klischees bringt Jacob Elordi einen gewissen Charme und physische Präsenz ein, die den simplen Plot über Teenagerliebe zumindest schauspielerisch etwas über das Durchschnittsmaß heben. Rückblickend wirkt die Trilogie wie das glänzende Gegenbild zu allem, was Jacob Elordi danach spielen sollte: ein Laborversuch in Oberflächlichkeit, aus dem ein ernsthafter Schauspieler hervorging.

    8. On Swift Horses (2024)

    In Daniel Minahans unaufgeregten Adaption von Shannon Pheadras gleichnamigen Roman wird Jacob Elordi zum Symbol junger Freiheit in einer repressiven Nachkriegszeit. Er spielt Julius, den unberechenbaren Schwager der Protagonistin Muriel (Daisy Edgar-Jones), der sich mit ihr in einem Netz aus Begehren, Geheimnissen und Schuld verstrickt.

    Das Drama, in greller 1950er-Ästhetik gehalten, verlässt sich (allzu) sehr auf Jacob Elordis verletzlicher Körperlichkeit: Sinnlich, rastlos, fast gefährlich. Während andere Rollen ihn als Machtfigur zeigen, ist er hier die Versuchung und ein Archetyp des Verlorenen. On Swift Horses ist ein stiller, beinahe träger Film über Sehnsucht, und Jacob Elordi wird darin zur Projektionsfläche einer Generation, die sich nach Intensität sehnt.

    7. The Mortuary Collection (2019)

    In dieser klug komponierten Horror-Anthologie zeigte Jacob Elordi früh, dass er mehr kann als Teenie-Romantik. The Mortuary Collection verwebt mehrere morbide Geschichten um eine Bestattereinrichtung und erzeugt dabei, trotz wechselnder Tonlagen, eine beständige Atmosphäre aus Unbehagen und schwarzem Humor. 

    In einer der Geschichten spielt er einen Studenten, dessen überheblicher Charme ihn in eine tödliche Falle führt. Der Film selbst ist ein Liebesbrief an das klassische Gruselgenre, gespickt mit makabrem Witz und handwerklicher Raffinesse. Jacob Elordi nutzt seine kurze Screentime, um Präsenz zu beweisen. The Mortuary Collection wurde zum Geheimtipp für Genrefans – und für den Schauspieler zum ersten Beweis, dass hinter seiner Eleganz ein Gespür für das Abgründige steckt.

    6. Oh, Canada (2024)

    Paul Schrader, der ewige Chronist der moralisch Zerrissenen, versammelt in Oh, Canada eine Reihe von Erinnerungsfragmenten eines alternden Filmemachers. Jacob Elordi spielt dabei die jüngere Version der Hauptfigur Leonard Fife – ein ehrgeiziger, unruhiger Mann, der auf der Flucht vor sich selbst ist.

    Die Rolle fordert ein Spiel zwischen Melancholie und Größenwahn – und Jacob Elordi liefert. An der Seite von Richard Gere deutet sich in seinem nuancierten Spiel an, dass seine wahre Stärke im Leisen liegt. Oh, Canada ist kein Film für Massen, sondern ein intimes Psychogramm  und der Schauspieler beweist, dass er auch in Paul Schraders intellektueller Welt bestehen kann.

    5. Priscilla (2023)

    Sofia Coppolas Priscilla dekonstruiert den Mythos “Elvis Presley” – und Jacob Elordi ist ihr idealer Partner dafür. Statt den Rockstar als Ikone zu spielen, mimt er ihn als fragiles Konstrukt aus Charme, Kontrollwahn und Einsamkeit. An der Seite von Cailee Spaeny gelingt ihm das Kunststück, gleichzeitig seltsam magnetisch und durchaus abstoßend zu wirken.

    Anders ausgedrückt: Jacob Elordi verwandelt den König des Rock’n’Roll in einen echten Menschen, gleichermaßen getrieben von Narzissmus und Angst. Sofia Coppola filmt das als schwebendes Trauerspiel über Begehren und Abhängigkeit. Mit dieser Rolle verabschiedete sich Jacob Elordi endgültig vom Image des Teen-Idols – und fand seine neue Signatur: Verletzlichkeit mit einer gewissen gefährlichen Schärfe.

    4. Frankenstein (2025)

    Guillermo del Toros märchenhafte Adaption des Klassikers macht Jacob Elordi zur Kreatur – zum Geschöpf, das in seiner Einsamkeit göttliche Grausamkeit spiegelt. Mit Oscar Isaac und Mia Goth an seiner Seite spielt er den geborenen Außenseiter als poetische Tragödie. Del Toro ist bekannt für seine empfindsamen Monster, doch Jacob Elordi verleiht diesem eine weitere, verletzliche Dimension: Weniger Zorn als Verzweiflung, weniger Horror als Sehnsucht.

    Nicht zu leugnen ist allerdings, dass Frankenstein den Schauspieler zumindest ein Stückweit wieder auf seine körperliche Präsenz reduzieren will. Durch Jacob Elordi wird Frankensteins Schöpfung auch aufgrund seiner Schönheit zur bemitleidenswerten Kreatur,  was der Vorlage etwas von seiner humanistischen Stärke nimmt, Menschlichkeit im Monströsen zu sehen – unabhängig von seiner Oberfläche.

    3. Euphoria (2019–)

    Mit Euphoria wurde Jacob Elordi berühmt – aber nicht bequem. Seine Rolle als Nate Jacobs, der kontrollsüchtige Quarterback mit väterlichem Trauma, ist ein Meisterstück an jugendlicher Ambivalenz. Zwischen Aggression und innerer Leere, zwischen Machtfantasien und Sehnsucht nach Nähe entfaltet Jacob Elordi auch schauspielerisch eine einnehmende Komplexität.

    Sam Levinsons Skandalserie über die Verlorenheit der Jugend ist formal brillant, visuell radikal und erzählerisch oftmals zu sehr auf den bloßen Schockeffekt aus. Doch Jacob Elordis Darstellung gehört zu den nuanciertesten Schurkenporträts der letzten TV-Jahre – ein Grundpfeiler seiner Karriere, der ihn weit über das Teenie-Fach hinaus katapultierte.

    2. Saltburn (2023)

    Emerald Fennells scharfe Satire über Klasse, Begehren und Zerstörung lebt von ihrer Plakativität – und von Jacob Elordi als Felix Catton. Er verkörpert den verführerischen Aristokraten mit so viel Beiläufigkeit, dass man ihm selbst dann die Gelassenheit glaubt, wenn er sich in Lügen verstrickt.

    Saltburn ist als ein bitteres Ballett aus Manipulation, Voyeurismus und Eskalation angelegt. Jacob Elordi spielt dabei weniger den Menschen als die Projektionsfläche, auf die sich die Wünsche seines aus der Mittelschicht stammenden Freundes (Barry Keoghan) richten. Der Film selbst endet mit einer enttäuschenden Pointe, doch Jacob Elordis Leistung bleibt ein Glanzpunkt: Beängstigend schön, faszinierend leer und schwer zu vergessen.

    1. The Narrow Road to the Deep North (2025)

    Die australische Miniserie nach Richard Flanagans gleichnamigen Roman markiert Jacob Elordis endgültige Reifeprüfung. Als Dorrigo Evans, ein Kriegsgefangener und Überlebender des Baus der thailändischen Eisenbahnlinie, spielt er einen Mann, der zwischen auf sich geladener Schuld, belastendem Status als Held und einer unerfüllten Liebe zerrieben wird. 

    Jacob Elordi trägt die Serie auch in ihren traumatischen Momenten erstaunlich gut – ruhig, körperlich, ohne Pathos. Es ist eine Darstellung, die den Heldenmythos dekonstruiert und menschliche Zerbrechlichkeit, Trauma und Schmerz an seine Stelle setzt. Damit steht The Narrow Road to the Deep North in der Tradition großer Antikriegsgeschichten – mehr Seelenseismografie, weniger Schlachtenspektakel. Ohne Frage Jacob Elordis bislang beeindruckendste Leistung.

  • Die 10 besten Filme, die auf Broadway-Musicals basieren

    Die 10 besten Filme, die auf Broadway-Musicals basieren

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Wenn der Broadway ins Kino zieht, verändert sich etwas Grundlegendes: Musik, Tanz und Emotion treffen auf Licht, Kamera und Raum. Plötzlich entfalten sich Songs, die einst zwischen Kulissen erklangen, in ganzen Landschaften oder Straßenzügen. Doch selbst im größten Kinosaal bleibt der Herzschlag der Bühne spürbar. Diese Filme tragen das Gefühl des Live-Moments in sich, diesen Atemzug vor dem ersten Ton, das Publikum im Kopf, das nie ganz verschwindet.

    Im Gegensatz zu Kinomusikfilmen wie La La Land oder Once, die ihre Geschichten direkt für die Leinwand schrieben, erzählen Broadway-Adaptionen von etwas Gewachsenem: vom Zusammenspiel aus Handwerk, Timing und Spielfreude. Dass gerade jetzt wieder neue Musicalverfilmungen entstehen, ist kein Zufall. Nach Jahren digitaler Distanz sehnt sich das Publikum nach Energie, nach Farbe und nach Geschichten, die sich anfühlen, als könne man sie anfassen. Diese Liste zeigt, wie Kino und Bühne dieselbe Melodie finden.

    1. Chicago (2002)

    Zwei Varieté-Tänzerinnen werden nach einem Mordprozess zu Medienphänomenen – und genau dort liegt der Zauber von Chicago: Ruhm und Sünde tanzen hier denselben Takt. Rob Marshall inszeniert die Geschichte mit der Eleganz eines Showballetts, das jede Wahrheit in Glitzer verwandelt. Catherine Zeta-Jones und Renée Zellweger bringen Charisma, Ironie und Spielfreude mit, sodass der Zynismus leichtfüßig wirkt. Die Kamera bewegt sich wie ein Scheinwerfer, der immer dann stoppt, wenn der nächste Applaus naht. Die Songs sind bissig, die Choreografien messerscharf, und doch bleibt der Film nah an seinen Figuren. Statt die Bühne einfach abzufilmen, verwandelt er sie in ein Fieber aus Musik, Ehrgeiz und Illusion. Wenn Cabaret die dunkle Seite des Entertainments zeigt, antwortet Chicago mit einem Lächeln, das gefährlicher ist, als es scheint. Beides sind Glanzstücke über Menschen, die im Rampenlicht glänzen und darin fast verbrennen.

    2. West Side Story (1961)

    Zwei rivalisierende Straßengangs, eine verbotene Liebe und ein Tanz, der mehr erzählt als jedes Wort: West Side Story bleibt die wohl lebendigste Übersetzung des Broadway auf die Leinwand. Regisseur Robert Wise und Choreograf Jerome Robbins schufen 1961 ein Werk, das Bewegung, Musik und Farbe zu purer Emotion verschmilzt. Jede Szene trägt Energie, jeder Schatten eine Geschichte. Die Stadt wird zur Bühne, das Drama zu Rhythmus. Die später entstandene Neuverfilmung West Side Story von Steven Spielberg beweist, dass diese Struktur zeitlos ist - sie lässt dieselben Gefühle atmen, nur mit neuem Puls. West Side Story ist kein Musical, das man bloß ansieht, sondern eines, das man fühlt. Wo Les Misérables in die Tiefe der Seele schaut, richtet dieser Film den Blick auf die Oberfläche einer Gesellschaft, die in Bewegung bleibt. Das Ergebnis ist ein Kino, das singt, tanzt und schmerzt, ohne einen falschen Ton.

    3. Les Misérables (2012)

    Jean Valjean versucht nach Jahren der Haft, Vergebung zu finden, in einem Frankreich, das dafür keinen Platz mehr hat. Les Misérables macht daraus ein musikalisches Epos voller Wucht und Mitgefühl. Tom Hooper lässt seine Darsteller live singen, wodurch jeder Atemzug echt wirkt, jede Unsicherheit Gewicht bekommt. Hugh Jackman spielt Valjean mit brennender Aufrichtigkeit, Anne Hathaway verleiht Fantine in wenigen Szenen unvergessliche Trauer. Die Kamera sucht Nähe statt Pracht, doch das Pathos entsteht von allein. Statt große Kulissen auszuspielen, konzentriert sich der Film auf die Gesichter, auf zitternde Stimmen, auf den Punkt, an dem Musik und Schmerz eins werden. Les Misérables ist ein Monument, aber eines, das weint. Wo West Side Story Bewegung nutzt, um Hoffnung zu zeigen, findet dieser Film sie im Stillstand. Und wenn der Chor am Ende einsetzt, wirkt er wie ein Versprechen, dass Erlösung wenigstens gesungen werden darf.

    4. Mamma Mia! (2008)

    Sophie lädt drei Männer auf eine sonnendurchflutete griechische Insel ein, weil sie endlich wissen will, wer ihr Vater ist, und aus dieser verrückten Idee entsteht pures Sommerkino. Mamma Mia! funktioniert wie Urlaub in Spielform: voller Farbe, Witz und Leichtigkeit. Meryl Streep bringt Temperament und Wärme in jede Szene, Amanda Seyfried spielt jugendliche Aufregung, als wäre sie selbst in einem Song gefangen. Die bekannten ABBA-Hits verwandeln Alltag in Emotion, aus Gesprächen werden Refrains, aus Erinnerungen kleine Bühnenmomente. Die Inszenierung bleibt verspielt, aber ehrlich. Niemand versucht, perfekt zu singen, und genau das macht den Film so sympathisch. Mamma Mia! ist nicht nur eine Verfilmung, sondern ein Gefühl. Wenn Grease die Energie der Jugend feiert, erzählt dieser Film von der Freiheit, älter zu werden, ohne aufzuhören zu tanzen. Am Ende bleibt ein Lächeln, das auch im Kino wirkt wie Sonne auf der Haut.

    5. Grease (1978)

    Sandy und Danny verlieben sich im Sommer, verlieren sich und treffen sich wieder - mit neuen Rollen und altem Herzklopfen. Grease ist Nostalgie, Witz und Rebellion zugleich. John Travolta und Olivia Newton-John verleihen der Geschichte diese unkopierbare Mischung aus Coolness und Romantik. Die Musik klingt nach Motoren, Cola und endlosen Abenden, und die Tanzszenen halten den Takt einer ganzen Generation. Der Film macht aus der Bühne ein Popuniversum, das sich selbst nie zu ernst nimmt. Zwischen Pomade und Petticoats entsteht etwas Zeitloses: ein Musical, das nicht nur von Jugend handelt, sondern sie einfängt. Grease zeigt, dass Emotion und Energie manchmal genug sind, um einen ganzen Film zu tragen. Mamma Mia! feiert das spätere Lebensgefühl, hier steht das pure Aufblühen im Vordergrund - eine Erinnerung daran, dass die erste Liebe oft den besseren Soundtrack hat.

    6. The Rocky Horror Picture Show (1975)

    Ein naives Paar sucht Zuflucht im Regen, landet in einem Schloss voller Exzentriker und stolpert mitten in eine schillernde Feier der Freiheit. The Rocky Horror Picture Show ist Chaos mit System, eine Hymne an das Anderssein. Tim Curry macht Frank-N-Furter zu einer Figur, die so lebendig ist, dass sie das Publikum direkt anspricht. Der Film behält den Witz und die Spontaneität des Theaters, aber er sprengt die Grenzen des Formats. Kino und Publikum verschmelzen, jede Vorstellung wird zur Mitmach-Performance. Zwischen Reiz, Humor und Provokation entsteht ein Erlebnis, das sich nicht bändigen lässt. Rocky Horror ist ein Phänomen, das zeigt, wie Bühne und Leinwand sich gegenseitig verstärken können. Wenn Grease charmant und brav wirkt, ist das hier der wilde Bruder: schrill, lustvoll, selbstbewusst und seit Jahrzehnten Kult.

    7. Cabaret (1972)

    Sally Bowles singt im Berliner Kit-Kat-Club, während draußen die Freiheit langsam verschwindet. Cabaret vereint Glitzer und Gefahr mit einer Eleganz, die selten geworden ist. Liza Minnelli strahlt in jeder Szene, aber hinter dem Make-up blitzt die Ahnung, dass alles bald endet. Bob Fosse lässt Tanz und Politik kollidieren, ohne dass eines das andere übertönt. Jede Musiknummer ist Spiegel und Warnung zugleich, jedes Lächeln eine kleine Flucht. Die Kamera bleibt nah, beobachtet statt zu urteilen, und genau dadurch entsteht Spannung. Cabaret zeigt, dass Musicals nicht leicht sein müssen, um zu fesseln. Chicago feiert das Spiel mit Ruhm und Täuschung, und auch dieser Film trägt dieselbe Thematik mit leiser Bitterkeit. Er ist Glamour mit Gewissen und bleibt damit aktueller, als man denkt.

    8. My Fair Lady (1964)

    Eliza Doolittle verkauft Blumen auf Londons Straßen, bis ein Professor sie in eine Dame verwandeln will – und am Ende mehr verändert, als er geplant hatte. My Fair Lady ist Charme pur, elegant und witzig zugleich. Audrey Hepburn verkörpert Eliza mit Herz und Verstand, und der Film spielt mit Sprache, wie andere mit Tanz. George Cukor verwandelt die Bühne in ein festliches Farbspiel, das jede Zeile feiern lässt. Der Humor bleibt britisch, das Timing präzise, die Songs schweben leicht durch die Handlung. Trotzdem steckt Tiefe darin: Es geht um Stolz, Bildung und die Freiheit, sich selbst zu definieren. My Fair Lady beweist, dass ein Musical bezaubern kann, ohne zu übertreiben. Während Das Phantom der Oper große Gefühle ausbreitet, zeigt dieser Film, dass Eleganz leiser, aber genauso eindrucksvoll sein kann.

    9. Das Phantom der Oper (2004)

    In den Katakomben der Pariser Oper verliebt sich ein maskierter Musiker in eine junge Sängerin, und Leidenschaft wird zur Obsession. Das Phantom der Oper ist Oper im besten Sinne - überwältigend, pathetisch und wunderschön. Joel Schumacher inszeniert Andrew Lloyd Webbers Musical mit Bildern, die wie Noten wirken: alles glänzt, alles schwingt. Die Kamera gleitet durch Spiegel und Kronleuchter, während die Stimmen den Raum füllen. Es ist kein Film für Minimalisten, sondern für Romantiker, die Gefühl ernst nehmen. Der Pathos ist Programm, und gerade das macht ihn ehrlich. Phantom der Oper zeigt, wie Kino Emotion vergrößern kann, ohne sie zu verzerren. Wo Les Misérables von Erlösung singt, erzählt dieser Film von Verlangen. Beide enden im Schmerz, und beide klingen noch lange nach.

    10. Wicked (2024)

    Bevor Dorothy im legendären Zauberer von Oz die gelben Ziegelsteine entlangging, spielte sich in derselben Welt eine andere Geschichte ab: Die von zwei jungen Hexen, die Freunde wurden, bevor die Magie sie trennte. Wicked erzählt, wie aus Elphaba, der grünhäutigen Außenseiterin, die spätere „böse Hexe des Westens“ wurde, und wie Glinda, die Lichtgestalt, ihr Gegenbild fand. Die Verfilmung erscheint in zwei Teilen: Der erste kam 2024 ins Kino, Wicked Teil zwei folgt im November 2025. Regisseurin Jon M. Chu nutzt die Zweiteilung, um Figuren und Emotionen Raum zu geben. Farben, Musik und große Gefühle lassen die Welt von Oz lebendig werden, ohne Vorkenntnisse zu verlangen. Wicked verwandelt einen Mythos in ein modernes Märchen über Freundschaft, Mut und die Suche nach Zugehörigkeit. Während Musical-Adaptionen wie Chicago vom Glanz der Bühne erzählen, öffnet Wicked die Tür zu einer ganz anderen Welt, in der Gut und Böse nur Perspektiven sind, und Musik der Schlüssel zur Wahrheit bleibt.

  • Guillermo del Toros „Frankenstein“ und 10 weitere düstere Monsterfilme

    Guillermo del Toros „Frankenstein“ und 10 weitere düstere Monsterfilme

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Monster sind nie nur das, was sie zu sein scheinen. Sie spiegeln Angst, Schuld, Verlangen und oft auch das Menschliche, das wir lieber verdrängen. Während viele Studios ihre Kreaturen zu Franchises oder Actionfiguren degradieren, bleibt Guillermo del Toro ein Chronist des Tragischen: Seine Monster lieben, leiden, denken – sie sind Spiegel ihrer Schöpfer. 

    Sein Frankenstein knüpft genau daran an: als modernes Märchen über Einsamkeit, Hybris und die Grenzen göttlicher Schöpfung.Doch auch andere Regisseure haben das Monster neu gedacht – als Sinnbild für Trauma, Körper, Gesellschaft oder Begehren. Diese zehn Filme zeigen, wie wandelbar das Grauen sein kann.

    10. King Kong (2005)

    Peter Jacksons King Kong ist mehr als ein modernes Effektgewitter. Sein Remake des Klassikers von 1933 ist zugleich Hommage, Melodram und Tragödie. Naomi Watts spielt die Schauspielerin Ann Darrow, deren Mitgefühl den Riesenaffen zu einem tragischen Helden macht, ein Opfer von Schönheit, Gier und Zivilisation. Peter Jackson gelingt das Kunststück, Monsterfilm und Empathiegeschichte zu vereinen: King Kong ist zugleich Spektakel und elegische Reflexion über Mensch und Natur. Der Film feiert das Kino der 1930er-Jahre, aber auch die Sehnsucht nach Unschuld, die darin steckt. Kein Remake hat das Herz des Originals so gekonnt weiterschlagen lassen.

    9. Hatching (2022)

    Hanna Bergholms Hatching verwandelt verwandelt ein sicheres Zuhause in einen Albtraum aus perfekter Oberfläche und darunter lauernder Verdrängung. Im Zentrum steht ein zwölfjähriges Mädchen, das ein Ei ausbrütet – und damit eine Kreatur gebiert, die ihre unterdrückten Emotionen und den unaushaltbaren Druck einer Familie verkörpert, die Makellosigkeit von ihr erwartet. Das Monster wächst, wie auch die Wut auf die heile Welt der Influencer-Mutter. Bergholm inszeniert Körperhorror als psychologische Metapher: Die Häutung wird zur Selbstbefreiung, das Grauen zum Akt der Identitätsfindung. Hatching zeigt, dass das wahre Monster oft nicht das Fremde ist, sondern das, was man im Inneren so lange zu verbergen versucht.

    8. Die Nacht der lebenden Toten (1968)

    George A. Romeros Night of the Living Dead ist die Geburtsstunde des modernen Zombiefilms – und steckt voller gesellschaftlicher Sprengkraft. Mit minimalem Budget drehte Romero ein nihilistisches Gleichnis über Angst, Medien und Rassismus. Die Zombies selbst sind träge, aber unerbittlich und dienen Spiegel einer Gesellschaft, die ihre Menschlichkeit verliert. Der Film bricht mit Tabus, indem er viel Gewalt zeigt, aber er glorifiziert sie nicht. Und sein Ende bleibt bis heute eine der bittersten Pointen des Kinos. Die Nacht der lebenden Toten ist kein Monsterfilm im klassischen Sinne, sondern eine triftige Moralanalyse: Das wahre Monster ist die Masse.

    7. Gremlins (1984)

    Joe Dantes Gremlins ist ein Wolf im Weihnachtspelz: eine Satire über Konsum, Überforderung und den Horror des Alltäglichen. Die niedlichen Mogwai verwandeln sich bei falscher Behandlung in anarchische Kreaturen und werden so zum Sinnbild einer Kultur, die ihre eigenen Sehnsüchte und Besitztriebe nicht mehr kontrollieren kann. Was als Familienfilm beginnt, wird zum subversiven Kommentar über amerikanische Idylle und Massenkultur. Joe Dantes Humor ist schwarz, seine Monster zugleich grotesk und charmant – ein seltener Fall, in dem die Sympathie klar auf der Seite des Chaos liegt. Gremlins bewies außerdem, dass Horror und Komödie keine Gegensätze sind, sondern Zwillinge sein können: Als zwei Wege, um mit dem Unfassbaren umzugehen. 

    6. The Babadook (2014)

    Jennifer Kents The Babadook revolutionierte das Horrorgenre mit einer einfachen, grausamen Idee: Das Monster ist die Trauer selbst. Amelia (Essie Davis) versucht, nach dem Tod ihres Mannes mit ihrem Sohn zurechtzukommen – bis ein Kinderbuch über den unheimlichen „Babadook“ zum Einbruch des Unbewussten wird. Statt auf Schockeffekte setzt der Film auf psychologische Tiefe: Das Grauen entsteht aus der Überforderung einer Mutter, die sich selbst fürchtet. Der Babadook steht für verdrängte Gefühle, die nicht verschwinden, solange man sie verleugnet. Jennifer Kents Film ist eine Meditation über Verlust, Depression und Mutterschaft – ein Horrorfilm, der wehtut, weil er an der Wahrheit interessiert ist.

    5. Pans Labyrinth (2006)

    Guillermo del Toros düsteres Märchen spielt im Spanien der Franco-Zeit und folgt dem Mädchen Ofelia, das in eine magische Unterwelt flüchtet, während die reale Welt von Grausamkeit beherrscht wird. Die fantastischen Kreaturen – der Faun, der bleiche Mann, die bizarren Insektenwesen – sind keine bloßen Monster, sondern Verkörperungen von Angst, Unschuld und Widerstand. Del Toro verbindet politische Realität mit mythischer Symbolik und macht das Fantastische zum Ort moralischer Wahrheiten. Pans Labyrinth ist weniger Eskapismus, als ein Plädoyer für Fantasie als Überlebensinstinkt. Es zeigt Monster als die letzten Wahrheitsboten in einer Welt der Gewalt. 

    4. Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

    John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt ist ein kühler, präziser Albtraum über Misstrauen und Identitätsverlust. In einer arktischen Forschungsstation taucht eine außerirdische Lebensform auf, die jedes Lebewesen perfekt nachahmen kann – und damit jede Sicherheit zerstört. John Carpenters Film zeigt, wie Angst selbst zur ansteckenden Kraft wird: Niemand weiß mehr, wem zu trauen ist. Mit bahnbrechenden praktischen Effekten, Morricones minimalistischem Score und einer beklemmend nüchternen Inszenierung verbindet The Thing (Originaltitel) Körperhorror mit psychologischem Terror. So entsteht ein beunruhigender Film über das Auseinanderfallen von Gemeinschaft.

    3. Nosferatu (2025)

    Robert Eggers, bekannt für The Witch und The Lighthouse, verfilmte den Urtext des Horrorkinos neu: Murnaus Nosferatu (1922). Mit Lily-Rose Depp, Bill Skarsgård und Nicholas Hoult interpretiert er ihn als einen düsteren, gotischen Albtraum. Eggers’ Stil – archaisch, sprachbewusst, voller Symbolkraft – hat den Vampirfilm von der romantischen Glätte jüngerer Adaptionen befreit. Während Dracula (1931) und Francis Ford Coppolas opulente Version von 1992 das Monster zur erotischen Figur machten, holt Eggers die Urangst vor ihm zurück: das Grauen der Pest, des Todes, der Begierde ohne Erlösung. Ein Film, der an die Wurzeln des Mythos geht. Nosferatu ist roh und schön, beunruhigend und metaphysisch geladen zugleich.

    2. Alien (1979)

    Ridley Scotts Alien ist das Paradebeispiel dafür, wie das Monster zum mythischen Archetyp wird. Das Xenomorph, erschaffen von Künstler H.R. Giger, verkörpert zugleich Geburtsangst, Sexualität und Tod – die perfekte biologische Bedrohung. Doch im Zentrum steht Ripley (Sigourney Weaver), deren Überlebenskampf das Genre veränderte. Alien verbindet klaustrophobische Spannung mit existenzieller Furcht: vor dem Körper, dem Kontrollverlust, der Fremdheit. Ridley Scott inszeniert das Weltall als kaltes, indifferent-unheimliches Reich, in dem Menschlichkeit zum Störfaktor wird. Kaum ein Film hat so nachhaltig definiert, was Monsterkino leisten kann – und wie viel Stärke in Isolation liegt.

    1. Bram Stoker’s Dracula (1992)

    Francis Ford Coppolas Dracula ist weniger eine klassische Horrorgeschichte als ein barockes Opern-Drama über Liebe, Verlangen und Verdammnis. Gary Oldman verkörpert den Fürsten der Finsternis als tragischen Liebenden, dessen Jahrhunderte überdauerdne Sehnsucht die Grenzen zwischen Opfer und Täter verwischt. Mit seiner exzessiven Ausstattung, dem Spiel aus Licht, Schatten und dem Körperlichen feiert Francis Ford Coppola das Kino als visuelles Rauschmittel. Der Film verbindet Romantik und Horror zu einer Sinfonie aus Blut und Begehren und dem wohl sinnlichsten Vampirfilm aller Zeiten. Dracula wird hier zur Figur des Schmerzes: Ein Monster, das mehr fühlt als die Menschen um ihn.

  • Zwischen Fakt und Fiktion: 8 Filme, die die Wahrheit verbiegen und trotzdem genial sind

    Zwischen Fakt und Fiktion: 8 Filme, die die Wahrheit verbiegen und trotzdem genial sind

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Manche Filme nehmen es mit historischen Fakten nicht besonders genau. Darum geht es hier: acht Werke, die Historiker:innen verärgern, weil sie Ereignisse vereinfachen, romantisieren oder bewusst uminterpretieren. Diese Filme zielen nicht auf ein exaktes Geschichtsbild, sondern auf Wirkung.

    Sie verdichten, um Konflikte verständlicher zu machen. Sie erfinden Figuren, um emotionale Linien zu schärfen. Und sie verschieben Zeitabläufe, weil Dramaturgie andere Prioritäten hat als Archivarbeit. Schließlich handelt es sich um keine Dokumentation, sondern eine Interpretation. Langer Rede, kurzer Sinn: Diese Werke versuchen nicht zu zeigen, wie es war, sondern wie es sich angefühlt haben könnte – und darin liegt ihre Magie.

    Pocahontas (1995)

    Disneys Pocahontas erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einer Powhatan-Frau und dem Engländer John Smith – ein Konstrukt, das mit der Realität kaum etwas zu tun hat. Die echte Pocahontas war bei der ersten Begegnung mit Smith vermutlich zehn bis zwölf Jahre alt, und ihre Beziehung zu ihm war weder romantisch noch heldenhaft. Der Film verwandelt einzelne historische Fragmente in eine moralische Parabel über Verständigung, Respekt und Konflikt. Er zeigt ein idealisiertes Bild davon, wie dieser Culture-Clash hätte verlaufen können – nicht, wie er tatsächlich verlaufen ist. Ähnlich wie Braveheart rückt Pocahontas die emotionale Wirkung in den Vordergrund und ordnet die Fakten der erzählerischen Romantik unter.

    JFK – Tatort Dallas (1991)

    Oliver Stones JFK ist weniger historische Rekonstruktion als filmisches Fieberprotokoll. Der Film verbindet Politthriller, Gerichtsdrama und Verschwörungslogik zu einem unwiderstehlichen Sog, der wenig Raum für Distanz lässt. Historiker kritisieren zurecht, dass viele Zusammenhänge konstruiert oder spekulativ sind. Filmisch funktioniert das dennoch. Kevin Costner spielt Staatsanwalt Jim Garrison, der die Kennedy-Ermordung neu untersucht und dabei immer tiefer in ein Geflecht aus Gerüchten, Machtinteressen und Misstrauen gerät. JFK liefert nicht immer die Wahrheit, aber dafür jede Menge Atmosphäre. Das macht ihn problematisch, weil manche Zuschauer einige der Aussagen als Fakten deuten könnten. Gleichzeitig liegt darin seine faszinierende Wirkung. Und wie Pearl Harbor übersetzt auch JFK ein nationales Trauma in filmisches Spektakel – nur mit weniger Pathos und deutlich mehr Schärfe.

    Shakespeare in Love (1998)

    Shakespeare in Love nutzt die biografischen Lücken im Leben des Dramatikers als Freiraum für eine Liebesgeschichte, die historisch kaum belastbar ist. Der Film unterstellt, Shakespeare habe seine kreativste Phase einer leidenschaftlichen Affäre zu verdanken – eine Idee ohne Quellenbasis, aber dramaturgisch effektiv. Gwyneth Paltrow und Joseph Fiennes erzeugen eine glaubhafte, spielerische Chemie, während Ausstattung und Dialoge ein bewusst idealisiertes Bild des elisabethanischen Englands zeichnen. Wie Gladiator behandelt Shakespeare in Love Geschichte nicht als Rechercheauftrag, sondern als große Bühne für Emotion und Spektakel. Es geht weniger darum, wie Shakespeare tatsächlich lebte, sondern darum, warum seine Werke bis heute wirken. Ja, es ist Fiktion – doch sie wirkt plausibel genug, um für zwei Stunden wie eine mögliche Realität zu erscheinen.

    Die Brücke am Kwai (1957)

    Die Brücke am Kwai verhandelt Moral und Selbsttäuschung im Krieg, nimmt es mit der historischen Realität jedoch nur bedingt genau. Die Figur des Colonel Nicholson, der für die japanische Armee eine Brücke bauen muss, ist eine literarische Erfindung, keine überlieferte Person. Doch seine Haltung – Pflichtbewusstsein, das in Selbstverblendung umschlägt – wirkt als zeitloses Motiv. Der Film übersetzt Kriegsgräuel in ein Drama über Ideologie, Stolz und Identitätsverlust. Wie Pearl Harbor nutzt er ein historisches Ereignis als Projektionsfläche, allerdings mit deutlich mehr Zurückhaltung und filmischer Präzision. Realistisch ist das nicht, aber es trifft eine unbequeme Wahrheit: Krieg sorgt immer nur für Leid und Zerstörung. Heroisierung ändert daran nichts.

    Braveheart (1995)

    Mel Gibsons Braveheart erzählt die Legende von William Wallace als heroisches Freiheitsdrama und ignoriert dabei großzügig die historische Realität. Wallace trägt Kilts, die es in dieser Form erst Jahrhunderte später gab, und auch die große Liebesgeschichte des Films ist historisch nicht belegt. Genau wie Pocahontas verzichtet Braveheart auf Fakten und setzt stattdessen auf Mythos und große Gefühle. Filmisch funktioniert das wunderbar: Die Schlachten sind wuchtig inszeniert, die Figuren folgen klaren emotionalen Linien, und der Freiheitsbegriff wird nicht nur erklärt, sondern fühlbar gemacht. Kurz: Braveheart zeigt nicht das mittelalterliche Schottland, sondern den unbändigen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Historisch falsch, filmisch perfekt. Punkt.

    Gladiator (2000)

    Gladiator ist für Rom, was Braveheart für Schottland war: Fakt und Fiktion werden vermischt, um maximale Wirkung bei den Zuschauerinnen und Zuschauern zu erzielen. Denn Maximus (Russell Crowe) hat nie existiert, und Kaiser Commodus (Joaquin Phoenix) war nicht der isolierte Schurke, als den ihn der Film zeichnet. Ridley Scott ging es nicht um historische Genauigkeit, sondern um ein moralisches Grundschema: Macht korrumpiert, Loyalität hat ihren Preis, und Rache verschlingt alle Beteiligten. Das Römische Reich wird nicht rekonstruiert, sondern stilisiert – als Bühne für Verrat, Gewalt und politische Inszenierung. Der Film revitalisierte das Monumentalkino, gewann fünf Oscars und machte den totgeglaubten Sandalenfilm wieder relevant.

    Der Soldat James Ryan (1998)

    Steven Spielbergs Der Soldat James Ryan ist kein exaktes Protokoll, sondern ein emotionales Schlachtfeld der Erinnerung. Der Film erzählt die fiktive Rettungsmission um Private Ryan, die so nie stattgefunden hat. Dafür wurde die Landung in der Normandie so authentisch inszeniert, dass Veteranen während der Premiere weinen mussten – und hier liegt seine historische Stärke. Wie Die Brücke am Kwai oder Pearl Harbor arbeitet auch Spielberg mit fiktiven Elementen, um reale Gefühle zu transportieren. James Ryan ist weniger Kriegsfilm als moralisches Gleichnis über Opfer und Sinnlosigkeit. Wer Krieg nicht als Spektakel, sondern als menschliches Trauma begreifen möchte, findet hier den Maßstab, an dem sich alle späteren Filme messen müssen.

    Pearl Harbor (2001)

    Wie Der Soldat James Ryan behandelt Pearl Harbor den Zweiten Weltkrieg – nur mit mehr Pathos und Hochglanz. Beide zeigen Krieg als emotionales Spektakel, aber während Spielberg das Chaos von Omaha Beach erschütternd real inszeniert, verwandelt Bay den Angriff auf Pearl Harbor in eine Liebestragödie im Bombenhagel. Die historische Ablauflogik wird zugunsten emotionaler Schlagkraft großzügig zurechtgebogen. Michael Bay interessiert sich weniger für Ursachen und Folgen des Angriffs als für das Gefühl von Verlust, Heldentum und Zusammenhalt. Der Film setzt auf große Gesten, laute Musik und klare Gut-gegen-Böse-Bilder. Historiker halten das für verzerrt, und das ist es auch. Doch als Event-Kino funktioniert Pearl Harbor bestens – trotz überzogenem Pathos.

  • Fortsetzung folgt: 7 spannende Prequels und Sequels, auf die sich Fans freuen dürfen

    Fortsetzung folgt: 7 spannende Prequels und Sequels, auf die sich Fans freuen dürfen

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Manche Geschichten sind einfach zu gut, um zu enden – oder zu lukrativ, um sie ruhen zu lassen. Hollywood hat das Prinzip der „zweiten, dritten und vierten Runde“ zum Modus Operandi erhoben: Kaum ein Erfolg, der nicht mit einem Prequel, Sequel oder Spin-off weiterverwertet wird. Zu oft entstehen dabei bloß Recyclingprodukte im Glanz bekannter Marken.

    Doch es gibt Ausnahmen – Projekte, die tatsächlich darauf hoffen lassen, dass neue Facetten eröffnet, Geschichten sinnvoll fortgesetzt, Figuren vertieft oder ganze Welten erweitert werden. Von Westeros bis Springfield, von Nonnenchören bis Modeimperien: Ein Blick auf bestätigte Prequels und Sequels, die tatsächlich spannend werden könnten. 

    7. Honey (2026)

    Die MI6-Agentin Marta führt im Ost-Berlin des Jahres 1982 einen geheimen Auftrag aus, doch die Stasi ist ihr bereits auf den Fersen: Honey führt zurück in den Kalten Krieg, die Hochzeit des Spionagegeschäfts – und soll die Vorgeschichte von Carolyn Martens aus Killing Eve erzählen, die in der Originalsserie von Fiona Shaw gespielt wurde.

    Killing Eve (2018–2022) war ein Meilenstein: Clever, doppelbödig, voll femininer Spannung zwischen Jägerin und Gejagter. Wenn Honey erneut diesen bittersüß-ironischen Ton trifft – aber in retro-ästhetischem Spionage-Setting – könnte daraus eine elegante Mischung aus Cold-War-Romantik und tödlicher Verführung werden. 

    6. The Hunger Games: Sunrise on the Reaping (2026)

    Nach The Ballad of Songbirds and Snakes (2023) geht die „Hunger-Games“-Saga weiter – und setzt diesmal 24 Jahre vor Katniss Everdeens Geschichte an: Der Film folgt dem jungen Haymitch Abernathy während der 50. Hungerspiele. Die Originalreihe war in ihren besten Momenten nicht allein Young-Adult-Dystopie, sondern auch politische Allegorie – über Macht, Spektakel und Widerstand. 

    Sunrise on the Reaping hat die Chance, diese Themen wiederzubeleben, ohne sich in Pathos zu verlieren. Wenn der Film Haymitch’ Zynismus und Trauma ernst nimmt, könnte er die Erzählung um eine interessante Perspektive auf die Figur erweitern – nicht als Mentor, sondern als Opfer eines Systems, das Helden frisst, bevor es sie ehrt.

    5. Elle (2026)

    Natürlich blond war 2001 eine charmante, feministische Komödie im rosa Gewand – witzig, klug,  charmant. Jetzt bekommt Protagonistin Elle Woods eine Vorgeschichte: Das Prequel soll von ihren Highschool-Jahren in den 1990er Jahren erzählen. Elle, so heißt es von Produktionsseite, will zeigen, wie aus der selbstbewussten Mode-Queen eine angehende Juristin wurde – samt Glitzer, Witz und Widerspruchsgeist. 

    Wenn Elle den Spagat zwischen Teen-Comedy und glaubwürdiger Charakterentwicklung schafft, könnte daraus ein moderner Nostalgie-Trip entstehen: weniger Parodie, mehr Ursprungsgeschichte einer Pop-Ikone. Reese Witherspoon produziert mit, was hoffen lässt, dass die Serie den Ton des Originals trifft – verspielt, aber nicht dumm.

    4. Die Simpsons 2 (2027)

    Zwanzig Jahre nach Die Simpsons - Der Film (2007) kehrt Amerikas vielleicht beliebteste Chaos-Familie auf die Kinoleinwand zurück. Der erste Film war eine anarchische Umweltkomödie über Homers fatale Dummheit und Springfields Einschluss unter einer riesigen Glaskuppel – grell, überdreht, aber voller klugem Witz und Charme.

    Was von Die Simpsons 2 zu erwarten ist, bleibt aktuell noch ein Rätsel: Disney hält die Handlung noch unter Verschluss. Doch wenn das Sequel seine satirische Schärfe wiederfindet und gleichzeitig das emotionale Familienzentrum wahrt, könnte es ein seltenes Revival gelingen: ein Film, der Nostalgie und Gegenwartsbeobachtung vereint. 

    3. Der Teufel trägt Prada 2 (2026)

    Fast 20 Jahre nach dem modischen Kultfilm kehrt Meryl Streep als Miranda Priestly zurück. Der Teufel trägt Prada (2006) war eine beißende Satire über Macht, Glamour und Selbstaufgabe in ihrem Dienste – getragen von Anne Hathaways einnehmender Naivität, die sie bald hinter sich lassen muss, und Streeps kühler Perfektion, die ihr eine Oscarnominierung einbrachte. 

    In der Fortsetzung steht Miranda vor einer neuen Krise: der sterbenden Printbranche. Emily Blunt spielt nun eine skrupellose Konzernstrategin, Stanley Tucci den loyalen Designer Nigel. Kenneth Branagh soll Priestlys Ehemann verkörpern. Auch Anne Hathaway wird wieder dabei sein – in welcher Rolle aber ist unklar. 

    2. Sister Act 3 (TBA)

    Whoopi Goldberg hat es bestätigt: Sister Act bekommt eine dritte Fortsetzung. Das Original von 1992 war ein komödiantisches Kleinod – eine singende Ganoven- und Nonnenkomödie mit Herz, getragen von Goldbergs Wärme und Witz. Der neue Film steht unter keinem allzu leichten Stern: Disney hat das Projekt 2020 angekündigt, Whoopi Goldberg sprach zwischenzeitlich bereits von einem fertigen Drehbuch, doch nach dem Tod von Maggie Smith, die die strenge Mutter Oberin spielte, musste es erneut überarbeitet werden. Wenn Sister Act 3 den Spagat zwischen Nostalgie und Lebensfreude meistert, könnte daraus eine Rückkehr zu jener Art von Komödie werden, die wir nur allzu gut gebrauchen können: Ein Humor, der in aller Leichtigkeit etwas zutiefst Menschliches erkennen lässt.

    1. A Knight of the Seven Kingdoms (2026)

    Nach dem Welterfolg von Game of Thrones und dem ambitionierten PrequelHouse of the Dragon wendet sich HBO nun einer stilleren, menschlicheren Geschichte zu. A Knight of the Seven Kingdoms spielt rund ein Jahrhundert vor den Ereignissen der Hauptserie und folgt dem jungen Ritter Ser Duncan dem Großen und seinem Knappen Egg – dem späteren König Aegon V.

    Das Projekt verspricht eine Rückkehr zu den Anfängen von Westeros: weniger Intrigen, mehr Abenteuer, weniger Blutrausch, mehr Freundschaftsbande. Wenn es der Serie gelingt, den Ton der Novellen von George R. R. Martin einzufangen, könnte A Knight of the Seven Kingdoms ein emotionales Herzstück des Thrones-Universums werden – erdverbunden, melancholisch, warm.

  • Von brutal bis ballettreif: Die 10 besten Kampfszenen der letzten Dekade

    Von brutal bis ballettreif: Die 10 besten Kampfszenen der letzten Dekade

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Kampfszenen sind längst mehr als bloße Kloppereien. Die besten unter ihnen sind Choreografie, Charakterzeichnung und Kameraarbeit in einem – kleine Meisterwerke inmitten des Chaos. In den letzten zehn Jahren haben Filmemacher, Stunt-Koordinatoren und Martial-Arts-Profis das Genre neu definiert: mit One-Take-Irrsinn, realistischen Keilereien und virtuosen Kämpfen, die mehr erzählen als viele Dialoge.

    Egal ob mit Tom Hardy durch dunkle Korridore (Havoc) oder mit Keanu Reeves über Pariser Treppen (John Wick 4): Diese Szenen bleiben im Kopf – und im Magen. Wir präsentieren dir an dieser Stelle zehn ikonische Kampfszenen der letzten Dekade. Jeder Tritt ein Statement, jeder Schuss ein Treffer!

    Havoc (2025)

    Tom Hardy prügelt sich durch eine düstere Unterwelt, inszeniert von Gareth Evans (The Raid). Besonders intensiv: eine Blockhüttenbelagerung bei Schneetreiben, choreografiert von Jude Poyer. Gedreht wurde mit praktischen Effekten und präzisem Stunt-Timing – visuell unterstützt durch jede Menge CGI. Die Kämpfe in Havoc wirken dennoch roh, improvisiert und glaubwürdig brutal. Evans setzt weniger auf Spektakel als auf Körpereinsatz, Schwerkraft und Schmerzerfahrung ohne Kompromisse. Hardy liefert nicht nur Präsenz, sondern auch spürbare Erschöpfung – was die Action besonders geerdet macht. Der Film hält immer voll drauf, gerade dann, wenn es richtig wehtut. Havoc ist kompromissloses Genre-Kino mit echtem Punch – atmosphärisch, düster und für Fans schnörkelloser Action absolut sehenswert. Havoc steht damit am realistischen Ende des Spektrums – wo rohe Körperlichkeit noch glaubwürdig bleibt, bevor The Night Comes for Us sie in exzessive Kunst verwandelt.

    The Night Comes for Us

    In The Night Comes for Us liefert Timo Tjahjanto eine kompromisslose Gewaltstudie, deren legendärste Szene im Schlachthaus spielt: Joe Taslim gegen Iko Uwais – zwei Martial-Arts-Veteranen, die physisch alles geben. Die Kamera bleibt konsequent nah dran, filmt durch Glassplitter, zwischen Fleischhaken und Blutspritzern. Choreografiert wurde die Szene von Uwais’ eigenem Stunt-Team, das sich auf brutale Silat-Techniken spezialisiert hat. Jeder Treffer klingt real, jede Bewegung ist Teil eines tödlichen Tanzes. Die Gewalt wirkt nicht stilisiert, sondern roh, chaotisch und “ehrlich”. Während Havoc noch auf schmutzigen Realismus setzt, treibt The Night Comes for Us die Action ins Groteske – exzessiv, kompromisslos und ungebändigt.

    John Wick: Kapitel 4

    Im vierten Teil der John Wick-Reihe kämpft sich Keanu Reeves ein zweites Mal durch Paris – diesmal buchstäblich Stufe für Stufe. Der ikonische Treppenkampf bei Montmartre wurde an Originalschauplätzen gedreht und von 87eleven Action Design choreografiert. Die Szene ist nicht nur visuell eindrucksvoll, sondern dramaturgisch brillant: Jede Rückwärtsrolle, jeder Sturz verstärkt das Gefühl, dass Wick an seine Grenzen geht. Die Kamera bleibt oft in der Totalen, verzichtet weitestgehend auf hektische Schnitte und zeigt, wie präzise die Choreografie tatsächlich ist. Im Gegensatz zum chaotischen Blutrausch von The Night Comes for Us kontrolliert John Wick 4 jede Bewegung – ein Tanz aus Präzision, Stil und Schmerz. Es geht nicht um Coolness, sondern um Effizienz.

    Nobody

    In Nobody überrascht Bob Odenkirk als Familienvater mit einer krassen Vergangenheit – und zwei Fäusten, die ein Busabteil in ein Schlachtfeld verwandelt. Der ikonische Kampf wurde von Daniel Bernhardt choreografiert, gemeinsam mit 87eleven, und punktet durch glaubwürdige Erschöpfung, improvisierte Gewalt und … äh … Platzmangel. Odenkirk hat monatelang trainiert, um den Realismus aufrechtzuerhalten: Er kämpft ungeschickt, taumelt, stürzt – und steht immer wieder auf. Die Szene spielt nicht mit Heldenposen, sondern zeigt die rohe, körperliche Anstrengung eines Mannes, der einfach nicht aufgeben will. Diese rohe, fast unbeholfene Physis unterscheidet Nobody von der glatten Eleganz eines John Wick. Es ist eine Hommage – und zugleich ein Gegenentwurf: schmutzig, ehrlich, menschlich. Wo John Wick chirurgisch agiert, kämpft Nobody ungeschliffen und menschlich – weniger Perfektion, mehr Realität.

    Atomic Blonde 

    Atomic Blonde liefert eine der körperlich intensivsten Kampfszenen der letzten Dekade: den Treppenhaus-Fight in Berlin. Gedreht in mehreren langen Takes, clever montiert, um wie ein einziger Kampf zu wirken – aber eben nicht ungeschnitten. Charlize Theron absolvierte große Teile der Choreografie selbst, trainierte monatelang mit Stunt-Teams, darunter auch Sam Hargrave. Der Stil ist kühl, der Schmerz real, der Rhythmus präzise. Es wird gestürzt, gekeucht, geblutet – mit minimaler Musikuntermalung und maximal schwerer Atmung. Die Kamera bleibt nah dran, verliert aber nie die Übersicht. Eine Szene, die physische Präsenz und filmisches Können auf meisterhafte Weise vereint. Während Nobody rohe Körperlichkeit zeigt, setzt Atomic Blonde auf eine stylische Inszenierung. Hier ist jeder Fight ein eleganter Kraftakt.

    Tyler Rake: Extraction

    Chris Hemsworth spielt in Extraction einen Söldner, der einen Jungen durch Dhaka rettet – mit einer spektakulären Actionsequenz, die wie ein 12-minütiger One-Take wirkt. Tatsächlich wurde sie aus mehreren Einstellungen zusammengesetzt, nahtlos verbunden mit digitalem Feinschliff. Was Atomic Blonde auf engem Raum zeigt, weitet Extraction zu einem Schlachtfeld aus – mit derselben physischen Intensität, aber größerem Maßstab. Regisseur Sam Hargrave, selbst erfahrener Stuntprofi, filmte teilweise mit Kamera am Körper – für maximale Nähe. Die Szene wechselt zwischen Autoverfolgung, Faustkampf, Schießerei und Sprung durch Fenster, ohne an Dynamik zu verlieren. Das Besondere: Es ist nicht die Länge, sondern der Fluss, der die Zuschauerinnen und Zuschauer beeindruckt. Jede Bewegung ist nachvollziehbar, jede Eskalation ein Hochgenuss. Extraction hat das Netflix-Actionkino neu definiert – und diese Szene bleibt das eindrucksvolle Herzstück.

    Kill Boksoon

    Kill Boksoon erzählt von einer Auftragskillerin (Jeon Do-yeon), die beruflich makellos funktioniert – und privat immer weiter ins Wanken gerät. Die eindrucksvollste Kampfszene des Films verbindet choreografische Eleganz mit innerer Spannung: Jeder Schlag wirkt kontrolliert, jede Bewegung durchdacht. Regisseur Byun Sung-hyun arbeitet mit ruhiger Kamera, klarer Lichtregie und makellosem Rhythmus. Es ist keine banale Zurschaustellung von Action, sondern hier ist alles Teil einer psychologischen Eskalation. Gewalt ist hier Ausdruck von Status, Haltung und Selbstbeherrschung. Die Action lebt von Timing, Körpergefühl und dem emotionalen Subtext. Kill Boksoon liefert dadurch nicht nur spannende Action, sondern ein glaubwürdiges Charakterporträt mit stilistischer Klarheit. Während Extraction permanentes Dauerfeuer liefert, konzentriert sich Kill Boksoon auf kontrollierte Gewalt – weniger Chaos, mehr Haltung.

    The Batman

    Der mega-stylische Flurkampf in The Batman ist ein geniales visuelles Konzept: völlige Dunkelheit, unterbrochen nur vom Licht der Mündungsfeuer. Regisseur Matt Reeves wollte keine klassische Actionszene, sondern ein Gefühl von Schrecken, Hochspannung und absoluter Kontrolle vermitteln. Die Choreografie ist brutal und effektiv. Robert Pattinson bewegt sich mit schwerer Rüstung und gezielter Wut durch enge Gänge, jede Bewegung wirkt geplant. Der Verzicht auf Musik verstärkt den Druck. Das Sounddesign sorgt dafür, dass man jeden Tritt, Schlag und Einschlag körperlich spürt. Besitzer einer Surround-Anlage kommen hier akustisch besonders auf ihre Kosten. Und im Gegensatz zur grazilen Präzision von Kill Boksoon fokussiert sich The Batman auf die Schwere und Düsternis der Gewalt.

    Creed II

    Während The Batman kühl und konzeptionell bleibt, setzt dieses Werk auf pure Emotion – ein Kampf aus dem Herzen, nicht aus dem Kalkül. Im finalen Kampf von Creed II treffen Adonis Creed und Viktor Drago im Ring aufeinander – zwei Männer, die nicht nur boxen, sondern auch die Geschichte ihrer Väter verarbeiten. Die Szene ist emotional, wuchtig und inszeniert mit rhythmischer Bildsprache. Regisseur Steven Caple Jr. nutzt bewegliche Kamera und klare Schnittführung, um jede Bewegung greifbar zu machen. Michael B. Jordan und Florian Munteanu bringen eine physische Intensität mit, die auf monatelanges Training mit echten Boxprofis zurückgeht. Der Kampf selbst ist weniger sportlich realistisch als dramaturgisch verdichtet: Es geht um Trauma, Identität und die Überwindung familiärer Schatten. Ein Finale, das ins Schwarze trifft – im Ring und darüber hinaus.

    The Woman King

    In The Woman King stehen die sogenannten “Agojie”, ein historisches Kriegerinnen-Regiment, im Fokus – repräsentiert von einer körperlich beeindruckenden Performance, meisterhaft angeführt von Viola Davis. Die Frauen wurden monatelang für intensive Kampftrainings vorbereitet, um echte Techniken, Geschwindigkeit und Kraft zu vermitteln. Fight-Choreografin Jenel Stevens kombinierte traditionelle afrikanische Bewegungsmuster mit moderner Stuntarbeit, geprobt und umgesetzt ohne Superheldenstil. Die Kamera bleibt stets nah an den Kämpfenden, der Schnitt betont Aufprall und Wucht. Das Ergebnis ist real, körperlich spürbar und ohne Überzeichnung. The Woman King verknüpft authentische Geschichte mit überzeugender Action – dramatisch, kraftvoll und geerdet. Was Creed II im Boxring erzählt, führt The Woman King auf dem Schlachtfeld fort – nicht als Duell, sondern als kollektiver Akt der Selbstbehauptung.

  • Für Fans von „Der Sommer, als ich schön wurde“:  8 ähnliche Young Adult-Serien

    Für Fans von „Der Sommer, als ich schön wurde“: 8 ähnliche Young Adult-Serien

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Sommer, Sonne, erste Liebe und jede Menge Drama - das sind die Zutaten, die „Der Sommer, als ich schön wurde“ so erfolgreich gemacht haben. Wer sich in diese explosive Mischung aus Herzklopfen und emotionalen Verwirrungen verliebt hat, findet hier acht weitere Serien, die genauso viele Emotionen, Herzschmerz und jugendliche Wirbelstürme bieten wie „Der Sommer, als ich schön wurde“.

    Von chaotischen Teenagergefühlen bis hin zu tiefgründigen Beziehungen, langen Nächten und sehnsüchtigen Blicken: Diese Serien sind die perfekte Fortsetzung für die nächste Binge-Watching-Nacht. Mit JustWatch erfahrt ihr natürlich außerdem, wo ihr jede einzelne dieser Serien direkt streamen könnt.

    1. Outer Banks (seit 2020)

    Der perfekte Mix aus Abenteuer, Spannung und dramatischer Romantik und genau das, was Fans von „Der Sommer, als ich schön wurde“ suchen: Outer Banks. Die Geschichte dreht sich um John B. und seine Freunde, die auf der Suche nach einem verschollenen Schatz in eine Welt voller Geheimnisse, Gefahren und natürlich romantischer Verwicklungen stolpern. Besonders die Beziehung zwischen John B. und Sarah geht durch Höhen und Tiefen und sorgt für jede Menge Herzklopfen. Mit dem Sommer, einem wilden Abenteuer und der intensiven Chemie zwischen den beiden gibt es einen unvergesslichen Mix aus Gefühl und Spannung. Wer sich in die Welt von „Der Sommer, als ich schön wurde“ verliebt hat, wird sich in Outer Banks sofort wiederfinden. Hier gibt es alles: Action, Drama, Romantik und den typischen Sommervibe, der diese Geschichten so fesselnd macht.

    2. Noch nie in meinem Leben (2020 - 2023)

    Noch nie in meinem Leben hat alle Zutaten, die auch „Der Sommer, als ich schön wurde“ zu einem Hit gemacht haben: Chaos, Romantik und jede Menge jugendliche Verwirrungen. Devi, die Heldin der Serie, stolpert durch ihre Highschool-Jahre und versucht gleichzeitig, ihre indische Herkunft mit ihrem westlichen Leben in Einklang zu bringen. Das Resultat? Eine Geschichte voller Missverständnisse, erster Liebe und jeder Menge Drama. Ihre chaotischen Gefühle für Paxton und Ben und der damit verbundene Herzschmerz kommen einem in jeder Hinsicht bekannt vor, denn das ist fast wie bei Belly und ihren Wirrungen zwischen den Brüdern. Es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um das Selbstfinden und den Versuch, die eigene Identität inmitten von Gefühlen und Teenagerwirren zu entdecken. Wer „Der Sommer, als ich schön wurde“ mochte, wird auch Noch nie in meinem Leben lieben!

    3. Fate: The Winx Saga (2021–2022)

    Fate: The Winx Saga bringt genau das auf den Punkt, was auch „Der Sommer, als ich schön wurde“ so spannend macht: Drama, erste Liebe und eine gehörige Portion Teenagerchaos - nur, dass in dieser Serie Magie eine große Rolle spielt. An der magischen Internatsschule Alfea müssen fünf junge Feen nicht nur ihre Kräfte entdecken, sondern sich auch mit den üblichen Teenagerproblemen wie Liebe, Rivalitäten und Freundschaft auseinandersetzen. Die Serie kombiniert Fantasy mit jugendlichem Drama, bei dem ebenfalls emotionale Konflikte und ungestüme Sommerromanzen im Vordergrund stehen. Trotz gemischter Kritiken hat die Serie eine treue Fangemeinde, die sich in der Mischung aus Magie und Drama gut aufgehoben fühlt. Wer Lust auf ein bisschen Zauber in der Teenagerromantik hat, ist hier genau richtig.

    4. The Secret Life of the American Teenager (2008 - 2013)

    The Secret Life of the American Teenager könnte auf den ersten Blick etwas ernster wirken als „Der Sommer, als ich schön wurde“, aber es hat das gleiche Maß an Drama und Emotionen. Die Serie folgt Amy, die mit einer ungewollten Schwangerschaft und den Konsequenzen ihrer Handlungen zu kämpfen hat. Die Herausforderung besteht darin, sich nicht nur mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen, sondern auch mit den Beziehungen, die sie umgeben. Während „Der Sommer, als ich schön wurde“ die erste Liebe und die unerforschten Gefühle zwischen Belly und den Jungs thematisiert, geht es hier um die Entwicklung und Verantwortung, die mit den ersten Beziehungen und den größeren Fragen des Lebens einhergeht. Vor allem die emotionale Tiefe und die dramatischen Momente machen diese Serie genauso packend.

    5. Heartstopper (2022-2024)

    Zart, emotional und so süß wie die ersten Schmetterlinge im Bauch: Heartstopper fängt die Romantik und die innere Entwicklung von Charlie und Nick ein. Die beiden Jugendlichen verlieben sich langsam ineinander und müssen sich sowohl mit ihren eigenen Ängsten als auch mit den Herausforderungen der Gesellschaft auseinandersetzen. Ihre Reise ist berührend und feinfühlig, genau wie die langsamen Annäherungen, die wir bei Belly und Conrad sehen. Wer bei „Der Sommer, als ich schön wurde“ die leisen, aber tiefgründigen Momente geliebt hat, wird Heartstopper genauso zu schätzen wissen. Diese Serie spricht nämlich nicht nur die zarten Seiten der ersten Liebe an, sondern zeigt auch die Kraft der Akzeptanz und der Selbstfindung.

    6. Türkisch für Anfänger (2006 - 2008)

    Diese deutsche Serie könnte auf den ersten Blick eine etwas unerwartete Ergänzung zu einer Liste wie dieser sein, aber wer „Der Sommer, als ich schön wurde“ liebt, wird auch von der Dynamik von Türkisch für Anfänger begeistert sein. Im Mittelpunkt steht die Familie von Lena, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als ihre Mutter einen türkischen Mann heiratet,und sie plötzlich mit einer völlig neuen Familie und Kultur konfrontiert wird. Auch die Teenager in der Serie erleben ihre eigenen Verwirrungen und ersten Liebesgeschichten, was zu genau dem Drama und den Herzensentscheidungen führt, die auch in „Der Sommer, als ich schön wurde“ eine Rolle spielen. Mit viel Humor, aber auch reichlich Drama zeigt Türkisch für Anfänger, dass Teenager immer wieder auf die gleichen Herausforderungen stoßen, egal aus welchem Hintergrund sie kommen.

    7. Dare Me (2019)

    Dare Me taucht tief in die düstere Welt des Cheerleadings ein, wo Rivalitäten und Geheimnisse den Alltag der Mädchen bestimmen. Die Spannung zwischen den Charakteren ist greifbar, und hinter jeder Ecke lauern Überraschungen und ungelöste Konflikte. Die Serie ist ein bisschen düsterer als „Der Sommer, als ich schön wurde“, aber sie teilt das gleiche Maß an innerer Zerrissenheit und emotionaler Tiefe. Wer die inneren Kämpfe und dramatischen Konflikte in „Der Sommer, als ich schön wurde“ geschätzt hat, wird in Dare Me eine neue, aber genauso packende Welt entdecken.

    8. Ginny & Georgia (seit 2021)

    Das Chaos der Jugend und die Geheimnisse einer wilden Mutter-Tochter-Beziehung wird bei Ginny & Georgia auf ein neues Level gebracht. Ginny, anfangs 15 Jahre alt, muss sich nicht nur mit den üblichen Teenager-Dramen wie erster Liebe und der Frage „Wer bin ich eigentlich?“ auseinandersetzen, sondern auch mit ihrer komplexen Beziehung zu ihrer Mutter Georgia, die eine ganz eigene, geheimnisvolle Vergangenheit hat. Die Serie mischt Drama, Romantik und Geheimnisse ähnlich wie in „Der Sommer, als ich schön wurde“, nur dass hier die Beziehungen noch ein bisschen chaotischer sind. Während Ginny sich zwischen zwei Jungs hin- und hergerissen fühlt, kämpft sie gleichzeitig mit der Herausforderung, ihre eigene Identität zu finden. Ein Muss für alle, die Drama, starke Frauenfiguren und eine Menge unerforschter Gefühle lieben!

  • Jenseits von „Stranger Things“: Serien, die 80er- und 90er-Nostalgie neu erzählen

    Jenseits von „Stranger Things“: Serien, die 80er- und 90er-Nostalgie neu erzählen

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Seit Jahren gilt Stranger Things als Maß aller Dinge, wenn es um Retro-Ästhetik geht – doch die grellen Lichter, der Synthpop und das Monster-Pathos verstellen oft den Blick auf das, was Nostalgie auch bedeutet: das Lebensgefühl vergangener Jahrzehnte ernst nehmen, und damit auch ihre Brüche, Ängste und Hoffnungen zu zeigen. 

    Viele Serien wie Pose, Halt and Catch Fire oder It’s a Sin graben tiefer: Sie rekonstruieren nicht nur Mode oder Musik, sondern das Denken, Fühlen und Atmen ihrer Zeit. Sie zeigen, wie man die 1980er und 1990er nicht allein als Kulisse, sondern als geistigen Zustand erzählt – ehrlich, klug, und im besten Fall: erkenntnisreich.

    11. Young Sheldon (2017–2024)

    Was The Big Bang Theory nie wagte, gelingt dem Spin-off: Young Sheldon zeigt den hochbegabten Jungen, bevor er zum Neurotiker wurde – und verwandelt die texanischen 1990er in ein sanftes, kluges Familienporträt, in dem schnelle Lacher auf die bisweilige Einsamkeit des Anderen im Vorstadtidyll treffen. Die Serie fängt das Amerika der Satellitenschüsseln, Kirchenchöre und Schul-Footballs mit seltenem Feingefühl ein. 

    Statt allzu viel Ironie gibt es Wärme, statt Retro-Glitter bisweilen feine Melancholie. Nostalgie bedeutet hier nicht „Früher war alles besser“, sondern: „So haben wir gedacht, gehofft, gestritten.“ Young Sheldon ist eine leichtfüßige Erinnerung an Kindheit als Erkenntnisprozess – liebevoll, aber mit Blick auf die Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden hinterlässt.

    10. Red Oaks (2014–2017)

    Red Oaks ist das vielleicht eindeutigste Retro-Stück auf dieser Liste: Eine Sommerkomödie über einen 20-Jährigen im Jahr 1985, der zwischen Tennisplatz, Jugendträumen und Zukunftsangst balanciert. Die Serie besticht durch feine Beobachtung – viel Aufbruchstimmung und Witz treffen auf subtile Tristesse und einen Soundtrack, der zwischen The Smiths und Hall & Oates pendelt. 

    Kein greller Retro-Gestus, sondern das Gefühl eines Sommers, den man nie vergisst, stehen im Fokus. Red Oaks wirkt in seinen besten Momenten wie ein verloren geglaubter Film von John Hughes (The Breakfast Club), nur etwas reifer, klüger, wärmer. Ein melancholischer Abschiedsbrief an eine Zeit, die uns durch ihre (vermeintliche) Unschuld lockt.

    9. GLOW (2017–2019)

    GLOW zeigt die 1980er, wie sie selten erzählt werden: grell und doch widersprüchlich. Alison Brie und Betty Gilpin spielen zwei Schauspielerinnen, die im Wrestling eine Bühne finden – und zugleich ein Schlachtfeld. Denn hinter Pailletten und allerlei Haarspray entfaltet sich ein feinsinniges Drama über weibliche Selbstbehauptung, beruflichen Ehrgeiz und persönliche Verletzlichkeit. 

    Die Serie balanciert Camp und Charakterstudie, Humor und Ernüchterung gleichermaßen. GLOW liebt den Glamour seiner Zeit, aber seziert ihn auch: die Maskerade, den Sexismus, die ökonomische Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern. Nostalgie wird hier zum doppelten Boden, glitzernd, politisch, in den besten Momenten schonungslos ehrlich. Anders ausgedrückt: Wo Stranger Things schwärmt, zweifelt GLOW mehr.

    8. When They See Us (2019)

    Ava DuVernays When They See Us blickt auf die späten 1980er mit einer Wut, die spürbar kälter brennt als Nostalgie. Die Geschichte der zu Unrecht verurteilten „Central Park Five“ wird zum erschütternden Panorama von Rassismus, Justizversagen und medialem Voyeurismus. Das New York jener Jahre ist hier kein Schauplatz für Pop, sondern ein Systemfehler. 

    Mit großartigem Ensemble und dokumentarischer Genauigkeit legt DuVernay den Schmerz offen, der hinter jeder Retro-Verklärung liegt. When They See Us erinnert daran, dass die Vergangenheit nicht nur leuchtet. Eine Serie, die nicht erinnert, sondern mahnt.

    7. Pose (2018–2021)

    Ryan Murphys Pose leuchtet das New York der späten 1980er und frühen 90er wiederum als einen Kosmos aus Glitzer, Musik, Schmerz und Überlebenswillen aus. Zwischen Ballroom-Wettbewerben, Drag-Kultur und Aids-Krise erzählt die Serie von einer Gemeinschaft, die sich Schönheit erkämpft, wo die Welt sie ihr verweigern will. 

    Nostalgie ist hier kein Rückblick, sondern ein Statement: über Sichtbarkeit, Würde und queere Geschichte. Pose fängt den Zeitgeist jener Jahre in Bewegung, Farbe und Mode ein, ohne ihn zu verklären. Wo Stranger Things auf Pop-Ikonen verweist, erschafft Pose eigene – stolz, verletzlich und bisweilen bestechend schön.

    6. Yellowjackets (2021–)

    Wenn der Rückblick zum Albtraum wird: Yellowjackets lässt ein Mädchenfußballteam in den 1990ern nach einem Flugzeugabsturz in der Wildnis stranden – und konfrontiert die Überlebenden Jahrzehnte später mit ihren Dämonen. Zwischen Grunge, Kannibalismus und anderem Trauma entfaltet sich ein doppelbödiges Psychodrama über Schuld und gefährliche Gruppendynamiken. 

    Die Serie benutzt die 90er-Ästhetik nicht als Kulisse, sondern als Echo: Jede Kassette, jedes Lied von Nirvana, Garbage und Co. erinnert an das, was den Frauen verloren ging. Yellowjackets ist düster, bissig und hypnotisch – Nostalgie, die weh tut, weil sie das Unheimliche im Vertrauten zeigt. Wenn man so will: Ein Anti-Stranger Things, das sich traut, mitunter hässlich ehrlich zu sein.

    5. Chernobyl (2019)

    Kaum eine Produktion hat das Jahr 1986 mit so furchteinflößend realistischem Anspruch rekonstruiert wie Chernobyl. Craig Mazins Miniserie über die Nuklearkatastrophe in der Sowjetunion ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein Präzisionswerk über Wahrheit, Lüge und menschliche Hybris. Jared Harris und Stellan Skarsgård spielen Männer, die inmitten des Desasters moralische Klarheit suchen und im Prozess zu zerbrechen drohen. 

    Anders ausgedrückt: Chernobyl zeigt die 1980er als ein Jahrzehnt, das sich selbst vergiftete: mit Ideologie, Schweigen und Angst. Statt Retro-Gefühl dominiert politische Nüchternheit – ein Gegenbild zu jeder sentimentalen Verklärung der Dekade. 

    4. Derry Girls (2018–2022)

    Derry Girls unterstreicht, dass die 1990er mehr waren als Boybands und Baggy Pants. Im Nordirland der „Troubles“ begleiten wir fünf Teenager, die zwischen Schulchaos, ersten Lieben und politischem Ausnahmezustand aufwachsen. Das Ergebnis: eine der witzigsten und zugleich menschlichsten Coming-of-Age-Serien der vergangenen Jahre. Sie verbindet deftigen Humor mit feinem Gespür für historische Realität – Popkultur trifft Pulverfass sozusagen. 

    Nostalgie entsteht hier nicht aus Requisiten, sondern aus der Erinnerung an jugendliche Freiheit inmitten von Ungewissheit. Derry Girls ist laut, ehrlich und manchmal überraschend berührend – eine Serie, die die 1990er tatsächlich lebendig werden lässt.

    3. Halt and Catch Fire (2014–2017)

    Mehr Geheimtipp als Quotenhit – und doch eine der besten Serien über den Aufbruch der 1980er und 1990er. Halt and Catch Fire folgt vier Pionieren der Computerära, deren Träume vom Internet sie antreiben und herausfordern:  Lee Pace, Scoot McNairy, Mackenzie Davis und Kerry Bishé verkörpern Figuren, die zwischen Idealismus und Ehrgeiz zerrieben werden. 

    Die Serie ist elegant, präzise, voller technischer und emotionaler Spannung. Nostalgie bedeutet hier: Zurückblicken, um zu verstehen, wie der Fortschritt uns verändert hat. Halt and Catch Fire liefert kein dekoratives Retro-Stück, sondern vor allem digitale Melancholie aus der Gegenwart, klug und unterschätzt.

    2. The Americans (2013–2018)

    The Americans verwandelt die Reagan-Ära in eine stille, aber spannungsgeladene Meditation über Vertrauen und Verrat. Keri Russell und Matthew Rhys spielen sowjetische Spione, die als amerikanisches Ehepaar in den Vororten Washingtons leben – und ihre Kinder, Nachbarn und sich selbst belügen. 

    Die Serie nutzt 80er-Nostalgie nicht zur Zierde, sondern zur psychologischen Verdichtung: Angst, Ideologie und Familienleben verschmelzen zu einem hochpräzisen Drama. Kein Neon, keine falsche Sentimentalität: The Americans ist damit weniger Rückschau als Spiegel: der vielleicht klügste Blick auf ein Jahrzehnt, in dem das Private immer politisch war.

    1. It’s a Sin (2021)

    Russell T Davies’ It’s a Sin spielt im London der 1980er Jahre, wo eine Gruppe junger Männer zwischen Pop, Party und Panik ihre Jugend erlebt – bis die Aids-Krise alles verändert. Mit rhythmischer Erzählweise, brillantem Soundtrack und großem Herz erzählt die Serie von Freiheit, Angst und Zusammenhalt. 

    Nostalgie verwandelt sich hier bisweilen in Trauerarbeit: Die Euphorie dieser Zeit wird umso kostbarer, weil man weiß, wie tragisch sie für Viele endete. It’s a Sin ist eine Feier des Lebens, die Tränen hinterlässt – ehrlich, erschütternd und, mehr als alles andere, zutiefst menschlich. Eine Miniserie, die ihre Perspektive auf die Dekade nach fühlbar macht, statt nur die vielbesprochenen Aspekte der Geschichte nur zu zitieren.

  • Unterhaltung ohne Tränen: 10 Filme, bei denen der Hund NICHT stirbt

    Unterhaltung ohne Tränen: 10 Filme, bei denen der Hund NICHT stirbt

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Kaum etwas trifft so tief wie der Tod eines Hundes im Film. Er schleicht sich meist am Ende ein, wenn man längst an der Bindung hängt - wie ein emotionaler Hinterhalt, der alles andere in den Schatten stellt. Ob in Marley & Ich, Hachiko oder I Am Legend, das Schema ist bekannt: Der Hund stirbt, und zurück bleibt ein Loch. Für viele gehört genau das zum Genre, aber genauso viele wünschen sich endlich mal Filme, bei denen man nicht mit Tränen endet, sondern mit einem Lächeln.

    Diese Liste ist genau für diesen Moment gemacht: Für alle, die Hunde lieben, sich aber nicht schon beim Einschalten emotional wappnen wollen. Hier stirbt kein Hund - kein Heldentod, kein Altersleiden und auch kein dramatischer Tod „fürs größere Ganze“. Stattdessen erzählen diese Filme von Freundschaft, Chaos, Zusammenhalt und Zärtlichkeit und zwar so, dass man sich endlich mal sicher fühlen darf, denn hier läuft alles ohne Verlust, ohne Tränen und ohne tragischen Abschied.

    1. Isle of Dogs - Ataris Reise (2018)

    Wes Andersons Animationsfilm ist keine klassische Hundegeschichte, und vielleicht gerade deshalb einer der klügsten Filme über Loyalität, Vertrauen und den Mut, nicht aufzugeben. In einer japanisch geprägten Zukunft werden Hunde auf eine Insel verbannt – aus Angst vor Krankheit und Chaos. Doch ein Junge sucht dort nach seinem verlorenen Freund, während die Hunde versuchen, zu verstehen, was mit ihrer Welt passiert ist. Zwischen Müllbergen und Verschwörungen entsteht eine Geschichte, die tiefer geht, als man es bei sprechenden Tieren vermuten würde. Wo Bolt eher verspielt mit dem Thema Identität umgeht, findet Isle of Dogs seine Stärke in der Stille, der Melancholie und der ganz eigenen Poesie, die durch jeden Bildausschnitt atmet. Wer Hunde nicht nur niedlich, sondern als Spiegel unserer eigenen Sehnsucht nach Zugehörigkeit begreift, ist hier genau richtig.

    2. Ein Hund namens Beethoven (1992)

    Wenn ein riesiger Bernhardiner plötzlich durchs Wohnzimmer trampelt, ist das Chaos vorprogrammiert. Und genau darin liegt der Reiz dieses Familienklassikers. Beethoven ist laut, wild und völlig unberechenbar - aber mit einem Herzen so groß wie sein Appetit auf Unordnung. Die Geschichte der Familie, die ihn erst ablehnt und dann nicht mehr hergeben will, ist überdreht und herzerwärmend zugleich. Doch zwischen den Slapstick-Momenten steckt auch etwas Echtes: die Erkenntnis, dass Liebe manchmal erst durch Zerstörung wächst. Während Dog – Das Glück hat vier Pfoten auf leise Zwischentöne setzt, ist Ein Hund namens Beethoven das laut bellende Gegenstück. Und das Beste: Der Hund bleibt bis zum Abspann quicklebendig. Wer lachen will, ohne hinterher zu weinen, liegt hier genau richtig.

    3. Zurück nach Hause: Die unglaubliche Reise (1993)

    Drei Haustiere auf einem Abenteuer durch Berge, Wälder und reißende Flüsse - das klingt nach Kinderkino, fühlt sich aber erstaunlich tief an. Die unglaubliche Reise erzählt von Treue und Instinkt, vom Zusammenhalt in der Fremde, aber auch von echten Gefahren. Die Tiere sprechen nicht mit animierten Mündern, sondern mit inneren Stimmen, was ihre Gefühle greifbarer macht. Es ist kein Film über Vermenschlichung, sondern über Verbindung. Während bei Ein Hund namens Beethoven das Familienleben durcheinander gerät, geht es hier um die Rückkehr zur Familie – ein Unterschied, der dem Film seinen emotionalen Kern verleiht. Wer Geschichten mag, die auch ohne Abschiedsschmerz ans Herz gehen, wird sich diesem Trio nicht entziehen können.

    4. Bolt - Ein Hund für alle Fälle (2008)

    Bolt ist der Star einer Actionserie, nur weiß er nicht, dass seine Kräfte nur gespielt sind. Als er plötzlich allein in der echten Welt landet, beginnt für ihn eine Reise, die mehr mit Selbsterkenntnis als mit Superkräften zu tun hat. Der Animationsfilm überrascht mit Witz, Tempo und einer Hauptfigur, die trotz Naivität nie nervt, sondern berührt. Es geht um Vertrauen, um echte Freundschaft und die Frage, was einen Hund eigentlich ausmacht, wenn die Kameras nicht mehr laufen. Die unglaubliche Reise setzte auf Natur und Wegstrecke, Bolt dagegen auf innere Entwicklung, ohne dabei je den Humor zu verlieren. Wer Disney mag, aber nicht immer denselben Tonfall hören will, findet hier einen angenehm eigenständigen Zugang zum Thema.

    5. Dog - Das Glück hat vier Pfoten (2022)

    Ein Mann, eine Hündin und ein Roadtrip, mehr braucht dieser Film nicht, um langsam und fast unmerklich, unter die Haut zu gehen. Sowohl Mensch als auch Hund sind verletzt, innerlich wie äußerlich und dabei beide auf dem Weg zu einem Ziel, das nicht nur geografisch ist. Dog erzählt mit viel Geduld davon, wie Vertrauen entsteht, ohne es je auszusprechen. Hier gibt es keine großen Dramen und keine aufgesetzten Dialoge, dafür aber Blicke, Nähe und einen Rhythmus, der zu Herzen geht. Während Bolt in knalligen Farben und schnellen Schnitten erzählt, bleibt Dog fast dokumentarisch ruhig. Der Tod steht hier nie im Raum, weil es um etwas anderes geht: ums Weitermachen, ums Heilen und darum, was bleibt, wenn niemand mehr wegläuft. Wer Hundefilme abseits der Klischees sucht, findet hier eine wohltuende Ausnahme.

    6. Pappa ante Portas (1991)

    Der Hund liegt. Und zwar die ganze Zeit. In Pappa ante Portas ist der Vierbeiner kein Plot-Element und kein emotionaler Anker, sondern einfach da - als träge Präsenz auf dem Wohnzimmerteppich, während sich ein Ehekrieg aus Einkaufslisten, Betriebsrente und 40 Gläsern Senf entfaltet. Loriot beweist, dass man auch mit einem Hund, der rein gar nichts tut, große deutsche Komödie machen kann. Der Hund stirbt nicht nur nicht -  er bewegt sich noch nicht mal. Und gerade das macht seinen stillen Beitrag als Komparse mit Schmunzelgarantie so großartig. Wo Filme wie Bolt – Ein Hund für alle Fälle auf Action und Selbstfindung setzen, liefert Pappa ante Portas eine Hunde-Meditation über das kleinteilige Chaos der bürgerlichen Ehe. Wer deutsche Komödien liebt, Loriot sowieso und keine Lust auf traurige Hunde-Enden hat, bekommt hier das wohl gemütlichste Haustier der deutschen Filmgeschichte.

    7. Das Hundehotel (2009)

    Zwei Pflegekinder verwandeln ein leerstehendes Hotel in ein Paradies für streunende Hunde - was klingt wie ein überdrehter Kinderfilm, entwickelt sich zu einer charmanten Ode an Eigeninitiative und Mitgefühl. Das Hundehotel zeigt Verantwortung auf verspielte Weise: Die Kids organisieren Futter, bauen Maschinen für Hundetoiletten und retten letztlich ein ganzes Rudel. Dass kein Hund stirbt, ist dabei kein Zufall, sondern die zentrale Erzählhaltung des Films. Statt Drama gibt es hier Engagement und statt Tränen ein Kollektivgefühl. Anders als bei Die unglaubliche Reise, wo die Natur zur Herausforderung wird, ist es hier die Gesellschaft, gegen die sich die jungen Heldinnen stemmen. Der Film ist laut, bunt und warmherzig und ein schönes Plädoyer dafür, dass Fürsorge auch anarchisch sein darf.

    8. Runt - Ein tierischer Champion (2024)

    Ein kleiner, ungezogener Terrier landet auf einer australischen Farm und soll dort plötzlich Champion werden: So beginnt die Geschichte von Runt, einem der jüngsten Neuzugänge auf dieser Liste. Der Film ist kindlich, aber nicht naiv: Er erzählt von Verantwortung, Ehrgeiz und der Beziehung zwischen einem jungen Mädchen und einem Hund, der ihre Familie retten könnte. Es geht um Training, um Rückschläge und um Gemeinschaft - und natürlich bleibt der Hund am Leben, denn hier geht es um Hoffnung statt Verlust. Während Dog – Das Glück hat vier Pfoten den emotionalen Wiederaufbau eines Erwachsenen zeigt, erzählt Runt kindlicher, aber nicht weniger berührend davon, wie ein Mädchen mit Herz und Hartnäckigkeit Verantwortung übernimmt und dabei über sich hinauswächst. Die Kamera bleibt nah an der kindlichen Perspektive, und das macht die Geschichte so zugänglich. Wer auf der Suche nach einem neuen, frischen Film mit viel Herz ist, wird hier fündig.

    9. Susi und Strolch (1955)

    Ob animiert im Original oder als Realverfilmung - Susi und Strolch bleibt eines der liebevollsten Duette der Disney-Geschichte. Der Straßenhund und die verwöhnte Cocker-Spaniel-Dame bilden ein Paar, das kulturell längst ikonisch ist. Die Geschichte ist alt, aber nicht angestaubt: Es geht um Vertrauen, Freiheit und Zugehörigkeit und es wird mit Humor, Tempo und einem Hauch Romantik erzählt. Auch die neueste Version von Susi und Strolch lässt die Hunde leben, weil die Botschaft nicht durch Tragik, sondern durch Nähe vermittelt wird. Während Bolt – Ein Hund für alle Fälle mit der Metaebene des Medienzirkus spielt, bleibt Susi und Strolch klassisch und charmant, fast wie ein Märchen. Besonders schön: Auch hier geht es nicht nur um Liebe zwischen Hunden, sondern auch um das Verständnis zwischen Mensch und Tier. Ein zeitloser Film für alle Generationen.

    10. Pets (2016)

    Was machen Haustiere, wenn wir nicht zuhause sind? Pets liefert eine quietschbunte, überraschend actionreiche Antwort auf diese Frage und schafft es, das Innenleben von Hunden, Katzen und Kaninchen mit Tempo und Witz zum Leben zu erwecken. Im Zentrum steht Max, ein verwöhnter Terrier, der plötzlich mit einem neuen Mitbewohner klarkommen muss. Der Film bleibt leichtfüßig, aber nicht seicht, und auch wenn es chaotisch wird, steht am Ende das Miteinander im Mittelpunkt. Ein Hund stirbt natürlich nicht, keine Frage - Pets ist schließlich kein Drama, sondern ein urbanes Abenteuer voller Tempo. Wo Runt auf Landleben und Trainingsparcours setzt, liefert Pets eine Großstadt-Fabel mit überraschender Tiefe - ein würdiger Abschluss für diese Liste, weil dieser animierte Film noch einmal zeigt, wie vielfältig hundefreundliches Kino sein kann.

  • Die 10 besten Familienfilme auf Disney+

    Die 10 besten Familienfilme auf Disney+

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Manchmal reicht ein Filmabend, um die Woche wieder geradezurücken. Einer sitzt schon mit der Decke bereit, jemand anderes macht Popcorn, und irgendwo im Hintergrund läuft das Disney+-Logo. Familienfilme sind so etwas wie das sichere Terrain des Kinos - sie wissen, wie man Menschen zusammenbringt, ohne dass es sich bemüht anfühlt. 

    Die besten davon schaffen den Spagat zwischen Leichtigkeit und Herz, zwischen Lachen und echtem Gefühl. Sie erinnern daran, warum Geschichten uns verbinden: weil sie zeigen, wie ähnlich wir uns sind, egal wie alt. Und gerade jetzt, wenn draußen wieder Jackenzeit ist, funktionieren sie noch besser. Es gibt kaum etwas Schöneres, als gemeinsam einen Film zu schauen, der alle abholt – ob animiert, nostalgisch oder neu entdeckt. In dieser Liste findest du die größten Familien-Filmhits auf Disney+ - ohne FSK, dafür aber mit Unterhaltungsgarantie. 

    1. Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)

    Was hier am meisten berührt, ist nicht das Eis, sondern die Zärtlichkeit, mit der zwei Schwestern zueinanderfinden. Die Eiskönigin  erzählt von Angst und Rückzug, aber auch davon, dass Liebe nicht laut sein muss, um alles zu verändern. Anna bleibt nicht stehen, selbst wenn ihr Ziel unklar ist, und Elsa lernt, dass Isolation kein Schutz ist. Das wirkt ehrlich, weil die Konflikte emotional nachvollziehbar sind. Wo Der König der Löwen Verantwortung im Außen sucht, bleibt Die Eiskönigin im Inneren - kleiner, aber unmittelbarer. Der Film schafft das Kunststück, große Bilder mit echter Verletzlichkeit zu verbinden. Kein Zufall, dass „Let It Go“ so funktioniert: Es ist kein Siegessong, sondern ein Befreiungsschrei. In dieser Liste steht Die Eiskönigin für das, was viele moderne Disney-Filme wiedergefunden haben: Selbstannahme statt Perfektion.  

    2. Toy Story (1995)

    Man vergisst leicht, wie revolutionär Toy Story war - nicht nur technisch, sondern auch emotional. Die Idee, dass Spielzeuge ein Eigenleben führen, wäre belanglos geblieben, hätte der Film sie nicht mit echter Melancholie gefüllt. Woody verliert an Bedeutung, Buzz verliert seine Illusion, und beide lernen, dass Freundschaft etwas ist, das man pflegen muss, nicht besitzen. Es gibt keinen klassischen Schurken, nur Veränderung. Das macht den Film so menschlich. Wie Ratatouille später, feiert Toy Story das, was entsteht, wenn jemand an sich glaubt, obwohl niemand zusieht. Und obwohl die Geschichte in einem Kinderzimmer beginnt, wirkt sie größer als viele Abenteuerfilme. Jeder Moment ist präzise getimt, jedes Detail erzählt von Sorgfalt. Man kann ihn mit Kindern sehen, aber er trifft auch Erwachsene - auf eine sanfte und ehrliche Art. Am Ende bleibt dieses eigenartige Gefühl, ein Stück der eigenen Kindheit wiedergefunden zu haben, und genau das ist seine Magie.

    3. Der König der Löwen (1994)

    Der König der Löwen wirkt wie ein Ritual, das man nicht zum ersten Mal sieht und doch jedes Mal neu erlebt. Hinter der Musik, den Farben und dem Pathos steckt eine sehr menschliche Geschichte über Angst vor der eigenen Rolle. Simba wächst nicht durch Kampf, sondern durch Reue. Das macht ihn greifbar, weil Stärke hier aus Akzeptanz entsteht. In dieser Liste ist der Film das Fundament, auf dem Narnia später aufbaut - beide arbeiten mit Symbolen, aber Der König der Löwen bleibt direkter. Es sind nicht nur die prachtvollen Bilder und die unvergesslichen Songs wie „Circle of Life“ von Musiklegende Elton John, die diesen Film auszeichnen -  wenn Simba am Ende endlich seinen Platz als König einnimmt, begeistert das jede Familie gleichermaßen. Hier ist Gänsehaut garantiert, und wenn der Abspann läuft, fühlt man sich nicht überwältigt, sondern geklärt. Ein Film, der daran erinnert, dass Verantwortung nichts Theatralisches ist, sondern ein stiller Entschluss.

    4. Vaiana (2016)

    Man kann den Wind fast spüren, wenn Vaiana  ihren Kurs sucht. Der Film erzählt nicht vom Sieg über andere, sondern vom Vertrauen in sich selbst. Kein Prinz, keine Rettung und keine klassische Krone - nur ein Mädchen, das hinausfährt, weil Stillstand keine Option ist. Die Bilder sind von einer Klarheit, die fast meditativ wirkt, und das Meer ist Figur, Rhythmus und Spiegel zugleich. Vaiana hat Humor, aber nie auf Kosten seiner Ernsthaftigkeit. Jeder Song treibt die Handlung voran, statt sie zu unterbrechen. Und das Schönste: Der Film nimmt kindliche Entdeckerfreude ernst, ohne sie zu verniedlichen. Er zeigt, dass Selbstfindung kein großer Knall ist, sondern ein Prozess aus Versuch und Irrtum. Wo Die Eiskönigin innen kämpft, zieht Vaiana nach außen: dieselbe Sehnsucht, aber ein anderer Weg. Wenn draußen das Wetter grau ist, fühlt sich dieser Film wie eine Einladung an, den eigenen Kompass wieder auszurichten.

    5. Die Unglaublichen (2004)

    Hinter all dem Tempo steckt hier ein erstaunlich ehrlicher Film über Familie. Die Unglaublichen  zeigt, dass Superkräfte nicht das Leben leichter machen, sondern nur komplizierter. Bob Parr will wieder Held sein, Helen will Normalität - und beide liegen richtig. Daraus entsteht eine Spannung, die viel echter wirkt als jeder Kampf mit Bösewichten. Der Humor trifft, weil er Alltag kennt. Man lacht, erkennt sich, und merkt, dass hier jemand die Dynamik einer Familie wirklich beobachtet hat. Die Action ist brillant choreografiert, aber nie Selbstzweck. Es geht um Kommunikation und um das Aushalten von Differenzen. Wer Zoomania schätzt, wird hier dieselbe kluge Balance finden: Unterhaltung mit Substanz. Am Ende bleibt kein Triumphgefühl, sondern Zufriedenheit, weil hier alle Figuren etwas verstehen, statt nur zu gewinnen. Die Unglaublichen sind genau deshalb so glaubwürdig: Sie scheitern auf die schönste Weise.

    6. Zoomania (2016)

    Zoomania ist einer dieser Filme, die man einschaltet, weil sie lustig aussehen und dann plötzlich merkt, dass sie richtig was zu sagen haben. In dieser Stadt voller Tiere will die ehrgeizige Häsin Judy Hopps unbedingt Polizistin werden, obwohl niemand ihr das zutraut. Der Trickbetrüger Nick Wilde, ein Fuchs mit goldenem Herz, wird unfreiwillig ihr Partner. Gemeinsam stolpern sie in einen Fall, der viel größer ist, als sie dachten. Das macht Spaß, weil jede Figur Witz, Timing und Charakter hat - die Kinder lachen über Faultiere im Amt, Erwachsene über die Satire dahinter. Und während Die Unglaublichen zeigt, wie Familie funktioniert, erzählt Zoomania, wie Gesellschaft funktioniert - mit Augenzwinkern, aber auch Gefühl. Der Film ist laut, bunt, klug, und trotzdem bleibt er warm. Wenn Judy am Ende sagt, dass Veränderung mit einem selbst beginnt, fühlt sich das an wie eine kleine Erinnerung für alle, die gerade glauben, nichts bewegen zu können.

    7. Ratatouille (2007)

    Man kann fast den Duft aus der Pfanne riechen. Ratatouille ist ein Film über Leidenschaft, Ehrgeiz und die Freude am Können - und das alles aus der Perspektive einer Ratte. Remy träumt davon, Koch zu werden, obwohl ihn niemand in einer Küche haben will. Es ist die perfekte Disney-Geschichte über Träume, die Widerstände überwinden.  Was diese Geschichte besonders macht, ist ihre Zärtlichkeit: Wie Toy Story feiert Ratatouille das Streben nach Bedeutung, hier duftet es allerdings nach Butter und Pfeffer statt nach Kindheit. Der Kritiker am Ende, der nach einem Bissen plötzlich wieder fühlen kann - das ist Kino pur. Ratatouille ist eine kulinarische Reise voller Humor, Kreativität und einem Hauch von Magie. Damit ist der Film über unsere Lieblingsratte nicht nur was für Gourmets, sondern für alle, die lachen, träumen und mitfiebern wollen und Paris gerne mal in einem anderen Licht sehen.

    8. Cars (2006)

     Cars beginnt laut und endet leise, und genau das ist seine Stärke. Lightning McQueen ist schnell, ehrgeizig und völlig überzeugt, dass Gewinnen alles ist. Dann strandet er jedoch in Radiator Springs, einer kleinen Stadt voller Menschen - oder besser gesagt: Autos - mit Geschichten. Dort lernt er, dass Erfolg ohne Freundschaft leer bleibt und präsentiert einen Film über sowohl Tempo und Stillstand, als auch über Zuhören und Dazugehören. Kinder lieben hier die bunten Rennen, Erwachsene spüren die Wärme dazwischen. Wo Ratatouille das Handwerk feiert, feiert Cars die Entschleunigung. Er zeigt, dass man manchmal stehenbleiben muss, um zu begreifen, wohin man eigentlich fährt. Der Humor ist freundlich, die Figuren ehrlich, und die Botschaft einfach, aber nie banal. Cars ist kein Film über Autos, sondern über Menschen - und darüber, wie man lernt, das Tempo des Lebens zu finden, das wirklich passt.

    9. Mary Poppins (1964)

    Es gibt Filme, die veralten nie, weil sie etwas so Grundsätzliches erzählen, dass man sie immer wieder neu versteht. Mary Poppins gehört dazu. Sie taucht auf, als der Wind dreht, und bringt einer müden Familie das Lachen zurück. Nicht mit Zauberstäben, sondern mit Haltung. Alles, was sie tut, ist leicht - sei es ein Lied, ein Blick oder die bestimmte Art, Dinge wieder zum Leben zu erwecken. Während die Kinder staunen, stolpern die Eltern, und irgendwo dazwischen entsteht etwas, das heute noch funktioniert: ein Gefühl von Geborgenheit, ohne dass jemand es so nennt. Julie Andrews spielt diese Rolle mit einer Eleganz, die nichts beweisen will. Ihre Poppins ist fordernd und freundlich zugleich, streng genug, um ernst genommen zu werden, warm genug, um Herzen zu öffnen. Jeder Song hat Witz und Timing, jeder Moment Rhythmus. Der Film ist charmant, aber nie süßlich, nostalgisch, aber nie alt. Wenn sie am Ende mit ihrem Schirm verschwindet, bleibt das Wohnzimmer still, aber heller. Wie Zoomania viele Jahre später, erzählt auch Mary Poppins von Veränderung - nur leiser, persönlicher und mitten im Alltag. Und vielleicht ist das ihr größter Zauber: Sie bringt nichts Neues, sie erinnert nur daran, was längst da war.

    10. Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia (2005)

    Vier Geschwister stolpern in Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia in einen Schrank und finden sich plötzlich in einer Welt aus Schnee, Fabelwesen und einem sprechenden Löwen wieder. Das klingt zwar erst verrückt, funktioniert aber, weil der Film das alles völlig ernst nimmt. Hier gibt es keine Ironie, kein Blinzeln in die Kamera, sondern einfach echtes Staunen. Was Narnia so charmant macht, ist seine Mischung aus Abenteuer und Wärme. Die Kinder dürfen Fehler machen, sich streiten, Angst haben und trotzdem über sich hinauswachsen. Der König der Löwen erzählt dasselbe über Verantwortung, nur in der Sonne - Narnia macht es im Schnee. Und wenn sich der Schrank am Ende wieder schließt, hat man dieses angenehme Gefühl, dass irgendwo da draußen immer noch eine Tür wartet, die man vielleicht nur lange genug anschauen muss.

  • Diese Plot-Twists haben Kino­geschichte geschrieben

    Diese Plot-Twists haben Kino­geschichte geschrieben

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Manche Filme machen dich sprachlos, andere lassen dich den ganzen Abspann über still auf den Bildschirm starren. Plot-Twists sind das Herzstück solcher Momente: Sie reißen Erwartungen ein, verschieben Perspektiven und verändern im besten Fall, wie du das Kino begreifst. Wenn sie funktionieren, fühlen sie sich nie nach einem Trick an, sondern nach Offenbarung. 

    Diese zehn Filme zeigen, wie unterschiedlich diese Überraschungen inszeniert werden können – vom psychologischen Schock bis zur moralischen Erkenntnis. Sie führen dich heimlich dorthin, wo du dich sicher glaubst – und öffnen dann die Falltür.

    Achtung: Lies nur weiter, wenn du die folgenden Filme bereits kennst – sonst droht Spoiler-Gefahr!

    The Sixth Sense (1999)

    Kaum ein Film hat das Publikum so perfekt an der Nase herumgeführt – und gleichzeitig dermaßen emotional berührt. M. Night Shyamalans The Sixth Sense verwandelt eine scheinbar klassische Spukgeschichte in ein stilles Drama über Verlust und Wahrnehmung. Der Twist wirkt nicht konstruiert, sondern organisch – und beim zweiten Sehen entfaltet der Film erst seine ganze Brillanz. Ähnlich wie Shutter Island (2010) lädt er dich bei der zweiten Sichtung dazu ein, jede Szene neu zu bewerten. Beide Geschichten leben davon, dass man ihnen vertraut, bis man merkt, dass man es nicht sollte. Doch während Scorsese auf Wucht setzt, schleicht sich Shyamalan sanft in dein Unterbewusstsein.

    Fight Club (1999)

    David Finchers Gesellschaftssatire über Wut, Isolation und Männlichkeitsmythen entfaltet sich wie ein Selbstgespräch, das irgendwann komplett eskaliert. Der Twist, dass Tyler Durden nur im Kopf des Erzählers existiert, ist heute legendär – aber noch immer schockierend ehrlich. Wo The Usual Suspects (1995) seine Lüge kalkuliert und kühl serviert, packt Fight Club seine Enthüllung in blanke Emotion. Es geht nicht um Täuschung, sondern um Identitätsverlust. Am Ende weißt du nicht mehr, wer dich stärker manipuliert hat: die Figur oder dein eigener Verstand. Und wenn du danach etwas brauchst, das diese Energie mit philosophischer Präzision verbindet, führt kein Weg an Memento (2000) vorbei.

    Die üblichen Verdächtigen (1995)

    Ein Verhör, ein Erzähler, ein Mythos – und eine der brillantesten Täuschungen der Filmgeschichte. Bryan Singer zeigt, wie die Erzählstruktur selbst zur Lüge werden kann. Der Moment, in dem sich Keyser Sözés Identität offenbart, ist so präzise gebaut, dass du dich unweigerlich ertappt fühlst. Während Fight Club (1999) die Abgründe des Bewusstseins erkundet und The Prestige (2006) die zerstörerische Kraft von Obsession zeigt, vertraut The Usual Suspects auf die Macht des Wortes – Sprache als Täuschung. Wer nach einem Film sucht, der Logik über Emotion stellt, ist hier genau richtig. Wer aber beides möchte, findet in The Sixth Sense (1999) die perfekte Mischung.

    Oldboy (2003)

    Oldboy ist der Beweis, dass ein Plot-Twist nicht nur schockieren, sondern auch körperlich treffen kann. Park Chan-wooks Werk ist mehr Tragödie als Thriller – und seine Wendung raubt dir garantiert den Atem. Im Gegensatz zu The Sixth Sense (1999), wo der Twist eher Mitleid weckt, erzeugt Oldboy moralisches Unbehagen. Beide Filme erzählen von Schuld und Trauer, doch hier ist sie unversöhnlich. Auch The Game (1997) teilt diese existenzielle Wucht, nur dass Fincher sie westlich kanalisiert, als Versuch, Erlösung zu finden. Oldboy hingegen kennt keine Katharsis. Wer Filme liebt, die nach dem Abspann noch wehtun, bekommt hier den emotionalsten Schlag in die Magengrube.

    The Prestige (2006)

    Bei Nolan sind Tricks keine Täuschung, sondern Theologie. The Prestige erzählt von zwei Magiern, die sich gegenseitig vernichten – und dabei alles opfern, was sie lieben. Der Twist entfaltet sich doppelt: körperlich und moralisch. Wo Memento (2000) Erinnerung als Falle nutzt, zeigt The Prestige, wie weit man für Perfektion geht. Beide spielen mit Wiederholung und Struktur, beide erfordern Nachdenken. Doch The Prestige ist kühler, trauriger und auf perfide Weise menschlicher. Wenn du bei The Usual Suspects (1995) über das Konstrukt staunst, wirst du hier über das Opfer nachdenken. Kein anderer Film zeigt so elegant, dass Täuschung selbst eine Form von Kunst ist.

    Memento (2000)

    Ein Mann ohne Kurzzeitgedächtnis – und eine Geschichte, die rückwärts erzählt wird. Memento ist nicht nur innovativ, sondern emotional erschütternd. Sein Twist ist weniger Schock als Erkenntnis: Wahrheit kann tödlich sein. Wie Shutter Island (2010) zwingt dich der Film, deinem eigenen Verständnis zu misstrauen. Beide lassen dich glauben, du würdest aufdecken, was passiert ist – bis du merkst, dass du selbst im Kreis läufst. Doch während Scorsese dich in Emotion erstickt, bleibt Nolan analytisch und präzise. Fans von The Prestige (2006) werden hier die Blaupause seiner späteren Obsessionsmechanik erkennen: Gedächtnis als Illusion, Logik als Falle.

    Psycho (1960)

    Mit Psycho schrieb Alfred Hitchcock das Lehrbuch des filmischen Twist, lange bevor das Wort überhaupt existierte. Was als Fluchtgeschichte einer Diebin beginnt, kippt unvermittelt in eine düstere Studie über Identität, Schuld und Wahnsinn. Der Twist ist legendär, aber kein bloßer Trick – er dient als seelischer Schock, nicht als Gag. Verglichen mit Gone Girl (2014) zeigen sich Parallelen: Beide Filme täuschen mit vertrauten Mustern – Mord, Sexualität, Opferrolle – und entlarven die Unzuverlässigkeit der Wahrnehmung. Doch während Fincher das Spiel der Medien seziert, dringt Hitchcock in die menschliche Psyche selbst vor. In der Rückschau gilt Psycho als Blaupause für die psychologischen Täuschungsspiele, die Shutter Island (2010) und Fight Club (1999) später perfektionierten.

    Gone Girl (2014)

    David Finchers modernes Meisterstück über Manipulation spielt mit denselben Mitteln wie Psycho (1960), nur unter dem grellen Licht der Öffentlichkeit. Die Enthüllung, dass Amy ihre eigene Entführung inszeniert, verwandelt den Film von einem Krimi in eine Gesellschaftssatire. Wie The Game (1997) seziert er Kontrolle und Selbstbild – doch wo Michael Douglas am Ende Erlösung findet, bleibt hier nur Leere. Gone Girl bildet das elegante Gegenstück zu Fight Club (1999): Zwei Filme über den Moment, in dem das eigene Narrativ die Realität verdrängt. Wer Fincher der Redundanz verdächtigt, unterschätzt ihn: Erst im Doppel zeigen Fight Club und Gone Girl, wie subtil er die Manipulation des Publikums variiert.

    Shutter Island (2010)

    Martin Scorsese kleidet seine Tragödie über Schuld in den Mantel eines Thrillers – und führt dich so tief in den Wahnsinn, dass du erst am Ende erkennst, wo du wirklich stehst. Shutter Island ist die ruppige Schwester von The Sixth Sense (1999): Beide handeln vom Verlust, beide erschüttern durch Erkenntnis. Doch während Shyamalan sanft täuscht, zwingt Scorsese dich, Komplize zu werden. Die Atmosphäre erinnert an Memento (2000), doch hier liegt der Fokus weniger auf Struktur als auf Gefühl. Wer das Kino liebt, weil es Täuschung ist, findet hier den schönsten Beweis dafür, dass Selbstbetrug manchmal die einzige Form von Trost bleibt.

    The Game (1997)

    David Finchers oft unterschätzter The Game verknüpft die Themen von Oldboy (2003) und Gone Girl (2014): Kontrollverlust, Täuschung, Identität. Ein wohlhabender Mann (Michael Douglas) wird durch ein mysteriöses „Spiel“ aus seiner geordneten Welt gerissen – nur um am Ende zu begreifen, dass das vermeintliche Desaster eine Inszenierung war, die ihn retten soll. Der Twist wirkt hier nicht zerstörerisch, sondern erlösend – das Gegenstück zu Oldboy. Beide Filme enden mit Erkenntnis, doch während der eine vergibt, richtet der andere. The Game verzichtet auf Gewalt, aber nicht auf Tiefe. Wer ein Finale sucht, das überrascht und zugleich tröstet, findet hier die vielleicht menschlichste Täuschung dieser Liste – und Finchers vielleicht schönstes Finale.

  • „The Boys“: So schaust du die Superhelden-Satire in der richtigen Reihenfolge

    „The Boys“: So schaust du die Superhelden-Satire in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Was Invincible für die Animationswelt war, ist The Boys für das Superheldengenre in Live-Action: ein kompromissloser, brutaler Blick hinter die Maske. Während das MCU auf polierte Helden und große Schlachten setzt, erzählt dieses Amazon-Franchise von Machtmissbrauch, Narzissmus und perfidem Marketing. 

    Statt Hoffnung gibt es Korruption, statt Vorbilder Antihelden. Doch wer glaubt, The Boys sei nur Provokation, unterschätzt die erzählerische Tiefe - besonders dann, wenn Spin-offs und Animationsableger klug in die Chronologie eingebettet sind. Anders als bei Marvel oder Star Wars ist die Reihenfolge hier überschaubar, aber umso wichtiger: Denn wer etwa Generation V zu früh schaut, versteht zentrale Twists der Hauptserie nicht. Damit alles sitzt, kommt hier die empfohlene Reihenfolge, die zeigt, wie sich das Universum von Staffel zu Staffel weiter zuspitzt.

    1. The Boys: Diabolical (2022)

    Die animierte Serie ist auf den ersten Blick eine schräge Entscheidung, aber The Boys: Diabolical funktioniert hervorragend als Einstieg in diese verdrehte Welt. Die Anthologie-Serie wechselt zwischen Albernheit, Brutalität und überraschender Melancholie und spiegelt damit viele Facetten des Universums, ohne eine durchgehende Handlung zu erzählen. Nur Episode 8 („One Plus One Equals Two“) ist wirklich kanonisch und beleuchtet Homelander vor den Ereignissen der Hauptserie - ein spannender Einblick, der für Kenner von The Boys ein Zusatz und für Neueinsteiger ein Vorgeschmack ist. Was hier besonders auffällt: Der Mut zur stilistischen Freiheit. Ob Cartoonlook, Anime-Stil oder klassische TV-Optik -  jede Episode lebt in ihrem eigenen Rhythmus. Im Vergleich zur Hauptserie wirkt Diabolical spielerischer, aber nicht weniger bitter. Gerade wenn du noch keine Folge von The Boys gesehen hast, bekommst du hier ein Gefühl für Ton, Moral und Fallhöhe dieser Welt. 

    2. The Boys – Staffel 1 (2019)

    Der Auftakt von The Boys ist ein wütender Schlag in die Magengrube des Superhelden-Genres. Während Marvel und DC ihre Helden als moralische Ikonen inszenieren, reißt diese Serie die glänzende Fassade brutal ein. Statt edler Retter bekommst du hier korrupte Machtmenschen mit PR-Teams, Drogenproblemen und mörderischen Geheimnissen. Gerade deshalb trifft Staffel 1 einen Nerv: Sie fühlt sich an wie eine bitterböse Antwort auf das allzu saubere Heldentum, das über Jahre dominiert hat. Die Welt von The Boys ist zynisch, dreckig und überraschend aktuell: eine gnadenlose Abrechnung mit Medien, Kapitalismus und Celebrity-Kultur. Im Vergleich zu späteren Staffeln wirkt die erste Staffel fast kompakt, aber gerade das macht ihren Reiz aus. Sie setzt klare Akzente, lässt keine Figur aus dem Blick und schafft es, trotz aller Härte echtes Mitgefühl zu erzeugen. 

    3. The Boys – Staffel 2 (2020)

    Mit Staffel 2 schraubt The Boys die Eskalation deutlich nach oben, sowohl inhaltlich als auch visuell. Die gesellschaftlichen Bezüge werden schärfer, der Ton düsterer und die Gewalt expliziter. Besonders mit der Figur Stormfront trifft die Serie einen neuen Nerv. Hier verschwimmt endgültig die Grenze zwischen Unterhaltung und Zeitdiagnose: The Boys wird politischer, ohne belehrend zu sein. Wo Staffel 1 noch aufrüttelte, will Staffel 2 entlarven, und tut das mit bitterem Sarkasmus. Jetzt kämpft Hughie nicht mehr nur gegen das System, sondern auch mit sich selbst, und Butcher verliert zunehmend die Kontrolle über seinen Rachefeldzug. Manche Figuren wie Queen Maeve oder A-Train gewinnen an Nuancen, andere verlieren sich im Chaos, doch genau darin liegt die Stärke der Staffel: Sie zeigt, wie Instabilität auch die Moral erodiert. Staffel 2 ist damit keine bloße Fortsetzung, sondern ein mutiger Schritt Richtung Abgrund: brillant, unbequem und verdammt unterhaltsam.

    4. The Boys – Staffel 3 (2022)

    Wenn Staffel 2 das Chaos entfesselt hat, dann tanzt Staffel 3 förmlich auf dessen Trümmern. The Boys steigert sich in der dritten Runde zu einem fiebrigen Albtraum aus politischer Satire, persönlichen Abgründen und entfesselter Gewalt. Besonders mit der Einführung von Soldier Boy, einer Art toxischem Urvater aller Superhelden, verschiebt sich der Fokus: Vergangenheit und Gegenwart kollidieren brutal, alte Traumata brechen auf. Diese Staffel geht nicht nur tiefer in die Figuren, sondern entlarvt ihre innersten Schwächen. Hughie trifft Entscheidungen, die man ihm vorher nie zugetraut hätte, und Butcher überschreitet endgültig die Grenzen dessen, was Heldentum bedeuten könnte. Parallel verlieren auch die “Seven” zunehmend ihre Kontrolle: Homelander wird unberechenbarer, die Machtverhältnisse verschieben sich gefährlich. Besonders eindrucksvoll ist die visuelle Wucht der Staffel: Man spürt, dass hier nicht mehr nur provoziert wird, sondern ein Endspiel vorbereitet wird. Staffel 3 ist radikaler als Staffel 2, schonungslos und vielleicht die konsequenteste Staffel des gesamten Universums.

    5. Gen V (2023)

    Mit Generation V geht es an die Uni, aber das bedeutet nicht weniger Wahnsinn. Die Serie spielt direkt nach der dritten Staffel von The Boys und fühlt sich an wie ein Bekenntnis zur nächsten Generation. Die Godolkin University ist Schauplatz für eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich zwischen Party, Trauma, Blut und Leistungsdruck abspielt. Marie Moreau und ihre Kommilitonen sind zwar jünger, aber nicht minder gefährlich. Interessant wird Gen V vor allem durch die Verbindungen zur Hauptserie: Figuren wie Victoria Neuman oder Vought tauchen regelmäßig auf, manche Entwicklungen wirken wie Vorboten für The Boys Staffel 4. Während The Boys sich oft an der Oberfläche der Medienwelt abarbeitet, geht Gen V tiefer in die Psyche: der Horror ist persönlicher und intimer. Die Serie ist weniger eine Abspaltung als eine konsequente Erweiterung. Wenn du nach den ersten drei Staffeln das Gefühl hattest, schon alles gesehen zu haben, belehrt Gen V dich eines Besseren.

    6. The Boys - Staffel 4 (2024)

    Mit der vierten Staffel kehrt The Boys zurück, aber verändert. Der Kontext von Gen V wirkt deutlich nach, einzelne Storylines setzen direkt dort an. Figuren wie Neuman, Homelander und Butcher bewegen sich in einem Umfeld, das noch paranoider, gewaltbereiter und kaputter erscheint als zuvor. Gleichzeitig nimmt die Serie sich Zeit für neue Dynamiken: Beziehungen verschieben sich, Loyalitäten brechen, die Welt scheint endgültig dem Untergang geweiht. Besonders spannend ist, wie sich die Machtverhältnisse aus Gen V auf die Hauptserie übertragen. Während Staffel 3 noch eine Art Hochphase der Superhelden-Industrie zeigte, ist Staffel 4 ein kalter Blick auf die Trümmer dahinter. Es ist das düsterste Kapitel bislang, und damit vielleicht das ehrlichste. Wenn du bis hierhin durchgehalten hast, wirst du merken, wie stark die Serie im Gesamtbild geworden ist.

    7. The Boys - Staffel 5 (geplant)

    Auch wenn bislang nur der Episodentitel „Fifteen Inches of Sheer Dynamite“ offiziell bekannt ist, lässt sich die Bedeutung von Staffel 5 jetzt schon einordnen: Sie wird das Finale der Hauptserie The Boys bilden und soll die offenen Handlungsstränge aus Staffel 4 zu einem Abschluss bringen. Damit markiert sie auch den chronologischen Endpunkt des bisherigen Universums - zumindest, solange kein weiterer Spin-off angekündigt wird. Während Gen V und Diabolisch eigene Blickwinkel auf das Franchise werfen, kehrt Staffel 5 voraussichtlich wieder zur Kernhandlung um Butcher, Homelander und Hughie zurück. Gerade nach den Entwicklungen der vierten Staffel steht einiges auf dem Spiel, und die große Frage bleibt, wie radikal oder ironisch das Ende inszeniert wird. Wer The Boys als durchgehende Geschichte sehen möchte, braucht diesen Schlusspunkt, auch wenn er aktuell noch aussteht. 

    8. The Boys: Mexico (geplant)

    Noch liegt wenig Konkretes vor, aber The Boys: Mexico ist als nächstes Spin-off bereits bestätigt. Es wird außerhalb der USA spielen, aber im selben Universum. Diese geographische Verschiebung könnte dem Franchise einen frischen Blickwinkel geben, ähnlich wie es Gen V durch das Unimilieu gelungen ist. Wenn du nach Staffel 4 das Gefühl hast, du brauchst eine neue Perspektive auf diesen Wahnsinn, dann könnte The Boys: Mexico genau das liefern. Schon jetzt ist klar: Die Serie wird stark mit den bestehenden Ereignissen verwoben sein. Du solltest also auf keinen Fall direkt mit ihr einsteigen. Erst Diabolical, dann The Boys, dann Gen V und Staffel 4 - und erst danach ist Mexico dran. Wenn die Serie hält, was sie verspricht, bekommst du hier nicht nur neue Supes, sondern auch neue Fragen: Was passiert, wenn das System von Vought global wird? Und was, wenn niemand mehr zuschaut?

  • Nach „The Woman in Cabin 10“: Zehn Psychothriller aus weiblicher Perspektive

    Nach „The Woman in Cabin 10“: Zehn Psychothriller aus weiblicher Perspektive

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Mit der Romanverfilmung The Woman in Cabin 10 landet Netflix zwar einen Chart-Erfolg, aber keinen Kritikerliebling. Der Psychothriller von Simon Stone (Die Ausgrabung), basierend auf Ruth Wares Bestseller, folgt der Journalistin Lo Blacklock (Keira Knightley) auf eine luxuriöse Kreuzfahrt durch Nordeuropa – und in einen Albtraum zwischen Wahn und Wirklichkeit.

    Als sie Zeugin eines vermeintlichen Mordes wird, glaubt ihr niemand. Was als eleganter Whodunit beginnt, entwickelt sich zum klaustrophobischen Psychospiel über Isolation, Angst und Selbstzweifel.  Wer nach ähnlichen Psychothrillern mit starken, vielschichtigen Frauenfiguren sucht, findet in dieser Liste zehn lohnende (und bessere) Alternativen.

    Eileen (2023)

    In Eileen entfaltet William Oldroyd nach Ottessa Moshfeghs Roman ein kühles, verstörend intimes Psychogramm zweier Frauen. Thomasin McKenzie spielt Eileen, eine unscheinbare Angestellte in einem Jugendgefängnis, deren Leben durch die charismatische Psychologin Rebecca (Anne Hathaway) aus dem Gleichgewicht gerät. Zwischen Faszination und Manipulation entwickelt sich eine verhängnissvolle Dynamik um Begehren und Macht. Oldroyd inszeniert das mit präziser Langsamkeit: Blicke und Gesten werden zum Rätsel. Hathaway fasziniert als verführerische Rächerin, McKenzie als verletzliche Suchende. Eileen ist ein unaufdringlich radikaler Film über weibliche Sehnsucht – und ihr zerstörerisches Potenzial.

    10 Cloverfield Lane (2016)

    Michelle (Mary Elizabeth Winstead) erwacht nach einem Unfall in einem unterirdischen Bunker – mit einem Mann, der behauptet, die Welt draußen sei nach einem Nuklearangriff nicht mehr dieselbe und unbewohnbar. 10 Cloverfield Lane entfaltet sich als Psychothriller im Miniaturformat: drei Figuren, ein Raum, keine Gewissheit. Michelle entwickelt sich dabei vom eingeschüchterten Opfer zur überlegten Taktikerin, die jede Situation analysiert. Hier erzeugen Überlebensinstinkte und Intelligenz die Suspense - ein Psychothriller, der ohne Blut und Pathos auskommt und dafür ganz auf psychologische Präzision setzt.

    The Girl on the Train (2016)

    Rachel Watson (Emily Blunt) fährt jeden Tag mit dem Zug an einem idyllischen Haus vorbei, in dem scheinbar ein perfektes Paar lebt – ein Symbol für das Leben, das sie selbst verloren hat. Doch als die Frau plötzlich verschwindet, wird Rachel in ein Netz aus Lügen, Gewalt und Selbstzweifeln gezogen. Getrieben von Schuld und Alkoholsucht versucht sie zu rekonstruieren, was in jener Nacht geschah – und was sie wirklich gesehen hat. The Girl on the Train erzählt eindringlich von Erinnerungslücken, Selbsttäuschung und weiblicher Ohnmacht – bis Rachel erkennt, dass ihre Schwäche zugleich ihre größte Stärke ist.

    Elle (2016)

    In Elle liefert Isabelle Huppert eine ihrer radikalsten Leistungen: als Michèle, die nach einem Übergriff nicht zum Opfer wird, sondern die Kontrolle übernimmt – über Täter, Umfeld und die eigene Geschichte. Paul Verhoeven inszeniert das als provokante Gratwanderung zwischen Gewalt, Begehren und Macht, die moralische Gewissheiten in Frage stellt. Huppert spielt mit faszinierender Kühle und subtilem Sarkasmus, macht lässt Regungen doppeldeutig und Gesten zur Herausforderung an das Publikum werden. Elle ist kein Film über Befreiung, sondern über Autonomie – schmerzhaft, brillant und intellektuell verstörend. 

    Der Unsichtbare (2020)

    Elisabeth Moss brilliert als Cecilia, die glaubt, ihrem gewalttätigen Ex entkommen zu sein – bis seltsame Ereignisse sie an ihrem Verstand zweifeln lassen. Der Unsichtbare verwandelt ein klassisches Monster-Motiv in eine Parabel über häusliche Gewalt und verwandelt Unsichtbarkeit in ein Sinnbild für Gaslighting und Machtmissbrauch. Cecelia wird zum Symbol des Überlebens in einem System, das Frauen nicht glaubt, bis sie selbst verschwinden. Der Film ist unaufdringlich politisch, erschütternd klug und entfaltet mit minimalistischem Setting eine fast unerträgliche Spannung. Ein moderner Klassiker weiblicher Selbstbehauptung.

    Don’t Worry Darling (2022)

    Don’t Worry Darling ist Olivia Wildes durchinszenierte Vision einer perfekten 1950er-Jahre-Idylle – und ihrer gnadenlosen Zersetzung. Was wie ein stilisierter Traum wirkt, wird bald zum Albtraum über Kontrolle, Geschlechterrollen und Unterdrückung. Florence Pugh trägt den Film mit einer Wucht, die selbst dann überzeugt, wenn die Handlung ins Symbolische kippt. Der Film funktioniert als visuell überbordende Parabel auf das Gaslighting einer ganzen Generation: Schönheit als Falle, Ordnung als Lüge – und lässt die nicht außen vor, die sich diese Zeit am liebsten zurückwünschen.

    Promising Young Woman (2020)

    Cassie (Carey Mulligan) führt ein Doppelleben: Tagsüber freundliche Barista, nachts kalter Racheengel. Sie täuscht sie Betrunkenheit vor, um Männer mit ihren eigenen Übergriffen zu konfrontieren. Emerald Fennell inszeniert diesen schillernd-bunten Psychothriller mit kühler Präzision. Mulligan spielt Cassie mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und kontrollierter Härte, ihre Rache wird zur verzweifelten Suche nach Gerechtigkeit in einem System, in dem Gewalt gegen Frauen oft ohne Konsequenzen bleibt. Promising Young Woman ist ein klar komponiertes, sarkastisches und erschütternd gegenwärtiges Werk über Schuld, Scham und (männliche) Macht.

    Rebecca (1940)

    Alfred Hitchcocks Rebecca bleibt das Urbild des Psychothrillers mit weiblicher Hauptfigur: Eine junge Frau (Joan Fontaine) heiratet den geheimnisvollen Maxim de Winter – nur um festzustellen, dass das Anwesen Manderley noch immer im Bann seiner verstorbenen Frau Rebecca steht. Rebecca ist dabei allerdings kein Geisterfilm, sondern ein meisterhaftes Psychogramm über Eifersucht, Kontrolle und weibliche Unsicherheit. Die namenlose Heldin verwandelt sich von naivem Mädchen zur Frau, die das Unaussprechliche erkennt.Elegant, unheimlich, zeitlos.

    Mother! (2017)

    Darren Aronofskys Mother! ist weniger Thriller als eine apokalyptische Versuchsanordnung über weibliche Schöpfungskraft und männliche Vereinnahmung. Jennifer Lawrence verkörpert eine namenlose Frau, deren Haus – Sinnbild ihres Körpers und Bewusstseins – von Fremden heimgesucht wird, während ihr narzisstischer Mann schöpferischen Größenwahn mit beinah göttlicher Macht verwechselt. Dabei treibt Aronofsky seine gewaltvolle Allegorie an die Grenze des Erträglichen: Ein Film als Fiebertraum, wuchtig und erschöpfend zugleich. Mother! ist ein beißender Kommentar – und ein Film, der Vieles zugleich will, aber gerade im Chaos seine Wahrheit findet.

    Das Schweigen der Lämmer (1991)

    In Das Schweigen der Lämmer begegnet die FBI-Anwärterin Clarice Starling (Jodie Foster) dem inhaftierten Kannibalen Hannibal Lecter, um einen Serienmörder zu fassen – und gerät dabei in ein psychologisches Duell, das weit über den Fall hinausgeht. Jonathan Demmes Film ist nicht nur ein Thriller-Meilenstein, sondern auch ein Porträt weiblicher Selbstbehauptung in einer Männerwelt. Jodie Fosters Clarice ist klug, sensibel, unbeirrbar – eine Figur, die Stärke nicht durch Dominanz, sondern durch Empathie zeigt. Das Schweigen der Lämmer ist ein Film, der den Horror nicht im Monströsen, sondern im menschlichen Blick sichtbar macht.

  • Große Fortsetzungen, ambitionierte Neustarts: Die meist erwarteten Serien 2026

    Große Fortsetzungen, ambitionierte Neustarts: Die meist erwarteten Serien 2026

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Das Serienjahr 2026 verspricht einen dichten Mix aus großen Fortsetzungen und ambitionierten Neustarts – und viele etablierte Reihen treten in entscheidende Phasen. Wer wissen will, welche Serien 2026 prägen könnten und warum sie das Potenzial haben, Maßstäbe zu setzen, findet hier die wichtigsten Neustarts und Rückkehrer des Jahres.

    The Bear, Staffel 5

    Längst hat sich The Bear vom Geheimtipp zum Dauerbrenner entwickelt. Was einst als nervenaufreibendes Work-Place-Drama begann, entfaltete sich schnell zu einer Erzählung über familiäre Traumata, Trauer und den schmalen Grat zwischen Kreativität und Selbstzerstörung. Doch die fünfte Staffel steht vor der Herausforderung, den immensen Druck zu variieren – neue Konflikte zu schaffen, statt erneut alte Muster zu wiederholen.

    Die Serie bleibt dann am stärksten, wenn sie Stille zulässt – jene entwaffnenden Momente zwischen den Service-Höllenfeuern. Wenn die Figurenentwicklung wieder Priorität erhält, könnte The Bear erneut zu einer präzisen Gegenwartsserie über Arbeit, Würde und die Kosten von Perfektionismus werden. Andernfalls droht sie, sich endgültig selbst überlebt zu haben.

    The Witcher, Staffel 5

    Nach turbulenten Personalwechseln und gemischten Kritiken steht The Witcher an einem entscheidenden Punkt. Die fünfte Staffel soll die bisherige Saga abschließen – mit Ciri als emotionalem Zentrum und einer erzählerisch dichteren Struktur. Einst als europäische Antwort auf Game of Thrones gefeiert, überzeugte die Serie in ihren besten Momenten mit slawischer Märchendüsternis, politischen Intrigen und Monstern, die menschliche Abgründe spiegeln.Wenn die neue Staffel den Fokus wieder auf den emotionalen Kern zwischen Geralt, Ciri und Yennefer legt und sich auf moralische Grautöne und tragische Romantik besinnt, könnte The Witcher mit einem würdigen, melancholischen Finale seine alte Größe zurückgewinnen.

    One Piece, Staffel 2

    Die Live-Action-Adaption von Eiichirō Odas Kultmanga hat mit der ersten Staffel wohl eine der misstrauischsten Fangemeinden überhaupt überzeugt – dank einer spürbaren Liebe zur Vorlage, glaubwürdiger Crew-Chemie und einem klugen Sinn für Reduktion. One Piece besticht durch seine Aufrichtigkeit: Freundschaft, Mut und Freiheit werden hier ohne Ironie erzählt, getragen von charismatischen Figuren und einer farbenprächtigen Ästhetik. 

    Wenn es der Serie gelingt, diesen Charme und ihre visuelle Verspieltheit beizubehalten, während sie neue Abenteuer in größerem Maßstab ohne CGI-Gewitter wagt, bleibt sie das seltene Beispiel einer gelungenen Übersetzung zwischen Manga-Weite und Live-Action-Wärme.

    Star Trek: Starfleet Academy, Serienstart

    Mit Starfleet Academy verspricht das traditionsreiche Franchise, zu seinen humanistischen Wurzeln zurückzukehren – und eröffnet zugleich ein neues Kapitel. Statt intergalaktischer Kriege stehen Ausbildung, Ethik und Teamgeist im Mittelpunkt. Die Serie begleitet junge Kadetten, die auf ihren ersten Missionen lernen, Verantwortung zu übernehmen – im Schatten der großen Ideale der Sternenflotte.

    In ihrer Konzeption erinnert die Serie an den optimistischen Geist der 1990er Jahre, den zuletzt Strange New Worlds wiederbelebte. Wenn Starfleet Academy Vielfalt als erzählerisches Prinzip und nicht als Pflichtübung versteht, könnte sie die Balance zwischen Zukunftsvision und Charakterdrama finden, die Star Trek einst groß machte.

    The Boys, Staffel 5

    Nach der gnadenlos satirischen Eskalation der vierten Staffel und mehreren Spin-offs steht The Boys nun vor seiner schwierigsten Aufgabe: dem Zynismus neue Schärfe zu verleihen. Die Serie bleibt relevant, wenn sie das Superhelden-Genre nicht nur demontiert, sondern die Ambivalenz zwischen grellem Splatterwitz und bitterem Kommentar über Macht, Männlichkeit und Medien erhält.

    Statt „größer, härter, lauter“ sollten die neuen Folgen also auf Präzision setzen – auf Charakterbögen, die echte Konsequenzen haben. Wenn es gelingt, die groteske Überzeichnung mit echter Tragweite zu verbinden, bleibt The Boys die unangefochtene Referenz für die Dekonstruktion des Superhelden-Mythos.

    Euphoria, Staffel 3

    Kaum eine Serie hat die Ästhetik des modernen Fernsehens so nachhaltig geprägt wie Sam Levinsons Euphoria. Zwischen hypnotischer Bildsprache, treibendem Sound-Design und wunderschönen Montagen wurde sie zum TV-Phänomen. Nach einer polarisierenden zweiten Staffel – groß in Momenten, aber strukturell unruhig – steht die Serie nun vor der Reifungsprobe.Die neuen Folgen müssen mehr sein als Eskalation: weniger Skandal, mehr Substanz. Wenn Euphoria nach seinem visuellen Rausch auch erzählerisch erwachsen wird, könnte die dritte Staffel ein Abschluss voller Schmerz und Klarheit werden.

    Dexter: Wiedererwachen, Staffel 2

    Mit Dexter: Wiedererwachen kehrte die Saga um den wohl beliebtesten Serienkiller der TV-Geschichte mit überraschender Konsequenz zu ihren Wurzeln. Die erste Staffel zeigte, wie Dexter Morgan (Michael C. Hall) nun in New York versucht, Normalität zu leben und für seinen Sohn ein guter Vater zu sein – und dabei doch in alte Muster verfällt. Im Finale entkommt er den Fängen des Mäzen mit Mordbegeisterung (Peter Dinklage), doch die Detectives Wallace und Olivia sind ihm weiter auf den Fersen.

    Nach dem desaströsen Finale der Originalserie und dem missglückten ersten Spin-Off Dexter: New Blood bleibt zu hoffen, dass das mittlerweile dritte Spin-Off diese neue gelungene Mischung aus Nostalgie, neuem Schauplatz und spannenden Kontrahenten weiter zu nutzen weiß.  

    Beef, Staffel 2

    Die erste Staffel von Beef war eine Sensation – eine bittere, zugleich tief komische Studie über Wut, Klassenunterschiede und das fragile Ego moderner Existenzen. Die zweite Staffel erzählt eine neue Geschichte, bleibt aber thematisch verwandt: Ein junges Paar wird Zeuge eines häuslichen Streits zwischen seinem Chef und dessen Frau – ein Ereignis, das eine perfide Kettenreaktion aus Machtspielen und Erpressung in der abgeschotteten Welt eines Country-Clubs auslöst.

    Mit einem hochkarätigen Cast um Oscar Isaac, Carey Mulligan und Yuh-Jung Youn sowie Lee Sung Jin erneut als Showrunner verspricht Beef eine neue Variante kontrollierter Eskalation – gesellschaftsscharf, düster komisch und emotional entwaffnend.

    House of the Dragon, Staffel 3

    Das Game of Thrones-Prequel steuert auf seinen Höhepunkt zu: Der Drachentanz, der bereits in Staffel 2 entbrannt ist, erreicht nun den Punkt, an dem politische Intrige und persönlicher Verrat untrennbar werden. House of the Dragon bleibt herausragend, wenn es nicht dem Spektakel, sondern der Ambivalenz seiner Figuren vertraut.

    Im Zentrum steht die fragile Beziehung zwischen Rhaenyra Targaryen und Alicent Hightower – zwei Frauen, deren Machtkampf ebenso emotional wie ideologisch geführt wird. Wenn die Serie die Zerrissenheit ihrer Welt spürbar hält, bleibt sie das komplexeste, weil menschlichste Fantasy-Drama der Gegenwart.

    A Knight of the Seven Kingdoms, Serienneustart

    Das neue Game of Thrones-Prequel führt Westeros in eine ruhigere, menschlichere Ära. Jahrzehnte vor den Ereignissen der Hauptserie folgt die Handlung von A Knight of the Seven Kingdoms dem jungen Ritter Ser Duncan und seinem Knappen Egg, dem späteren König Aegon V. Targaryen. Statt höfischer Intrigen und Massenschlachten stehen Abenteuer, Freundschaft und moralische Entscheidungen im Vordergrund.

    Wenn die Serie die Wärme und Bodenständigkeit der zugrunde liegenden Novellen einfängt, ohne den scharfen Unterton von Westeros zu verlieren, könnte sie zum wohltuend anderen Kapitel im GoT-Kosmos werden – weniger Drachenpolitik, mehr Wärme.

  • Der Guide zu „Doraemon“: Alle Anime-Serien, Filme und Shorts in richtiger Reihenfolge

    Der Guide zu „Doraemon“: Alle Anime-Serien, Filme und Shorts in richtiger Reihenfolge

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Kaum ein Anime-Franchise ist über Jahrzehnte so beständig geblieben wie Doraemon. Der blaue Roboter-Kater, der aus der Zukunft kommt, um dem faulen, aber gutherzigen Nobita mit kuriosen Gadgets beizustehen, ist in Asien längst eine Kultfigur – und auch international Symbolfigur für ein Subgenre zwischen Slapstick, Science-Fiction und kindgerechtem Eskapismus. 

    Seit den 1970er Jahren ist um die Figur ein riesiges Medienimperium gewachsen: Anime-Serien, Kinofilme, CGI-Specials und Kurzfilme. Im Folgenden stellen wir die 5 zentralen Produktionen vor, die Doraemon geprägt haben. Ganz am Ende des Artikels findet ihr eine vollständige Liste aller Serien, Filme und Kurzfilme in der richtigen Reihenfolge.

    Doraemon (1979–2005, Serie)

    Die langlebigste und prägendste Serie des Franchise ist ohne Zweifel die im Jahr 1979 gestartete Adaption. Über mehr als 25 Jahre hinweg und in insgesamt 1.787 Episoden (!) wurde die Manga-Vorlage fast vollständig umgesetzt. Viele der Erzählungen, die Fans heute mit Doraemon verbinden – vom Dinosaurier-Abenteuer bis zu Zeitreise-Gags – stammen direkt aus dieser Version. 

    Für ganze Generationen japanischer Kinder war diese Serie täglicher Begleiter im Fernsehen. Die Animation mag nach heutigen Maßstäben schlicht wirken, dennoch ist die lange Laufzeit ein zentraler wert: Wer Doraemon kennenlernen will, kommt an dieser Serie nicht vorbei. Sie ist Herzstück und Fundament des gesamten Franchise.

    Doraemon: Nobita’s Dinosaur (1980, Kinofilm)

    Der allererste Doraemon-Kinofilm ist bis heute einer der beliebtesten. Nobita’s Dinosaur erzählt die Geschichte eines kleinen Dinosauriers, den Nobitaausbrütet und großzieht – nur um festzustellen, dass er in der modernen Welt nicht überleben kann. Der Film schlägt einen Ton zwischen Abenteuer, Tragik und kindgerechtem Pathos an, der zum Standard für alle späteren Kinoabenteuer wurde. 

    Und: Immer wieder kehrte das Franchise zu dieser Geschichte zurück, etwa im Remake Nobita’s Dinosaur 2006 oder Nobita’s New Dinosaur. Wer sehen will, wie Doraemon seine Langfilm-Form fand und warum die Reihe so langlebig ist, sollte hier beginnen.

    Doraemon (2005–heute, Serie)

    Nach dem Ende der 1979er-Version wagte das Studio ein Reboot, das bis heute läuft und inzwischen mehr als 800 Episoden umfasst. Mit modernisiertem Animationsstil, neuer Sprecherbesetzung und frischem Humor richtet sich diese Auflage stärker an ein zeitgenössisches Publikum, ohne die Grundidee darüber aufzugeben.

     Nobita bleibt derselbe ungeschickte Junge, Doraemon derselbe Kater aus der Zukunft – doch die Erzählweise ist straffer, die Gagdichte höher und die Technik auf Höhe der Zeit. Damit ist die 2005er-Version der perfekte Einstieg für heutige Zuschauer, die Doraemon nicht nur als nostalgisches Phänomen, sondern als immer noch lebendiges, populäres Franchise erleben wollen.

    Stand by Me Doraemon (2014, CGI-Film)

    Mit Stand by Me Doraemon wagte Doraemon erstmals den Sprung in eine komplett neue Ästhetik: 3D-Animation im CGI-Stil, verbunden mit einer nostalgisch gefärbten Rückschau auf zentrale Kapitel des Manga. Der Film zeigt, wie Doraemon in Nobitas Leben tritt, ihre Freundschaft wächst – und was geschieht, als Doraemon eines Tages verschwindet. 

    Damit richtet er sich explizit an ältere Fans, die mit der Serie aufgewachsen sind, und bietet gleichzeitig Neulingen einen kompakten Einstieg. Stand by Me Doraemon überzeugt durch emotionale Tiefe, ein modernes Look-and-Feel und eine berührende Coming-of-Age-Erzählung. Für viele ist der Film bis heute die „ultimative“ Doraemon-Erfahrung im Kino.

    Stand by Me Doraemon 2 (2020, CGI-Film)

    Sechs Jahre später erschien eine lose Fortsetzung, die noch stärker auf Nostalgie setzt. Diesmal geht es um Nobitas Angst vor seiner eigenen Hochzeit und seine Reise in Vergangenheit und Zukunft. Besonders emotional ist die Begegnung mit seiner verstorbenen Großmutter – eine Szene zu den bewegendsten Momenten des gesamten Franchise zählt. 

    Der Film beweist, dass Doraemon mehr sein kann als nur futuristischer Slapstick: eine feinfühlige Geschichte über das Erwachsenwerden etwa, über Verantwortung und die Angst vor dem Leben selbst. Trotz mancher Wiederholung bietet Stand by Me 2 gerade für Fans, die mit Nobita groß geworden sind, eine sehr sehenswerte Ergänzung.

  • 10 TV-Titelmelodien, die Kult wurden – und warum sie unsterblich sind

    10 TV-Titelmelodien, die Kult wurden – und warum sie unsterblich sind

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Früher signalisierten TV-Intros nur, dass die eigentliche Show gleich beginnt. Dabei sind sie selbst Teil der Geschichte – klingende Identität, komprimierte Emotion. Manche landeten in den Charts, andere wurden zu Samples, Memes oder nostalgischen Soundtracks ganzer Generationen. 

    Ob orchestrale Wucht, 80er-Synths oder schlichte Gitarrenriffs: Die besten Titelmelodien erzählen die Serie, bevor überhaupt ein Wort gesprochen ist. Von The Simpsons bis Akte X – diese Intros sind mehr als Musik. Sie sind kulturelle Fixpunkte, die uns sofort in eine bestimmte Zeit, ein Gefühl oder einen Fernsehabend zurückversetzen. Und sie zeigen, wie wenige Sekunden Klang für immer im Gedächtnis bleiben können.

    Die Simpsons (Danny Elfman, 1989)

    Kaum ein Intro ist ikonischer als das von The Simpsons. Danny Elfmans Komposition ist Cartoon-Kunst auf orchestraler Ebene – verspielt, überdreht, perfekt synchronisiert mit der typischen Familien-Chaoskaskade. Das Stück hat so viel Wiedererkennungswert, dass selbst drei Töne reichen, um Springfield im Kopf aufleuchten zu lassen. Elfman schrieb die Melodie angeblich in nur zwei Tagen, doch ihr Einfluss hält seit Jahrzehnten. Von unzähligen Orchesterversionen bis zu EDM-Remixes – die Titelmelodie ist längst mehr als eine Intro-Musik, sie ist ein Popkultur-Logo. So wie Homers „D’oh!“ das gesprochene Markenzeichen wurde, hallt Elfmans Titelmelodie als musikalisches Echo durch Generationen. Ähnliches lässt sich über unseren nächsten Kandidaten sagen: Ein Colt für alle Fälle – dessen Titelsong kaum gegensätzlicher klingen könnte.

    Ein Colt für alle Fälle (Glen A. Larson, 1981)

    „Well, I’m not the kind to kiss and tell“ – mit dieser Country-Zeile begann ein Stück Fernsehgeschichte. Ein Colt für alle Fälle (Original: The Fall Guy) kombinierte Action, Humor und Stunt-Mythos, doch Lee Majors’ gesungene Titelmelodie machte die Serie unvergesslich. Der Song Unknown Stuntman war gleichzeitig Selbstironie und Imagepflege: ein Held, der nie im Rampenlicht steht. In der ganzen Welt wurde er zur Hymne der 80er-Fernsehnostalgie – ein Sound zwischen Western und Showbiz, den man sofort mitsummen will. Kein orchestraler Pomp, keine Effekthascherei – nur ein lässiger Song über das Showgeschäft, der genauso charmant altert wie Colt Seavers selbst. Kein Wunder also, dass der Track mehrfach gecovert wurde – unter anderem von der deutschen Band The BossHoss.

    Miami Vice (Jan Hammer, 1984)

    Miami Vice war mehr als eine Serie – es war ein Style-Manifest, ein Schaufenster der 80er, in dem Mode, Musik und Moral zu einem popkulturellen Cocktail verschmolzen. Jan Hammers instrumentales Theme war dabei ihr pulsierendes Herz. Der Mix aus Synthwave, Drumcomputern und Gitarrenriffs traf den Nerv der Zeit so präzise, dass der Song als eines der wenigen TV-Themes überhaupt auf Platz 1 der US-Charts landete – ein reines Instrumental! Zweifach mit dem Grammy ausgezeichnet, wurde es zur Klangvorlage unzähliger Cop-Shows. Wer die ersten Sekunden hört, riecht sofort Benzin, Meer und Pastell. Miami Vice klang nach Coolness, bevor das Wort im Mainstream ankam – und Hammers Melodie steht bis heute für die perfekte Symbiose aus Popmusik, Tempo und TV-Ästhetik.

    Doctor Who (Ron Grainer & Delia Derbyshire, 1963)

    Das Doctor Who-Theme war seiner Zeit um Lichtjahre voraus – und gilt für viele als spiritueller Vorläufer der Akte X-Titelmelodie. Komponiert von Ron Grainer, aber technisch realisiert von Delia Derbyshire im BBC Radiophonic Workshop – mit Oszillatoren, Tonband-Loops und Science-Fiction-Spirit. Es war eines der ersten vollständig elektronisch erzeugten Stücke im Fernsehen und klingt bis heute einzigartig. Jede neue Doctor-Ära brachte subtile Variationen, doch das Grundmotiv blieb unangetastet. Der Sound transportiert sofort Abenteuerlust und Zeitreise-Mystik. Es ist Musik, die keine Worte braucht, um Welten zu öffnen. Selbst wer die Serie nie gesehen hat, erkennt dieses sirrende, hypnotische Signal: Ein Klassiker, der durch seine radikale Innovation zum Kult wurde.

    Das Geheimnis von Twin Peaks (Angelo Badalamenti, 1990)

    Kaum ein TV-Theme hat Atmosphäre so perfektioniert wie Angelo Badalamentis Musik zu Twin Peaks. Die melancholische Melodie schwebt zwischen Traum, Romantik und Düsternis – ein Sound, der nach frisch gebrühtem Kaffee, feuchten Wäldern und verborgenen Geheimnissen klingt. Gemeinsam mit David Lynch erschuf Badalamenti eine Klangwelt, die so hypnotisch war, dass sie sogar weltweit  in die Charts kam. Der Song Falling wurde ein internationaler Hit und gewann einen Grammy. Das Stück ist zugleich Liebeserklärung und Warnung, eine Einladung in eine Stadt, in der nichts ist, wie es scheint. Wer die ersten Takte hört, weiß sofort: Willkommen in der schönsten Albtraumidylle der 90er.

    Der Prinz von Bel-Air (Will Smith & DJ Jazzy Jeff, 1990)

    Wenn es um Wiedererkennbarkeit geht, ist Der Prinz von Bel-Air ungeschlagen. Will Smith rappte das komplette Intro selbst – eine humorvolle Mini-Origin-Story, die wirklich jeder auswendig kennt. Der Beat ist funky, die Reime charmant, und die Energie so ansteckend, dass das Lied längst über die Serie hinausgewachsen ist. Ob Karaoke, Memes oder TikTok-Reenactments – das Theme lebt weiter, Generation für Generation. Es ist das seltene TV-Intro, das nicht nur musikalisch, sondern auch erzählerisch funktioniert. Ein pophistorisches Phänomen, das dazu beitrug, Hip-Hop in den Mainstream zu katapultieren – und bis heute einer der wenigen Titel, den Eltern und ihre Kids gemeinsam rappen können.

    Cheers (Gary Portnoy, 1982)

    „Where Everybody Knows Your Name“ – eine Zeile, die das Gefühl von Geborgenheit vertont. Das Cheers-Theme ist so schlicht wie brillant: ein melancholisches Bar-Piano, das Freundschaft und Gastlichkeit in Musik verwandelt. Gary Portnoys Stimme klingt ehrlich, fast unspektakulär, und genau das macht sie unvergesslich. Für einen Emmy nominiert, von Fans als bester TV-Theme-Song aller Zeiten gefeiert und in zahllosen Serien zitiert – die Melodie ist längst ein Stück Fernsehgeschichte. Mindestens so ikonisch wie The Unknown Stuntman – und dabei ebenso charmant bodenständig. Selbst Jahrzehnte später funktioniert sie als musikalische Umarmung: ein Soundtrack für alle, die irgendwo dazugehören wollen. In einer Fernsehlandschaft voller Pomp war Cheers das leise Herz – und sein Intro die warme Begrüßung, die man nicht vergisst. 

    Kobra, übernehmen Sie (Lalo Schifrin, 1966)

    Nur wenige Noten – und jeder weiß, was kommt. Lalo Schifrins Mission: Impossible-Theme ist das musikalische Sinnbild für Spannung. Der ungewöhnliche 5/4-Takt, kombiniert mit Jazz-Schärfe und Percussion, erzeugt sofort Herzklopfen. So energiegeladen wie das Miami Vice-Theme, aber organischer, klassischer – und vor allem zeitloser. Die Melodie wurde so ikonisch, dass sie zur DNA des gesamten Franchise wurde – von der 60er-Serie bis zu den Blockbuster-Filmen mit Tom Cruise. Schifrin verband mathematische Präzision mit maximaler Coolness, die Melodie wurde Grammys, Samples und Remixes später unsterblich. Wenn ein TV-Theme als Synonym für „Mission“ gilt, hat es mehr erreicht, als jede Chartplatzierung je messen könnte.

    Akte X (Mark Snow, 1993)

    Das Akte X-Theme ist pures musikalisches Gänsehautdesign. Mark Snow schuf aus Pfeif-Synths und Echo einen Klang, der das Unheimliche ankündigt, noch bevor es erscheint. Kein Beat, kein Gesang – nur Raum, Hall und Mystik. Die Melodie schleicht sich ins Unterbewusstsein, als hätte man sie schon einmal geträumt. In den 90ern wurde sie zur akustischen Signatur des Paranormalen und erlebt bis heute auf Social Media neue Meme-Runs. Kein anderes TV-Stück sagt mit so wenig so viel: Etwas stimmt nicht – und du wirst es nie ganz verstehen. Eine Soundspur für Skeptiker, Träumer und Verschwörungspoeten zugleich. Snow hat es nie bestätigt, doch viele hören darin die DNA des ebenso kultigen Doctor Who-Themes.

    Seinfeld (Jonathan Wolff, 1989)

    Slap-Bass, Mundgeräusche, spontane Rhythmik – Jonathan Wolffs Seinfeld-Theme war so unorthodox, dass es Kult werden musste. Statt Orchester oder Pop-Song setzte er auf funky Basslinien, die er tatsächlich für jede Episode neu einspielte, abgestimmt auf Jerry Seinfelds Stand-up-Intro. Das Ergebnis: ein Sound zwischen Jazzclub und Sitcom-Slapstick. Die Melodie klingt heute wie ein akustisches Meme, das Ironie atmet. Wo das The Office-Theme Büroalltag in Euphorie verwandelt, treibt Seinfeld die Alltagsabsurdität musikalisch auf die Spitze. Kein anderes Intro hätte den trockenen Witz der Serie so präzise einfangen können – unprätentiös, aber stilbildend. Ein Stück Musikgeschichte, welches bewiesen hat, dass Humor auch in einer Bassline wohnen kann.

    The Office (Jay Ferguson, 2005)

    Das The Office-Theme ist kurz, fröhlich und leicht schräg – genau wie die Serie selbst. Jay Fergusons Melodie mischt Klavier, Synths und energische Drums zu einem Sound, der sofort klarstellt, dass die Zuschauer*innen hier kein gewöhnlicher Büroalltag erwartet. Die Musik allein ruft Michael Scott, Jim, Pam und Dwight sofort ins Gedächtnis. In Memes, Reels und Mashups lebt die Musik weiter, weil sie pure Identifikation liefert – jeder kennt dieses Gefühl zwischen Routine und Chaos. Wo Seinfeld den Witz des Alltags mit funky Slap-Bass feiert, übersetzt The Office seinen Humor in charmant garagebandmäßiges Understatement. Wo andere Intros Pathos wollen, dominiert hier die charmante Banalität – und genau darin liegt das Erfolgsgeheimnis.

  • Von „Dune 3“ bis „Toy Story 5“: 10 Blockbuster, auf die 2026 alle warten

    Von „Dune 3“ bis „Toy Story 5“: 10 Blockbuster, auf die 2026 alle warten

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Manchmal reicht der Blick auf ein kommendes Filmjahr, um wieder ans Kino zu glauben. 2026 könnte so eines werden. Nach Jahren der lieblos fortgesetzten Franchises, der Streamingüberdrüssigkeit und des algorithmischen Mittelmaßes scheint plötzlich wieder Bewegung in die Traumfabrik zu kommen. 

    Nolan dreht Homer auf IMAX, Villeneuve wuchtet Dune in den letzten Akt, Disney feuert gleich mehrere Nostalgie-Raketen ab – und sogar Klempner Mario bekommt den Weltraum als Bühne. Zwischen Sand und Sternen, Blockbustern und Autorenfilmern, greift 2026 wieder nach dem, was Kino ausmacht: Größe, Gefühl und Staunen. Hier sind zehn Filme, die hoffen lassen, dass der Kinobesuch 2026 wieder zum Ereignis wird.

    Die Odyssee

    Christopher Nolan bringt Homers Epos als IMAX-Spektakel auf die Leinwand – mit Starpower, Riesenbudget und dem Selbstbewusstsein eines echten Kinoereignisses. Wer Nolans Hang zu Struktur, Bildgewalt und Meta-Ebene schätzt, bekommt hier mythisches Abenteuerkino im Premium-Format. Während Dune – Part Three Science-Fiction und Machtpolitik verknüpft, setzt The Odyssey auf das Schicksal und eine zeitlose Erzählung. Dass Universal schon ein Jahr vor Kinostart IMAX-Tickets angeteasert hat, unterstreicht das Vertrauen in Nolans Vision. Für alle, die Kino nicht konsumieren, sondern erleben wollen – und keine Angst vor einem Stoff haben, der schon viele Leben hatte. Wenn 2026 ein „Must-see“ hat, dann dieses: die Kombination aus Oppenheimer-Präzision und Interstellar-Wucht dürfte zum kulturellen Fixpunkt des Jahres werden.

    Toy Story 5

    Pixar kehrt zu Buzz, Woody & Co. zurück – nicht als bloße Nostalgie-Nummer, sondern mit dem Versprechen „Toy meets Tech“. Das junge Publikum ist gesetzt, doch auch Erwachsene, die mit der Reihe groß geworden sind, finden hier Anschluss: Wir freuen uns auf kluge Gags, echte Emotionen und den smarten Metakommentar auf Kindheit und Vergänglichkeit. Während Illumination mit dem Super Mario Galaxy Movie auf kunterbunte Energie und Spektakel setzt, sucht Pixar – wie schon bei Alles steht Kopf 2 – wieder Herz und Seele. Wer Animationskino als Massenereignis liebt, kommt ohnehin nicht an Toy Story 5 vorbei. Und wer Pixar am liebsten mag, wenn’s menschelt, hat sich den 19. Juni bereits im Kalender markiert. Kurz: sichere Bank, großes Herz, großes Publikum.

    The Mandalorian and Grogu

    Die erste Star Wars-Kinorückkehr seit Jahren setzt auf Figuren, die das Streaming-Publikum längst ins Herz geschlossen hat – und hebt sie nun auf die große Bühne. Erwartbar sind Western-Vibes, viel Pathos und der Versuch, die Intimität der Serie mit der Wucht des Kinos zu vereinen. Der Mai-Termin liegt perfekt im Blockbuster-Fenster: ein Statement, dass Disney auch im Jahr von Supergirl und Dune 3 weiter im Kino dominieren möchte. Wer die Serie liebt, bekommt hier endlich echten Scope, wuchtige Set-Pieces und jenes kollektive Gänsehaut-Feeling, das nur im Kinosaal entsteht. Skeptiker:innen dürfen gespannt sein, ob der Sprung auf die Leinwand dramaturgisch trägt – doch die Strahlkraft von Mando und Grogu reicht weit über den Fernsehschirm  hinaus.

    The Super Mario Galaxy Movie

    Nach dem Milliarden-Erfolg der ersten Illumination-Adaption ist Marios zweites Kino-Level gesetzt – diesmal mit Galaxy und einer Bühne, die größer, bunter und kosmischer kaum sein könnte. Während Toy Story 5 auf Emotionen und leise Zwischentöne setzt, liefert Nintendo-Maskottchen Mario wieder das volle Effektfeuerwerk aus Tempo, Slapstick und Farbenrausch. Der Weltraum-Ansatz greift die Abenteuerlust von Sonic 2 auf, aber mit Nintendo-Anstrich – und eröffnet neue erzählerische Spielräume. Entscheidend wird, ob Humor, Timing und Herz erneut so präzise zusammenfinden wie im ersten Teil – die Marke ist heiß, der April-Termin perfekt. Wer 2026 nur einen Animations-Blockbuster mit Gaming-Bezug mitnimmt, landet wohl hier – zumal das nächste Sonic-Abenteuer erst 2027 ansteht.

    Vaiana (Live-Action)

    Disneys Realverfilmung von Vaiana richtet sich vor allem an alle Fans, die die Songs längst mitsingen können: vertraute Melodien, klare Heldenreise und der Charme des Originals – diesmal mit echten Schauspielern aus Fleisch und Blut. Der Juli-Start fällt mitten in die Ferien, das Publikum ist also da. Während Toy Story 5 die leiseren Töne sucht, setzt Vaiana auf Spektakel und Song-Power – mehr Arielle als Encanto. Ob der Zauber trägt, hängt davon ab, ob Disney die Magie des Originals nicht nur kopiert, sondern wieder spürbar macht. Wer 2026 auf großes Wohlfühl-Kino setzt, wird hier wohl lächelnd das Kino verlassen – mit einer vertrauten Melodie im Ohr.

    Resident Evil

    Das Reboot setzt auf einen moderneren Horror-Ton und ein neu zusammengestelltes Ensemble – mit klarer Bindung an die Survival-Horror-DNA. Sony datiert den US-Start auf September 2026, gedreht wird in Prag – mit echtem Beton, echtem Nebel und hoffentlich mehr Bodenhaftung als in den CGI-Schlachten früherer Teile. Statt Dauerfeuer à la Resident Evil: Apocalypse soll hier Atmosphäre regieren – eher The Last of Us als Underworld. Für Gamer:innen ist es der spannendste Leinwand-Reset seit Jahren, für Horrorfans ein willkommener Gegenpol zum farbenfrohen Familienkino von Vaiana oder Super Mario Galaxy. Die Marke ist global stark, der Termin passt – jetzt muss der Schrecken wieder spürbar werden. Wenn das Skript hält, was es verspricht, könnte dies endlich der Resident Evil-Film sein, auf den alle gewartet haben.

    Masters of the Universe

    He-Man kehrt als Sommer-Blockbuster im Juni 2026 zurück – mit Travis Knight (Bumblebee) am Ruder und einem Start mitten in der Prime-Season. Der Mix aus Sci-Fantasy, Muskel-Mythos und 80er-Ikonografie ist fürs Publikum sofort lesbar; zugleich bietet das Produktionsniveau die Chance, Eternia endlich als echtes Kino-Universum zu etablieren. Während Supergirl Weltraum-Pathos verspricht und Dune 3 in philosophischen Gefilden schwelgt, setzt Masters of the Universe auf greifbare Abenteuerlust – irgendwo zwischen Flash Gordon und Guardians of the Galaxy. Wenn Design, Humor und Ernsthaftigkeit die Balance halten, hat dieser Film das Zeug zum Überraschungshit 2026. Die Marke mag Staub angesetzt haben, aber genau darin steckt die Gelegenheit: das Pathos der Achtziger ins Jetzt zu retten – ohne unfreiwillige Komik, sondern mit Wucht und Liebe zur Vorlage.

    Supergirl: Woman of Tomorrow

    DC setzt 2026 auf eine eigenständige Heldin – und auf einen Ton, der laut James Gunn kosmischer und rauer ausfallen soll als gewohnt. Der Juni-Termin positioniert Supergirl: Woman of Tomorrow als frühsommerlichen Publikumsmagneten; spannend wird, wie viel Eigenständigkeit die Figur gegenüber Superman beweist. Während Marvel sich im Multiversum verliert und The Mandalorian and Grogu auf vertraute Figuren setzt, versucht Supergirl, einer Ikone neues Leben einzuhauchen. Für das breite Publikum ist die Kombination „bekannte Marke + neuer Blickwinkel“ attraktiv, für das DC-Fandom der Lackmustest einer neuen Ära. Wenn Casting, Pathos und Charaktertiefe zusammenfinden, könnte das der Superheldenfilm werden, der DC endlich wieder Rückenwind verleiht.

    Die Tribute von Panem: Sunrise on the Reaping

    Lionsgate kehrt nach Panem zurück – pünktlich zum bewährten November-Slot für große Young-Adult-Events. Sunrise on the Reaping, basierend auf Suzanne Collins’ neuem Roman, rückt die 50. Hungerspiele in den Fokus und verknüpft Bekanntes mit einer neuen Generation. Das Publikum kennt Ton und Mechanik, doch die Verfilmung verspricht neue politische Schärfe – mehr Andor als Twilight. Während Dune 3 auf Monumentalität und Pathos zielt, bleibt Panem näher am Menschen – getrieben von Emotion, Zorn und politischem Feuer. Für junge Erwachsene Pflichtprogramm, für die breite Masse ein interessantes Spektakel – ein Herbstfilm, gemacht fürs große Publikum.

    Dune: Part Three

    Denis Villeneuve bringt seine monumentale Sci-Fi-Saga zu Ende – passenderweise in der Premium-Woche kurz vor Weihnachten. Nach dem weltweiten Erfolg der ersten beiden Teile sind die Erwartungen klar: IMAX-Bilder, kompromisslose Präzision, großes Gefühl im Staub der Wüste. Wo The Odyssey mythisch denkt und Supergirl auf Unterhaltung zielt, bleibt Dune: Part Three das erwachsenste Spektakel des Jahres – opulent, aber nie beliebig. Fürs breite Publikum ist es die ruhige Event-Alternative zu Disneys Familienwelle, für Cineast:innen das ästhetische Schwergewicht 2026. Wenn Villeneuve Spannung und Ästhetik in Balance hält, wird dieses Finale genau das, was Kino heute selten schafft: leuchten ohne zu blenden.

  • Die besten Netflix-Filme zu Halloween 2025 – von Horrorkomödie bis Slasher

    Die besten Netflix-Filme zu Halloween 2025 – von Horrorkomödie bis Slasher

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Was macht einen guten Halloween-Film aus? Mittlerweile hat Netflix bewiesen, dass die Antwort längst nicht so eindimensional ist, wie wir vor ein paar Jahren noch gedacht hätten. Klar, klassische Gruselelemente und Schockeffekte gehören zu Halloween wie Kürbisse, Kostüme und Candy Corn. Aber da geht noch mehr – viel mehr. 

    Je nach Lust und Laune darf’s mal blutig, mal ironisch, mal völlig absurd sein. Von subtiler Gänsehaut bis zu knallbuntem Klamauk – Netflix hat für jeden Geschmack die passende Dosis Schrecken. Was die Filme gemeinsam haben? Sie spielen mit unserer Lust am Fürchten – und am Lachen. Sie machen Angst wieder zur Unterhaltung, Horror wieder zum Erlebnis. Kurz: Halloween auf Netflix ist längst mehr als nur Spuk. Es ist ein Fest der Fantasie.

    1. Echtes Grauen ohne Maske: "Monster: Die Geschichte von Ed Gein" (2025) 

    Wie weit kann das Böse wirklich gehen – und was passiert, wenn man es mit chirurgischer Präzision seziert? Ryan Murphy liefert mit  Monster: Die Geschichte von Ed Gein das vielleicht unbequemste Netflix-Horrorstück des Jahres: kein Jumpscare-Zirkus, sondern eine morbide Meditation über Wahnsinn, Fleisch und Finsternis. In den weiten Feldern Wisconsins liegt die Hölle still – und sie trägt ein menschliches Gesicht. Der Film gräbt dort, wo andere Horrorfilme lieber wegsehen, und feiert Halloween nicht mit Masken, sondern mit der grausamen Wahrheit hinter ihnen. Warum verkleiden wir uns eigentlich, wenn nicht, um kurz vor Ed Gein zu fliehen – oder uns in ihm zu erkennen?

    2. Spuk, der keiner sein will: "True Haunting" (2025)

    Wer auf der Suche nach einem echten Spuk-Erlebnis ohne Teenie-Schockeffekte ist, wird mit True Haunting auf Netflix fündig. Die Zutatenliste? Dunkle Flure, flackernde Lichter, unterschwellige Schuldgefühle und eine formidable schauspielerische Leistung von Annabelle Wallis, die Angst nicht spielt, sondern atmet. Der Halloween-Bezug? Na, das ist ganz klar: True Haunting ist kein Film über Geister, sondern über das, was wir in unseren Häusern zurücklassen. James Wan liefert hier den Beweis, dass Grusel erwachsen werden kann. Und zwar mit schleichender Panik statt Blut und Schreien. Ein Film, der dich nicht anspringt, sondern dich langsam umarmt, bis du merkst, dass du längst Gänsehaut hast.

    3. Glamour trifft auf Hölle: "K-Pop Demon Hunters" (2025)

    Halloween und K-Pop: Das sind nicht nur zwei unserer Lieblingsdinge, sondern auch eine perfekte Kombination! K-Pop Demon Hunters beweist das auf schillernde, überdrehte und wunderbar absurde Weise. Hier geht’s nicht zwingend um Angst, sondern um Attitüde, Freundschaft und Bühnenlicht im Angesicht der Apokalypse. Natürlich im K-Pop-Style: Hochglanz, Herzklopfen und jede Menge Glitter auf dem Boden der Hölle. Die Dämonen tanzen, die Idols kämpfen mit perfekt gestylten Frisuren, und irgendwo zwischen Beatdrops und Bannzaubern blitzt echtes Gefühl auf. Wer sagt, Horror könne nicht glitzern, hat diesen Film nicht gesehen – K-Pop Demon Hunters ist Halloween im Disco-Fiebertraum und macht verdammt viel Spaß.

    4. Adam Sandler rettet Halloween: "Hubie Halloween" (2020)

    Adam Sandler und Halloween? Die Comedy-Ikone kann nicht nur Golf und Chaos, sondern auch echten Halloween-Spaß. Klar, Betonung auf Spaß – denn beiHubie Halloween handelt es sich natürlich um eine höchst amüsante, überzuckerte und herrlich überdrehte Hommage an den wohl albernsten Feiertag des Jahres. Darin rettet Sandler als liebenswert verschrobener Hubie Dubois seine Heimatstadt Salem – bewaffnet mit Thermoskanne, Herz und grenzenloser Naivität. Zwischen sprechenden Kürbissen, falschen Monstern und echten Gefahren schwingt etwas Echtes mit: Nostalgie, Wärme und das Gefühl, dass Halloween eigentlich für alle da ist – selbst für die, über die alle lachen. Wer findet, dass an Halloween auch gelacht werden sollte: Comedy-Ass Sandler liefert genau das!

    5. Düster, verspielt und höllisch schön: "Wendell & Wild" (2022)

    Wenn’s eher schräg, kreativ und ein bisschen düster verspielt sein soll an Halloween, dann ist Wendell & Wild ein heißer Tipp. Denn anstatt plumper Jumpscares herrscht hier stilvolle Finsternis, grotesker Witz und liebevoller Stop-Motion-Zauber. Hier bekommt man ein wirklich toll inszeniertes, visuelles Vergnügen, das anmutet, als hätte man The Nightmare Before Christmas mit einem Hip-Hop-Album und einem Schuss Teen-Angst kombiniert – und dabei noch Tim Burtons Farbpalette geplündert. Henry Selick und Jordan Peele erschaffen ein höllisch gutes Fantasy-Spektakel, das gleichermaßen rebellisch wie melancholisch ist. Der perfekte Film für alle, die Halloween lieber mit Stil feiern und sich vom Grusel lieber verführen lassen, statt zu schreien.

    6. Gespenster mit Charme und Witz: "We Have a Ghost" (2023)

    Geister? Na klar. Aber hier wird nicht geschrien, sondern gelacht, und zwar herzlich. We Have a Ghost ist kein klassischer Spukfilm, sondern eine überdreht charmante Geisterkomödie mit dem großartigen David Harbour als dem wohl sympathischsten Untoten der Streaming-Geschichte. Der Film vermengt Retro-Vibes mit Social-Media-Satire, Familienchaos mit echter Wärme und beweist, dass Halloween viel mehr sein kann als klassische Schockmomente, Grusel und Kunstblut. Statt kaltem Schauer gibt’s hier warmherzige Ironie: Wenn der Geist Ernest viral geht und plötzlich die CIA anklopft, wird das Spukhaus zur Bühne für eine wunderbar überdrehte Gesellschaftskomödie. Wer’s einordnen möchte: Ghostbusters trifft ET, nur mit mehr TikTok-Zeitgeist. Und mal ehrlich, wer braucht schon Dämonen, wenn man einen melancholischen Geist mit Schnauzer und Charme hat, der uns an das Schönste an Halloween erinnert: dass selbst die Toten manchmal nur dazugehören wollen.

    7. Modernes Märchen zwischen Neon und Albtraum: "Nightbooks" (2021)

    Horror für Kinder klingt für viele zunächst vielleicht seltsam – aber erinnern wir uns: Viele unserer Lieblingsmärchen aus der Kindheit stecken voller Horror­elemente, und zwar ziemlich finsterer. Hexen, Flüche, sprechende Tiere mit Killerinstinkt – das alles war schon da, lange bevor Netflix auf „Play“ drückte. In Nightbooks setzt Regisseur David Yarovesky genau hier an und verwandelt klassische Grusel­motive in ein visuelles Feuerwerk zwischen Coraline und Hansel & Gretel im Neonlicht. Krysten Ritter brilliert als sadistische, modebewusste Hexe, die aussieht, als hätte sie den Laufsteg der Finsternis erobert. Der Film ist eine Ode an die Fantasie, die Angst und das Geschichtenerzählen selbst – schrill, verspielt, unheimlich schön. Ein Halloween-Film, der beweist: Wer Mut hat, darf auch träumen. Und Hand aufs Herz – waren wir als Kinder nicht alle ein bisschen fasziniert vom Dunkel?

    8. Wenn das Jenseits zurücktextet: "Mr. Harrigan’s Phone" (2022)

    Natürlich, Stephen King und Smartphones – was soll da schon schiefgehen? Mr. Harrigan’s Phone nimmt die simpelste Idee der Welt – ein Toter, der zurücktextet – und macht daraus eine wunderbar unheimliche Meditation über Verlust, Macht und digitale Abhängigkeit. Donald Sutherland als grantiger Millionär und Jaeden Martell als sein schüchterner Schützling bilden ein Duo, das irgendwo zwischen Stand by Me und Black Mirror pendelt. Die Spannung kommt hier nicht aus Blut und Schreien, sondern aus jeder einzelnen Nachricht, die man besser nicht beantworten sollte. Ein Film für alle, die wissen: Der wahre Horror steckt längst nicht mehr in Friedhöfen, sondern in unseren Hosentaschen. Und mal ehrlich – wer würde nicht kurz zurückschreiben, wenn’s vom Jenseits vibriert?

    9. Teambuilding auf blutig: "The Conference" (2023)

    Hey, mal ehrlich – was ist gruseliger als ein Serienkiller im Wald? Richtig: ein verpflichtendes Teambuilding-Seminar mit den eigenen Kolleginnen und Kollegen. Nun, wer wissen will, wie schnell aus Flipcharts und Gruppendynamik ein blutiger Albtraum werden kann, bekommt hier ein Fest serviert. The Conference mischt Slasher-Horror mit bitterböser Sozialkomödie – als hätte Franz Kafka mit der Belegschaft von The Office einen Betriebsausflug gemacht und Jason Voorhees hätte den Bus gefahren. Zwischen abgründigem Humor, blutigen Abrechnungen und schwedischer Büroabsurdität zeigt der Film: Die wahre Hölle hat keine Dämonen, sondern Excel-Tabellen. Wer sich an Halloween lieber über das Grauen des Arbeitsalltags amüsiert als über Geisterhäuser, ist hier bestens aufgehoben.

    10. Nordischer Albtraum für Hartgesottene: "The Ritual" (2017)

    Vier Freunde, ein Wald, ein Fehler: The Ritual ist jener Horrorfilm, den man eigentlich nur schauen sollte, wenn draußen Wind durch die Äste fährt und das Licht im Wohnzimmer schon ein bisschen zu flackern beginnt. Regisseur David Bruckner inszeniert keine platte Monsterjagd, sondern ein seelisches Labyrinth aus Schuld, Freundschaft und nordischer Finsternis. Der Wald wird hier zum lebenden Wesen, zum moralischen Spiegel – irgendwo zwischen The Blair Witch Project und Midsommar, nur mit weniger Blumenschmuck und mehr Panik. Das Monster? Vielleicht nur ein Teil der Männer selbst. Und mal ehrlich: Gibt es etwas Beunruhigenderes, als sich im Dunkel zu verlaufen – mit der Ahnung, dass man längst gefunden wurde?

  • Alle „Culpa Mía“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Alle „Culpa Mía“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Noch vor wenigen Jahren hätte wohl niemand gedacht, dass erotische Fan-Fiction auf Wattpad einmal das Fundament für ein ganzes Streaming-Franchise sein würde. Doch ähnlich wie bei After Passion oder 365 Days zeigt auch Culpa Mia - Meine Schuld, dass viele dieser Geschichten auf eine Mischung aus Eskapismus, toxischer Spannung und gezielt dosiertem Kitsch setzen. 

    Mit jeder neuen Fortsetzung vertieft sich das Spiel aus Schuldgefühlen, gefährlicher Begierde und leidenschaftlichen Fehltritten und zieht das Publikum noch tiefer in diese fiebrige Welt zwischen Eskapismus und emotionaler Grenzüberschreitung. Im Folgenden findest du alle Filme in der inhaltlich richtigen Reihenfolge - inklusive der neuesten Fortsetzung, die die Dynamik zwischen den Figuren noch einmal neu verhandelt.

    1. Culpa Mía – Meine Schuld (2023)

    Der Auftakt setzt voll auf Sturm-und-Drang-Dramatik mit einer rebellischen Heldin, einem unausweichlichen Bad Boy und einer unheilvollen Familienverflechtung. Meine Schuld lässt seine toxische Romanze mit voller Wucht eskalieren, ohne sich dafür zu entschuldigen, was genau den Reiz ausmacht. Im Zentrum steht die Entwurzelung der jungen Protagonistin durch die neue Beziehung ihrer Mutter. Die Art, wie sich diese emotionale Erschütterung in körperliches Begehren, Eifersucht und Misstrauen kanalisiert, verleiht dem Film seine Spannung. Innerhalb der Reihe bleibt Culpa Mía – Meine Schuld am rohesten - so, als würde die Geschichte selbst noch ihre Form suchen. Gerade das verleiht ihm eine gewisse Unmittelbarkeit, die in Deine Schuld und Unsere Schuld durch größere Dramatik ersetzt wird. Die Chemie zwischen den Hauptfiguren steht klar im Vordergrund, noch vor übergeordneter Handlung. Wenn dir After Passion zu vorhersehbar war, wirst du hier von den gezielten Brüchen überrascht.

    2. Culpa Tuya – Deine Schuld (2024)

    Der zweite Film schraubt das Drama deutlich höher und nimmt sich spürbar mehr Zeit für die psychologischen Konsequenzen von Meine Schuld. Culpa Tuya – Deine Schuld erweitert den Blick: Die Figuren kreisen nicht mehr nur umeinander, sondern kämpfen aktiv mit den Narben, die ihre Vergangenheit hinterlassen hat. Während Meine Schuld seine Leidenschaft fast ungebremst entfaltet, zeigt dieser Teil auch die Reibungspunkte des Alltags. Aus dem Verliebtsein wird ein Ringen um Kontrolle, Vertrauen und Freiheit. Vor allem die Hauptfigur beginnt, sich aus ihrer passiven Rolle zu befreien, was zu neuen Konflikten führt. Auch das Setting wirkt gewachsen: teurer, intensiver und visuell dramatischer. Während Meine Schuld noch am Küchenfenster brodelte, zieht Deine Schuld alle Register eines modernen Melodrams. Wenn du die Spannung nicht nur zwischenmenschlich, sondern auch innerhalb der Handlung brauchst, bist du hier genau richtig.

    3. Culpa Nuestra – Unsere Schuld (2025)

    Mit Unsere Schuld erreicht die Reihe ihren emotionalen Zenit. Der Film verhandelt nicht nur alte Wunden, sondern wagt es, Verantwortung zu zeigen - ein seltenes Element in Geschichten dieser Art. Es ist der erste Teil, in dem die Figuren lernen, dass Nähe nicht nur bedeutet, sich zu begehren, sondern sich auch gegenseitig auszuhalten. Der Ton ist ernster, aber nicht weniger spannend. Gerade durch die Rückkehr alter Konflikte, die in Deine Schuld und Meine Schuld noch unter der Oberfläche brodelten, entsteht eine neue emotionale Fallhöhe. Während Deine Schuld oft von äußeren Dramen angetrieben wurde, geht es hier mehr um innere Brüche und das Ringen um Vergebung. Besonders auffällig: die Reifung der Hauptfigur, die sich nicht länger zwischen Loyalität und Leidenschaft zerreiben lässt. Dieser Film fühlt sich an wie das emotionale Äquivalent eines Gewitters, das endlich losbricht.

    4. Culpa Mía - Meine Schuld: London ( 2025)

    Erst nach dem emotionalen Crescendo von Unsere Schuld wird mit Culpa Mía – London das Prequel nachgereicht. Eine kluge Entscheidung, denn es verleiht der bekannten Dynamik nachträglich mehr Tiefe. Der Film beleuchtet, wie sich der männliche Protagonist zu dem Menschen entwickelt hat, den wir in Meine Schuld kennenlernen. Was zunächst wie eine reine Vorgeschichte klingt, entpuppt sich als spannender Perspektivwechsel, der auch viele Verhaltensweisen in Deine Schuld und Unsere Schuld in neuem Licht erscheinen lässt. Im Gegensatz zu den anderen Filmen ist dieser Teil atmosphärisch kühler und zurückhaltender inszeniert, fast schon wie ein europäisches Beziehungsdrama. Die Schauplätze - Clubs, Penthouses, Straßen Londons - spiegeln die innere Zerrissenheit der Figur wider. Damit bietet London nicht nur Kontext, sondern auch eine stilistische Abgrenzung, die ihn innerhalb der Reihe hervorstechen lässt. Wenn du dich gefragt hast, warum manche Dinge unausgesprochen blieben, bekommst du hier endlich Antworten.

  • Blut, Macht, Moral: Die 10 besten Serienkiller-Serien, die das Thema neu denken

    Blut, Macht, Moral: Die 10 besten Serienkiller-Serien, die das Thema neu denken

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Lange bevor Serienkiller-Stoffe zu dem popkulturellen Massenphänomen wurden, das sie heute sind, prägte eine Serie das Bild des moralisch ambivalenten Killers: Dexter zeigt 2006 erstmals einen Serienmörder als charmanten Antihelden, der sein „Handwerk“ scheinbar mit so etwas wie einem Gewissen betreibt.

    Doch Dexter ist kein Einzelfall: Auch andere Serien, die von Serienmördern erzählen, schaffen es mittlerweile, reale Gewalt und Schicksale nicht einfach nur in reißerische Unterhaltung zu verwandeln – sondern dazu herauszufordern, Täter und Opfer, Moral und Schuld neu zu betrachten. In diesem Ranking geht es um 10 Serien, die das Thema auf besonders raffinierte, eigenwillige oder stilistisch herausragende Weise neu interpretieren.

    10. The Alienist (2018 – 2020)

    Im New York des Jahres 1896 sucht ein Trio einen Serientäter, der junge, männliche Prostituierte ermordet: Dr. Laszlo Kreizler (Daniel Brühl), ein Psychologe der frühen Schule, arbeitet mit einem Zeitungsillustrator (Luke Evans) und Sara Howard (Dakota Fanning), der ersten Frau in der örtlichen Polizei zusammen. Gemeinsam kämpfen sie nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen ein korruptes und misogynes System.

    Besonders ist nicht nur der Fokus auf öffentlich tabuisierte Opfer und Fragen nach sozialer Verantwortung. The Alienist wirft schließlich auch einen Blick auf die Strukturen, die Täter hervorbringen – und die, die sie schützen. Wer gerne Thriller in historischen Settings sieht und Serien wie Ripper Street (2012) oder Penny Dreadful (2014) schätzt, dürfte sich hier besonders unterhalten fühlen.

    9. In With the Devil (2022)

    Ein Deal mit der Dunkelheit: In diesem auf wahren Ereignissen basierenden Psychodrama wird der inhaftierte Drogendealer Jimmy Keene (Taron Egerton) vom FBI beauftragt, das Vertrauen des mutmaßlichen Serienmörders Larry Hall (Paul Walter Hauser) zu gewinnen – und ihm ein Geständnis zu entlocken. In With the Devil verzichtet auf effekthascherischen Serienmord und konzentriert sich auf psychologische Spannung, moralisches Dilemma und die Frage, wie sich Wahrheit in einem Raum voller Täuschung erkämpfen lässt. 

    Das erinnert mitunter an Mindhunter – ist aber weniger aus Sicht der Ermittler erzählt, sondern vor allem aus der eines unfreiwilligen Mitspielers. Das Ergebnis ist ein intensives Kammerspiel, das Gänsehaut durch zwischenmenschliche Zwischentöne anstatt durch Action erzeugt.

    8. Der Pass (2019–2022)

    In den Alpen, auf der deutsch-österreichischen Grenze, wird eine Leiche gefunden – drapiert wie bei einem heidnischen Ritual. Die deutsche Kommissarin Ellie Stocker (Julia Jentsch) und der österreichische Ermittler Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) könnten unterschiedlicher kaum sein: Sie ehrgeizig und regelkonform, er zynisch und intuitiv. Gemeinsam jagen sie einen Serienmörder, der seine Opfer nach einem dunklen Mythos auswählt.

    Der Pass nutzt das Serienmörder-Sujet, um von regionaler Identität, geschichtlichen Traumata und institutioneller Blindheit zu erzählen. Für Fans von The Bridge (2013) und allen, denen es in Crime-Storys nicht nur um den Täter geht, sondern auch um das, was die Gesellschaft gerne übersieht – inszeniert mit bedrückender Bildkraft und starkem Schauspiel.

    7. Bienenschwarm (2023)

    Donald Glovers Serienkiller-Parabel verwebt Popkultur, Fanatismus und Gewalt zu einem fiebrigen Albtraum: Im Zentrum steht Dre, eine junge Frau, deren Obsession mit der Beyoncé-ähnlichen Sängerin „Ni’Jah“ tödliche Konsequenzen hat: Nach einer familiären Tragödie beginnt sie, die Kritiker ihres Idols gnadenlos zu eliminieren.

    Die Serie nutzt das Serienmörder-Motiv metaphorisch, für einen zeitgeistigen Kommentar zu wahnhafter Fankultur und „Social Media“-Sucht. Bienenschwarm schwankt dabei zwischen düsterem Drama, bissiger Satire und surrealem Horror – und gesellschaftlicher Scharfsinn trifft auf prominente Cameos (u. a. Billie Eilish). Besonders interessant für Fans von Atlanta (2016-2022) und Euphoria (seit 2019).

    6. American Horror Story: 1984 (2019)

    Ein Sommerlager, ein Killer, ein blutiger Rückblick auf das Slasher-Zeitalter: American Horror Story: 1984 ist gewissermaßen eine Meta-Erzählung über die lange währende mediale Begeisterung mit Serienmördern. Der Täter gibt keine psychologischen Rätsel auf, sondern ist Teil eines überzeichneten und stilisierten Genre-Spiels: Maskierung, Final Girls, Flashbacks.

    Doch hinter dem Retro-Kitsch steckt auch subtile Kritik – an sensationslüsterner Berichterstattung, an moralischer Panik und an der Mythologisierung der Killer. Für Fans von Retro-Charme à la Stranger Things (2016) mit einer Offenheit für „Camp“ genauso interessant wie für Fans der Stoffe, an denen sich Ryan Murphy hier bedient – wie Halloween (1978) oder Scream (1996).

    5. Hannibal (2013–2015)

    Mit Bryan Fullers Hannibal wurde der kultivierte Kannibale endgültig zur Kunstfigur: Mads Mikkelsen spielt Dr. Hannibal Lecter nicht als (offen) brutales Monster, sondern als ästhetisches Rätsel – Therapeut, Gourmet und Mörder in einem. Die Serie folgt FBI-Profiler Will Graham, dessen sensible Psyche ihn näher an Hannibal heranführt, als ihm lieb ist.

    Hannibal ist weniger Krimi als düsteres Kammerspiel über Abhängigkeit, Manipulation und die absurde Schönheit im Grauen – und ist dabei so künstlerisch zugespitzt, dass die Serie erst gar nicht in die Nähe stupider „True Crime“-Sensationslust kommt. Für Fans von stilisiertem Art-Horror, wie man ihn von Ari Asters Midsommar (2019) oder Alex Garlands Men (2022) kennt, besonders empfehlenswert.

    4. Deadloch (2023)

    In der verschlafenen Küstenstadt Deadloch in Tasmanien wird ein Mann tot aufgefunden – und schnell wird klar: Es war kein Einzelfall. Zwei Ermittlerinnen übernehmen den Fall: die nüchtern-professionelle Dulcie Collins (Kate Box) und die laute, ruppige Eddie Redcliffe (Madeleine Sami), die extra aus Darwin eingeflogen wird. Was wie ein klassischer Whodunit beginnt, entwickelt sich schnell zur ungewöhnlichen Krimi-Satire mit Serienkiller-Spannung.

    Mit viel schwarzem Humor nimmt die Serie sowohl das Polizei-Prozedere als auch gesellschaftliche Stereotype auseinander. Anders ausgedrückt: Deadloch kombiniert echten Thrill mit schrägen Figuren, bissigem Witz – und erinnert mitunter an Serien wie Broadchurch (2013-2017) und Fargo (seit 2014). Überraschend, klug und wunderbar absurd.

    3. Mindhunter (2017–2019)

    Basierend auf echten FBI-Fällen taucht David Fincher in die Anfänge der Profiler ein: Mindhunter begleitet zwei Agenten, die in den 1970er Jahren die ersten Täterprofile erstellen – durch Interviews mit Serienmördern wie Ed Kemper oder Charles Manson versuchen sie, ihre Abgründe besser zu verstehen und neue Wege der Verbrechensaufklärung zu entwickeln.

    Kein Serienkiller wird hier glorifiziert – stattdessen werden Mythen dekonstruiert und strukturelle Fragen über Männlichkeit, Macht und das Böse, das System hat, aufgeworfen. Mindhunter ist klug, analytisch und fordert Geduld: Für „True Crime“-Fans, die keine Action brauchen, sondern dichte Atmosphäre, kluge Dialoge und echte Erkenntnisse schätzen.

    2. American Crime Story: Der Mord an Gianni Versace (2018)

    Andrew Cunanan tötete in den 1990er Jahren fünf Männer – zuletzt den berühmten Modedesigner Gianni Versace. Die zweite Staffel der Anthologie-Serie American Crime Story zeichnet diese Mordserie rückwärts nach: vom medial wirksamsten Verbrechen bis hin zu den ersten Taten, die kaum Aufmerksamkeit fanden. Im Zentrum steht weniger das „Warum“ des Täters als die Frage, wie ein Mann wie Cunanan in anderen, weniger vermögenden gesellschaftlichen Milieus nahezu unbehelligt morden konnte.

    Darren Criss verkörpert den manipulativen Cunanan mit mitreißender Intensität – nicht als Mythos, sondern als Mann, der von Geltungsdrang und internalisierter Homophobie getrieben war.

    1. Dexter (2006–2013; 2021, 2024, 2025)

    Keine andere Serie hat das Erzählen von Serienkillern so grundlegend geprägt und die Perspektive auf das Thema derart revolutioniert wie Dexter: Dexter Morgan ist forensischer Blutspezialist beim Miami Police Department – und gleichzeitig ein Mörder, der nur andere Mörder tötet. Die Erzählung nach Jeff Lindsay macht ihn zum Identifikationspunkt und legt dabei schonungslos die Widersprüche zwischen Sympathie, Grauen und eigenem Gewissen offen – ein Impulsgeber, auf den viele anspruchsvolle Serien später Bezug genommen haben. 

    Dexter ist insbesondere interessant für jene, die komplexe Antihelden wie Saul Goodman (Better Call Saul, 2015-2022) oder Don Draper (Mad Men, 2007-2015) schätzen.

  • „Demon Slayer“ & Die 10 erfolgreichsten Anime-Filme aller Zeiten

    „Demon Slayer“ & Die 10 erfolgreichsten Anime-Filme aller Zeiten

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Es ist lange her, dass japanische Zeichentrickfilme – oder „Anime“, wie man heute auch hierzulande eher nennt – in Europa als Nischenphänomen galten. Klar, viele erinnern sich noch: In den 1990er-Jahren liefen Dragon Ball Z oder Sailor Moon spätabends im Fernsehen, irgendwo zwischen Kult und Kuriosität. Und das war’s dann auch.

    Dreißig Jahre später hat sich alles geändert. Anime ist nicht mehr Underground, sondern Mainstream – und zwar weltweit. Neon trifft auf Nostalgie, Popkultur auf Pathos. Kinos sind voll, die Fangemeinden global vernetzt, und die Umsätze liegen längst im dreistelligen Millionenbereich. Im Sommer 2025 geschieht dann etwas Historisches: Demon Slayer: Infinity Castle bricht sämtliche Rekorde und lässt alles, was zuvor war, alt aussehen. Die Anime-Industrie hat ihr Hollywood-Moment erlebt – laut, bildgewaltig, grenzenlos erfolgreich. Grund genug, einmal genauer hinzusehen: Welche Filme haben diese Entwicklung geprägt? Welche Geschichten, Studios und Regisseure haben Anime vom TV-Geheimtipp zum globalen Kinoereignis gemacht? Hier sind sie – die zehn erfolgreichsten Anime-Filme aller Zeiten.

    1. Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Infinity Castle (2025)

    Auf Platz eins steht, wie gesagt, Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Infinity Castle. Damit gelingt Regisseur Haruo Sotozaki und dem Studio Ufotable ein absoluter Geniestreich. Was hier geboten wurde, war nicht einfach nur der große Abschluss einer Filmreihe, sondern ein apokalyptisches Anime-Fest, ein cineastisches Feuerwerk und eine wahre Augenweide. Von der Story angefangen bis hin zur technischen Umsetzung hat man es hier mit einem absoluten Meisterwerk zu tun – einem, wie man es sonst nur von den ganz großen Namen des Weltkinos kennt. Tanjiro Kamado und seine Gefährten stehen im titelgebenden Unendlichkeitsschloss ihrem Erzfeind Muzan Kibutsuji gegenüber, und was folgt, ist pure Kinomagie. Die Animationen sind atemberaubend, der Schnitt fast musikalisch, und der Soundtrack von Yuki Kajiura und Go Shiina trägt jede Szene wie ein Herzschlag.

    Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 640 Millionen Dollar ist Infinity Castle der erfolgreichste Anime-Film aller Zeiten und gleichzeitig der Beweis, dass japanische Animation endgültig in der ersten Liga des internationalen Kinos spielt.

    2. Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Mugen Train (2020)

    Bevor Infinity Castle das Zepter in die Hand nahm, war sein Vorgänger Mugen Train der absolute Spitzenreiter, was animierte Kinokassen anging. 2020 spielte der Film sagenhafte 512 Millionen Dollar ein und rettete quasi die japanische Filmwirtschaft im Alleingang. Regisseur Haruo Sotozaki bietet hier genau das, was Fans von Demon Slayer sehen wollen: ein technisches Feuerwerk, ein Spektakel für die Augen, Helden, die zwischen Mut, Schmerz und Opferbereitschaft schwanken, und eine unverkennbare Handschrift irgendwo zwischen Pathos, Blut und Katharsis im besten Shakespeare-Sinne.

    Die Geschichte führt Tanjiro, Nezuko und ihre Freunde in einen mysteriösen Zug, in dem ein Dämon die Träume der Passagiere kontrolliert. Was als Mission beginnt, wird schnell zu einer emotionalen Reise zwischen Leben und Tod. Besonders der Flammen-Hashira Kyojuro Rengoku wurde durch diesen Film zur Kultfigur – sein Kampf, sein Lächeln, sein Ende. Mugen Train wurde weltweit gefeiert und machte Anime endgültig salonfähig – auch außerhalb Japans.

    3. Your Name. (Kimi no Na wa, 2016)

    Einige Jahre bevor Demon Slayer das internationale Anime-Kino dominierte, war Makoto Shinkais Your Name. der absolute Spitzenreiter. Mit einem Einspielergebnis von rund 405 Millionen Dollar wurde der Film zu einem weltweiten Phänomen – und brachte Shinkai den Ruf eines „modernen Miyazaki“ ein (gemeint ist Hayao Miyazaki, der legendäre Regisseur von Spirited Away und Mitgründer von Studio Ghibli).

    Produziert wurde Your Name. von CoMix Wave Films und begeistert durch seine spektakuläre Bildsprache: leuchtende Stadtpanoramen, detailreiche Naturaufnahmen und ein Spiel mit Licht, Farbe und Perspektive, das man in dieser Perfektion selten sieht. Getragen wird der Film von der Musik der japanischen Band RADWIMPS, deren melancholisch-melodische Songs perfekt mit Shinkais Erzählrhythmus verschmelzen. Die Geschichte zweier Jugendlicher, die auf geheimnisvolle Weise Körper tauschen und sich über Raum und Zeit hinweg zu erkennen versuchen, ist weit mehr als Fantasy – sie ist ein stilles Nachdenken über Identität, Schicksal und Verbundenheit. Your Name. ist ein Film für alle, die in Geschichten philosophische Tiefe, emotionale Ehrlichkeit und visuelle Poesie suchen – für Träumer, Romantiker, Nachtschwärmer.

    4. Spirited Away (2001)

    Wie ein Fels in der Brandung der Anime-Geschichte stehtSpirited Away da – sozusagen der Urknall der modernen Anime-Magie. Verantwortlich dafür ist Hayao Miyazaki, der Anfang der 2000er-Jahre ganze Welten erschuf: Märchenwelten, Geisterwelten, Traumwelten – und all das mit einer erzählerischen Feinfühligkeit, die bis heute ihresgleichen sucht.

    Der Film spielte weltweit rund 395 Millionen Dollar ein und gilt als unumstößlicher Klassiker des Studio Ghibli. 2003 gewann Spirited Away den Oscar für den besten animierten Spielfilm – als erster Anime in der Geschichte dieser Kategorie.

    Inhaltlich ist es ein Coming-of-Age-Märchen, in dem die junge Chihiro versehentlich in eine Geisterwelt gerät und dort lernen muss, Mut und Selbstvertrauen zu finden. Miyazaki verbindet in diesem Film Umweltbewusstsein, Kapitalismuskritik und kindliche Fantasie zu einem Gesamtkunstwerk, das Öko-Fabulismus und philosophische Tiefe auf organische Weise verwebt. Spirited Away ist das perfekte Beispiel für Miyazakis Handschrift: handgezeichnete Perfektion, poetischer Realismus, und Figuren, die sich zwischen Menschlichem und Mythischem bewegen. Ein Film voller Nostalgie und Vorwärtsgewandtheit – magisch, melancholisch, monumental.

    5. Suzume no Tojimari (2022)

    Das Besondere an Suzume no Tojimari von Makoto Shinkai ist nicht so sehr, was erzählt wird, sondern wie. Shinkai bleibt seiner Vision treu – hyperrealistische Landschaften, farbgewaltiges, alles überstrahlendes Licht und eine sich durchziehende, stille Melancholie.

    Mit Suzume no Tojimari gelingt ihm ein weiterer Welterfolg: Der Film spielte weltweit rund 323 Millionen Dollar ein und wurde zu einem der erfolgreichsten japanischen Werke der letzten Jahre. Erzählt wird die Geschichte der 17-jährigen Suzume, die durch ein verzaubertes Japan reist, um Türen zu schließen, die Katastrophen freisetzen. Klingt fantastisch – ist es auch –, aber unter der Oberfläche geht es um Verlust, Erinnerung und Heilung. Shinkai schafft es erneut, persönliche Emotionen und Naturgewalten miteinander zu verknüpfen: Er erzählt vom Aufstehen nach dem Schmerz, von menschlicher Verletzlichkeit im Angesicht des Unbegreiflichen. Suzume no Tojimari ist kein Katastrophenfilm, sondern eine poetische Meditation über die Verbindung zwischen Mensch und Welt.

    6. The First Slam Dunk (2022)

    Zugegeben, Basketball ist vielleicht nicht das erste Thema, das man automatisch mit Anime verbindet. Doch The First Slam Dunk aus dem Jahr 2022, geschrieben und inszeniert von Takehiko Inoue, beweist eindrucksvoll, dass Sportgeschichten auf der großen Leinwand ebenso emotional, tief und bildgewaltig sein können wie jedes Fantasy-Epos. Inoue, der bereits den legendären Manga Slam Dunk erschaffen hat, führt sein eigenes Werk hier zu einem filmischen Höhepunkt. Im Zentrum steht Ryota Miyagi, ein stiller, ehrgeiziger Point Guard, der nicht nur um den Sieg auf dem Spielfeld kämpft, sondern auch mit den Schatten seiner Vergangenheit ringt. Visuell überzeugt The First Slam Dunk durch die Kombination klassischer Handzeichnung und moderner 3D-Technik, umgesetzt vom Studio Toei Animation. Jede Bewegung, jeder Pass und jeder Blick trägt Inoues unverwechselbare Handschrift. Das Resultat ist ein Sportfilm, der selbst Zuschauer fesselt, die mit Basketball bislang wenig anfangen konnten. Mit weltweit über 279 Millionen Dollar Einspielergebnis zählt der Film zu den erfolgreichsten Anime-Produktionen aller Zeiten. In Japan und Südkorea löste er eine wahre Kinowelle aus – ein Beweis dafür, dass Emotion, Disziplin und Teamgeist universelle Sprachen sind.

    7. One Piece Film: Red (2022)

    Auch nach über tausend Folgen ist das One Piece-Universum alles andere als auserzählt – das beweist One Piece Film: Red, der 2022 auf Platz sieben unserer Liste segelt. Regisseur Gorō Taniguchi inszeniert hier ein Spektakel, das Action, Musik und Emotionen in typischer One Piece-Manier miteinander verschmilzt. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 246 Millionen Dollar ist der Film ein Riesenerfolg – und eine respektable Leistung für ein Franchise, das schon seit über zwei Jahrzehnten läuft. Taniguchi setzt auf seine charakteristischen, farbgesättigten Bildkompositionen und eine spürbare Nähe zu den Figuren. Er schickt Luffy und seine Crew diesmal auf ein Abenteuer der anderen Art: in die Welt der Musik. Im Mittelpunkt steht Uta, eine charismatische Sängerin – und, wie sich herausstellt, die Tochter des legendären Shanks. Zwischen Popkonzert, Piratenkrieg und Vater-Tochter-Drama entwickelt sich eine Geschichte über Identität, Idealismus und den Preis von Träumen.

    8. Howl’s Moving Castle (2004)

    Mit Howl’s Moving Castle zeigte Hayao Miyazaki 2004 erneut seine unverwechselbare Magie – und das internationale Publikum war sofort hingerissen. Das Anime-Genie verwandelte die Vorlage von Diana Wynne Jones in eine bildgewaltige Antikriegsparabel in Pastellfarben, die weltweit über 237 Millionen Dollar einspielte und heute als einer der zentralen Ghibli-Klassiker gilt. Thematisch bringt Miyazaki hier viele seiner wiederkehrenden Motive zusammen: Pazifismus, Umweltbewusstsein, Selbstfindung und die Suche nach Sinn in einer zerrissenen Welt. Die Geschichte um Sophie, eine junge Frau, die durch einen Fluch zur Greisin wird, und den geheimnisvollen Zauberer Howl ist zugleich Liebeserklärung und Gesellschaftskritik – erzählt in schwebenden Bildern, die zwischen Himmel, Dampfmaschinen und Zauberei changieren.

    9. Ponyo – Das große Abenteuer am Meer (2008)

    Und wieder Miyazaki. 2008 kehrte er mit Ponyo – Das große Abenteuer am Meer in seine eigene Kindheit zurück – und zeigte uns dabei unsere gleich mit. Inspiriert von Hans Christian Andersens Die kleine Meerjungfrau, erzählt Miyazaki die Geschichte der kleinen Fischprinzessin Ponyo, die aus dem Meer entflieht, sich in einen Jungen verliebt und damit die Ordnung der Natur gehörig durcheinanderbringt.

    Der Film ist so etwas wie die Version der Little Mermaid, die Disney nie zu drehen wagte: ein handgezeichnetes, analoges Märchen über Freundschaft, Natur und das staunende Entdecken der Welt. Statt Hochglanz setzt Miyazaki auf weiche Linien, schwebende Häuser, bewegte Wasseroberflächen und eine fast kindliche Perspektive, die den Zuschauer zurück in seine eigene Neugier führt. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 204 Millionen Dollar wurde Ponyo zum internationalen Hit – und zu einem der zärtlichsten Werke in Miyazakis Schaffen.

    10. Jujutsu Kaisen 0 (2021)

    Den zehnten Platz belegt Jujutsu Kaisen 0 aus dem Hause MAPPA – jenes Studio, das in den letzten Jahren mit Produktionen wie Attack on Titan und Chainsaw Man den modernen Action-Anime geprägt hat. Der Film von Regisseur Seong-Hu Park spielte weltweit rund 196 Millionen Dollar ein und bewies, dass das Franchise auch ohne seinen Serienhelden Yuji Itadori glänzen kann. Die Geschichte folgt Yuta Okkotsu, einem jungen Mann, der vom Fluch seiner verstorbenen Kindheitsfreundin heimgesucht wird. Um zu lernen, die übernatürlichen Kräfte zu beherrschen, schließt er sich der Jujutsu-Schule an – und findet sich bald mitten in einem Wirbel aus Kämpfen, Geistern und moralischen Konflikten wieder. MAPPA entfesselt hier visuelle Energie pur: Kampfszenen, die wie Donnerschläge wirken, ein choreografiertes Gewitter aus Bewegung, Kraft und Emotion. Der Film ist düster, laut, manchmal brutal, aber immer mit Herz.

  • 7 Horror-Fortsetzungen, die mindestens so gut sind wie das Original

    7 Horror-Fortsetzungen, die mindestens so gut sind wie das Original

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Horror-Fortsetzungen haben meist einen schlechten Ruf, weil sie lieber kopieren als überraschen. Statt neue Ideen zu wagen, liefern sie vertraute Schreckmomente – Routine statt Risiko. Doch es gibt Ausnahmen, die genau das Gegenteil beweisen: Filme, die aus vertrautem Schrecken neue Spannung schaffen, Figuren vertiefen und den Nerv ihres Publikums noch präziser treffen. 

    Diese sieben Horror-Sequels zeigen, dass man das Grauen nicht 1:1 wiederholen muss, um es zu steigern. Manche erweitern ihre Welt, andere verändern sie radikal und sind besser, mutiger und fesselnder als ihre Vorgänger. Ob dämonische Puppen, paranoide Bunker oder außerirdische Albträume: Hier zeigen Fortsetzungen, dass im Horror manchmal der nächste Stich der tödlichste ist.

    Freitag der 13. – Jason kehrt zurück (1981)

    Im ersten Freitag der 13. (1980) war es noch Jasons Mutter, die am Crystal Lake zur Mörderin wurde. Doch erst die Fortsetzung machte ihren Sohn zur Legende. In Freitag der 13. – Jason kehrt zurück taucht der ikonische Killer erstmals maskiert aus den Wäldern auf – und mit ihm ein ganzes Subgenre. Statt eines simplen Whodunit-Krimis bekommt man nun puren Slasher-Horror mit kreativeren Kills, höherem Tempo und nervöser Spannung, die durch Jasons unheimliche Präsenz entsteht. Die Fortsetzung definierte den Stil, den Halloween und Nightmare on Elm Street später perfektionierten – und machte aus Camp Crystal Lake ein Synonym für Teenie-Terror, das bis heute nachhallt.

    10 Cloverfield Lane (2016)

    Während Cloverfield (2008) mit Found-Footage-Ästhetik und Monster-Action experimentierte, verlegte 10 Cloverfield Lane das Grauen in einen engen Bunker. Mary Elizabeth Winstead spielt eine Frau, die nach einem Autounfall bei einem mysteriösen Mann (John Goodman in Hochform) erwacht, der behauptet, draußen sei die Welt untergegangen. Was folgt, ist ein psychologischer Albtraum zwischen Paranoia und Machtspiel. Statt Wackelkamera und CGI setzt Regisseur Dan Trachtenberg auf Intimität, Spannung, Misstrauen und klaustrophobische Stille. Psychothriller statt Monsterhorror. Das Ergebnis ist dichter, präziser und nachhallender als der Vorgänger – perfekt für alle, die Horror lieber im Kopf als in Straßenschluchten erleben und Suspense höher schätzen als Spektakel.

    The Purge: Anarchy (2014)

    The Purge (2013) hatte eine brillante Idee: Eine Nacht im Jahr ist jedes Verbrechen erlaubt. Doch das Original blieb räumlich begrenzt und emotional distanziert. The Purge: Anarchy öffnet diese Welt – hinaus auf die Straßen von Los Angeles, mitten hinein in Chaos, Klassenkampf und Überlebensangst. Frank Grillo wird hier zum moralisch ambivalenten Helden, der ständig zwischen Selbstjustiz und Mitgefühl schwankt. Die Fortsetzung verbindet Action und Gesellschaftskritik, wo der erste Teil noch reine Provokation war. So wird aus einer netten Dystopie ein düsteres Sozialdrama über Gewalt als System – politischer, spannender und überraschend menschlich, ohne die Wucht des Horrors zu vernachlässigen.

    Ouija: Ursprung des Bösen (2016)

    Nach dem blassen Ouija (2014) hatte wohl niemand mehr auf einen zweiten Versuch gehofft – bis Mike Flanagan das Ruder übernahm und dem Stoff neues Leben einhauchte. Der Regisseur von Spuk in Hill House verlegte die Handlung in die 1960er-Jahre und inszenierte mit Ouija: Ursprung des Bösen einen klassischen Gruselfilm voller Atmosphäre. Eine alleinerziehende Mutter und ihre Töchter verdienen ihr Geld mit Fake-Seancen – bis eine davon real wird. Flanagan mischt Stilbewusstsein, Tragik und subtile Schocks zu einem Film, der mehr Gefühl als Effekt ist. Wo das Original noch platt erschreckte, erzeugt die Fortsetzung echtes Unbehagen – und zeigt, wie man aus einer Studiovorlage großes Genrekino mit Herz und Verstand formt.

    Annabelle 2: Creation (2017)

    Der erste Annabelle-Film wirkte wie ein Nebenprodukt des Conjuring-Universums – vorhersehbar und blass. Annabelle 2: Creation hingegen entpuppte sich als eigenständiger, meisterhaft komponierter Geisterfilm. Eine Gruppe Waisenkinder zieht in ein abgelegenes Farmhaus, wo der Tod eines Mädchens und eine verfluchte Puppe zum Ausgangspunkt des Grauens werden. Regisseur David F. Sandberg spielt geschickt mit Licht, Raum und Erwartung, statt billige Schockeffekte abzufeuern. So entsteht ein beklemmender, fast gotischer Horrorfilm, der eher an The Orphanage als an Hollywood-Franchise erinnert – intensiver, emotionaler und weitaus gruseliger als das Original.

    Saw II (2005)

    Saw (2004) faszinierte mit seiner brutalen Minimal-Idee – zwei Männer, eine Kette, eine Säge und ein unmenschliches Spiel. Saw II macht aus dieser Prämisse eine komplette Höllenmaschine. Statt eines Kammerspiels entfaltet sich ein ganzes Gebäude voller Opfer, Fallen und moralischer Prüfungen. Die Fortsetzung ist deutlich brutaler, aber auch besser strukturiert: Sie erweitert Jigsaws Mythologie, verschiebt die Perspektive und stellt erstmals die Frage nach der Ethik hinter dem unvergleichlichen Horror. Damit wird Saw II zu dem, was Cube oder Hostel nie ganz waren – ein intelligentes, perfides Puzzlespiel mit echtem Nervenzusammenbruch-Faktor. Mehr Schmerz, mehr Logik, mehr Atmosphäre – und damit schlicht der bessere Film.

    Aliens – Die Rückkehr (1986)

    Ridley Scotts Alien war purer Terror – James Camerons Aliens ist Überlebenskino auf breiter Bühne. Statt klaustrophobischer Stille gibt es hier militärische Panik, aber auch viel Emotionalität. Sigourney Weaver wächst als Ellen Ripley endgültig zur Ikone: Mutter, Kriegerin, Mensch. Die Beziehung zwischen ihr und dem Waisenkind Newt verleiht dem Film Herz, während der Kampf gegen die Alien-Königin zur Katharsis wird. Der Film erweitert das Universum, ohne seine Seele zu verlieren – er ist lauter, schneller, aber auch berührender. Aliens – Die Rückkehr beweist, dass Spektakel kein Feind von Spannung sein muss. Es ist das seltene Sequel, das die DNA des Originals versteht und daraus etwas Neues erschafft: ein Action-Horror-Drama über Verlust, Mutterschaft und den Preis des Überlebens.

  • Alle „Black Panther“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Alle „Black Panther“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Seit Black Panther im MCU auftauchte, ist er nicht einfach nur ein weiterer Superheldenfilm. Es wurde eher ein echtes, kulturelles Statement. Die Welt von Wakanda ist nicht nur technisch superfortschrittlich, sondern auch vollgepackt mit Geschichte und sieht einfach einzigartig aus. Und die Story? Die erzählt von Macht, Verlust und Verantwortung auf eine Art, die man von Blockbustern so nicht gewohnt ist. Dann kam der Schock: Chadwick Boseman, der Hauptdarsteller, starb plötzlich.

    Das traf nicht nur Marvel, sondern auch alle Fans. Anstatt einfach weiterzumachen, als wäre nichts passiert, hat das Studio die Trauer in die Geschichte eingebaut, was man in den Figuren und im ganzen Ton des Films merkt. Eine Entscheidung, die der Reihe noch mehr Tiefe gibt und ein Statement setzt: Wakanda lebt weiter. Hier findest du alle bisherigen Black Panther-Filme und einen Vorgeschmack auf den dritten Teil.

    1. Black Panther (2018)

    Black Panther kam genau zum Höhepunkt des MCU-Hypes raus und war sofort was Besonderes. Nicht nur wegen der coolen Bilder und des Soundtracks, sondern weil er Themen aufgriff, die man bei Marvel sonst selten sieht: Kolonialismus, Identität und Verantwortung. T’Challa (Chadwick Boseman) kommt zurück in das hochentwickelte und versteckte Königreich Wakanda, nachdem sein Vater gestorben ist. Als neuer König muss er sich jetzt nicht nur gegen Feinde von außen wehren, sondern auch gegen seinen Cousin Killmonger, der eine ganz andere Vorstellung von Gerechtigkeit hat als er. Für Marvel und viele Zuschauer war der Film ein echter Meilenstein: Er zeigte, dass Blockbuster neben Action auch Haltung zeigen können.

    2. Black Panther 2: Wakanda Forever (2022)

    Teil zwei hatte es schwer: Er musste ohne Chadwick Boseman auskommen, der 2020 starb. Wakanda Forever meistert diese Aufgabe allerdings mit viel Respekt und Emotion. Der Film zeigt, wie Wakanda mit Verlust und Bedrohungen umgeht, während neue Figuren und Konflikte in den Vordergrund treten. Die Kombination aus Trauerbewältigung und gewohnt kraftvoller Action macht das Sequel zu einer Fortsetzung, die dem Original in nichts nachsteht. Im Fokus steht Shuri, T’Challas Schwester, die mit seinem Verlust kämpft und plötzlich die Verantwortung für Wakanda übernehmen muss. Dann taucht Namor auf, der Anführer eines geheimen Unterwasserreichs, und bringt neue Probleme mit. Der Film ist visuell stark, emotional echt und ehrlich. Wakanda Forever zeigt, dass das Franchise nicht nur weiterlebt, sondern sich auch weiterentwickelt: Es ist politischer und menschlicher geworden.

    3. Black Panther 3

    Wie es im nächsten Film weitergeht, der voraussichtlich 2028 in die Kinos kommt, ist noch nicht genau bekannt. Inzwischen ist der dritte Teil aber offiziell angekündigt, und auch Regisseur Ryan Coogler und Letitia Wright als Shuri sind wieder mit an Bord. Eine kleine Sensation kommt noch dazu: Superstar Denzel Washington ist neu dabei. Für ihn wurde extra eine neue Rolle geschrieben, was schon für ordentlich Gesprächsstoff sorgte. Ob Shuri wieder im Mittelpunkt steht, ist bisher noch offen. Es gibt außerdem weitere Spekulationen: M’Baku könnte mehr Verantwortung übernehmen, oder T’Challas Sohn Toussaint könnte wichtiger werden. Vielleicht geht’s diesmal weniger ums Königreich an sich, sondern mehr darum, wie Wakanda seinen Platz in der Welt findet: politisch, spirituell oder auch zwischen Tradition und Fortschritt. Vielleicht wird dies nicht einfach nur ein Nachfolger, sondern ein echter Neuanfang.

  • Die 10 schlimmsten Änderungen in Disney Live-Action Remakes: Was Fans enttäuschte

    Die 10 schlimmsten Änderungen in Disney Live-Action Remakes: Was Fans enttäuschte

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Disney hat in den letzten Jahren damit begonnen, seine klassischen Zeichentrickfilme in Live-Action-Versionen neu zu erzählen. Während einige dieser Remakes zu echten Erfolgen wurden und die Magie der Originale wunderbar einfangen konnten, hagelte es bei anderen ordentlich Kritik.

    Einige Anpassungen und Änderungen der Charaktere und Dramaturgie sorgten für Diskussionen und ließen vor allem hartgesottene Fans unzufrieden zurück. Ob es darum geht, wie Charaktere dargestellt wurden, welche Szenen weggelassen wurden oder wie man mit den Erwartungen der Fans umging - einige Entscheidungen von Disney kamen gar nicht gut an. In dieser Liste werfen wir einen Blick auf die 10 schlimmsten Änderungen in den Disney Live-Action Remakes, darunter auch die umstrittenen Anpassungen in der neusten Produktion „Lilo & Stitch“. Wenn du dir selbst ein Bild machen möchtest: Natürlich erfährst du mit JustWatch, wo du alle Filme streamen kannst.

    1. Lilo & Stitch (2025)

    Die Neuverfilmung von Lilo & Stitch brachte 2025 einigen Gesprächsstoff. Unter anderem verantwortlich für die Spaltung der Fan-Meinungen: Die Entscheidung, Stitch als CGI-Figurstatt in klassischem Zeichentricklook darzustellen. Im Original ist unser Stitch der durchgeknallte, aber irgendwie liebenswerte kleine Alien, der einen großen Teil von Lilos emotionaler Reise ausmacht. In der neuen Version wird er jedoch deutlich realistischer dargestellt und dadurch auch weniger verspielt und charmant. Für viele Fans fühlte sich das wie ein Bruch mit dem besonderen Flair des Originals an. Noch ein weiterer Kritikpunkt verschafft Lilo & Stitch jedoch einen Platz in dieser Liste: das Ende. Das wurde nämlich einfach umgeschrieben und stellt das ursprüngliche hawaiianische “Ohana”-Motto infrage. Ein Großteil der Fans machte das besonders wütend, sie beklagten eine fehlende Sensibilität gegenüber dem Original und der hawaiianischen Kultur und Geschichte.

    2. Der König der Löwen (2019)

    Das „Live-Action“-Remake von Der König der Löwen sorgte für eine der umstrittensten Änderungen aller Disney-Neuinterpretationen: die Entscheidung, den Film mit realistischeren Tieren zu animieren. Während die Animation durchaus atemberaubend war und die Tiere unglaublich realistisch wirkten, fehlte es dem Film oft an der Emotionalität und dem Ausdruck, den die Original-2D-Tiere vermittelten. Besonders die ikonischen Szenen (z.B. der tragische Moment von Musafas Tod), kamen nicht so emotional rüber, weil die viel realistischeren Tiere einfach nicht in der Lage waren, dieselbe Tiefe an Emotionen zu zeigen und damit alle Zuschauer tief zu bewegen. Diese Entscheidung, auf Hyperrealismus statt auf das expressive Animationsdesign zu setzen, wurde dem Zauber des Originals immer wieder zum Verhängnis.

    3. Mulan (2020)

    Das Remake von Mulan ist ein weiteres Beispiel dafür, wie man einen Klassiker mit einer großen Portion Dramatik und dafür weniger Spaß erneuert. Anstatt auf die humorvollen Elemente und die Musik des Originals zurückzugreifen, wurde das Remake zu einem düsteren und eher dramatischen Film, der die traditionelle Geschichte von Mulan erzählte, aber mit weniger Fantasie und Magie. Besonders die Abwesenheit des legendären Songs „I’ll Make a Man Out of You“ sorgte für Unverständnis und Empörung: Plötzlich war das Herzstück des Originals verschwunden. Auch die Entscheidung, den Drachen Mushu zu streichen, war für viele Fans ein weiterer Kritikpunkt, schließlich spielte dieser Charakter eine wichtige Rolle in der charmanten Dynamik des Originals.

    4. Die Schöne und das Biest (2017)

    Das Remake von Die Schöne und das Biest brachte uns Emma Watson als Belle und eine neue, modernisierte Version des klassischen Märchens. Eine der größten Änderungen war allerdings die Einführung von „neuen“ Songs und einer vertieften Hintergrundgeschichte für das Biest. Was nicht an sich eine schlechte Idee war, wurde für vielen Fans zum Ärgernis. Sie empfanden die neuen Lieder als unnötig und nicht ganz so eingängig wie die legendären Original-Songs. Besonders das zusätzliche Lied „Evermore“, das vom Biest gesungen wird, wurde oft als unnötige Länge empfunden. Während die Visuals des Films wirklich beeindruckend waren und fantastisch ankamen, hinterließen einige Änderungen bei den Fans einen bitteren Nachgeschmack.

    5. Aladdin (2019)

    In Aladdin wird Will Smith zum fliegenden Dschinn - eine Wahl, die nicht nur viele Fans spaltete, sondern auch große Veränderungen zur Originalversion mit sich brachte. Der Dschinn, der in der Animationsversion eine Mischung aus Humor und Weisheit war, wurde in der Live-Action-Version zu einem eher popkulturellen Charakter, der mit vielen modernen Anspielungen und einem Rap-Element ausgestattet wurde. Auch die Verhältnisse zwischen Aladdin und Jasmine wurden ordentlich modernisiert, was auf der einen Seite zwar eine willkommene Veränderung war, jedoch auch immer die Frage aufwarf: Warum ändert man klassische und charmante Teile des Originals ab? Die neue Version war zwar durchaus unterhaltsam, die unverwechselbare Magie des Originals ging jedoch laut Fans und Kritikern teilweise verloren.

    6. Dumbo (2019)

    Tim Burtons Neuauflage von Dumbo war visuell durchaus beeindruckend, doch die Änderungen an der Geschichte gingen vielen viel zu weit. Anstatt das einfache und herzerwärmende und sympathische Märchen über den kleinen, fliegenden Elefanten zu erzählen, wurde die Geschichte mit einer modernen und düsteren Wendung versehen. Der Fokus auf die menschlichen Charaktere der Geschichte, insbesondere auf den Unternehmer V.A. Vandevere, schien den Charme des Originals zu ersetzen. Die Tiere, die einst die wahren Stars der Geschichte waren, rutschten in den Hintergrund, was viele als eine unnötigeVeränderung empfanden. Die Entscheidung, Dumbo nicht einfach als den Hauptcharakter agieren zu lassen, sondern ihn in einem komplexeren Szenario zu verankern, stieß ebenfallsauf wenig Begeisterung.

    7. Maleficent - Die dunkle Fee (2014)

    In Maleficent bekommt die böse Fee aus „Dornröschen“ eine ganz neue Wendung, die viele Fans der klassischen Märchen eher verwirrte. Anstatt Maleficent einfach als die böse, fluchende Fee zu zeigen, wird sie von Angelina Jolie zur tragischen Heldin mit einer tiefen Hintergrundgeschichte. Diese Entscheidung, dem Charakter mehr Tiefe zu verleihen, sorgte bei vielen für Überraschung, da sie im Original als pure Antagonistin einfach perfekt funktionierte. Die Erklärungen und die Charakterentwicklung waren zweifellos spannend, aber sie änderten die gewohnte Erzählweise des Märchens von der bösen Hexe, die den Fluch über Aurora legt, zu einer vielschichtigen, fast „guten“ Figur. Für einige Zuschauer war das eine erfrischende Erweiterung der Geschichte, für andere jedoch der Beginn einer unnötigen Umdeutung der klassischen Disney-Märchen.

    8. Alice im Wunderland (2010)

    Tim Burtons Alice im Wunderland brachte viele visuelle Überraschungen, aber auch eine gehörige Portion Veränderung. Die größte war wohl die Entscheidung, Alice nicht als ein junges Mädchen, das in eine Fantasiewelt stolpert, darzustellen, sondern als eine bereits erwachsene Frau, die „wieder“ ins Wunderland zurückkehrt. Der Film fügte eine völlig neue Handlungsebene hinzu, bei der Alice nicht nur versucht, Wunderland zu retten, sondern außerdem eine Art „Heldin“ wird, die gegen die böse Rote Königin kämpft. Während der Film optisch beeindruckend war, gingen viele Fans die Änderungen viel zu weit und beschwerten sich über die fehlende Magie aus Alices erster Reise.

    9. Cinderella (2015)

    In der Live-Action-Version von Cinderella wurde die berühmte Szene, in der die gute Fee ihr in ein zauberhaftes Kleid zaubert, ein bisschen aufgemotzt - und nicht nur die. Der Film fügte gleich eine ganze Menge neuer Zutaten hinzu, wie etwa die Hintergrundgeschichte der bösen Stiefmutter und eine tiefere Betrachtung von Cinderellas Verhältnis zu ihrer Familie. Während die klassischen Elemente natürlich erhalten blieben, fühlte sich das Ganze für die Fans irgendwie nicht mehr ganz so magisch an. Die neuen Handlungsstränge brachten ein bisschen mehr Tiefe, aber gleichzeitig auch eine Menge Erklärungen, bei denen Das Märchenflair immer mehr verloren ging. Am Ende blieb irgendwie weniger vom funkelnden Zauber übrig, den das Original so einzigartig machte.

    10. Arielle, die Meerjungfrau (2023)

    Die Live-Action-Variante von Arielle, die Meerjungfrau brachte den Klassiker „Arielle“ mit Halle Bailey in der Hauptrolle zurück auf die Leinwand - aber nicht jeder war begeistert. Die Entscheidung, den Klassiker mit moderneren Songs und einer realistischeren Unterwasserwelt umzusetzen, machte nicht unbedingt jeden Fan happy. Arielles Darstellung durch Bailey wurde zwar gefeiert, aber die CGI-Welt und die neuen musikalischen Akzente kamen nicht überall gut an. Und die böse Ursula? Die bekam eine neue Richtung, die für einigen Gesprächsstoff sorgte. Trotz all dieser Unterschiede war der Film jedoch ein Erfolg und brachte frischen Wind in das bekannte Märchen.

  • 8 Zeitreise-Serien, die du nach “Outlander” sehen musst

    8 Zeitreise-Serien, die du nach “Outlander” sehen musst

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Outlander hat nicht nur Historienfans begeistert, sondern ein eigenes Genre zwischen Zeitreisedrama, epischer Romantik und Abenteuerserie geprägt. Die Geschichte rund um Claire und Jamie Fraser fesselt mit großen Gefühlen, schicksalhaften Wendungen und einem Setting, das schöner kaum sein könnte. 

    Doch was tun, wenn nach sieben Staffeln alle Highland-Tränen geweint sind? Gute Nachrichten: Staffel 8 ist unterwegs – und mit Blood of My Blood ist ein vielversprechendes Spin-off am Start. 

    Aber es gibt weitere spannende Alternativen und deshalb präsentieren wir dir Klassiker und Geheimtipps, die wie Outlander mit Zeitreisen spielen – und dabei mal romantisch, mal dramatisch, mal mysteriös, aber immer unterhaltsam sind.

    Blood of My Blood (2025)

    Outlander-Fans, die wissen möchten, wie alles begann, kommt um Blood of My Blood nicht herum. Das Prequel erzählt die Liebesgeschichten der Eltern von Claire und Jamie – und das in zwei verschiedenen Zeitlinien. Wir erleben große Gefühle vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs in Schottland und zugleich einen Blick in Claires Herkunft. Die Serie knüpft stilistisch und atmosphärisch direkt an das Original an: wieder stehen epische Romanzen, tragische Verwicklungen und historische Umbrüche im Mittelpunkt. Visuell und atmosphärisch bleibt alles vertraut, denn Showrunner Matthew B. Roberts hat auch hier die Finger im Spiel. Und während The Time Traveler’s Wife den Faktor Zeit als Prüfstein der Liebe nutzt, erzählt Blood of My Blood von ihren Ursprüngen – und verspricht damit, Herz und Mythos der Saga neu zu entfachen.

    Timeless (2016)

    Wenn du Outlander vor allem wegen der Zeitreise-Aspekte geliebt hast, ist Timeless genau dein Ding. Statt Highlands und Kilts erwarten dich hier Bonnie & Clyde, Abraham Lincoln und Elvis Presley – denn ein Team aus Historikerin, Soldat und Wissenschaftler springt durch die US-Geschichte, um einen fiesen Geheimbund zu stoppen. Klingt abgedreht? Ist es auch – aber Fans und Kritiker sind gleichermaßen angetan. Neben den spannenden Zeitsprüngen überzeugt die Serie vor allem durch starke emotionale Verbindungen zwischen den Figuren. Wie bei The Flash geht es um Menschen, die buchstäblich Geschichte erleben – und sich darin verlieren. Romantische Spannungen, große Opfer, moralische Dilemmata – Timeless liefert alles, was Outlander-Fans lieben. Und das Ganze in einem modernen Setting mit jeder Menge Style, Tempo und überraschend viel Charme.

    12 Monkeys (2015)

    Zugegeben, 12 Monkeys ist düsterer und deutlich mehr Sci-Fi als Outlander. Aber wer bereit ist, sich auf eine komplexe, intensive Geschichte mit viel Drama und emotionalem Gewicht einzulassen, wird hier definitiv fündig. Im Zentrum steht James Cole, der durch die Zeit reist, um eine globale Pandemie zu verhindern – begleitet von der brillanten Virologin Cassandra Railly. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tragische, spannungsgeladene Beziehung, die sich konsequent über mehrere Staffeln entfaltet. Ihre Chemie ist das emotionale Rückgrat der Serie, trotz aller apokalyptischer Gefahren, mit denen James und Cassandra konfrontiert werden. Wer die melancholische Romantik von The Time Traveler’s Wife mochte, aber mehr erzählerische Komplexität sucht, sollte hier unbedingt eintauchen und sich auch das viel diskutierte Serienfinale nicht entgehen lassen.

    Doctor Who (2005)

    Doctor Who ist ein Klassiker – und doch nie altmodisch. Die britische Kultserie erzählt seit Jahrzehnten von einem mysteriösen „Doctor“, der mit der TARDIS durch Raum und Zeit reist. Klingt nach Sci-Fi? Ist es auch – aber eben auch voller Gefühl, Menschlichkeit und bittersüßer Abschiede. Gerade für Outlander-Fans ist interessant, wie sehr die Serie mit romantischer Sehnsucht spielt, ohne zu sehr ins Kitschige zu kippen. Die wechselnden Begleiter:innen des Doctors sorgen für emotionale Tiefe, und manche Beziehung lässt selbst Jamie und Claire blass aussehen. Wer keine Angst vor Zeitparadoxen, Aliens und ein bisschen Irrsinn hat, findet hier eine Serie, die das Herz und den Verstand auf Reisen schickt.

    Lost (2004)

    Zeitreise? Nur ein Element in einem der größten TV-Phänomene dieses Jahrtausends. Lost beginnt als Survival-Serie auf einer mysteriösen Insel, entwickelt sich aber schnell zu einem komplexen Puzzle mit Sci-Fi-Elementen – darunter auch Zeitsprünge. Doch was bleibt, sind die Figuren: intensiv gezeichnet, gebrochen, romantisch und manchmal tragisch verbunden. Die Liebesgeschichten – von Jack und Kate bis zu Sun und Jin – sind das emotionale Zentrum der Serie und funktionieren unabhängig vom Mystery-Rahmen. Wie bei Outlander ist vieles schicksalhaft, bittersüß und zutiefst menschlich. Und während 12 Monkeys das Thema Zeitreise eher rational angeht, sind die Zeitsprünge in Lost nur einer von vielen Bausteinen, um existenzielle Fragen zu stellen. Auch wenn das Finale die Gemüter spaltet: Lost ist eine Erfahrung, die man nicht vergisst – und für Fans emotionaler Stoffe absolut lohnenswert. 

    The Flash (2014)

    Du willst Zeitreise, Romantik und ein bisschen Superhelden-Charme? The Flash liefert genau das – und zwar überraschend einfühlsam. Barry Allen ist nicht nur der schnellste Mann der Welt, sondern auch ein Romantiker, wie er im Buche steht. Seine Beziehung zu Iris West ist das emotionale Herzstück der Serie, und selbst in den wildesten Zeitreise-Twists verliert die Serie nie ihre Menschlichkeit. The Flash erzählt von Verlust, Hoffnung, Freundschaft – und davon, wie es ist, immer wieder Entscheidungen über Zeit und Schicksal zu treffen. Im Vergleich zu Timeless ist The Flash verspielter und bunter, aber emotional nicht weniger aufrichtig. Für alle, die Romantik und Action in gleichem Maß mögen, ist dies die leichtfüßige, moderne Alternative mit Superkräften und großen Gefühlen.

    The Time Traveler’s Wife (2022)

    Diese Miniserie basiert auf dem gleichnamigen Roman – und ja, es gab auch einen Film, aber die Serienfassung ist um einiges komplexer, mutiger und emotionaler. Henry leidet unter einer genetischen Anomalie, die ihn unkontrolliert durch die Zeit reisen lässt. Clare liebt ihn trotzdem – und genau das macht ihre Beziehung so intensiv, berührend und tragisch. The Time Traveler’s Wife behandelt große Themen wie Vertrauen, Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach Kontrolle über das eigene Leben. Wer bei Outlander von Claires und Jamies Liebe über Epochen hinweg mitgefiebert hat, wird auch hier sofort am Bildschirm kleben. Und im Gegensatz zu 12 Monkeys, wo Zeitreisen die Mission antreiben, wirkt das Phänomen hier wie ein Fluch – etwas, das Menschen verbindet und zugleich unüberwindbar trennt.

    Paper Girls (2022)

    Vier Mädchen aus den 1980ern landen nach einer Zeitreise in einer dystopischen Zukunft – klingt nach Stranger Things mit Girlie-Twist, ist aber viel mehr. Paper Girls basiert auf einem gefeierten Comic und bringt Coming-of-Age, Sci-Fi und emotionale Tiefe auf den Punkt. Was die Serie besonders macht, sind die Freundschaften: Die Mädchen treffen auf ihre älteren Ichs, müssen sich mit der eigenen Zukunft auseinandersetzen – und mit dem Gefühl, dass nicht alles so laufen wird, wie man es sich als Teenager ausmalt. Leider wurde die Serie nach einer Staffel abgesetzt, trotz guter Kritiken und viel Zuschauerlob. Wie Lost oder Doctor Who nutzt auch Paper Girls Zeitreisen, um über Selbstbestimmung, Reue und den Mut zu sprechen, das eigene Schicksal zu gestalten.

  • Die verstörendsten Animes – garantiert nichts für Kinder!

    Die verstörendsten Animes – garantiert nichts für Kinder!

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Anime ist längst kein Synonym mehr für niedliche Monster und Teenagerdramen und diese Filme beweisen, dass gezeichnete Bilder oft schonungsloser sind als jede Realverfilmung. Die Tragödie der Belladonna zeigt, wie sich Unterdrückung in sexuelle Raserei verwandelt, Perfect Blue zersetzt den Ruhm einer Sängerin in paranoiden Terror, und The End of Evangelion bringt buchstäblich das Ende der Welt.

     Und dann kommt Urotsukidōji – Legend of the Overfiend und durchbricht auch noch die letzte moralische Grenze. Zwischen ihnen bewegen sich Vampire Hunter D mit gotischer Romantik und Seoul Station mit sozialem Nihilismus. Jeder dieser Filme lotet auf eigene Weise aus, wie weit menschlicher Schmerz, Wahn und Lust visuell getrieben werden können. Während Ü16-Animes wie Fist of the North Star oder Ninja Scroll vor allem durch explizite Gewalt auffallen, dringen diese Werke tiefer – sie gehen wirklich unter die Haut und zeichnen ein Panorama des Abgrunds: verstörend, poetisch, kompromisslos. Kurzum: Diese Liste ist nichts für Zartbesaitete, sondern für alle, die verstehen wollen, wie grausam schön Animation sein kann.

    Die Tragödie der Belladonna (1973)

    Eiichi Yamamotos Die Tragödie der Belladonna ist ein satanisches Märchen über Macht, Missbrauch und weibliche Rebellion – und wirkt im Vergleich zu Perfect Blue fast wie ein archaischer Ursprung des feministischen Horrors. Wo Satoshi Kon den Zerfall des Selbst im grellen Scheinwerferlicht zeigt, lässt Yamamoto seine Heldin in Aquarellen erblühen und verfaulen. Seine Bilder sind von einer unverschämten Sinnlichkeit, die an The End of Evangelion erinnert, wenn Körper zu Symbolen der Apokalypse werden. Urotsukidōji treibt dieses Prinzip Jahre später ins Obszöne. Belladonna ist weniger Erzählung als Vision, eine Orgie aus Farbe, Schmerz und Befreiung. Wer die poetische Wucht dieses Films aushält, versteht, warum Anime den Horror tiefer treiben kann als jede Kamera.

    Vampire Hunter D: Bloodlust (2000)

    Vampire Hunter D: Bloodlustverwandelt den klassischen Vampirmythos in ein düster-romantisches Endzeitdrama, das visuell irgendwo zwischen Die Tragödie der Belladonna und The End of Evangelion liegt. Regisseur Toyoo Ashida lässt seine postapokalyptische Welt in gotischem Glanz verrotten und erzählt eine melancholische Geschichte von Erlösung und Verdammnis. Während Perfect Blue das Grauen in der Psyche sucht, badet Vampire Hunter D im Blut der Sehnsucht. D, halb Mensch, halb Vampir, ist ein tragischer Held, gefangen zwischen Leben und Tod – so verloren wie Shinji Ikari in The End of Evangelion. Beide kämpfen eigentlich nicht gegen Monster, sondern gegen sich selbst. Vampire Hunter D verwandelt diesen inneren Konflikt in ein visuelles Epos, in dem Schönheit und Vergänglichkeit untrennbar sind.

    Perfect Blue (1998)

    Im Spektrum zwischen körperlichem und seelischem Horror steht Satoshi Kons Perfect Blue an der psychologischen Spitze. Der Film zeigt, wie Ruhm zur Krankheit wird und Identität zur tödlichen Illusion. Während Die Tragödie der Belladonna den Körper entfesselt und The End of Evangelion die Seele sprengt, zersetzt Perfect Blue die Wahrnehmung selbst. Mima, einst Pop-Sternchen, nun Schauspielerin, verliert sich im Blick ihrer Fans – das Monster ist die Sucht nach Aufmerksamkeit. Wie Seoul Station entlarvt der Film eine Gesellschaft, die ihre Opfer selbst produziert, doch Satoshi Kons Vision bleibt leiser, präziser, perfider. Perfect Blue ist der Albtraum der Moderne, das Gegenstück zu Urotsukidōji: weniger Fleisch, mehr Seele – und genau deshalb schwerer zu vergessen.

    Seoul Station (2016)

    Yeon Sang-hos Seoul Station ist ein urbaner Albtraum, in dem die Apokalypse nüchterner aussieht als je zuvor. Im Gegensatz zu Vampire Hunter D gibt es hier keine Helden, keine Romantik, nur Überleben im Schmutz. Die Zombies sind austauschbar – die wahre Seuche sind Armut und Gleichgültigkeit. Wie Perfect Blue untersucht der Film, was passiert, wenn Menschen zu Objekten werden, nur dass Sang-ho die Kamera nicht auf das Individuum richtet, sondern auf das Kollektiv. Die Tragödie der Belladonna war religiös, Urotsukidōji pornografisch, Seoul Station ist politisch – aber alle drei teilen denselben Pessimismus. Hier stirbt nicht nur der Mensch, sondern jede Illusion von Menschlichkeit.

    Neon Genesis Evangelion: The End of Evangelion (1997)

    Hideaki Annos The End of Evangelion ist der Zusammenbruch des Selbst in göttlicher Größenordnung. Wie Perfect Blue erzählt er vom Verlust der Identität, wie Die Tragödie der Belladonna von der Sünde als Schöpfungsakt, und wie Urotsukidōji von der Verschmelzung von Fleisch und Chaos. Doch Annos Werk geht weiter: Es beendet die Welt. Der Film ist Apokalypse als Therapie, ein Bilderrausch, in dem Menschheit und Hoffnung gleichzeitig implodieren. Während Seoul Station den Zerfall der Gesellschaft seziert und Vampire Hunter D den inneren Kampf seiner Figuren betont, macht Evangelion aus beidem den Untergang der Welt. Kein anderer Anime hat Zerstörung so schön aussehen lassen – und so endgültig.

    Urotsukidōji – Legend of the Overfiend (1989)

    Urotsukidōji – Legend of the Overfiend ist der Punkt, an dem Tabu und Faszination kollidieren. Was Perfect Blue psychologisch andeutet, zeigt dieser Film physisch: die Entfesselung des Begehrens, das in Zerstörung umschlägt. Im Vergleich zu Die Tragödie der Belladonna fehlt hier jede Symbolik – der Horror ist direkt, schmutzig, vulgär. Dennoch teilen beide dieselbe Vision: den menschlichen Körper als Schauplatz des Göttlichen und Abgründigen. Urotsukidōji ist kein Film für schwache Nerven, sondern ein Manifest des Exzesses, das The End of Evangelion’s metaphysischen Wahn in fleischliche Form gießt. Er ist berüchtigt, verstörend, aber unverzichtbar, wenn man verstehen will, wie weit erwachsene Animes gehen können.

  • Leprechaun-Filme in der richtigen Reihenfolge – und worum es in jedem Teil geht

    Leprechaun-Filme in der richtigen Reihenfolge – und worum es in jedem Teil geht

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Grüner Zylinder, Goldtopf und ein Hang zu makabrem Humor: Der Leprechaun ist nicht nur ein Kobold aus der irischen Mythologie – sondern auch der Star eines der bizarrsten Horror-Franchises aller Zeiten. 

    Seit 1993 meuchelt sich die kultige Horrorfigur quer durch den amerikanischen Traum und macht sogar einen (no pun intended) Abstecher ins Weltall. Dabei changiert die Reihe mühelos zwischen Slasher, schwarzer Komödie und satirischem Trash – oft mit bewusst schlechtem Geschmack, aber ebenso viel Kultpotenzial.

    In acht Filmen wurde der kleine, mordende Kobold zur beliebten Horror-Ikone, deren Reim-Sprüche genauso berüchtigt sind wie seine blutigen Racheakte. In dieser Liste stellen wir dir alle Teile der Reihe in der richtigen Reihenfolge vor.

    Leprechaun - Der Killerkobold (1993)

    Leprechaun (1993) ist die Geburt einer Kultfigur und ein Paradebeispiel für das, was das Franchise ausmacht: absurder Humor, kreative Kills und eine Prämisse, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Der kleine Kobold metzelt sich in diesem ersten Teil durch ein abgelegenes Haus – mal mit Reimen, mal mit Flüchen, mal mit selbstgebastelten Fallen. Dabei steht sein gestohlenes Gold im Zentrum. Der Film bietet eine Mischung aus Slapstick, Gewalt und Märchenästhetik. Jennifer Aniston gibt hier ihr Debüt, was dem Film rückblickend Kultstatus verleiht. Zwar ist vieles trashig inszeniert, aber genau das macht den Reiz aus. Späteren Teilen wie Leprechaun 2 oder Leprechaun Returns diente er als Blaupause: wenig Logik, viel Spaß und maximaler Kultfaktor. Wer auf 90er-Jahre-Horror mit schrägem Ton steht, wird hier definitiv fündig.

    Leprechaun 2: Der Killerkobold kehrt zurück (1994)

    Leprechaun 2 (1994) verlegt das Geschehen nach Los Angeles und bringt neue Elemente ins Spiel: Der Kobold will heiraten – und sucht sich ausgerechnet eine Nachfahrin seiner alten Peiniger aus. Zwischen urbanem Chaos, Touristenfallen und makabren Hochzeitsszenarien entfaltet sich ein noch blutigeres Gemetzel. Die Kills sind kreativer, der Humor schwärzer, die Sprüche der Titelfigur noch bissiger. Warwick Davis überzeugt erneut mit sichtbarem Spaß an der Rolle. Auch wenn die Story hanebüchen und etwas holprig wirkt, punktet der Film durch Tempo, Skurrilität und eine gewisse Derbheit, die Fans zu schätzen wissen. Kein anspruchsvoller Klassiker, aber ein unterhaltsamer Beitrag zum wachsenden Trash-Kanon des Kobolds. Und wer ihn in Hochform erleben will, bevor es in Teil 3 und 4 völlig eskaliert, ist hier goldrichtig.

    Leprechaun 3 - Tödliches Spiel in Las Vegas (1995)

    Willkommen in Las Vegas – dem perfekten Ort für Gier, Betrug und todbringende Kobolde. In Leprechaun 3 (1995) findet sich der mörderische Mini-Protagonist im grellen Las Vegas wieder und entfesselt dort sein mörderisches Chaos, als hätte er sich James Bonds Lizenz zum Töten ausgeliehen. Ob Showgirls, Zocker oder Magier – niemand ist sicher vor seinem Rachedurst. Besonders gelungen ist der satirische Blick auf die Sucht nach Reichtum, der mit absurden Metamorphosen und grotesken Todesarten untermalt wird. Im Gegensatz zu Leprechaun 2 nimmt sich dieser Film gar nicht mehr ernst – und legt damit die Grundlage für den völligen Trash-Wahnsinn von Leprechaun 4: In Space. Trotz seines kleinen Budgets wurde er der erfolgreichste Direct-to-Video-Film des Jahres – und ist heute ein absoluter Kultfavorit unter Genrefans.

    Leprechaun 4: In Space (1997)

    Was macht man, wenn man als Franchise alles ausprobiert hat? Genau: Man fliegt ins All. Leprechaun 4 (1997) spielt auf einem fremden Planeten, wo der Kobold sich als galaktischer Tyrann versucht – inklusive Alien-Prinzen, mutierten Cyborgs und Laserschwerten. Die Handlung ist so absurd, dass sie fast schon wieder Sinn ergibt – also zumindest irgendwie. Wer Leprechaun 3 noch halbwegs nachvollziehbar fand, erlebt hier den endgültigen Kontrollverlust. Trashiger als dieser Film wird es kaum: billige Sets, groteske Make-up-Effekte und Dialoge zum Augenrollen. Aber genau deshalb funktioniert er – als selbstironisches Spektakel voller gestörter Ideen und Geschmacksverirrungen. Kurzum: Ein abgedrehter Trip ins interstellare Nonsens-Kino – meilenweit entfernt von intelligent, aber dafür unvergleichlich.

    Leprechaun 5 - In the Hood (2000)

    Mit dem fünften Teil wagt sich das Franchise auf ungewöhnliches Terrain: die Hip-Hop-Kultur der Jahrtausendwende. Drei Nachwuchsrapper stehlen dem Leprechaun sein Gold – ein dummer Fehler, den sie bald bitter bereuen. Leprechaun in the Hood (2000) mischt Slasher, Blaxploitation und Comedy mit Weed-Jokes und Rap-Performances. Der Film ist voller politisch unkorrekter Gags, stellt sich aber gleichzeitig als Kommentar auf Konsum, Armut und künstlerischen Ausverkauf dar. Besonders kurios: Der Leprechaun rappt selbst – mit überraschend viel Flow. Nach dem interstellaren Irrsinn von In Space wirkt In the Hood fast bodenständig – aber ähnlich bescheuert. Für viele Fans ist dieser Teil der unangefochtene Kult-Höhepunkt der Reihe. Wer offen für Genre-Crossover ist, sollte ihn unbedingt gesehen haben. Dasselbe gilt natürlich für die ähnlich durchgeknallte, aber nicht ganz so gelungene Fortsetzung.

    Leprechaun 6 - Back 2 tha Hood (2003)

    Es geht zurück in die Hood – aber mit deutlich weniger Biss als im Vorgänger. Back 2 tha Hood (2003) setzt erneut auf urbane Settings und popkulturelle Referenzen, wirkt dabei aber weniger inspiriert als der Vorgänger In the Hood.  Zwar sind einige Kills herrlich übertrieben und die Effekte handgemacht charmant, doch Story und Figuren wirken einfach eine Spur blasser. Die Ironie und Frechheit des Vorgängers fehlen hier weitgehend. Trotzdem: Der Film bietet soliden Splatter, absurde Dialoge und ein paar erinnerungswürdige Szenen. Klar, er gehört nicht zu den Highlights der Reihe – aber für eingefleischte Fans gilt: Lieber ein mittelmäßiger Leprechaun-Film als gar keiner. 

    Leprechaun: Origins (2014) 

    Mit Origins (2014) wagt das Franchise über zehn Jahre nach Back 2 tha Hood einen drastischen Neustart – düster, ernst, realistisch. Der Kobold ist hier kein witziger Sprücheklopfer mehr, sondern ein stummes, gnadenloses Monster. Die Optik erinnert an klassische Creature Features, das Setting spielt in einem irischen Dorf voller Geheimnisse. Trotz atmosphärischer Grundidee leidet der Film etwas unter schwacher Figurenzeichnung und generischen Horrorelementen. Fans der alten Reihe vermissen den Humor und Warwick Davis schmerzlich. Im Vergleich zum vier Jahre später folgenden Leprechaun Returns ein missglückter Neuanfang – interessant, aber seelenlos. Als Standalone-Horrorfilm funktioniert er durchaus – als Teil der Reihe wirkt er eher wie ein Fremdkörper.

    Leprechaun Returns (2018)

    Das von vielen Fans als enttäuschend empfundene Reboot veranlasste die Macher von Leprechaun Returns (2018) dazu, zur altbewährten Erfolgsformel zurückzukehren – mit überraschend solidem Ergebnis. Der Film versteht sich als direkte Fortsetzung des Originals von 1993 und knüpft tonal wie stilistisch genau dort an. Mit einem neuen Darsteller in der Titelrolle, viel Practical Effects und reichlich schwarzem Humor bietet der Film genau das, was Fans lieben: absurde Gewalt, ironische Sprüche und einen respektlosen Umgang mit Genre-Konventionen. Im Vergleich zu Origins wirkt dieser Film wie eine Wiedergutmachung: weniger Horror, mehr Spaß. Die weibliche Hauptfigur ist übrigens die Tochter von Anistons Figur aus Teil 1, was bei Fans zusätzlich Nostalgie erzeugt. Ein gelungenes Revival mit Augenzwinkern und Blutfontänen.

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