Was Invincible für die Animationswelt war, ist The Boys für das Superheldengenre in Live-Action: ein kompromissloser, brutaler Blick hinter die Maske. Während das MCU auf polierte Helden und große Schlachten setzt, erzählt dieses Amazon-Franchise von Machtmissbrauch, Narzissmus und perfidem Marketing.
Statt Hoffnung gibt es Korruption, statt Vorbilder Antihelden. Doch wer glaubt, The Boys sei nur Provokation, unterschätzt die erzählerische Tiefe - besonders dann, wenn Spin-offs und Animationsableger klug in die Chronologie eingebettet sind. Anders als bei Marvel oder Star Wars ist die Reihenfolge hier überschaubar, aber umso wichtiger: Denn wer etwa Generation V zu früh schaut, versteht zentrale Twists der Hauptserie nicht. Damit alles sitzt, kommt hier die empfohlene Reihenfolge, die zeigt, wie sich das Universum von Staffel zu Staffel weiter zuspitzt.
1. The Boys: Diabolical (2022)
Die animierte Serie ist auf den ersten Blick eine schräge Entscheidung, aber The Boys: Diabolical funktioniert hervorragend als Einstieg in diese verdrehte Welt. Die Anthologie-Serie wechselt zwischen Albernheit, Brutalität und überraschender Melancholie und spiegelt damit viele Facetten des Universums, ohne eine durchgehende Handlung zu erzählen. Nur Episode 8 („One Plus One Equals Two“) ist wirklich kanonisch und beleuchtet Homelander vor den Ereignissen der Hauptserie - ein spannender Einblick, der für Kenner von The Boys ein Zusatz und für Neueinsteiger ein Vorgeschmack ist. Was hier besonders auffällt: Der Mut zur stilistischen Freiheit. Ob Cartoonlook, Anime-Stil oder klassische TV-Optik - jede Episode lebt in ihrem eigenen Rhythmus. Im Vergleich zur Hauptserie wirkt Diabolical spielerischer, aber nicht weniger bitter. Gerade wenn du noch keine Folge von The Boys gesehen hast, bekommst du hier ein Gefühl für Ton, Moral und Fallhöhe dieser Welt.
2. The Boys – Staffel 1 (2019)
Der Auftakt von The Boys ist ein wütender Schlag in die Magengrube des Superhelden-Genres. Während Marvel und DC ihre Helden als moralische Ikonen inszenieren, reißt diese Serie die glänzende Fassade brutal ein. Statt edler Retter bekommst du hier korrupte Machtmenschen mit PR-Teams, Drogenproblemen und mörderischen Geheimnissen. Gerade deshalb trifft Staffel 1 einen Nerv: Sie fühlt sich an wie eine bitterböse Antwort auf das allzu saubere Heldentum, das über Jahre dominiert hat. Die Welt von The Boys ist zynisch, dreckig und überraschend aktuell: eine gnadenlose Abrechnung mit Medien, Kapitalismus und Celebrity-Kultur. Im Vergleich zu späteren Staffeln wirkt die erste Staffel fast kompakt, aber gerade das macht ihren Reiz aus. Sie setzt klare Akzente, lässt keine Figur aus dem Blick und schafft es, trotz aller Härte echtes Mitgefühl zu erzeugen.
3. The Boys – Staffel 2 (2020)
Mit Staffel 2 schraubt The Boys die Eskalation deutlich nach oben, sowohl inhaltlich als auch visuell. Die gesellschaftlichen Bezüge werden schärfer, der Ton düsterer und die Gewalt expliziter. Besonders mit der Figur Stormfront trifft die Serie einen neuen Nerv. Hier verschwimmt endgültig die Grenze zwischen Unterhaltung und Zeitdiagnose: The Boys wird politischer, ohne belehrend zu sein. Wo Staffel 1 noch aufrüttelte, will Staffel 2 entlarven, und tut das mit bitterem Sarkasmus. Jetzt kämpft Hughie nicht mehr nur gegen das System, sondern auch mit sich selbst, und Butcher verliert zunehmend die Kontrolle über seinen Rachefeldzug. Manche Figuren wie Queen Maeve oder A-Train gewinnen an Nuancen, andere verlieren sich im Chaos, doch genau darin liegt die Stärke der Staffel: Sie zeigt, wie Instabilität auch die Moral erodiert. Staffel 2 ist damit keine bloße Fortsetzung, sondern ein mutiger Schritt Richtung Abgrund: brillant, unbequem und verdammt unterhaltsam.
4. The Boys – Staffel 3 (2022)
Wenn Staffel 2 das Chaos entfesselt hat, dann tanzt Staffel 3 förmlich auf dessen Trümmern. The Boys steigert sich in der dritten Runde zu einem fiebrigen Albtraum aus politischer Satire, persönlichen Abgründen und entfesselter Gewalt. Besonders mit der Einführung von Soldier Boy, einer Art toxischem Urvater aller Superhelden, verschiebt sich der Fokus: Vergangenheit und Gegenwart kollidieren brutal, alte Traumata brechen auf. Diese Staffel geht nicht nur tiefer in die Figuren, sondern entlarvt ihre innersten Schwächen. Hughie trifft Entscheidungen, die man ihm vorher nie zugetraut hätte, und Butcher überschreitet endgültig die Grenzen dessen, was Heldentum bedeuten könnte. Parallel verlieren auch die “Seven” zunehmend ihre Kontrolle: Homelander wird unberechenbarer, die Machtverhältnisse verschieben sich gefährlich. Besonders eindrucksvoll ist die visuelle Wucht der Staffel: Man spürt, dass hier nicht mehr nur provoziert wird, sondern ein Endspiel vorbereitet wird. Staffel 3 ist radikaler als Staffel 2, schonungslos und vielleicht die konsequenteste Staffel des gesamten Universums.
5. Gen V (2023)
Mit Generation V geht es an die Uni, aber das bedeutet nicht weniger Wahnsinn. Die Serie spielt direkt nach der dritten Staffel von The Boys und fühlt sich an wie ein Bekenntnis zur nächsten Generation. Die Godolkin University ist Schauplatz für eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich zwischen Party, Trauma, Blut und Leistungsdruck abspielt. Marie Moreau und ihre Kommilitonen sind zwar jünger, aber nicht minder gefährlich. Interessant wird Gen V vor allem durch die Verbindungen zur Hauptserie: Figuren wie Victoria Neuman oder Vought tauchen regelmäßig auf, manche Entwicklungen wirken wie Vorboten für The Boys Staffel 4. Während The Boys sich oft an der Oberfläche der Medienwelt abarbeitet, geht Gen V tiefer in die Psyche: der Horror ist persönlicher und intimer. Die Serie ist weniger eine Abspaltung als eine konsequente Erweiterung. Wenn du nach den ersten drei Staffeln das Gefühl hattest, schon alles gesehen zu haben, belehrt Gen V dich eines Besseren.
6. The Boys - Staffel 4 (2024)
Mit der vierten Staffel kehrt The Boys zurück, aber verändert. Der Kontext von Gen V wirkt deutlich nach, einzelne Storylines setzen direkt dort an. Figuren wie Neuman, Homelander und Butcher bewegen sich in einem Umfeld, das noch paranoider, gewaltbereiter und kaputter erscheint als zuvor. Gleichzeitig nimmt die Serie sich Zeit für neue Dynamiken: Beziehungen verschieben sich, Loyalitäten brechen, die Welt scheint endgültig dem Untergang geweiht. Besonders spannend ist, wie sich die Machtverhältnisse aus Gen V auf die Hauptserie übertragen. Während Staffel 3 noch eine Art Hochphase der Superhelden-Industrie zeigte, ist Staffel 4 ein kalter Blick auf die Trümmer dahinter. Es ist das düsterste Kapitel bislang, und damit vielleicht das ehrlichste. Wenn du bis hierhin durchgehalten hast, wirst du merken, wie stark die Serie im Gesamtbild geworden ist.
7. The Boys - Staffel 5 (geplant)
Auch wenn bislang nur der Episodentitel „Fifteen Inches of Sheer Dynamite“ offiziell bekannt ist, lässt sich die Bedeutung von Staffel 5 jetzt schon einordnen: Sie wird das Finale der Hauptserie The Boys bilden und soll die offenen Handlungsstränge aus Staffel 4 zu einem Abschluss bringen. Damit markiert sie auch den chronologischen Endpunkt des bisherigen Universums - zumindest, solange kein weiterer Spin-off angekündigt wird. Während Gen V und Diabolisch eigene Blickwinkel auf das Franchise werfen, kehrt Staffel 5 voraussichtlich wieder zur Kernhandlung um Butcher, Homelander und Hughie zurück. Gerade nach den Entwicklungen der vierten Staffel steht einiges auf dem Spiel, und die große Frage bleibt, wie radikal oder ironisch das Ende inszeniert wird. Wer The Boys als durchgehende Geschichte sehen möchte, braucht diesen Schlusspunkt, auch wenn er aktuell noch aussteht.
8. The Boys: Mexico (geplant)
Noch liegt wenig Konkretes vor, aber The Boys: Mexico ist als nächstes Spin-off bereits bestätigt. Es wird außerhalb der USA spielen, aber im selben Universum. Diese geographische Verschiebung könnte dem Franchise einen frischen Blickwinkel geben, ähnlich wie es Gen V durch das Unimilieu gelungen ist. Wenn du nach Staffel 4 das Gefühl hast, du brauchst eine neue Perspektive auf diesen Wahnsinn, dann könnte The Boys: Mexico genau das liefern. Schon jetzt ist klar: Die Serie wird stark mit den bestehenden Ereignissen verwoben sein. Du solltest also auf keinen Fall direkt mit ihr einsteigen. Erst Diabolical, dann The Boys, dann Gen V und Staffel 4 - und erst danach ist Mexico dran. Wenn die Serie hält, was sie verspricht, bekommst du hier nicht nur neue Supes, sondern auch neue Fragen: Was passiert, wenn das System von Vought global wird? Und was, wenn niemand mehr zuschaut?






























































































































































































































