Das Serienjahr 2026 verspricht einen dichten Mix aus großen Fortsetzungen und ambitionierten Neustarts – und viele etablierte Reihen treten in entscheidende Phasen. Wer wissen will, welche Serien 2026 prägen könnten und warum sie das Potenzial haben, Maßstäbe zu setzen, findet hier die wichtigsten Neustarts und Rückkehrer des Jahres.
The Bear, Staffel 5
Längst hat sich The Bear vom Geheimtipp zum Dauerbrenner entwickelt. Was einst als nervenaufreibendes Work-Place-Drama begann, entfaltete sich schnell zu einer Erzählung über familiäre Traumata, Trauer und den schmalen Grat zwischen Kreativität und Selbstzerstörung. Doch die fünfte Staffel steht vor der Herausforderung, den immensen Druck zu variieren – neue Konflikte zu schaffen, statt erneut alte Muster zu wiederholen.
Die Serie bleibt dann am stärksten, wenn sie Stille zulässt – jene entwaffnenden Momente zwischen den Service-Höllenfeuern. Wenn die Figurenentwicklung wieder Priorität erhält, könnte The Bear erneut zu einer präzisen Gegenwartsserie über Arbeit, Würde und die Kosten von Perfektionismus werden. Andernfalls droht sie, sich endgültig selbst überlebt zu haben.
The Witcher, Staffel 5
Nach turbulenten Personalwechseln und gemischten Kritiken steht The Witcher an einem entscheidenden Punkt. Die fünfte Staffel soll die bisherige Saga abschließen – mit Ciri als emotionalem Zentrum und einer erzählerisch dichteren Struktur. Einst als europäische Antwort auf Game of Thrones gefeiert, überzeugte die Serie in ihren besten Momenten mit slawischer Märchendüsternis, politischen Intrigen und Monstern, die menschliche Abgründe spiegeln.Wenn die neue Staffel den Fokus wieder auf den emotionalen Kern zwischen Geralt, Ciri und Yennefer legt und sich auf moralische Grautöne und tragische Romantik besinnt, könnte The Witcher mit einem würdigen, melancholischen Finale seine alte Größe zurückgewinnen.
One Piece, Staffel 2
Die Live-Action-Adaption von Eiichirō Odas Kultmanga hat mit der ersten Staffel wohl eine der misstrauischsten Fangemeinden überhaupt überzeugt – dank einer spürbaren Liebe zur Vorlage, glaubwürdiger Crew-Chemie und einem klugen Sinn für Reduktion. One Piece besticht durch seine Aufrichtigkeit: Freundschaft, Mut und Freiheit werden hier ohne Ironie erzählt, getragen von charismatischen Figuren und einer farbenprächtigen Ästhetik.
Wenn es der Serie gelingt, diesen Charme und ihre visuelle Verspieltheit beizubehalten, während sie neue Abenteuer in größerem Maßstab ohne CGI-Gewitter wagt, bleibt sie das seltene Beispiel einer gelungenen Übersetzung zwischen Manga-Weite und Live-Action-Wärme.
Star Trek: Starfleet Academy, Serienstart
Mit Starfleet Academy verspricht das traditionsreiche Franchise, zu seinen humanistischen Wurzeln zurückzukehren – und eröffnet zugleich ein neues Kapitel. Statt intergalaktischer Kriege stehen Ausbildung, Ethik und Teamgeist im Mittelpunkt. Die Serie begleitet junge Kadetten, die auf ihren ersten Missionen lernen, Verantwortung zu übernehmen – im Schatten der großen Ideale der Sternenflotte.
In ihrer Konzeption erinnert die Serie an den optimistischen Geist der 1990er Jahre, den zuletzt Strange New Worlds wiederbelebte. Wenn Starfleet Academy Vielfalt als erzählerisches Prinzip und nicht als Pflichtübung versteht, könnte sie die Balance zwischen Zukunftsvision und Charakterdrama finden, die Star Trek einst groß machte.
The Boys, Staffel 5
Nach der gnadenlos satirischen Eskalation der vierten Staffel und mehreren Spin-offs steht The Boys nun vor seiner schwierigsten Aufgabe: dem Zynismus neue Schärfe zu verleihen. Die Serie bleibt relevant, wenn sie das Superhelden-Genre nicht nur demontiert, sondern die Ambivalenz zwischen grellem Splatterwitz und bitterem Kommentar über Macht, Männlichkeit und Medien erhält.
Statt „größer, härter, lauter“ sollten die neuen Folgen also auf Präzision setzen – auf Charakterbögen, die echte Konsequenzen haben. Wenn es gelingt, die groteske Überzeichnung mit echter Tragweite zu verbinden, bleibt The Boys die unangefochtene Referenz für die Dekonstruktion des Superhelden-Mythos.
Euphoria, Staffel 3
Kaum eine Serie hat die Ästhetik des modernen Fernsehens so nachhaltig geprägt wie Sam Levinsons Euphoria. Zwischen hypnotischer Bildsprache, treibendem Sound-Design und wunderschönen Montagen wurde sie zum TV-Phänomen. Nach einer polarisierenden zweiten Staffel – groß in Momenten, aber strukturell unruhig – steht die Serie nun vor der Reifungsprobe.Die neuen Folgen müssen mehr sein als Eskalation: weniger Skandal, mehr Substanz. Wenn Euphoria nach seinem visuellen Rausch auch erzählerisch erwachsen wird, könnte die dritte Staffel ein Abschluss voller Schmerz und Klarheit werden.
Dexter: Wiedererwachen, Staffel 2
Mit Dexter: Wiedererwachen kehrte die Saga um den wohl beliebtesten Serienkiller der TV-Geschichte mit überraschender Konsequenz zu ihren Wurzeln. Die erste Staffel zeigte, wie Dexter Morgan (Michael C. Hall) nun in New York versucht, Normalität zu leben und für seinen Sohn ein guter Vater zu sein – und dabei doch in alte Muster verfällt. Im Finale entkommt er den Fängen des Mäzen mit Mordbegeisterung (Peter Dinklage), doch die Detectives Wallace und Olivia sind ihm weiter auf den Fersen.
Nach dem desaströsen Finale der Originalserie und dem missglückten ersten Spin-Off Dexter: New Blood bleibt zu hoffen, dass das mittlerweile dritte Spin-Off diese neue gelungene Mischung aus Nostalgie, neuem Schauplatz und spannenden Kontrahenten weiter zu nutzen weiß.
Beef, Staffel 2
Die erste Staffel von Beef war eine Sensation – eine bittere, zugleich tief komische Studie über Wut, Klassenunterschiede und das fragile Ego moderner Existenzen. Die zweite Staffel erzählt eine neue Geschichte, bleibt aber thematisch verwandt: Ein junges Paar wird Zeuge eines häuslichen Streits zwischen seinem Chef und dessen Frau – ein Ereignis, das eine perfide Kettenreaktion aus Machtspielen und Erpressung in der abgeschotteten Welt eines Country-Clubs auslöst.
Mit einem hochkarätigen Cast um Oscar Isaac, Carey Mulligan und Yuh-Jung Youn sowie Lee Sung Jin erneut als Showrunner verspricht Beef eine neue Variante kontrollierter Eskalation – gesellschaftsscharf, düster komisch und emotional entwaffnend.
House of the Dragon, Staffel 3
Das Game of Thrones-Prequel steuert auf seinen Höhepunkt zu: Der Drachentanz, der bereits in Staffel 2 entbrannt ist, erreicht nun den Punkt, an dem politische Intrige und persönlicher Verrat untrennbar werden. House of the Dragon bleibt herausragend, wenn es nicht dem Spektakel, sondern der Ambivalenz seiner Figuren vertraut.
Im Zentrum steht die fragile Beziehung zwischen Rhaenyra Targaryen und Alicent Hightower – zwei Frauen, deren Machtkampf ebenso emotional wie ideologisch geführt wird. Wenn die Serie die Zerrissenheit ihrer Welt spürbar hält, bleibt sie das komplexeste, weil menschlichste Fantasy-Drama der Gegenwart.
A Knight of the Seven Kingdoms, Serienneustart
Das neue Game of Thrones-Prequel führt Westeros in eine ruhigere, menschlichere Ära. Jahrzehnte vor den Ereignissen der Hauptserie folgt die Handlung von A Knight of the Seven Kingdoms dem jungen Ritter Ser Duncan und seinem Knappen Egg, dem späteren König Aegon V. Targaryen. Statt höfischer Intrigen und Massenschlachten stehen Abenteuer, Freundschaft und moralische Entscheidungen im Vordergrund.
Wenn die Serie die Wärme und Bodenständigkeit der zugrunde liegenden Novellen einfängt, ohne den scharfen Unterton von Westeros zu verlieren, könnte sie zum wohltuend anderen Kapitel im GoT-Kosmos werden – weniger Drachenpolitik, mehr Wärme.

































































































































































































































