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What the Razzie?! Diese 10 Kultfilme hat einst die  „Goldene Himbeere“ erwischt

What the Razzie?! Diese 10 Kultfilme hat einst die „Goldene Himbeere“ erwischt

Arabella Wintermayr

Arabella Wintermayr

JustWatch-Editor

Die Goldene Himbeere – oder der Razzie Award – ist Hollywoods boshaftester Preis: Jedes Jahr werden hier die angeblich schlechtesten Filme, Regie und Schauspielerinnen und Schauspieler der Saison „ausgezeichnet“. Doch was als ironischer Gegenpol zu den Oscars angelegt ist, verfehlte nicht selten die Pointe.

Weil die Goldene Himbeere eher Stimmungsbarometer als präzises Urteil ist, tauchen in ihrer Geschichte immer wieder Filme auf, die aus heutiger Sicht weit positiver betrachtet werden.

Einige Werke wurden schlicht missverstanden, andere passten nicht in den Geschmack ihrer Zeit, wieder andere lösten Debatten aus, die inzwischen völlig anders bewertet werden. Und: Einige der heute meistgeliebten Filme mussten sich Spott gefallen lassen, bevor sie Kult wurden. Hier sind zehn Nominierungen bekannter Filme, die aus heutiger Sicht überraschen.

Der Pate – Teil III (1990)

Sofia Coppola wurde 1991 gleich in zwei Kategorien für die Goldene Himbeere nominiert – Schlechteste Nebendarstellerin und Schlechtester Newcomer –, was oft als frühes Beispiel der später viel breiteren „Nepo-Baby“-Debatte gelesen wird. Die Tochter des Regisseurs war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 18 Jahre alt. Ihr Spiel in Der Pate - Teil III ist zurückhaltend, manchmal unsicher – Eigenschaften, die heute durchaus als Teil des Figurenkonzepts lesbar sind. 

Spannender ist aber, was danach folgte: Als Regisseurin hat Sofia Coppola ihre eigene filmische Handschrift entwickelt, etwa mit The Virgin Suicides, Lost in Translation, zuletzt Priscilla. Die Razzie-Nominierungen markieren damit weniger ein vernichtendes Urteil als einen Ausgangspunkt, von dem sie sich konsequent emanzipiert hat.

The Addams Family (1991)

Schwarzer Humor, morbider Stil, makellose Ausstattung – und trotzdem eine Nominierung für den Schlechtesten Song. Ironischerweise gewann die Fortsetzung Addams Family in verrückter Tradition den Negativpreis dann sogar. Dabei fängt Barry Sonnenfelds Film mit Anjelica Huston und Raul Julia perfekt ein, was Familie als Gegenkultur bedeutet: Gothic-Eleganz trifft auf sentimentale Zärtlichkeit. 

The Addams Family ist keine Komödie über „Freaks“, sondern über die Heuchelei der Normalität – und darüber, wie souverän man außerhalb ihrer Regeln leben kann. Eine Nominierung für schlechten Geschmack ist da eher ein Hinweis darauf, wie eigenständig der Film sich bewegt.

Batman Begins (2005)

Auch Christopher Nolans Batman Begins fing sich 2006 eine Nominierung für die Goldene Himbeere ein, in der Kategorie Schlechteste Nebendarstellerin für Katie Holmes. Und ja, ihre Darstellung von Rachel Dawes gehört nicht zu den Höhepunkten des Films. Katie Holmes wirkt in der Rolle oft zurückhaltender, als es die emotionale Dynamik verlangt, und bleibt neben den markanten Figuren erstaunlich blass. 

Zur Wahrheit gehört aber auch: Christopher Nolan hat über die Jahre hinweg immer wieder gezeigt, dass komplexe Frauenfiguren nicht seine Stärke sind. In The Dark Knight Rises wird Marion Cotillards Figur zur Plot-Funktion, in Inception bleibt wurde sie zur Projektionsfläche für Trauma, und selbst in Oppenheimer geraten Emily Blunt und Florence Pugh trotz Präsenz in den Hintergrund männlicher Innenwelten.

Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999)

Gleich sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere, darunter Schlechtester Film, Schlechteste Regie und eine viel diskutierte Nominierung für den jungen Jake Lloyd, zeigen wie enorm der Erwartungsdruck 1999 war. Episode I - Die Dunke Bedrohung erschien als erster neuer Star Wars-Film seit über anderthalb Jahrzehnten — und wurde durch eine nostalgisch aufgeladene Brille betrachtet, die wenig Raum für Experimente ließ. 

Der Film ist nicht fehlerfrei, aber visuell kühn, politisch ungewöhnlich ambitioniert und technisch seiner Zeit weit voraus. Die damaligen Razzie-Reaktionen wirken heute eher wie ein Stimmungsbild. Und gerade rückblickend besitzt Episode I eine kantige Eigenheit, die den glattpolierten Star Wars-Produktionen der Gegenwart fehlt.

Der Glöckner von Notre Dame (1996)

Die Kategorie Schlechtest geschriebenes Drehbuch eines über 100-Millionen-Dollar-Hits war 1996 eine spontane Erweiterung des Razzie-Katalogs – und Der Glöckner von Notre Dame landete darin, wohl weil der Film tonal nicht in die damalige Disney-Erwartung passte. Das Werk bewegt sich zwischen Musical, historischer Tragödie und moralischer Parabel. 

Dass diese Mischung irritierte, ist verständlich: Animationsfilme waren in der Wahrnehmung des Publikums enger definiert als heute. Dabei ist Der Glöckner von Notre Dame visuell opulent, thematisch überraschend erwachsen, musikalisch kraftvoll und damit vielleicht der mutigste Disney-Film der 1990er Jahre.

Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

Die Schlechteste Filmmusik-Nominierung für Ennio Morricone ist ein herrliches Paradox: Der Score, einst als „zu minimalistisch“ kritisiert, gilt inzwischen als Musterbeispiel atmosphärischer Reduktion. John Carpenters Film war 1982 schlicht zu kühl, zu kontrolliert und zu misanthropisch, um euphorisch aufgenommen zu werden.

In der Ära bombastischer Orchesterklänge fiel diese Zurückhaltung „unangenehm“ auf. Die Razzie-Wertung zeigt vor allem, wie schwer sich Publikum und Kritik mit radikaler Nüchternheit tat. Heute ist Das Ding aus einer anderen Welt ein Klassiker, dessen Soundtrack ganze Generationen von Sci-Fi- und Horror-Autoren geprägt hat. Manchmal ist das Unheimlichste eben das leise Summen im Hintergrund.

Interview mit einem Vampir (1994)

Die Nominierung für Schlechtestes Leinwandpaar (Brad Pitt und Tom Cruise) wirkt im Rückblick vor allem als Hinweis darauf, wie unklar damals die Kategorien der Goldenen Himbeere definiert waren. Interview mit einem Vampir erzählt eine Beziehung, die dicht, aber narrativ untypisch ist – zu intim, um rein platonisch zu sein, aber zu atmosphärisch, um in klassische Romantik zu fallen. Neil Jordan interessierte sich weniger für „Chemie“ im konventionellen Sinne als für das Zusammenspiel zweier Weltsichten.

Heute wirkt die Nominierung vor allem wie ein Kommentar auf die eigentümliche Zurückhaltung des Films. Interview mit einem Vampir inszeniert die beiden Figuren bewusst als platonisches Duo, obwohl die literarische Vorlage weit komplexere, queere Unterströmungen kennt. Zum Glück holt die aktuelle Serienadaption das nach: Die romantische Beziehung zwischen Lestat und Louis steht mit all ihren Widersprüchlichkeiten im Fokus.

Das fünfte Element (1997)

Die Nominierungen für Milla Jovovich (Schlechteste Nebendarstellerin) und Chris Tucker (Schlechtester Newcomer) zeigen vor allem, wie ungewöhnlich Luc Bessons futuristische Science-Fiction-Oper damals erschien. Dabei ist Das fünfte Element genau der frische Wind, den Hollywood damals braucht. Der Film bricht mit Konventionen, ist überdreht, sinnlich, kompromisslos stilisiert. 

Mila Jovovichs „Leeloo Dallas Multipass“ wurde zur Ikone weiblicher Pop-Sci-Fi, Chris Tuckers schrill-exzentrischer Radiostar zur Drag-Queen-Extravaganz avant la lettre. Heute lässt sich gut erkennen, wie konsequent Das fünfte Element seine eigene Bühne baut und wie bewusst mit der Überzeichnung gearbeitet wurde: Eine barocke Vision einer Zukunft, in der Überforderung bewusst gesetztes Stilmittel ist.

Joker (2019)

Dass Joker 2020 für Rücksichtsloseste Missachtung von Menschenleben und öffentlichem Eigentum nominiert wurde, klingt eher wie eine ironische Fußnote als nach ernsthafter Kritik. Todd Phillips’ düstere Origin-Story ist eine der seltenen Comicverfilmungen, die ihre Gewalt als Systemkritik begreift. Joaquin Phoenix’ Arthur Fleck ist keine Glorifizierung des Bösen, sondern das ambivalente Porträt einer Gesellschaft, die unweigerlich Außenseiter hervorbringt. Joker ist unbequem – und will es auch sein. Dass die Razzies darauf mit einer eigenen Kategorie reagierten, zeigt vor allem, wie stark Joker in den popkulturellen Debattenraum wirkte.

Umso amüsanter ist der Blick auf die Fortsetzung: Joker: Folie à Deux sammelte 2025 gleich sieben Razzie-Nominierungen ein und gewann zwei davon – darunter Schlechteste Fortsetzung und Schlechtestes Leinwandpaar für Phoenix und Lady Gaga. Und hier kann man durchaus von einer treffsicheren Entscheidung sprechen. 

The Shining (1980)

Kaum zu glauben, aber Stanley Kubricks Meisterwerk des psychologischen Horrors wurde 1981 gleich doppelt für die Goldene Himbeere nominiert – für Schlechteste Regie und Schlechteste Schauspielerin (Shelley Duvall). Aus heutiger Sicht wirkt das erstaunlich, denn Stanley Kubricks strenges, beinahe mathematisches Stilbewusstsein, das damals als „kalt“ missverstanden wurde, prägte ein ganzes Genre. 

Shelley Duvalls zittrige, erschöpfte Performance wiederum ist nicht Ausdruck mangelnder Technik, sondern integraler Teil der zerbrechlichen Psychodynamik des Films. The Shining ist kein Werk, das sich anbiedert. Es zwingt sein Publikum in eine Stimmung, aus der man nicht leicht entkommt. Und das, was den Film damals ungewöhnlich machte, sichert ihm nun seinen Status als Filmklassiker.

Die 10 besten Anime-Filme für Kinder

Die 10 besten Anime-Filme für Kinder

Ahmet Iscitürk

Ahmet Iscitürk

JustWatch-Editor

Anime ist nicht nur etwas für Erwachsene – viele der schönsten, witzigsten und herzerwärmendsten Animationsfilme sind perfekt für Kinder geeignet. Ob fantastische Abenteuer, emotionale Geschichten oder einfach bunte Unterhaltung: Diese Filme laden kleine (und große) Zuschauer:innen zum Staunen, Lachen und Träumen ein. Sie zeigen, wie Magie im Alltag steckt, wie wichtig Freundschaft und Familie sind, und dass man manchmal über sich hinauswachsen muss, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. 

Wir haben zehn der besten Anime-Filme zusammengestellt, die Kinder lieben werden. Also Popcorn bereitlegen, rauf aufs Sofa  und gemeinsam abtauchen in Welten voller Fantasie, Gefühl und Zauber!

Mein Nachbar Totoro (1988)

Hayao Miyazakis gefeierter Klassiker ist pure Magie für Kinder. Zwei Schwestern ziehen aufs Land und entdecken dort Totoro, einen sanften Waldgeist mit riesigem Fellbauch und breitem Grinsen. Auch ohne großen Plot entfaltet der Film eine Welt voller Staunen, Fantasie sowie warmherziger Momente und feiert die Schönheit der Natur, kindlicher Neugier und der kleinen Wunder des Alltags. Die ruhige, fast meditative Erzählweise eignet sich perfekt für jüngere Kinder, die hier lernen, dass Magie oft in den kleinen Dingen steckt. Mein Nachbar Totoro ist ein zauberhaftes Meisterwerk, das Kinder begeistert, Erwachsene verzaubert und die ganze Familie immer wieder zusammen vor den Bildschirm holt. Wie Kikis kleiner Lieferservice feiert der Film Unabhängigkeit und kindliche Neugier, aber mit noch mehr Sanftheit.

Ponyo – Das große Abenteuer am Meer (2008)

Das Fabelwesen Ponyo will unbedingt ein Mensch werden – und bringt damit die Welt um sie herum gehörig aus dem Gleichgewicht. Hayao Miyazaki verwebt in Ponyo das Märchen von der kleinen Meerjungfrau mit einem liebevollen Blick auf die Natur, das Meer und die Bande zwischen Familie und Freunden. Der Animationsstil ist verspielt, farbenfroh und voller kleiner Details, die Kinder immer wieder Neues entdecken lassen. Die Figuren sind warmherzig und witzig, und die Botschaft über Zusammenhalt, Akzeptanz und Verantwortung ist kindgerecht und dennoch tiefgründig. Ponyo ist ein Film, der kleine Zuschauer:innen zum Staunen bringt, Eltern mit seiner Poesie berührt und uns alle daran erinnert, wie wunderbar es ist, die Welt mit neugierigen Augen zu sehen. Wie Totoro steht auch Ponyo für Lebensfreude und Staunen, nur etwas turbulenter, wilder und lauter. 

Chihiros Reise ins Zauberland (2001)

Für Kids ist Chihiros Reise ins Zauberland das perfekte Abenteuer voller Magie, Geheimnisse und unvergesslicher Figuren. Der Film erzählt von der zehnjährigen Chihiro, die in eine fantastische Welt voller Geister, Götter und wundersamer Rätsel gezogen wird, als ihre Eltern sich plötzlich in Schweine verwandeln. Bildgewaltig, poetisch und manchmal ein wenig unheimlich, fesselt die Geschichte mit einer einzigartigen Atmosphäre, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann zieht. Chihiro lernt, über sich hinauszuwachsen, Mut zu zeigen und Vertrauen in sich selbst zu finden – und dass Freundschaft oft da entsteht, wo man es am wenigsten erwartet. Im Vergleich zu Ponyo ist Chihiros Reise komplexer und mystischer, doch genauso herzlich. Kein Wunder, dass dieser Film den Oscar gewann – er ist ein Tor zu einer anderen Welt, das man als Familie immer wieder durchschreiten möchte.

Das wandelnde Schloss (2004)

Ein Mädchen, ein geheimnisvoller Zauberer und ein fliegendes Schloss – fertig ist ein märchenhaftes Abenteuer, das jung und alt gleichermaßen begeistert. Das wandelnde Schloss beeindruckt mit fantasievollen Designs, von der dampfenden, quietschenden Festung auf Stelzen bis zu den liebevoll animierten Landschaften und Figuren, die aus einem Traum zu stammen scheinen. Die Geschichte dreht sich um Selbstfindung, Liebe, Mut und den Wert von Mitgefühl, erzählt dabei aber mit einer Komplexität, die für Kinder ab 6 Jahren geeignet ist. Dennoch zieht der Film auch jüngere Zuschauer:innen in seinen Bann – dank der skurrilen Charaktere, der magischen Welt und der berührenden Momente voller Humor und Wärme. Wie Chihiros Reise ins Zauberland zeigt auch dieser Film, dass in Mut und Mitgefühl eine besondere Magie liegt.

Kikis kleiner Lieferservice (1989)

Eine junge Hexe, ein neuer Lebensabschnitt und ein Besen, der nicht immer so will wie sie: Kikis kleiner Lieferservice ist eine warmherzige Coming-of-Age-Geschichte, die mit Leichtigkeit und Charme vom Erwachsenwerden erzählt. Kiki verlässt ihr Zuhause, um in einer fremden Stadt auf eigenen Beinen zu stehen, und gründet kurzerhand einen kleinen Lieferservice. Dabei lernt sie, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, Selbstzweifel zu überwinden und Freundschaften zu schließen. Der Film begeistert mit liebevollen Details, humorvollen Alltagsmomenten und einer leisen, aber starken Botschaft: Es ist okay, zu scheitern und sich verloren zu fühlen – wichtig ist, immer wieder aufzustehen. Mein Nachbar Totoro feiert die kindliche Neugier, Kiki hingegen die Selbstständigkeit – zwei Seiten derselben warmherzigen Medaille.

Erinnerungen an Marnie (2014)

Ein leiser, aber zutiefst berührender Film, der sich mit Themen auseinandersetzt, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen bewegen. Erinnerungen an Marnie erzählt die Geschichte von Anna, einem einsamen, unsicheren Mädchen, das während der Sommerferien aufs Land geschickt wird. Dort trifft sie auf die geheimnisvolle Marnie, die zu einer wichtigen Freundin wird – doch nichts ist so, wie es scheint. Die Geschichte behandelt Verlust, Zugehörigkeit, Freundschaft und Heilung auf sanfte, niemals kitschige Weise. Visuell wunderschön und emotional vielschichtig, bietet der Film ein berührendes Erlebnis, das Empathie weckt und zeigt, wie wichtig es ist, sich selbst anzunehmen und seinen Platz in der Welt zu finden. Anders als in Ponyo oder Kiki geht es hier weniger um Abenteuer – das Herz steht klar im Mittelpunkt.

Der Junge und das Biest (2015)

Der junge Ren, der sich nach dem Tod seiner Mutter einsam und verloren fühlt, gerät in eine Parallelwelt voller Tierwesen. Dort trifft er auf Kumatetsu, einen grimmigen, bärartigen Krieger, der ihn zu seinem Lehrling macht – und widerwillig zu einer Art Vaterfigur wird. Der Junge und das Biest kombiniert mitreißende Buddy-Dynamik, rasante Kampfszenen und tiefgehende Themen wie Wut, Zugehörigkeit, Trauer und das Erwachsenwerden. Regisseur Mamoru Hosoda verknüpft hier Action und Emotion ähnlich wie in Summer Wars, legt den Fokus diesmal jedoch auf die Vater-Sohn-Beziehung. Kinder ab 12 Jahren kommen hier voll auf ihre Kosten, denn neben der Action erzählt der Film auch eine emotionale Geschichte über Familie, Freundschaft und die Frage, was es heißt, seinen Platz im Leben zu finden. 

Mary und die Blume der Hexen (2017)

Magische Pflanzen, sprechende Tiere und ein rätselhaftes Geheimnis, das nur darauf wartet, gelüftet zu werden – Mary und die Blume der Hexen entführt junge Zuschauer:innen in eine zauberhafte Welt voller Fantasie und Rätsel. Mary, ein scheinbar ganz normales Mädchen, stolpert durch Zufall in ein Abenteuer, das sie zu einer Schule für Hexen führt und sie mit ihren eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert. Die detailreiche Animation, die skurrilen Figuren und das Setting erinnern entfernt an Kiki, nur mit mehr Spannung und Mystery. Im Mittelpunkt steht eine starke, mutige Heldin, die lernen muss, Verantwortung zu übernehmen und für das Richtige einzustehen. Perfekt für alle Kinder, die Hexengeschichten, Magie und eine bunte Welt voller Überraschungen lieben – und dabei lernen möchten, sich selbst ein bisschen mehr zuzutrauen.

Summer Wars (2009)

Digitale Welten, chaotische Großfamilien und ein Kampf um die Rettung der Welt – Summer Wars verbindet Action, Humor und Herz zu einem einzigartigen Abenteuer. Der Teenager Kenji wird in die Sommerferien der Familie seiner Freundin eingeladen, ahnt aber nicht, dass er schon bald im Zentrum einer digitalen Katastrophe stehen wird: Ein gefährlicher Virus bedroht die globale Online-Plattform OZ, und nur Kenji und die geballte Energie seiner bunt zusammengewürfelten Familie können das Schlimmste verhindern. Der Streifen bietet rasantes Tempo, clevere Wendungen und berührende Familienmomente, die ältere Kinder ab 12 Jahren begeistern werden. Wie Der Junge und das Biest vereint auch dieser Hosoda-Film spannende Action und viel Gefühl, ergänzt durch eine clevere Reflexion über Technik und Verantwortung. 

Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft (2018)

Was passiert, wenn plötzlich ein Baby die ganze Aufmerksamkeit der Familie bekommt? Mirai erzählt diese Geschichte aus der Perspektive des kleinen Kun, der sich mit der Geburt seiner Schwester Mirai plötzlich zurückgesetzt fühlt. Doch dann taucht eines Tages eine magische, ältere Version von Mirai aus der Zukunft auf – und nimmt Kun mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Wie Erinnerungen an Marnie erzählt Mirai vom inneren Wachstum und der Kraft der Familie. Der Film ist ein einfühlsames, oft humorvolles Porträt von Geschwisterliebe, Eifersucht und dem Prozess des Erwachsenwerdens. Ideal für Kinder, die selbst Geschwister haben (oder bald bekommen), und ebenso für Eltern, die mitlachen, mitfühlen und sich vielleicht sogar ein bisschen wiedererkennen werden.

Drei Engel für Charlie: Hier siehst du alle Filme und Serien in der richtigen Reihenfolge

Drei Engel für Charlie: Hier siehst du alle Filme und Serien in der richtigen Reihenfolge

Nora Henze

Nora Henze

JustWatch-Editor

Drei clevere Frauen, ein mysteriöser Auftraggeber und jede Menge Action, das sind die Drei Engel für Charlie. Was in den 1970ern als stylishe TV-Serie begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem echten Popkultur-Phänomen. In wechselnden Besetzungen, mit immer neuen Ideen und moderner Optik kamen die Engel immer wieder zurück und präsentierten sich dabei mal als knallbunte Kinohits und mal als Serien-Reboot.

Doch egal ob Original oder Neuauflage: Die Grundidee bleibt gleich. Die Engel lösen ihre Fälle mit Köpfchen, Charme und Kampfkünsten und haben dabei immer die Stimme von Charlie im Ohr. Hier gibt es alle Serien und Filme in der richtigen Reihenfolge.

Drei Engel für Charlie (Serie, 1976–1981)

Die Originalserie Drei Engel für Charlie aus den 1970er-Jahren macht das Konzept zum Kult.Drei Ex-Polizistinnen arbeiten undercover für ihren geheimnisvollen Boss Charlie Townsend, den man nur über Lautsprecher hört. Mittelsmann Bosley bringt sie dabei auf die richtigen Fährten. Mit Farrah Fawcett, Jaclyn Smith und Kate Jackson werden die ersten Engel zu TV-Ikonen. Später stoßen u.a. Cheryl Ladd und Tanya Roberts zum Cast. Die Serie ist ein riesiger Erfolg und prägt den Stil der späten 70er. Hier wimmelt es von bunten Outfits, schnellen Schnitten und selbstbewussten Frauen, die sich niemals unterkriegen lassen. Nach fünf Staffeln und 115 Folgen verabschieden sich die Kult-Engel fürs Erste wieder vom Bildschirm.

3 Engel für Charlie (2000)

Mit der Jahrtausendwende kommt das große Kino-Comeback: Regisseur McG verpasst dem Drei Engel für Charlie-Franchise ein knallbuntes Action-Update. Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu werden zu den neuen Engeln und landen damit einen Volltreffer. Charlies Aufträge setzen sie nicht nur mit Style um, sondern auch schlagkräftig und extrem selbstironisch. Statt Krimiserie gibt es nun Popcorn-Action mit Over-the-Top-Stunts, Techno-Soundtrack und einem schrägen Bill Murray als Bosley. Der Film nimmt sich nie zu ernst und lebt von der Chemie der Hauptdarstellerinnen. Verkleidung, Technik und Teamwork treffen hier auf Terroristen, gestohlene Dateien und geheime Identitäten. Das Konzept geht auf: Der Film wird ein Kassenerfolg, der sowohl neue Fans gewinnt als auch mit zahlreichen Anspielungen auf die Originalserie spielt.

Drei Engel für Charlie – Volle Power (2003)

Drei Jahre später kommt die Fortsetzung und präsentiert sich noch bunter, noch verrückter und noch schneller. In Volle Power treten die Engel gegen eine abtrünnige Ex-Agentin an, gespielt von Demi Moore. Die Handlung ist wilder als je zuvor: Nonstop-Action, Slapstick, CGI und Gastauftritte von Stars wie Pink und Shia LaBeouf. Der Film setzt erneut auf stylische Action, flotte Sprüche und entwaffnende Selbstironie. Auch hier punktet vor allem das Trio aus Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu, deren Spielfreude durch jede Szene blitzt. Nebenbei gibt es jede Menge Popkultur-Referenzen und Stars wie Pink und Shia La Beouf in Nebenrollen. Ein lauter, bunter Action-Blockbuster und genau das Richtige für Fans des ersten Teils.

Drei Engel für Charlie (Serie, 2011)

Ein neuer Versuch fürs Fernsehen: 2011wird erneut eine Serie unter dem bekannten Titel gestartet, diesmal entwickelt von Alfred Gough und Miles Millar, die bereits Smallville verantworten. Die drei Engel arbeiten in Miami und sollen frischen Wind ins Franchise bringen. Diesmal sind die drei Damen allerdings keine Ex-Polizistinnen, sondern Ex-Kriminelle, die von Charlie eine zweite Chance bekommen. Die neuen Hauptdarstellerinnen Annie Ilonzeh, Minka Kelly und Rachael Taylor können jedoch nicht ganz so überzeugen wie ihre Vorgängerinnen. Nach acht produzierten und nur vier in den USA ausgestrahlten Folgen ist schon wieder Schluss mit dem neuen Team.

3 Engel für Charlie (2019)

Die neueste Kino-Version 3 Engel für Charlie bringt das Franchise ins 21. Jahrhundert und hat internationales Flair und eine feministische Botschaft im Gepäck. Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott übernehmen als neue Engel, während Regisseurin Elizabeth Banks selbst als weiblicher Bosley mitmischt. Die Handlung dreht sich um ein gefährliches Energiekern-Projekt, das in falsche Hände zu geraten droht. Die Engel müssen in mehreren Ländern ermitteln und kommen dabei einer Verschwörung auf die Spur. Der Clou dabei ist, dass das Engelnetzwerk längst global ist, und Charlie als ein Symbol für ein ganzes System steht. Der Film mixt Action mit Humor und frischem Teamgeist und öffnet die Tür für weitere Teile.

„Pluribus“ und weitere verstörend gute Sci-Fi-Serien der Gegenwart

„Pluribus“ und weitere verstörend gute Sci-Fi-Serien der Gegenwart

Arabella Wintermayr

Arabella Wintermayr

JustWatch-Editor

Vince Gilligan, der Meister moralischer Ambivalenzen (Breaking Bad, Better Call Saul), wendet sich der Science-Fiction zu: Und Pluribus ist „Mindfuck“ im allerbesten Sinn. Eine Serie, die Bewusstsein selbst zum Spielmaterial macht und Glück als subtile Form von Gewalt zur Disposition stellt. Zwischen Parabel und Paranoia werden die Schattenseiten der Harmonie verhandelt: das Unheimliche, das entsteht, wenn niemand mehr widerspricht.

Damit reiht sich Pluribus in eine neue Generation von verstörend guter Science-Fiction ein, die weniger auf technische Spektakel als auf psychologische und moralische Erschütterung zielt. Auch die folgenden Serien befragen, was vom Menschen bleibt, wenn Systeme ihn zu perfektionieren versuchen – mal als Thriller, mal als leise Meditation zwischen kaltem Bürolicht, digitaler Transzendenz und metaphysischer Sehnsucht.

10. Maniac ( 2018)

Maniac ist eine Serie über Heilung und über die Unmöglichkeit, sie zu erzwingen. Cary Joji Fukunaga schickt Emma Stone und Jonah Hill als verlorene Seelen in ein Drogenexperiment, das ihre inneren Welten kollidieren lässt. Zwischen Retroästhetik, Traumlogik und bittersüßer Melancholie entsteht eine Erzählung, die an Eternal Sunshine of the Spotless Mind erinnert, aber kaputter und greller ist. 

In ihren besten Momenten ist die Serie ein mitreißender Kommentar auf unsere Sehnsucht nach Kontrolle über das Unkontrollierbare. Maniac richtet sich an ein Publikum, das bereit ist, sich in Stilen, Stimmungen und Zeitebenen zu verlieren. Ein filmischer Fiebertraum, der so schön taumelt, dass man kaum merkt, wie tief er geht.

9. Orphan Black (2013–2017)

Orphan Black war, lange bevor Severance das Konzept in eine Near-Future-Dystopie übersetzte, die Serie über das fragmentierte Selbst. Tatiana Maslany spielt gleich ein Dutzend Klone und macht jeder Figur mit eigener Stimme, Haltung und Verletzlichkeit einzigartig. Zwischen Bioethik, Überwachung und Identitätschaos entwickelt das Schauspielkunststück ein Tempo, das philosophische Fragen nicht rein theoretisch, sondern vor allem körperlich erzählt. 

Im Gegensatz zum nüchtern-technologiekritischen Blick von Severance bleibt Orphan Black eher ein energiegeladener Thriller: Zugänglich, temporeich, aber nie banal. Und anders als Pluribus besteht die Serie darauf, dass Multiplikation des Ichs nicht immer Auflösung bedeutet, sondern manchmal auch Selbstfindung.

8. Tales from the Loop (Prime Video, 2020)

Tales from the Loop übersetzt Science-Fiction in Nachdenklichkeit. Basierend auf einem Artbook des schwedischen Künstlers Simon Stålenhag erzählt die Serie von einer Kleinstadt, in der das Alltägliche und das Unmögliche ineinanderfließen. Roboter, Zeitschleifen und verschobene Realitäten erscheinen nicht als Spektakel, sondern als natürliche Erweiterung menschlicher Sehnsüchte. 

Jede Episode fragt leise, was Erinnerung, Verlust und Identität bedeuten, wenn Technologie selbst zu einer Form von Intimität wird. Im Gegensatz etwa zur epischen Breite von Westworld, bleibt Tales from the Loop introspektiv: eine Sammlung stiller Parabeln über das Leben im Schatten des Fortschritts.

7. Matrjoschka (2019–2022)

Nadia stirbt – und wacht wieder auf: Aus dieser simplen Zeitschleife macht Matrjoschka ein metaphysisches Puzzle über Selbsttäuschung und Reue. Natasha Lyonne spielt die ewig Wiedergeborene mit einer Mischung aus Zynismus und Zärtlichkeit, die an The Truman Show erinnert. Der Humor der Serie ist schneidend, ihre Tiefe beiläufig, ihr Existenzialismus von Zigarettenrauch durchzogen

Matrjoschka ist weniger Sci-Fi im technischen Sinn als eine Reflexion über Zeit, Trauma und weibliche Autonomie. Gegenüber dem kühlen Intellekt von Severance wirkt Matrjoschka anarchisch verspielt, fast punkig. Am Ende steht die Einsicht, dass Erkenntnis oft mit Wiederholung beginnt  und, dass Scheitern manchmal die ehrlichste Form des Fortschritts ist.

6. Black Mirror (2011–)

Black Mirror bleibt das Referenzwerk, gegen das sich alle „Mindfuck“-Sci-Fi-Serien, die danach kamen messen lassen müssen: Kaum eine andere Produktion dieses Jahrtausends zeigte derart konsequent, wie Technologie menschliche Abgründe spiegelt und schärft, wie Charlie Brookers Anthologie-Serie. Jede Episode ist ein moralisches Gedankenexperiment, mal brilliant, mal grausam, oft beides. 

Wer die Serie heute sieht, erkennt: Ihre dystopischen Visionen sind zum Teil längst Alltag. Die späteren Fortsetzungen haben etwas an erzählerische Kraft verloren, aber gerade die frühen Staffeln haben auch nach über einem Jahrzehnt sie nichts von ihrer Relevanz engebüßt – höchstens an (Rest-) Komfort. Und das ist ein großes Kompliment.

5. Sense8 (2015–2018)

Die Wachowskis schufen mit Sense8 eine Serie, die den kollektiven Geist feiert, ohne ihn zu fürchten. Acht Menschen auf verschiedenen Kontinenten teilen Bewusstsein, Erinnerungen und Gefühle – eine Utopie der Empathie in Zeiten globaler Fragmentierung. Während Pluribus die Vereinheitlichung als Horror entlarvt, inszeniert Sense8 sie als Befreiung: Glück nicht als Zwang, sondern als etwas, das erst aus dem Miteinander entsteht.

Die Serie ist emotional, queer, überbordend, manchmal pathetisch – aber in ihrem aufrichtigen, utopischen Wunsch nach Verbundenheit unvergleichlich. Wer den Zynismus von Dystopien satt hat, findet hier das Gegenmodell: Science-Fiction als Liebeserklärung an das Menschliche. Ein globaler Chor, der nicht verbissen nach Harmonien sucht, sondern echte Resonanz.

4. Devs (2020)

Alex Garland fragt in Devs, ob Technologie Glaube ersetzen kann. In der goldgetauchten Welt eines Tech-Unternehmens versucht ein Entwickler, den Code des Universums zu entschlüsseln – und findet darin die Grenze zwischen Erkenntnis und Anmaßung. Die Serie ist langsam, meditativ, mitunter schwer, doch sie entfaltet zwischen hypnotischen Bildern eine fast religiöse Gravität. Wie Pluribus behandelt Devs das Verhältnis zwischen freiem Willen und Determinismus, allerdings ohne Spott.

Devs richtet sich an Zuschauerinnen und Zuschauer, die in Serien eher ein nach spannenden Gedankenexperimenten als Eskapismus suchen. Ein leises, erhabenes Werk über die Arroganz des Wissens, den Wunsch, das Unerklärliche zu verstehen und stattdessen Demut schenkt.

3. Severance (Apple TV+, 2022–)

Kaum eine Serie hat das moderne Arbeitsleben so präzise seziert wie Severance. Die Prämisse – eine Firma trennt das Bewusstsein ihrer Angestellten in Arbeits- und Privatperson – wirkt absurd, ist aber erschreckend plausibel. Die sterile Architektur, das kühle Licht, der rhythmische Minimalismus erinnern an Kafka in Corporate Design. Severance ist ein perfekter Begleiter zu Pluribus: Beide erzählen vom Verlust des Selbst als Systemfehler. Beide zeichnen Routine als Horror, die Unterwerfung aber als ein noch viel größeres Übel. 

Adam Scott spielt die Einsamkeit eines Rades im Getriebe mit entwaffnender Sanftheit. Besonders geeignet für alle, die das Gefühl kennen, sich montags selbst an der Tür abzugeben – und freitags nicht mehr zu wissen, wer man war.

2. Westworld (2016–2022)

Westworld bleibt die wohl ehrgeizigste Allegorie über Bewusstsein, Macht und Schöpfung seit Blade Runner. Was als Western-Attraktion beginnt, entfaltet sich zur vielschichtigen Parabel über den freien Willen. Jonathan Nolans Serie ist zugleich intellektuelles Rätsel und melancholisches Epos, das die Hybris der Menschen seziert. In ihrer dritten Staffel verliert sie zwar erzählerisch etwas Fokus, gewinnt aber an politischer Dimension. 

Wer Pluribus für zu hermetisch hält, findet hier eine zugänglichere, aber nicht weniger verstörende Serie. Für Fans von Ex Machina oder Devs bleibt Westworld ein Muss – visuell erhaben, philosophisch kompromisslos und mit einem der besten Plot Twists der jüngeren TV-Geschichte unvergesslich.

1. Pluribus (2025)

Es braucht Mut, um in einer Welt der Spaltung eine Serie über totale Einigkeit zu drehen. In Pluribus infiziert ein außerirdisches Virus die Menschheit mit ewiger Glückseligkeit – nur Carol (Rhea Seehorn), eine verbitterte Bestsellerautorin, bleibt immun. Aus dieser grotesken Umkehrung einer Utopie entsteht eine Meditation über Individualität, Kontrolle unter dem Deckmantel des Guten, und die Schattenseiten, die von Harmonie ausgehen können.

Pluribus ist keine Wohlfühl-Science-Fiction, sondern wirft verstörende Fragen auf: Was bedeutet Individualität noch, wenn Glück und Gleichheit zur Norm erklärt werden? Was, wenn die Menschheit ohne Ego tatsächlich besser dran ist? Und ist eine Welt ohne Widerspruch wirklich friedlicher, oder nur stiller?

  • Anime-Meisterwerke, die das Kino verändert haben

    Anime-Meisterwerke, die das Kino verändert haben

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Große Ideen inspirieren große Ideen – und das grenz- und genreübergreifend. Fans von Anime wissen es längst: Oft kommen die größten Einfälle der Popkultur aus Japan – und schwappen, manchmal Jahrzehnte später, nach Hollywood. Immer wieder dienten Anime-Meisterwerke aller Subgenres als Ausgangspunkt für Kinoideen, die das westliche Erzählen nachhaltig verändert haben.

    Von futuristisch-cyberpunkigem Nihilismus bis zu blutrünstigem Melodrama über Identität, Verlust und Selbstzerstörung – was einst in Tokyo gezeichnet wurde, fand seinen Widerhall in Los Angeles. Anime war nie bloß Unterhaltung, sondern Labor für Visionen, in denen Technik, Körper und Bewusstsein aufeinanderprallen. Hollywood sah hin – und lernte. Diese Anime haben Regisseure wie Christopher Nolan, Darren Aronofsky, die Wachowskis, die Duffer Brothers oder Michael B. Jordan geprägt.

    1. „Perfect Blue“  (1997) als großer Einfluss für Darren Aronofsky

    Keine Frage: Perfect Blue von Regisseur Satoshi Kon war seiner Zeit weit voraus. Ein Meisterwerk des psychologischen Horrors – mit jeder Menge Stil, Subtext und Schockmomenten – und ein riesengroßer Einfluss auf das westliche Kino. Besonders Regisseur Darren Aronofsky war vom Film mehr als begeistert. Er war regelrecht besessen – so sehr, dass er die Rechte an Perfect Blue kaufte, nur um eine Szene exakt nachstellen zu dürfen. So hielt der verstörende Badewannenmoment aus Kons Werk auch in Requiem for a Dream Einzug. Später übernahm Aronofsky die zentralen Motive – Identitätsverlust, öffentlicher Druck, psychischer Zusammenbruch – erneut in Black Swan. Beide Filme kreisen um denselben Abgrund: den Zerfall des Selbst im Scheinwerferlicht. Perfect Blue zeigt die fragile Grenze zwischen Persona und Person, zwischen Beifall und Wahnsinn. Der Film war nicht nur ein Thriller, sondern ein Spiegel für das Medienzeitalter, das gerade erst begann. Heute, im Zeitalter von Social Media, wirkt er nahezu prophetisch. Wo Aronofsky Ballett und Pathos wählt, bleibt Kon klinisch präzise, beunruhigend real. Es gibt kaum ein westliches Psychodrama, das nicht etwas von Perfect Blue geerbt hat – und wer Aronofsky verstehen will, sollte sich mit Perfect Blue zumindest einmal beschäftigt haben.

    2. „ Paprika“ (2006) – Inspiration für Christopher Nolans „Inception“

    Was ist denn schon bitte echt – also wirklich real? Diese Frage steht nicht nur im Zentrum von Satoshi Kons Paprika, sondern wurde fünf Jahre später auch in Christopher Nolans Sci-Fi-Klassiker Inception gestellt. Das große Fragezeichen: Wo endet der Traum, und wo beginnt das Bewusstsein? Zwischen Paprika und Inception gibt es etliche Parallelen – etwa das unbändige Spiel mit Realitätsebenen, das stets hinterfragende Verhältnis von Kontrolle und Chaos oder die obsessive Suche nach Identität im Inneren des eigenen Kopfes.

    Der Unterschied? Während Paprika taumelt, tanzt und sich in seine Traumwelten verliebt, seziert Nolan sie mit kühler Präzision. Kon macht Kino wie Träumen im Fieber – schillernd, surreal, gefährlich schön. Nolan baut daraus einen architektonischen Albtraum, perfekt konstruiert, aber fast schon steril. Paprika dagegen lebt: ein Wirbel aus Farben, Symbolen, Gesichtern und Sehnsüchten, ein Film, der sich selbst verschlingt und dabei Wahrheit in Bewegung verwandelt. Wenn sich bei Nolan die Stadt faltet, ist das spektakulär – bei Kon ist es emotional. Es ist die Angst, sich selbst zu verlieren, und der Wunsch, nie wieder aufzuwachen. Und mal ehrlich: Wer Paprika gesehen hat, weiß längst – Inception war nie ein Traum. Es war ein Déjà-vu.

    3. „Ghost in the Shell“ (1995) – Inspiration für „The Matrix“ der Wachowskis

    Futuristische, post-cyberpunkig anmutende Stadtlandschaften, Körper, die sich den Gesetzen der Physik widersetzen, und eine Ästhetik zwischen Neonlicht und cölligem Nihilismus: Ghost in the Shell setzte die Messlatte für das Science-Fiction-Kino der 1990er-Jahre unerreichbar hoch. Regisseur Mamoru Oshii erschuf ein Werk, das ebenso kühl wie spirituell ist – eine Meditation über Bewusstsein, Identität und die Zerbrechlichkeit des „Ich“ in einer digitalisierten Welt. Noch heute berufen sich Dutzende Regisseure auf diesen Klassiker, doch kaum jemand so offen wie Lana und Lilly Wachowski (damals noch Larry und Andy).

    Bevor The Matrix die Welt aus der Steckdose zog, zeigten die Wachowskis Ghost in the Shell bei Warner Bros. als Pitch. „So soll unser Film aussehen“, sagten sie den Berichten nach– und bekamen grünes Licht. Der Rest ist Kinogeschichte. Der digitale Regen, die grünen Code-Zeilen, die Verschmelzung von Körper und Maschine – all das kann und muss als Reminiszenz an Oshii gesehen werden. Doch während The Matrix seine Ideen in Latex, Leder und Maschinengewehrfeuer hüllte, bleibt Ghost in the Shell deutlich elegischer. Cyberphilosophie trifft auf Körperpolitik, Technologie auf Transzendenz. 

    4. „Elfen Lied“ (2004) – Inspiration für „Stranger Things“ von den Duffer Brothers

    Mit Stranger Things schufen die Duffer Brothers eine der erinnerungswürdigsten Serien der letzten Dekade – ein Retro-Märchen zwischen Nostalgie, Neonlicht und Nervenzusammenbruch. Ihre Einflüsse? Mannigfaltig. Von Stephen King bis John Carpenter, von E.T. bis Akira – und, oft übersehen, vom verstörend schönen Anime Elfen Lied. Schon die Parallelen zwischen der Protagonistin Lucy und Elevens Figur sind unübersehbar: zwei junge Mädchen mit telekinetischen Kräften, Opfer grausamer Experimente, zwischen Menschlichkeit und Monstersein gefangen. Elfen Lied, 2004 von Mamoru Kanbe inszeniert, war nie ein reiner Horror-Anime, so einfach macht es einem der Film mitnichten. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Tragödie über Einsamkeit, Trauma und das Scheitern der Menschheit am eigenen Mitgefühl. Die Mischung aus expliziter Gewalt, zarter Melancholie und moralischem Dilemma hat Spuren hinterlassen, die bis Hawkins reichen. Bestätigt haben die Duffer Brothers den Einfluss zwar nie, aber man kann ihn doch deutlich spüren.

    5. „Dragon Ball Z“ (1989–1996) – Inspiration für „Creed III“ von Michael B. Jordan

    Ein Anime als Inspiration für einen US-Boxfilm? Klingt zunächst nicht ganz naheliegend – ist es aber. Dragon Ball Z ist in Creed III nämlich allgegenwärtig. Etwa in Michael B. Jordans Regiehandschrift oder in der Art, wie er physische Auseinandersetzungen inszeniert: nicht als sportlichen Wettkampf, sondern als metaphysische Selbstprüfung. Jordan lässt keinen Zweifel daran, dass Dragon Ball Z für ihn weit mehr war als nur ein Kindheitsfavorit – es war eine Philosophie.

    Schauen wir uns nur die Kampfszenen an – unter dem Gesichtspunkt der „Saiyajin-Energie“, wenn man so will. Jeder Schlag, jede Zeitlupe, jedes Innehalten ist durchzogen von der Ästhetik Toriyamas: Lichtblitze, Auren, innere Dämonen. Der Hollywood-Star in seiner Rolle als Adonis Creed zeigt regelrecht, wie Körper und Geist, Kampf und Katharsis miteinander verschmelzen.

    Dragon Ball Z war ohnehin nie nur ein Anime – es war eine Schule des Durchhaltens, des Freundschaftsglaubens, des ewigen „Noch-ein-Level-höher“. Und mehr noch: eine spirituelle Choreografie, in der jeder Schlag eine Erkenntnis bedeutet. Creed III übersetzt genau das in Fleisch, Schweiß und Pathos. Wenn Adonis am Boden liegt, kämpft er nicht gegen den Gegner – er kämpft gegen sich selbst. Und wer da noch glaubt, Anime hätten mit westlichem Kino nichts zu tun, hat wohl nie Goku und Apollo Creed im selben Atemzug gedacht.

  • Die zehn besten Filme mit Tom Hardy

    Die zehn besten Filme mit Tom Hardy

    Oliver Baumgarten

    Oliver Baumgarten

    JustWatch-Editor

    Der britische Schauspieler Tom Hardy ist ein Phänomen. Er ist als Actionstar in Hollywoods Spektakelfilmen ebenso zuhause wie in unabhängigen Produktionen und auf den Roten Teppichen internationaler Preisverleihungen. Sein Spiel ist auf extreme Weise physisch ausgelegt, seine dominierenden Themen drehen sich um Macht und Gewalt, und sein Körper sorgt für eine massive Leinwandpräsenz.

    Im Gegensatz zu Kollegen wie etwa Jason Statham setzt er seine Physis aber nicht ausschließlich für Kämpfe und Stunts ein, sondern im besonderen Maße für eine erstaunliche Wandelbarkeit – sie ist die Basis seiner Schauspielkunst, die im Kino so gut funktioniert wie auf dem Bildschirm oder im Theater, wo seine Karriere begann. Sein Kinofilmdebüt gab er in Ridley Scotts Black Hawk Down (2001), worauf viele weitere unterschiedliche und spannende Rollen folgten. Wie wandelbar er ist, zeigen alleine seine beiden Auftritte von 2025 im Actionthriller Havoc und in Guy Ritchies Gangsterserie MobLand: Selten haben Eigenschaften wie Härte und Brutalität von einem Schauspieler derart unterschiedlichen Ausdruck erhalten.

    Wir stellen Euch zehn der besten Filme mit Tom Hardy in chronologischer Reihenfolge vor.

    1. Bronson (2009)

    Drive-Regisseur Nicolas Winding Refn erzählt die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Michael Peterson, der sich selbst Charles Bronson nennt und der es in England als gewalttätiger Dauersträfling zu einigem Ruhm gebracht hat. Der 92-minütige Film ist geprägt von einer eigenwilligen und irgendwie irren Atmosphäre aus harter Gewalt, überkandideltem Humor und naiv-ironischem Kunstgehabe – was in der Mischung entfernt an Kubricks Uhrwerk Orange (1971) erinnert. Gelungen ist das vor allem, weil Tom Hardy die perfekten Zwischentöne findet, um diese Pole so auszubalancieren, dass der Film einen stimmigen und treffsicheren Punch hat.

    2. Inception (2010)

    In Christopher Nolans komplexem und bombastischem Sci-Fi-Thriller ist Tom Hardy zwar nicht der „Leading Man“, das ist zweifellos Leonardo DiCaprio. Dafür beweist er mit seiner Rolle des Eames, wie gut er ein Ensemble mit seiner Präsenz (hier insbesondere mit seinem Witz) zu bereichern vermag. Mit Eames hat ihm Nolan außerdem eine Rolle anvertraut, die als Miniatur ein bisschen wie der Schauspieler Tom Hardy selbst funktioniert: Als Teil des Teams, das Träume anderer Menschen kapert, schlüpft er immer wieder in verschiedene Rollen – Eames besitzt also Tom Hardys ureigenste und augenscheinlichste Fähigkeit: enorme Wandelbarkeit. Nolans 148 Minuten dauernder Arthouse-Blockbuster bedeutet für Hardy den internationalen Durchbruch.

    3. Warrior (2011)

    Gavin O’Connors Kampfsportdrama erzählt über 140 Minuten die Geschichte zweier zerstrittener Brüder, die einen Wettkampf in Mixed Martial Arts bestreiten und im Finale aufeinandertreffen. „Warrior“ ist erneut ein extrem physisch funktionierender Film, in dem Gewalt zum Symbol innerer Befindlichkeiten der Figuren wird. Ähnlich wie Rocky (1976), auf den der Film im Bild hier und da auch anspielt, ist „Warrior“ im Kern ein Sozialdrama, das sich in knallharte Kampfbilder kleidet. Es legt für Tom Hardy endgültig den Grundstein für seinen Ruf als kampferprobter Actionstar, der, so ist zu lesen, auch privat ein Faible für verschiedene Kampfsportarten hat.

    4. The Dark Knight Rises (2012)

    Nach Inception besetzt Christopher Nolan erneut Tom Hardy und vertraut ihm in seinem düsteren 165-minütigen Batman-Film die Rolle des Schurken Bane an. Hardys einschüchternde Präsenz verleiht Bane eine enorme Bedrohlichkeit. Wieder erzeugt Hardy das durch gezielten Einsatz seiner Physis, diesmal verstärkt durch das Tragen einer futuristisch anmutenden Maske, die Bane permanent mit Schmerzmittel versorgt. Ohne Zweifel gehört Bane zu den am meisten angsteinflößenden Gegenspielern der DC- und Marvel-Filme und setzt Bruce Wayne bzw. Batman mächtig zu. Angeblich soll sich Tom Hardy für die Rolle rund 14 Kilogramm zusätzliche Muskelmasse antrainiert haben. The Dark Knight Rises ist ein Fest für alle, denen übliche Superheldenfilme zu gewöhnlich sind.

    5. No Turning Back (2014)

    Einen gänzlich anderen Tom Hardy gibt es in Steven Knights No Turning Back zu erleben. Hardy spielt Ivan Locke, der plötzlich erfährt, dass die Frau, mit der er einen One Night Stand hatte, in der Entbindungsstation liegt. Statt zu seiner Familie fährt er zu ihr, um Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Die gesamte Lauflänge von 85 Minuten sehen wir nur Locke im Auto auf der Fahrt nach London, während der sich in zahlreichen Telefonaten sein gesamtes Leben umkrempelt. Eine grandiose Sololeistung von Tom Hardy, der die fesselnde Dramatik des Films allein auf seinen Schultern trägt. Der sonst so körperlich agierende Hardy darf hier nur sitzen und begeistert durch seinen Ausdruck, seine Stimme und die Sorgenfalten hinter einem nachlässig rasierten Vollbart. Faszinierend: Nichts erinnert mehr an den knallharten Actionstar.

    6. Mad Max: Fury Road (2015)

    2015 ist das Jahr von Tom Hardy. Gleich drei ausnehmend starke Filme zementieren seinen Status als Star des außergewöhnlichen Hollywood-Blockbusters. Der lange sehnsüchtig erwartete vierte Teil der Mad Max-Reihe wurde schon in Cannes gefeiert und auch später von Kritik und Publikum hochgelobt. Hardy übernahm von Mel Gibson die Rolle des Max und gibt damit den verrückt-brutalen Ton des zweistündigen Films an, dessen Look und Feel zwar von George Miller modernisiert wurde, der aber trotzdem noch den Atem der 1980er-Endzeit verbreitet. Irrwitzige Figuren, eine rücksichtslose Jagd nach Macht und ein hohes Tempo mit real ausgeübten Stunts: Wer, wenn nicht Tom Hardy, könnte ein derart durchgeknalltes Gewaltepos mitprägen und auf ein neues Level heben?

    7. The Revenant – Der Rückkehrer (2015)

    Wie schon in Inception spielt Tom Hardy auch hier an der Seite von Leonardo DiCaprio, diesmal allerdings als dessen knallharter Gegenspieler. Alejandro González Iñárritus intensiver, spannender und visuell meisterhafter Western-Survival-Thriller schöpft seine initiale Energie aus der Bösartigkeit von Hardys Figur und dem daraus resultierenden Konflikt. Kampf ums nackte Überleben, gepaart mit Habgier und kalter Brutalität: Tom Hardy spielt seine Figur gegen alle Sympathien und bringt der Erzählung dadurch einen maximalen emotionalen Schub. Für seine Leistung wurde Hardy mit einer Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller geehrt. Sie bedeutete seinen endgültigen Eintritt in die Riege der Top-Hollywoodstars.

    8. Legend (2015)

    Zahlreiche Preise gewann Tom Hardy auch für diesen dritten für ihn wegweisenden Film des Jahres 2015. Im 132 Minuten umfassenden Legend spielt er die Doppelrolle eines legendären Gauner-Zwillingspaares, das in den 1960er Jahren das Londoner East End unsicher machte. Gewalt, Macht und Hardys Physis stellen auch in Brian Helgelands Gangster-Biopic wichtige Elemente dar. Was der doppelte Hardy hier aber an unterschwelliger Komik in Mimik und mit breitestem Cockney beifügt, eröffnet eine herrliche neue Facette. Insbesondere die vielen Momente, in denen beide Figuren gemeinsam im Bild sind – der eine tough und rough, der andere zarter und smarter – faszinieren allein schon durch die komplett unterschiedliche Körperspannung der beiden. Griffige und prägnante Doppelrollen-Action ohne die komödiantische Ebene eines Geballte Ladung – Double Impact (1991) oder Twin Dragons – Das Powerduo (1992).

    9. Venom (2018)

    „Wie geht’s dir, Eddie, du siehst schrecklich aus!” „Ach so, ich habe einen Parasiten.” Mit großer Lakonie verkörpert Tom Hardy seinen Marvel-Antihelden Eddie, der mit einer außerirdischen Lebensform zu Venom verschmilzt. Der 112-minütige Film bedient mit Genuss die düsteren Motive klassischen Bodyhorrors und nimmt damit im Superhelden-Kosmos eine besondere Stellung ein. Angesichts von Tom Hardys Karriere erscheint es fast als logische Konsequenz, dass er – nach dem so einprägsamen Schurken in The Dark Knight Rises – seine eigene Superhelden-Rolle bekommt: Seine Mischung aus Kraftprotz, Verwandlungskünstler und der Fähigkeit, sich selbst nicht immer ernst zu nehmen, prädestiniert ihn dafür. Mit den Fortsetzungen Venom: Let There Be Carnage (2021) und Venom: The Last Dance (2024) hat es seine Figur bis dato zu drei eigenständigen Filmen gebracht.

    10. Havoc (2025)

    Für Gareth Evans’ Havoc kehrt Tom Hardy zurück zum ultraharten Crime-Thriller mit Martial-Arts-Elementen à la Warrior. Ganz bewusst erinnern Momente dieses blutigen Kampf- und Schießerei-Spektakels an die Hochzeiten des u.a. von John Woo geprägten Hongkong-Thrillers der späten 1980er und frühen 1990er Jahre. Hardy spielt den korrupten Cop, der eine Verschwörung aufdeckt, was ihn buchstäblich ins Kreuzfeuer aller Beteiligten katapultiert. Für Liebhaber ausgeklügelter Action-Choreografien dürften die 107 Minuten Havoc genau das Richtige sein.

  • 6 X-Men-Schurken, die wir immer noch nicht in Live-Action gesehen haben

    6 X-Men-Schurken, die wir immer noch nicht in Live-Action gesehen haben

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Fans des MCU-Universums wissen es ganz genau: Die Liste an Marvel-Bösewichten, die uns über die Jahre auf der Leinwand begegnet sind, ist lang – von ikonisch (Thanos) über charismatisch (Loki) bis hin zu vollkommen belanglos (Malekith, wir sehen dich). Auch das X-Men-Franchise hat mit Magneto, Mystique und Co. abgeliefert. Aber: Das war längst nicht alles.

    Wer die Comics kennt, weiß, dass da noch einiges im Schatten lauert – klüger, gefährlicher, abgründiger als alles, was bisher im Live-Action-Rampenlicht stand. Und Marvel? Hält sie uns seit Jahrzehnten vor, als wären wir zu schwach für echte narrative Komplexität. Genug damit. Hier kommen sechs Schurken, die endlich aus dem Panel auf die Leinwand gehören. Das Potenzial, da sind wir uns sicher, wäre enorm.

    1. Mister Sinister – vorher zu sehen in  X-Men: The Animated Series (1993–1997) und X-Men ’97 (2024– )

    Wohl kein X-Schurke wurde öfter angeteasert und konsequenter übergangen als Mister Sinister. In X-Men: Apocalypse tauchte sein Firmenlogo auf, Logan – The Wolverine spielte mit dem Namen Essex – aber statt dem Auftritt kam: Abspann. Dabei wäre Nathaniel Essex der perfekte Antagonist für das postapokalyptische Mutantenzeitalter gewesen – brillant, manipulativ, genverliebt, dabei visuell irgendwo zwischen viktorianischem Dandy und Horror-Rockstar. Während Apocalypse die großen mythologischen Linien zog, hätte Sinister als eleganter Puppenspieler im Hintergrund brillieren können. Eine Figur mit Stil, Skrupellosigkeit und Substanz. Hey, Marvel: Die Bühne steht bereits. Er braucht nur noch einen Auftritt. Und mal ehrlich: Wenn jemand es schafft, Wissenschaft, Dekadenz und Sadismus so charmant zu vereinen, dass man ihm fast verzeiht – dann er. Mister Sinister wäre der Bösewicht, der dem MCU endlich wieder Eleganz und Abgrund zugleich verpasst.

    2. Onslaught – vorher zu sehen in X-Men: The Animated Series (1993–1997)

    Ihr wollt einen Schurken, der eigentlich gar nicht ins Marvel-Schema passt? Einen, der größer ist als das klassische „Gut gegen Böse“, der statt Muskeln und Mut einfach Bewusstsein als Waffe benutzt – und dabei gleichzeitig Prophet, Dämon und Spiegelbild ist? Dann ist Onslaught euer Mann. Wobei – der „Mann“ aus purer Psychose und Telepathie ist gar kein Mann, sondern die Manifestation all dessen, was Charles Xavier und Magneto über Jahrzehnte verdrängt haben. Der Hass, die Schuld, der moralische Größenwahn – alles, was die X-Men jemals gefürchtet haben, vereint sich in dieser geformten Gedankensphäre aus purer Macht und Wahnsinn.

    Geboren aus einem einzigen Moment geistiger Explosion, ist Onslaught weniger Figur als Konzept, weniger Feind als Katastrophe. In X-Men: The Animated Series (1993–1997) blitzt seine Präsenz nur kurz auf – aber jeder, der diese Folgen kennt, spürt: Da ist mehr. Etwas Schwebendes, Bedrohliches, das hinter den Augen der Helden lauert. Und ehrlich gesagt – was wäre furchteinflößender als die Vorstellung, dass Professor X selbst die ultimative Waffe gegen die Menschheit erschafft, einfach, weil er sie zu sehr retten will? In einer Live-Action-Version könnte Onslaught endlich das tun, was Marvel sich seit Jahren nicht traut: Superhelden wieder an die Grenze ihrer eigenen Moral treiben. Keine CGI-Massenkeilerei, keine Multiversums-Exzesse – sondern ein metaphysischer Albtraum, der sich in den Köpfen abspielt. Xavier gegen Xavier. Magneto gegen seine eigene Idee von Freiheit. Und wir, das Publikum, mitten in einem Gedankengewitter, das aussieht wie ein Fiebertraum zwischen Akira, Inception undThe Cell.

    3. Selene (Black Queen) – vorher zu sehen in Wolverine and the X-Men (2008)

    Klassisch, anachronistisch, gewichtig: Manche Schurken drängen sich nicht in den Vordergrund. Sondern: Sie wirken aus dem Schatten, uralt, unbegreiflich, fast religiös. Selene ist eine solche Figur, und wir finden: Sie sollte dringend einen eigenen Film bekommen. Zwar hatte sie in Dark Phoenix einen Kurzauftritt, aber die wahre Selene hat das Kino noch nicht gesehen. Eine Mutantin, die seit der Antike lebt, Lebensenergie wie Atemluft in sich aufnimmt, und Magie praktiziert, die nicht leuchtet, sondern verschlingt. Als Teil des Hellfire Clubs bewegt sie sich in einer Welt aus Macht, Dekadenz und Tod. Kein Zufall, dass sie aussieht wie eine Göttin aus einem vergessenen Pantheon. Selene wäre keine Villain-of-the-Week – sondern fast schon eine mythologische und lange in Erinnerung bleibende Wunde im Marvel-Universum. Sie ist die Verkörperung dessen, was passiert, wenn Unsterblichkeit zur Sucht wird – schön, gefährlich, unersättlich. In ihren besten Momenten wirkt Selene wie ein Crossover aus Elizabeth Bathory und einer satanischen Cleopatra. Ein Live-Action-Film mit ihr wäre kein klassischer Superheldenstreifen, sondern ein dunkles Opernspiel über Macht, Blut und Ewigkeit.

    4. Exodus (Bennet du Paris) – vorher zu sehen in  X-Men ’97 (2024)

    Eines steht fest: Die wahre Apokalypse trägt kein Schwert, sie trägt in erster linie eines: Überzeugung. Exodus ist genau das. Er ist kein Schurke, bestimmt auch kein kein Retter, sondern ein in Glauben gegossener Flächenbrand. Ein ehemaliger Kreuzritter, verflucht durch Zeit und Dogma, halb Engel, halb Fanatiker, und gefährlich gerade deshalb, weil er glaubt, Gott selbst würde ihm die Richtung weisen. Er kämpft nicht für Macht, er kämpft für Wahrheit – und das ist immer der Moment, in dem die Welt zu brennen beginnt.

    Bennet du Paris, dieser Name hallt wie ein Gebet aus einer kaputten Kathedrale. Er überlebte Jahrhunderte, Imperien, Ideen. Er war Soldat, Prophet, Ketzer. Heute wäre er der Messias, vor dem Magneto knien würde, wenn er nur den Mut dazu hätte. Exodus hebt die Hand, und Armeen fallen. Er denkt einen Satz zu Ende, und Städte zerfallen zu Staub. Seine Kräfte – Telekinese, Telepathie, Regeneration – sind bloß Werkzeuge einer größeren Obsession: einer göttlichen Ordnung, die nur durch Feuer wiederhergestellt werden kann. In einem Film würde er nicht auftreten – er würde erscheinen. Kein Donner, keine Explosion, nur ein Mann im Mantel, der an dich glaubt, während er dich vernichtet. Eine Figur, die zwischen den Zeilen von Ginsbergs Howl leben könnte: „I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked“ – und Exodus wäre der, der sie dort lässt.

    5. Emplate – vorher zu sehen in keiner Animationsserie

    Einer, der unbedingt ebenfalls einen Live-Action-Auftritt verdient hätte, ist Emplate – ein Mutant aus Generation X, dessen Bedrohung nicht durch rohe Zerstörung entsteht, sondern durch eine existenzielle Störung der Wirklichkeit. Emplate ernährt sich von der Lebensenergie anderer Mutanten, indem er sie über die Wirbelsäule aussaugt – ein Prozess, der seine Opfer verstummen lässt, ihre Identität auflöst und sie in ein leeres, willenloses Dasein stürzt. Er existiert zwischen den Dimensionen, ein Wesen, das nicht ganz hier und nicht ganz dort ist, körperlich deformiert und durch ein unheimlich zischendes Atemgerät entmenschlicht. Seine Erscheinung wirkt wie ein Fiebertraum aus Hellraiser, The Cell und Cronenbergs Die Fliege – ein visuelles Echo aus Albträumen, verstörend und tragisch zugleich.

    6. Shadow King

    Okay, jetzt wird’s metaphysisch. Der Shadow King ist kein Körper, kein klassischer Feind – sondern ein Bewusstsein, das sich in Gedanken einnistet, in Träumen wächst und Persönlichkeiten von innen heraus zersetzt. Kein Feind, den man besiegen kann. Nur einer, dem man widerstehen muss. Er ist der dunkle Spiegel des X-Men-Universums: kein zerstörerisches Monster, sondern ein Parasit aus Schmerz, Machtgier und uralter Bosheit. Ein Dämon der Identität – geboren aus kollektiver Wut, gespeist von Traumata. In der Serie Legion wurde seine zerstörerische Eleganz bereits angedeutet – stilisiert, surreal, zutiefst beunruhigend. In einer Ästhetik zwischen Delirium und Design. Aber auf der großen Leinwand? Schweigen. Dabei bietet der Shadow King genau das, was moderne Superheldenfilme oft vergessen: eine Bedrohung, die nicht durch Muskelkraft oder Magie zu lösen ist, sondern durch psychische Integrität. Er steht für Kontrollverlust, für das Flackern zwischen Ich und Nicht-Ich. Für eine Realität, die sich auflöst wie Rauch. Kein Finale in Flammen, keine grelle Lösung, nur der lange Schatten einer zerstörten Identität.Dafür ein leiser, langsamer Zerfall. Sollte Marvel mal etwas tiefer gehen wollen? Wir wüssten da, wie.

  • Alle Doctor Dolittle-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Alle Doctor Dolittle-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Tiere verstehen und mit ihnen sprechen: Ein Traum, der für Doctor Dolittle Alltag ist. Die Figur aus den Kinderbüchern von Autor Hugh Lofting hat im Lauf der Jahrzehnte viele Gesichter bekommen: Vom singenden Gentleman in der Musicalverfilmung der 60er über den genervten Familienvater in Eddie Murphys Großstadt-Komödien bis zum exzentrischen Abenteurer mit Robert Downey Jr. 

    Die Filme sind so unterschiedlich wie ihre Hauptdarsteller, doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie zeigen eine Welt, in der Tiere nicht nur sprechen können, sondern auch ziemlich viel zu sagen haben. In dieser Liste findet ihr alle Dr. Dolittle-Filme in chronologischer Ordnung und erfahrt außerdem.

    Doctor Dolittle (1967)

    Der erste große Auftritt auf der Leinwand: In der Musicalverfilmung Dr. Dolittle von 1967 schlüpft Rex Harrison in die Rolle des spleenigen Arztes, der lieber mit Tieren als mit Menschen spricht. Die Inszenierung ist opulent, voller bunter Sets, fantasievoller Wesen und ausladender Musiknummern. Die Handlung folgt einer klassischen Abenteuerstruktur mit exotischen Reisen, fantastischen Kreaturen und viel britischem Charme. Der Film mag vielleicht heute aus der Zeit gefallen wirken, ist aber als kuriose Mischung aus Kindheitserinnerung und Musical-Tradition nach wie vor interessant. Die Ausstattung ist liebevoll, die Lieder teils schräg, teils charmant, und die Idee, dass ein Arzt mit einem Lama über Zahnschmerzen spricht, hat auch nach Jahrzehnten ihren Reiz nicht verloren. Besonders für Fans des klassischen Hollywood-Kinos ist dieser erste Dolittle eine sehenswerte Zeitreise.

    Doctor Dolittle (1998)

    Eddie Murphy bringt die Figur in die Gegenwart und damit in ein ganz neues Setting. Statt Landarzt mit Tiersprechstunde im Gartenhaus ist dieser Doctor Dolittle ein gestresster Großstadtarzt, der seine verlorene Fähigkeit wiederentdeckt, Tiere zu verstehen. Was folgt, ist eine Reihe turbulenter Begegnungen mit sprechenden Haustieren, Zootieren und allerlei unerwarteten Patienten. Der Ton ist deutlich moderner, die Gags sitzen, und viele Szenen leben vom Kontrast zwischen Murphys ruhigem Spiel und dem Chaos um ihn herum. Der Film verpasst der Figur ein lautes und schnelles Update und wartet außerdem mit vielen bekannten Synchronstimmen in den Tierrollen auf. Vor allem jüngere Zuschauer fanden daran Gefallen, und auch als Familienfilm funktioniert das Konzept überraschend gut. Die Grundidee bleibt erhalten, wird aber zeitgemäß verpackt und hat Dialogwitz und einenHauptdarsteller im Gepäck, der zwischen Wahnsinn und Sympathie pendelt.

    Doctor Dolittle 2 (2001)

    In Doctor Dolittle 2 bleibt Eddie Murphy seiner Rolle treu und hat diesmal einen neuen Auftrag: Ein geschützter Wald soll gerettet werden, und Dolittle wird zum Vermittler zwischen Mensch und Tier. Der Film wechselt von der Klinik in die Natur, ohne dabei auf den bekannten Tonfall zu verzichten. Die Handlung bringt neue Dynamiken wie die Zusammenarbeit mit einem tollpatschigen Bären und erweitert das Dolittle-Universum um ein Umweltthema, das trotzdem halbwegs leichte Kost bleibt. Die Tiere haben wieder viel zu sagen, und das Tempo bleibt hoch. Nebenbei darf auch diesmal wieder die Familie des Doktors mitmischen. Inhaltlich bleibt zwar alles auf bekanntem Terrain, die neue Umgebung bringt jedoch frischen Wind in die Reihe. Doctor Dolittle 2 schließt zwar an den ersten Teil an, probiert aber neue Schauplätze und Konstellationen aus. 

    Doctor Dolittle 3 (2006)

    In Doctor Dolittle 3 steht nicht mehr der Doktor selbst im Mittelpunkt, sondern seine Tochter Maya, gespielt von Kyla Pratt. Sie hat das Talent ihres Vaters geerbt, hadert aber mit ihrer Verantwortung. Als sie auf eine Ranch geschickt wird, steht sie vor der Aufgabe, nicht nur mit Tieren, sondern auch mit sich selbst klarzukommen. Die Geschichte ist diesmal kleiner angelegt, tritt bodenständiger auf und ist klar auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten. Der Wechsel der Hauptfigur bringt frischen Wind, und die neue Umgebung gibt Raum für ruhigere, alltäglichere Situationen. Pferde, Hunde und Ziegen helfen Maya dabei zu lernen, sich zu behaupten, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Der Film verlässt das klassische Dolittle-Setting, bleibt aber thematisch dicht an den Vorgängern. Ein Film, der zwar ein bisschen leiser daherkommt, aber im Kern dem Dolittle-Prinzip treu bleibt.

    Doctor Dolittle 4 (2008)

    Auch in Doctor Dolittle 4 steht Maya im Fokus, diesmal in einem Nationalpark, der durch eine PR-Kampagne gerettet werden soll. Die Geschichte nimmt Elemente der Vorgänger auf, versetzt sie aber in eine neue Umgebung mit neuen tierischen Stimmen. Wieder wird Maya zur Vermittlerin zwischen Menschen, Behörden und wilden Tieren, und das natürlich mit all den kleinen Katastrophen, die dazugehören. Auch Doctor Dolittle 4 behält den familientauglichen Ton bei und setzt auf einfache Konflikte und sympathische Figuren. Die Kulisse ändert sich zwar, die Formel bleibt aber vertraut: Tiere reden, Menschen reagierenund Maya wächst an ihren Aufgaben. Manche Szenen erinnern an klassische Sommerlager-Komödien, andere setzen auf bewährte Slapstick-Momente. Die Reihe wird hiermit in altbekannter Weise fortgesetzt.

    Doctor Dolittle 5 (2009)

    In Doctor Dolittle 5 geht Maya Dolittle nach Hollywood, wo sie als tierische Beraterin Karriere machen soll. Schnell merkt sie allerdings, dass Glanz und Glamour nicht alles sind. Der Film spielt mit bekannten Motiven der Branche und bleibt dabei leichtfüßig und unkompliziert. Auf tierischer Seite wird aufgestockt: Jetzt gibt es sprechende Möpse, schlaue Papageien und verwöhnte Schoßhunde im Designer-Pelz. Wieder steht die Kommunikation mit Tieren im Mittelpunkt, erneut ergänzt um Themen wie Eigenständigkeit und Selbstfindung. Die Kulisse ist neu, die Formel bleibt gleich: Maya lernt, Grenzen zu setzen und hört dabei wieder vor allem gut zu. Der Ton ist freundlich, der Verlauf vorhersehbar, aber genau das macht ihn für ein junges Publikum und Doctor Dolittle-Fans zugänglich.

    Die fantastische Reise des Dr. Dolittle (2020)

    Robert Downey Jr. übernimmt die Rolle in einem aufwändig produzierten Reboot, das die Geschichte als Abenteuerfilm neu denkt. Statt Großstadt oder Landarztpraxis gibt es bei Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ein quasi-fantastisches Setting, Seereisen, sprechende Tiger, schrullige Piraten und einen Drachen mit Verdauungsproblemen.

    Der Film verlässt bewusst die Komödienformel und orientiert sich mehr am klassischen Abenteuerkino. Downey spielt den Doktor als zurückgezogenen, leicht verschrobenen Einzelgänger, der erst im Laufe der Handlung wieder Vertrauen zu anderen gewinnt - und damit sind sowohl Mensch als auch Tier gemeint. Die Tierfiguren sind aufwendig animiert, und der Look auf Hochglanz poliert. Manche Szenen wirken ein wenig überladen, andere hingegen überraschend verspielt. Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ist eine Neuinterpretation mit eigener Bildsprache und deutlich anderem Tonfall als alle bisherigen Dolittle-Filme und präsentiert eher Reise als Routine.

  • Zwischen Glamour und Abgrund: Die besten Filme und Serien mit Jacob Elordi

    Zwischen Glamour und Abgrund: Die besten Filme und Serien mit Jacob Elordi

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Jacob Elordi ist so etwas wie Hollywoods schönster Widerspruch: Ein Schauspieler, der noch immer oft als hübsches Gesicht besetzt wird – und trotzdem beginnt, sich aus dieser Oberfläche freizuspielen. Nach Teenie-Rollen und Glanzprojekten wie The Kissing Booth und Euphoria wagt er sich zunehmend dorthin, wo Schönheit zur Last wird.

    Seine Filmografie gleicht mittlerweile einem Parcours durch Obsessionen, Machtspiele und moralische Brüche: vom aristokratischen Dandy in Saltburn über den gefallenen Helden in The Narrow Road to the Deep North bis zum Monster selbst in Guillermo del Toros Frankenstein. Die folgenden Filme und Serien zeigen, wie er mit Rollen zwischen Begehren und Selbstzerstörung seine eigene Identität als Schauspieler formt.

    9. The Kissing Booth (2018–2021)

    Drei Filme, ein Phänomen – und der Startschuss einer Karriere, die wohl keiner kommen sah. In The Kissing Booth spielt Jacob Elordi den Highschool-Traum Noah Flynn: Impulsiv, sportlich, ein wandelndes Klischeebild jugendlicher Attraktivität. Der Netflix-Erfolg machte ihn weltweit bekannt, aber auch zur Blaupause jener „Streaming-Schönlinge“, die mehr Deko als Drama sind.

    Trotz aller Klischees bringt Jacob Elordi einen gewissen Charme und physische Präsenz ein, die den simplen Plot über Teenagerliebe zumindest schauspielerisch etwas über das Durchschnittsmaß heben. Rückblickend wirkt die Trilogie wie das glänzende Gegenbild zu allem, was Jacob Elordi danach spielen sollte: ein Laborversuch in Oberflächlichkeit, aus dem ein ernsthafter Schauspieler hervorging.

    8. On Swift Horses (2024)

    In Daniel Minahans unaufgeregten Adaption von Shannon Pheadras gleichnamigen Roman wird Jacob Elordi zum Symbol junger Freiheit in einer repressiven Nachkriegszeit. Er spielt Julius, den unberechenbaren Schwager der Protagonistin Muriel (Daisy Edgar-Jones), der sich mit ihr in einem Netz aus Begehren, Geheimnissen und Schuld verstrickt.

    Das Drama, in greller 1950er-Ästhetik gehalten, verlässt sich (allzu) sehr auf Jacob Elordis verletzlicher Körperlichkeit: Sinnlich, rastlos, fast gefährlich. Während andere Rollen ihn als Machtfigur zeigen, ist er hier die Versuchung und ein Archetyp des Verlorenen. On Swift Horses ist ein stiller, beinahe träger Film über Sehnsucht, und Jacob Elordi wird darin zur Projektionsfläche einer Generation, die sich nach Intensität sehnt.

    7. The Mortuary Collection (2019)

    In dieser klug komponierten Horror-Anthologie zeigte Jacob Elordi früh, dass er mehr kann als Teenie-Romantik. The Mortuary Collection verwebt mehrere morbide Geschichten um eine Bestattereinrichtung und erzeugt dabei, trotz wechselnder Tonlagen, eine beständige Atmosphäre aus Unbehagen und schwarzem Humor. 

    In einer der Geschichten spielt er einen Studenten, dessen überheblicher Charme ihn in eine tödliche Falle führt. Der Film selbst ist ein Liebesbrief an das klassische Gruselgenre, gespickt mit makabrem Witz und handwerklicher Raffinesse. Jacob Elordi nutzt seine kurze Screentime, um Präsenz zu beweisen. The Mortuary Collection wurde zum Geheimtipp für Genrefans – und für den Schauspieler zum ersten Beweis, dass hinter seiner Eleganz ein Gespür für das Abgründige steckt.

    6. Oh, Canada (2024)

    Paul Schrader, der ewige Chronist der moralisch Zerrissenen, versammelt in Oh, Canada eine Reihe von Erinnerungsfragmenten eines alternden Filmemachers. Jacob Elordi spielt dabei die jüngere Version der Hauptfigur Leonard Fife – ein ehrgeiziger, unruhiger Mann, der auf der Flucht vor sich selbst ist.

    Die Rolle fordert ein Spiel zwischen Melancholie und Größenwahn – und Jacob Elordi liefert. An der Seite von Richard Gere deutet sich in seinem nuancierten Spiel an, dass seine wahre Stärke im Leisen liegt. Oh, Canada ist kein Film für Massen, sondern ein intimes Psychogramm  und der Schauspieler beweist, dass er auch in Paul Schraders intellektueller Welt bestehen kann.

    5. Priscilla (2023)

    Sofia Coppolas Priscilla dekonstruiert den Mythos “Elvis Presley” – und Jacob Elordi ist ihr idealer Partner dafür. Statt den Rockstar als Ikone zu spielen, mimt er ihn als fragiles Konstrukt aus Charme, Kontrollwahn und Einsamkeit. An der Seite von Cailee Spaeny gelingt ihm das Kunststück, gleichzeitig seltsam magnetisch und durchaus abstoßend zu wirken.

    Anders ausgedrückt: Jacob Elordi verwandelt den König des Rock’n’Roll in einen echten Menschen, gleichermaßen getrieben von Narzissmus und Angst. Sofia Coppola filmt das als schwebendes Trauerspiel über Begehren und Abhängigkeit. Mit dieser Rolle verabschiedete sich Jacob Elordi endgültig vom Image des Teen-Idols – und fand seine neue Signatur: Verletzlichkeit mit einer gewissen gefährlichen Schärfe.

    4. Frankenstein (2025)

    Guillermo del Toros märchenhafte Adaption des Klassikers macht Jacob Elordi zur Kreatur – zum Geschöpf, das in seiner Einsamkeit göttliche Grausamkeit spiegelt. Mit Oscar Isaac und Mia Goth an seiner Seite spielt er den geborenen Außenseiter als poetische Tragödie. Del Toro ist bekannt für seine empfindsamen Monster, doch Jacob Elordi verleiht diesem eine weitere, verletzliche Dimension: Weniger Zorn als Verzweiflung, weniger Horror als Sehnsucht.

    Nicht zu leugnen ist allerdings, dass Frankenstein den Schauspieler zumindest ein Stückweit wieder auf seine körperliche Präsenz reduzieren will. Durch Jacob Elordi wird Frankensteins Schöpfung auch aufgrund seiner Schönheit zur bemitleidenswerten Kreatur,  was der Vorlage etwas von seiner humanistischen Stärke nimmt, Menschlichkeit im Monströsen zu sehen – unabhängig von seiner Oberfläche.

    3. Euphoria (2019–)

    Mit Euphoria wurde Jacob Elordi berühmt – aber nicht bequem. Seine Rolle als Nate Jacobs, der kontrollsüchtige Quarterback mit väterlichem Trauma, ist ein Meisterstück an jugendlicher Ambivalenz. Zwischen Aggression und innerer Leere, zwischen Machtfantasien und Sehnsucht nach Nähe entfaltet Jacob Elordi auch schauspielerisch eine einnehmende Komplexität.

    Sam Levinsons Skandalserie über die Verlorenheit der Jugend ist formal brillant, visuell radikal und erzählerisch oftmals zu sehr auf den bloßen Schockeffekt aus. Doch Jacob Elordis Darstellung gehört zu den nuanciertesten Schurkenporträts der letzten TV-Jahre – ein Grundpfeiler seiner Karriere, der ihn weit über das Teenie-Fach hinaus katapultierte.

    2. Saltburn (2023)

    Emerald Fennells scharfe Satire über Klasse, Begehren und Zerstörung lebt von ihrer Plakativität – und von Jacob Elordi als Felix Catton. Er verkörpert den verführerischen Aristokraten mit so viel Beiläufigkeit, dass man ihm selbst dann die Gelassenheit glaubt, wenn er sich in Lügen verstrickt.

    Saltburn ist als ein bitteres Ballett aus Manipulation, Voyeurismus und Eskalation angelegt. Jacob Elordi spielt dabei weniger den Menschen als die Projektionsfläche, auf die sich die Wünsche seines aus der Mittelschicht stammenden Freundes (Barry Keoghan) richten. Der Film selbst endet mit einer enttäuschenden Pointe, doch Jacob Elordis Leistung bleibt ein Glanzpunkt: Beängstigend schön, faszinierend leer und schwer zu vergessen.

    1. The Narrow Road to the Deep North (2025)

    Die australische Miniserie nach Richard Flanagans gleichnamigen Roman markiert Jacob Elordis endgültige Reifeprüfung. Als Dorrigo Evans, ein Kriegsgefangener und Überlebender des Baus der thailändischen Eisenbahnlinie, spielt er einen Mann, der zwischen auf sich geladener Schuld, belastendem Status als Held und einer unerfüllten Liebe zerrieben wird. 

    Jacob Elordi trägt die Serie auch in ihren traumatischen Momenten erstaunlich gut – ruhig, körperlich, ohne Pathos. Es ist eine Darstellung, die den Heldenmythos dekonstruiert und menschliche Zerbrechlichkeit, Trauma und Schmerz an seine Stelle setzt. Damit steht The Narrow Road to the Deep North in der Tradition großer Antikriegsgeschichten – mehr Seelenseismografie, weniger Schlachtenspektakel. Ohne Frage Jacob Elordis bislang beeindruckendste Leistung.

  • Die 10 besten Filme, die auf Broadway-Musicals basieren

    Die 10 besten Filme, die auf Broadway-Musicals basieren

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Wenn der Broadway ins Kino zieht, verändert sich etwas Grundlegendes: Musik, Tanz und Emotion treffen auf Licht, Kamera und Raum. Plötzlich entfalten sich Songs, die einst zwischen Kulissen erklangen, in ganzen Landschaften oder Straßenzügen. Doch selbst im größten Kinosaal bleibt der Herzschlag der Bühne spürbar. Diese Filme tragen das Gefühl des Live-Moments in sich, diesen Atemzug vor dem ersten Ton, das Publikum im Kopf, das nie ganz verschwindet.

    Im Gegensatz zu Kinomusikfilmen wie La La Land oder Once, die ihre Geschichten direkt für die Leinwand schrieben, erzählen Broadway-Adaptionen von etwas Gewachsenem: vom Zusammenspiel aus Handwerk, Timing und Spielfreude. Dass gerade jetzt wieder neue Musicalverfilmungen entstehen, ist kein Zufall. Nach Jahren digitaler Distanz sehnt sich das Publikum nach Energie, nach Farbe und nach Geschichten, die sich anfühlen, als könne man sie anfassen. Diese Liste zeigt, wie Kino und Bühne dieselbe Melodie finden.

    1. Chicago (2002)

    Zwei Varieté-Tänzerinnen werden nach einem Mordprozess zu Medienphänomenen – und genau dort liegt der Zauber von Chicago: Ruhm und Sünde tanzen hier denselben Takt. Rob Marshall inszeniert die Geschichte mit der Eleganz eines Showballetts, das jede Wahrheit in Glitzer verwandelt. Catherine Zeta-Jones und Renée Zellweger bringen Charisma, Ironie und Spielfreude mit, sodass der Zynismus leichtfüßig wirkt. Die Kamera bewegt sich wie ein Scheinwerfer, der immer dann stoppt, wenn der nächste Applaus naht. Die Songs sind bissig, die Choreografien messerscharf, und doch bleibt der Film nah an seinen Figuren. Statt die Bühne einfach abzufilmen, verwandelt er sie in ein Fieber aus Musik, Ehrgeiz und Illusion. Wenn Cabaret die dunkle Seite des Entertainments zeigt, antwortet Chicago mit einem Lächeln, das gefährlicher ist, als es scheint. Beides sind Glanzstücke über Menschen, die im Rampenlicht glänzen und darin fast verbrennen.

    2. West Side Story (1961)

    Zwei rivalisierende Straßengangs, eine verbotene Liebe und ein Tanz, der mehr erzählt als jedes Wort: West Side Story bleibt die wohl lebendigste Übersetzung des Broadway auf die Leinwand. Regisseur Robert Wise und Choreograf Jerome Robbins schufen 1961 ein Werk, das Bewegung, Musik und Farbe zu purer Emotion verschmilzt. Jede Szene trägt Energie, jeder Schatten eine Geschichte. Die Stadt wird zur Bühne, das Drama zu Rhythmus. Die später entstandene Neuverfilmung West Side Story von Steven Spielberg beweist, dass diese Struktur zeitlos ist - sie lässt dieselben Gefühle atmen, nur mit neuem Puls. West Side Story ist kein Musical, das man bloß ansieht, sondern eines, das man fühlt. Wo Les Misérables in die Tiefe der Seele schaut, richtet dieser Film den Blick auf die Oberfläche einer Gesellschaft, die in Bewegung bleibt. Das Ergebnis ist ein Kino, das singt, tanzt und schmerzt, ohne einen falschen Ton.

    3. Les Misérables (2012)

    Jean Valjean versucht nach Jahren der Haft, Vergebung zu finden, in einem Frankreich, das dafür keinen Platz mehr hat. Les Misérables macht daraus ein musikalisches Epos voller Wucht und Mitgefühl. Tom Hooper lässt seine Darsteller live singen, wodurch jeder Atemzug echt wirkt, jede Unsicherheit Gewicht bekommt. Hugh Jackman spielt Valjean mit brennender Aufrichtigkeit, Anne Hathaway verleiht Fantine in wenigen Szenen unvergessliche Trauer. Die Kamera sucht Nähe statt Pracht, doch das Pathos entsteht von allein. Statt große Kulissen auszuspielen, konzentriert sich der Film auf die Gesichter, auf zitternde Stimmen, auf den Punkt, an dem Musik und Schmerz eins werden. Les Misérables ist ein Monument, aber eines, das weint. Wo West Side Story Bewegung nutzt, um Hoffnung zu zeigen, findet dieser Film sie im Stillstand. Und wenn der Chor am Ende einsetzt, wirkt er wie ein Versprechen, dass Erlösung wenigstens gesungen werden darf.

    4. Mamma Mia! (2008)

    Sophie lädt drei Männer auf eine sonnendurchflutete griechische Insel ein, weil sie endlich wissen will, wer ihr Vater ist, und aus dieser verrückten Idee entsteht pures Sommerkino. Mamma Mia! funktioniert wie Urlaub in Spielform: voller Farbe, Witz und Leichtigkeit. Meryl Streep bringt Temperament und Wärme in jede Szene, Amanda Seyfried spielt jugendliche Aufregung, als wäre sie selbst in einem Song gefangen. Die bekannten ABBA-Hits verwandeln Alltag in Emotion, aus Gesprächen werden Refrains, aus Erinnerungen kleine Bühnenmomente. Die Inszenierung bleibt verspielt, aber ehrlich. Niemand versucht, perfekt zu singen, und genau das macht den Film so sympathisch. Mamma Mia! ist nicht nur eine Verfilmung, sondern ein Gefühl. Wenn Grease die Energie der Jugend feiert, erzählt dieser Film von der Freiheit, älter zu werden, ohne aufzuhören zu tanzen. Am Ende bleibt ein Lächeln, das auch im Kino wirkt wie Sonne auf der Haut.

    5. Grease (1978)

    Sandy und Danny verlieben sich im Sommer, verlieren sich und treffen sich wieder - mit neuen Rollen und altem Herzklopfen. Grease ist Nostalgie, Witz und Rebellion zugleich. John Travolta und Olivia Newton-John verleihen der Geschichte diese unkopierbare Mischung aus Coolness und Romantik. Die Musik klingt nach Motoren, Cola und endlosen Abenden, und die Tanzszenen halten den Takt einer ganzen Generation. Der Film macht aus der Bühne ein Popuniversum, das sich selbst nie zu ernst nimmt. Zwischen Pomade und Petticoats entsteht etwas Zeitloses: ein Musical, das nicht nur von Jugend handelt, sondern sie einfängt. Grease zeigt, dass Emotion und Energie manchmal genug sind, um einen ganzen Film zu tragen. Mamma Mia! feiert das spätere Lebensgefühl, hier steht das pure Aufblühen im Vordergrund - eine Erinnerung daran, dass die erste Liebe oft den besseren Soundtrack hat.

    6. The Rocky Horror Picture Show (1975)

    Ein naives Paar sucht Zuflucht im Regen, landet in einem Schloss voller Exzentriker und stolpert mitten in eine schillernde Feier der Freiheit. The Rocky Horror Picture Show ist Chaos mit System, eine Hymne an das Anderssein. Tim Curry macht Frank-N-Furter zu einer Figur, die so lebendig ist, dass sie das Publikum direkt anspricht. Der Film behält den Witz und die Spontaneität des Theaters, aber er sprengt die Grenzen des Formats. Kino und Publikum verschmelzen, jede Vorstellung wird zur Mitmach-Performance. Zwischen Reiz, Humor und Provokation entsteht ein Erlebnis, das sich nicht bändigen lässt. Rocky Horror ist ein Phänomen, das zeigt, wie Bühne und Leinwand sich gegenseitig verstärken können. Wenn Grease charmant und brav wirkt, ist das hier der wilde Bruder: schrill, lustvoll, selbstbewusst und seit Jahrzehnten Kult.

    7. Cabaret (1972)

    Sally Bowles singt im Berliner Kit-Kat-Club, während draußen die Freiheit langsam verschwindet. Cabaret vereint Glitzer und Gefahr mit einer Eleganz, die selten geworden ist. Liza Minnelli strahlt in jeder Szene, aber hinter dem Make-up blitzt die Ahnung, dass alles bald endet. Bob Fosse lässt Tanz und Politik kollidieren, ohne dass eines das andere übertönt. Jede Musiknummer ist Spiegel und Warnung zugleich, jedes Lächeln eine kleine Flucht. Die Kamera bleibt nah, beobachtet statt zu urteilen, und genau dadurch entsteht Spannung. Cabaret zeigt, dass Musicals nicht leicht sein müssen, um zu fesseln. Chicago feiert das Spiel mit Ruhm und Täuschung, und auch dieser Film trägt dieselbe Thematik mit leiser Bitterkeit. Er ist Glamour mit Gewissen und bleibt damit aktueller, als man denkt.

    8. My Fair Lady (1964)

    Eliza Doolittle verkauft Blumen auf Londons Straßen, bis ein Professor sie in eine Dame verwandeln will – und am Ende mehr verändert, als er geplant hatte. My Fair Lady ist Charme pur, elegant und witzig zugleich. Audrey Hepburn verkörpert Eliza mit Herz und Verstand, und der Film spielt mit Sprache, wie andere mit Tanz. George Cukor verwandelt die Bühne in ein festliches Farbspiel, das jede Zeile feiern lässt. Der Humor bleibt britisch, das Timing präzise, die Songs schweben leicht durch die Handlung. Trotzdem steckt Tiefe darin: Es geht um Stolz, Bildung und die Freiheit, sich selbst zu definieren. My Fair Lady beweist, dass ein Musical bezaubern kann, ohne zu übertreiben. Während Das Phantom der Oper große Gefühle ausbreitet, zeigt dieser Film, dass Eleganz leiser, aber genauso eindrucksvoll sein kann.

    9. Das Phantom der Oper (2004)

    In den Katakomben der Pariser Oper verliebt sich ein maskierter Musiker in eine junge Sängerin, und Leidenschaft wird zur Obsession. Das Phantom der Oper ist Oper im besten Sinne - überwältigend, pathetisch und wunderschön. Joel Schumacher inszeniert Andrew Lloyd Webbers Musical mit Bildern, die wie Noten wirken: alles glänzt, alles schwingt. Die Kamera gleitet durch Spiegel und Kronleuchter, während die Stimmen den Raum füllen. Es ist kein Film für Minimalisten, sondern für Romantiker, die Gefühl ernst nehmen. Der Pathos ist Programm, und gerade das macht ihn ehrlich. Phantom der Oper zeigt, wie Kino Emotion vergrößern kann, ohne sie zu verzerren. Wo Les Misérables von Erlösung singt, erzählt dieser Film von Verlangen. Beide enden im Schmerz, und beide klingen noch lange nach.

    10. Wicked (2024)

    Bevor Dorothy im legendären Zauberer von Oz die gelben Ziegelsteine entlangging, spielte sich in derselben Welt eine andere Geschichte ab: Die von zwei jungen Hexen, die Freunde wurden, bevor die Magie sie trennte. Wicked erzählt, wie aus Elphaba, der grünhäutigen Außenseiterin, die spätere „böse Hexe des Westens“ wurde, und wie Glinda, die Lichtgestalt, ihr Gegenbild fand. Die Verfilmung erscheint in zwei Teilen: Der erste kam 2024 ins Kino, Wicked Teil zwei folgt im November 2025. Regisseurin Jon M. Chu nutzt die Zweiteilung, um Figuren und Emotionen Raum zu geben. Farben, Musik und große Gefühle lassen die Welt von Oz lebendig werden, ohne Vorkenntnisse zu verlangen. Wicked verwandelt einen Mythos in ein modernes Märchen über Freundschaft, Mut und die Suche nach Zugehörigkeit. Während Musical-Adaptionen wie Chicago vom Glanz der Bühne erzählen, öffnet Wicked die Tür zu einer ganz anderen Welt, in der Gut und Böse nur Perspektiven sind, und Musik der Schlüssel zur Wahrheit bleibt.

  • Guillermo del Toros „Frankenstein“ und 10 weitere düstere Monsterfilme

    Guillermo del Toros „Frankenstein“ und 10 weitere düstere Monsterfilme

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Monster sind nie nur das, was sie zu sein scheinen. Sie spiegeln Angst, Schuld, Verlangen und oft auch das Menschliche, das wir lieber verdrängen. Während viele Studios ihre Kreaturen zu Franchises oder Actionfiguren degradieren, bleibt Guillermo del Toro ein Chronist des Tragischen: Seine Monster lieben, leiden, denken – sie sind Spiegel ihrer Schöpfer. 

    Sein Frankenstein knüpft genau daran an: als modernes Märchen über Einsamkeit, Hybris und die Grenzen göttlicher Schöpfung.Doch auch andere Regisseure haben das Monster neu gedacht – als Sinnbild für Trauma, Körper, Gesellschaft oder Begehren. Diese zehn Filme zeigen, wie wandelbar das Grauen sein kann.

    10. King Kong (2005)

    Peter Jacksons King Kong ist mehr als ein modernes Effektgewitter. Sein Remake des Klassikers von 1933 ist zugleich Hommage, Melodram und Tragödie. Naomi Watts spielt die Schauspielerin Ann Darrow, deren Mitgefühl den Riesenaffen zu einem tragischen Helden macht, ein Opfer von Schönheit, Gier und Zivilisation. Peter Jackson gelingt das Kunststück, Monsterfilm und Empathiegeschichte zu vereinen: King Kong ist zugleich Spektakel und elegische Reflexion über Mensch und Natur. Der Film feiert das Kino der 1930er-Jahre, aber auch die Sehnsucht nach Unschuld, die darin steckt. Kein Remake hat das Herz des Originals so gekonnt weiterschlagen lassen.

    9. Hatching (2022)

    Hanna Bergholms Hatching verwandelt verwandelt ein sicheres Zuhause in einen Albtraum aus perfekter Oberfläche und darunter lauernder Verdrängung. Im Zentrum steht ein zwölfjähriges Mädchen, das ein Ei ausbrütet – und damit eine Kreatur gebiert, die ihre unterdrückten Emotionen und den unaushaltbaren Druck einer Familie verkörpert, die Makellosigkeit von ihr erwartet. Das Monster wächst, wie auch die Wut auf die heile Welt der Influencer-Mutter. Bergholm inszeniert Körperhorror als psychologische Metapher: Die Häutung wird zur Selbstbefreiung, das Grauen zum Akt der Identitätsfindung. Hatching zeigt, dass das wahre Monster oft nicht das Fremde ist, sondern das, was man im Inneren so lange zu verbergen versucht.

    8. Die Nacht der lebenden Toten (1968)

    George A. Romeros Night of the Living Dead ist die Geburtsstunde des modernen Zombiefilms – und steckt voller gesellschaftlicher Sprengkraft. Mit minimalem Budget drehte Romero ein nihilistisches Gleichnis über Angst, Medien und Rassismus. Die Zombies selbst sind träge, aber unerbittlich und dienen Spiegel einer Gesellschaft, die ihre Menschlichkeit verliert. Der Film bricht mit Tabus, indem er viel Gewalt zeigt, aber er glorifiziert sie nicht. Und sein Ende bleibt bis heute eine der bittersten Pointen des Kinos. Die Nacht der lebenden Toten ist kein Monsterfilm im klassischen Sinne, sondern eine triftige Moralanalyse: Das wahre Monster ist die Masse.

    7. Gremlins (1984)

    Joe Dantes Gremlins ist ein Wolf im Weihnachtspelz: eine Satire über Konsum, Überforderung und den Horror des Alltäglichen. Die niedlichen Mogwai verwandeln sich bei falscher Behandlung in anarchische Kreaturen und werden so zum Sinnbild einer Kultur, die ihre eigenen Sehnsüchte und Besitztriebe nicht mehr kontrollieren kann. Was als Familienfilm beginnt, wird zum subversiven Kommentar über amerikanische Idylle und Massenkultur. Joe Dantes Humor ist schwarz, seine Monster zugleich grotesk und charmant – ein seltener Fall, in dem die Sympathie klar auf der Seite des Chaos liegt. Gremlins bewies außerdem, dass Horror und Komödie keine Gegensätze sind, sondern Zwillinge sein können: Als zwei Wege, um mit dem Unfassbaren umzugehen. 

    6. The Babadook (2014)

    Jennifer Kents The Babadook revolutionierte das Horrorgenre mit einer einfachen, grausamen Idee: Das Monster ist die Trauer selbst. Amelia (Essie Davis) versucht, nach dem Tod ihres Mannes mit ihrem Sohn zurechtzukommen – bis ein Kinderbuch über den unheimlichen „Babadook“ zum Einbruch des Unbewussten wird. Statt auf Schockeffekte setzt der Film auf psychologische Tiefe: Das Grauen entsteht aus der Überforderung einer Mutter, die sich selbst fürchtet. Der Babadook steht für verdrängte Gefühle, die nicht verschwinden, solange man sie verleugnet. Jennifer Kents Film ist eine Meditation über Verlust, Depression und Mutterschaft – ein Horrorfilm, der wehtut, weil er an der Wahrheit interessiert ist.

    5. Pans Labyrinth (2006)

    Guillermo del Toros düsteres Märchen spielt im Spanien der Franco-Zeit und folgt dem Mädchen Ofelia, das in eine magische Unterwelt flüchtet, während die reale Welt von Grausamkeit beherrscht wird. Die fantastischen Kreaturen – der Faun, der bleiche Mann, die bizarren Insektenwesen – sind keine bloßen Monster, sondern Verkörperungen von Angst, Unschuld und Widerstand. Del Toro verbindet politische Realität mit mythischer Symbolik und macht das Fantastische zum Ort moralischer Wahrheiten. Pans Labyrinth ist weniger Eskapismus, als ein Plädoyer für Fantasie als Überlebensinstinkt. Es zeigt Monster als die letzten Wahrheitsboten in einer Welt der Gewalt. 

    4. Das Ding aus einer anderen Welt (1982)

    John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt ist ein kühler, präziser Albtraum über Misstrauen und Identitätsverlust. In einer arktischen Forschungsstation taucht eine außerirdische Lebensform auf, die jedes Lebewesen perfekt nachahmen kann – und damit jede Sicherheit zerstört. John Carpenters Film zeigt, wie Angst selbst zur ansteckenden Kraft wird: Niemand weiß mehr, wem zu trauen ist. Mit bahnbrechenden praktischen Effekten, Morricones minimalistischem Score und einer beklemmend nüchternen Inszenierung verbindet The Thing (Originaltitel) Körperhorror mit psychologischem Terror. So entsteht ein beunruhigender Film über das Auseinanderfallen von Gemeinschaft.

    3. Nosferatu (2025)

    Robert Eggers, bekannt für The Witch und The Lighthouse, verfilmte den Urtext des Horrorkinos neu: Murnaus Nosferatu (1922). Mit Lily-Rose Depp, Bill Skarsgård und Nicholas Hoult interpretiert er ihn als einen düsteren, gotischen Albtraum. Eggers’ Stil – archaisch, sprachbewusst, voller Symbolkraft – hat den Vampirfilm von der romantischen Glätte jüngerer Adaptionen befreit. Während Dracula (1931) und Francis Ford Coppolas opulente Version von 1992 das Monster zur erotischen Figur machten, holt Eggers die Urangst vor ihm zurück: das Grauen der Pest, des Todes, der Begierde ohne Erlösung. Ein Film, der an die Wurzeln des Mythos geht. Nosferatu ist roh und schön, beunruhigend und metaphysisch geladen zugleich.

    2. Alien (1979)

    Ridley Scotts Alien ist das Paradebeispiel dafür, wie das Monster zum mythischen Archetyp wird. Das Xenomorph, erschaffen von Künstler H.R. Giger, verkörpert zugleich Geburtsangst, Sexualität und Tod – die perfekte biologische Bedrohung. Doch im Zentrum steht Ripley (Sigourney Weaver), deren Überlebenskampf das Genre veränderte. Alien verbindet klaustrophobische Spannung mit existenzieller Furcht: vor dem Körper, dem Kontrollverlust, der Fremdheit. Ridley Scott inszeniert das Weltall als kaltes, indifferent-unheimliches Reich, in dem Menschlichkeit zum Störfaktor wird. Kaum ein Film hat so nachhaltig definiert, was Monsterkino leisten kann – und wie viel Stärke in Isolation liegt.

    1. Bram Stoker’s Dracula (1992)

    Francis Ford Coppolas Dracula ist weniger eine klassische Horrorgeschichte als ein barockes Opern-Drama über Liebe, Verlangen und Verdammnis. Gary Oldman verkörpert den Fürsten der Finsternis als tragischen Liebenden, dessen Jahrhunderte überdauerdne Sehnsucht die Grenzen zwischen Opfer und Täter verwischt. Mit seiner exzessiven Ausstattung, dem Spiel aus Licht, Schatten und dem Körperlichen feiert Francis Ford Coppola das Kino als visuelles Rauschmittel. Der Film verbindet Romantik und Horror zu einer Sinfonie aus Blut und Begehren und dem wohl sinnlichsten Vampirfilm aller Zeiten. Dracula wird hier zur Figur des Schmerzes: Ein Monster, das mehr fühlt als die Menschen um ihn.

  • Zwischen Fakt und Fiktion: 8 Filme, die die Wahrheit verbiegen und trotzdem genial sind

    Zwischen Fakt und Fiktion: 8 Filme, die die Wahrheit verbiegen und trotzdem genial sind

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Manche Filme nehmen es mit historischen Fakten nicht besonders genau. Darum geht es hier: acht Werke, die Historiker:innen verärgern, weil sie Ereignisse vereinfachen, romantisieren oder bewusst uminterpretieren. Diese Filme zielen nicht auf ein exaktes Geschichtsbild, sondern auf Wirkung.

    Sie verdichten, um Konflikte verständlicher zu machen. Sie erfinden Figuren, um emotionale Linien zu schärfen. Und sie verschieben Zeitabläufe, weil Dramaturgie andere Prioritäten hat als Archivarbeit. Schließlich handelt es sich um keine Dokumentation, sondern eine Interpretation. Langer Rede, kurzer Sinn: Diese Werke versuchen nicht zu zeigen, wie es war, sondern wie es sich angefühlt haben könnte – und darin liegt ihre Magie.

    Pocahontas (1995)

    Disneys Pocahontas erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einer Powhatan-Frau und dem Engländer John Smith – ein Konstrukt, das mit der Realität kaum etwas zu tun hat. Die echte Pocahontas war bei der ersten Begegnung mit Smith vermutlich zehn bis zwölf Jahre alt, und ihre Beziehung zu ihm war weder romantisch noch heldenhaft. Der Film verwandelt einzelne historische Fragmente in eine moralische Parabel über Verständigung, Respekt und Konflikt. Er zeigt ein idealisiertes Bild davon, wie dieser Culture-Clash hätte verlaufen können – nicht, wie er tatsächlich verlaufen ist. Ähnlich wie Braveheart rückt Pocahontas die emotionale Wirkung in den Vordergrund und ordnet die Fakten der erzählerischen Romantik unter.

    JFK – Tatort Dallas (1991)

    Oliver Stones JFK ist weniger historische Rekonstruktion als filmisches Fieberprotokoll. Der Film verbindet Politthriller, Gerichtsdrama und Verschwörungslogik zu einem unwiderstehlichen Sog, der wenig Raum für Distanz lässt. Historiker kritisieren zurecht, dass viele Zusammenhänge konstruiert oder spekulativ sind. Filmisch funktioniert das dennoch. Kevin Costner spielt Staatsanwalt Jim Garrison, der die Kennedy-Ermordung neu untersucht und dabei immer tiefer in ein Geflecht aus Gerüchten, Machtinteressen und Misstrauen gerät. JFK liefert nicht immer die Wahrheit, aber dafür jede Menge Atmosphäre. Das macht ihn problematisch, weil manche Zuschauer einige der Aussagen als Fakten deuten könnten. Gleichzeitig liegt darin seine faszinierende Wirkung. Und wie Pearl Harbor übersetzt auch JFK ein nationales Trauma in filmisches Spektakel – nur mit weniger Pathos und deutlich mehr Schärfe.

    Shakespeare in Love (1998)

    Shakespeare in Love nutzt die biografischen Lücken im Leben des Dramatikers als Freiraum für eine Liebesgeschichte, die historisch kaum belastbar ist. Der Film unterstellt, Shakespeare habe seine kreativste Phase einer leidenschaftlichen Affäre zu verdanken – eine Idee ohne Quellenbasis, aber dramaturgisch effektiv. Gwyneth Paltrow und Joseph Fiennes erzeugen eine glaubhafte, spielerische Chemie, während Ausstattung und Dialoge ein bewusst idealisiertes Bild des elisabethanischen Englands zeichnen. Wie Gladiator behandelt Shakespeare in Love Geschichte nicht als Rechercheauftrag, sondern als große Bühne für Emotion und Spektakel. Es geht weniger darum, wie Shakespeare tatsächlich lebte, sondern darum, warum seine Werke bis heute wirken. Ja, es ist Fiktion – doch sie wirkt plausibel genug, um für zwei Stunden wie eine mögliche Realität zu erscheinen.

    Die Brücke am Kwai (1957)

    Die Brücke am Kwai verhandelt Moral und Selbsttäuschung im Krieg, nimmt es mit der historischen Realität jedoch nur bedingt genau. Die Figur des Colonel Nicholson, der für die japanische Armee eine Brücke bauen muss, ist eine literarische Erfindung, keine überlieferte Person. Doch seine Haltung – Pflichtbewusstsein, das in Selbstverblendung umschlägt – wirkt als zeitloses Motiv. Der Film übersetzt Kriegsgräuel in ein Drama über Ideologie, Stolz und Identitätsverlust. Wie Pearl Harbor nutzt er ein historisches Ereignis als Projektionsfläche, allerdings mit deutlich mehr Zurückhaltung und filmischer Präzision. Realistisch ist das nicht, aber es trifft eine unbequeme Wahrheit: Krieg sorgt immer nur für Leid und Zerstörung. Heroisierung ändert daran nichts.

    Braveheart (1995)

    Mel Gibsons Braveheart erzählt die Legende von William Wallace als heroisches Freiheitsdrama und ignoriert dabei großzügig die historische Realität. Wallace trägt Kilts, die es in dieser Form erst Jahrhunderte später gab, und auch die große Liebesgeschichte des Films ist historisch nicht belegt. Genau wie Pocahontas verzichtet Braveheart auf Fakten und setzt stattdessen auf Mythos und große Gefühle. Filmisch funktioniert das wunderbar: Die Schlachten sind wuchtig inszeniert, die Figuren folgen klaren emotionalen Linien, und der Freiheitsbegriff wird nicht nur erklärt, sondern fühlbar gemacht. Kurz: Braveheart zeigt nicht das mittelalterliche Schottland, sondern den unbändigen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Historisch falsch, filmisch perfekt. Punkt.

    Gladiator (2000)

    Gladiator ist für Rom, was Braveheart für Schottland war: Fakt und Fiktion werden vermischt, um maximale Wirkung bei den Zuschauerinnen und Zuschauern zu erzielen. Denn Maximus (Russell Crowe) hat nie existiert, und Kaiser Commodus (Joaquin Phoenix) war nicht der isolierte Schurke, als den ihn der Film zeichnet. Ridley Scott ging es nicht um historische Genauigkeit, sondern um ein moralisches Grundschema: Macht korrumpiert, Loyalität hat ihren Preis, und Rache verschlingt alle Beteiligten. Das Römische Reich wird nicht rekonstruiert, sondern stilisiert – als Bühne für Verrat, Gewalt und politische Inszenierung. Der Film revitalisierte das Monumentalkino, gewann fünf Oscars und machte den totgeglaubten Sandalenfilm wieder relevant.

    Der Soldat James Ryan (1998)

    Steven Spielbergs Der Soldat James Ryan ist kein exaktes Protokoll, sondern ein emotionales Schlachtfeld der Erinnerung. Der Film erzählt die fiktive Rettungsmission um Private Ryan, die so nie stattgefunden hat. Dafür wurde die Landung in der Normandie so authentisch inszeniert, dass Veteranen während der Premiere weinen mussten – und hier liegt seine historische Stärke. Wie Die Brücke am Kwai oder Pearl Harbor arbeitet auch Spielberg mit fiktiven Elementen, um reale Gefühle zu transportieren. James Ryan ist weniger Kriegsfilm als moralisches Gleichnis über Opfer und Sinnlosigkeit. Wer Krieg nicht als Spektakel, sondern als menschliches Trauma begreifen möchte, findet hier den Maßstab, an dem sich alle späteren Filme messen müssen.

    Pearl Harbor (2001)

    Wie Der Soldat James Ryan behandelt Pearl Harbor den Zweiten Weltkrieg – nur mit mehr Pathos und Hochglanz. Beide zeigen Krieg als emotionales Spektakel, aber während Spielberg das Chaos von Omaha Beach erschütternd real inszeniert, verwandelt Bay den Angriff auf Pearl Harbor in eine Liebestragödie im Bombenhagel. Die historische Ablauflogik wird zugunsten emotionaler Schlagkraft großzügig zurechtgebogen. Michael Bay interessiert sich weniger für Ursachen und Folgen des Angriffs als für das Gefühl von Verlust, Heldentum und Zusammenhalt. Der Film setzt auf große Gesten, laute Musik und klare Gut-gegen-Böse-Bilder. Historiker halten das für verzerrt, und das ist es auch. Doch als Event-Kino funktioniert Pearl Harbor bestens – trotz überzogenem Pathos.

  • Fortsetzung folgt: 7 spannende Prequels und Sequels, auf die sich Fans freuen dürfen

    Fortsetzung folgt: 7 spannende Prequels und Sequels, auf die sich Fans freuen dürfen

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Manche Geschichten sind einfach zu gut, um zu enden – oder zu lukrativ, um sie ruhen zu lassen. Hollywood hat das Prinzip der „zweiten, dritten und vierten Runde“ zum Modus Operandi erhoben: Kaum ein Erfolg, der nicht mit einem Prequel, Sequel oder Spin-off weiterverwertet wird. Zu oft entstehen dabei bloß Recyclingprodukte im Glanz bekannter Marken.

    Doch es gibt Ausnahmen – Projekte, die tatsächlich darauf hoffen lassen, dass neue Facetten eröffnet, Geschichten sinnvoll fortgesetzt, Figuren vertieft oder ganze Welten erweitert werden. Von Westeros bis Springfield, von Nonnenchören bis Modeimperien: Ein Blick auf bestätigte Prequels und Sequels, die tatsächlich spannend werden könnten. 

    7. Honey (2026)

    Die MI6-Agentin Marta führt im Ost-Berlin des Jahres 1982 einen geheimen Auftrag aus, doch die Stasi ist ihr bereits auf den Fersen: Honey führt zurück in den Kalten Krieg, die Hochzeit des Spionagegeschäfts – und soll die Vorgeschichte von Carolyn Martens aus Killing Eve erzählen, die in der Originalsserie von Fiona Shaw gespielt wurde.

    Killing Eve (2018–2022) war ein Meilenstein: Clever, doppelbödig, voll femininer Spannung zwischen Jägerin und Gejagter. Wenn Honey erneut diesen bittersüß-ironischen Ton trifft – aber in retro-ästhetischem Spionage-Setting – könnte daraus eine elegante Mischung aus Cold-War-Romantik und tödlicher Verführung werden. 

    6. The Hunger Games: Sunrise on the Reaping (2026)

    Nach The Ballad of Songbirds and Snakes (2023) geht die „Hunger-Games“-Saga weiter – und setzt diesmal 24 Jahre vor Katniss Everdeens Geschichte an: Der Film folgt dem jungen Haymitch Abernathy während der 50. Hungerspiele. Die Originalreihe war in ihren besten Momenten nicht allein Young-Adult-Dystopie, sondern auch politische Allegorie – über Macht, Spektakel und Widerstand. 

    Sunrise on the Reaping hat die Chance, diese Themen wiederzubeleben, ohne sich in Pathos zu verlieren. Wenn der Film Haymitch’ Zynismus und Trauma ernst nimmt, könnte er die Erzählung um eine interessante Perspektive auf die Figur erweitern – nicht als Mentor, sondern als Opfer eines Systems, das Helden frisst, bevor es sie ehrt.

    5. Elle (2026)

    Natürlich blond war 2001 eine charmante, feministische Komödie im rosa Gewand – witzig, klug,  charmant. Jetzt bekommt Protagonistin Elle Woods eine Vorgeschichte: Das Prequel soll von ihren Highschool-Jahren in den 1990er Jahren erzählen. Elle, so heißt es von Produktionsseite, will zeigen, wie aus der selbstbewussten Mode-Queen eine angehende Juristin wurde – samt Glitzer, Witz und Widerspruchsgeist. 

    Wenn Elle den Spagat zwischen Teen-Comedy und glaubwürdiger Charakterentwicklung schafft, könnte daraus ein moderner Nostalgie-Trip entstehen: weniger Parodie, mehr Ursprungsgeschichte einer Pop-Ikone. Reese Witherspoon produziert mit, was hoffen lässt, dass die Serie den Ton des Originals trifft – verspielt, aber nicht dumm.

    4. Die Simpsons 2 (2027)

    Zwanzig Jahre nach Die Simpsons - Der Film (2007) kehrt Amerikas vielleicht beliebteste Chaos-Familie auf die Kinoleinwand zurück. Der erste Film war eine anarchische Umweltkomödie über Homers fatale Dummheit und Springfields Einschluss unter einer riesigen Glaskuppel – grell, überdreht, aber voller klugem Witz und Charme.

    Was von Die Simpsons 2 zu erwarten ist, bleibt aktuell noch ein Rätsel: Disney hält die Handlung noch unter Verschluss. Doch wenn das Sequel seine satirische Schärfe wiederfindet und gleichzeitig das emotionale Familienzentrum wahrt, könnte es ein seltenes Revival gelingen: ein Film, der Nostalgie und Gegenwartsbeobachtung vereint. 

    3. Der Teufel trägt Prada 2 (2026)

    Fast 20 Jahre nach dem modischen Kultfilm kehrt Meryl Streep als Miranda Priestly zurück. Der Teufel trägt Prada (2006) war eine beißende Satire über Macht, Glamour und Selbstaufgabe in ihrem Dienste – getragen von Anne Hathaways einnehmender Naivität, die sie bald hinter sich lassen muss, und Streeps kühler Perfektion, die ihr eine Oscarnominierung einbrachte. 

    In der Fortsetzung steht Miranda vor einer neuen Krise: der sterbenden Printbranche. Emily Blunt spielt nun eine skrupellose Konzernstrategin, Stanley Tucci den loyalen Designer Nigel. Kenneth Branagh soll Priestlys Ehemann verkörpern. Auch Anne Hathaway wird wieder dabei sein – in welcher Rolle aber ist unklar. 

    2. Sister Act 3 (TBA)

    Whoopi Goldberg hat es bestätigt: Sister Act bekommt eine dritte Fortsetzung. Das Original von 1992 war ein komödiantisches Kleinod – eine singende Ganoven- und Nonnenkomödie mit Herz, getragen von Goldbergs Wärme und Witz. Der neue Film steht unter keinem allzu leichten Stern: Disney hat das Projekt 2020 angekündigt, Whoopi Goldberg sprach zwischenzeitlich bereits von einem fertigen Drehbuch, doch nach dem Tod von Maggie Smith, die die strenge Mutter Oberin spielte, musste es erneut überarbeitet werden. Wenn Sister Act 3 den Spagat zwischen Nostalgie und Lebensfreude meistert, könnte daraus eine Rückkehr zu jener Art von Komödie werden, die wir nur allzu gut gebrauchen können: Ein Humor, der in aller Leichtigkeit etwas zutiefst Menschliches erkennen lässt.

    1. A Knight of the Seven Kingdoms (2026)

    Nach dem Welterfolg von Game of Thrones und dem ambitionierten PrequelHouse of the Dragon wendet sich HBO nun einer stilleren, menschlicheren Geschichte zu. A Knight of the Seven Kingdoms spielt rund ein Jahrhundert vor den Ereignissen der Hauptserie und folgt dem jungen Ritter Ser Duncan dem Großen und seinem Knappen Egg – dem späteren König Aegon V.

    Das Projekt verspricht eine Rückkehr zu den Anfängen von Westeros: weniger Intrigen, mehr Abenteuer, weniger Blutrausch, mehr Freundschaftsbande. Wenn es der Serie gelingt, den Ton der Novellen von George R. R. Martin einzufangen, könnte A Knight of the Seven Kingdoms ein emotionales Herzstück des Thrones-Universums werden – erdverbunden, melancholisch, warm.

  • Von brutal bis ballettreif: Die 10 besten Kampfszenen der letzten Dekade

    Von brutal bis ballettreif: Die 10 besten Kampfszenen der letzten Dekade

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Kampfszenen sind längst mehr als bloße Kloppereien. Die besten unter ihnen sind Choreografie, Charakterzeichnung und Kameraarbeit in einem – kleine Meisterwerke inmitten des Chaos. In den letzten zehn Jahren haben Filmemacher, Stunt-Koordinatoren und Martial-Arts-Profis das Genre neu definiert: mit One-Take-Irrsinn, realistischen Keilereien und virtuosen Kämpfen, die mehr erzählen als viele Dialoge.

    Egal ob mit Tom Hardy durch dunkle Korridore (Havoc) oder mit Keanu Reeves über Pariser Treppen (John Wick 4): Diese Szenen bleiben im Kopf – und im Magen. Wir präsentieren dir an dieser Stelle zehn ikonische Kampfszenen der letzten Dekade. Jeder Tritt ein Statement, jeder Schuss ein Treffer!

    Havoc (2025)

    Tom Hardy prügelt sich durch eine düstere Unterwelt, inszeniert von Gareth Evans (The Raid). Besonders intensiv: eine Blockhüttenbelagerung bei Schneetreiben, choreografiert von Jude Poyer. Gedreht wurde mit praktischen Effekten und präzisem Stunt-Timing – visuell unterstützt durch jede Menge CGI. Die Kämpfe in Havoc wirken dennoch roh, improvisiert und glaubwürdig brutal. Evans setzt weniger auf Spektakel als auf Körpereinsatz, Schwerkraft und Schmerzerfahrung ohne Kompromisse. Hardy liefert nicht nur Präsenz, sondern auch spürbare Erschöpfung – was die Action besonders geerdet macht. Der Film hält immer voll drauf, gerade dann, wenn es richtig wehtut. Havoc ist kompromissloses Genre-Kino mit echtem Punch – atmosphärisch, düster und für Fans schnörkelloser Action absolut sehenswert. Havoc steht damit am realistischen Ende des Spektrums – wo rohe Körperlichkeit noch glaubwürdig bleibt, bevor The Night Comes for Us sie in exzessive Kunst verwandelt.

    The Night Comes for Us

    In The Night Comes for Us liefert Timo Tjahjanto eine kompromisslose Gewaltstudie, deren legendärste Szene im Schlachthaus spielt: Joe Taslim gegen Iko Uwais – zwei Martial-Arts-Veteranen, die physisch alles geben. Die Kamera bleibt konsequent nah dran, filmt durch Glassplitter, zwischen Fleischhaken und Blutspritzern. Choreografiert wurde die Szene von Uwais’ eigenem Stunt-Team, das sich auf brutale Silat-Techniken spezialisiert hat. Jeder Treffer klingt real, jede Bewegung ist Teil eines tödlichen Tanzes. Die Gewalt wirkt nicht stilisiert, sondern roh, chaotisch und “ehrlich”. Während Havoc noch auf schmutzigen Realismus setzt, treibt The Night Comes for Us die Action ins Groteske – exzessiv, kompromisslos und ungebändigt.

    John Wick: Kapitel 4

    Im vierten Teil der John Wick-Reihe kämpft sich Keanu Reeves ein zweites Mal durch Paris – diesmal buchstäblich Stufe für Stufe. Der ikonische Treppenkampf bei Montmartre wurde an Originalschauplätzen gedreht und von 87eleven Action Design choreografiert. Die Szene ist nicht nur visuell eindrucksvoll, sondern dramaturgisch brillant: Jede Rückwärtsrolle, jeder Sturz verstärkt das Gefühl, dass Wick an seine Grenzen geht. Die Kamera bleibt oft in der Totalen, verzichtet weitestgehend auf hektische Schnitte und zeigt, wie präzise die Choreografie tatsächlich ist. Im Gegensatz zum chaotischen Blutrausch von The Night Comes for Us kontrolliert John Wick 4 jede Bewegung – ein Tanz aus Präzision, Stil und Schmerz. Es geht nicht um Coolness, sondern um Effizienz.

    Nobody

    In Nobody überrascht Bob Odenkirk als Familienvater mit einer krassen Vergangenheit – und zwei Fäusten, die ein Busabteil in ein Schlachtfeld verwandelt. Der ikonische Kampf wurde von Daniel Bernhardt choreografiert, gemeinsam mit 87eleven, und punktet durch glaubwürdige Erschöpfung, improvisierte Gewalt und … äh … Platzmangel. Odenkirk hat monatelang trainiert, um den Realismus aufrechtzuerhalten: Er kämpft ungeschickt, taumelt, stürzt – und steht immer wieder auf. Die Szene spielt nicht mit Heldenposen, sondern zeigt die rohe, körperliche Anstrengung eines Mannes, der einfach nicht aufgeben will. Diese rohe, fast unbeholfene Physis unterscheidet Nobody von der glatten Eleganz eines John Wick. Es ist eine Hommage – und zugleich ein Gegenentwurf: schmutzig, ehrlich, menschlich. Wo John Wick chirurgisch agiert, kämpft Nobody ungeschliffen und menschlich – weniger Perfektion, mehr Realität.

    Atomic Blonde 

    Atomic Blonde liefert eine der körperlich intensivsten Kampfszenen der letzten Dekade: den Treppenhaus-Fight in Berlin. Gedreht in mehreren langen Takes, clever montiert, um wie ein einziger Kampf zu wirken – aber eben nicht ungeschnitten. Charlize Theron absolvierte große Teile der Choreografie selbst, trainierte monatelang mit Stunt-Teams, darunter auch Sam Hargrave. Der Stil ist kühl, der Schmerz real, der Rhythmus präzise. Es wird gestürzt, gekeucht, geblutet – mit minimaler Musikuntermalung und maximal schwerer Atmung. Die Kamera bleibt nah dran, verliert aber nie die Übersicht. Eine Szene, die physische Präsenz und filmisches Können auf meisterhafte Weise vereint. Während Nobody rohe Körperlichkeit zeigt, setzt Atomic Blonde auf eine stylische Inszenierung. Hier ist jeder Fight ein eleganter Kraftakt.

    Tyler Rake: Extraction

    Chris Hemsworth spielt in Extraction einen Söldner, der einen Jungen durch Dhaka rettet – mit einer spektakulären Actionsequenz, die wie ein 12-minütiger One-Take wirkt. Tatsächlich wurde sie aus mehreren Einstellungen zusammengesetzt, nahtlos verbunden mit digitalem Feinschliff. Was Atomic Blonde auf engem Raum zeigt, weitet Extraction zu einem Schlachtfeld aus – mit derselben physischen Intensität, aber größerem Maßstab. Regisseur Sam Hargrave, selbst erfahrener Stuntprofi, filmte teilweise mit Kamera am Körper – für maximale Nähe. Die Szene wechselt zwischen Autoverfolgung, Faustkampf, Schießerei und Sprung durch Fenster, ohne an Dynamik zu verlieren. Das Besondere: Es ist nicht die Länge, sondern der Fluss, der die Zuschauerinnen und Zuschauer beeindruckt. Jede Bewegung ist nachvollziehbar, jede Eskalation ein Hochgenuss. Extraction hat das Netflix-Actionkino neu definiert – und diese Szene bleibt das eindrucksvolle Herzstück.

    Kill Boksoon

    Kill Boksoon erzählt von einer Auftragskillerin (Jeon Do-yeon), die beruflich makellos funktioniert – und privat immer weiter ins Wanken gerät. Die eindrucksvollste Kampfszene des Films verbindet choreografische Eleganz mit innerer Spannung: Jeder Schlag wirkt kontrolliert, jede Bewegung durchdacht. Regisseur Byun Sung-hyun arbeitet mit ruhiger Kamera, klarer Lichtregie und makellosem Rhythmus. Es ist keine banale Zurschaustellung von Action, sondern hier ist alles Teil einer psychologischen Eskalation. Gewalt ist hier Ausdruck von Status, Haltung und Selbstbeherrschung. Die Action lebt von Timing, Körpergefühl und dem emotionalen Subtext. Kill Boksoon liefert dadurch nicht nur spannende Action, sondern ein glaubwürdiges Charakterporträt mit stilistischer Klarheit. Während Extraction permanentes Dauerfeuer liefert, konzentriert sich Kill Boksoon auf kontrollierte Gewalt – weniger Chaos, mehr Haltung.

    The Batman

    Der mega-stylische Flurkampf in The Batman ist ein geniales visuelles Konzept: völlige Dunkelheit, unterbrochen nur vom Licht der Mündungsfeuer. Regisseur Matt Reeves wollte keine klassische Actionszene, sondern ein Gefühl von Schrecken, Hochspannung und absoluter Kontrolle vermitteln. Die Choreografie ist brutal und effektiv. Robert Pattinson bewegt sich mit schwerer Rüstung und gezielter Wut durch enge Gänge, jede Bewegung wirkt geplant. Der Verzicht auf Musik verstärkt den Druck. Das Sounddesign sorgt dafür, dass man jeden Tritt, Schlag und Einschlag körperlich spürt. Besitzer einer Surround-Anlage kommen hier akustisch besonders auf ihre Kosten. Und im Gegensatz zur grazilen Präzision von Kill Boksoon fokussiert sich The Batman auf die Schwere und Düsternis der Gewalt.

    Creed II

    Während The Batman kühl und konzeptionell bleibt, setzt dieses Werk auf pure Emotion – ein Kampf aus dem Herzen, nicht aus dem Kalkül. Im finalen Kampf von Creed II treffen Adonis Creed und Viktor Drago im Ring aufeinander – zwei Männer, die nicht nur boxen, sondern auch die Geschichte ihrer Väter verarbeiten. Die Szene ist emotional, wuchtig und inszeniert mit rhythmischer Bildsprache. Regisseur Steven Caple Jr. nutzt bewegliche Kamera und klare Schnittführung, um jede Bewegung greifbar zu machen. Michael B. Jordan und Florian Munteanu bringen eine physische Intensität mit, die auf monatelanges Training mit echten Boxprofis zurückgeht. Der Kampf selbst ist weniger sportlich realistisch als dramaturgisch verdichtet: Es geht um Trauma, Identität und die Überwindung familiärer Schatten. Ein Finale, das ins Schwarze trifft – im Ring und darüber hinaus.

    The Woman King

    In The Woman King stehen die sogenannten “Agojie”, ein historisches Kriegerinnen-Regiment, im Fokus – repräsentiert von einer körperlich beeindruckenden Performance, meisterhaft angeführt von Viola Davis. Die Frauen wurden monatelang für intensive Kampftrainings vorbereitet, um echte Techniken, Geschwindigkeit und Kraft zu vermitteln. Fight-Choreografin Jenel Stevens kombinierte traditionelle afrikanische Bewegungsmuster mit moderner Stuntarbeit, geprobt und umgesetzt ohne Superheldenstil. Die Kamera bleibt stets nah an den Kämpfenden, der Schnitt betont Aufprall und Wucht. Das Ergebnis ist real, körperlich spürbar und ohne Überzeichnung. The Woman King verknüpft authentische Geschichte mit überzeugender Action – dramatisch, kraftvoll und geerdet. Was Creed II im Boxring erzählt, führt The Woman King auf dem Schlachtfeld fort – nicht als Duell, sondern als kollektiver Akt der Selbstbehauptung.

  • Für Fans von „Der Sommer, als ich schön wurde“:  8 ähnliche Young Adult-Serien

    Für Fans von „Der Sommer, als ich schön wurde“: 8 ähnliche Young Adult-Serien

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Sommer, Sonne, erste Liebe und jede Menge Drama - das sind die Zutaten, die „Der Sommer, als ich schön wurde“ so erfolgreich gemacht haben. Wer sich in diese explosive Mischung aus Herzklopfen und emotionalen Verwirrungen verliebt hat, findet hier acht weitere Serien, die genauso viele Emotionen, Herzschmerz und jugendliche Wirbelstürme bieten wie „Der Sommer, als ich schön wurde“.

    Von chaotischen Teenagergefühlen bis hin zu tiefgründigen Beziehungen, langen Nächten und sehnsüchtigen Blicken: Diese Serien sind die perfekte Fortsetzung für die nächste Binge-Watching-Nacht. Mit JustWatch erfahrt ihr natürlich außerdem, wo ihr jede einzelne dieser Serien direkt streamen könnt.

    1. Outer Banks (seit 2020)

    Der perfekte Mix aus Abenteuer, Spannung und dramatischer Romantik und genau das, was Fans von „Der Sommer, als ich schön wurde“ suchen: Outer Banks. Die Geschichte dreht sich um John B. und seine Freunde, die auf der Suche nach einem verschollenen Schatz in eine Welt voller Geheimnisse, Gefahren und natürlich romantischer Verwicklungen stolpern. Besonders die Beziehung zwischen John B. und Sarah geht durch Höhen und Tiefen und sorgt für jede Menge Herzklopfen. Mit dem Sommer, einem wilden Abenteuer und der intensiven Chemie zwischen den beiden gibt es einen unvergesslichen Mix aus Gefühl und Spannung. Wer sich in die Welt von „Der Sommer, als ich schön wurde“ verliebt hat, wird sich in Outer Banks sofort wiederfinden. Hier gibt es alles: Action, Drama, Romantik und den typischen Sommervibe, der diese Geschichten so fesselnd macht.

    2. Noch nie in meinem Leben (2020 - 2023)

    Noch nie in meinem Leben hat alle Zutaten, die auch „Der Sommer, als ich schön wurde“ zu einem Hit gemacht haben: Chaos, Romantik und jede Menge jugendliche Verwirrungen. Devi, die Heldin der Serie, stolpert durch ihre Highschool-Jahre und versucht gleichzeitig, ihre indische Herkunft mit ihrem westlichen Leben in Einklang zu bringen. Das Resultat? Eine Geschichte voller Missverständnisse, erster Liebe und jeder Menge Drama. Ihre chaotischen Gefühle für Paxton und Ben und der damit verbundene Herzschmerz kommen einem in jeder Hinsicht bekannt vor, denn das ist fast wie bei Belly und ihren Wirrungen zwischen den Brüdern. Es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um das Selbstfinden und den Versuch, die eigene Identität inmitten von Gefühlen und Teenagerwirren zu entdecken. Wer „Der Sommer, als ich schön wurde“ mochte, wird auch Noch nie in meinem Leben lieben!

    3. Fate: The Winx Saga (2021–2022)

    Fate: The Winx Saga bringt genau das auf den Punkt, was auch „Der Sommer, als ich schön wurde“ so spannend macht: Drama, erste Liebe und eine gehörige Portion Teenagerchaos - nur, dass in dieser Serie Magie eine große Rolle spielt. An der magischen Internatsschule Alfea müssen fünf junge Feen nicht nur ihre Kräfte entdecken, sondern sich auch mit den üblichen Teenagerproblemen wie Liebe, Rivalitäten und Freundschaft auseinandersetzen. Die Serie kombiniert Fantasy mit jugendlichem Drama, bei dem ebenfalls emotionale Konflikte und ungestüme Sommerromanzen im Vordergrund stehen. Trotz gemischter Kritiken hat die Serie eine treue Fangemeinde, die sich in der Mischung aus Magie und Drama gut aufgehoben fühlt. Wer Lust auf ein bisschen Zauber in der Teenagerromantik hat, ist hier genau richtig.

    4. The Secret Life of the American Teenager (2008 - 2013)

    The Secret Life of the American Teenager könnte auf den ersten Blick etwas ernster wirken als „Der Sommer, als ich schön wurde“, aber es hat das gleiche Maß an Drama und Emotionen. Die Serie folgt Amy, die mit einer ungewollten Schwangerschaft und den Konsequenzen ihrer Handlungen zu kämpfen hat. Die Herausforderung besteht darin, sich nicht nur mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen, sondern auch mit den Beziehungen, die sie umgeben. Während „Der Sommer, als ich schön wurde“ die erste Liebe und die unerforschten Gefühle zwischen Belly und den Jungs thematisiert, geht es hier um die Entwicklung und Verantwortung, die mit den ersten Beziehungen und den größeren Fragen des Lebens einhergeht. Vor allem die emotionale Tiefe und die dramatischen Momente machen diese Serie genauso packend.

    5. Heartstopper (2022-2024)

    Zart, emotional und so süß wie die ersten Schmetterlinge im Bauch: Heartstopper fängt die Romantik und die innere Entwicklung von Charlie und Nick ein. Die beiden Jugendlichen verlieben sich langsam ineinander und müssen sich sowohl mit ihren eigenen Ängsten als auch mit den Herausforderungen der Gesellschaft auseinandersetzen. Ihre Reise ist berührend und feinfühlig, genau wie die langsamen Annäherungen, die wir bei Belly und Conrad sehen. Wer bei „Der Sommer, als ich schön wurde“ die leisen, aber tiefgründigen Momente geliebt hat, wird Heartstopper genauso zu schätzen wissen. Diese Serie spricht nämlich nicht nur die zarten Seiten der ersten Liebe an, sondern zeigt auch die Kraft der Akzeptanz und der Selbstfindung.

    6. Türkisch für Anfänger (2006 - 2008)

    Diese deutsche Serie könnte auf den ersten Blick eine etwas unerwartete Ergänzung zu einer Liste wie dieser sein, aber wer „Der Sommer, als ich schön wurde“ liebt, wird auch von der Dynamik von Türkisch für Anfänger begeistert sein. Im Mittelpunkt steht die Familie von Lena, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als ihre Mutter einen türkischen Mann heiratet,und sie plötzlich mit einer völlig neuen Familie und Kultur konfrontiert wird. Auch die Teenager in der Serie erleben ihre eigenen Verwirrungen und ersten Liebesgeschichten, was zu genau dem Drama und den Herzensentscheidungen führt, die auch in „Der Sommer, als ich schön wurde“ eine Rolle spielen. Mit viel Humor, aber auch reichlich Drama zeigt Türkisch für Anfänger, dass Teenager immer wieder auf die gleichen Herausforderungen stoßen, egal aus welchem Hintergrund sie kommen.

    7. Dare Me (2019)

    Dare Me taucht tief in die düstere Welt des Cheerleadings ein, wo Rivalitäten und Geheimnisse den Alltag der Mädchen bestimmen. Die Spannung zwischen den Charakteren ist greifbar, und hinter jeder Ecke lauern Überraschungen und ungelöste Konflikte. Die Serie ist ein bisschen düsterer als „Der Sommer, als ich schön wurde“, aber sie teilt das gleiche Maß an innerer Zerrissenheit und emotionaler Tiefe. Wer die inneren Kämpfe und dramatischen Konflikte in „Der Sommer, als ich schön wurde“ geschätzt hat, wird in Dare Me eine neue, aber genauso packende Welt entdecken.

    8. Ginny & Georgia (seit 2021)

    Das Chaos der Jugend und die Geheimnisse einer wilden Mutter-Tochter-Beziehung wird bei Ginny & Georgia auf ein neues Level gebracht. Ginny, anfangs 15 Jahre alt, muss sich nicht nur mit den üblichen Teenager-Dramen wie erster Liebe und der Frage „Wer bin ich eigentlich?“ auseinandersetzen, sondern auch mit ihrer komplexen Beziehung zu ihrer Mutter Georgia, die eine ganz eigene, geheimnisvolle Vergangenheit hat. Die Serie mischt Drama, Romantik und Geheimnisse ähnlich wie in „Der Sommer, als ich schön wurde“, nur dass hier die Beziehungen noch ein bisschen chaotischer sind. Während Ginny sich zwischen zwei Jungs hin- und hergerissen fühlt, kämpft sie gleichzeitig mit der Herausforderung, ihre eigene Identität zu finden. Ein Muss für alle, die Drama, starke Frauenfiguren und eine Menge unerforschter Gefühle lieben!

  • Jenseits von „Stranger Things“: Serien, die 80er- und 90er-Nostalgie neu erzählen

    Jenseits von „Stranger Things“: Serien, die 80er- und 90er-Nostalgie neu erzählen

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Seit Jahren gilt Stranger Things als Maß aller Dinge, wenn es um Retro-Ästhetik geht – doch die grellen Lichter, der Synthpop und das Monster-Pathos verstellen oft den Blick auf das, was Nostalgie auch bedeutet: das Lebensgefühl vergangener Jahrzehnte ernst nehmen, und damit auch ihre Brüche, Ängste und Hoffnungen zu zeigen. 

    Viele Serien wie Pose, Halt and Catch Fire oder It’s a Sin graben tiefer: Sie rekonstruieren nicht nur Mode oder Musik, sondern das Denken, Fühlen und Atmen ihrer Zeit. Sie zeigen, wie man die 1980er und 1990er nicht allein als Kulisse, sondern als geistigen Zustand erzählt – ehrlich, klug, und im besten Fall: erkenntnisreich.

    11. Young Sheldon (2017–2024)

    Was The Big Bang Theory nie wagte, gelingt dem Spin-off: Young Sheldon zeigt den hochbegabten Jungen, bevor er zum Neurotiker wurde – und verwandelt die texanischen 1990er in ein sanftes, kluges Familienporträt, in dem schnelle Lacher auf die bisweilige Einsamkeit des Anderen im Vorstadtidyll treffen. Die Serie fängt das Amerika der Satellitenschüsseln, Kirchenchöre und Schul-Footballs mit seltenem Feingefühl ein. 

    Statt allzu viel Ironie gibt es Wärme, statt Retro-Glitter bisweilen feine Melancholie. Nostalgie bedeutet hier nicht „Früher war alles besser“, sondern: „So haben wir gedacht, gehofft, gestritten.“ Young Sheldon ist eine leichtfüßige Erinnerung an Kindheit als Erkenntnisprozess – liebevoll, aber mit Blick auf die Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden hinterlässt.

    10. Red Oaks (2014–2017)

    Red Oaks ist das vielleicht eindeutigste Retro-Stück auf dieser Liste: Eine Sommerkomödie über einen 20-Jährigen im Jahr 1985, der zwischen Tennisplatz, Jugendträumen und Zukunftsangst balanciert. Die Serie besticht durch feine Beobachtung – viel Aufbruchstimmung und Witz treffen auf subtile Tristesse und einen Soundtrack, der zwischen The Smiths und Hall & Oates pendelt. 

    Kein greller Retro-Gestus, sondern das Gefühl eines Sommers, den man nie vergisst, stehen im Fokus. Red Oaks wirkt in seinen besten Momenten wie ein verloren geglaubter Film von John Hughes (The Breakfast Club), nur etwas reifer, klüger, wärmer. Ein melancholischer Abschiedsbrief an eine Zeit, die uns durch ihre (vermeintliche) Unschuld lockt.

    9. GLOW (2017–2019)

    GLOW zeigt die 1980er, wie sie selten erzählt werden: grell und doch widersprüchlich. Alison Brie und Betty Gilpin spielen zwei Schauspielerinnen, die im Wrestling eine Bühne finden – und zugleich ein Schlachtfeld. Denn hinter Pailletten und allerlei Haarspray entfaltet sich ein feinsinniges Drama über weibliche Selbstbehauptung, beruflichen Ehrgeiz und persönliche Verletzlichkeit. 

    Die Serie balanciert Camp und Charakterstudie, Humor und Ernüchterung gleichermaßen. GLOW liebt den Glamour seiner Zeit, aber seziert ihn auch: die Maskerade, den Sexismus, die ökonomische Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern. Nostalgie wird hier zum doppelten Boden, glitzernd, politisch, in den besten Momenten schonungslos ehrlich. Anders ausgedrückt: Wo Stranger Things schwärmt, zweifelt GLOW mehr.

    8. When They See Us (2019)

    Ava DuVernays When They See Us blickt auf die späten 1980er mit einer Wut, die spürbar kälter brennt als Nostalgie. Die Geschichte der zu Unrecht verurteilten „Central Park Five“ wird zum erschütternden Panorama von Rassismus, Justizversagen und medialem Voyeurismus. Das New York jener Jahre ist hier kein Schauplatz für Pop, sondern ein Systemfehler. 

    Mit großartigem Ensemble und dokumentarischer Genauigkeit legt DuVernay den Schmerz offen, der hinter jeder Retro-Verklärung liegt. When They See Us erinnert daran, dass die Vergangenheit nicht nur leuchtet. Eine Serie, die nicht erinnert, sondern mahnt.

    7. Pose (2018–2021)

    Ryan Murphys Pose leuchtet das New York der späten 1980er und frühen 90er wiederum als einen Kosmos aus Glitzer, Musik, Schmerz und Überlebenswillen aus. Zwischen Ballroom-Wettbewerben, Drag-Kultur und Aids-Krise erzählt die Serie von einer Gemeinschaft, die sich Schönheit erkämpft, wo die Welt sie ihr verweigern will. 

    Nostalgie ist hier kein Rückblick, sondern ein Statement: über Sichtbarkeit, Würde und queere Geschichte. Pose fängt den Zeitgeist jener Jahre in Bewegung, Farbe und Mode ein, ohne ihn zu verklären. Wo Stranger Things auf Pop-Ikonen verweist, erschafft Pose eigene – stolz, verletzlich und bisweilen bestechend schön.

    6. Yellowjackets (2021–)

    Wenn der Rückblick zum Albtraum wird: Yellowjackets lässt ein Mädchenfußballteam in den 1990ern nach einem Flugzeugabsturz in der Wildnis stranden – und konfrontiert die Überlebenden Jahrzehnte später mit ihren Dämonen. Zwischen Grunge, Kannibalismus und anderem Trauma entfaltet sich ein doppelbödiges Psychodrama über Schuld und gefährliche Gruppendynamiken. 

    Die Serie benutzt die 90er-Ästhetik nicht als Kulisse, sondern als Echo: Jede Kassette, jedes Lied von Nirvana, Garbage und Co. erinnert an das, was den Frauen verloren ging. Yellowjackets ist düster, bissig und hypnotisch – Nostalgie, die weh tut, weil sie das Unheimliche im Vertrauten zeigt. Wenn man so will: Ein Anti-Stranger Things, das sich traut, mitunter hässlich ehrlich zu sein.

    5. Chernobyl (2019)

    Kaum eine Produktion hat das Jahr 1986 mit so furchteinflößend realistischem Anspruch rekonstruiert wie Chernobyl. Craig Mazins Miniserie über die Nuklearkatastrophe in der Sowjetunion ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein Präzisionswerk über Wahrheit, Lüge und menschliche Hybris. Jared Harris und Stellan Skarsgård spielen Männer, die inmitten des Desasters moralische Klarheit suchen und im Prozess zu zerbrechen drohen. 

    Anders ausgedrückt: Chernobyl zeigt die 1980er als ein Jahrzehnt, das sich selbst vergiftete: mit Ideologie, Schweigen und Angst. Statt Retro-Gefühl dominiert politische Nüchternheit – ein Gegenbild zu jeder sentimentalen Verklärung der Dekade. 

    4. Derry Girls (2018–2022)

    Derry Girls unterstreicht, dass die 1990er mehr waren als Boybands und Baggy Pants. Im Nordirland der „Troubles“ begleiten wir fünf Teenager, die zwischen Schulchaos, ersten Lieben und politischem Ausnahmezustand aufwachsen. Das Ergebnis: eine der witzigsten und zugleich menschlichsten Coming-of-Age-Serien der vergangenen Jahre. Sie verbindet deftigen Humor mit feinem Gespür für historische Realität – Popkultur trifft Pulverfass sozusagen. 

    Nostalgie entsteht hier nicht aus Requisiten, sondern aus der Erinnerung an jugendliche Freiheit inmitten von Ungewissheit. Derry Girls ist laut, ehrlich und manchmal überraschend berührend – eine Serie, die die 1990er tatsächlich lebendig werden lässt.

    3. Halt and Catch Fire (2014–2017)

    Mehr Geheimtipp als Quotenhit – und doch eine der besten Serien über den Aufbruch der 1980er und 1990er. Halt and Catch Fire folgt vier Pionieren der Computerära, deren Träume vom Internet sie antreiben und herausfordern:  Lee Pace, Scoot McNairy, Mackenzie Davis und Kerry Bishé verkörpern Figuren, die zwischen Idealismus und Ehrgeiz zerrieben werden. 

    Die Serie ist elegant, präzise, voller technischer und emotionaler Spannung. Nostalgie bedeutet hier: Zurückblicken, um zu verstehen, wie der Fortschritt uns verändert hat. Halt and Catch Fire liefert kein dekoratives Retro-Stück, sondern vor allem digitale Melancholie aus der Gegenwart, klug und unterschätzt.

    2. The Americans (2013–2018)

    The Americans verwandelt die Reagan-Ära in eine stille, aber spannungsgeladene Meditation über Vertrauen und Verrat. Keri Russell und Matthew Rhys spielen sowjetische Spione, die als amerikanisches Ehepaar in den Vororten Washingtons leben – und ihre Kinder, Nachbarn und sich selbst belügen. 

    Die Serie nutzt 80er-Nostalgie nicht zur Zierde, sondern zur psychologischen Verdichtung: Angst, Ideologie und Familienleben verschmelzen zu einem hochpräzisen Drama. Kein Neon, keine falsche Sentimentalität: The Americans ist damit weniger Rückschau als Spiegel: der vielleicht klügste Blick auf ein Jahrzehnt, in dem das Private immer politisch war.

    1. It’s a Sin (2021)

    Russell T Davies’ It’s a Sin spielt im London der 1980er Jahre, wo eine Gruppe junger Männer zwischen Pop, Party und Panik ihre Jugend erlebt – bis die Aids-Krise alles verändert. Mit rhythmischer Erzählweise, brillantem Soundtrack und großem Herz erzählt die Serie von Freiheit, Angst und Zusammenhalt. 

    Nostalgie verwandelt sich hier bisweilen in Trauerarbeit: Die Euphorie dieser Zeit wird umso kostbarer, weil man weiß, wie tragisch sie für Viele endete. It’s a Sin ist eine Feier des Lebens, die Tränen hinterlässt – ehrlich, erschütternd und, mehr als alles andere, zutiefst menschlich. Eine Miniserie, die ihre Perspektive auf die Dekade nach fühlbar macht, statt nur die vielbesprochenen Aspekte der Geschichte nur zu zitieren.

  • Unterhaltung ohne Tränen: 10 Filme, bei denen der Hund NICHT stirbt

    Unterhaltung ohne Tränen: 10 Filme, bei denen der Hund NICHT stirbt

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Kaum etwas trifft so tief wie der Tod eines Hundes im Film. Er schleicht sich meist am Ende ein, wenn man längst an der Bindung hängt - wie ein emotionaler Hinterhalt, der alles andere in den Schatten stellt. Ob in Marley & Ich, Hachiko oder I Am Legend, das Schema ist bekannt: Der Hund stirbt, und zurück bleibt ein Loch. Für viele gehört genau das zum Genre, aber genauso viele wünschen sich endlich mal Filme, bei denen man nicht mit Tränen endet, sondern mit einem Lächeln.

    Diese Liste ist genau für diesen Moment gemacht: Für alle, die Hunde lieben, sich aber nicht schon beim Einschalten emotional wappnen wollen. Hier stirbt kein Hund - kein Heldentod, kein Altersleiden und auch kein dramatischer Tod „fürs größere Ganze“. Stattdessen erzählen diese Filme von Freundschaft, Chaos, Zusammenhalt und Zärtlichkeit und zwar so, dass man sich endlich mal sicher fühlen darf, denn hier läuft alles ohne Verlust, ohne Tränen und ohne tragischen Abschied.

    1. Isle of Dogs - Ataris Reise (2018)

    Wes Andersons Animationsfilm ist keine klassische Hundegeschichte, und vielleicht gerade deshalb einer der klügsten Filme über Loyalität, Vertrauen und den Mut, nicht aufzugeben. In einer japanisch geprägten Zukunft werden Hunde auf eine Insel verbannt – aus Angst vor Krankheit und Chaos. Doch ein Junge sucht dort nach seinem verlorenen Freund, während die Hunde versuchen, zu verstehen, was mit ihrer Welt passiert ist. Zwischen Müllbergen und Verschwörungen entsteht eine Geschichte, die tiefer geht, als man es bei sprechenden Tieren vermuten würde. Wo Bolt eher verspielt mit dem Thema Identität umgeht, findet Isle of Dogs seine Stärke in der Stille, der Melancholie und der ganz eigenen Poesie, die durch jeden Bildausschnitt atmet. Wer Hunde nicht nur niedlich, sondern als Spiegel unserer eigenen Sehnsucht nach Zugehörigkeit begreift, ist hier genau richtig.

    2. Ein Hund namens Beethoven (1992)

    Wenn ein riesiger Bernhardiner plötzlich durchs Wohnzimmer trampelt, ist das Chaos vorprogrammiert. Und genau darin liegt der Reiz dieses Familienklassikers. Beethoven ist laut, wild und völlig unberechenbar - aber mit einem Herzen so groß wie sein Appetit auf Unordnung. Die Geschichte der Familie, die ihn erst ablehnt und dann nicht mehr hergeben will, ist überdreht und herzerwärmend zugleich. Doch zwischen den Slapstick-Momenten steckt auch etwas Echtes: die Erkenntnis, dass Liebe manchmal erst durch Zerstörung wächst. Während Dog – Das Glück hat vier Pfoten auf leise Zwischentöne setzt, ist Ein Hund namens Beethoven das laut bellende Gegenstück. Und das Beste: Der Hund bleibt bis zum Abspann quicklebendig. Wer lachen will, ohne hinterher zu weinen, liegt hier genau richtig.

    3. Zurück nach Hause: Die unglaubliche Reise (1993)

    Drei Haustiere auf einem Abenteuer durch Berge, Wälder und reißende Flüsse - das klingt nach Kinderkino, fühlt sich aber erstaunlich tief an. Die unglaubliche Reise erzählt von Treue und Instinkt, vom Zusammenhalt in der Fremde, aber auch von echten Gefahren. Die Tiere sprechen nicht mit animierten Mündern, sondern mit inneren Stimmen, was ihre Gefühle greifbarer macht. Es ist kein Film über Vermenschlichung, sondern über Verbindung. Während bei Ein Hund namens Beethoven das Familienleben durcheinander gerät, geht es hier um die Rückkehr zur Familie – ein Unterschied, der dem Film seinen emotionalen Kern verleiht. Wer Geschichten mag, die auch ohne Abschiedsschmerz ans Herz gehen, wird sich diesem Trio nicht entziehen können.

    4. Bolt - Ein Hund für alle Fälle (2008)

    Bolt ist der Star einer Actionserie, nur weiß er nicht, dass seine Kräfte nur gespielt sind. Als er plötzlich allein in der echten Welt landet, beginnt für ihn eine Reise, die mehr mit Selbsterkenntnis als mit Superkräften zu tun hat. Der Animationsfilm überrascht mit Witz, Tempo und einer Hauptfigur, die trotz Naivität nie nervt, sondern berührt. Es geht um Vertrauen, um echte Freundschaft und die Frage, was einen Hund eigentlich ausmacht, wenn die Kameras nicht mehr laufen. Die unglaubliche Reise setzte auf Natur und Wegstrecke, Bolt dagegen auf innere Entwicklung, ohne dabei je den Humor zu verlieren. Wer Disney mag, aber nicht immer denselben Tonfall hören will, findet hier einen angenehm eigenständigen Zugang zum Thema.

    5. Dog - Das Glück hat vier Pfoten (2022)

    Ein Mann, eine Hündin und ein Roadtrip, mehr braucht dieser Film nicht, um langsam und fast unmerklich, unter die Haut zu gehen. Sowohl Mensch als auch Hund sind verletzt, innerlich wie äußerlich und dabei beide auf dem Weg zu einem Ziel, das nicht nur geografisch ist. Dog erzählt mit viel Geduld davon, wie Vertrauen entsteht, ohne es je auszusprechen. Hier gibt es keine großen Dramen und keine aufgesetzten Dialoge, dafür aber Blicke, Nähe und einen Rhythmus, der zu Herzen geht. Während Bolt in knalligen Farben und schnellen Schnitten erzählt, bleibt Dog fast dokumentarisch ruhig. Der Tod steht hier nie im Raum, weil es um etwas anderes geht: ums Weitermachen, ums Heilen und darum, was bleibt, wenn niemand mehr wegläuft. Wer Hundefilme abseits der Klischees sucht, findet hier eine wohltuende Ausnahme.

    6. Pappa ante Portas (1991)

    Der Hund liegt. Und zwar die ganze Zeit. In Pappa ante Portas ist der Vierbeiner kein Plot-Element und kein emotionaler Anker, sondern einfach da - als träge Präsenz auf dem Wohnzimmerteppich, während sich ein Ehekrieg aus Einkaufslisten, Betriebsrente und 40 Gläsern Senf entfaltet. Loriot beweist, dass man auch mit einem Hund, der rein gar nichts tut, große deutsche Komödie machen kann. Der Hund stirbt nicht nur nicht -  er bewegt sich noch nicht mal. Und gerade das macht seinen stillen Beitrag als Komparse mit Schmunzelgarantie so großartig. Wo Filme wie Bolt – Ein Hund für alle Fälle auf Action und Selbstfindung setzen, liefert Pappa ante Portas eine Hunde-Meditation über das kleinteilige Chaos der bürgerlichen Ehe. Wer deutsche Komödien liebt, Loriot sowieso und keine Lust auf traurige Hunde-Enden hat, bekommt hier das wohl gemütlichste Haustier der deutschen Filmgeschichte.

    7. Das Hundehotel (2009)

    Zwei Pflegekinder verwandeln ein leerstehendes Hotel in ein Paradies für streunende Hunde - was klingt wie ein überdrehter Kinderfilm, entwickelt sich zu einer charmanten Ode an Eigeninitiative und Mitgefühl. Das Hundehotel zeigt Verantwortung auf verspielte Weise: Die Kids organisieren Futter, bauen Maschinen für Hundetoiletten und retten letztlich ein ganzes Rudel. Dass kein Hund stirbt, ist dabei kein Zufall, sondern die zentrale Erzählhaltung des Films. Statt Drama gibt es hier Engagement und statt Tränen ein Kollektivgefühl. Anders als bei Die unglaubliche Reise, wo die Natur zur Herausforderung wird, ist es hier die Gesellschaft, gegen die sich die jungen Heldinnen stemmen. Der Film ist laut, bunt und warmherzig und ein schönes Plädoyer dafür, dass Fürsorge auch anarchisch sein darf.

    8. Runt - Ein tierischer Champion (2024)

    Ein kleiner, ungezogener Terrier landet auf einer australischen Farm und soll dort plötzlich Champion werden: So beginnt die Geschichte von Runt, einem der jüngsten Neuzugänge auf dieser Liste. Der Film ist kindlich, aber nicht naiv: Er erzählt von Verantwortung, Ehrgeiz und der Beziehung zwischen einem jungen Mädchen und einem Hund, der ihre Familie retten könnte. Es geht um Training, um Rückschläge und um Gemeinschaft - und natürlich bleibt der Hund am Leben, denn hier geht es um Hoffnung statt Verlust. Während Dog – Das Glück hat vier Pfoten den emotionalen Wiederaufbau eines Erwachsenen zeigt, erzählt Runt kindlicher, aber nicht weniger berührend davon, wie ein Mädchen mit Herz und Hartnäckigkeit Verantwortung übernimmt und dabei über sich hinauswächst. Die Kamera bleibt nah an der kindlichen Perspektive, und das macht die Geschichte so zugänglich. Wer auf der Suche nach einem neuen, frischen Film mit viel Herz ist, wird hier fündig.

    9. Susi und Strolch (1955)

    Ob animiert im Original oder als Realverfilmung - Susi und Strolch bleibt eines der liebevollsten Duette der Disney-Geschichte. Der Straßenhund und die verwöhnte Cocker-Spaniel-Dame bilden ein Paar, das kulturell längst ikonisch ist. Die Geschichte ist alt, aber nicht angestaubt: Es geht um Vertrauen, Freiheit und Zugehörigkeit und es wird mit Humor, Tempo und einem Hauch Romantik erzählt. Auch die neueste Version von Susi und Strolch lässt die Hunde leben, weil die Botschaft nicht durch Tragik, sondern durch Nähe vermittelt wird. Während Bolt – Ein Hund für alle Fälle mit der Metaebene des Medienzirkus spielt, bleibt Susi und Strolch klassisch und charmant, fast wie ein Märchen. Besonders schön: Auch hier geht es nicht nur um Liebe zwischen Hunden, sondern auch um das Verständnis zwischen Mensch und Tier. Ein zeitloser Film für alle Generationen.

    10. Pets (2016)

    Was machen Haustiere, wenn wir nicht zuhause sind? Pets liefert eine quietschbunte, überraschend actionreiche Antwort auf diese Frage und schafft es, das Innenleben von Hunden, Katzen und Kaninchen mit Tempo und Witz zum Leben zu erwecken. Im Zentrum steht Max, ein verwöhnter Terrier, der plötzlich mit einem neuen Mitbewohner klarkommen muss. Der Film bleibt leichtfüßig, aber nicht seicht, und auch wenn es chaotisch wird, steht am Ende das Miteinander im Mittelpunkt. Ein Hund stirbt natürlich nicht, keine Frage - Pets ist schließlich kein Drama, sondern ein urbanes Abenteuer voller Tempo. Wo Runt auf Landleben und Trainingsparcours setzt, liefert Pets eine Großstadt-Fabel mit überraschender Tiefe - ein würdiger Abschluss für diese Liste, weil dieser animierte Film noch einmal zeigt, wie vielfältig hundefreundliches Kino sein kann.

  • Die 10 besten Familienfilme auf Disney+

    Die 10 besten Familienfilme auf Disney+

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Manchmal reicht ein Filmabend, um die Woche wieder geradezurücken. Einer sitzt schon mit der Decke bereit, jemand anderes macht Popcorn, und irgendwo im Hintergrund läuft das Disney+-Logo. Familienfilme sind so etwas wie das sichere Terrain des Kinos - sie wissen, wie man Menschen zusammenbringt, ohne dass es sich bemüht anfühlt. 

    Die besten davon schaffen den Spagat zwischen Leichtigkeit und Herz, zwischen Lachen und echtem Gefühl. Sie erinnern daran, warum Geschichten uns verbinden: weil sie zeigen, wie ähnlich wir uns sind, egal wie alt. Und gerade jetzt, wenn draußen wieder Jackenzeit ist, funktionieren sie noch besser. Es gibt kaum etwas Schöneres, als gemeinsam einen Film zu schauen, der alle abholt – ob animiert, nostalgisch oder neu entdeckt. In dieser Liste findest du die größten Familien-Filmhits auf Disney+ - ohne FSK, dafür aber mit Unterhaltungsgarantie. 

    1. Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)

    Was hier am meisten berührt, ist nicht das Eis, sondern die Zärtlichkeit, mit der zwei Schwestern zueinanderfinden. Die Eiskönigin  erzählt von Angst und Rückzug, aber auch davon, dass Liebe nicht laut sein muss, um alles zu verändern. Anna bleibt nicht stehen, selbst wenn ihr Ziel unklar ist, und Elsa lernt, dass Isolation kein Schutz ist. Das wirkt ehrlich, weil die Konflikte emotional nachvollziehbar sind. Wo Der König der Löwen Verantwortung im Außen sucht, bleibt Die Eiskönigin im Inneren - kleiner, aber unmittelbarer. Der Film schafft das Kunststück, große Bilder mit echter Verletzlichkeit zu verbinden. Kein Zufall, dass „Let It Go“ so funktioniert: Es ist kein Siegessong, sondern ein Befreiungsschrei. In dieser Liste steht Die Eiskönigin für das, was viele moderne Disney-Filme wiedergefunden haben: Selbstannahme statt Perfektion.  

    2. Toy Story (1995)

    Man vergisst leicht, wie revolutionär Toy Story war - nicht nur technisch, sondern auch emotional. Die Idee, dass Spielzeuge ein Eigenleben führen, wäre belanglos geblieben, hätte der Film sie nicht mit echter Melancholie gefüllt. Woody verliert an Bedeutung, Buzz verliert seine Illusion, und beide lernen, dass Freundschaft etwas ist, das man pflegen muss, nicht besitzen. Es gibt keinen klassischen Schurken, nur Veränderung. Das macht den Film so menschlich. Wie Ratatouille später, feiert Toy Story das, was entsteht, wenn jemand an sich glaubt, obwohl niemand zusieht. Und obwohl die Geschichte in einem Kinderzimmer beginnt, wirkt sie größer als viele Abenteuerfilme. Jeder Moment ist präzise getimt, jedes Detail erzählt von Sorgfalt. Man kann ihn mit Kindern sehen, aber er trifft auch Erwachsene - auf eine sanfte und ehrliche Art. Am Ende bleibt dieses eigenartige Gefühl, ein Stück der eigenen Kindheit wiedergefunden zu haben, und genau das ist seine Magie.

    3. Der König der Löwen (1994)

    Der König der Löwen wirkt wie ein Ritual, das man nicht zum ersten Mal sieht und doch jedes Mal neu erlebt. Hinter der Musik, den Farben und dem Pathos steckt eine sehr menschliche Geschichte über Angst vor der eigenen Rolle. Simba wächst nicht durch Kampf, sondern durch Reue. Das macht ihn greifbar, weil Stärke hier aus Akzeptanz entsteht. In dieser Liste ist der Film das Fundament, auf dem Narnia später aufbaut - beide arbeiten mit Symbolen, aber Der König der Löwen bleibt direkter. Es sind nicht nur die prachtvollen Bilder und die unvergesslichen Songs wie „Circle of Life“ von Musiklegende Elton John, die diesen Film auszeichnen -  wenn Simba am Ende endlich seinen Platz als König einnimmt, begeistert das jede Familie gleichermaßen. Hier ist Gänsehaut garantiert, und wenn der Abspann läuft, fühlt man sich nicht überwältigt, sondern geklärt. Ein Film, der daran erinnert, dass Verantwortung nichts Theatralisches ist, sondern ein stiller Entschluss.

    4. Vaiana (2016)

    Man kann den Wind fast spüren, wenn Vaiana  ihren Kurs sucht. Der Film erzählt nicht vom Sieg über andere, sondern vom Vertrauen in sich selbst. Kein Prinz, keine Rettung und keine klassische Krone - nur ein Mädchen, das hinausfährt, weil Stillstand keine Option ist. Die Bilder sind von einer Klarheit, die fast meditativ wirkt, und das Meer ist Figur, Rhythmus und Spiegel zugleich. Vaiana hat Humor, aber nie auf Kosten seiner Ernsthaftigkeit. Jeder Song treibt die Handlung voran, statt sie zu unterbrechen. Und das Schönste: Der Film nimmt kindliche Entdeckerfreude ernst, ohne sie zu verniedlichen. Er zeigt, dass Selbstfindung kein großer Knall ist, sondern ein Prozess aus Versuch und Irrtum. Wo Die Eiskönigin innen kämpft, zieht Vaiana nach außen: dieselbe Sehnsucht, aber ein anderer Weg. Wenn draußen das Wetter grau ist, fühlt sich dieser Film wie eine Einladung an, den eigenen Kompass wieder auszurichten.

    5. Die Unglaublichen (2004)

    Hinter all dem Tempo steckt hier ein erstaunlich ehrlicher Film über Familie. Die Unglaublichen  zeigt, dass Superkräfte nicht das Leben leichter machen, sondern nur komplizierter. Bob Parr will wieder Held sein, Helen will Normalität - und beide liegen richtig. Daraus entsteht eine Spannung, die viel echter wirkt als jeder Kampf mit Bösewichten. Der Humor trifft, weil er Alltag kennt. Man lacht, erkennt sich, und merkt, dass hier jemand die Dynamik einer Familie wirklich beobachtet hat. Die Action ist brillant choreografiert, aber nie Selbstzweck. Es geht um Kommunikation und um das Aushalten von Differenzen. Wer Zoomania schätzt, wird hier dieselbe kluge Balance finden: Unterhaltung mit Substanz. Am Ende bleibt kein Triumphgefühl, sondern Zufriedenheit, weil hier alle Figuren etwas verstehen, statt nur zu gewinnen. Die Unglaublichen sind genau deshalb so glaubwürdig: Sie scheitern auf die schönste Weise.

    6. Zoomania (2016)

    Zoomania ist einer dieser Filme, die man einschaltet, weil sie lustig aussehen und dann plötzlich merkt, dass sie richtig was zu sagen haben. In dieser Stadt voller Tiere will die ehrgeizige Häsin Judy Hopps unbedingt Polizistin werden, obwohl niemand ihr das zutraut. Der Trickbetrüger Nick Wilde, ein Fuchs mit goldenem Herz, wird unfreiwillig ihr Partner. Gemeinsam stolpern sie in einen Fall, der viel größer ist, als sie dachten. Das macht Spaß, weil jede Figur Witz, Timing und Charakter hat - die Kinder lachen über Faultiere im Amt, Erwachsene über die Satire dahinter. Und während Die Unglaublichen zeigt, wie Familie funktioniert, erzählt Zoomania, wie Gesellschaft funktioniert - mit Augenzwinkern, aber auch Gefühl. Der Film ist laut, bunt, klug, und trotzdem bleibt er warm. Wenn Judy am Ende sagt, dass Veränderung mit einem selbst beginnt, fühlt sich das an wie eine kleine Erinnerung für alle, die gerade glauben, nichts bewegen zu können.

    7. Ratatouille (2007)

    Man kann fast den Duft aus der Pfanne riechen. Ratatouille ist ein Film über Leidenschaft, Ehrgeiz und die Freude am Können - und das alles aus der Perspektive einer Ratte. Remy träumt davon, Koch zu werden, obwohl ihn niemand in einer Küche haben will. Es ist die perfekte Disney-Geschichte über Träume, die Widerstände überwinden.  Was diese Geschichte besonders macht, ist ihre Zärtlichkeit: Wie Toy Story feiert Ratatouille das Streben nach Bedeutung, hier duftet es allerdings nach Butter und Pfeffer statt nach Kindheit. Der Kritiker am Ende, der nach einem Bissen plötzlich wieder fühlen kann - das ist Kino pur. Ratatouille ist eine kulinarische Reise voller Humor, Kreativität und einem Hauch von Magie. Damit ist der Film über unsere Lieblingsratte nicht nur was für Gourmets, sondern für alle, die lachen, träumen und mitfiebern wollen und Paris gerne mal in einem anderen Licht sehen.

    8. Cars (2006)

     Cars beginnt laut und endet leise, und genau das ist seine Stärke. Lightning McQueen ist schnell, ehrgeizig und völlig überzeugt, dass Gewinnen alles ist. Dann strandet er jedoch in Radiator Springs, einer kleinen Stadt voller Menschen - oder besser gesagt: Autos - mit Geschichten. Dort lernt er, dass Erfolg ohne Freundschaft leer bleibt und präsentiert einen Film über sowohl Tempo und Stillstand, als auch über Zuhören und Dazugehören. Kinder lieben hier die bunten Rennen, Erwachsene spüren die Wärme dazwischen. Wo Ratatouille das Handwerk feiert, feiert Cars die Entschleunigung. Er zeigt, dass man manchmal stehenbleiben muss, um zu begreifen, wohin man eigentlich fährt. Der Humor ist freundlich, die Figuren ehrlich, und die Botschaft einfach, aber nie banal. Cars ist kein Film über Autos, sondern über Menschen - und darüber, wie man lernt, das Tempo des Lebens zu finden, das wirklich passt.

    9. Mary Poppins (1964)

    Es gibt Filme, die veralten nie, weil sie etwas so Grundsätzliches erzählen, dass man sie immer wieder neu versteht. Mary Poppins gehört dazu. Sie taucht auf, als der Wind dreht, und bringt einer müden Familie das Lachen zurück. Nicht mit Zauberstäben, sondern mit Haltung. Alles, was sie tut, ist leicht - sei es ein Lied, ein Blick oder die bestimmte Art, Dinge wieder zum Leben zu erwecken. Während die Kinder staunen, stolpern die Eltern, und irgendwo dazwischen entsteht etwas, das heute noch funktioniert: ein Gefühl von Geborgenheit, ohne dass jemand es so nennt. Julie Andrews spielt diese Rolle mit einer Eleganz, die nichts beweisen will. Ihre Poppins ist fordernd und freundlich zugleich, streng genug, um ernst genommen zu werden, warm genug, um Herzen zu öffnen. Jeder Song hat Witz und Timing, jeder Moment Rhythmus. Der Film ist charmant, aber nie süßlich, nostalgisch, aber nie alt. Wenn sie am Ende mit ihrem Schirm verschwindet, bleibt das Wohnzimmer still, aber heller. Wie Zoomania viele Jahre später, erzählt auch Mary Poppins von Veränderung - nur leiser, persönlicher und mitten im Alltag. Und vielleicht ist das ihr größter Zauber: Sie bringt nichts Neues, sie erinnert nur daran, was längst da war.

    10. Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia (2005)

    Vier Geschwister stolpern in Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia in einen Schrank und finden sich plötzlich in einer Welt aus Schnee, Fabelwesen und einem sprechenden Löwen wieder. Das klingt zwar erst verrückt, funktioniert aber, weil der Film das alles völlig ernst nimmt. Hier gibt es keine Ironie, kein Blinzeln in die Kamera, sondern einfach echtes Staunen. Was Narnia so charmant macht, ist seine Mischung aus Abenteuer und Wärme. Die Kinder dürfen Fehler machen, sich streiten, Angst haben und trotzdem über sich hinauswachsen. Der König der Löwen erzählt dasselbe über Verantwortung, nur in der Sonne - Narnia macht es im Schnee. Und wenn sich der Schrank am Ende wieder schließt, hat man dieses angenehme Gefühl, dass irgendwo da draußen immer noch eine Tür wartet, die man vielleicht nur lange genug anschauen muss.

  • Diese Plot-Twists haben Kino­geschichte geschrieben

    Diese Plot-Twists haben Kino­geschichte geschrieben

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Manche Filme machen dich sprachlos, andere lassen dich den ganzen Abspann über still auf den Bildschirm starren. Plot-Twists sind das Herzstück solcher Momente: Sie reißen Erwartungen ein, verschieben Perspektiven und verändern im besten Fall, wie du das Kino begreifst. Wenn sie funktionieren, fühlen sie sich nie nach einem Trick an, sondern nach Offenbarung. 

    Diese zehn Filme zeigen, wie unterschiedlich diese Überraschungen inszeniert werden können – vom psychologischen Schock bis zur moralischen Erkenntnis. Sie führen dich heimlich dorthin, wo du dich sicher glaubst – und öffnen dann die Falltür.

    Achtung: Lies nur weiter, wenn du die folgenden Filme bereits kennst – sonst droht Spoiler-Gefahr!

    The Sixth Sense (1999)

    Kaum ein Film hat das Publikum so perfekt an der Nase herumgeführt – und gleichzeitig dermaßen emotional berührt. M. Night Shyamalans The Sixth Sense verwandelt eine scheinbar klassische Spukgeschichte in ein stilles Drama über Verlust und Wahrnehmung. Der Twist wirkt nicht konstruiert, sondern organisch – und beim zweiten Sehen entfaltet der Film erst seine ganze Brillanz. Ähnlich wie Shutter Island (2010) lädt er dich bei der zweiten Sichtung dazu ein, jede Szene neu zu bewerten. Beide Geschichten leben davon, dass man ihnen vertraut, bis man merkt, dass man es nicht sollte. Doch während Scorsese auf Wucht setzt, schleicht sich Shyamalan sanft in dein Unterbewusstsein.

    Fight Club (1999)

    David Finchers Gesellschaftssatire über Wut, Isolation und Männlichkeitsmythen entfaltet sich wie ein Selbstgespräch, das irgendwann komplett eskaliert. Der Twist, dass Tyler Durden nur im Kopf des Erzählers existiert, ist heute legendär – aber noch immer schockierend ehrlich. Wo The Usual Suspects (1995) seine Lüge kalkuliert und kühl serviert, packt Fight Club seine Enthüllung in blanke Emotion. Es geht nicht um Täuschung, sondern um Identitätsverlust. Am Ende weißt du nicht mehr, wer dich stärker manipuliert hat: die Figur oder dein eigener Verstand. Und wenn du danach etwas brauchst, das diese Energie mit philosophischer Präzision verbindet, führt kein Weg an Memento (2000) vorbei.

    Die üblichen Verdächtigen (1995)

    Ein Verhör, ein Erzähler, ein Mythos – und eine der brillantesten Täuschungen der Filmgeschichte. Bryan Singer zeigt, wie die Erzählstruktur selbst zur Lüge werden kann. Der Moment, in dem sich Keyser Sözés Identität offenbart, ist so präzise gebaut, dass du dich unweigerlich ertappt fühlst. Während Fight Club (1999) die Abgründe des Bewusstseins erkundet und The Prestige (2006) die zerstörerische Kraft von Obsession zeigt, vertraut The Usual Suspects auf die Macht des Wortes – Sprache als Täuschung. Wer nach einem Film sucht, der Logik über Emotion stellt, ist hier genau richtig. Wer aber beides möchte, findet in The Sixth Sense (1999) die perfekte Mischung.

    Oldboy (2003)

    Oldboy ist der Beweis, dass ein Plot-Twist nicht nur schockieren, sondern auch körperlich treffen kann. Park Chan-wooks Werk ist mehr Tragödie als Thriller – und seine Wendung raubt dir garantiert den Atem. Im Gegensatz zu The Sixth Sense (1999), wo der Twist eher Mitleid weckt, erzeugt Oldboy moralisches Unbehagen. Beide Filme erzählen von Schuld und Trauer, doch hier ist sie unversöhnlich. Auch The Game (1997) teilt diese existenzielle Wucht, nur dass Fincher sie westlich kanalisiert, als Versuch, Erlösung zu finden. Oldboy hingegen kennt keine Katharsis. Wer Filme liebt, die nach dem Abspann noch wehtun, bekommt hier den emotionalsten Schlag in die Magengrube.

    The Prestige (2006)

    Bei Nolan sind Tricks keine Täuschung, sondern Theologie. The Prestige erzählt von zwei Magiern, die sich gegenseitig vernichten – und dabei alles opfern, was sie lieben. Der Twist entfaltet sich doppelt: körperlich und moralisch. Wo Memento (2000) Erinnerung als Falle nutzt, zeigt The Prestige, wie weit man für Perfektion geht. Beide spielen mit Wiederholung und Struktur, beide erfordern Nachdenken. Doch The Prestige ist kühler, trauriger und auf perfide Weise menschlicher. Wenn du bei The Usual Suspects (1995) über das Konstrukt staunst, wirst du hier über das Opfer nachdenken. Kein anderer Film zeigt so elegant, dass Täuschung selbst eine Form von Kunst ist.

    Memento (2000)

    Ein Mann ohne Kurzzeitgedächtnis – und eine Geschichte, die rückwärts erzählt wird. Memento ist nicht nur innovativ, sondern emotional erschütternd. Sein Twist ist weniger Schock als Erkenntnis: Wahrheit kann tödlich sein. Wie Shutter Island (2010) zwingt dich der Film, deinem eigenen Verständnis zu misstrauen. Beide lassen dich glauben, du würdest aufdecken, was passiert ist – bis du merkst, dass du selbst im Kreis läufst. Doch während Scorsese dich in Emotion erstickt, bleibt Nolan analytisch und präzise. Fans von The Prestige (2006) werden hier die Blaupause seiner späteren Obsessionsmechanik erkennen: Gedächtnis als Illusion, Logik als Falle.

    Psycho (1960)

    Mit Psycho schrieb Alfred Hitchcock das Lehrbuch des filmischen Twist, lange bevor das Wort überhaupt existierte. Was als Fluchtgeschichte einer Diebin beginnt, kippt unvermittelt in eine düstere Studie über Identität, Schuld und Wahnsinn. Der Twist ist legendär, aber kein bloßer Trick – er dient als seelischer Schock, nicht als Gag. Verglichen mit Gone Girl (2014) zeigen sich Parallelen: Beide Filme täuschen mit vertrauten Mustern – Mord, Sexualität, Opferrolle – und entlarven die Unzuverlässigkeit der Wahrnehmung. Doch während Fincher das Spiel der Medien seziert, dringt Hitchcock in die menschliche Psyche selbst vor. In der Rückschau gilt Psycho als Blaupause für die psychologischen Täuschungsspiele, die Shutter Island (2010) und Fight Club (1999) später perfektionierten.

    Gone Girl (2014)

    David Finchers modernes Meisterstück über Manipulation spielt mit denselben Mitteln wie Psycho (1960), nur unter dem grellen Licht der Öffentlichkeit. Die Enthüllung, dass Amy ihre eigene Entführung inszeniert, verwandelt den Film von einem Krimi in eine Gesellschaftssatire. Wie The Game (1997) seziert er Kontrolle und Selbstbild – doch wo Michael Douglas am Ende Erlösung findet, bleibt hier nur Leere. Gone Girl bildet das elegante Gegenstück zu Fight Club (1999): Zwei Filme über den Moment, in dem das eigene Narrativ die Realität verdrängt. Wer Fincher der Redundanz verdächtigt, unterschätzt ihn: Erst im Doppel zeigen Fight Club und Gone Girl, wie subtil er die Manipulation des Publikums variiert.

    Shutter Island (2010)

    Martin Scorsese kleidet seine Tragödie über Schuld in den Mantel eines Thrillers – und führt dich so tief in den Wahnsinn, dass du erst am Ende erkennst, wo du wirklich stehst. Shutter Island ist die ruppige Schwester von The Sixth Sense (1999): Beide handeln vom Verlust, beide erschüttern durch Erkenntnis. Doch während Shyamalan sanft täuscht, zwingt Scorsese dich, Komplize zu werden. Die Atmosphäre erinnert an Memento (2000), doch hier liegt der Fokus weniger auf Struktur als auf Gefühl. Wer das Kino liebt, weil es Täuschung ist, findet hier den schönsten Beweis dafür, dass Selbstbetrug manchmal die einzige Form von Trost bleibt.

    The Game (1997)

    David Finchers oft unterschätzter The Game verknüpft die Themen von Oldboy (2003) und Gone Girl (2014): Kontrollverlust, Täuschung, Identität. Ein wohlhabender Mann (Michael Douglas) wird durch ein mysteriöses „Spiel“ aus seiner geordneten Welt gerissen – nur um am Ende zu begreifen, dass das vermeintliche Desaster eine Inszenierung war, die ihn retten soll. Der Twist wirkt hier nicht zerstörerisch, sondern erlösend – das Gegenstück zu Oldboy. Beide Filme enden mit Erkenntnis, doch während der eine vergibt, richtet der andere. The Game verzichtet auf Gewalt, aber nicht auf Tiefe. Wer ein Finale sucht, das überrascht und zugleich tröstet, findet hier die vielleicht menschlichste Täuschung dieser Liste – und Finchers vielleicht schönstes Finale.

  • „The Boys“: So schaust du die Superhelden-Satire in der richtigen Reihenfolge

    „The Boys“: So schaust du die Superhelden-Satire in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Was Invincible für die Animationswelt war, ist The Boys für das Superheldengenre in Live-Action: ein kompromissloser, brutaler Blick hinter die Maske. Während das MCU auf polierte Helden und große Schlachten setzt, erzählt dieses Amazon-Franchise von Machtmissbrauch, Narzissmus und perfidem Marketing. 

    Statt Hoffnung gibt es Korruption, statt Vorbilder Antihelden. Doch wer glaubt, The Boys sei nur Provokation, unterschätzt die erzählerische Tiefe - besonders dann, wenn Spin-offs und Animationsableger klug in die Chronologie eingebettet sind. Anders als bei Marvel oder Star Wars ist die Reihenfolge hier überschaubar, aber umso wichtiger: Denn wer etwa Generation V zu früh schaut, versteht zentrale Twists der Hauptserie nicht. Damit alles sitzt, kommt hier die empfohlene Reihenfolge, die zeigt, wie sich das Universum von Staffel zu Staffel weiter zuspitzt.

    1. The Boys: Diabolical (2022)

    Die animierte Serie ist auf den ersten Blick eine schräge Entscheidung, aber The Boys: Diabolical funktioniert hervorragend als Einstieg in diese verdrehte Welt. Die Anthologie-Serie wechselt zwischen Albernheit, Brutalität und überraschender Melancholie und spiegelt damit viele Facetten des Universums, ohne eine durchgehende Handlung zu erzählen. Nur Episode 8 („One Plus One Equals Two“) ist wirklich kanonisch und beleuchtet Homelander vor den Ereignissen der Hauptserie - ein spannender Einblick, der für Kenner von The Boys ein Zusatz und für Neueinsteiger ein Vorgeschmack ist. Was hier besonders auffällt: Der Mut zur stilistischen Freiheit. Ob Cartoonlook, Anime-Stil oder klassische TV-Optik -  jede Episode lebt in ihrem eigenen Rhythmus. Im Vergleich zur Hauptserie wirkt Diabolical spielerischer, aber nicht weniger bitter. Gerade wenn du noch keine Folge von The Boys gesehen hast, bekommst du hier ein Gefühl für Ton, Moral und Fallhöhe dieser Welt. 

    2. The Boys – Staffel 1 (2019)

    Der Auftakt von The Boys ist ein wütender Schlag in die Magengrube des Superhelden-Genres. Während Marvel und DC ihre Helden als moralische Ikonen inszenieren, reißt diese Serie die glänzende Fassade brutal ein. Statt edler Retter bekommst du hier korrupte Machtmenschen mit PR-Teams, Drogenproblemen und mörderischen Geheimnissen. Gerade deshalb trifft Staffel 1 einen Nerv: Sie fühlt sich an wie eine bitterböse Antwort auf das allzu saubere Heldentum, das über Jahre dominiert hat. Die Welt von The Boys ist zynisch, dreckig und überraschend aktuell: eine gnadenlose Abrechnung mit Medien, Kapitalismus und Celebrity-Kultur. Im Vergleich zu späteren Staffeln wirkt die erste Staffel fast kompakt, aber gerade das macht ihren Reiz aus. Sie setzt klare Akzente, lässt keine Figur aus dem Blick und schafft es, trotz aller Härte echtes Mitgefühl zu erzeugen. 

    3. The Boys – Staffel 2 (2020)

    Mit Staffel 2 schraubt The Boys die Eskalation deutlich nach oben, sowohl inhaltlich als auch visuell. Die gesellschaftlichen Bezüge werden schärfer, der Ton düsterer und die Gewalt expliziter. Besonders mit der Figur Stormfront trifft die Serie einen neuen Nerv. Hier verschwimmt endgültig die Grenze zwischen Unterhaltung und Zeitdiagnose: The Boys wird politischer, ohne belehrend zu sein. Wo Staffel 1 noch aufrüttelte, will Staffel 2 entlarven, und tut das mit bitterem Sarkasmus. Jetzt kämpft Hughie nicht mehr nur gegen das System, sondern auch mit sich selbst, und Butcher verliert zunehmend die Kontrolle über seinen Rachefeldzug. Manche Figuren wie Queen Maeve oder A-Train gewinnen an Nuancen, andere verlieren sich im Chaos, doch genau darin liegt die Stärke der Staffel: Sie zeigt, wie Instabilität auch die Moral erodiert. Staffel 2 ist damit keine bloße Fortsetzung, sondern ein mutiger Schritt Richtung Abgrund: brillant, unbequem und verdammt unterhaltsam.

    4. The Boys – Staffel 3 (2022)

    Wenn Staffel 2 das Chaos entfesselt hat, dann tanzt Staffel 3 förmlich auf dessen Trümmern. The Boys steigert sich in der dritten Runde zu einem fiebrigen Albtraum aus politischer Satire, persönlichen Abgründen und entfesselter Gewalt. Besonders mit der Einführung von Soldier Boy, einer Art toxischem Urvater aller Superhelden, verschiebt sich der Fokus: Vergangenheit und Gegenwart kollidieren brutal, alte Traumata brechen auf. Diese Staffel geht nicht nur tiefer in die Figuren, sondern entlarvt ihre innersten Schwächen. Hughie trifft Entscheidungen, die man ihm vorher nie zugetraut hätte, und Butcher überschreitet endgültig die Grenzen dessen, was Heldentum bedeuten könnte. Parallel verlieren auch die “Seven” zunehmend ihre Kontrolle: Homelander wird unberechenbarer, die Machtverhältnisse verschieben sich gefährlich. Besonders eindrucksvoll ist die visuelle Wucht der Staffel: Man spürt, dass hier nicht mehr nur provoziert wird, sondern ein Endspiel vorbereitet wird. Staffel 3 ist radikaler als Staffel 2, schonungslos und vielleicht die konsequenteste Staffel des gesamten Universums.

    5. Gen V (2023)

    Mit Generation V geht es an die Uni, aber das bedeutet nicht weniger Wahnsinn. Die Serie spielt direkt nach der dritten Staffel von The Boys und fühlt sich an wie ein Bekenntnis zur nächsten Generation. Die Godolkin University ist Schauplatz für eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich zwischen Party, Trauma, Blut und Leistungsdruck abspielt. Marie Moreau und ihre Kommilitonen sind zwar jünger, aber nicht minder gefährlich. Interessant wird Gen V vor allem durch die Verbindungen zur Hauptserie: Figuren wie Victoria Neuman oder Vought tauchen regelmäßig auf, manche Entwicklungen wirken wie Vorboten für The Boys Staffel 4. Während The Boys sich oft an der Oberfläche der Medienwelt abarbeitet, geht Gen V tiefer in die Psyche: der Horror ist persönlicher und intimer. Die Serie ist weniger eine Abspaltung als eine konsequente Erweiterung. Wenn du nach den ersten drei Staffeln das Gefühl hattest, schon alles gesehen zu haben, belehrt Gen V dich eines Besseren.

    6. The Boys - Staffel 4 (2024)

    Mit der vierten Staffel kehrt The Boys zurück, aber verändert. Der Kontext von Gen V wirkt deutlich nach, einzelne Storylines setzen direkt dort an. Figuren wie Neuman, Homelander und Butcher bewegen sich in einem Umfeld, das noch paranoider, gewaltbereiter und kaputter erscheint als zuvor. Gleichzeitig nimmt die Serie sich Zeit für neue Dynamiken: Beziehungen verschieben sich, Loyalitäten brechen, die Welt scheint endgültig dem Untergang geweiht. Besonders spannend ist, wie sich die Machtverhältnisse aus Gen V auf die Hauptserie übertragen. Während Staffel 3 noch eine Art Hochphase der Superhelden-Industrie zeigte, ist Staffel 4 ein kalter Blick auf die Trümmer dahinter. Es ist das düsterste Kapitel bislang, und damit vielleicht das ehrlichste. Wenn du bis hierhin durchgehalten hast, wirst du merken, wie stark die Serie im Gesamtbild geworden ist.

    7. The Boys - Staffel 5 (geplant)

    Auch wenn bislang nur der Episodentitel „Fifteen Inches of Sheer Dynamite“ offiziell bekannt ist, lässt sich die Bedeutung von Staffel 5 jetzt schon einordnen: Sie wird das Finale der Hauptserie The Boys bilden und soll die offenen Handlungsstränge aus Staffel 4 zu einem Abschluss bringen. Damit markiert sie auch den chronologischen Endpunkt des bisherigen Universums - zumindest, solange kein weiterer Spin-off angekündigt wird. Während Gen V und Diabolisch eigene Blickwinkel auf das Franchise werfen, kehrt Staffel 5 voraussichtlich wieder zur Kernhandlung um Butcher, Homelander und Hughie zurück. Gerade nach den Entwicklungen der vierten Staffel steht einiges auf dem Spiel, und die große Frage bleibt, wie radikal oder ironisch das Ende inszeniert wird. Wer The Boys als durchgehende Geschichte sehen möchte, braucht diesen Schlusspunkt, auch wenn er aktuell noch aussteht. 

    8. The Boys: Mexico (geplant)

    Noch liegt wenig Konkretes vor, aber The Boys: Mexico ist als nächstes Spin-off bereits bestätigt. Es wird außerhalb der USA spielen, aber im selben Universum. Diese geographische Verschiebung könnte dem Franchise einen frischen Blickwinkel geben, ähnlich wie es Gen V durch das Unimilieu gelungen ist. Wenn du nach Staffel 4 das Gefühl hast, du brauchst eine neue Perspektive auf diesen Wahnsinn, dann könnte The Boys: Mexico genau das liefern. Schon jetzt ist klar: Die Serie wird stark mit den bestehenden Ereignissen verwoben sein. Du solltest also auf keinen Fall direkt mit ihr einsteigen. Erst Diabolical, dann The Boys, dann Gen V und Staffel 4 - und erst danach ist Mexico dran. Wenn die Serie hält, was sie verspricht, bekommst du hier nicht nur neue Supes, sondern auch neue Fragen: Was passiert, wenn das System von Vought global wird? Und was, wenn niemand mehr zuschaut?

  • Nach „The Woman in Cabin 10“: Zehn Psychothriller aus weiblicher Perspektive

    Nach „The Woman in Cabin 10“: Zehn Psychothriller aus weiblicher Perspektive

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Mit der Romanverfilmung The Woman in Cabin 10 landet Netflix zwar einen Chart-Erfolg, aber keinen Kritikerliebling. Der Psychothriller von Simon Stone (Die Ausgrabung), basierend auf Ruth Wares Bestseller, folgt der Journalistin Lo Blacklock (Keira Knightley) auf eine luxuriöse Kreuzfahrt durch Nordeuropa – und in einen Albtraum zwischen Wahn und Wirklichkeit.

    Als sie Zeugin eines vermeintlichen Mordes wird, glaubt ihr niemand. Was als eleganter Whodunit beginnt, entwickelt sich zum klaustrophobischen Psychospiel über Isolation, Angst und Selbstzweifel.  Wer nach ähnlichen Psychothrillern mit starken, vielschichtigen Frauenfiguren sucht, findet in dieser Liste zehn lohnende (und bessere) Alternativen.

    Eileen (2023)

    In Eileen entfaltet William Oldroyd nach Ottessa Moshfeghs Roman ein kühles, verstörend intimes Psychogramm zweier Frauen. Thomasin McKenzie spielt Eileen, eine unscheinbare Angestellte in einem Jugendgefängnis, deren Leben durch die charismatische Psychologin Rebecca (Anne Hathaway) aus dem Gleichgewicht gerät. Zwischen Faszination und Manipulation entwickelt sich eine verhängnissvolle Dynamik um Begehren und Macht. Oldroyd inszeniert das mit präziser Langsamkeit: Blicke und Gesten werden zum Rätsel. Hathaway fasziniert als verführerische Rächerin, McKenzie als verletzliche Suchende. Eileen ist ein unaufdringlich radikaler Film über weibliche Sehnsucht – und ihr zerstörerisches Potenzial.

    10 Cloverfield Lane (2016)

    Michelle (Mary Elizabeth Winstead) erwacht nach einem Unfall in einem unterirdischen Bunker – mit einem Mann, der behauptet, die Welt draußen sei nach einem Nuklearangriff nicht mehr dieselbe und unbewohnbar. 10 Cloverfield Lane entfaltet sich als Psychothriller im Miniaturformat: drei Figuren, ein Raum, keine Gewissheit. Michelle entwickelt sich dabei vom eingeschüchterten Opfer zur überlegten Taktikerin, die jede Situation analysiert. Hier erzeugen Überlebensinstinkte und Intelligenz die Suspense - ein Psychothriller, der ohne Blut und Pathos auskommt und dafür ganz auf psychologische Präzision setzt.

    The Girl on the Train (2016)

    Rachel Watson (Emily Blunt) fährt jeden Tag mit dem Zug an einem idyllischen Haus vorbei, in dem scheinbar ein perfektes Paar lebt – ein Symbol für das Leben, das sie selbst verloren hat. Doch als die Frau plötzlich verschwindet, wird Rachel in ein Netz aus Lügen, Gewalt und Selbstzweifeln gezogen. Getrieben von Schuld und Alkoholsucht versucht sie zu rekonstruieren, was in jener Nacht geschah – und was sie wirklich gesehen hat. The Girl on the Train erzählt eindringlich von Erinnerungslücken, Selbsttäuschung und weiblicher Ohnmacht – bis Rachel erkennt, dass ihre Schwäche zugleich ihre größte Stärke ist.

    Elle (2016)

    In Elle liefert Isabelle Huppert eine ihrer radikalsten Leistungen: als Michèle, die nach einem Übergriff nicht zum Opfer wird, sondern die Kontrolle übernimmt – über Täter, Umfeld und die eigene Geschichte. Paul Verhoeven inszeniert das als provokante Gratwanderung zwischen Gewalt, Begehren und Macht, die moralische Gewissheiten in Frage stellt. Huppert spielt mit faszinierender Kühle und subtilem Sarkasmus, macht lässt Regungen doppeldeutig und Gesten zur Herausforderung an das Publikum werden. Elle ist kein Film über Befreiung, sondern über Autonomie – schmerzhaft, brillant und intellektuell verstörend. 

    Der Unsichtbare (2020)

    Elisabeth Moss brilliert als Cecilia, die glaubt, ihrem gewalttätigen Ex entkommen zu sein – bis seltsame Ereignisse sie an ihrem Verstand zweifeln lassen. Der Unsichtbare verwandelt ein klassisches Monster-Motiv in eine Parabel über häusliche Gewalt und verwandelt Unsichtbarkeit in ein Sinnbild für Gaslighting und Machtmissbrauch. Cecelia wird zum Symbol des Überlebens in einem System, das Frauen nicht glaubt, bis sie selbst verschwinden. Der Film ist unaufdringlich politisch, erschütternd klug und entfaltet mit minimalistischem Setting eine fast unerträgliche Spannung. Ein moderner Klassiker weiblicher Selbstbehauptung.

    Don’t Worry Darling (2022)

    Don’t Worry Darling ist Olivia Wildes durchinszenierte Vision einer perfekten 1950er-Jahre-Idylle – und ihrer gnadenlosen Zersetzung. Was wie ein stilisierter Traum wirkt, wird bald zum Albtraum über Kontrolle, Geschlechterrollen und Unterdrückung. Florence Pugh trägt den Film mit einer Wucht, die selbst dann überzeugt, wenn die Handlung ins Symbolische kippt. Der Film funktioniert als visuell überbordende Parabel auf das Gaslighting einer ganzen Generation: Schönheit als Falle, Ordnung als Lüge – und lässt die nicht außen vor, die sich diese Zeit am liebsten zurückwünschen.

    Promising Young Woman (2020)

    Cassie (Carey Mulligan) führt ein Doppelleben: Tagsüber freundliche Barista, nachts kalter Racheengel. Sie täuscht sie Betrunkenheit vor, um Männer mit ihren eigenen Übergriffen zu konfrontieren. Emerald Fennell inszeniert diesen schillernd-bunten Psychothriller mit kühler Präzision. Mulligan spielt Cassie mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und kontrollierter Härte, ihre Rache wird zur verzweifelten Suche nach Gerechtigkeit in einem System, in dem Gewalt gegen Frauen oft ohne Konsequenzen bleibt. Promising Young Woman ist ein klar komponiertes, sarkastisches und erschütternd gegenwärtiges Werk über Schuld, Scham und (männliche) Macht.

    Rebecca (1940)

    Alfred Hitchcocks Rebecca bleibt das Urbild des Psychothrillers mit weiblicher Hauptfigur: Eine junge Frau (Joan Fontaine) heiratet den geheimnisvollen Maxim de Winter – nur um festzustellen, dass das Anwesen Manderley noch immer im Bann seiner verstorbenen Frau Rebecca steht. Rebecca ist dabei allerdings kein Geisterfilm, sondern ein meisterhaftes Psychogramm über Eifersucht, Kontrolle und weibliche Unsicherheit. Die namenlose Heldin verwandelt sich von naivem Mädchen zur Frau, die das Unaussprechliche erkennt.Elegant, unheimlich, zeitlos.

    Mother! (2017)

    Darren Aronofskys Mother! ist weniger Thriller als eine apokalyptische Versuchsanordnung über weibliche Schöpfungskraft und männliche Vereinnahmung. Jennifer Lawrence verkörpert eine namenlose Frau, deren Haus – Sinnbild ihres Körpers und Bewusstseins – von Fremden heimgesucht wird, während ihr narzisstischer Mann schöpferischen Größenwahn mit beinah göttlicher Macht verwechselt. Dabei treibt Aronofsky seine gewaltvolle Allegorie an die Grenze des Erträglichen: Ein Film als Fiebertraum, wuchtig und erschöpfend zugleich. Mother! ist ein beißender Kommentar – und ein Film, der Vieles zugleich will, aber gerade im Chaos seine Wahrheit findet.

    Das Schweigen der Lämmer (1991)

    In Das Schweigen der Lämmer begegnet die FBI-Anwärterin Clarice Starling (Jodie Foster) dem inhaftierten Kannibalen Hannibal Lecter, um einen Serienmörder zu fassen – und gerät dabei in ein psychologisches Duell, das weit über den Fall hinausgeht. Jonathan Demmes Film ist nicht nur ein Thriller-Meilenstein, sondern auch ein Porträt weiblicher Selbstbehauptung in einer Männerwelt. Jodie Fosters Clarice ist klug, sensibel, unbeirrbar – eine Figur, die Stärke nicht durch Dominanz, sondern durch Empathie zeigt. Das Schweigen der Lämmer ist ein Film, der den Horror nicht im Monströsen, sondern im menschlichen Blick sichtbar macht.

  • Große Fortsetzungen, ambitionierte Neustarts: Die meist erwarteten Serien 2026

    Große Fortsetzungen, ambitionierte Neustarts: Die meist erwarteten Serien 2026

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Das Serienjahr 2026 verspricht einen dichten Mix aus großen Fortsetzungen und ambitionierten Neustarts – und viele etablierte Reihen treten in entscheidende Phasen. Wer wissen will, welche Serien 2026 prägen könnten und warum sie das Potenzial haben, Maßstäbe zu setzen, findet hier die wichtigsten Neustarts und Rückkehrer des Jahres.

    The Bear, Staffel 5

    Längst hat sich The Bear vom Geheimtipp zum Dauerbrenner entwickelt. Was einst als nervenaufreibendes Work-Place-Drama begann, entfaltete sich schnell zu einer Erzählung über familiäre Traumata, Trauer und den schmalen Grat zwischen Kreativität und Selbstzerstörung. Doch die fünfte Staffel steht vor der Herausforderung, den immensen Druck zu variieren – neue Konflikte zu schaffen, statt erneut alte Muster zu wiederholen.

    Die Serie bleibt dann am stärksten, wenn sie Stille zulässt – jene entwaffnenden Momente zwischen den Service-Höllenfeuern. Wenn die Figurenentwicklung wieder Priorität erhält, könnte The Bear erneut zu einer präzisen Gegenwartsserie über Arbeit, Würde und die Kosten von Perfektionismus werden. Andernfalls droht sie, sich endgültig selbst überlebt zu haben.

    The Witcher, Staffel 5

    Nach turbulenten Personalwechseln und gemischten Kritiken steht The Witcher an einem entscheidenden Punkt. Die fünfte Staffel soll die bisherige Saga abschließen – mit Ciri als emotionalem Zentrum und einer erzählerisch dichteren Struktur. Einst als europäische Antwort auf Game of Thrones gefeiert, überzeugte die Serie in ihren besten Momenten mit slawischer Märchendüsternis, politischen Intrigen und Monstern, die menschliche Abgründe spiegeln.Wenn die neue Staffel den Fokus wieder auf den emotionalen Kern zwischen Geralt, Ciri und Yennefer legt und sich auf moralische Grautöne und tragische Romantik besinnt, könnte The Witcher mit einem würdigen, melancholischen Finale seine alte Größe zurückgewinnen.

    One Piece, Staffel 2

    Die Live-Action-Adaption von Eiichirō Odas Kultmanga hat mit der ersten Staffel wohl eine der misstrauischsten Fangemeinden überhaupt überzeugt – dank einer spürbaren Liebe zur Vorlage, glaubwürdiger Crew-Chemie und einem klugen Sinn für Reduktion. One Piece besticht durch seine Aufrichtigkeit: Freundschaft, Mut und Freiheit werden hier ohne Ironie erzählt, getragen von charismatischen Figuren und einer farbenprächtigen Ästhetik. 

    Wenn es der Serie gelingt, diesen Charme und ihre visuelle Verspieltheit beizubehalten, während sie neue Abenteuer in größerem Maßstab ohne CGI-Gewitter wagt, bleibt sie das seltene Beispiel einer gelungenen Übersetzung zwischen Manga-Weite und Live-Action-Wärme.

    Star Trek: Starfleet Academy, Serienstart

    Mit Starfleet Academy verspricht das traditionsreiche Franchise, zu seinen humanistischen Wurzeln zurückzukehren – und eröffnet zugleich ein neues Kapitel. Statt intergalaktischer Kriege stehen Ausbildung, Ethik und Teamgeist im Mittelpunkt. Die Serie begleitet junge Kadetten, die auf ihren ersten Missionen lernen, Verantwortung zu übernehmen – im Schatten der großen Ideale der Sternenflotte.

    In ihrer Konzeption erinnert die Serie an den optimistischen Geist der 1990er Jahre, den zuletzt Strange New Worlds wiederbelebte. Wenn Starfleet Academy Vielfalt als erzählerisches Prinzip und nicht als Pflichtübung versteht, könnte sie die Balance zwischen Zukunftsvision und Charakterdrama finden, die Star Trek einst groß machte.

    The Boys, Staffel 5

    Nach der gnadenlos satirischen Eskalation der vierten Staffel und mehreren Spin-offs steht The Boys nun vor seiner schwierigsten Aufgabe: dem Zynismus neue Schärfe zu verleihen. Die Serie bleibt relevant, wenn sie das Superhelden-Genre nicht nur demontiert, sondern die Ambivalenz zwischen grellem Splatterwitz und bitterem Kommentar über Macht, Männlichkeit und Medien erhält.

    Statt „größer, härter, lauter“ sollten die neuen Folgen also auf Präzision setzen – auf Charakterbögen, die echte Konsequenzen haben. Wenn es gelingt, die groteske Überzeichnung mit echter Tragweite zu verbinden, bleibt The Boys die unangefochtene Referenz für die Dekonstruktion des Superhelden-Mythos.

    Euphoria, Staffel 3

    Kaum eine Serie hat die Ästhetik des modernen Fernsehens so nachhaltig geprägt wie Sam Levinsons Euphoria. Zwischen hypnotischer Bildsprache, treibendem Sound-Design und wunderschönen Montagen wurde sie zum TV-Phänomen. Nach einer polarisierenden zweiten Staffel – groß in Momenten, aber strukturell unruhig – steht die Serie nun vor der Reifungsprobe.Die neuen Folgen müssen mehr sein als Eskalation: weniger Skandal, mehr Substanz. Wenn Euphoria nach seinem visuellen Rausch auch erzählerisch erwachsen wird, könnte die dritte Staffel ein Abschluss voller Schmerz und Klarheit werden.

    Dexter: Wiedererwachen, Staffel 2

    Mit Dexter: Wiedererwachen kehrte die Saga um den wohl beliebtesten Serienkiller der TV-Geschichte mit überraschender Konsequenz zu ihren Wurzeln. Die erste Staffel zeigte, wie Dexter Morgan (Michael C. Hall) nun in New York versucht, Normalität zu leben und für seinen Sohn ein guter Vater zu sein – und dabei doch in alte Muster verfällt. Im Finale entkommt er den Fängen des Mäzen mit Mordbegeisterung (Peter Dinklage), doch die Detectives Wallace und Olivia sind ihm weiter auf den Fersen.

    Nach dem desaströsen Finale der Originalserie und dem missglückten ersten Spin-Off Dexter: New Blood bleibt zu hoffen, dass das mittlerweile dritte Spin-Off diese neue gelungene Mischung aus Nostalgie, neuem Schauplatz und spannenden Kontrahenten weiter zu nutzen weiß.  

    Beef, Staffel 2

    Die erste Staffel von Beef war eine Sensation – eine bittere, zugleich tief komische Studie über Wut, Klassenunterschiede und das fragile Ego moderner Existenzen. Die zweite Staffel erzählt eine neue Geschichte, bleibt aber thematisch verwandt: Ein junges Paar wird Zeuge eines häuslichen Streits zwischen seinem Chef und dessen Frau – ein Ereignis, das eine perfide Kettenreaktion aus Machtspielen und Erpressung in der abgeschotteten Welt eines Country-Clubs auslöst.

    Mit einem hochkarätigen Cast um Oscar Isaac, Carey Mulligan und Yuh-Jung Youn sowie Lee Sung Jin erneut als Showrunner verspricht Beef eine neue Variante kontrollierter Eskalation – gesellschaftsscharf, düster komisch und emotional entwaffnend.

    House of the Dragon, Staffel 3

    Das Game of Thrones-Prequel steuert auf seinen Höhepunkt zu: Der Drachentanz, der bereits in Staffel 2 entbrannt ist, erreicht nun den Punkt, an dem politische Intrige und persönlicher Verrat untrennbar werden. House of the Dragon bleibt herausragend, wenn es nicht dem Spektakel, sondern der Ambivalenz seiner Figuren vertraut.

    Im Zentrum steht die fragile Beziehung zwischen Rhaenyra Targaryen und Alicent Hightower – zwei Frauen, deren Machtkampf ebenso emotional wie ideologisch geführt wird. Wenn die Serie die Zerrissenheit ihrer Welt spürbar hält, bleibt sie das komplexeste, weil menschlichste Fantasy-Drama der Gegenwart.

    A Knight of the Seven Kingdoms, Serienneustart

    Das neue Game of Thrones-Prequel führt Westeros in eine ruhigere, menschlichere Ära. Jahrzehnte vor den Ereignissen der Hauptserie folgt die Handlung von A Knight of the Seven Kingdoms dem jungen Ritter Ser Duncan und seinem Knappen Egg, dem späteren König Aegon V. Targaryen. Statt höfischer Intrigen und Massenschlachten stehen Abenteuer, Freundschaft und moralische Entscheidungen im Vordergrund.

    Wenn die Serie die Wärme und Bodenständigkeit der zugrunde liegenden Novellen einfängt, ohne den scharfen Unterton von Westeros zu verlieren, könnte sie zum wohltuend anderen Kapitel im GoT-Kosmos werden – weniger Drachenpolitik, mehr Wärme.

  • Der Guide zu „Doraemon“: Alle Anime-Serien, Filme und Shorts in richtiger Reihenfolge

    Der Guide zu „Doraemon“: Alle Anime-Serien, Filme und Shorts in richtiger Reihenfolge

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Kaum ein Anime-Franchise ist über Jahrzehnte so beständig geblieben wie Doraemon. Der blaue Roboter-Kater, der aus der Zukunft kommt, um dem faulen, aber gutherzigen Nobita mit kuriosen Gadgets beizustehen, ist in Asien längst eine Kultfigur – und auch international Symbolfigur für ein Subgenre zwischen Slapstick, Science-Fiction und kindgerechtem Eskapismus. 

    Seit den 1970er Jahren ist um die Figur ein riesiges Medienimperium gewachsen: Anime-Serien, Kinofilme, CGI-Specials und Kurzfilme. Im Folgenden stellen wir die 5 zentralen Produktionen vor, die Doraemon geprägt haben. Ganz am Ende des Artikels findet ihr eine vollständige Liste aller Serien, Filme und Kurzfilme in der richtigen Reihenfolge.

    Doraemon (1979–2005, Serie)

    Die langlebigste und prägendste Serie des Franchise ist ohne Zweifel die im Jahr 1979 gestartete Adaption. Über mehr als 25 Jahre hinweg und in insgesamt 1.787 Episoden (!) wurde die Manga-Vorlage fast vollständig umgesetzt. Viele der Erzählungen, die Fans heute mit Doraemon verbinden – vom Dinosaurier-Abenteuer bis zu Zeitreise-Gags – stammen direkt aus dieser Version. 

    Für ganze Generationen japanischer Kinder war diese Serie täglicher Begleiter im Fernsehen. Die Animation mag nach heutigen Maßstäben schlicht wirken, dennoch ist die lange Laufzeit ein zentraler wert: Wer Doraemon kennenlernen will, kommt an dieser Serie nicht vorbei. Sie ist Herzstück und Fundament des gesamten Franchise.

    Doraemon: Nobita’s Dinosaur (1980, Kinofilm)

    Der allererste Doraemon-Kinofilm ist bis heute einer der beliebtesten. Nobita’s Dinosaur erzählt die Geschichte eines kleinen Dinosauriers, den Nobitaausbrütet und großzieht – nur um festzustellen, dass er in der modernen Welt nicht überleben kann. Der Film schlägt einen Ton zwischen Abenteuer, Tragik und kindgerechtem Pathos an, der zum Standard für alle späteren Kinoabenteuer wurde. 

    Und: Immer wieder kehrte das Franchise zu dieser Geschichte zurück, etwa im Remake Nobita’s Dinosaur 2006 oder Nobita’s New Dinosaur. Wer sehen will, wie Doraemon seine Langfilm-Form fand und warum die Reihe so langlebig ist, sollte hier beginnen.

    Doraemon (2005–heute, Serie)

    Nach dem Ende der 1979er-Version wagte das Studio ein Reboot, das bis heute läuft und inzwischen mehr als 800 Episoden umfasst. Mit modernisiertem Animationsstil, neuer Sprecherbesetzung und frischem Humor richtet sich diese Auflage stärker an ein zeitgenössisches Publikum, ohne die Grundidee darüber aufzugeben.

     Nobita bleibt derselbe ungeschickte Junge, Doraemon derselbe Kater aus der Zukunft – doch die Erzählweise ist straffer, die Gagdichte höher und die Technik auf Höhe der Zeit. Damit ist die 2005er-Version der perfekte Einstieg für heutige Zuschauer, die Doraemon nicht nur als nostalgisches Phänomen, sondern als immer noch lebendiges, populäres Franchise erleben wollen.

    Stand by Me Doraemon (2014, CGI-Film)

    Mit Stand by Me Doraemon wagte Doraemon erstmals den Sprung in eine komplett neue Ästhetik: 3D-Animation im CGI-Stil, verbunden mit einer nostalgisch gefärbten Rückschau auf zentrale Kapitel des Manga. Der Film zeigt, wie Doraemon in Nobitas Leben tritt, ihre Freundschaft wächst – und was geschieht, als Doraemon eines Tages verschwindet. 

    Damit richtet er sich explizit an ältere Fans, die mit der Serie aufgewachsen sind, und bietet gleichzeitig Neulingen einen kompakten Einstieg. Stand by Me Doraemon überzeugt durch emotionale Tiefe, ein modernes Look-and-Feel und eine berührende Coming-of-Age-Erzählung. Für viele ist der Film bis heute die „ultimative“ Doraemon-Erfahrung im Kino.

    Stand by Me Doraemon 2 (2020, CGI-Film)

    Sechs Jahre später erschien eine lose Fortsetzung, die noch stärker auf Nostalgie setzt. Diesmal geht es um Nobitas Angst vor seiner eigenen Hochzeit und seine Reise in Vergangenheit und Zukunft. Besonders emotional ist die Begegnung mit seiner verstorbenen Großmutter – eine Szene zu den bewegendsten Momenten des gesamten Franchise zählt. 

    Der Film beweist, dass Doraemon mehr sein kann als nur futuristischer Slapstick: eine feinfühlige Geschichte über das Erwachsenwerden etwa, über Verantwortung und die Angst vor dem Leben selbst. Trotz mancher Wiederholung bietet Stand by Me 2 gerade für Fans, die mit Nobita groß geworden sind, eine sehr sehenswerte Ergänzung.

  • 10 TV-Titelmelodien, die Kult wurden – und warum sie unsterblich sind

    10 TV-Titelmelodien, die Kult wurden – und warum sie unsterblich sind

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Früher signalisierten TV-Intros nur, dass die eigentliche Show gleich beginnt. Dabei sind sie selbst Teil der Geschichte – klingende Identität, komprimierte Emotion. Manche landeten in den Charts, andere wurden zu Samples, Memes oder nostalgischen Soundtracks ganzer Generationen. 

    Ob orchestrale Wucht, 80er-Synths oder schlichte Gitarrenriffs: Die besten Titelmelodien erzählen die Serie, bevor überhaupt ein Wort gesprochen ist. Von The Simpsons bis Akte X – diese Intros sind mehr als Musik. Sie sind kulturelle Fixpunkte, die uns sofort in eine bestimmte Zeit, ein Gefühl oder einen Fernsehabend zurückversetzen. Und sie zeigen, wie wenige Sekunden Klang für immer im Gedächtnis bleiben können.

    Die Simpsons (Danny Elfman, 1989)

    Kaum ein Intro ist ikonischer als das von The Simpsons. Danny Elfmans Komposition ist Cartoon-Kunst auf orchestraler Ebene – verspielt, überdreht, perfekt synchronisiert mit der typischen Familien-Chaoskaskade. Das Stück hat so viel Wiedererkennungswert, dass selbst drei Töne reichen, um Springfield im Kopf aufleuchten zu lassen. Elfman schrieb die Melodie angeblich in nur zwei Tagen, doch ihr Einfluss hält seit Jahrzehnten. Von unzähligen Orchesterversionen bis zu EDM-Remixes – die Titelmelodie ist längst mehr als eine Intro-Musik, sie ist ein Popkultur-Logo. So wie Homers „D’oh!“ das gesprochene Markenzeichen wurde, hallt Elfmans Titelmelodie als musikalisches Echo durch Generationen. Ähnliches lässt sich über unseren nächsten Kandidaten sagen: Ein Colt für alle Fälle – dessen Titelsong kaum gegensätzlicher klingen könnte.

    Ein Colt für alle Fälle (Glen A. Larson, 1981)

    „Well, I’m not the kind to kiss and tell“ – mit dieser Country-Zeile begann ein Stück Fernsehgeschichte. Ein Colt für alle Fälle (Original: The Fall Guy) kombinierte Action, Humor und Stunt-Mythos, doch Lee Majors’ gesungene Titelmelodie machte die Serie unvergesslich. Der Song Unknown Stuntman war gleichzeitig Selbstironie und Imagepflege: ein Held, der nie im Rampenlicht steht. In der ganzen Welt wurde er zur Hymne der 80er-Fernsehnostalgie – ein Sound zwischen Western und Showbiz, den man sofort mitsummen will. Kein orchestraler Pomp, keine Effekthascherei – nur ein lässiger Song über das Showgeschäft, der genauso charmant altert wie Colt Seavers selbst. Kein Wunder also, dass der Track mehrfach gecovert wurde – unter anderem von der deutschen Band The BossHoss.

    Miami Vice (Jan Hammer, 1984)

    Miami Vice war mehr als eine Serie – es war ein Style-Manifest, ein Schaufenster der 80er, in dem Mode, Musik und Moral zu einem popkulturellen Cocktail verschmolzen. Jan Hammers instrumentales Theme war dabei ihr pulsierendes Herz. Der Mix aus Synthwave, Drumcomputern und Gitarrenriffs traf den Nerv der Zeit so präzise, dass der Song als eines der wenigen TV-Themes überhaupt auf Platz 1 der US-Charts landete – ein reines Instrumental! Zweifach mit dem Grammy ausgezeichnet, wurde es zur Klangvorlage unzähliger Cop-Shows. Wer die ersten Sekunden hört, riecht sofort Benzin, Meer und Pastell. Miami Vice klang nach Coolness, bevor das Wort im Mainstream ankam – und Hammers Melodie steht bis heute für die perfekte Symbiose aus Popmusik, Tempo und TV-Ästhetik.

    Doctor Who (Ron Grainer & Delia Derbyshire, 1963)

    Das Doctor Who-Theme war seiner Zeit um Lichtjahre voraus – und gilt für viele als spiritueller Vorläufer der Akte X-Titelmelodie. Komponiert von Ron Grainer, aber technisch realisiert von Delia Derbyshire im BBC Radiophonic Workshop – mit Oszillatoren, Tonband-Loops und Science-Fiction-Spirit. Es war eines der ersten vollständig elektronisch erzeugten Stücke im Fernsehen und klingt bis heute einzigartig. Jede neue Doctor-Ära brachte subtile Variationen, doch das Grundmotiv blieb unangetastet. Der Sound transportiert sofort Abenteuerlust und Zeitreise-Mystik. Es ist Musik, die keine Worte braucht, um Welten zu öffnen. Selbst wer die Serie nie gesehen hat, erkennt dieses sirrende, hypnotische Signal: Ein Klassiker, der durch seine radikale Innovation zum Kult wurde.

    Das Geheimnis von Twin Peaks (Angelo Badalamenti, 1990)

    Kaum ein TV-Theme hat Atmosphäre so perfektioniert wie Angelo Badalamentis Musik zu Twin Peaks. Die melancholische Melodie schwebt zwischen Traum, Romantik und Düsternis – ein Sound, der nach frisch gebrühtem Kaffee, feuchten Wäldern und verborgenen Geheimnissen klingt. Gemeinsam mit David Lynch erschuf Badalamenti eine Klangwelt, die so hypnotisch war, dass sie sogar weltweit  in die Charts kam. Der Song Falling wurde ein internationaler Hit und gewann einen Grammy. Das Stück ist zugleich Liebeserklärung und Warnung, eine Einladung in eine Stadt, in der nichts ist, wie es scheint. Wer die ersten Takte hört, weiß sofort: Willkommen in der schönsten Albtraumidylle der 90er.

    Der Prinz von Bel-Air (Will Smith & DJ Jazzy Jeff, 1990)

    Wenn es um Wiedererkennbarkeit geht, ist Der Prinz von Bel-Air ungeschlagen. Will Smith rappte das komplette Intro selbst – eine humorvolle Mini-Origin-Story, die wirklich jeder auswendig kennt. Der Beat ist funky, die Reime charmant, und die Energie so ansteckend, dass das Lied längst über die Serie hinausgewachsen ist. Ob Karaoke, Memes oder TikTok-Reenactments – das Theme lebt weiter, Generation für Generation. Es ist das seltene TV-Intro, das nicht nur musikalisch, sondern auch erzählerisch funktioniert. Ein pophistorisches Phänomen, das dazu beitrug, Hip-Hop in den Mainstream zu katapultieren – und bis heute einer der wenigen Titel, den Eltern und ihre Kids gemeinsam rappen können.

    Cheers (Gary Portnoy, 1982)

    „Where Everybody Knows Your Name“ – eine Zeile, die das Gefühl von Geborgenheit vertont. Das Cheers-Theme ist so schlicht wie brillant: ein melancholisches Bar-Piano, das Freundschaft und Gastlichkeit in Musik verwandelt. Gary Portnoys Stimme klingt ehrlich, fast unspektakulär, und genau das macht sie unvergesslich. Für einen Emmy nominiert, von Fans als bester TV-Theme-Song aller Zeiten gefeiert und in zahllosen Serien zitiert – die Melodie ist längst ein Stück Fernsehgeschichte. Mindestens so ikonisch wie The Unknown Stuntman – und dabei ebenso charmant bodenständig. Selbst Jahrzehnte später funktioniert sie als musikalische Umarmung: ein Soundtrack für alle, die irgendwo dazugehören wollen. In einer Fernsehlandschaft voller Pomp war Cheers das leise Herz – und sein Intro die warme Begrüßung, die man nicht vergisst. 

    Kobra, übernehmen Sie (Lalo Schifrin, 1966)

    Nur wenige Noten – und jeder weiß, was kommt. Lalo Schifrins Mission: Impossible-Theme ist das musikalische Sinnbild für Spannung. Der ungewöhnliche 5/4-Takt, kombiniert mit Jazz-Schärfe und Percussion, erzeugt sofort Herzklopfen. So energiegeladen wie das Miami Vice-Theme, aber organischer, klassischer – und vor allem zeitloser. Die Melodie wurde so ikonisch, dass sie zur DNA des gesamten Franchise wurde – von der 60er-Serie bis zu den Blockbuster-Filmen mit Tom Cruise. Schifrin verband mathematische Präzision mit maximaler Coolness, die Melodie wurde Grammys, Samples und Remixes später unsterblich. Wenn ein TV-Theme als Synonym für „Mission“ gilt, hat es mehr erreicht, als jede Chartplatzierung je messen könnte.

    Akte X (Mark Snow, 1993)

    Das Akte X-Theme ist pures musikalisches Gänsehautdesign. Mark Snow schuf aus Pfeif-Synths und Echo einen Klang, der das Unheimliche ankündigt, noch bevor es erscheint. Kein Beat, kein Gesang – nur Raum, Hall und Mystik. Die Melodie schleicht sich ins Unterbewusstsein, als hätte man sie schon einmal geträumt. In den 90ern wurde sie zur akustischen Signatur des Paranormalen und erlebt bis heute auf Social Media neue Meme-Runs. Kein anderes TV-Stück sagt mit so wenig so viel: Etwas stimmt nicht – und du wirst es nie ganz verstehen. Eine Soundspur für Skeptiker, Träumer und Verschwörungspoeten zugleich. Snow hat es nie bestätigt, doch viele hören darin die DNA des ebenso kultigen Doctor Who-Themes.

    Seinfeld (Jonathan Wolff, 1989)

    Slap-Bass, Mundgeräusche, spontane Rhythmik – Jonathan Wolffs Seinfeld-Theme war so unorthodox, dass es Kult werden musste. Statt Orchester oder Pop-Song setzte er auf funky Basslinien, die er tatsächlich für jede Episode neu einspielte, abgestimmt auf Jerry Seinfelds Stand-up-Intro. Das Ergebnis: ein Sound zwischen Jazzclub und Sitcom-Slapstick. Die Melodie klingt heute wie ein akustisches Meme, das Ironie atmet. Wo das The Office-Theme Büroalltag in Euphorie verwandelt, treibt Seinfeld die Alltagsabsurdität musikalisch auf die Spitze. Kein anderes Intro hätte den trockenen Witz der Serie so präzise einfangen können – unprätentiös, aber stilbildend. Ein Stück Musikgeschichte, welches bewiesen hat, dass Humor auch in einer Bassline wohnen kann.

    The Office (Jay Ferguson, 2005)

    Das The Office-Theme ist kurz, fröhlich und leicht schräg – genau wie die Serie selbst. Jay Fergusons Melodie mischt Klavier, Synths und energische Drums zu einem Sound, der sofort klarstellt, dass die Zuschauer*innen hier kein gewöhnlicher Büroalltag erwartet. Die Musik allein ruft Michael Scott, Jim, Pam und Dwight sofort ins Gedächtnis. In Memes, Reels und Mashups lebt die Musik weiter, weil sie pure Identifikation liefert – jeder kennt dieses Gefühl zwischen Routine und Chaos. Wo Seinfeld den Witz des Alltags mit funky Slap-Bass feiert, übersetzt The Office seinen Humor in charmant garagebandmäßiges Understatement. Wo andere Intros Pathos wollen, dominiert hier die charmante Banalität – und genau darin liegt das Erfolgsgeheimnis.

  • Von „Dune 3“ bis „Toy Story 5“: 10 Blockbuster, auf die 2026 alle warten

    Von „Dune 3“ bis „Toy Story 5“: 10 Blockbuster, auf die 2026 alle warten

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Manchmal reicht der Blick auf ein kommendes Filmjahr, um wieder ans Kino zu glauben. 2026 könnte so eines werden. Nach Jahren der lieblos fortgesetzten Franchises, der Streamingüberdrüssigkeit und des algorithmischen Mittelmaßes scheint plötzlich wieder Bewegung in die Traumfabrik zu kommen. 

    Nolan dreht Homer auf IMAX, Villeneuve wuchtet Dune in den letzten Akt, Disney feuert gleich mehrere Nostalgie-Raketen ab – und sogar Klempner Mario bekommt den Weltraum als Bühne. Zwischen Sand und Sternen, Blockbustern und Autorenfilmern, greift 2026 wieder nach dem, was Kino ausmacht: Größe, Gefühl und Staunen. Hier sind zehn Filme, die hoffen lassen, dass der Kinobesuch 2026 wieder zum Ereignis wird.

    Die Odyssee

    Christopher Nolan bringt Homers Epos als IMAX-Spektakel auf die Leinwand – mit Starpower, Riesenbudget und dem Selbstbewusstsein eines echten Kinoereignisses. Wer Nolans Hang zu Struktur, Bildgewalt und Meta-Ebene schätzt, bekommt hier mythisches Abenteuerkino im Premium-Format. Während Dune – Part Three Science-Fiction und Machtpolitik verknüpft, setzt The Odyssey auf das Schicksal und eine zeitlose Erzählung. Dass Universal schon ein Jahr vor Kinostart IMAX-Tickets angeteasert hat, unterstreicht das Vertrauen in Nolans Vision. Für alle, die Kino nicht konsumieren, sondern erleben wollen – und keine Angst vor einem Stoff haben, der schon viele Leben hatte. Wenn 2026 ein „Must-see“ hat, dann dieses: die Kombination aus Oppenheimer-Präzision und Interstellar-Wucht dürfte zum kulturellen Fixpunkt des Jahres werden.

    Toy Story 5

    Pixar kehrt zu Buzz, Woody & Co. zurück – nicht als bloße Nostalgie-Nummer, sondern mit dem Versprechen „Toy meets Tech“. Das junge Publikum ist gesetzt, doch auch Erwachsene, die mit der Reihe groß geworden sind, finden hier Anschluss: Wir freuen uns auf kluge Gags, echte Emotionen und den smarten Metakommentar auf Kindheit und Vergänglichkeit. Während Illumination mit dem Super Mario Galaxy Movie auf kunterbunte Energie und Spektakel setzt, sucht Pixar – wie schon bei Alles steht Kopf 2 – wieder Herz und Seele. Wer Animationskino als Massenereignis liebt, kommt ohnehin nicht an Toy Story 5 vorbei. Und wer Pixar am liebsten mag, wenn’s menschelt, hat sich den 19. Juni bereits im Kalender markiert. Kurz: sichere Bank, großes Herz, großes Publikum.

    The Mandalorian and Grogu

    Die erste Star Wars-Kinorückkehr seit Jahren setzt auf Figuren, die das Streaming-Publikum längst ins Herz geschlossen hat – und hebt sie nun auf die große Bühne. Erwartbar sind Western-Vibes, viel Pathos und der Versuch, die Intimität der Serie mit der Wucht des Kinos zu vereinen. Der Mai-Termin liegt perfekt im Blockbuster-Fenster: ein Statement, dass Disney auch im Jahr von Supergirl und Dune 3 weiter im Kino dominieren möchte. Wer die Serie liebt, bekommt hier endlich echten Scope, wuchtige Set-Pieces und jenes kollektive Gänsehaut-Feeling, das nur im Kinosaal entsteht. Skeptiker:innen dürfen gespannt sein, ob der Sprung auf die Leinwand dramaturgisch trägt – doch die Strahlkraft von Mando und Grogu reicht weit über den Fernsehschirm  hinaus.

    The Super Mario Galaxy Movie

    Nach dem Milliarden-Erfolg der ersten Illumination-Adaption ist Marios zweites Kino-Level gesetzt – diesmal mit Galaxy und einer Bühne, die größer, bunter und kosmischer kaum sein könnte. Während Toy Story 5 auf Emotionen und leise Zwischentöne setzt, liefert Nintendo-Maskottchen Mario wieder das volle Effektfeuerwerk aus Tempo, Slapstick und Farbenrausch. Der Weltraum-Ansatz greift die Abenteuerlust von Sonic 2 auf, aber mit Nintendo-Anstrich – und eröffnet neue erzählerische Spielräume. Entscheidend wird, ob Humor, Timing und Herz erneut so präzise zusammenfinden wie im ersten Teil – die Marke ist heiß, der April-Termin perfekt. Wer 2026 nur einen Animations-Blockbuster mit Gaming-Bezug mitnimmt, landet wohl hier – zumal das nächste Sonic-Abenteuer erst 2027 ansteht.

    Vaiana (Live-Action)

    Disneys Realverfilmung von Vaiana richtet sich vor allem an alle Fans, die die Songs längst mitsingen können: vertraute Melodien, klare Heldenreise und der Charme des Originals – diesmal mit echten Schauspielern aus Fleisch und Blut. Der Juli-Start fällt mitten in die Ferien, das Publikum ist also da. Während Toy Story 5 die leiseren Töne sucht, setzt Vaiana auf Spektakel und Song-Power – mehr Arielle als Encanto. Ob der Zauber trägt, hängt davon ab, ob Disney die Magie des Originals nicht nur kopiert, sondern wieder spürbar macht. Wer 2026 auf großes Wohlfühl-Kino setzt, wird hier wohl lächelnd das Kino verlassen – mit einer vertrauten Melodie im Ohr.

    Resident Evil

    Das Reboot setzt auf einen moderneren Horror-Ton und ein neu zusammengestelltes Ensemble – mit klarer Bindung an die Survival-Horror-DNA. Sony datiert den US-Start auf September 2026, gedreht wird in Prag – mit echtem Beton, echtem Nebel und hoffentlich mehr Bodenhaftung als in den CGI-Schlachten früherer Teile. Statt Dauerfeuer à la Resident Evil: Apocalypse soll hier Atmosphäre regieren – eher The Last of Us als Underworld. Für Gamer:innen ist es der spannendste Leinwand-Reset seit Jahren, für Horrorfans ein willkommener Gegenpol zum farbenfrohen Familienkino von Vaiana oder Super Mario Galaxy. Die Marke ist global stark, der Termin passt – jetzt muss der Schrecken wieder spürbar werden. Wenn das Skript hält, was es verspricht, könnte dies endlich der Resident Evil-Film sein, auf den alle gewartet haben.

    Masters of the Universe

    He-Man kehrt als Sommer-Blockbuster im Juni 2026 zurück – mit Travis Knight (Bumblebee) am Ruder und einem Start mitten in der Prime-Season. Der Mix aus Sci-Fantasy, Muskel-Mythos und 80er-Ikonografie ist fürs Publikum sofort lesbar; zugleich bietet das Produktionsniveau die Chance, Eternia endlich als echtes Kino-Universum zu etablieren. Während Supergirl Weltraum-Pathos verspricht und Dune 3 in philosophischen Gefilden schwelgt, setzt Masters of the Universe auf greifbare Abenteuerlust – irgendwo zwischen Flash Gordon und Guardians of the Galaxy. Wenn Design, Humor und Ernsthaftigkeit die Balance halten, hat dieser Film das Zeug zum Überraschungshit 2026. Die Marke mag Staub angesetzt haben, aber genau darin steckt die Gelegenheit: das Pathos der Achtziger ins Jetzt zu retten – ohne unfreiwillige Komik, sondern mit Wucht und Liebe zur Vorlage.

    Supergirl: Woman of Tomorrow

    DC setzt 2026 auf eine eigenständige Heldin – und auf einen Ton, der laut James Gunn kosmischer und rauer ausfallen soll als gewohnt. Der Juni-Termin positioniert Supergirl: Woman of Tomorrow als frühsommerlichen Publikumsmagneten; spannend wird, wie viel Eigenständigkeit die Figur gegenüber Superman beweist. Während Marvel sich im Multiversum verliert und The Mandalorian and Grogu auf vertraute Figuren setzt, versucht Supergirl, einer Ikone neues Leben einzuhauchen. Für das breite Publikum ist die Kombination „bekannte Marke + neuer Blickwinkel“ attraktiv, für das DC-Fandom der Lackmustest einer neuen Ära. Wenn Casting, Pathos und Charaktertiefe zusammenfinden, könnte das der Superheldenfilm werden, der DC endlich wieder Rückenwind verleiht.

    Die Tribute von Panem: Sunrise on the Reaping

    Lionsgate kehrt nach Panem zurück – pünktlich zum bewährten November-Slot für große Young-Adult-Events. Sunrise on the Reaping, basierend auf Suzanne Collins’ neuem Roman, rückt die 50. Hungerspiele in den Fokus und verknüpft Bekanntes mit einer neuen Generation. Das Publikum kennt Ton und Mechanik, doch die Verfilmung verspricht neue politische Schärfe – mehr Andor als Twilight. Während Dune 3 auf Monumentalität und Pathos zielt, bleibt Panem näher am Menschen – getrieben von Emotion, Zorn und politischem Feuer. Für junge Erwachsene Pflichtprogramm, für die breite Masse ein interessantes Spektakel – ein Herbstfilm, gemacht fürs große Publikum.

    Dune: Part Three

    Denis Villeneuve bringt seine monumentale Sci-Fi-Saga zu Ende – passenderweise in der Premium-Woche kurz vor Weihnachten. Nach dem weltweiten Erfolg der ersten beiden Teile sind die Erwartungen klar: IMAX-Bilder, kompromisslose Präzision, großes Gefühl im Staub der Wüste. Wo The Odyssey mythisch denkt und Supergirl auf Unterhaltung zielt, bleibt Dune: Part Three das erwachsenste Spektakel des Jahres – opulent, aber nie beliebig. Fürs breite Publikum ist es die ruhige Event-Alternative zu Disneys Familienwelle, für Cineast:innen das ästhetische Schwergewicht 2026. Wenn Villeneuve Spannung und Ästhetik in Balance hält, wird dieses Finale genau das, was Kino heute selten schafft: leuchten ohne zu blenden.

  • Die besten Netflix-Filme zu Halloween 2025 – von Horrorkomödie bis Slasher

    Die besten Netflix-Filme zu Halloween 2025 – von Horrorkomödie bis Slasher

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Was macht einen guten Halloween-Film aus? Mittlerweile hat Netflix bewiesen, dass die Antwort längst nicht so eindimensional ist, wie wir vor ein paar Jahren noch gedacht hätten. Klar, klassische Gruselelemente und Schockeffekte gehören zu Halloween wie Kürbisse, Kostüme und Candy Corn. Aber da geht noch mehr – viel mehr. 

    Je nach Lust und Laune darf’s mal blutig, mal ironisch, mal völlig absurd sein. Von subtiler Gänsehaut bis zu knallbuntem Klamauk – Netflix hat für jeden Geschmack die passende Dosis Schrecken. Was die Filme gemeinsam haben? Sie spielen mit unserer Lust am Fürchten – und am Lachen. Sie machen Angst wieder zur Unterhaltung, Horror wieder zum Erlebnis. Kurz: Halloween auf Netflix ist längst mehr als nur Spuk. Es ist ein Fest der Fantasie.

    1. Echtes Grauen ohne Maske: "Monster: Die Geschichte von Ed Gein" (2025) 

    Wie weit kann das Böse wirklich gehen – und was passiert, wenn man es mit chirurgischer Präzision seziert? Ryan Murphy liefert mit  Monster: Die Geschichte von Ed Gein das vielleicht unbequemste Netflix-Horrorstück des Jahres: kein Jumpscare-Zirkus, sondern eine morbide Meditation über Wahnsinn, Fleisch und Finsternis. In den weiten Feldern Wisconsins liegt die Hölle still – und sie trägt ein menschliches Gesicht. Der Film gräbt dort, wo andere Horrorfilme lieber wegsehen, und feiert Halloween nicht mit Masken, sondern mit der grausamen Wahrheit hinter ihnen. Warum verkleiden wir uns eigentlich, wenn nicht, um kurz vor Ed Gein zu fliehen – oder uns in ihm zu erkennen?

    2. Spuk, der keiner sein will: "True Haunting" (2025)

    Wer auf der Suche nach einem echten Spuk-Erlebnis ohne Teenie-Schockeffekte ist, wird mit True Haunting auf Netflix fündig. Die Zutatenliste? Dunkle Flure, flackernde Lichter, unterschwellige Schuldgefühle und eine formidable schauspielerische Leistung von Annabelle Wallis, die Angst nicht spielt, sondern atmet. Der Halloween-Bezug? Na, das ist ganz klar: True Haunting ist kein Film über Geister, sondern über das, was wir in unseren Häusern zurücklassen. James Wan liefert hier den Beweis, dass Grusel erwachsen werden kann. Und zwar mit schleichender Panik statt Blut und Schreien. Ein Film, der dich nicht anspringt, sondern dich langsam umarmt, bis du merkst, dass du längst Gänsehaut hast.

    3. Glamour trifft auf Hölle: "K-Pop Demon Hunters" (2025)

    Halloween und K-Pop: Das sind nicht nur zwei unserer Lieblingsdinge, sondern auch eine perfekte Kombination! K-Pop Demon Hunters beweist das auf schillernde, überdrehte und wunderbar absurde Weise. Hier geht’s nicht zwingend um Angst, sondern um Attitüde, Freundschaft und Bühnenlicht im Angesicht der Apokalypse. Natürlich im K-Pop-Style: Hochglanz, Herzklopfen und jede Menge Glitter auf dem Boden der Hölle. Die Dämonen tanzen, die Idols kämpfen mit perfekt gestylten Frisuren, und irgendwo zwischen Beatdrops und Bannzaubern blitzt echtes Gefühl auf. Wer sagt, Horror könne nicht glitzern, hat diesen Film nicht gesehen – K-Pop Demon Hunters ist Halloween im Disco-Fiebertraum und macht verdammt viel Spaß.

    4. Adam Sandler rettet Halloween: "Hubie Halloween" (2020)

    Adam Sandler und Halloween? Die Comedy-Ikone kann nicht nur Golf und Chaos, sondern auch echten Halloween-Spaß. Klar, Betonung auf Spaß – denn beiHubie Halloween handelt es sich natürlich um eine höchst amüsante, überzuckerte und herrlich überdrehte Hommage an den wohl albernsten Feiertag des Jahres. Darin rettet Sandler als liebenswert verschrobener Hubie Dubois seine Heimatstadt Salem – bewaffnet mit Thermoskanne, Herz und grenzenloser Naivität. Zwischen sprechenden Kürbissen, falschen Monstern und echten Gefahren schwingt etwas Echtes mit: Nostalgie, Wärme und das Gefühl, dass Halloween eigentlich für alle da ist – selbst für die, über die alle lachen. Wer findet, dass an Halloween auch gelacht werden sollte: Comedy-Ass Sandler liefert genau das!

    5. Düster, verspielt und höllisch schön: "Wendell & Wild" (2022)

    Wenn’s eher schräg, kreativ und ein bisschen düster verspielt sein soll an Halloween, dann ist Wendell & Wild ein heißer Tipp. Denn anstatt plumper Jumpscares herrscht hier stilvolle Finsternis, grotesker Witz und liebevoller Stop-Motion-Zauber. Hier bekommt man ein wirklich toll inszeniertes, visuelles Vergnügen, das anmutet, als hätte man The Nightmare Before Christmas mit einem Hip-Hop-Album und einem Schuss Teen-Angst kombiniert – und dabei noch Tim Burtons Farbpalette geplündert. Henry Selick und Jordan Peele erschaffen ein höllisch gutes Fantasy-Spektakel, das gleichermaßen rebellisch wie melancholisch ist. Der perfekte Film für alle, die Halloween lieber mit Stil feiern und sich vom Grusel lieber verführen lassen, statt zu schreien.

    6. Gespenster mit Charme und Witz: "We Have a Ghost" (2023)

    Geister? Na klar. Aber hier wird nicht geschrien, sondern gelacht, und zwar herzlich. We Have a Ghost ist kein klassischer Spukfilm, sondern eine überdreht charmante Geisterkomödie mit dem großartigen David Harbour als dem wohl sympathischsten Untoten der Streaming-Geschichte. Der Film vermengt Retro-Vibes mit Social-Media-Satire, Familienchaos mit echter Wärme und beweist, dass Halloween viel mehr sein kann als klassische Schockmomente, Grusel und Kunstblut. Statt kaltem Schauer gibt’s hier warmherzige Ironie: Wenn der Geist Ernest viral geht und plötzlich die CIA anklopft, wird das Spukhaus zur Bühne für eine wunderbar überdrehte Gesellschaftskomödie. Wer’s einordnen möchte: Ghostbusters trifft ET, nur mit mehr TikTok-Zeitgeist. Und mal ehrlich, wer braucht schon Dämonen, wenn man einen melancholischen Geist mit Schnauzer und Charme hat, der uns an das Schönste an Halloween erinnert: dass selbst die Toten manchmal nur dazugehören wollen.

    7. Modernes Märchen zwischen Neon und Albtraum: "Nightbooks" (2021)

    Horror für Kinder klingt für viele zunächst vielleicht seltsam – aber erinnern wir uns: Viele unserer Lieblingsmärchen aus der Kindheit stecken voller Horror­elemente, und zwar ziemlich finsterer. Hexen, Flüche, sprechende Tiere mit Killerinstinkt – das alles war schon da, lange bevor Netflix auf „Play“ drückte. In Nightbooks setzt Regisseur David Yarovesky genau hier an und verwandelt klassische Grusel­motive in ein visuelles Feuerwerk zwischen Coraline und Hansel & Gretel im Neonlicht. Krysten Ritter brilliert als sadistische, modebewusste Hexe, die aussieht, als hätte sie den Laufsteg der Finsternis erobert. Der Film ist eine Ode an die Fantasie, die Angst und das Geschichtenerzählen selbst – schrill, verspielt, unheimlich schön. Ein Halloween-Film, der beweist: Wer Mut hat, darf auch träumen. Und Hand aufs Herz – waren wir als Kinder nicht alle ein bisschen fasziniert vom Dunkel?

    8. Wenn das Jenseits zurücktextet: "Mr. Harrigan’s Phone" (2022)

    Natürlich, Stephen King und Smartphones – was soll da schon schiefgehen? Mr. Harrigan’s Phone nimmt die simpelste Idee der Welt – ein Toter, der zurücktextet – und macht daraus eine wunderbar unheimliche Meditation über Verlust, Macht und digitale Abhängigkeit. Donald Sutherland als grantiger Millionär und Jaeden Martell als sein schüchterner Schützling bilden ein Duo, das irgendwo zwischen Stand by Me und Black Mirror pendelt. Die Spannung kommt hier nicht aus Blut und Schreien, sondern aus jeder einzelnen Nachricht, die man besser nicht beantworten sollte. Ein Film für alle, die wissen: Der wahre Horror steckt längst nicht mehr in Friedhöfen, sondern in unseren Hosentaschen. Und mal ehrlich – wer würde nicht kurz zurückschreiben, wenn’s vom Jenseits vibriert?

    9. Teambuilding auf blutig: "The Conference" (2023)

    Hey, mal ehrlich – was ist gruseliger als ein Serienkiller im Wald? Richtig: ein verpflichtendes Teambuilding-Seminar mit den eigenen Kolleginnen und Kollegen. Nun, wer wissen will, wie schnell aus Flipcharts und Gruppendynamik ein blutiger Albtraum werden kann, bekommt hier ein Fest serviert. The Conference mischt Slasher-Horror mit bitterböser Sozialkomödie – als hätte Franz Kafka mit der Belegschaft von The Office einen Betriebsausflug gemacht und Jason Voorhees hätte den Bus gefahren. Zwischen abgründigem Humor, blutigen Abrechnungen und schwedischer Büroabsurdität zeigt der Film: Die wahre Hölle hat keine Dämonen, sondern Excel-Tabellen. Wer sich an Halloween lieber über das Grauen des Arbeitsalltags amüsiert als über Geisterhäuser, ist hier bestens aufgehoben.

    10. Nordischer Albtraum für Hartgesottene: "The Ritual" (2017)

    Vier Freunde, ein Wald, ein Fehler: The Ritual ist jener Horrorfilm, den man eigentlich nur schauen sollte, wenn draußen Wind durch die Äste fährt und das Licht im Wohnzimmer schon ein bisschen zu flackern beginnt. Regisseur David Bruckner inszeniert keine platte Monsterjagd, sondern ein seelisches Labyrinth aus Schuld, Freundschaft und nordischer Finsternis. Der Wald wird hier zum lebenden Wesen, zum moralischen Spiegel – irgendwo zwischen The Blair Witch Project und Midsommar, nur mit weniger Blumenschmuck und mehr Panik. Das Monster? Vielleicht nur ein Teil der Männer selbst. Und mal ehrlich: Gibt es etwas Beunruhigenderes, als sich im Dunkel zu verlaufen – mit der Ahnung, dass man längst gefunden wurde?

  • Alle „Culpa Mía“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Alle „Culpa Mía“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Noch vor wenigen Jahren hätte wohl niemand gedacht, dass erotische Fan-Fiction auf Wattpad einmal das Fundament für ein ganzes Streaming-Franchise sein würde. Doch ähnlich wie bei After Passion oder 365 Days zeigt auch Culpa Mia - Meine Schuld, dass viele dieser Geschichten auf eine Mischung aus Eskapismus, toxischer Spannung und gezielt dosiertem Kitsch setzen. 

    Mit jeder neuen Fortsetzung vertieft sich das Spiel aus Schuldgefühlen, gefährlicher Begierde und leidenschaftlichen Fehltritten und zieht das Publikum noch tiefer in diese fiebrige Welt zwischen Eskapismus und emotionaler Grenzüberschreitung. Im Folgenden findest du alle Filme in der inhaltlich richtigen Reihenfolge - inklusive der neuesten Fortsetzung, die die Dynamik zwischen den Figuren noch einmal neu verhandelt.

    1. Culpa Mía – Meine Schuld (2023)

    Der Auftakt setzt voll auf Sturm-und-Drang-Dramatik mit einer rebellischen Heldin, einem unausweichlichen Bad Boy und einer unheilvollen Familienverflechtung. Meine Schuld lässt seine toxische Romanze mit voller Wucht eskalieren, ohne sich dafür zu entschuldigen, was genau den Reiz ausmacht. Im Zentrum steht die Entwurzelung der jungen Protagonistin durch die neue Beziehung ihrer Mutter. Die Art, wie sich diese emotionale Erschütterung in körperliches Begehren, Eifersucht und Misstrauen kanalisiert, verleiht dem Film seine Spannung. Innerhalb der Reihe bleibt Culpa Mía – Meine Schuld am rohesten - so, als würde die Geschichte selbst noch ihre Form suchen. Gerade das verleiht ihm eine gewisse Unmittelbarkeit, die in Deine Schuld und Unsere Schuld durch größere Dramatik ersetzt wird. Die Chemie zwischen den Hauptfiguren steht klar im Vordergrund, noch vor übergeordneter Handlung. Wenn dir After Passion zu vorhersehbar war, wirst du hier von den gezielten Brüchen überrascht.

    2. Culpa Tuya – Deine Schuld (2024)

    Der zweite Film schraubt das Drama deutlich höher und nimmt sich spürbar mehr Zeit für die psychologischen Konsequenzen von Meine Schuld. Culpa Tuya – Deine Schuld erweitert den Blick: Die Figuren kreisen nicht mehr nur umeinander, sondern kämpfen aktiv mit den Narben, die ihre Vergangenheit hinterlassen hat. Während Meine Schuld seine Leidenschaft fast ungebremst entfaltet, zeigt dieser Teil auch die Reibungspunkte des Alltags. Aus dem Verliebtsein wird ein Ringen um Kontrolle, Vertrauen und Freiheit. Vor allem die Hauptfigur beginnt, sich aus ihrer passiven Rolle zu befreien, was zu neuen Konflikten führt. Auch das Setting wirkt gewachsen: teurer, intensiver und visuell dramatischer. Während Meine Schuld noch am Küchenfenster brodelte, zieht Deine Schuld alle Register eines modernen Melodrams. Wenn du die Spannung nicht nur zwischenmenschlich, sondern auch innerhalb der Handlung brauchst, bist du hier genau richtig.

    3. Culpa Nuestra – Unsere Schuld (2025)

    Mit Unsere Schuld erreicht die Reihe ihren emotionalen Zenit. Der Film verhandelt nicht nur alte Wunden, sondern wagt es, Verantwortung zu zeigen - ein seltenes Element in Geschichten dieser Art. Es ist der erste Teil, in dem die Figuren lernen, dass Nähe nicht nur bedeutet, sich zu begehren, sondern sich auch gegenseitig auszuhalten. Der Ton ist ernster, aber nicht weniger spannend. Gerade durch die Rückkehr alter Konflikte, die in Deine Schuld und Meine Schuld noch unter der Oberfläche brodelten, entsteht eine neue emotionale Fallhöhe. Während Deine Schuld oft von äußeren Dramen angetrieben wurde, geht es hier mehr um innere Brüche und das Ringen um Vergebung. Besonders auffällig: die Reifung der Hauptfigur, die sich nicht länger zwischen Loyalität und Leidenschaft zerreiben lässt. Dieser Film fühlt sich an wie das emotionale Äquivalent eines Gewitters, das endlich losbricht.

    4. Culpa Mía - Meine Schuld: London ( 2025)

    Erst nach dem emotionalen Crescendo von Unsere Schuld wird mit Culpa Mía – London das Prequel nachgereicht. Eine kluge Entscheidung, denn es verleiht der bekannten Dynamik nachträglich mehr Tiefe. Der Film beleuchtet, wie sich der männliche Protagonist zu dem Menschen entwickelt hat, den wir in Meine Schuld kennenlernen. Was zunächst wie eine reine Vorgeschichte klingt, entpuppt sich als spannender Perspektivwechsel, der auch viele Verhaltensweisen in Deine Schuld und Unsere Schuld in neuem Licht erscheinen lässt. Im Gegensatz zu den anderen Filmen ist dieser Teil atmosphärisch kühler und zurückhaltender inszeniert, fast schon wie ein europäisches Beziehungsdrama. Die Schauplätze - Clubs, Penthouses, Straßen Londons - spiegeln die innere Zerrissenheit der Figur wider. Damit bietet London nicht nur Kontext, sondern auch eine stilistische Abgrenzung, die ihn innerhalb der Reihe hervorstechen lässt. Wenn du dich gefragt hast, warum manche Dinge unausgesprochen blieben, bekommst du hier endlich Antworten.

  • Blut, Macht, Moral: Die 10 besten Serienkiller-Serien, die das Thema neu denken

    Blut, Macht, Moral: Die 10 besten Serienkiller-Serien, die das Thema neu denken

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Lange bevor Serienkiller-Stoffe zu dem popkulturellen Massenphänomen wurden, das sie heute sind, prägte eine Serie das Bild des moralisch ambivalenten Killers: Dexter zeigt 2006 erstmals einen Serienmörder als charmanten Antihelden, der sein „Handwerk“ scheinbar mit so etwas wie einem Gewissen betreibt.

    Doch Dexter ist kein Einzelfall: Auch andere Serien, die von Serienmördern erzählen, schaffen es mittlerweile, reale Gewalt und Schicksale nicht einfach nur in reißerische Unterhaltung zu verwandeln – sondern dazu herauszufordern, Täter und Opfer, Moral und Schuld neu zu betrachten. In diesem Ranking geht es um 10 Serien, die das Thema auf besonders raffinierte, eigenwillige oder stilistisch herausragende Weise neu interpretieren.

    10. The Alienist (2018 – 2020)

    Im New York des Jahres 1896 sucht ein Trio einen Serientäter, der junge, männliche Prostituierte ermordet: Dr. Laszlo Kreizler (Daniel Brühl), ein Psychologe der frühen Schule, arbeitet mit einem Zeitungsillustrator (Luke Evans) und Sara Howard (Dakota Fanning), der ersten Frau in der örtlichen Polizei zusammen. Gemeinsam kämpfen sie nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen ein korruptes und misogynes System.

    Besonders ist nicht nur der Fokus auf öffentlich tabuisierte Opfer und Fragen nach sozialer Verantwortung. The Alienist wirft schließlich auch einen Blick auf die Strukturen, die Täter hervorbringen – und die, die sie schützen. Wer gerne Thriller in historischen Settings sieht und Serien wie Ripper Street (2012) oder Penny Dreadful (2014) schätzt, dürfte sich hier besonders unterhalten fühlen.

    9. In With the Devil (2022)

    Ein Deal mit der Dunkelheit: In diesem auf wahren Ereignissen basierenden Psychodrama wird der inhaftierte Drogendealer Jimmy Keene (Taron Egerton) vom FBI beauftragt, das Vertrauen des mutmaßlichen Serienmörders Larry Hall (Paul Walter Hauser) zu gewinnen – und ihm ein Geständnis zu entlocken. In With the Devil verzichtet auf effekthascherischen Serienmord und konzentriert sich auf psychologische Spannung, moralisches Dilemma und die Frage, wie sich Wahrheit in einem Raum voller Täuschung erkämpfen lässt. 

    Das erinnert mitunter an Mindhunter – ist aber weniger aus Sicht der Ermittler erzählt, sondern vor allem aus der eines unfreiwilligen Mitspielers. Das Ergebnis ist ein intensives Kammerspiel, das Gänsehaut durch zwischenmenschliche Zwischentöne anstatt durch Action erzeugt.

    8. Der Pass (2019–2022)

    In den Alpen, auf der deutsch-österreichischen Grenze, wird eine Leiche gefunden – drapiert wie bei einem heidnischen Ritual. Die deutsche Kommissarin Ellie Stocker (Julia Jentsch) und der österreichische Ermittler Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) könnten unterschiedlicher kaum sein: Sie ehrgeizig und regelkonform, er zynisch und intuitiv. Gemeinsam jagen sie einen Serienmörder, der seine Opfer nach einem dunklen Mythos auswählt.

    Der Pass nutzt das Serienmörder-Sujet, um von regionaler Identität, geschichtlichen Traumata und institutioneller Blindheit zu erzählen. Für Fans von The Bridge (2013) und allen, denen es in Crime-Storys nicht nur um den Täter geht, sondern auch um das, was die Gesellschaft gerne übersieht – inszeniert mit bedrückender Bildkraft und starkem Schauspiel.

    7. Bienenschwarm (2023)

    Donald Glovers Serienkiller-Parabel verwebt Popkultur, Fanatismus und Gewalt zu einem fiebrigen Albtraum: Im Zentrum steht Dre, eine junge Frau, deren Obsession mit der Beyoncé-ähnlichen Sängerin „Ni’Jah“ tödliche Konsequenzen hat: Nach einer familiären Tragödie beginnt sie, die Kritiker ihres Idols gnadenlos zu eliminieren.

    Die Serie nutzt das Serienmörder-Motiv metaphorisch, für einen zeitgeistigen Kommentar zu wahnhafter Fankultur und „Social Media“-Sucht. Bienenschwarm schwankt dabei zwischen düsterem Drama, bissiger Satire und surrealem Horror – und gesellschaftlicher Scharfsinn trifft auf prominente Cameos (u. a. Billie Eilish). Besonders interessant für Fans von Atlanta (2016-2022) und Euphoria (seit 2019).

    6. American Horror Story: 1984 (2019)

    Ein Sommerlager, ein Killer, ein blutiger Rückblick auf das Slasher-Zeitalter: American Horror Story: 1984 ist gewissermaßen eine Meta-Erzählung über die lange währende mediale Begeisterung mit Serienmördern. Der Täter gibt keine psychologischen Rätsel auf, sondern ist Teil eines überzeichneten und stilisierten Genre-Spiels: Maskierung, Final Girls, Flashbacks.

    Doch hinter dem Retro-Kitsch steckt auch subtile Kritik – an sensationslüsterner Berichterstattung, an moralischer Panik und an der Mythologisierung der Killer. Für Fans von Retro-Charme à la Stranger Things (2016) mit einer Offenheit für „Camp“ genauso interessant wie für Fans der Stoffe, an denen sich Ryan Murphy hier bedient – wie Halloween (1978) oder Scream (1996).

    5. Hannibal (2013–2015)

    Mit Bryan Fullers Hannibal wurde der kultivierte Kannibale endgültig zur Kunstfigur: Mads Mikkelsen spielt Dr. Hannibal Lecter nicht als (offen) brutales Monster, sondern als ästhetisches Rätsel – Therapeut, Gourmet und Mörder in einem. Die Serie folgt FBI-Profiler Will Graham, dessen sensible Psyche ihn näher an Hannibal heranführt, als ihm lieb ist.

    Hannibal ist weniger Krimi als düsteres Kammerspiel über Abhängigkeit, Manipulation und die absurde Schönheit im Grauen – und ist dabei so künstlerisch zugespitzt, dass die Serie erst gar nicht in die Nähe stupider „True Crime“-Sensationslust kommt. Für Fans von stilisiertem Art-Horror, wie man ihn von Ari Asters Midsommar (2019) oder Alex Garlands Men (2022) kennt, besonders empfehlenswert.

    4. Deadloch (2023)

    In der verschlafenen Küstenstadt Deadloch in Tasmanien wird ein Mann tot aufgefunden – und schnell wird klar: Es war kein Einzelfall. Zwei Ermittlerinnen übernehmen den Fall: die nüchtern-professionelle Dulcie Collins (Kate Box) und die laute, ruppige Eddie Redcliffe (Madeleine Sami), die extra aus Darwin eingeflogen wird. Was wie ein klassischer Whodunit beginnt, entwickelt sich schnell zur ungewöhnlichen Krimi-Satire mit Serienkiller-Spannung.

    Mit viel schwarzem Humor nimmt die Serie sowohl das Polizei-Prozedere als auch gesellschaftliche Stereotype auseinander. Anders ausgedrückt: Deadloch kombiniert echten Thrill mit schrägen Figuren, bissigem Witz – und erinnert mitunter an Serien wie Broadchurch (2013-2017) und Fargo (seit 2014). Überraschend, klug und wunderbar absurd.

    3. Mindhunter (2017–2019)

    Basierend auf echten FBI-Fällen taucht David Fincher in die Anfänge der Profiler ein: Mindhunter begleitet zwei Agenten, die in den 1970er Jahren die ersten Täterprofile erstellen – durch Interviews mit Serienmördern wie Ed Kemper oder Charles Manson versuchen sie, ihre Abgründe besser zu verstehen und neue Wege der Verbrechensaufklärung zu entwickeln.

    Kein Serienkiller wird hier glorifiziert – stattdessen werden Mythen dekonstruiert und strukturelle Fragen über Männlichkeit, Macht und das Böse, das System hat, aufgeworfen. Mindhunter ist klug, analytisch und fordert Geduld: Für „True Crime“-Fans, die keine Action brauchen, sondern dichte Atmosphäre, kluge Dialoge und echte Erkenntnisse schätzen.

    2. American Crime Story: Der Mord an Gianni Versace (2018)

    Andrew Cunanan tötete in den 1990er Jahren fünf Männer – zuletzt den berühmten Modedesigner Gianni Versace. Die zweite Staffel der Anthologie-Serie American Crime Story zeichnet diese Mordserie rückwärts nach: vom medial wirksamsten Verbrechen bis hin zu den ersten Taten, die kaum Aufmerksamkeit fanden. Im Zentrum steht weniger das „Warum“ des Täters als die Frage, wie ein Mann wie Cunanan in anderen, weniger vermögenden gesellschaftlichen Milieus nahezu unbehelligt morden konnte.

    Darren Criss verkörpert den manipulativen Cunanan mit mitreißender Intensität – nicht als Mythos, sondern als Mann, der von Geltungsdrang und internalisierter Homophobie getrieben war.

    1. Dexter (2006–2013; 2021, 2024, 2025)

    Keine andere Serie hat das Erzählen von Serienkillern so grundlegend geprägt und die Perspektive auf das Thema derart revolutioniert wie Dexter: Dexter Morgan ist forensischer Blutspezialist beim Miami Police Department – und gleichzeitig ein Mörder, der nur andere Mörder tötet. Die Erzählung nach Jeff Lindsay macht ihn zum Identifikationspunkt und legt dabei schonungslos die Widersprüche zwischen Sympathie, Grauen und eigenem Gewissen offen – ein Impulsgeber, auf den viele anspruchsvolle Serien später Bezug genommen haben. 

    Dexter ist insbesondere interessant für jene, die komplexe Antihelden wie Saul Goodman (Better Call Saul, 2015-2022) oder Don Draper (Mad Men, 2007-2015) schätzen.

  • „Demon Slayer“ & Die 10 erfolgreichsten Anime-Filme aller Zeiten

    „Demon Slayer“ & Die 10 erfolgreichsten Anime-Filme aller Zeiten

    Markus Brandstetter

    Markus Brandstetter

    JustWatch-Editor

    Es ist lange her, dass japanische Zeichentrickfilme – oder „Anime“, wie man heute auch hierzulande eher nennt – in Europa als Nischenphänomen galten. Klar, viele erinnern sich noch: In den 1990er-Jahren liefen Dragon Ball Z oder Sailor Moon spätabends im Fernsehen, irgendwo zwischen Kult und Kuriosität. Und das war’s dann auch.

    Dreißig Jahre später hat sich alles geändert. Anime ist nicht mehr Underground, sondern Mainstream – und zwar weltweit. Neon trifft auf Nostalgie, Popkultur auf Pathos. Kinos sind voll, die Fangemeinden global vernetzt, und die Umsätze liegen längst im dreistelligen Millionenbereich. Im Sommer 2025 geschieht dann etwas Historisches: Demon Slayer: Infinity Castle bricht sämtliche Rekorde und lässt alles, was zuvor war, alt aussehen. Die Anime-Industrie hat ihr Hollywood-Moment erlebt – laut, bildgewaltig, grenzenlos erfolgreich. Grund genug, einmal genauer hinzusehen: Welche Filme haben diese Entwicklung geprägt? Welche Geschichten, Studios und Regisseure haben Anime vom TV-Geheimtipp zum globalen Kinoereignis gemacht? Hier sind sie – die zehn erfolgreichsten Anime-Filme aller Zeiten.

    1. Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Infinity Castle (2025)

    Auf Platz eins steht, wie gesagt, Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Infinity Castle. Damit gelingt Regisseur Haruo Sotozaki und dem Studio Ufotable ein absoluter Geniestreich. Was hier geboten wurde, war nicht einfach nur der große Abschluss einer Filmreihe, sondern ein apokalyptisches Anime-Fest, ein cineastisches Feuerwerk und eine wahre Augenweide. Von der Story angefangen bis hin zur technischen Umsetzung hat man es hier mit einem absoluten Meisterwerk zu tun – einem, wie man es sonst nur von den ganz großen Namen des Weltkinos kennt. Tanjiro Kamado und seine Gefährten stehen im titelgebenden Unendlichkeitsschloss ihrem Erzfeind Muzan Kibutsuji gegenüber, und was folgt, ist pure Kinomagie. Die Animationen sind atemberaubend, der Schnitt fast musikalisch, und der Soundtrack von Yuki Kajiura und Go Shiina trägt jede Szene wie ein Herzschlag.

    Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 640 Millionen Dollar ist Infinity Castle der erfolgreichste Anime-Film aller Zeiten und gleichzeitig der Beweis, dass japanische Animation endgültig in der ersten Liga des internationalen Kinos spielt.

    2. Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Movie: Mugen Train (2020)

    Bevor Infinity Castle das Zepter in die Hand nahm, war sein Vorgänger Mugen Train der absolute Spitzenreiter, was animierte Kinokassen anging. 2020 spielte der Film sagenhafte 512 Millionen Dollar ein und rettete quasi die japanische Filmwirtschaft im Alleingang. Regisseur Haruo Sotozaki bietet hier genau das, was Fans von Demon Slayer sehen wollen: ein technisches Feuerwerk, ein Spektakel für die Augen, Helden, die zwischen Mut, Schmerz und Opferbereitschaft schwanken, und eine unverkennbare Handschrift irgendwo zwischen Pathos, Blut und Katharsis im besten Shakespeare-Sinne.

    Die Geschichte führt Tanjiro, Nezuko und ihre Freunde in einen mysteriösen Zug, in dem ein Dämon die Träume der Passagiere kontrolliert. Was als Mission beginnt, wird schnell zu einer emotionalen Reise zwischen Leben und Tod. Besonders der Flammen-Hashira Kyojuro Rengoku wurde durch diesen Film zur Kultfigur – sein Kampf, sein Lächeln, sein Ende. Mugen Train wurde weltweit gefeiert und machte Anime endgültig salonfähig – auch außerhalb Japans.

    3. Your Name. (Kimi no Na wa, 2016)

    Einige Jahre bevor Demon Slayer das internationale Anime-Kino dominierte, war Makoto Shinkais Your Name. der absolute Spitzenreiter. Mit einem Einspielergebnis von rund 405 Millionen Dollar wurde der Film zu einem weltweiten Phänomen – und brachte Shinkai den Ruf eines „modernen Miyazaki“ ein (gemeint ist Hayao Miyazaki, der legendäre Regisseur von Spirited Away und Mitgründer von Studio Ghibli).

    Produziert wurde Your Name. von CoMix Wave Films und begeistert durch seine spektakuläre Bildsprache: leuchtende Stadtpanoramen, detailreiche Naturaufnahmen und ein Spiel mit Licht, Farbe und Perspektive, das man in dieser Perfektion selten sieht. Getragen wird der Film von der Musik der japanischen Band RADWIMPS, deren melancholisch-melodische Songs perfekt mit Shinkais Erzählrhythmus verschmelzen. Die Geschichte zweier Jugendlicher, die auf geheimnisvolle Weise Körper tauschen und sich über Raum und Zeit hinweg zu erkennen versuchen, ist weit mehr als Fantasy – sie ist ein stilles Nachdenken über Identität, Schicksal und Verbundenheit. Your Name. ist ein Film für alle, die in Geschichten philosophische Tiefe, emotionale Ehrlichkeit und visuelle Poesie suchen – für Träumer, Romantiker, Nachtschwärmer.

    4. Spirited Away (2001)

    Wie ein Fels in der Brandung der Anime-Geschichte stehtSpirited Away da – sozusagen der Urknall der modernen Anime-Magie. Verantwortlich dafür ist Hayao Miyazaki, der Anfang der 2000er-Jahre ganze Welten erschuf: Märchenwelten, Geisterwelten, Traumwelten – und all das mit einer erzählerischen Feinfühligkeit, die bis heute ihresgleichen sucht.

    Der Film spielte weltweit rund 395 Millionen Dollar ein und gilt als unumstößlicher Klassiker des Studio Ghibli. 2003 gewann Spirited Away den Oscar für den besten animierten Spielfilm – als erster Anime in der Geschichte dieser Kategorie.

    Inhaltlich ist es ein Coming-of-Age-Märchen, in dem die junge Chihiro versehentlich in eine Geisterwelt gerät und dort lernen muss, Mut und Selbstvertrauen zu finden. Miyazaki verbindet in diesem Film Umweltbewusstsein, Kapitalismuskritik und kindliche Fantasie zu einem Gesamtkunstwerk, das Öko-Fabulismus und philosophische Tiefe auf organische Weise verwebt. Spirited Away ist das perfekte Beispiel für Miyazakis Handschrift: handgezeichnete Perfektion, poetischer Realismus, und Figuren, die sich zwischen Menschlichem und Mythischem bewegen. Ein Film voller Nostalgie und Vorwärtsgewandtheit – magisch, melancholisch, monumental.

    5. Suzume no Tojimari (2022)

    Das Besondere an Suzume no Tojimari von Makoto Shinkai ist nicht so sehr, was erzählt wird, sondern wie. Shinkai bleibt seiner Vision treu – hyperrealistische Landschaften, farbgewaltiges, alles überstrahlendes Licht und eine sich durchziehende, stille Melancholie.

    Mit Suzume no Tojimari gelingt ihm ein weiterer Welterfolg: Der Film spielte weltweit rund 323 Millionen Dollar ein und wurde zu einem der erfolgreichsten japanischen Werke der letzten Jahre. Erzählt wird die Geschichte der 17-jährigen Suzume, die durch ein verzaubertes Japan reist, um Türen zu schließen, die Katastrophen freisetzen. Klingt fantastisch – ist es auch –, aber unter der Oberfläche geht es um Verlust, Erinnerung und Heilung. Shinkai schafft es erneut, persönliche Emotionen und Naturgewalten miteinander zu verknüpfen: Er erzählt vom Aufstehen nach dem Schmerz, von menschlicher Verletzlichkeit im Angesicht des Unbegreiflichen. Suzume no Tojimari ist kein Katastrophenfilm, sondern eine poetische Meditation über die Verbindung zwischen Mensch und Welt.

    6. The First Slam Dunk (2022)

    Zugegeben, Basketball ist vielleicht nicht das erste Thema, das man automatisch mit Anime verbindet. Doch The First Slam Dunk aus dem Jahr 2022, geschrieben und inszeniert von Takehiko Inoue, beweist eindrucksvoll, dass Sportgeschichten auf der großen Leinwand ebenso emotional, tief und bildgewaltig sein können wie jedes Fantasy-Epos. Inoue, der bereits den legendären Manga Slam Dunk erschaffen hat, führt sein eigenes Werk hier zu einem filmischen Höhepunkt. Im Zentrum steht Ryota Miyagi, ein stiller, ehrgeiziger Point Guard, der nicht nur um den Sieg auf dem Spielfeld kämpft, sondern auch mit den Schatten seiner Vergangenheit ringt. Visuell überzeugt The First Slam Dunk durch die Kombination klassischer Handzeichnung und moderner 3D-Technik, umgesetzt vom Studio Toei Animation. Jede Bewegung, jeder Pass und jeder Blick trägt Inoues unverwechselbare Handschrift. Das Resultat ist ein Sportfilm, der selbst Zuschauer fesselt, die mit Basketball bislang wenig anfangen konnten. Mit weltweit über 279 Millionen Dollar Einspielergebnis zählt der Film zu den erfolgreichsten Anime-Produktionen aller Zeiten. In Japan und Südkorea löste er eine wahre Kinowelle aus – ein Beweis dafür, dass Emotion, Disziplin und Teamgeist universelle Sprachen sind.

    7. One Piece Film: Red (2022)

    Auch nach über tausend Folgen ist das One Piece-Universum alles andere als auserzählt – das beweist One Piece Film: Red, der 2022 auf Platz sieben unserer Liste segelt. Regisseur Gorō Taniguchi inszeniert hier ein Spektakel, das Action, Musik und Emotionen in typischer One Piece-Manier miteinander verschmilzt. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 246 Millionen Dollar ist der Film ein Riesenerfolg – und eine respektable Leistung für ein Franchise, das schon seit über zwei Jahrzehnten läuft. Taniguchi setzt auf seine charakteristischen, farbgesättigten Bildkompositionen und eine spürbare Nähe zu den Figuren. Er schickt Luffy und seine Crew diesmal auf ein Abenteuer der anderen Art: in die Welt der Musik. Im Mittelpunkt steht Uta, eine charismatische Sängerin – und, wie sich herausstellt, die Tochter des legendären Shanks. Zwischen Popkonzert, Piratenkrieg und Vater-Tochter-Drama entwickelt sich eine Geschichte über Identität, Idealismus und den Preis von Träumen.

    8. Howl’s Moving Castle (2004)

    Mit Howl’s Moving Castle zeigte Hayao Miyazaki 2004 erneut seine unverwechselbare Magie – und das internationale Publikum war sofort hingerissen. Das Anime-Genie verwandelte die Vorlage von Diana Wynne Jones in eine bildgewaltige Antikriegsparabel in Pastellfarben, die weltweit über 237 Millionen Dollar einspielte und heute als einer der zentralen Ghibli-Klassiker gilt. Thematisch bringt Miyazaki hier viele seiner wiederkehrenden Motive zusammen: Pazifismus, Umweltbewusstsein, Selbstfindung und die Suche nach Sinn in einer zerrissenen Welt. Die Geschichte um Sophie, eine junge Frau, die durch einen Fluch zur Greisin wird, und den geheimnisvollen Zauberer Howl ist zugleich Liebeserklärung und Gesellschaftskritik – erzählt in schwebenden Bildern, die zwischen Himmel, Dampfmaschinen und Zauberei changieren.

    9. Ponyo – Das große Abenteuer am Meer (2008)

    Und wieder Miyazaki. 2008 kehrte er mit Ponyo – Das große Abenteuer am Meer in seine eigene Kindheit zurück – und zeigte uns dabei unsere gleich mit. Inspiriert von Hans Christian Andersens Die kleine Meerjungfrau, erzählt Miyazaki die Geschichte der kleinen Fischprinzessin Ponyo, die aus dem Meer entflieht, sich in einen Jungen verliebt und damit die Ordnung der Natur gehörig durcheinanderbringt.

    Der Film ist so etwas wie die Version der Little Mermaid, die Disney nie zu drehen wagte: ein handgezeichnetes, analoges Märchen über Freundschaft, Natur und das staunende Entdecken der Welt. Statt Hochglanz setzt Miyazaki auf weiche Linien, schwebende Häuser, bewegte Wasseroberflächen und eine fast kindliche Perspektive, die den Zuschauer zurück in seine eigene Neugier führt. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 204 Millionen Dollar wurde Ponyo zum internationalen Hit – und zu einem der zärtlichsten Werke in Miyazakis Schaffen.

    10. Jujutsu Kaisen 0 (2021)

    Den zehnten Platz belegt Jujutsu Kaisen 0 aus dem Hause MAPPA – jenes Studio, das in den letzten Jahren mit Produktionen wie Attack on Titan und Chainsaw Man den modernen Action-Anime geprägt hat. Der Film von Regisseur Seong-Hu Park spielte weltweit rund 196 Millionen Dollar ein und bewies, dass das Franchise auch ohne seinen Serienhelden Yuji Itadori glänzen kann. Die Geschichte folgt Yuta Okkotsu, einem jungen Mann, der vom Fluch seiner verstorbenen Kindheitsfreundin heimgesucht wird. Um zu lernen, die übernatürlichen Kräfte zu beherrschen, schließt er sich der Jujutsu-Schule an – und findet sich bald mitten in einem Wirbel aus Kämpfen, Geistern und moralischen Konflikten wieder. MAPPA entfesselt hier visuelle Energie pur: Kampfszenen, die wie Donnerschläge wirken, ein choreografiertes Gewitter aus Bewegung, Kraft und Emotion. Der Film ist düster, laut, manchmal brutal, aber immer mit Herz.

  • 7 Horror-Fortsetzungen, die mindestens so gut sind wie das Original

    7 Horror-Fortsetzungen, die mindestens so gut sind wie das Original

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Horror-Fortsetzungen haben meist einen schlechten Ruf, weil sie lieber kopieren als überraschen. Statt neue Ideen zu wagen, liefern sie vertraute Schreckmomente – Routine statt Risiko. Doch es gibt Ausnahmen, die genau das Gegenteil beweisen: Filme, die aus vertrautem Schrecken neue Spannung schaffen, Figuren vertiefen und den Nerv ihres Publikums noch präziser treffen. 

    Diese sieben Horror-Sequels zeigen, dass man das Grauen nicht 1:1 wiederholen muss, um es zu steigern. Manche erweitern ihre Welt, andere verändern sie radikal und sind besser, mutiger und fesselnder als ihre Vorgänger. Ob dämonische Puppen, paranoide Bunker oder außerirdische Albträume: Hier zeigen Fortsetzungen, dass im Horror manchmal der nächste Stich der tödlichste ist.

    Freitag der 13. – Jason kehrt zurück (1981)

    Im ersten Freitag der 13. (1980) war es noch Jasons Mutter, die am Crystal Lake zur Mörderin wurde. Doch erst die Fortsetzung machte ihren Sohn zur Legende. In Freitag der 13. – Jason kehrt zurück taucht der ikonische Killer erstmals maskiert aus den Wäldern auf – und mit ihm ein ganzes Subgenre. Statt eines simplen Whodunit-Krimis bekommt man nun puren Slasher-Horror mit kreativeren Kills, höherem Tempo und nervöser Spannung, die durch Jasons unheimliche Präsenz entsteht. Die Fortsetzung definierte den Stil, den Halloween und Nightmare on Elm Street später perfektionierten – und machte aus Camp Crystal Lake ein Synonym für Teenie-Terror, das bis heute nachhallt.

    10 Cloverfield Lane (2016)

    Während Cloverfield (2008) mit Found-Footage-Ästhetik und Monster-Action experimentierte, verlegte 10 Cloverfield Lane das Grauen in einen engen Bunker. Mary Elizabeth Winstead spielt eine Frau, die nach einem Autounfall bei einem mysteriösen Mann (John Goodman in Hochform) erwacht, der behauptet, draußen sei die Welt untergegangen. Was folgt, ist ein psychologischer Albtraum zwischen Paranoia und Machtspiel. Statt Wackelkamera und CGI setzt Regisseur Dan Trachtenberg auf Intimität, Spannung, Misstrauen und klaustrophobische Stille. Psychothriller statt Monsterhorror. Das Ergebnis ist dichter, präziser und nachhallender als der Vorgänger – perfekt für alle, die Horror lieber im Kopf als in Straßenschluchten erleben und Suspense höher schätzen als Spektakel.

    The Purge: Anarchy (2014)

    The Purge (2013) hatte eine brillante Idee: Eine Nacht im Jahr ist jedes Verbrechen erlaubt. Doch das Original blieb räumlich begrenzt und emotional distanziert. The Purge: Anarchy öffnet diese Welt – hinaus auf die Straßen von Los Angeles, mitten hinein in Chaos, Klassenkampf und Überlebensangst. Frank Grillo wird hier zum moralisch ambivalenten Helden, der ständig zwischen Selbstjustiz und Mitgefühl schwankt. Die Fortsetzung verbindet Action und Gesellschaftskritik, wo der erste Teil noch reine Provokation war. So wird aus einer netten Dystopie ein düsteres Sozialdrama über Gewalt als System – politischer, spannender und überraschend menschlich, ohne die Wucht des Horrors zu vernachlässigen.

    Ouija: Ursprung des Bösen (2016)

    Nach dem blassen Ouija (2014) hatte wohl niemand mehr auf einen zweiten Versuch gehofft – bis Mike Flanagan das Ruder übernahm und dem Stoff neues Leben einhauchte. Der Regisseur von Spuk in Hill House verlegte die Handlung in die 1960er-Jahre und inszenierte mit Ouija: Ursprung des Bösen einen klassischen Gruselfilm voller Atmosphäre. Eine alleinerziehende Mutter und ihre Töchter verdienen ihr Geld mit Fake-Seancen – bis eine davon real wird. Flanagan mischt Stilbewusstsein, Tragik und subtile Schocks zu einem Film, der mehr Gefühl als Effekt ist. Wo das Original noch platt erschreckte, erzeugt die Fortsetzung echtes Unbehagen – und zeigt, wie man aus einer Studiovorlage großes Genrekino mit Herz und Verstand formt.

    Annabelle 2: Creation (2017)

    Der erste Annabelle-Film wirkte wie ein Nebenprodukt des Conjuring-Universums – vorhersehbar und blass. Annabelle 2: Creation hingegen entpuppte sich als eigenständiger, meisterhaft komponierter Geisterfilm. Eine Gruppe Waisenkinder zieht in ein abgelegenes Farmhaus, wo der Tod eines Mädchens und eine verfluchte Puppe zum Ausgangspunkt des Grauens werden. Regisseur David F. Sandberg spielt geschickt mit Licht, Raum und Erwartung, statt billige Schockeffekte abzufeuern. So entsteht ein beklemmender, fast gotischer Horrorfilm, der eher an The Orphanage als an Hollywood-Franchise erinnert – intensiver, emotionaler und weitaus gruseliger als das Original.

    Saw II (2005)

    Saw (2004) faszinierte mit seiner brutalen Minimal-Idee – zwei Männer, eine Kette, eine Säge und ein unmenschliches Spiel. Saw II macht aus dieser Prämisse eine komplette Höllenmaschine. Statt eines Kammerspiels entfaltet sich ein ganzes Gebäude voller Opfer, Fallen und moralischer Prüfungen. Die Fortsetzung ist deutlich brutaler, aber auch besser strukturiert: Sie erweitert Jigsaws Mythologie, verschiebt die Perspektive und stellt erstmals die Frage nach der Ethik hinter dem unvergleichlichen Horror. Damit wird Saw II zu dem, was Cube oder Hostel nie ganz waren – ein intelligentes, perfides Puzzlespiel mit echtem Nervenzusammenbruch-Faktor. Mehr Schmerz, mehr Logik, mehr Atmosphäre – und damit schlicht der bessere Film.

    Aliens – Die Rückkehr (1986)

    Ridley Scotts Alien war purer Terror – James Camerons Aliens ist Überlebenskino auf breiter Bühne. Statt klaustrophobischer Stille gibt es hier militärische Panik, aber auch viel Emotionalität. Sigourney Weaver wächst als Ellen Ripley endgültig zur Ikone: Mutter, Kriegerin, Mensch. Die Beziehung zwischen ihr und dem Waisenkind Newt verleiht dem Film Herz, während der Kampf gegen die Alien-Königin zur Katharsis wird. Der Film erweitert das Universum, ohne seine Seele zu verlieren – er ist lauter, schneller, aber auch berührender. Aliens – Die Rückkehr beweist, dass Spektakel kein Feind von Spannung sein muss. Es ist das seltene Sequel, das die DNA des Originals versteht und daraus etwas Neues erschafft: ein Action-Horror-Drama über Verlust, Mutterschaft und den Preis des Überlebens.

  • Alle „Black Panther“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Alle „Black Panther“-Filme in der richtigen Reihenfolge

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Seit Black Panther im MCU auftauchte, ist er nicht einfach nur ein weiterer Superheldenfilm. Es wurde eher ein echtes, kulturelles Statement. Die Welt von Wakanda ist nicht nur technisch superfortschrittlich, sondern auch vollgepackt mit Geschichte und sieht einfach einzigartig aus. Und die Story? Die erzählt von Macht, Verlust und Verantwortung auf eine Art, die man von Blockbustern so nicht gewohnt ist. Dann kam der Schock: Chadwick Boseman, der Hauptdarsteller, starb plötzlich.

    Das traf nicht nur Marvel, sondern auch alle Fans. Anstatt einfach weiterzumachen, als wäre nichts passiert, hat das Studio die Trauer in die Geschichte eingebaut, was man in den Figuren und im ganzen Ton des Films merkt. Eine Entscheidung, die der Reihe noch mehr Tiefe gibt und ein Statement setzt: Wakanda lebt weiter. Hier findest du alle bisherigen Black Panther-Filme und einen Vorgeschmack auf den dritten Teil.

    1. Black Panther (2018)

    Black Panther kam genau zum Höhepunkt des MCU-Hypes raus und war sofort was Besonderes. Nicht nur wegen der coolen Bilder und des Soundtracks, sondern weil er Themen aufgriff, die man bei Marvel sonst selten sieht: Kolonialismus, Identität und Verantwortung. T’Challa (Chadwick Boseman) kommt zurück in das hochentwickelte und versteckte Königreich Wakanda, nachdem sein Vater gestorben ist. Als neuer König muss er sich jetzt nicht nur gegen Feinde von außen wehren, sondern auch gegen seinen Cousin Killmonger, der eine ganz andere Vorstellung von Gerechtigkeit hat als er. Für Marvel und viele Zuschauer war der Film ein echter Meilenstein: Er zeigte, dass Blockbuster neben Action auch Haltung zeigen können.

    2. Black Panther 2: Wakanda Forever (2022)

    Teil zwei hatte es schwer: Er musste ohne Chadwick Boseman auskommen, der 2020 starb. Wakanda Forever meistert diese Aufgabe allerdings mit viel Respekt und Emotion. Der Film zeigt, wie Wakanda mit Verlust und Bedrohungen umgeht, während neue Figuren und Konflikte in den Vordergrund treten. Die Kombination aus Trauerbewältigung und gewohnt kraftvoller Action macht das Sequel zu einer Fortsetzung, die dem Original in nichts nachsteht. Im Fokus steht Shuri, T’Challas Schwester, die mit seinem Verlust kämpft und plötzlich die Verantwortung für Wakanda übernehmen muss. Dann taucht Namor auf, der Anführer eines geheimen Unterwasserreichs, und bringt neue Probleme mit. Der Film ist visuell stark, emotional echt und ehrlich. Wakanda Forever zeigt, dass das Franchise nicht nur weiterlebt, sondern sich auch weiterentwickelt: Es ist politischer und menschlicher geworden.

    3. Black Panther 3

    Wie es im nächsten Film weitergeht, der voraussichtlich 2028 in die Kinos kommt, ist noch nicht genau bekannt. Inzwischen ist der dritte Teil aber offiziell angekündigt, und auch Regisseur Ryan Coogler und Letitia Wright als Shuri sind wieder mit an Bord. Eine kleine Sensation kommt noch dazu: Superstar Denzel Washington ist neu dabei. Für ihn wurde extra eine neue Rolle geschrieben, was schon für ordentlich Gesprächsstoff sorgte. Ob Shuri wieder im Mittelpunkt steht, ist bisher noch offen. Es gibt außerdem weitere Spekulationen: M’Baku könnte mehr Verantwortung übernehmen, oder T’Challas Sohn Toussaint könnte wichtiger werden. Vielleicht geht’s diesmal weniger ums Königreich an sich, sondern mehr darum, wie Wakanda seinen Platz in der Welt findet: politisch, spirituell oder auch zwischen Tradition und Fortschritt. Vielleicht wird dies nicht einfach nur ein Nachfolger, sondern ein echter Neuanfang.

  • Die 10 schlimmsten Änderungen in Disney Live-Action Remakes: Was Fans enttäuschte

    Die 10 schlimmsten Änderungen in Disney Live-Action Remakes: Was Fans enttäuschte

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Disney hat in den letzten Jahren damit begonnen, seine klassischen Zeichentrickfilme in Live-Action-Versionen neu zu erzählen. Während einige dieser Remakes zu echten Erfolgen wurden und die Magie der Originale wunderbar einfangen konnten, hagelte es bei anderen ordentlich Kritik.

    Einige Anpassungen und Änderungen der Charaktere und Dramaturgie sorgten für Diskussionen und ließen vor allem hartgesottene Fans unzufrieden zurück. Ob es darum geht, wie Charaktere dargestellt wurden, welche Szenen weggelassen wurden oder wie man mit den Erwartungen der Fans umging - einige Entscheidungen von Disney kamen gar nicht gut an. In dieser Liste werfen wir einen Blick auf die 10 schlimmsten Änderungen in den Disney Live-Action Remakes, darunter auch die umstrittenen Anpassungen in der neusten Produktion „Lilo & Stitch“. Wenn du dir selbst ein Bild machen möchtest: Natürlich erfährst du mit JustWatch, wo du alle Filme streamen kannst.

    1. Lilo & Stitch (2025)

    Die Neuverfilmung von Lilo & Stitch brachte 2025 einigen Gesprächsstoff. Unter anderem verantwortlich für die Spaltung der Fan-Meinungen: Die Entscheidung, Stitch als CGI-Figurstatt in klassischem Zeichentricklook darzustellen. Im Original ist unser Stitch der durchgeknallte, aber irgendwie liebenswerte kleine Alien, der einen großen Teil von Lilos emotionaler Reise ausmacht. In der neuen Version wird er jedoch deutlich realistischer dargestellt und dadurch auch weniger verspielt und charmant. Für viele Fans fühlte sich das wie ein Bruch mit dem besonderen Flair des Originals an. Noch ein weiterer Kritikpunkt verschafft Lilo & Stitch jedoch einen Platz in dieser Liste: das Ende. Das wurde nämlich einfach umgeschrieben und stellt das ursprüngliche hawaiianische “Ohana”-Motto infrage. Ein Großteil der Fans machte das besonders wütend, sie beklagten eine fehlende Sensibilität gegenüber dem Original und der hawaiianischen Kultur und Geschichte.

    2. Der König der Löwen (2019)

    Das „Live-Action“-Remake von Der König der Löwen sorgte für eine der umstrittensten Änderungen aller Disney-Neuinterpretationen: die Entscheidung, den Film mit realistischeren Tieren zu animieren. Während die Animation durchaus atemberaubend war und die Tiere unglaublich realistisch wirkten, fehlte es dem Film oft an der Emotionalität und dem Ausdruck, den die Original-2D-Tiere vermittelten. Besonders die ikonischen Szenen (z.B. der tragische Moment von Musafas Tod), kamen nicht so emotional rüber, weil die viel realistischeren Tiere einfach nicht in der Lage waren, dieselbe Tiefe an Emotionen zu zeigen und damit alle Zuschauer tief zu bewegen. Diese Entscheidung, auf Hyperrealismus statt auf das expressive Animationsdesign zu setzen, wurde dem Zauber des Originals immer wieder zum Verhängnis.

    3. Mulan (2020)

    Das Remake von Mulan ist ein weiteres Beispiel dafür, wie man einen Klassiker mit einer großen Portion Dramatik und dafür weniger Spaß erneuert. Anstatt auf die humorvollen Elemente und die Musik des Originals zurückzugreifen, wurde das Remake zu einem düsteren und eher dramatischen Film, der die traditionelle Geschichte von Mulan erzählte, aber mit weniger Fantasie und Magie. Besonders die Abwesenheit des legendären Songs „I’ll Make a Man Out of You“ sorgte für Unverständnis und Empörung: Plötzlich war das Herzstück des Originals verschwunden. Auch die Entscheidung, den Drachen Mushu zu streichen, war für viele Fans ein weiterer Kritikpunkt, schließlich spielte dieser Charakter eine wichtige Rolle in der charmanten Dynamik des Originals.

    4. Die Schöne und das Biest (2017)

    Das Remake von Die Schöne und das Biest brachte uns Emma Watson als Belle und eine neue, modernisierte Version des klassischen Märchens. Eine der größten Änderungen war allerdings die Einführung von „neuen“ Songs und einer vertieften Hintergrundgeschichte für das Biest. Was nicht an sich eine schlechte Idee war, wurde für vielen Fans zum Ärgernis. Sie empfanden die neuen Lieder als unnötig und nicht ganz so eingängig wie die legendären Original-Songs. Besonders das zusätzliche Lied „Evermore“, das vom Biest gesungen wird, wurde oft als unnötige Länge empfunden. Während die Visuals des Films wirklich beeindruckend waren und fantastisch ankamen, hinterließen einige Änderungen bei den Fans einen bitteren Nachgeschmack.

    5. Aladdin (2019)

    In Aladdin wird Will Smith zum fliegenden Dschinn - eine Wahl, die nicht nur viele Fans spaltete, sondern auch große Veränderungen zur Originalversion mit sich brachte. Der Dschinn, der in der Animationsversion eine Mischung aus Humor und Weisheit war, wurde in der Live-Action-Version zu einem eher popkulturellen Charakter, der mit vielen modernen Anspielungen und einem Rap-Element ausgestattet wurde. Auch die Verhältnisse zwischen Aladdin und Jasmine wurden ordentlich modernisiert, was auf der einen Seite zwar eine willkommene Veränderung war, jedoch auch immer die Frage aufwarf: Warum ändert man klassische und charmante Teile des Originals ab? Die neue Version war zwar durchaus unterhaltsam, die unverwechselbare Magie des Originals ging jedoch laut Fans und Kritikern teilweise verloren.

    6. Dumbo (2019)

    Tim Burtons Neuauflage von Dumbo war visuell durchaus beeindruckend, doch die Änderungen an der Geschichte gingen vielen viel zu weit. Anstatt das einfache und herzerwärmende und sympathische Märchen über den kleinen, fliegenden Elefanten zu erzählen, wurde die Geschichte mit einer modernen und düsteren Wendung versehen. Der Fokus auf die menschlichen Charaktere der Geschichte, insbesondere auf den Unternehmer V.A. Vandevere, schien den Charme des Originals zu ersetzen. Die Tiere, die einst die wahren Stars der Geschichte waren, rutschten in den Hintergrund, was viele als eine unnötigeVeränderung empfanden. Die Entscheidung, Dumbo nicht einfach als den Hauptcharakter agieren zu lassen, sondern ihn in einem komplexeren Szenario zu verankern, stieß ebenfallsauf wenig Begeisterung.

    7. Maleficent - Die dunkle Fee (2014)

    In Maleficent bekommt die böse Fee aus „Dornröschen“ eine ganz neue Wendung, die viele Fans der klassischen Märchen eher verwirrte. Anstatt Maleficent einfach als die böse, fluchende Fee zu zeigen, wird sie von Angelina Jolie zur tragischen Heldin mit einer tiefen Hintergrundgeschichte. Diese Entscheidung, dem Charakter mehr Tiefe zu verleihen, sorgte bei vielen für Überraschung, da sie im Original als pure Antagonistin einfach perfekt funktionierte. Die Erklärungen und die Charakterentwicklung waren zweifellos spannend, aber sie änderten die gewohnte Erzählweise des Märchens von der bösen Hexe, die den Fluch über Aurora legt, zu einer vielschichtigen, fast „guten“ Figur. Für einige Zuschauer war das eine erfrischende Erweiterung der Geschichte, für andere jedoch der Beginn einer unnötigen Umdeutung der klassischen Disney-Märchen.

    8. Alice im Wunderland (2010)

    Tim Burtons Alice im Wunderland brachte viele visuelle Überraschungen, aber auch eine gehörige Portion Veränderung. Die größte war wohl die Entscheidung, Alice nicht als ein junges Mädchen, das in eine Fantasiewelt stolpert, darzustellen, sondern als eine bereits erwachsene Frau, die „wieder“ ins Wunderland zurückkehrt. Der Film fügte eine völlig neue Handlungsebene hinzu, bei der Alice nicht nur versucht, Wunderland zu retten, sondern außerdem eine Art „Heldin“ wird, die gegen die böse Rote Königin kämpft. Während der Film optisch beeindruckend war, gingen viele Fans die Änderungen viel zu weit und beschwerten sich über die fehlende Magie aus Alices erster Reise.

    9. Cinderella (2015)

    In der Live-Action-Version von Cinderella wurde die berühmte Szene, in der die gute Fee ihr in ein zauberhaftes Kleid zaubert, ein bisschen aufgemotzt - und nicht nur die. Der Film fügte gleich eine ganze Menge neuer Zutaten hinzu, wie etwa die Hintergrundgeschichte der bösen Stiefmutter und eine tiefere Betrachtung von Cinderellas Verhältnis zu ihrer Familie. Während die klassischen Elemente natürlich erhalten blieben, fühlte sich das Ganze für die Fans irgendwie nicht mehr ganz so magisch an. Die neuen Handlungsstränge brachten ein bisschen mehr Tiefe, aber gleichzeitig auch eine Menge Erklärungen, bei denen Das Märchenflair immer mehr verloren ging. Am Ende blieb irgendwie weniger vom funkelnden Zauber übrig, den das Original so einzigartig machte.

    10. Arielle, die Meerjungfrau (2023)

    Die Live-Action-Variante von Arielle, die Meerjungfrau brachte den Klassiker „Arielle“ mit Halle Bailey in der Hauptrolle zurück auf die Leinwand - aber nicht jeder war begeistert. Die Entscheidung, den Klassiker mit moderneren Songs und einer realistischeren Unterwasserwelt umzusetzen, machte nicht unbedingt jeden Fan happy. Arielles Darstellung durch Bailey wurde zwar gefeiert, aber die CGI-Welt und die neuen musikalischen Akzente kamen nicht überall gut an. Und die böse Ursula? Die bekam eine neue Richtung, die für einigen Gesprächsstoff sorgte. Trotz all dieser Unterschiede war der Film jedoch ein Erfolg und brachte frischen Wind in das bekannte Märchen.

  • 8 Zeitreise-Serien, die du nach “Outlander” sehen musst

    8 Zeitreise-Serien, die du nach “Outlander” sehen musst

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Outlander hat nicht nur Historienfans begeistert, sondern ein eigenes Genre zwischen Zeitreisedrama, epischer Romantik und Abenteuerserie geprägt. Die Geschichte rund um Claire und Jamie Fraser fesselt mit großen Gefühlen, schicksalhaften Wendungen und einem Setting, das schöner kaum sein könnte. 

    Doch was tun, wenn nach sieben Staffeln alle Highland-Tränen geweint sind? Gute Nachrichten: Staffel 8 ist unterwegs – und mit Blood of My Blood ist ein vielversprechendes Spin-off am Start. 

    Aber es gibt weitere spannende Alternativen und deshalb präsentieren wir dir Klassiker und Geheimtipps, die wie Outlander mit Zeitreisen spielen – und dabei mal romantisch, mal dramatisch, mal mysteriös, aber immer unterhaltsam sind.

    Blood of My Blood (2025)

    Outlander-Fans, die wissen möchten, wie alles begann, kommt um Blood of My Blood nicht herum. Das Prequel erzählt die Liebesgeschichten der Eltern von Claire und Jamie – und das in zwei verschiedenen Zeitlinien. Wir erleben große Gefühle vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs in Schottland und zugleich einen Blick in Claires Herkunft. Die Serie knüpft stilistisch und atmosphärisch direkt an das Original an: wieder stehen epische Romanzen, tragische Verwicklungen und historische Umbrüche im Mittelpunkt. Visuell und atmosphärisch bleibt alles vertraut, denn Showrunner Matthew B. Roberts hat auch hier die Finger im Spiel. Und während The Time Traveler’s Wife den Faktor Zeit als Prüfstein der Liebe nutzt, erzählt Blood of My Blood von ihren Ursprüngen – und verspricht damit, Herz und Mythos der Saga neu zu entfachen.

    Timeless (2016)

    Wenn du Outlander vor allem wegen der Zeitreise-Aspekte geliebt hast, ist Timeless genau dein Ding. Statt Highlands und Kilts erwarten dich hier Bonnie & Clyde, Abraham Lincoln und Elvis Presley – denn ein Team aus Historikerin, Soldat und Wissenschaftler springt durch die US-Geschichte, um einen fiesen Geheimbund zu stoppen. Klingt abgedreht? Ist es auch – aber Fans und Kritiker sind gleichermaßen angetan. Neben den spannenden Zeitsprüngen überzeugt die Serie vor allem durch starke emotionale Verbindungen zwischen den Figuren. Wie bei The Flash geht es um Menschen, die buchstäblich Geschichte erleben – und sich darin verlieren. Romantische Spannungen, große Opfer, moralische Dilemmata – Timeless liefert alles, was Outlander-Fans lieben. Und das Ganze in einem modernen Setting mit jeder Menge Style, Tempo und überraschend viel Charme.

    12 Monkeys (2015)

    Zugegeben, 12 Monkeys ist düsterer und deutlich mehr Sci-Fi als Outlander. Aber wer bereit ist, sich auf eine komplexe, intensive Geschichte mit viel Drama und emotionalem Gewicht einzulassen, wird hier definitiv fündig. Im Zentrum steht James Cole, der durch die Zeit reist, um eine globale Pandemie zu verhindern – begleitet von der brillanten Virologin Cassandra Railly. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tragische, spannungsgeladene Beziehung, die sich konsequent über mehrere Staffeln entfaltet. Ihre Chemie ist das emotionale Rückgrat der Serie, trotz aller apokalyptischer Gefahren, mit denen James und Cassandra konfrontiert werden. Wer die melancholische Romantik von The Time Traveler’s Wife mochte, aber mehr erzählerische Komplexität sucht, sollte hier unbedingt eintauchen und sich auch das viel diskutierte Serienfinale nicht entgehen lassen.

    Doctor Who (2005)

    Doctor Who ist ein Klassiker – und doch nie altmodisch. Die britische Kultserie erzählt seit Jahrzehnten von einem mysteriösen „Doctor“, der mit der TARDIS durch Raum und Zeit reist. Klingt nach Sci-Fi? Ist es auch – aber eben auch voller Gefühl, Menschlichkeit und bittersüßer Abschiede. Gerade für Outlander-Fans ist interessant, wie sehr die Serie mit romantischer Sehnsucht spielt, ohne zu sehr ins Kitschige zu kippen. Die wechselnden Begleiter:innen des Doctors sorgen für emotionale Tiefe, und manche Beziehung lässt selbst Jamie und Claire blass aussehen. Wer keine Angst vor Zeitparadoxen, Aliens und ein bisschen Irrsinn hat, findet hier eine Serie, die das Herz und den Verstand auf Reisen schickt.

    Lost (2004)

    Zeitreise? Nur ein Element in einem der größten TV-Phänomene dieses Jahrtausends. Lost beginnt als Survival-Serie auf einer mysteriösen Insel, entwickelt sich aber schnell zu einem komplexen Puzzle mit Sci-Fi-Elementen – darunter auch Zeitsprünge. Doch was bleibt, sind die Figuren: intensiv gezeichnet, gebrochen, romantisch und manchmal tragisch verbunden. Die Liebesgeschichten – von Jack und Kate bis zu Sun und Jin – sind das emotionale Zentrum der Serie und funktionieren unabhängig vom Mystery-Rahmen. Wie bei Outlander ist vieles schicksalhaft, bittersüß und zutiefst menschlich. Und während 12 Monkeys das Thema Zeitreise eher rational angeht, sind die Zeitsprünge in Lost nur einer von vielen Bausteinen, um existenzielle Fragen zu stellen. Auch wenn das Finale die Gemüter spaltet: Lost ist eine Erfahrung, die man nicht vergisst – und für Fans emotionaler Stoffe absolut lohnenswert. 

    The Flash (2014)

    Du willst Zeitreise, Romantik und ein bisschen Superhelden-Charme? The Flash liefert genau das – und zwar überraschend einfühlsam. Barry Allen ist nicht nur der schnellste Mann der Welt, sondern auch ein Romantiker, wie er im Buche steht. Seine Beziehung zu Iris West ist das emotionale Herzstück der Serie, und selbst in den wildesten Zeitreise-Twists verliert die Serie nie ihre Menschlichkeit. The Flash erzählt von Verlust, Hoffnung, Freundschaft – und davon, wie es ist, immer wieder Entscheidungen über Zeit und Schicksal zu treffen. Im Vergleich zu Timeless ist The Flash verspielter und bunter, aber emotional nicht weniger aufrichtig. Für alle, die Romantik und Action in gleichem Maß mögen, ist dies die leichtfüßige, moderne Alternative mit Superkräften und großen Gefühlen.

    The Time Traveler’s Wife (2022)

    Diese Miniserie basiert auf dem gleichnamigen Roman – und ja, es gab auch einen Film, aber die Serienfassung ist um einiges komplexer, mutiger und emotionaler. Henry leidet unter einer genetischen Anomalie, die ihn unkontrolliert durch die Zeit reisen lässt. Clare liebt ihn trotzdem – und genau das macht ihre Beziehung so intensiv, berührend und tragisch. The Time Traveler’s Wife behandelt große Themen wie Vertrauen, Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach Kontrolle über das eigene Leben. Wer bei Outlander von Claires und Jamies Liebe über Epochen hinweg mitgefiebert hat, wird auch hier sofort am Bildschirm kleben. Und im Gegensatz zu 12 Monkeys, wo Zeitreisen die Mission antreiben, wirkt das Phänomen hier wie ein Fluch – etwas, das Menschen verbindet und zugleich unüberwindbar trennt.

    Paper Girls (2022)

    Vier Mädchen aus den 1980ern landen nach einer Zeitreise in einer dystopischen Zukunft – klingt nach Stranger Things mit Girlie-Twist, ist aber viel mehr. Paper Girls basiert auf einem gefeierten Comic und bringt Coming-of-Age, Sci-Fi und emotionale Tiefe auf den Punkt. Was die Serie besonders macht, sind die Freundschaften: Die Mädchen treffen auf ihre älteren Ichs, müssen sich mit der eigenen Zukunft auseinandersetzen – und mit dem Gefühl, dass nicht alles so laufen wird, wie man es sich als Teenager ausmalt. Leider wurde die Serie nach einer Staffel abgesetzt, trotz guter Kritiken und viel Zuschauerlob. Wie Lost oder Doctor Who nutzt auch Paper Girls Zeitreisen, um über Selbstbestimmung, Reue und den Mut zu sprechen, das eigene Schicksal zu gestalten.

  • Die verstörendsten Animes – garantiert nichts für Kinder!

    Die verstörendsten Animes – garantiert nichts für Kinder!

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Anime ist längst kein Synonym mehr für niedliche Monster und Teenagerdramen und diese Filme beweisen, dass gezeichnete Bilder oft schonungsloser sind als jede Realverfilmung. Die Tragödie der Belladonna zeigt, wie sich Unterdrückung in sexuelle Raserei verwandelt, Perfect Blue zersetzt den Ruhm einer Sängerin in paranoiden Terror, und The End of Evangelion bringt buchstäblich das Ende der Welt.

     Und dann kommt Urotsukidōji – Legend of the Overfiend und durchbricht auch noch die letzte moralische Grenze. Zwischen ihnen bewegen sich Vampire Hunter D mit gotischer Romantik und Seoul Station mit sozialem Nihilismus. Jeder dieser Filme lotet auf eigene Weise aus, wie weit menschlicher Schmerz, Wahn und Lust visuell getrieben werden können. Während Ü16-Animes wie Fist of the North Star oder Ninja Scroll vor allem durch explizite Gewalt auffallen, dringen diese Werke tiefer – sie gehen wirklich unter die Haut und zeichnen ein Panorama des Abgrunds: verstörend, poetisch, kompromisslos. Kurzum: Diese Liste ist nichts für Zartbesaitete, sondern für alle, die verstehen wollen, wie grausam schön Animation sein kann.

    Die Tragödie der Belladonna (1973)

    Eiichi Yamamotos Die Tragödie der Belladonna ist ein satanisches Märchen über Macht, Missbrauch und weibliche Rebellion – und wirkt im Vergleich zu Perfect Blue fast wie ein archaischer Ursprung des feministischen Horrors. Wo Satoshi Kon den Zerfall des Selbst im grellen Scheinwerferlicht zeigt, lässt Yamamoto seine Heldin in Aquarellen erblühen und verfaulen. Seine Bilder sind von einer unverschämten Sinnlichkeit, die an The End of Evangelion erinnert, wenn Körper zu Symbolen der Apokalypse werden. Urotsukidōji treibt dieses Prinzip Jahre später ins Obszöne. Belladonna ist weniger Erzählung als Vision, eine Orgie aus Farbe, Schmerz und Befreiung. Wer die poetische Wucht dieses Films aushält, versteht, warum Anime den Horror tiefer treiben kann als jede Kamera.

    Vampire Hunter D: Bloodlust (2000)

    Vampire Hunter D: Bloodlustverwandelt den klassischen Vampirmythos in ein düster-romantisches Endzeitdrama, das visuell irgendwo zwischen Die Tragödie der Belladonna und The End of Evangelion liegt. Regisseur Toyoo Ashida lässt seine postapokalyptische Welt in gotischem Glanz verrotten und erzählt eine melancholische Geschichte von Erlösung und Verdammnis. Während Perfect Blue das Grauen in der Psyche sucht, badet Vampire Hunter D im Blut der Sehnsucht. D, halb Mensch, halb Vampir, ist ein tragischer Held, gefangen zwischen Leben und Tod – so verloren wie Shinji Ikari in The End of Evangelion. Beide kämpfen eigentlich nicht gegen Monster, sondern gegen sich selbst. Vampire Hunter D verwandelt diesen inneren Konflikt in ein visuelles Epos, in dem Schönheit und Vergänglichkeit untrennbar sind.

    Perfect Blue (1998)

    Im Spektrum zwischen körperlichem und seelischem Horror steht Satoshi Kons Perfect Blue an der psychologischen Spitze. Der Film zeigt, wie Ruhm zur Krankheit wird und Identität zur tödlichen Illusion. Während Die Tragödie der Belladonna den Körper entfesselt und The End of Evangelion die Seele sprengt, zersetzt Perfect Blue die Wahrnehmung selbst. Mima, einst Pop-Sternchen, nun Schauspielerin, verliert sich im Blick ihrer Fans – das Monster ist die Sucht nach Aufmerksamkeit. Wie Seoul Station entlarvt der Film eine Gesellschaft, die ihre Opfer selbst produziert, doch Satoshi Kons Vision bleibt leiser, präziser, perfider. Perfect Blue ist der Albtraum der Moderne, das Gegenstück zu Urotsukidōji: weniger Fleisch, mehr Seele – und genau deshalb schwerer zu vergessen.

    Seoul Station (2016)

    Yeon Sang-hos Seoul Station ist ein urbaner Albtraum, in dem die Apokalypse nüchterner aussieht als je zuvor. Im Gegensatz zu Vampire Hunter D gibt es hier keine Helden, keine Romantik, nur Überleben im Schmutz. Die Zombies sind austauschbar – die wahre Seuche sind Armut und Gleichgültigkeit. Wie Perfect Blue untersucht der Film, was passiert, wenn Menschen zu Objekten werden, nur dass Sang-ho die Kamera nicht auf das Individuum richtet, sondern auf das Kollektiv. Die Tragödie der Belladonna war religiös, Urotsukidōji pornografisch, Seoul Station ist politisch – aber alle drei teilen denselben Pessimismus. Hier stirbt nicht nur der Mensch, sondern jede Illusion von Menschlichkeit.

    Neon Genesis Evangelion: The End of Evangelion (1997)

    Hideaki Annos The End of Evangelion ist der Zusammenbruch des Selbst in göttlicher Größenordnung. Wie Perfect Blue erzählt er vom Verlust der Identität, wie Die Tragödie der Belladonna von der Sünde als Schöpfungsakt, und wie Urotsukidōji von der Verschmelzung von Fleisch und Chaos. Doch Annos Werk geht weiter: Es beendet die Welt. Der Film ist Apokalypse als Therapie, ein Bilderrausch, in dem Menschheit und Hoffnung gleichzeitig implodieren. Während Seoul Station den Zerfall der Gesellschaft seziert und Vampire Hunter D den inneren Kampf seiner Figuren betont, macht Evangelion aus beidem den Untergang der Welt. Kein anderer Anime hat Zerstörung so schön aussehen lassen – und so endgültig.

    Urotsukidōji – Legend of the Overfiend (1989)

    Urotsukidōji – Legend of the Overfiend ist der Punkt, an dem Tabu und Faszination kollidieren. Was Perfect Blue psychologisch andeutet, zeigt dieser Film physisch: die Entfesselung des Begehrens, das in Zerstörung umschlägt. Im Vergleich zu Die Tragödie der Belladonna fehlt hier jede Symbolik – der Horror ist direkt, schmutzig, vulgär. Dennoch teilen beide dieselbe Vision: den menschlichen Körper als Schauplatz des Göttlichen und Abgründigen. Urotsukidōji ist kein Film für schwache Nerven, sondern ein Manifest des Exzesses, das The End of Evangelion’s metaphysischen Wahn in fleischliche Form gießt. Er ist berüchtigt, verstörend, aber unverzichtbar, wenn man verstehen will, wie weit erwachsene Animes gehen können.

  • Leprechaun-Filme in der richtigen Reihenfolge – und worum es in jedem Teil geht

    Leprechaun-Filme in der richtigen Reihenfolge – und worum es in jedem Teil geht

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Grüner Zylinder, Goldtopf und ein Hang zu makabrem Humor: Der Leprechaun ist nicht nur ein Kobold aus der irischen Mythologie – sondern auch der Star eines der bizarrsten Horror-Franchises aller Zeiten. 

    Seit 1993 meuchelt sich die kultige Horrorfigur quer durch den amerikanischen Traum und macht sogar einen (no pun intended) Abstecher ins Weltall. Dabei changiert die Reihe mühelos zwischen Slasher, schwarzer Komödie und satirischem Trash – oft mit bewusst schlechtem Geschmack, aber ebenso viel Kultpotenzial.

    In acht Filmen wurde der kleine, mordende Kobold zur beliebten Horror-Ikone, deren Reim-Sprüche genauso berüchtigt sind wie seine blutigen Racheakte. In dieser Liste stellen wir dir alle Teile der Reihe in der richtigen Reihenfolge vor.

    Leprechaun - Der Killerkobold (1993)

    Leprechaun (1993) ist die Geburt einer Kultfigur und ein Paradebeispiel für das, was das Franchise ausmacht: absurder Humor, kreative Kills und eine Prämisse, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Der kleine Kobold metzelt sich in diesem ersten Teil durch ein abgelegenes Haus – mal mit Reimen, mal mit Flüchen, mal mit selbstgebastelten Fallen. Dabei steht sein gestohlenes Gold im Zentrum. Der Film bietet eine Mischung aus Slapstick, Gewalt und Märchenästhetik. Jennifer Aniston gibt hier ihr Debüt, was dem Film rückblickend Kultstatus verleiht. Zwar ist vieles trashig inszeniert, aber genau das macht den Reiz aus. Späteren Teilen wie Leprechaun 2 oder Leprechaun Returns diente er als Blaupause: wenig Logik, viel Spaß und maximaler Kultfaktor. Wer auf 90er-Jahre-Horror mit schrägem Ton steht, wird hier definitiv fündig.

    Leprechaun 2: Der Killerkobold kehrt zurück (1994)

    Leprechaun 2 (1994) verlegt das Geschehen nach Los Angeles und bringt neue Elemente ins Spiel: Der Kobold will heiraten – und sucht sich ausgerechnet eine Nachfahrin seiner alten Peiniger aus. Zwischen urbanem Chaos, Touristenfallen und makabren Hochzeitsszenarien entfaltet sich ein noch blutigeres Gemetzel. Die Kills sind kreativer, der Humor schwärzer, die Sprüche der Titelfigur noch bissiger. Warwick Davis überzeugt erneut mit sichtbarem Spaß an der Rolle. Auch wenn die Story hanebüchen und etwas holprig wirkt, punktet der Film durch Tempo, Skurrilität und eine gewisse Derbheit, die Fans zu schätzen wissen. Kein anspruchsvoller Klassiker, aber ein unterhaltsamer Beitrag zum wachsenden Trash-Kanon des Kobolds. Und wer ihn in Hochform erleben will, bevor es in Teil 3 und 4 völlig eskaliert, ist hier goldrichtig.

    Leprechaun 3 - Tödliches Spiel in Las Vegas (1995)

    Willkommen in Las Vegas – dem perfekten Ort für Gier, Betrug und todbringende Kobolde. In Leprechaun 3 (1995) findet sich der mörderische Mini-Protagonist im grellen Las Vegas wieder und entfesselt dort sein mörderisches Chaos, als hätte er sich James Bonds Lizenz zum Töten ausgeliehen. Ob Showgirls, Zocker oder Magier – niemand ist sicher vor seinem Rachedurst. Besonders gelungen ist der satirische Blick auf die Sucht nach Reichtum, der mit absurden Metamorphosen und grotesken Todesarten untermalt wird. Im Gegensatz zu Leprechaun 2 nimmt sich dieser Film gar nicht mehr ernst – und legt damit die Grundlage für den völligen Trash-Wahnsinn von Leprechaun 4: In Space. Trotz seines kleinen Budgets wurde er der erfolgreichste Direct-to-Video-Film des Jahres – und ist heute ein absoluter Kultfavorit unter Genrefans.

    Leprechaun 4: In Space (1997)

    Was macht man, wenn man als Franchise alles ausprobiert hat? Genau: Man fliegt ins All. Leprechaun 4 (1997) spielt auf einem fremden Planeten, wo der Kobold sich als galaktischer Tyrann versucht – inklusive Alien-Prinzen, mutierten Cyborgs und Laserschwerten. Die Handlung ist so absurd, dass sie fast schon wieder Sinn ergibt – also zumindest irgendwie. Wer Leprechaun 3 noch halbwegs nachvollziehbar fand, erlebt hier den endgültigen Kontrollverlust. Trashiger als dieser Film wird es kaum: billige Sets, groteske Make-up-Effekte und Dialoge zum Augenrollen. Aber genau deshalb funktioniert er – als selbstironisches Spektakel voller gestörter Ideen und Geschmacksverirrungen. Kurzum: Ein abgedrehter Trip ins interstellare Nonsens-Kino – meilenweit entfernt von intelligent, aber dafür unvergleichlich.

    Leprechaun 5 - In the Hood (2000)

    Mit dem fünften Teil wagt sich das Franchise auf ungewöhnliches Terrain: die Hip-Hop-Kultur der Jahrtausendwende. Drei Nachwuchsrapper stehlen dem Leprechaun sein Gold – ein dummer Fehler, den sie bald bitter bereuen. Leprechaun in the Hood (2000) mischt Slasher, Blaxploitation und Comedy mit Weed-Jokes und Rap-Performances. Der Film ist voller politisch unkorrekter Gags, stellt sich aber gleichzeitig als Kommentar auf Konsum, Armut und künstlerischen Ausverkauf dar. Besonders kurios: Der Leprechaun rappt selbst – mit überraschend viel Flow. Nach dem interstellaren Irrsinn von In Space wirkt In the Hood fast bodenständig – aber ähnlich bescheuert. Für viele Fans ist dieser Teil der unangefochtene Kult-Höhepunkt der Reihe. Wer offen für Genre-Crossover ist, sollte ihn unbedingt gesehen haben. Dasselbe gilt natürlich für die ähnlich durchgeknallte, aber nicht ganz so gelungene Fortsetzung.

    Leprechaun 6 - Back 2 tha Hood (2003)

    Es geht zurück in die Hood – aber mit deutlich weniger Biss als im Vorgänger. Back 2 tha Hood (2003) setzt erneut auf urbane Settings und popkulturelle Referenzen, wirkt dabei aber weniger inspiriert als der Vorgänger In the Hood.  Zwar sind einige Kills herrlich übertrieben und die Effekte handgemacht charmant, doch Story und Figuren wirken einfach eine Spur blasser. Die Ironie und Frechheit des Vorgängers fehlen hier weitgehend. Trotzdem: Der Film bietet soliden Splatter, absurde Dialoge und ein paar erinnerungswürdige Szenen. Klar, er gehört nicht zu den Highlights der Reihe – aber für eingefleischte Fans gilt: Lieber ein mittelmäßiger Leprechaun-Film als gar keiner. 

    Leprechaun: Origins (2014) 

    Mit Origins (2014) wagt das Franchise über zehn Jahre nach Back 2 tha Hood einen drastischen Neustart – düster, ernst, realistisch. Der Kobold ist hier kein witziger Sprücheklopfer mehr, sondern ein stummes, gnadenloses Monster. Die Optik erinnert an klassische Creature Features, das Setting spielt in einem irischen Dorf voller Geheimnisse. Trotz atmosphärischer Grundidee leidet der Film etwas unter schwacher Figurenzeichnung und generischen Horrorelementen. Fans der alten Reihe vermissen den Humor und Warwick Davis schmerzlich. Im Vergleich zum vier Jahre später folgenden Leprechaun Returns ein missglückter Neuanfang – interessant, aber seelenlos. Als Standalone-Horrorfilm funktioniert er durchaus – als Teil der Reihe wirkt er eher wie ein Fremdkörper.

    Leprechaun Returns (2018)

    Das von vielen Fans als enttäuschend empfundene Reboot veranlasste die Macher von Leprechaun Returns (2018) dazu, zur altbewährten Erfolgsformel zurückzukehren – mit überraschend solidem Ergebnis. Der Film versteht sich als direkte Fortsetzung des Originals von 1993 und knüpft tonal wie stilistisch genau dort an. Mit einem neuen Darsteller in der Titelrolle, viel Practical Effects und reichlich schwarzem Humor bietet der Film genau das, was Fans lieben: absurde Gewalt, ironische Sprüche und einen respektlosen Umgang mit Genre-Konventionen. Im Vergleich zu Origins wirkt dieser Film wie eine Wiedergutmachung: weniger Horror, mehr Spaß. Die weibliche Hauptfigur ist übrigens die Tochter von Anistons Figur aus Teil 1, was bei Fans zusätzlich Nostalgie erzeugt. Ein gelungenes Revival mit Augenzwinkern und Blutfontänen.

  • Von Laurie Strode bis Maxine Minx: Die 10 besten Final Girls aller Zeiten

    Von Laurie Strode bis Maxine Minx: Die 10 besten Final Girls aller Zeiten

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Im klassischen Slasher- und Horrorfilm ist das „Final Girl“ jene letzte Überlebende, die dem Monster, Killer oder Dämon gegenübertritt. Oft scheinbar schwach oder unterschätzt, wächst sie im Verlauf der Handlung über sich hinaus und konfrontiert das Grauen, dem andere längst erlegen sind. 

    Was in den 1970er-Jahren mit Figuren wie Laurie Strode (Halloween) populär wurde, hat sich seither zu einem festen Archetyp entwickelt – mal ernsthaft, mal ironisch gebrochen. Hier stellen wir zehn besonders beeindruckende „Final Girls“ der Filmgeschichte vor.

    Dieser Artikel enthält Spoiler!

    10. Maxine Minx in "X" (2022)

    Mia Goths sprengt als Maxine Minx in Ti Wests X (2022) das klassische Final-Girl-Schema: Anders als in den Horrorfilmen der 1970er und 80er Jahre, ist sie keine “unschuldige” Teenagerin, die zufällig ins Grauen stolpert, sondern eine junge Frau aus der Pornoindustrie, die unbeirrbar von einer Karriere im Rampenlicht träumt. Was sie am Leben hält, ist nicht der glückliche Zufall oder moralische Überlegenheit, sondern ein fast zynischer Überlebenswille, der sie von den anderen Figuren unterscheidet.

    Ihr Triumph wirkt dadurch weniger wie ein moralischer Sieg als wie eine kalte Selbstbehauptung. Dass sie zugleich eine Art dunkles Spiegelbild der Killerin Pearl darstellt, verleiht ihrer Figur zusätzliche Tiefe. In einer Ära, in der Final Girls oft ironisch gebrochen werden, besticht Maxine durch ungekannte Härte und Ambivalenz.

    9. Grace Le Domas in "Ready or Not" (2019)

    Samara Weaving brilliert in Ready or Not (2019) als Grace, die frisch verheiratet in eine reiche, exzentrische Familie einheiratet – und prompt in ein tödliches Ritual hineingezogen wird. Statt traditioneller Flucht bleibt Grace keine Wahl: Sie muss wortwörtlich ums Überleben kämpfen, während ihre Schwiegerfamilie sie wie ein Jagdopfer durch das Anwesen hetzt. Je länger der Wahnsinn andauert, desto mehr verwandelt sich ihr Hochzeitskleid in ein blutgetränktes Symbol ihres Widerstands. 

    Grace ist zugleich verzweifelt und unerschütterlich, und Weavings exaltiertes Spiel macht sie zu einer modernen Final Girl-Ikone. Ihr Überlebenskampf ist Teil einer cleveren Horror-Satire – und zeigt, dass das Final Girl auch maßlos überzeichnet sein darf.

    8. Erin Harson in "You’re Next" (2011)

    Sharni Vinsons Erin in You’re Next (2011) ist das Final Girl für das Survival-Horror-Zeitalter: Was als Familienfeier beginnt, verwandelt sich in ein blutiges Massaker durch maskierte Eindringlinge – doch Erin ist alles andere als hilflos. Mit Survival-Skills, die sie in ihrer Kindheit in einer Prepper-Kommune gelernt hat, schlägt sie die Angreifer mit brutaler Effizienz zurück. 

    Erin ist nicht nur Überlebende, sondern Jägerin: Sie dreht den Spieß um und hinterlässt ihre Gegner in einer Falle nach der anderen. Damit wird sie zu einem der proaktivsten und cleversten Final Girls überhaupt – fast schon ein Actionheldin im Horror-Gewand.

    7. Kirsty Cotton in "Hellraiser" (1987)

    Ashley Laurence als Kirsty in Hellraiser (1987) nimmt im Pantheon der Final Girls ebenfalls eine Sonderrolle ein. Anders als Laurie oder Nancy (ebenfalls in dieser Liste) kämpft sie nicht nur gegen einen klaren Mörder, sondern gegen das Höllenreich der Cenobiten – und gegen die eigenen Machenschaften ihrer Familie. Kirsty überlebt nicht, weil sie stärker ist, sondern weil sie moralisch entschlossener und listiger handelt als ihre Gegner. 

    Sie versteht, die Regeln der Würfelwelt zu ihrem Vorteil auszunutzen, und wird dadurch zur unerwarteten Heldin. Kirsty ist ein Paradebeispiel dafür, dass das Final Girl-Konzept auch in abgründigeren Horror-Settings funktioniert.

    6. Nancy Thompson in "Nightmare on Elm Street" (1984)

    Heather Langenkamp verkörperte in Wes Cravens Nightmare on Elm Street wiederum eines der ikonischsten Final Girls überhaupt: Nancy Thompson ist allerdings weder passives Opfer noch naive Schülerin, sondern eine strategisch denkende Kämpferin. Statt Freddy Krueger nur zu entkommen, entwickelt Nancy einen ausgeklügelten Plan, um ihn in die Realität zu zwingen und zu besiegen – was sie von vielen anderen Horrorheldinnen unterscheidet. 

    Ihre Cleverness und ihr Pragmatismus sind ihre stärksten Waffen. Nancys Erbe reicht weit: Sie wurde zum Vorbild für zahllose spätere Final Girls, die Intelligenz über körperliche Stärke stellen. Ohne Nancy gäbe es vielleicht kein so klares Bild davon, was ein Final Girl ausmacht.

    5. Gale Weathers und Sidney Prescott in "Scream"

    Die Scream-Reihe (ab 1996) brachte gleich zwei ikonische Final Girls hervor: Neve Campbells als Sidney Prescott und Courteney Cox als Gale Weathers. Sidney ist die klassische Überlebende, die durch Intelligenz, Hartnäckigkeit und Mut immer wieder Ghostface trotzt – und mit jedem Teil stärker wird. Gale hingegen ist eine moderne Variation: ehrgeizig, zynisch und zunächst wenig sympathisch, wächst sie über sich hinaus und wird zu Sidneys wichtigsten Verbündeten. 

    Zusammen zeigen die Beiden innerhalb desselben Franchise, dass der Archetyp des Final Girls viele Facetten kennt: vom traumatisierten Opfer bis zur zähen Kämpferin, die sich gegenseitig ergänzen. Ein Duo, das Horror-Geschichte schrieb.

    4. Adelaide Wilson/Red in "Wir" (2019)

    In Jordan Peeles Wir (2019) spielt Lupita Nyong’o die Doppelrolle von Adelaide und Red – und liefert damit eines der komplexesten Final Girl-Porträts überhaupt. Adelaide kämpft gegen ihre eigene Spiegelung, buchstäblich gegen ihr „andere Ich“. Ihr Überleben wirkt dadurch nicht wie ein klarer Triumph des Guten, sondern wie ein vergifteter Sieg. 

    Adelaide unterstreicht ebenso wie Maxine in X, dass Final Girls nicht immer unschuldige Opfer sein müssen: Ihre Vergangenheit enthält ein düsteres Geheimnis, das am Ende alles infrage stellt. Diese Ambivalenz macht sie zu einer der spannendsten Neuinterpretationen des Konzepts – ein Final Girl, das uns zwingt, die einfache Formel von Gut und Böse zu überdenken.

    3. Laurie Strode in "Halloween" (1978)

    Jamie Lee Curtis prägte mit Laurie Strode inHalloween (1978) das Bild des „Final Girl“ wie kaum eine andere Figur. Laurie wirkt zunächst wie das typische Mädchen von nebenan: strebsam, freundlich, beinahe unscheinbar. Doch als Michael Myers nach Haddonfield zurückkehrt und sie zur Zielscheibe seiner Mordserie macht, zeigt sie eine innere Stärke, die niemand erwartet hätte. 

    Mit Intelligenz, Instinkt und schierer Willenskraft überlebt sie – und wurde damit zur Blaupause unzähliger Horrorheldinnen danach. Über die Jahrzehnte hinweg wandelte sich Laurie von der verängstigten Schülerin zur traumatisierten, aber kämpferischen Überlebenden. Besonders in den jüngeren Halloween-Filmen verkörpert sie eine Frau, die gelernt hat, aus ihrem Trauma Kraft zu schöpfen. 

    2. Dani in "Midsommar" (2019)

    Florence Pugh verkörpert in Ari Asters Midsommar (2019) eine ungewöhnliche Final-Girl-Variante. Dani ist keine klassische Überlebenskämpferin, die am Ende einen Mörder besiegt, sondern eine traumatisierte junge Frau, die in den Bann einer schwedischen Kultgemeinschaft gerät. Ihr „Überleben“ bedeutet nicht Flucht, sondern eine verstörende Form von Integration.

    Dani wird zur Maikönigin gekrönt – und triumphiert dabei weniger über ein Monster als vielmehr über ihren miserablen Freund, der sie zuvor unzähligen Male im Stich gelassen hat und nun zum Opfer des Rituals wird. Das macht Dani zu einer der ambivalentesten Final Girls der jüngeren Horrorgeschichte: Weniger heroisch, dafür konsequent und auf eine beklemmende Art umso beeindruckender.

    1. Ellen Ripley in "Alien" (1979)

    Sigourney Weavers spielt das unangefochtene Final Girl aller Final Girls. In Alien (1979) überlebt Ellen Ripley als einzige die Angriffe des Xenomorphs – und wird zur ersten Genreheldin, die Intelligenz, Durchhaltevermögen und einen klaren moralischen Kompass verkörpert, ohne auf traditionelle Weiblichkeitsklischees reduziert zu werden. 

    Ellen Ripley veränderte im Laufe der Reihe immer wieder ihre Form: In Aliens (1986) wurde sie zur Action-Ikone, in Alien 3 zur Märtyrerin, und in Alien: Die Wiedergeburt zur hybriden Kämpferin. Ihr Vermächtnis zeigt, dass das Final Girl mehr bedeuten kann, als zu Überleben: Ripley ist ein Paradebeispiel für weibliche Stärke und Selbstbehauptung, das Kino- und Popkultur nachhaltig geprägt hat.

  • „Scrubs“ damals und heute: Das wurde aus dem Kult-Cast!

    „Scrubs“ damals und heute: Das wurde aus dem Kult-Cast!

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Wer hat’s noch im Ohr? „I’m no Superman…“ – und schon sitzt man wieder mit J.D., Turk, Elliot, Carla und Dr. Cox in der Sacred Heart-Klinik. Doch was machen die Stars von Scrubs (2001)heute? Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind in alle Richtungen abgebogen: Indie-Filme, Serien, Podcasts, soziales Engagement – mal prominent, mal heimlich.

    Wir schauen uns an, was Zach Braff, Donald Faison, Sarah Chalke, John C. McGinley & Co. heute treiben, wo man sie sehen oder hören kann, damit du dir ihre verschiedenen Projekte zu Gemüte führen kannst. Außerdem verraten wir natürlich, wo du Scrubs aktuell streamen kannst.

    Zach Braff (J.D.)

    Zach Braff, der als charmanter Tagträumer J.D. in Scrubs Kultstatus erreichte, hat sich nach der Serie vor allem als Regisseur und Drehbuchautor einen Namen gemacht. Sein gefeiertes Debüt Garden State (2004) brachte ihm große Anerkennung, später folgten Projekte wie Wish I Was Here (2014). Seit 2020 begeistert er gemeinsam mit Co-Star Donald Faison im nostalgischen Podcast Fake Doctors, Real Friends. 2023 führte Braff Regie bei Episoden der Serie Shrinking (2023), und neue Projekte sind bereits in Planung. Privat engagiert er sich leidenschaftlich für das Thema mentale Gesundheit. Er wurde zwar nicht der erwartete Hollywood-Megastar – doch er hat seinen Platz gefunden, an dem er glücklich ist. Und am Ende zählt genau das.

    Donald Faison (Turk)

    Donald Faison hat nach dem Sacred Heart Krankenhaus weiter Comedy und Rollenvielfalt gezeigt: Er brillierte in The Exes (2011), lieh Figuren in Star Wars Resistance (2018) seine Stimme und spielte 2019 in Emergence. Seit 2020 betreibt er gemeinsam mit Zach Braff den nostalgischen Podcast Fake Doctors, Real Friends – voller Anekdoten, Humor und ihrer unverwechselbaren Chemie. 2023 kehrte er als eine der Hauptfiguren in der Sitcom Extended Family als Serien-Star zurück. Leider wurde die Show nach einer einzigen Staffel abgesetzt. Privat ist Faison stolzer Vater von sechs Kindern und teilt in Interviews und Podcasts gern humorvolle Familiengeschichten. Er taucht zudem gelegentlich in Gastrollen auf und bleibt dadurch in Erinnerung – nicht nur als Turk, sondern als vielseitiger Entertainer.

    Sarah Chalke (Elliot)

    Sarah Chalke wandelt seit Scrubs souverän zwischen Comedy und Drama: Sie hatte Gastrollen in How I Met Your Mother (2008) und ist seit 2013 die Stimme der Beth in Rick and Morty. Zwischen 2021 und 2023 spielte sie in Firefly Lane, wo sie an der Seite von Katherine Heigl als Kate Mularkey überzeugte. Aktuell steht sie für zwei spannende Filmprojekte vor der Kamera: In Playdate – einer Action‑Comedy mit Kevin James und Alan Ritchson, derzeit in Produktion – spielt sie eine Hauptrolle. Außerdem ist The Marshmallow Experiment im Dreh, eine Comedy mit Steve Buscemi und Johnny Knoxville, in der sie die Rolle der „Colleen“ übernimmt. Neben all dem engagiert sich Chalke politisch – als Feministin und im Gesundheitsbereich – und arbeitet auch hinter den Kulissen an eigenen Projekten.

    John C. McGinley (Dr. Cox)

    Mit seiner genial zynischen Rolle als Dr. Cox schrieb John C. McGinley Serien-Geschichte – und auch danach hat er keine Pause eingelegt. Er spielte in Filmen wie 42 (2013) und The Belko Experiment (2026) sowie in der TV-Show Stan Against Evil (2016). Besonders berührend: McGinleys Sohn Max wurde mit Down-Syndrom geboren, was ihn dazu bewegt hat, sich aktiv für Inklusion und Abbau von Vorurteilen einzusetzen – ein Herzensprojekt, das ihm viel bedeutet. Vor der Kamera bleibt er weiterhin präsent: Aktuell steht er in der kommenden HBO-Serie (Arbeitstitel: „Untitled Steve Carell Comedy Series“) als Walter Mann, dem Präsidenten einer renommierten Universität, vor der Kamera. Die Single-Camera-Comedy mit Steve Carell in der Hauptrolle entsteht unter der kreativen Leitung von Bill Lawrence, dem Schöpfer von Scrubs.

    Judy Reyes (Carla)

    Judy Reyes, bekannt als warmherzige und starke Carla Espinosa, hat nach Scrubs erfolgreich den Sprung in viele neue Rollen geschafft. Sie überzeugte unter anderem in der Latin-Soap Devious Maids (2013) und in der Hitserie Claws (2017). Zudem sorgte sie mit einem eindrucksvollen Gastauftritt in der gefeierten HBO-Serie Succession (2018) für Aufsehen. Aktuell spielt Reyes eine der Hauptrollen in der Krimi-Dramedy High Potential (2024). Darüber hinaus engagiert sie sich leidenschaftlich für mehr Diversity und Frauenrollen in Hollywood – sowohl vor als auch hinter der Kamera. Reyes beweist damit, dass sie nicht nur als Schauspielerin glänzt, sondern auch als kreative Vorkämpferin für Gleichstellung, die Frauenpower, Entschlossenheit und Herz miteinander vereint.

    Neil Flynn (Der Hausmeister)

    Neil Flynn, unvergessen als der wortkarge und schräge Hausmeister in Scrubs, blieb nach Serienende gut beschäftigt. Direkt im Anschluss übernahm er ab 2009 die Rolle des Mike Heck in der ABC-Sitcom The Middle (2009), die über neun Staffeln lief und ihn einem neuen Publikum als stoischen Familienvater zeigte. Flynn blieb auch danach aktiv: Er war in Gastrollen u. a. in Shrinking (2023) und als Stimme in Animationsserien wie Bob’s Burgers (2011)zu hören. Fun Fact: Flynn war schon vor Scrubs ein gefragter Darsteller, mit Auftritten in Serien wie Seinfeld (1989) oder Filmen wie Magnolia (1998). Weitere Auftritte? Schon in Planung! Flynn ist schließlich ein Schauspieler, der sich in jedem Genre zu Hause fühlt – und genau deshalb immer wieder gebucht wird.

    Ken Jenkins (Dr. Kelso)

    Ken Jenkins, der grantige Chefarzt Dr. Kelso, hat sich seit dem Ende von Scrubs verstärkt dem Theater und Gastauftritten in TV-Serien wie Cougar Town (2009) und NCIS (2008) gewidmet. 2025 feiert er seinen 85. Geburtstag – und seine Begeisterung für Bühne und Musik ist ungebrochen. Schließlich kann er nicht nur schauspielern, sondern auch hervorragend singen und Gitarre spielen. Seine Fans behaupten, er wähle stets Charaktere, die genauso bissig und schlagfertig sind wie sein kultiger Dr. Kelso. Ken Jenkins beweist, dass gereifte Charakterdarsteller keine Auslaufmodelle sind – eher wie guter Whiskey: je älter, desto besser. Und damit bleibt er ein Vorbild für Generationen.

    Christa Miller (Jordan Sullivan)

    Christa Miller wurde als furiose Jordan in Scrubs bekannt und spielte anschließend von 2009 bis 2015 die Hauptrolle der Ellie Torres in der Sitcom Cougar Town, die von ihrem Ehemann Bill Lawrence produziert wurde. Seit 2023 ist sie als Liz in der Comedy-Drama-Serie Shrinking zu sehen – eine Rolle, die ihre Vielseitigkeit erneut unter Beweis stellt . Miller bringt ihre Expertise aber nicht nur vor der Kamera, sondern auch hinter den Kulissen ein – etwa als Musik-Supervisorin bei Shrinking und Ted Lasso (2020). Damit bleibt sie eine vielseitige und relevante Größe im Geschäft. Fans können gespannt sein: Das Power-Couple Lawrence und Miller arbeitet nebenbei an neuen Projekten – gut möglich, dass der nächste Serienhit schon in ihren Köpfen entsteht.

    Robert Maschio (Dr. “The Todd” Quinlan)

    Der gewitzte Robert Maschio wurde als der schwitzige Dr. Todd Quinlan bei Scrubs zum Kult, doch auch danach blieb er aktiv – allerdings immer weniger vor der Kamera. Er war in diversen Gastrollen zu sehen, unter anderem in Chaos City (1996), Veronica Mars (2004), Cougar Town, Bones (2005) und Undateable (2014). Auch wenn er seitdem kaum noch als Schauspieler in Erscheinung getreten ist, bleibt er als „The Todd“ präsent – etwa auf Fan-Conventions oder in Podcasts wie Tis Your Man from Scrubs, wo er als Gast über sein Leben und die Kultrolle spricht. Zudem hat er sich eine neue Karriere als Immobilienmakler aufgebaut  – wie ein Blick in seine Instagram-Bio zeigt.

    Sam Lloyd (Ted Buckland)

    Sam Lloyd, nicht nur bekannt als liebenswert-verklemmter Ted Buckland in Scrubs, verstarb im April 2020 im Alter von nur 56 Jahren nach einer schweren Krebserkrankung. Neben seiner Schauspielkarriere war er Leadsänger der A‑cappella‑Gruppe The Blanks, die in der Serie mehrfach auftrat und Kultstatus erreichte – mit Coversongs wie Speed Racer oder Maniac und eigenen Alben wie Riding the Wave (2004) und Worth The Weight (2011). Ihre Auftritte gelten bis heute als einige der charmantesten Momente der Serie. Auch abseits von Scrubs war Lloyd aktiv, etwa mit Gastrollen in Cougar Town, Desperate Housewives (2004) oder Seinfeld. Sein Humor, seine Musikalität und seine warmherzige Ausstrahlung machten ihn bei Kolleg:innen wie Fans gleichermaßen beliebt.

  • Alle Tron-Filme in der richtigen Reihenfolge: Vom digitalen Kult zur KI-Revolution

    Alle Tron-Filme in der richtigen Reihenfolge: Vom digitalen Kult zur KI-Revolution

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Seit den frühen 80ern hat kaum ein Science-Fiction-Franchise so konsequent an der Schnittstelle zwischen Technologie und Spiritualität gearbeitet wie Tron. Anders als Star Wars, das galaktische Märchen erzählt, oder Matrix, das dystopische Gesellschaftskritik betreibt, ist Tron vor allem eines: ein stilisiertes Gedankenspiel über Bewusstsein im digitalen Raum.

    Gerade jetzt, wo das Franchise mit dem neuen Film Tron: Ares 2025 zurückgekehrt ist, lohnt sich ein Blick zurück auf die bisherigen Kapitel der Saga in einer Reihenfolge, die inhaltlich Sinn ergibt. Denn auch wenn Tron über Jahrzehnte verstreut wurde, ergibt sich in der richtigen Reihenfolge ein erstaunlich kohärentes Bild. Die Liste beginnt mit dem originalen Klassiker, führt über animierte Ergänzungen und die visuell überragende Fortsetzung bis zum Übergang zur nächsten Generation. Es sind nur drei Filme und eine Serie, aber sie erzählen gemeinsam eine Geschichte über Kontrolle, Identität, Revolution und darüber, wie es sich anfühlt, in einer Welt aus Licht zu leben.

    1. Tron (1982)

    Die Geschichte beginnt - wie so oft in der Science-Fiction - mit einem Mann, einem Computer und einer Idee. Tron von 1982 wirkt heute aus der Zeit gefallen und zugleich visionär. Kevin Flynn, gespielt von Jeff Bridges, wird in ein digitales System hineingesogen und entdeckt eine Welt, die nur aus Daten besteht. Klingt simpel, aber was Regisseur Steven Lisberger hier geschaffen hat, ist mehr als ein Trickfilm für Erwachsene: Tron ist eine metaphysische Reise in den Bauch der Maschine. Die Ästhetik war damals bahnbrechend und wirkt heute wie ein Hybrid aus Videospiel-Design und Kirchenfenster. Auch wenn die Handlung stellenweise holprig ist, setzt der Film Maßstäbe in Sachen Worldbuilding. Wer heute Serien wie Black Mirror oder Westworld schätzt, erkennt hier viele Blaupausen: künstliche Hierarchien, digitale Götter, das Streben nach Freiheit in kontrollierten Systemen. Im Vergleich zu späteren Tron-Kapiteln ist der erste Teil roher und weniger geschliffen, aber er trägt das Herz der Reihe in sich, und ohne ihn würde kein Lichtzyklus rollen.

    2. Tron: Der Aufstand (2012)

    Zwischen dem Originalfilm und der Fortsetzung klafft nicht nur eine Lücke von fast 30 Jahren, sondern auch eine inhaltliche Leerstelle. Tron: Der Aufstand, die animierte Serie von 2012, schließt diese erzählerisch elegant und gehört deshalb zwingend an diese Stelle. Stilistisch erinnert die Serie an Star Wars: The Clone Wars, mit kantigen Gesichtern und einer futuristischen, fast klinischen Farbwelt. Im Zentrum steht Beck, ein junger Mechaniker, der in der digitalen Welt zum Widerstandskämpfer gegen Clu und seine Diktatur wird. Die Serie ist überraschend politisch und deutlich düsterer als der erste Film. Dabei erzählt sie nicht einfach ein Abenteuer, sondern legt die ideologische Grundlage für das, was Tron: Legacy später zeigen wird. Auch wenn sie leider nur eine Staffel umfasst, ist Tron: Der Aufstand inhaltlich essenziell - ein Übergang, der den nächsten Schritt vorbereitet, ohne je wie bloßes Füllmaterial zu wirken.

    3. Tron: Legacy (2010)

    Mit Tron: Legacy kehrt die Saga mit donnerndem Bass zurück - dank Daft Punks ikonischem Soundtrack und in einer Bildsprache, die zugleich retro und futuristisch wirkt. Der Film setzt Jahre nach dem Original an und folgt Sam Flynn, dem Sohn von Kevin Flynn, der sich ebenfalls in die digitale Welt begibt, um seinen verschollenen Vater zu finden. Was folgt, ist ein visuelles Meisterwerk mit philosophischem Unterton. Im Gegensatz zu Tron ist Legacy deutlich zugänglicher, was die Dramaturgie betrifft, aber auch kühler. Wo der erste Teil noch experimentierte, perfektioniert Legacy das Konzept mit eleganten Lichtspielen, einem kalten Totalitarismus durch Clus Herrschaft und den Fragen nach Identität, Schöpfung und Kontrolle. Auch wenn der Film erzählerisch nicht so wild ist wie das Original oder so rebellisch wie die Serie, ist er ein entscheidender Brückenschlag zwischen Generationen, Systemen und Ideologien. Visuell ist er bis heute einer der stilprägendsten Sci-Fi-Filme der 2010er.

    4. Tron: Ares (2025)

    Tron: Ares bringt die digitale Revolution endgültig in die reale Welt und hebt das Franchise visuell auf ein neues Level. Ares, ein hochentwickeltes Programm, wird aus dem Raster in die physische Realität gesandt, um eine gefährliche Mission zu erfüllen. Was früher nur als Bedrohung innerhalb des Systems galt, verlässt nun die Grenzen der digitalen Welt. Inhaltlich knüpft Tron: Ares stärker an Legacy als an das Original an, weitet aber das Spielfeld deutlich aus. Die Rückkehr der Dillinger-Dynastie - diesmal in Form des Konzernnachfolgers Julian Dillinger - verleiht dem Film einen klaren Antagonismus, der technologischen Machtmissbrauch thematisiert. Gleichzeitig bleibt die Figur Ares trotz künstlicher Herkunft auffällig menschlich - ein Motiv, das schon in Tron: Legacy mit Clu angelegt war, hier aber nuancierter erzählt wird. Die Kritik an digitaler Überwachung und Entgrenzung der KI trifft außerdem einen Nerv, gerade in Zeiten generativer Systeme.

  • Die 10 legendärsten Method-Acting-Performances aller Zeiten

    Die 10 legendärsten Method-Acting-Performances aller Zeiten

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Method Acting bedeutet, eine Rolle nicht einfach nur zu spielen, sondern sie wirklich zu leben. Die Schauspieltechnik, geprägt durch das legendäre Actors Studio in New York, verlangt von Schauspieler:innen völlige Hingabe – emotional, körperlich und mental. Wer sich darauf einlässt, verwischt die Grenze zwischen Figur und Realität. 

    Dabei geht es nicht um Showeffekte oder Selbstinszenierung, sondern um die radikale Suche nach der Wahrheit: Jede Bewegung, jeder Atemzug, jede Pause wird Teil der Figur. 

    Die folgenden zehn Performances zeigen, wie weit Künstler:innen gehen können, wenn sie Authentizität über Bequemlichkeit stellen. Einige dieser Darbietungen sind körperlich extrem, andere psychologisch verstörend. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Kino in pure Magie verwandeln – ohne digitale Tricks, ohne Distanz, nur durch Wahrhaftigkeit und Risiko.

    Wie ein wilder Stier (1980) – Robert De Niro als Jake LaMotta

    De Niro machte Martin Scorseses Boxerdrama zu einer Studie in Selbstzerstörung. Für die frühen Szenen trainierte er monatelang mit dem echten LaMotta und boxte in echten Sparringskämpfen. Für die späten Lebensjahre nahm er über 30 Kilo zu, um den körperlichen Verfall des ehemaligen Champions sichtbar zu machen. Die Härte, mit der De Niro den physischen Verfall zeigt, erinnert an Christian Bale in Der Maschinist, der das Gegenteil tut: nicht zunehmen, sondern fast verschwinden. Beide Performances sind extreme Spiegelbilder derselben Idee – den Körper als Wahrheitsmaschine zu begreifen. Doch während Bale in Schuld zerfällt, kämpft De Niro um Erlösung. Wie ein wilder Stier bleibt die Blaupause für jede Method-Performance, die physisches Leiden zum Ausdruck innerer Qual macht.

    Mein linker Fuß (1989) – Daniel Day-Lewis als Christy Brown

    Daniel Day-Lewis’ kompromisslose Darstellung des Schriftstellers Christy Brown zeigt, dass Method Acting nicht immer laut oder spektakulär sein muss. Er blieb während des gesamten Drehs von Mein linker Fuß  im Rollstuhl und sprach nur im Akzent seiner Figur – eine Form totaler Kontrolle, die er Jahre später in There Will Be Blood in pure Raserei überführte. Wo Robert De Niro in Wie ein wilder Stier mit Gewalt ringt, kämpft Day-Lewis mit Disziplin. Beide suchen Wahrheit im Schmerz, aber auf entgegengesetzte Weise. Seine Performance ist still, präzise und zutiefst menschlich. Sie steht im Kontrast zu Bales asketischem Extrem in Der Maschinist – weniger Zerstörung, deutlich mehr Demut.

    The Dark Knight (2008) – Heath Ledger als Joker

    Heath Ledger brachte mit dem Joker eine gefährliche Energie ins Mainstreamkino. Wochenlange Isolation, ein selbst verfasstes „Joker-Tagebuch“ und minutiös erarbeitete Gestik ließen eine Figur entstehen, die unberechenbar ist. Ledger in in The Dark Knight ist das anarchische Gegenstück zu Daniel Day-Lewis’ kalter Präzision in There Will Be Blood: Wo Plainview seine Wut kanalisiert, lässt der Joker sie in alle Richtungen explodieren. Der Vergleich zu Joaquin Phoenix in Joker liegt nahe – beide erforschen den Wahnsinn, aber mit unterschiedlicher Temperatur. Ledger ist das Chaos von außen, Phoenix das Leiden von innen. Seine Performance bleibt die gefährlichere, weil sie keine Distanz kennt – ein Clown, der den Zuschauer mit sich reißt.

    Taxi Driver (1976) – Robert De Niro als Travis Bickle

    Robert De Niro erarbeitete sich die tragische Figur Travis Bickle, indem er echte Taxischichten in New York fuhr. Diese Erfahrung formte den Charakter zu einer der einsamsten im Kino. Er ist nicht nur ein Außenseiter, er wird zum Symptom seiner Zeit, roh, schmutzig, wahrhaftig. Bickle ist das Vorbild für Joaquin Phoenix’ Arthur Fleck in Joker, der denselben inneren Zerfall im Spiegel einer ungerechten Gesellschaft erlebt. Beide Figuren werden von der Welt ignoriert, beide finden am Ende in Gewalt einen Ausweg. Doch wo Bickle seine Wut als Rache begreift, erlebt Fleck sie als Befreiung. Taxi Driver ist sozusagen die Keimzelle dieses filmischen Abstiegs in die Hölle.

    The Revenant – Der Rückkehrer (2015) – Leonardo DiCaprio als Hugh Glass

    Leonardo DiCaprio ging für The Revenant – Der Rückkehrer buchstäblich an die Grenzen der physischen Belastung. Kälte, Hunger, Wunden – alles ist echt. Er steht damit in direkter Linie zu De Niro in Wie ein wilder Stier, nur dass hier nicht der Mensch gegen sich selbst kämpft, sondern gegen die Natur. Im Vergleich zu Day-Lewis in Mein linker Fuß, der inneren Schmerz spielt, zeigt DiCaprio den eisernen Überlebenswillen eines Mannes, der sich in der unbarmherzigen Wildnis behauptet. Beide finden Wahrheit in Extremen, aber auf unterschiedlichen Terrains. The Revenant ist weniger Psychodrama als Naturprüfung: Method Acting als archaisches Ritual. DiCaprio beweist, dass auch im Zeitalter digitaler Tricks Authentizität noch physisch spürbar sein kann.

    Der Maschinist (2004) – Christian Bale als Trevor Reznik

    Christian Bale hungerte sich fast zu Tode, um den schlaflosen Fabrikarbeiter Trevor Reznik glaubwürdig zu verkörpern. Sein Körper wird zum sichtbaren Ausdruck einer gequälten Seele – eine Umkehrung von De Niros Gewichtszunahme in Wie ein wilder Stier. Wo De Niro rund 30 Kilogramm zulegte, um den seelischen und körperlichen Verfall zu unterstreichen, löscht Bale sich selbst aus, um Schuld zu zeigen. Die Parallele zu Matthew McConaughey in Dallas Buyers Club ist offensichtlich: Beide Schauspieler riskieren Gesundheit für Wahrhaftigkeit. Doch Bale bleibt kälter, mechanischer, während McConaughey Menschlichkeit sucht. Der Maschinist ist Method Acting als Selbstauflösung – eine Performance, die Schmerz nicht spielt, sondern verkörpert.

    Monster (2003) – Charlize Theron als Aileen Wuornos

    Charlize Theron zerstörte in Monster bewusst ihr eigenes Image, um der realen Serienmörderin Aileen Wuornos gerecht zu werden. Sie steht damit in derselben Linie wie De Niro oder Day-Lewis, die ebenfalls Eitelkeit zugunsten von Wahrheit opferten. Doch wo Day-Lewis männliche Hybris seziert, untersucht Theron die weibliche Verzweiflung. Ihre Transformation ist radikaler als McConaugheys in Dallas Buyers Club, weil sie nicht nur den Körper verändert, sondern wirklich alles transformiert: Jede ihrer Regungen ist Ausdruck einer Frau, die nicht mehr weiß, was Liebe ist. Monster zeigt, wie Method Acting Empathie erzeugen kann – und wie eine Performance zur erschütternden Studie über Schmerz und Menschlichkeit wird.

    There Will Be Blood (2007) – Daniel Day-Lewis als Daniel Plainview

    Day-Lewis verkörpert Daniel Plainview mit derselben totalen Hingabe, mit der De Niro Jahre zuvor Jake LaMotta spielte – nur verschiebt er die Wut vom Körper in die Sprache. Sein „I drink your milkshake“ ist Method Acting als Vulkanausbruch. Im Vergleich zu Ledger in The Dark Knight ist Plainviews Zerstörung kontrolliert, berechnend, fast alchemistischer Natur. Beide Männer sind besessen – der eine von Macht, der andere von Chaos. Doch Day-Lewis’ Wahnsinn ist strukturierter, religiöser, fast sakral. There Will Be Blood zeigt Method Acting nicht als Selbstzerstörung, sondern als schöpferische Macht: Day-Lewis formt seine Figur, wie Plainview das Land formt – mit roher Energie, Besessenheit und dem Drang, etwas Ewiges zu hinterlassen.

    Dallas Buyers Club (2013) – Matthew McConaughey als Ron Woodroof

    McConaugheys Gewichtsverlust für Dallas Buyers Club war extrem, aber nie selbstzweckhaft. Seine Darstellung des Aids-Patienten Ron Woodroof ist empathischer als die asketische Selbstkasteiung von Bale in Der Maschinist. Beide hungerten für ihre Rollen, doch bei McConaughey wird der Körper zum Zeichen des Lebenswillens, bei Bale zum Symbol der Verzweiflung. Wo Bale Isolation verkörpert, verwandelt McConaughey dieselbe körperliche Schwäche in Mitgefühl. Das Ergebnis ist eine Menschlichkeit, die leise, aber durchdringend wirkt. Wie Monster beweist auch Dallas Buyers Club, dass Method Acting mehr kann als Schmerz: Es kann Empathie wecken und zeigen, dass totale Hingabe nicht immer in Dunkelheit endet.

    Joker (2019) – Joaquin Phoenix als Arthur Fleck

    Joaquin Phoenix’ Joker ist das introspektive Echo auf Heath Ledgers Chaos. Wo Ledger Explosion ist, ist Phoenix Implosion. Er verlor über 20 Kilo, tanzte sich in Trance und verwandelte körperliches Leiden in poetische Bewegung. Der Unterschied zwischen beiden Performances ist essenziell: Ledger verkörpert den Wahnsinn, Phoenix erleidet ihn. Auch im Vergleich zu De Niros Travis Bickle – der im Film als Talkshow-Gast ironisch zitiert wird – spiegelt Phoenix die urbane Einsamkeit neu. Joker ist Method Acting im Spiegel des 21. Jahrhunderts: persönlich, politisch, schmerzhaft echt. Phoenix beweist, dass dieselbe Figur zwei völlig verschiedene Wahrheiten enthalten kann – je nachdem, wer sie lebt.

  • Die coolsten Schlangenfilme, die dir die Wartezeit auf „Anaconda“ versüßen

    Die coolsten Schlangenfilme, die dir die Wartezeit auf „Anaconda“ versüßen

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Schlangen gehören zu den faszinierendsten Kreaturen des Tierreichs – lautlos, tödlich, unberechenbar. Kein Wunder, dass sie im Kino seit Jahrzehnten für Nervenkitzel sorgen. Mal sind sie Symbol für Versuchung, mal schlicht Monster mit Biss. 

    Während der neue Anaconda-Film mit Jack Black und Paul Rudd in den Startlöchern steht, kannst du dir die Wartezeit mit einigen der abgedrehtesten Schlangenfilme vertreiben, die bereits erhältlich sind. Von 90er-Kult bis moderner Trash-Satire – diese Liste zeigt, wie wandelbar das Schlangenkino geworden ist. Jeder dieser Filme hat seine eigene Art, Angst, Humor oder pure Reptilien-Power auf die Leinwand zu bringen.

    Anaconda (1997)

    Der Klassiker, mit dem der Hype begann: Anaconda machte Riesenschlangen endgültig zu Kinomonstern. Jennifer Lopez, Ice Cube und Jon Voight geraten während einer Amazonas-Expedition in die Fänge einer monströsen Anakonda, die ihre Crew nach und nach verschlingt. Die Mischung aus tropischer Kulisse, tierischer Bedrohung und 90er-Overacting sorgt bis heute für nostalgischen Nervenkitzel. Regisseur Luis Llosa inszeniert mit erstaunlichem Ernst und verleiht der Geschichte eine fast mythische Note. Praktische Effekte, schwitzige Spannung und ein unvergesslicher Schurke machen den Film zum Genre-Meilenstein. Wo spätere Produktionen wie Piranhaconda auf Ironie setzen, meint Anaconda seinen Horror noch ernst – und genau das macht ihn so effektiv.

    Snaked Fear – Wüste des Terrors (2001)

    In Snaked Fear – Wüste des Terrors wird der Schrecken aus dem Dschungel in die karge Einöde verlegt. Eine mutierte Klapperschlange sorgt in einem abgelegenen Wüstenkaff für Chaos, während ein Sheriff und ein Team von Wissenschaftlern verzweifelt versuchen, sie aufzuhalten. Der Film stammt aus der Ära der TV-Creature-Features und ist so herrlich altmodisch, dass er fast wieder frisch wirkt. Hier zählen noch echte Suspense-Momente statt digitaler Monster. Während Anaconda auf exotische Schauwerte und Stars setzte, reduziert Snaked Fear alles auf klassische Spannung: wenig Budget, viel Staub und handgemachte Panik. Ein nostalgisches Schlangen-Relikt, das B-Movie-Fans mit Herzblut erfreut.

    Swarm of the Snakehead (2006)

    In dieser kleinen, aber kultigen Produktion gerät ein Küstenort an der US-Ostküste ins Chaos, als mutierte Schlangenfische an Land gehen und alles fressen, was sich bewegt. Swarm of the Snakehead vereint Parodie, Hommage und Low-Budget-Horror zu einem Film, der zwischen Satire und echter Spannung pendelt. Die Effekte sind billig, die Darsteller:innen erkennbar überfordert – und genau das macht den Reiz aus. Der Film erinnert an die klassischen Tierhorrorfilme der 70er und 80er, in denen Improvisation und Enthusiasmus wichtiger waren als Perfektion. Während Snaked Fear seinen Schrecken noch ernst nahm, feiert Swarm of the Snakehead die Absurdität – charmant, selbstbewusst und mit einem Augenzwinkern.

    Snakes on a Plane (2006)

    Samuel L. Jackson, gefährliche Schlangen und ein Flugzeug voller Passagiere – drei Zutaten genügen für modernen Trash-Kult. In Snakes on a Plane wird ein Linienflug zur tödlichen Falle, als Dutzende giftige Reptilien an Bord ausgesetzt werden. Der Film spielt bewusst mit Klischees, Selbstironie und absurdem Action-Timing. Während die Passagiere um ihr Leben kämpfen, liefert Jackson legendäre One-Liner am Fließband. Das Ergebnis ist pure B-Movie-Energie mit Hollywood-Glanz – laut, albern und mitreißend. Im Gegensatz zu Swarm of the Snakehead, das seine Trash-Wurzeln noch liebevoll versteckte, trägt Snakes on a Plane sie stolz zur Schau. So unterhaltsam, selbstironisch und professionell inszeniert war Schlangen-Panik noch nie.

    Mega Python vs. Gatoroid (2011)

    Zwei 80er-Popstars, ein paar CGI-Monster und jede Menge überdrehter Wahnsinn – das ist Mega Python vs. Gatoroid. Debbie Gibson und Tiffany liefern sich nicht nur ein emotionales Catfight-Duell, sondern entfesseln nebenbei mutierte Echsen, die ganze Städte verwüsten. Der Film ist das Paradebeispiel für kalkulierten Trash: billig produziert, aber mit voller Absicht. Zwischen Pseudo-Wissenschaft, absurden Dialogen und hysterischer Musikuntermalung findet sich hier astreines Unterhaltungskino, das seinen Schrottfaktor stolz zur Schau trägt. Wo Snakes on a Plane noch großen Studio-Glanz hatte, geht Mega Python vs. Gatoroid voll in den Wahnsinn – hemmungslos, schrill und herrlich überdreht. Wer überzogene C-Movies liebt, bekommt hier die volle Dröhnung.

    Piranhaconda (2012)

    Was passiert, wenn man eine Piranha mit einer Anakonda kreuzt? Genau: Piranhaconda. In diesem Asylum-Spektakel jagen mutierte Hybridwesen eine Gruppe von Filmleuten und Wissenschaftlern durch den Dschungel – und das mit blutiger Konsequenz. Der Film ist Trash pur, aber erstaunlich unterhaltsam, weil er sich keinerlei Grenzen auferlegt. Schlechte Effekte, überzogene Dialoge und viel Selbstironie machen ihn zum perfekten Guilty Pleasure. Während Mega Python vs. Gatoroid die blutrünstigen Monster gegeneinander hetzte, bringt Piranhaconda den Wahnsinn auf ein neues Level: schneller, lauter, noch absurder. Für Fans hemmungslosen Trash-Kinos ein Muss – für alle anderen ein Schockexperiment, das sie garantiert so schnell nicht vergessen werden.

    Snake Outta Compton (2018)

    Jetzt wird es richtig bescheuert: Dich erwarten eine genetisch mutierte Riesenschlange, eine Rapcrew und jede Menge Chaos – Snake Outta Compton bringt Hip-Hop, Satire und Tierhorror auf einen Nenner. Der Film ist grell, überdreht und erstaunlich kreativ darin, Popkultur und B-Movie-Tradition zu verbinden. Hier geht es weniger um Schrecken als um Selbstironie, gesellschaftliche Anspielungen und pures Entertainment. Die Effekte sind bewusst billig, die Gags treffsicher, der Soundtrack grandios – wenn du auf Sprechgesang stehst. Während Piranhaconda noch auf Daueraction setzte, fügt Snake Outta Compton eine gehörige Portion Meta-Humor hinzu. Das Ergebnis ist eine maximal groteske, aber höchst unterhaltsame Liebeserklärung an das absurde Schlangenkino.

  • 10 Horrorfilme für Angsthasen: Sanfter Grusel für Halloween

    10 Horrorfilme für Angsthasen: Sanfter Grusel für Halloween

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Halloween ist die perfekte Zeit, um sich an das Horrorgenre heranzutasten - aber nicht jeder will gleich mit Saw oder Hereditary ins kalte Messer springen. Es gibt Horrorfilme, die leiser, verspielter oder sogar charmant sind, ohne auf Spannung und Gänsehaut zu verzichten. Statt brutaler Dauerbelastung bieten sie cleveren Grusel mit Stil und Gefühl. Genau wie Donnie Darko oder Edward mit den Scherenhänden das Unheimliche mit dem Skurrilen verbanden, gibt es hier Filme, die sich auch für Einsteiger eignen. 

    Diese Auswahl richtet sich an Neugierige mit Respekt vor dem Genre: zehn Titel, die dich in verschiedene Spielarten des Horrors einführen - atmosphärisch, psychologisch, manchmal absurd, aber nie beliebig. Und wer danach Lust auf mehr bekommt, hat die Tür zur dunklen Seite des Kinos bereits einen Spalt breit geöffnet.

    1. Coraline (2009)

    Coraline wirkt auf den ersten Blick wie ein Kinderfilm, aber das täuscht. Der Stop-Motion-Stil verleiht der Geschichte einen verspielten Anstrich, doch je tiefer Coraline in die andere Welt eintaucht, desto bedrückender wird das Szenario. Die Knopfaugenwesen, die sie dort begrüßen, stehen für eine bedrohliche Umarmung – alles scheint schöner, aber nichts ist echt. Der Horror entfaltet sich nicht durch Schocks, sondern durch das schleichende Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Für Horror-Einsteiger ist das ideal: Du bekommst klares Unbehagen, ohne überfordert zu werden. Im Vergleich zu späteren Filmen wie It Follows ist Coraline zugänglicher, aber nicht harmlos. Die langsame Eskalation der Gefahr bereitet dich gut auf die psychologische Spannung anderer Titel vor. Gleichzeitig bleibt der Film visuell so reizvoll, dass man fast vergisst, wie düster er ist – bis es zu spät ist. Wer seinen Grusel mit einem Hauch Märchenhaftigkeit genießen will, wird hier fündig.

    2. A Quiet Place (2018)

    Dieser Film lebt von der Idee, dass Stille töten kann. Das macht ihn nicht nur originell, sondern auch nervenaufreibend. Du sitzt da, hältst automatisch den Atem an, weil jede Bewegung Konsequenzen hat. Das Monster kommt nicht mit einem Knall, sondern mit dem kleinsten Geräusch. Gerade für Neulinge im Genre ist diese Art von Spannung perfekt: Es gibt keine übertriebenen Schockmomente, sondern eine konstante, fast meditative Anspannung. Anders als Happy Deathday, der mit Humor und Tempo spielt, ist A Quiet Place fast schon poetisch in seiner Ruhe. Die Figuren handeln nachvollziehbar, die Bedrohung ist greifbar, aber nicht brutal ausformuliert. Wer sich auf dieses ruhige Grauen einlässt, wird spüren, dass Horror nicht laut sein muss, um unter die Haut zu gehen. Das macht den Film zu einem idealen Zwischenschritt zwischen Märchen-Grusel und psychologischem Thriller.

    3. Get Out (2017)

    Was als Beziehungsdrama beginnt, wird langsam zu einem gesellschaftlichen Albtraum. Get Out greift tief sitzende Ängste auf, ohne sie plakativ auszuschlachten. Der Horror ist nicht übernatürlich, sondern strukturell, und genau das macht ihn so beunruhigend. Für Neulinge ist das ein brillanter Einstieg: Die Geschichte entwickelt sich in vertrauten Bahnen, kippt aber immer weiter ins Unheimliche, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Wo Coraline mit Fantasie arbeitet, nutzt Get Out die Realität als Bühne des Grauens. Die Bedrohung entsteht nicht durch ein Monster, sondern durch ein System. Trotzdem ist der Film unterhaltsam, spannend und zugänglich und durch seine satirischen Untertöne auch überraschend humorvoll. Wer denkt, Horror müsse immer blutig sein, wird hier eines Besseren belehrt. Dieser Film trifft tief - ohne je die Fassung zu verlieren.

    4. Warm Bodies (2013)

    Ein Zombie, der denkt und liebt: Das klingt nach Trash, ist aber eine der charmantesten Annäherungen an das Genre. Warm Bodies erzählt keine klassische Horrorgeschichte, sondern eine romantische Parabel mit untoten Zutaten. R, der Protagonist, ist kein reißendes Monster, sondern ein melancholischer Beobachter des Lebens, das ihm entglitten ist. Seine Beziehung zu Julie entwickelt sich langsam, skurril und mit erstaunlich viel Herz. Die düstere Grundstimmung wird immer wieder durch trockenen Humor aufgebrochen, was den Film gerade für Einsteiger angenehm macht. Während Get Out gesellschaftlich kommentiert und A Quiet Place dich in Spannung taucht, ist Warm Bodies fast schon eine Liebeserklärung an die Menschlichkeit - im Körper eines Zombies. Der Horror ist hier Bühne, nicht Hauptdarsteller. Und genau das macht den Film so zugänglich.

    5. Happy Deathday (2017)

    Ein Mädchen wird immer wieder aufs Neue ermordet - und wacht jeden Morgen lebendig auf. Die Prämisse klingt absurd, funktioniert aber erstaunlich gut. Happy Deathday ist ein Slasher mit Zeitschleife, der sich nie zu ernst nimmt und trotzdem spannend bleibt. Die Hauptfigur ist kein typisches Final Girl, sondern entwickelt sich vom Unsympath zur Heldin, und das ganz ohne Moralkeule. Für Horrorneulinge ist das ideal: Der Film spielt mit den Regeln des Genres, ohne sie gnadenlos durchzuziehen. Während Warm Bodies auf Romantik setzt, liefert Happy Deathday ein Feuerwerk aus Wendungen, schwarzem Humor und popkultureller Verspieltheit. Es ist ein Film, der dich gruseln lässt, aber gleichzeitig zum Mitfiebern und Mitlachen einlädt. Und wer denkt, Horror sei immer düster und zynisch, bekommt hier einen Gegenbeweis mit Tempo und Witz.

    6. The Others (2001)

    In einem abgeschiedenen Haus mit lichtempfindlichen Kindern verschwimmen Realität und Vorstellung. The Others ist klassischer Grusel in Reinform - leise, langsam und eindringlich. Der Film verzichtet auf visuelle Effekte oder Blut, stattdessen dominiert eine unheimliche Atmosphäre, die sich wie Nebel über alles legt. Nicole Kidman spielt eine Mutter, die nicht weiß, ob ihre Kinder von Geistern heimgesucht werden, oder ob es noch eine andere Erklärung gibt. Im Gegensatz zu Happy Deathday, das schnell und bunt ist, ist The Others getragen und fast kontemplativ. Die Angst entsteht hier durch Schweigen, Schatten und Ahnung. Für Einsteiger ist das ein großartiges Beispiel dafür, wie subtil Horror sein kann, ohne an Intensität zu verlieren. Der Film ist ein schleichender Albtraum in gedeckten Farben und genau richtig für eine vorsichtige Annäherung ans Genre.

    7. Scary Stories to Tell in the Dark (2019)

    Dieser Film ist wie ein Gruselbuch aus der Kindheit, das plötzlich lebendig wird. Basierend auf einer legendären Buchreihe, erzählt Scary Stories to Tell in the Dark mehrere kleine Geschichten, die über eine Rahmenhandlung verbunden sind. Die Monster wirken handgemacht und erinnern an alte Schulhoflegenden - von der platzenden Spinne bis zum verschwundenen Jungen. Der episodische Aufbau macht es leicht, sich auf den Film einzulassen, weil der Schrecken in Portionen serviert wird. Anders als bei The Others, das auf Eleganz setzt, ist dieser Film ein visuelles Gruselkabinett, manchmal auch absurd, aber nie überfordernd. Gerade wenn man sich vorsichtig an Horror heranwagen will, bietet der Film eine gute Mischung aus klassischem Erschrecken und kindlicher Nostalgie. Der Einstieg fühlt sich an wie eine Gruselgeschichte am Lagerfeuer - vertraut, spannend und gerade unheimlich genug, um dich näher ans imaginäre Feuer rücken zu lassen.

    8. The Sixth Sense (1999)

    Kaum ein Film hat das Genre so geprägt wie The Sixth Sense, und trotzdem bleibt er sanft in seiner Art. Hier geht es nicht um Schockeffekte, sondern um Verlust, Schuld und das Unsichtbare. Die Geister erscheinen nicht als Monster, sondern als Spiegel innerer Konflikte. Das berühmte Ende ist nur das i-Tüpfelchen auf einer tief melancholischen Geschichte. Für Einsteiger ist das besonders wertvoll, weil der Horror nicht von außen, sondern von innen kommt. Wo Scary Stories to Tell in the Dark dir die Monster zeigt, fragt The Sixth Sense, welche du in dir trägst. Die emotionale Tiefe des Films macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung und zu einem idealen Sprungbrett in den psychologischen Horror. Ein stiller Film, der lange nachhallt.

    9. It Follows (2015)

    Ein Fluch, der sich weitergibt wie eine Krankheit: durch Sex. Diese Prämisse klingt erst mal reißerisch, doch It Follows macht daraus ein beinahe hypnotisches Albtraumszenario. Die Bedrohung ist konkret, aber nie laut: Eine Figur, die einfach nur geht, immer weiter, immer auf dich zu, egal wo du bist. Das Monster hat kein Gesicht, keinen Namen, keinen Plan, und genau das macht es so unheimlich. Der Horror entsteht nicht aus dem Moment, sondern aus der Ahnung, dass er unausweichlich ist. Die Kamera schwebt, die Musik pulsiert, und du fühlst dich ständig beobachtet, auch wenn niemand im Bild ist. Während The Sixth Sense auf emotionale Tiefe setzt und Scary Stories to Tell in the Dark eher episodisch bleibt, ist It Follows eine einzige, wabernde Atmosphäre. Der Film spricht nicht laut, aber er hört nie auf, zu flüstern, und dieses Flüstern kriecht dir unter die Haut.

    10. The Visit (2015)

    Zwei Kinder besuchen ihre Großeltern, und irgendetwas ist seltsam. The Visit  beginnt harmlos, fast komisch, bevor es immer verstörter wird. Die Kameraarbeit im Found-Footage-Stil ist ruhig, nie hektisch, und erlaubt dem Grauen, sich langsam aufzubauen. Die Spannung entsteht aus dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt - aber was? Für Einsteiger ist das eine gute Mischung: Der Film ist nicht durchgehend bedrohlich, aber die Eskalation ist echt. Im Vergleich zu The Others, das auf Atmosphäre setzt, wird hier deutlicher mit Eskalation gearbeitet. Und während Warm Bodies auf Nähe und Romantik setzt, nutzt The Visit kindliche Perspektiven, um den Kontrollverlust zu zeigen. Ein packendes Ende für diese Liste - unbequem, aber nicht überfordernd. Und definitiv ein Film, nach dem du Großelternbesuche mit anderen Augen siehst.

  • „Only Murders in the Building“ und 10 weitere „Cozy Mystery“-Serien für den Herbst

    „Only Murders in the Building“ und 10 weitere „Cozy Mystery“-Serien für den Herbst

    Arabella Wintermayr

    Arabella Wintermayr

    JustWatch-Editor

    Krimis müssen nicht immer düster und blutig sein – manchmal sind sie am unterhaltsamsten, wenn sie mit Humor, exzentrischen Figuren und etwas Nostalgie erzählt werden.

    Die sogenannte „Cozy Mystery“-Sparte lebt genau davon: Sie lädt dazu ein, beim Rätsellösen mitzuraten, sich in charmanten Schauplätzen zu verlieren und Figuren zu begleiten, die oft mindestens so skurril sind wie die Fälle selbst.

    Mit Only Murders in the Building hat das Genre in den letzten Jahren einen neuen Höhepunkt erreicht – doch es gibt noch viele weitere Serien, die sich für einen gemütlichen Streaming-Abend im Herbst eignen.

    Only Murders in the Building (seit 2021)

    Steve Martin, Martin Short und Selena Gomez sind ein ungleiches Trio, das eine mörderische Leidenschaft teilt: True-Crime-Podcasts. Als in ihrem New Yorker Apartmenthaus tatsächlich ein Mord geschieht, machen sie sich selbst an die Ermittlungen.

    Only Murderers in the Building lebt vom Kontrast der Generationen, der Chemie der Hauptdarsteller und ihrem liebevollen Blick auf eine Obsession: die Lust am Spekulieren und Kombinieren. Serie verbindet klassischen Whodunit-Charme mit einer zeitgenössischen Satire auf den True-Crime-Medienhype, kleinen Nachbarschaftsdramen und der Frage, warum Viele eigentlich so gern Verbrechen konsumieren. 

    Based on a True Story (2023)

    Auch diese Serie spielt mit dem True-Crime-Boom – und der Obsession, die viele Zuschauer dafür entwickelt haben. Ein Ehepaar (Kaley Cuoco und Chris Messina) entdeckt, dass ein echter Serienkiller in ihrer Nachbarschaft aktiv ist – und beschließt, daraus Kapital zu schlagen, indem sie ihn in ihren eigenen Podcast einbinden. 

    Das Ergebnis ist eine Mischung aus schwarzer Komödie, Thriller und Satire, die Only Murders in the Building in ihrer Medienkritik erstaunlich nahekommt. Based on a True Story ist weniger gemütlich als andere Cozy Mysteries, aber gerade diese bissige Überdrehung macht die Serie spannend für Genre-Fans, die die Sparte bereits sehr gut kennen.

    Magpie Murders (2022)

    Magpie Murders verwebt, basierend auf dem Roman von Anthony Horowitz, zwei Erzählebenen: Die Verlegerin Susan Ryeland entdeckt das Manuskript eines verstorbenen Autors – doch das Ende fehlt, und bald darauf gibt es auch im echten Leben eine Leiche. Die Serie balanciert meisterhaft zwischen klassischem Krimi im Stil von Agatha Christie und einer modernen Meta-Erzählung über das Lesen und Schreiben von Detektivgeschichten. 

    Wer „Cozy Mystery“ in seiner elegantesten Form erleben will, ist hier genau richtig. Magpie Murders feiert die Tradition des Genres und zeigt zugleich, dass Mordgeschichten immer auch Geschichten über ihre Erzähler sind.

    The Afterparty (2022–2023)

    Eine High-School-Reunion endet mit einem Mord – und jede Episode beleuchtet denselben Abend aus einer neuen Perspektive. Das Besondere: Jede Figur bekommt ihren eigenen Genre-Look, von Musical über Actionfilm bis hin zu Animation. The Afterparty ist also nicht nur ein klassisches Whodunit, sondern auch ein Experimentierfeld für filmische Formen. 

    Tiffany Haddish bringt als exzentrische Ermittlerin den nötigen Humor, während Sam Richardson und Zoë Chao die Sympathieträger in einem Meer von Verdächtigen sind. Wer Filme wie Clue - Alle Mörder sind schon da mochte, wird sich auch hier sofort wohlfühlen. Die Serie ist verspielt, modern und doch ganz nah an den „Cozy Mystery“-Wurzeln.

    High Potential (2023)

    Eine Putzkraft mit fotografischem Gedächtnis unterstützt die Polizei bei kniffligen Fällen – das ist die Prämisse von High Potential. Klingt vertraut? Tatsächlich steht die Serie in einer langen Tradition von cleveren Amateurdetektiven, die die Profis alt aussehen lassen – von Monk bis Castle. 

    Doch Hauptdarstellerin Kaitlin Olson bringt eine sympathische Mischung aus Witz, Unangepasstheit und Intelligenz ein, die der Serie einen eigenen Ton verleiht. High Potential ist damit ein modernes Cozy Crime: Leichtfüßig, charmant und episodisch, aber mit genug Herz, um sich vom reinen Krimi-Procedural abzuheben.

    The Residence (2024)

    Netflix wagt sich mit The Residence an ein ungewöhnliches Setting: Mord im Weißen Haus. Die Serie verbindet politisches Intrigenspiel mit klassischem Cozy Mystery – 132 Räume, 157 Verdächtige, eine Tote. Uzo Aduba spielt die Ermittlerin, die in diesem Labyrinth aus Macht und Geheimnissen die Wahrheit ans Licht bringen muss, mit viel Charme. 

    Was nach Thriller klingt, bleibt erstaunlich leichtfüßig, voller Wortgefechte und pointierter Beobachtungen. The Residence erinnert damit also eher an die verspielt-experimentellen Krimi-Formate der 1970er und 80er Jahre als an heutige Politserien. Ein Beweis, dass Cozy Mystery auch in monumentalen Kulissen funktionieren kann.

    Search Party (2016–2022)

    Was als satirische Indie-Comedy über orientierungslose Millennials beginnt, verwandelt sich schnell in eine düstere, aber immer noch hochgradig absurd-komische Mystery-Erzählung. Dory (Alia Shawkat) und ihre Clique aus Brooklyn geraten nach der Suche nach einer vermissten Kommilitonin in einen Strudel aus Mord, Vertuschungen und Selbsttäuschung. 

    Search Party ist ein Paradebeispiel dafür, wie Cozy Mystery auch sein kann: Sarkastisch, stark popkulturell aufgeladen und durchaus bereit, die eigenen Figuren schonungslos zu demontieren. Wer Krimis mit bissigem Gesellschaftskommentar schätzt, kommt hier auf seine Kosten – auch wenn das „Gemütliche“ vor allem im schwarzen Humor als in den Schauplätzen zu finden ist. 

    Mord ist ihr Hobby (1984–1996)

    Kaum eine TV-Serie hat das Cozy Mystery-Genre so geprägt wie Angela Lansbury als Jessica Fletcher. In Mord ist ihr Hobby klärt die pensionierte Lehrerin und Krimiautorin in Cabot Cove (und weit darüber hinaus) Mordfälle auf – stets mit Verstand, Charme und der Fähigkeit, den Tätern geduldig auf die Schliche zu kommen. 

    Jede Episode ist wie ein kleines Puzzle, bei dem die Zuschauer miträtseln können. Der nostalgische Charme, die ikonische Hauptfigur und die episodische Struktur machen Mord ist ihr Hobby auch Jahrzehnte später noch zu einer der großen Vorlagen für alles, was heute als „Cozy Mystery“

    Deadloch (2023)

    Diese australische Serie verlegt das Cozy Mystery-Genre in eine Kleinstadt in Tasmanien – und schlägt einen satirisch-kritischen Ton an: Zwei Polizistinnen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, müssen eine Serie von Morden aufklären, während im Ort ein feministisches Festival stattfindet.

    Deadloch kombiniert bissigen Humor, queere Perspektiven und Gesellschaftskritik mit einer klassischen Krimistruktur. Die Serie wirkt manchmal wie ein absurdes Broadchurch, mit deutlich mehr Witz und einer klaren zeitgenössischen Kante. Für alle, die sich fragen, wie Cozy Mystery aussehen kann, wenn es Debatten um Diversität (persiflierend) in den Mittelpunkt stellt, ein echter Geheimtipp.

    Poker Face (seit 2023)

    Charlie Cale (Natasha Lyonne) hat ein untrügliches Gespür: Sie erkennt sofort, wenn jemand lügt. Diese Fähigkeit bringt sie immer wieder in die Nähe von Mordfällen, die sie mit stoischer Hartnäckigkeit aufklärt. Poker Face, von Rian Johnson (Knives Out) entwickelt, ist eine Hommage an klassische Krimiserien wie Columbo. 

    Jede Episode ist in sich abgeschlossen, mit Gaststars von Adrien Brody bis Hong Chau – das sorgt mit ständigem Schauplatzwechseln für Abwechslung und einen fast nostalgischen Rhythmus. Doch vor allem Natasha Lyonnes lakonischer Humor macht die Serie zur wohl coolsten „Cozy Crime“-Serie der letzten Jahre: Lässig, charmant und stets mit einem Augenzwinkern erzählt.

    Columbo (1971–2003)

    Das kann nur noch das Original selbst überbieten: Peter Falk als Inspektor Columbo ist längst Kult. Der scheinbar zerstreute Polizist mit dem zerknitterten Mantel und der berühmten Frage „Just one more thing …“ hat Generationen von Fans des freundlichen Krimis geprägt. Anders als klassische Whodunits zeigt Columbo meist direkt, wer der Täter ist – die Spannung entsteht aus dem Wie, nicht aus dem Wer. 

    Das macht die Serie einzigartig, auch im „Cozy Crime“-Kontext: Statt Blut und Gewalt dominieren Psychologie, schlaue Dialoge und das subtile Spiel logischer Schlussfolgerungen. Wer Freude an cleverem Katz-und-Maus-Spiel hat, für den bleibt Columbo die charmanteste Wahl. Ein Klassiker, der bis heute Maßstäbe setzt.

  • Die Top 10 Reality-Shows für „MasterChef“-Fans

    Die Top 10 Reality-Shows für „MasterChef“-Fans

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Kochen unter Zeitdruck, kreative Herausforderungen und der Nervenkitzel des Wettbewerbs – MasterChef hat längst bewiesen, dass Kochshows weit mehr sein können als animierte Rezeptesammlungen. Wer den Mix aus Drama, kulinarischer Kreativität und persönlichen Geschichten liebt, findet in dieser Liste zehn weitere Formate, die genau diesen Reiz auf ihre eigene Weise transportieren. 

    Ob internationale Spitzenwettkämpfe, süße Dessert‑Duelle oder kulinarische Entdeckungsreisen: Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das Beste: All diese Shows servieren wir die bei JustWatch auf dem Silbertablett. Also Messer wetzen, Timer stellen und Appetit anregen: Diese Fan-Favorites zeigen, dass Leidenschaft für gutes Essen auf dem Bildschirm mindestens so intensiv sein kann wie am eigenen Herd.

    Kitchen Impossible (2016)

    Tim Mälzer gegen den Rest der Welt – und das ganz ohne Rezepte. In Kitchen Impossible treten zwei Spitzenköche in kulinarischen Duellen gegeneinander an. Die Aufgabe: Ein fremdes, oft komplexes Gericht in einem anderen Land perfekt nachkochen, nur anhand von Geschmack, Aussehen und Intuition. Jede Episode ist eine Mischung aus Reisereportage, Kochduell und psychologischem Kräftemessen. Mälzers selbstironische, manchmal provokante Art sorgt für unterhaltsame Momente, während die Gastköche mit eigenen Stärken und Eigenheiten glänzen. Anders als bei The Taste, wo es um Präzision auf einem Löffel geht, oder Hell’s Kitchen, wo Gordon Ramsay genüsslich Kandidat:innen zusammenfaltet, lebt Kitchen Impossible von Authentizität. Hier steht weniger Inszenierung im Vordergrund als der echte Respekt vor der Kochkunst. Wer MasterChef mag, findet hier eine rauere, ehrlichere Variante – und jede Menge Stoff zum Staunen.

    The Taste (2013)

    In The Taste dürfen die Teilnehmenden ihre kulinarischen Werke nur auf Probierlöffeln anrichten. Die Juroren bekommen das Gericht serviert, ohne zu wissen, wer die Köstlichkeit zubereitet hat. Diese Prämisse sorgt für maximalen Druck: Kreativität, Präzision und Aromabalance müssen quasi auf einer Fläche von wenigen Quadratzentimetern überzeugen. Im Gegensatz zu Das perfekte Dinner, wo Atmosphäre und Gastgeberqualitäten zählen, oder Kitchen Impossible, das auf Reisen und Intuition setzt, ist The Taste knallhart fokussiert. Neben den kulinarischen Höchstleistungen lebt die Show auch vom spannenden Coaching‑Aspekt. Die prominenten Jury‑Mitglieder – u. a. Tim Mälzer, Alexander Herrmann und Frank Rosin – trainieren ihre Teams leidenschaftlich und mit unterschiedlichen Führungsstilen. So entstehen emotionale Bindungen und spannende Dynamiken zwischen Jury und Teilnehmerschaft. Für MasterChef-Fans bietet The Taste eine kompaktere, oft gnadenlose Variante des Kochwettbewerbs, bei der ein einziger Bissen über Triumph oder Niederlage entscheidet.

    Grill den Henssler (2013)

    Wenn Starkoch Steffen Henssler gegen Prominente antritt, sind nicht nur die Töpfe heiß. In Grill den Henssler müssen die Gäste ein mehrgängiges Menü zubereiten – mit Unterstützung eines Profikochs – und sich von einer Jury bewerten lassen. Henssler selbst kocht parallel dasselbe Gericht, meist in Rekordzeit und mit seinem typischen Ehrgeiz. Neben den kulinarischen Aspekten sorgt der Schlagabtausch zwischen Henssler und den Gästen für beste Unterhaltung. Die Mischung aus Kochduell, Comedy und Showelementen macht das Format zu einer leichten, aber spannenden Alternative für alle, die es weniger streng als bei MasterChef oder Top Chef mögen, aber trotzdem ehrgeizige Koch‑Action schätzen. Unterhaltung und Kochkunst gehen hier Hand in Hand – oft mit einer Prise frecher Sprüche.

    Das perfekte Dinner (2006)

    Fünf Hobbyköch:innen, fünf Abende, ein Ziel: den perfekten Gastgeber abgeben. Bei Das perfekte Dinner laden Teilnehmende die anderen in die eigene Wohnung ein und servieren ein selbstgekochtes Drei‑Gänge‑Menü. Am Ende bewerten die Gäste anonym – und der oder die Punktbeste gewinnt. Anders als bei The Taste, wo kulinarische Perfektion zählt, oder Top Chef, wo Profis um die Krone kämpfen, entstehen hier Einblicke in echte Wohnungen, Küchen und Persönlichkeiten. Manchmal harmonisch, manchmal bissig, entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik. Anders als bei MasterChef fehlt der Druck durch Juroren, dafür entsteht eine intime, oft humorvolle Atmosphäre. Die Show bietet Inspiration für das eigene Kochen, zeigt aber auch, wie stark Gastgeberqualitäten und Sympathie das Gesamterlebnis beeinflussen können.

    Top Chef (2006)

    Einer der härtesten Kochwettbewerbe der Welt und bereits seit über 20 Jahren ein Quoten-Hit. In Top Chef treten Profi‑Köch:innen in anspruchsvollen kulinarischen Herausforderungen an – vom kreativen Improvisationsgericht bis zum perfekten Fine‑Dining‑Menü unter Zeitdruck. Die Aufgaben fordern nicht nur technische Perfektion, sondern auch Innovationsgeist. Moderiert von kulinarischen Größen und bewertet von einer hochkarätigen Jury, gilt die Show schon lange als Karrieresprungbrett für ambitionierte Profis. Viele Teilnehmende wurden nach ihrem Auftritt zu Stars der internationalen Gastroszene. Für MasterChef-Fans ist Top Chef die logische Steigerung: noch mehr Fachwissen, noch härtere Aufgaben, noch höhere Erwartungen. Und während bei Grill den Henssler Promis im Rampenlicht stehen und Das perfekte Dinner die Gastgeberqualitäten von Laien feiert, geht es hier um echte Karrieren. 

    Ist das Kuchen? (2022)

    Täuschend echt oder zuckersüß? In Is It Cake? müssen talentierte Konditor:innen hyperrealistische Kuchen gestalten, die Alltagsgegenstände imitieren. Die Jury versucht zu erraten, welches Objekt essbar ist – gar nicht so einfach, wenn Turnschuhe, Handtaschen oder Burger plötzlich aus Biskuit und Buttercreme bestehen. Das Format kombiniert kreatives Handwerk mit Show‑Charakter und einer ordentlichen Portion Humor. Die Begeisterung der Moderator:innen und die staunenden Reaktionen der Gäste sorgen für eine unvergleichliche Feel‑Good‑Atmosphäre. Anders als bei Top Chef, wo Technik dominiert, oder Hell’s Kitchen, wo Disziplin gefordert ist, geht es hier um Fantasie und Illusion. Der Spaßfaktor steht klar im Vordergrund, ergänzt durch Staunen und Lacher. Für alle, die nicht nur den Geschmack, sondern auch die Präsentation eines Gerichts feiern, ist diese Show ein zuckersüßes Highlight.

    Chef’s Table (2015)

    Chef’s Table ist keine stressige Wettkampf‑Show, sondern ein filmisch inszeniertes Porträt der weltweit besten Köchinnen und Köche. Jede Episode widmet sich einer Person und ihrer Philosophie – vom Streetfood‑Revolutionär bis zur Fine‑Dining‑Legende. Die Doku‑Reihe begeistert mit atemberaubender Kameraarbeit, tiefgehenden Interviews und detailverliebten Aufnahmen der Gerichte. Hier geht es nicht um Stress und Zeitdruck, sondern um Leidenschaft, Inspiration und den künstlerischen Ausdruck der Kochkunst. Wer den Stress von Hell’s Kitchen oder The Taste kennt, findet hier das genaue Gegenteil – Ruhe, Inspiration und große Emotionen. Gleichzeitig bietet es dieselbe Leidenschaft, die auch MasterChef antreibt, nur ohne Konkurrenzdruck. Für alle, die erleben wollen, wie sich Kochkunst in pure Vision verwandelt, ist dies die poetischste aller Alternativen.

    Hell’s Kitchen (2005)

    Hell’s Kitchen ist der Inbegriff von knallhartem Kochwettbewerb. Unter der Leitung von Gordon Ramsay treten aufstrebende Köch:innen gegeneinander an, um sich einen Platz in der Spitzengastronomie zu erkämpfen. Die Teilnehmenden müssen unter Realbedingungen als Team funktionieren und auch in individuellen Kochprüfungen bestehen – stets unter Ramsays kompromisslosem Blick und seiner oft gnadenlosen Kritik. Hier zählt nicht nur Talent am Herd, sondern auch Nervenstärke, Organisation und Führungsqualität. Der Druck ist enorm, die Küche heiß, und Fehler werden nicht verziehen. Die Show ist härter als Kitchen Impossible und dramatischer als Top Chef, weil hier Persönlichkeit und Führungsstärke genauso zählen wie Kochkunst. Im Vergleich zu Das perfekte Dinner, das intime Stimmung erzeugt, zeigt Hell’s Kitchen den Albtraum einer Hochleistungsküche. Für MasterChef-Fans, die den Druck lieben und noch mehr Adrenalin wünschen, ist Ramsays Höllenküche Pflichtprogramm.

    Somebody Feed Phil (2018)

    Phil Rosenthal, der Schöpfer der kultigen Hit-Serie Alle lieben Raymond, reist um die Welt – auf der Suche nach den besten kulinarischen Erlebnissen. Somebody Feed Phil ist eine Mischung aus Food‑Doku, Reisebericht und Feel‑Good‑Unterhaltung. Phil probiert sich neugierig durch Streetfood, Hausmannskost und gehobene Küche, stets mit einer sympathischen Mischung aus Staunen, Humor und echtem Interesse an Menschen und Kulinarik. Anders als Hell’s Kitchen, wo Druck dominiert, oder The Taste, wo Perfektion zählt, geht es hier um Genuss, Menschen und Geschichten. Die Serie ist entspannt, warmherzig und kulinarisch neugierig. Für alle, die MasterChef wegen der Vielfalt lieben, bietet Somebody Feed Phil eine unbeschwerte Alternative: kein Wettbewerb, sondern eine köstliche Weltreise mit viel Herz.

    Mein Lokal, Dein Lokal (2013)

    In Mein Lokal, Dein Lokal treten Restaurantbesitzer:innen gegeneinander an, um herauszufinden, wer das beste kulinarische Konzept bietet. An fünf Tagen besucht sich die Runde gegenseitig, isst im jeweiligen Lokal und bewertet Küche, Service und Atmosphäre. Begleitet wird das Ganze von Profi‑Gastronom Mike Süsser, der als Moderator und Kritiker fachkundige Einblicke liefert. Die Mischung aus ehrlichen Bewertungen, kleinen Spitzen unter Kollegen und authentischen Einblicken in die Gastronomie unterschiedlicher deutscher Städte macht den Reiz des Formats aus. So entsteht ein klarer Kontrast zu Das perfekte Dinner, das in privaten Küchen spielt, und zu Top Chef, das die Elite der Gastronomie ins Rampenlicht rückt. Mein Lokal, Dein Lokal ist nahbar, authentisch und voller Lokalkolorit. Für MasterChef-Fans, die neugierig sind, wie der Restaurant-Alltag in unseren Gefilden funktioniert, ist es eine spannende Ergänzung – mit ehrlichen Bewertungen und echten Gastro-Einblicken.

  • Ryan Murphys Horrorserien im Grusel-Ranking

    Ryan Murphys Horrorserien im Grusel-Ranking

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Ryan Murphy versteht Horror nicht als bloßen Schock, sondern als sorgfältig komponiertes Unbehagen. Seine Geschichten erschüttern nicht plötzlich, sondern sie kriechen langsam und stetig unter die Haut. Es ist der Grusel, der sich nicht ankündigt, sondern nachklingt – wenn man längst allein im Dunkeln sitzt. 

    Es geht weniger um Jumpscares als um Atmosphäre, um das schleichende Gefühl, dass hinter jeder Fassade ein Abgrund lauert. Genau dieser Nachhall ist das Kriterium für unser Ranking: Wie tief der Schrecken einsickert, wie lange er sich festsetzt, wie stark er unsere Wahrnehmung verschiebt, wenn der Abspann schon längst gelaufen ist.

    8. Scream Queens (2015)

    Scream Queens ist der ironische Zwilling von AHS – dieselbe Lust am Tod, aber mit mehr Lachern. Wo Ratched zurückhält, explodiert diese Serie: Blutfontänen, Pointen, Selbstparodie. Im Vergleich zu American Horror Stories oder The Watcher setzt sie weniger auf klassischen Grusel, sondern stärker auf ironischen Horror. Damit erreicht Scream Queens in vielen Szenen einen ähnlichen Thrill wie klassische Slasherfilme à la Freitag der 13. oder Halloween. Der Unterschied liegt in der Verpackung: grelle Farben, bissige Dialoge und Figuren, die sich ihrer eigenen Absurdität bewusst sind. Wer nach Dahmer oder Ed Gein kurz durchatmen möchte, liegt hier genau richtig. Scream Queens ist definitiv die “leichteste” Serie im Murphy-Kosmos, aber dennoch böse genug, um für etwas Gänsehaut zu sorgen.

    7. Ratched (2020)

    Ratched erzählt die Vorgeschichte der Krankenschwester Mildred Ratched aus Einer flog über das Kuckucksnest. Sarah Paulson spielt sie als Frau, die Ordnung über alles stellt – und darin ihr eigenes Monster erschafft. Der Horror ist hier nicht laut, sondern diszipliniert: kalte Korridore, sterile Farben, kontrollierte Grausamkeit. Murphy nutzt das Krankenhaus als Symbol für Macht, Moral und Unterdrückung. Während Grotesquerie religiöse Schuld erforscht, untersucht Ratched institutionelle Gewalt – wie Systeme Menschen deformieren. Die Serie trifft nicht immer ins Schwarze, ist aber handwerklich makellos, mit präzisem Setdesign und intensiven Dialogen. Sie schreckt weniger durch Schocks, sondern durch emotionale Kälte. Ratched ist das Gegenstück zu AHS: weniger Chaos, mehr Kontrolle, aber dieselbe seelische Zerstörung unter der Oberfläche.

    6. The Watcher (2022)

    Basierend auf einem realen Fall erzählt The Watcher die Geschichte einer Familie, die in ihr Traumhaus zieht und bald von anonymen Drohbriefen terrorisiert wird. Murphy inszeniert das Szenario als Kammerspiel der Paranoia. Naomi Watts und Bobby Cannavale verkörpern Eltern, deren Angst zunehmend irrational wirkt – bis man selbst nicht mehr weiß, wem man glauben soll. Der Horror ist hier psychologisch, nicht übernatürlich: das Gefühl, beobachtet zu werden, ohne Beweis, von wem. Die Stärke der Serie liegt in ihrer Glaubwürdigkeit. Wo AHS überzeichnet, bleibt The Watcher nah am Alltag – und gerade das macht sie so unbehaglich. Die Serie erzeugt zudem eine andere Art von Beklemmung als Dahmer oder Gein. Die Bedrohung ist unsichtbar, aber permanent spürbar. The Watcher erinnert daran, dass das Schrecklichste oft dort beginnt, wo man sich sicher fühlt.

    5. American Horror Stories (2021)

    Dieses Spin-off von American Horror Story übersetzt Murphys Markenzeichen in Kurzform. Jede Episode erzählt eine abgeschlossene Geschichte – manchmal im bekannten Universum, manchmal völlig neu. Die Themen reichen von modernen Internet-Ängsten über klassische Spukgeschichten bis zu moralischen Albträumen. Der Vorteil liegt in der Vielfalt: Wer die Prämisse einer Folge nicht mag, bekommt in der nächsten eine völlig andere. Im Vergleich zu American Horror Story ist Stories direkter, schneller und weniger symbolisch. Viele Folgen sind kleine Experimente, die zeigen, wie weit sich Horror in rund 45 Minuten verdichten lässt. Besonders erfolgreich ist die Serie, wenn sie psychologische und soziale Themen mit Genre-Tropes verknüpft. American Horror Stories ist Murphys kompakteste, aber zugleich riskanteste Form des Horrors: Nicht jede Episode überzeugt – aber keine lässt dich kalt.

    4. Grotesquerie (2024)

    In Grotesquerie verbindet Ryan Murphy Krimi- und Horrormotive. Niecy Nash-Betts spielt Detective Lois Tryon, die in einer US-Kleinstadt eine Serie brutaler Verbrechen untersucht. Courtney B. Vance ist als Sister Megan Duval zu sehen, eine Nonne mit eigenem Zugang zur Wahrheit hinter den Taten. Die Serie spielt mit religiösen Symbolen und moralischen Fragen: Was ist Sünde, was Wahnsinn, was schlicht menschlich? Kritiker loben den Fokus auf Figuren und die unheimliche Bildsprache – weniger exzessiv als AHS, aber spürbar düsterer als Ratched. Grotesquerie zeigt Murphy von seiner ernstesten Horror-Seite: ohne Ironie, ohne Camp, dafür mit psychischer Wucht.

    3. Monster: The Ed Gein Story (2025)

    Wenn Dahmer klinisch ist, dann ist Ed Gein archaisch. Murphy zeigt hier nicht den modernen Serienmörder, sondern den Ursprung des Horrors selbst. Ed Gein greift Themen auf, die AHS seit Jahren fiktionalisiert – Muttersucht, Körperkult, religiösen Wahn – und führt sie in ihren realen Ursprung zurück. Der Vergleich zu Dahmer zeigt: Dort erstickt das Grauen im Beton, hier wächst es in der Einöde. Die Serie ist ruhiger als AHS, aber roher als Ratched, und erzeugt eine bedrückende Nähe, weil sie zeigt, wo Horrorfiguren wie Leatherface oder Norman Bates geboren wurden. Kritiker bemängeln allerdings, dass die Serie sich zu weit von den Fakten entfernt und die Realität übermäßig verzerrt. Dennoch ist Monster: The Ed Gein Story wohl Murphys schleichendster, aber vielleicht ehrlichster Albtraum.

    2. Monster: The Jeffrey Dahmer Story (2022)

    Im Gegensatz zur Überwältigung von AHS arbeitet Dahmer mit Schweigen, Routine und Blicken. Evan Peters verkörpert den Serienmörder so zurückhaltend, dass der Horror nicht aus Blut, sondern aus Banalität entsteht. Die Serie ist klinisch wie Ratched, aber real wie The Watcher – eine kalte Schnittstelle zwischen Fiktion und Wahrheit. Gegenüber Grotesquerie verzichtet Dahmer auf das Mystische und setzt auf dokumentarischen Terror: Neonlicht statt Nebel, Nachbarswohnung statt Ritualraum. Die Monotonie der Gewalt, der Geruch von Fleisch, die Einsamkeit der Opfer – alles bleibt spürbar. Dahmer ist der realistischste Schock in dieser Liste, weil er keine Distanz zulässt. Er erinnert dich daran, dass die schlimmsten Monster nicht von Drehbuchautoren erschaffen werden.

    1. American Horror Story (2011)

    American Horror Story ist Murphys stärkster Angstgenerator, weil die Serie nahezu jede Form von Schrecken beherrscht und ihre Extreme furchtlos durchzieht. Im direkten Vergleich zu allen anderen Titeln dieser Liste ist hier die Spannweite am größten: von brachialen Bildern, die Scream Queens so nie ansteuert, bis zu psychischem Druck, den Ratched zwar kultiviert, aber nie so vielseitig variiert. Gegenüber Grotesquerie arbeitet AHS weniger asketisch, dafür mit überwältigender Ikonografie und einer Frequenz an Szenen, die sich einbrennen. Selbst die kompakten Spitzen von American Horror Stories erreichen selten diese Dichte aus Atmosphäre, Tabubruch und menschlichen Abgründen. Darum bleibt AHS die Referenz: maximal, unberechenbar, nachhaltig – die Serie, die den Ton für alle anderen in dieser Liste setzt.

  • Die 10 besten Anime-Serien auf Netflix

    Die 10 besten Anime-Serien auf Netflix

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Anime bietet weit mehr als bunte Action: Es sind emotionale Reisen, packende Welten und Geschichten, die berühren. Netflix Deutschland hat sich in den letzten Jahren zur Top-Adresse für Anime-Fans gemausert – mit Klassikern, Geheimtipps und aktuellen Hits. Ob du in epische Fantasy eintauchen, dystopische Sci-Fi erleben oder einfach großartige Animation genießen willst: Diese Liste zeigt dir die besten Anime-Serien, die du auf Netflix finden kannst. Von Action und Drama bis zu Humor und Herzschmerz – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei!

    Devilman Crybaby (2018)

    Provokant, kompromisslos und emotional vernichtend: Devilman Crybaby ist eines der mutigsten Anime-Werke der letzten Jahre – und zählt zu den bestbewerteten Originalserien auf Netflix. Basierend auf Go Nagais legendärem Manga erzählt die Serie von Akira Fudo, einem sensiblen Teenager, der mit der Macht eines Dämons verschmilzt, um die Menschheit zu retten. Doch je tiefer er in die Abgründe von Gewalt, Lust und Verrat gezogen wird, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Monster. Regisseur Masaaki Yuasa liefert ein visuelles Meisterwerk, das mit experimentellem Animationsstil, treibendem Soundtrack und expliziten Inhalten fesselt – nichts für Zartbesaitete, aber ein Muss für alle, die Anime als Kunstform erleben wollen. Wo dich Violet Evergarden mit Gefühl berührt, reißt dir Devilman Crybaby mit seiner schonungslosen Emotionalität den Boden unter den Füßen weg..

    Demon Slayer – Kimetsu no Yaiba (2019)

    Visuell spektakulär und emotional mitreißend: Demon Slayer zählt zu den erfolgreichsten Shonen-Animes der vergangenen Jahre – und das aus gutem Grund. Die Serie erzählt die Geschichte des jungen Tanjiro Kamado, der nach dem grausamen Tod seiner Familie und der Verwandlung seiner Schwester Nezuko in einen Dämon zum Dämonenjäger wird. Was zunächst wie eine klassische Rachegeschichte klingt, entfaltet sich zu einer berührenden Erzählung über Familie, Verlust, Mut und Menschlichkeit. Das Studio Ufotable hebt sich mit atemberaubenden Animationen hervor: Jede Kampfszene wirkt wie ein Kunstwerk, dynamisch, stilisiert und technisch brillant umgesetzt. Neben der Action glänzt die Serie mit herzlichen Momenten, humorvollen Zwischenspielen und einem tiefen Fokus auf die Geschwisterbeziehung. Wer den Pathos von Violet Evergarden oder die Menschlichkeit von One Piece liebt, findet hier eine perfekte Mischung.

    Haikyuu!! (2014)

    Haikyuu!! ist eine der beliebtesten und inspirierendsten Anime-Serien der letzten Jahre und zeigt, dass sportlicher Ehrgeiz genauso fesselnd sein kann wie jede epische Fantasy-Schlacht. Im Mittelpunkt steht Shoyo Hinata, ein kleiner, aber leidenschaftlicher Spieler, der davon träumt, einer der besten Volleyballer Japans zu werden. Gemeinsam mit seinem Rivalen und späteren Teamkollegen Kageyama kämpft er für Teamgeist, Disziplin und den Glauben an sich selbst. Die Animationen sind dynamisch, die Matches intensiv und die Charaktere glaubwürdig gezeichnet. Wie Demon Slayer verbindet die Serie spektakuläre Action mit echter Emotionalität – nur ohne dämonischen Horror, dafür mit Netz, Ball und einem unerschütterlichen Siegeswillen. Haikyuu!! ist pure Motivation in Serienform – und ein echtes Anime-Highlight auf Netflix.

    Neon Genesis Evangelion (1995)

    Dieser Mecha-Klassiker ist weit mehr als nur Robo-Action: Neon Genesis Evangelion revolutionierte das Genre, indem es psychologische Abgründe und philosophische Fragestellungen in den Mittelpunkt stellte. Die Geschichte folgt Shinji Ikari, einem unsicheren Jugendlichen, der in einem riesigen biomechanischen Kampfroboter – einem sogenannten EVA – die Menschheit vor apokalyptischen Bedrohungen retten soll. Doch der eigentliche Konflikt spielt sich in seinem Inneren ab: Ängste, Selbstzweifel, Depression und das verzweifelte Ringen um Anerkennung machen Shinji zu einer der komplexesten Figuren im Anime-Universum. Mit seiner düsteren Atmosphäre, stilprägenden Bildern und einer Musik, die von Pop bis Klassik reicht, erschafft die Serie ein intensives, oft verstörendes Erlebnis. Wie Devilman Crybaby oder Cyberpunk: Edgerunners nutzt die Serie apokalyptische Impressionen, um existenzielle Fragen zu stellen.

    Death Note (2006)

    Was würdest du tun, wenn du über Leben und Tod entscheiden könntest? Death Note stellt genau diese Frage – und entwickelt daraus eine der spannendsten und moralisch ambivalentesten Geschichten des Anime-Genres. Der hochintelligente Schüler Light Yagami findet ein übernatürliches Notizbuch, mit dem er jeden Menschen töten kann, dessen Namen er hineinschreibt. Zunächst benutzt er es, um die Welt von Kriminellen zu „säubern“, doch bald steigt ihm die Macht zu Kopf. Es beginnt ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Light und dem ebenso brillanten, aber exzentrischen Detektiv L. Death Note fasziniert mit cleveren Twists, moralischen Abgründen und einem düsteren, stilvollen Look. Im Gegensatz zu One Piece oder Great Pretender ist hier nichts leichtfüßig: Die Story lässt euch denken, zweifeln und urteilen – und das weit über die letzte Folge hinaus.

    Devil May Cry (2025)

    Devil May Cry bringt den legendären Dämonenjäger Dante als Anime auf Netflix – und liefert eine düstere, stylische Fantasy-Action, die Fans und Neueinsteiger gleichermaßen begeistert. Mit seinen markanten weißen Haaren, fetten Waffen und coolen Sprüchen kämpft Dante gegen blutrünstige Dämonen, fanatische Bösewichte und seine ganz eigenen Schatten der Vergangenheit. Die Serie punktet mit rasanter Action, einer kräftigen Prise Gothic-Stimmung und einem Soundtrack, der Nostalgie bei allen auslöst, die die Spielvorlage lieben. Doch auch ohne Gamer-Vorwissen funktioniert die Story als wuchtiges, manchmal überdrehtes Abenteuer, das voller Energie und visueller Extravaganz steckt. Wie Cyberpunk: Edgerunners setzt auch Devil May Cry auf rasante Action und starke Stilistik – nur mit mehr Dämonen und Schwertern statt Neon und Implantaten. Wer auf düstere Welten, coole Helden und krachende Kämpfe steht, bekommt hier einen modernen Anime-Hit mit echtem Binge-Potenzial.

    Violet Evergarden (2018)

    Violet Evergarden ist ein poetisches Meisterwerk, das auf wunderschöne Weise von Verlust, Heilung und der Suche nach Menschlichkeit erzählt. Nach dem Krieg versucht die junge Ex-Soldatin Violet, die im Dienst oft nur als Waffe gesehen wurde, in der zivilen Welt Fuß zu fassen. Als sogenannte „Auto Memory Doll“ hilft sie anderen Menschen, ihre Gefühle in Worte zu fassen – und begibt sich dabei selbst auf eine Reise, zu verstehen, was es heißt, zu lieben und geliebt zu werden. Kyoto Animation liefert hier eine visuelle Glanzleistung, die mit filigranen Details, atemberaubenden Landschaften und einer sanften Farbpalette verzaubert. Die Serie berührt durch ihre stille Erzählweise, ihre melancholische Atmosphäre und die einfühlsame Charakterentwicklung. Man könnte auch sagen: Wo Devilman Crybaby zerstört, heilt Violet Evergarden. 

    Cowboy Bebop (1998)

    Ein stilprägender Klassiker, der bis heute als Meilenstein der Anime-Geschichte gilt: Cowboy Bebop vereint Sci-Fi, Western und Noir zu einem einzigartigen Genre-Mix, der sowohl stilistische als auch inhaltliche Maßstäbe setzt. Im Mittelpunkt steht Spike Spiegel, ein cooler, abgeklärter Kopfgeldjäger, der gemeinsam mit seiner chaotischen Crew – darunter Jet, Faye, Ed und der Hund Ein – durchs All reist, um die nächste Beute zu schnappen. Doch hinter der lässigen Fassade lauern persönliche Dämonen, zerbrochene Beziehungen und die Schatten der Vergangenheit. Beide Serien mischen Action mit Gefühl, doch wo Cyberpunk: Edgerunners brennt, glüht Cowboy Bebop leise, elegant, lakonisch und voller Wehmut. Pflichtprogramm für alle, die Anime als einzigartige Kunstform und emotionale Erfahrung schätzen.

    Cyberpunk: Edgerunners (2022)

    Dieses Spin-off zum Videospiel Cyberpunk 2077 überraschte nicht nur Gamer, sondern auch Anime-Fans weltweit mit seiner beeindruckenden Qualität und emotionalen Tiefe. Edgerunners entführt in die düstere Metropole Night City – eine Stadt, in der technologische Körperverbesserungen und soziale Ungleichheit brutal aufeinandertreffen. Im Mittelpunkt steht David Martinez, ein junger Außenseiter, der nach einem tragischen Verlust in die gefährliche Unterwelt abrutscht. Was folgt, ist eine rasante, schonungslose Geschichte über Überleben, Verrat, Liebe und Selbstzerstörung. Studio Trigger mischt grelle Action mit tragischer Romantik und erschafft damit fast schon so etwas wie ein futuristisches Devilman Crybaby. Dieser unvergessliche Mix macht Edgerunners zu einem echten Highlight für Sci-Fi-Fans und Cyberpunk-Liebhaber.

    Great Pretender (2020)

    Wer Heist-Stories mag, wird Great Pretender lieben – eine Anime-Serie, die Trickbetrug, internationale Schauplätze und stilistische Raffinesse perfekt kombiniert. Im Mittelpunkt steht Makoto Edamura, ein selbsternannter „bester Trickbetrüger Japans“, der auf den charismatischen Gauner Laurent Thierry trifft. Zusammen mit einem bunt gemischten Team zieht Makoto um die Welt, um die Reichen und Mächtigen mit spektakulären Coups übers Ohr zu hauen.Great Pretender besticht nicht nur durch clevere Plots und überraschende Wendungen, sondern auch durch seinen einzigartigen Artstyle, der an Pop-Art erinnert, und einen Soundtrack, der sofort ins Ohr geht. Mit seinem besonderen Look and Feel erinnert die Serie an Cowboy Bebop, nur leichter und verspielter. Und was Death Note an moralischer Tragweite liefert, wiegt Great Pretender durch Charme und Eleganz auf.

  • Die 10 besten Post Credit-Szenen aus dem MCU im Ranking

    Die 10 besten Post Credit-Szenen aus dem MCU im Ranking

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Post Credit-Szenen waren einst nur eine Fußnote - ein Gag, ein Nachsatz und ein Insider für Sitzfleisch. Doch spätestens seit dem Auftritt von Nick Fury bei Iron Man sind sie im MCU zu Mini-Episoden geworden, die ganze Universen in Gang setzen. Das Marvel Cinematic Universe hat sie kultiviert wie kein anderes Franchise, doch es war nicht allein: Auch Reihen wie X-Men, Deadpool oder Fluch der Karibik experimentierten früh mit Cliffhangern nach dem Abspann. 

    Doch was bei anderen oft Spielerei blieb, wurde bei Marvel zu einem Werkzeug der Erzählung. Manche dieser Szenen lösen Gänsehaut aus, andere werfen Fragen auf, viele bleiben rätselhaft, aber fast alle fordern das Publikum auf, weiterzudenken. Ähnlich wie in Serien wie The Mandalorian oder Stranger Things, wo Mid- oder Post-Credit-Szenen ebenfalls stilbildend wirken, verschwimmen hier die Grenzen zwischen Epilog und Prolog, zwischen Ausblick und Kommentar. Diese Liste rankt zehn der eindrucksvollsten Szenen, die nach dem Abspann beginnen und trotzdem zu den wichtigsten Momenten des MCU gehören.

    10. The Fantastic Four: First Steps (2025)

    Sie ist noch ziemlich frisch und doch jetzt schon eine Szene, über die man spricht. Am Ende von The Fantastic Four: First Steps zeigt sich nicht nur ein neuer Gegner, sondern auch ein geopolitischer Ort, der für Marvel-Fans sofort Alarmglocken läutet: Latveria. Die Szene bleibt zwar vage, aber durch das Design, die Musik und die Schatten stilistisch eindeutig. Das ist kein Gag, kein Clip zum Weglächeln, sondern ein eleganter Tease, der sich wie der Auftakt zu einer neuen Ära anfühlt. Noch wissen wir nicht ganz, wie zentral dieser Moment werden wird. Aber die Tatsache, dass das MCU seine nächste große Figur auf so entschlossene Weise vorbereitet, gibt dieser Szene jetzt schon Gewicht. Sie wirkt wie der Auftakt zu einer neuen Mythologie, vergleichbar mit dem allerersten Blick auf Thanos in The Avengers. Der zehnte Platz ist erstmal noch unter Vorbehalt: Diese Szene könnte zukünftig im Ranking noch klettern.

    9. Avengers 4: Endgame (2019)

    Nach der größten Schlacht der MCU-Geschichte endet alles in Stille. Kein Abspanngewitter, keine Ankündigung des Nächsten, sondern nur ein Tanz in einem Wohnzimmer. Jahrzehntelang war das die Sehnsucht von Steve Rogers, und plötzlich ist sie Realität. Die Szene aus Endgame liefert keine Vorschau, sondern einen Abschied, der sich nicht wie ein Ende anfühlt, sondern wie Erlösung. Für einen Moment atmet das MCU durch, und mit ihm das Publikum. Dass man sich nach all den Explosionen an so etwas Sanftes erinnert, sagt viel über die emotionale Tiefe dieser Szene. Sie ist der intime Gegenpol zu den lauten, richtungsweisenden Momenten wie Thanos’ Drohung in Age of Ultron. Wo andere Szenen das Universum öffnen, schließt diese ein Kapitel mit so viel Sanftheit, dass selbst Bucky in Black Panther nicht stiller hätte verschwinden können. Ein leiser Riese unter lauten Giganten und deshalb auch bewusst hinter jenen Szenen platziert, die mehr nach vorne als zurück schauen.  

    8. Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017)

    Die Einführung von Adam Warlock in Guardians of the Galaxy Vol 2 ist kein lauter Moment,aber dafür ein langfristig bedeutender. Der Tease funktioniert als Ruhepol nach einem wilden Film und zeigt, wie früh Marvel manchmal seine Karten auf den Tisch legt. Im Ranking steht sie über der Abschlussszene von Endgame, weil sie ein neues Kapitel vorbereitet, statt eines zu beenden. Die Szene bleibt, wie Warlock selbst, in einem Schwebezustand: verheißungsvoll, aber ohne Wirkung im Jetzt.

     Im Vergleich zur finalen Enthüllung von Peter Parkers Identität in Far From Home wirkt dieser Moment wie ein Anlauf, der später ins Stolpern geriet. Selbst Sam Wilsons stiller Zweifel hatte eine größere Wirkung im Jetzt als Warlocks ferne Verheißung. Deshalb reicht es nur für Platz 8: stark im Moment, aber nicht stark genug im Nachhall.

    7. The Falcon and the Winter Soldier (2021)

    Ein Mann steht vor einer Vitrine, darin das Vermächtnis eines Helden. Doch anstatt es zu ergreifen, entscheidet er sich, es zurückzugeben. Sam Wilsons Moment des Zweifels am Ende von The Falcon and the Winter Soldier ist nicht laut, nicht heroisch und gerade deshalb so kraftvoll. Die Szene ist Ausdruck der Unsicherheit, die das MCU nach Endgame prägt: Was passiert, wenn die legendären Namen gehen? Wer füllt diese Lücke, und will man sie überhaupt füllen? Es ist ein stiller Konflikt, der hier beginnt, einer, der später zur zentralen Achse einer ganzen Serie wird. Sam Wilsons Zweifel wirken nicht impulsiv, sondern sorgfältig durchlebt. Während Bucky in Black Panther bereits loslässt, beginnt Sam hier erst mit dem Ringen. Und obwohl Endgame einen Abschied inszeniert, der wie Erlösung wirkt, zeigt diese Szene, wie schwer es ist, Verantwortung nicht nur zu erben, sondern sie zu tragen. Ein Statement, das nicht schreit, sondern fragt und genau deshalb einen Platz in den Top 10 verdient.

    6. Black Panther (2018)

    Er trägt keinen Mantel und keine Maske, sondern nur einen neuen Namen: White Wolf. Als Bucky Barnes am Rand von Wakanda auftaucht, ist der Winter Soldier verschwunden. Zurück bleibt ein Mann, der Frieden sucht. Diese Szene aus Black Panther steht exemplarisch für Marvels Fähigkeit, Traumata nicht nur zu erzählen, sondern sie auch auszuhalten. Es ist ein ruhiger Moment zwischen zwei Kapiteln, aber einer, der das Gewicht von allem Vorherigen spüren lässt. Gleichzeitig wird hier ein neuer Ton angeschlagen: der des Verzeihens und des langsamen Aufbaus nach dem Chaos. Im Vergleich zu Sams Szene in The Falcon and the Winter Soldier wirkt dieser Moment reifer, fast schon abgeschlossen. Und während Guardians Vol. 2 in die Ferne deutet, zieht diese Szene ihre Kraft aus dem Jetzt, aus Heilung und Aufbruch. Ein Moment, der einschlug, aber trotzdem noch nicht zu den eindrucksvollsten des MCU gehört.

    5. Venom: Let There Be Carnage (2021)

    Ein grelles Licht, ein Ortswechsel, und plötzlich sieht Eddie Brock einen anderen Spider-Man im Fernsehen. Die Szene wirkte wie ein Portal zu etwas völlig Neuem: Sony trifft MCU, Venom trifft Holland, Grenzen verschwimmen. Auch wenn der große Crossover letztlich kleiner ausfiel als gedacht, war der Moment aus Venom elektrisierend. Selten wurde mit so wenig so viel angedeutet. Das war kein gewöhnlicher Tease, sondern ein Testballon für das Multiversum - mit einem Fuß im Chaos und dem anderen im kalkulierten Fanservice. Hier ging ein Türspalt auf, und niemand wusste genau, was dahinter liegt. Ein kluger Schachzug, wenn auch teilweise mit begrenzter Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zum offenherzigen Crossover-Charme von Spider-Man: Far From Home bleibt hier vieles im Nebel. Auch Thanos’ Andeutung in The Avengers war kryptisch, aber sie wurde eingelöst - Venom blieb eher ein Zwischenruf.

    4. Avengers: Age of Ultron (2015)

    „Fine. I’ll do it myself.“ Die Drohung steht im Raum, ohne dass sie erklärt werden muss. Diese Szene ist nicht subtil, sie ist ein Weckruf. Hier wird nicht mehr angeteasert, sondern angekündigt. Thanos greift ein, und das höchstpersönlich. Es ist der Wendepunkt vom Mythos zur Bedrohung und alles, was vorher wie Vorbereitung wirkte, bekommt hier ein Gesicht und eine Richtung. Der Zuschauer spürt: Ab jetzt gibt es kein Zurück. Thanos tritt nicht nur auf, er übernimmt. Während sein erstes Erscheinen in The Avengers noch rätselhaft war, ist hier alles klar. Diese Szene steht wie ein dunkler Spiegel gegenüber Nick Furys legendärem Auftritt in Iron Man: Beide definieren die Regeln neu, aber Thanos kündigt Krieg an, wo Fury Hoffnung brachte. Die Postcredit-Szene aus Avengers: Age of Ultron bleibt als Wegweiser für Infinity War essenziell, schafft es aber nicht ganz in die Top 3.

    3. The Avengers (2012)

    Ein Schatten, ein Lächeln, ein Blick ins Publikum - mehr braucht es nicht. Als Thanos sich nach der Schlacht von New York erstmals zeigt, weiß kaum jemand, wie tief diese Andeutung reicht. Aber sie fühlt sich groß an, bedeutend. Rückblickend ist diese Avengers-Szene der Keim für die gesamte Infinity Saga. Ohne dieses Lächeln hätte es keine Steine gegeben, keinen Snap und auch kein Endgame. Es ist der Moment, in dem das MCU begann, nicht nur Filme zu erzählen, sondern Geschichte zu schreiben. Und das mit einem Gesicht, das nur Sekunden zu sehen ist, aber Jahre nachhallt, und das MCU auf eine neue Umlaufbahn schob. Anders als Fantastic Four: First Steps, das nur andeutet, oder Venom, das verwirrt, war dies der Moment, in dem die Fans wussten: Da kommt etwas Großes. Der erste Blick auf Thanos erhält Platz 3, weil er zwar mit minimalem Einsatz das Fundament einer ganzen Saga legt, aber trotzdem mehr andeutet als konkret verändert.

    2. Spider-Man: Far From Home (2019)

    Ein rauschender Abspann, dann plötzlich J.K. Simmons als J. Jonah Jameson - laut, hetzend und spuckend. Und dann der Schock: Peter Parker ist Spider-Man. In Sekunden wird die Grundordnung einer ganzen Figur auf den Kopf gestellt. Es ist eine Szene, die keinen Übergang und kein Innehalten erlaubt. Sie ist der Schock, der das MCU aus seiner Komfortzone reißt. Die Rückkehr von Simmons war bereits ein cleverer Meta-Move, die Enthüllung aber war eine Zäsur. Von nun an war nichts mehr heimlich. So brachial wie präzise - kein anderer Tease dreht das Figurenbild so radikal. Im Vergleich zur eleganten Melancholie von Endgame wirkt dieser Moment wie ein Faustschlag. Und während Iron Man das Universum eröffnete, kehrt Far From Home es nach innen  - auf eine Weise, die lange nachhallt. Diese Szene ist mutig, emotional aufgeladen und damit vollkommen verdient auf Platz 2.

    1. Iron Man (2008)

    „Ich bin hier, um mit Ihnen über die Avengers-Initiative zu sprechen.“ Ein einziger Satz, gesprochen im Halbdunkel - ohne Knall, Musik oder visuelles Feuerwerk. Und doch verändert dieser Iron Man - Moment alles. Als Nick Fury aus dem Schatten tritt, öffnet er keine Tür, er reißt das Fenster auf zu etwas völlig Neuem. Das MCU beginnt nicht mit Iron Mans Anzug oder seinem ersten Flug, sondern mit dieser Szene nach dem Abspann. Nicht nur, weil sie das erste große Universum des modernen Blockbusterkinos einleitet, sondern weil sie das Publikum einlädt, mitzudenken. Zum ersten Mal wird klar: Hier wird nicht mehr in abgeschlossenen Kapiteln erzählt. Thanos’ Auftritt in The Avengers war ikonisch, Age of Ultron stellte eine direkte Bedrohung auf, Far From Home schockierte mit einer Offenbarung, aber sie alle bauen auf etwas auf, das hier geboren wird. Diese Szene wirkt nicht wie ein Bonus - sie ist das Fundament des MCU. Genau deshalb gehört sie ohne jeden Zweifel an die Spitze.

  • Die 10 besten True-Crime-Serien auf Netflix

    Die 10 besten True-Crime-Serien auf Netflix

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    True Crime auf Netflix packt uns, weil es mehr ist als nur Mord und Ermittlungen. Es geht um echte Schicksale, um Abgründe, die wir kaum fassen können, und um Fragen, die uns nicht loslassen: Wie konnte das passieren? Warum tun Menschen so etwas? Netflix bietet eine riesige Auswahl an Dokus und Serien, die schockieren, fesseln und oft noch lange nachwirken. 

    Von Serienkillern über Justizskandale bis hin zu ungelösten Fällen – hier finden True-Crime-Fans alles, was das Herz begehrt. Diese Liste zeigt dir die spannendsten, verstörendsten und meistdiskutierten True-Crime-Shows, die du aktuell streamen kannst – perfekt für alle, die den wahren Nervenkitzel suchen.

    Making a Murderer (2015)

    Kaum eine Serie hat das True-Crime-Genre so geprägt wie Making a Murderer. Über zehn Jahre hinweg begleitete das Doku-Team den Fall Steven Avery, der nach 18 Jahren Haft aus dem Gefängnis kommt, nur um kurz darauf erneut wegen Mordes angeklagt zu werden. Was sich hier für ein Plot entfaltet, ist nicht nur ein krasses Justizdrama, sondern ein erschütterndes Porträt eines Systems, das immer tiefer im eigenen Netz aus Fehlern, Vorurteilen und Machtmissbrauch versinkt. Die Serie macht wütend, fassungslos – und süchtig. Wer The Keepers mochte, weil dort Institutionen hinterfragt werden, findet hier denselben Mut zur Konfrontation – nur noch roher und intimer.

    The Staircase: Tod auf der Treppe (2004)

    Die französische Doku-Serie The Staircase: Tod auf der Treppe über den Mordfall Michael Peterson gilt als Meilenstein des True-Crime-Genres. Über viele Jahre hinweg begleitet die Kamera nicht nur den Prozess, sondern auch die Familie, die Medien und die anwaltlichen Strategien. Heraus kommt ein komplexes Bild, das Fragen aufwirft: War es ein Unfall, Mord oder etwas dazwischen? Statt auf Sensation zu setzen, beleuchtet die Serie moralische Grauzonen, Justizmechanismen und psychologische Spannungen. Sie zeigt, wie ein Familiendrama zu einem global diskutierten Kriminalfall wird – und wie Wahrheiten sich mit jeder neuen Perspektive verschieben. Wer Making a Murderer faszinierend  fand, bekommt hier eine analytischere, fast klinische Version davon – präzise, beobachtend und unheimlich ehrlich.

    Night Stalker: Jagd auf einen Serienmörder (2021)

    Night Stalker erzählt die fieberhafte Jagd nach Richard Ramirez, einem der gefürchtetsten Serienmörder der 1980er-Jahre, der Los Angeles in Angst und Schrecken versetzte. Menschen verriegelten Türen und Fenster, schliefen mit Baseballschlägern, und Polizisten arbeiteten rund um die Uhr, um den sogenannten „Nachtjäger“ zu fassen. Die Serie zeigt nicht nur die brutalen Taten, sondern auch die emotionale Belastung der Ermittler Frank Salerno und Gil Carrillo, die unter massivem Druck standen. Besonders eindrucksvoll ist, wie die Doku zwischen Polizeiarbeit, Medienrummel und den Perspektiven der Überlebenden wechselt. Archivaufnahmen, Interviews und eine beklemmende Inszenierung machen Night Stalker zu einem intensiven True-Crime-Erlebnis, das tief unter die Haut geht und dich lange nicht loslässt. Wer Don’t F**k With Cats für seinen Thrill mochte, findet hier eine würdige Alternative.

    Don’t F**k With Cats: Die Jagd nach einem Internet-Killer (2019)

    Don’t F**k With Cats beginnt wie ein Internetphänomen: Ein Unbekannter postet grausame Tierquälerei-Videos, und eine Online-Community macht sich daran, ihn zu entlarven. Was zunächst wie ein makabres Online-Spiel wirkt, entwickelt sich bald zu einer globalen Fahndung, die in Mord und internationalem Entsetzen endet. Besonders faszinierend ist, wie die Serie die Dynamik des Internets beleuchtet: Wann wird aus Empörung Obsession? Wer überwacht hier eigentlich wen? Und wie weit darf digitale Selbstjustiz gehen? Wie bei American Murder entlarvt die Serie die Medienmechanismen hinter unserer Faszination für Verbrechen. Unangenehm, klug und verstörend – und eine der wenigen True-Crime-Produktionen, die sich trauen, das Publikum mit anzuklagen.

    American Murder: Die Bilderbuchfamilie (2020)

    American Murder erzählt von Shanann Watts, ihrem Mann Chris und ihren beiden Kindern – und vom unvorstellbaren Verbrechen, das ihre Familie zerstörte. Die Doku arbeitet ausschließlich mit Originalmaterial: Social-Media-Posts, Textnachrichten, Polizei-Bodycams. Gerade diese Erzählweise macht diese Doku so intensiv und erschütternd. Was passiert hinter den perfekten Instagram-Fassaden? Wie werden persönliche Dramen zu medialen Sensationen? Und welche Rolle spielen wir als Zuschauer:innen dabei? Genau wie Don’t F**k With Cats zwingt uns diese Doku dazu, genauer hinzuschauen, ohne uns einfache Erklärungen zu liefern. Sie ist unbequem, bewegend und ein extremes Beispiel dafür, wie soziale Medien unsere Wahrnehmung von Schuld, Tragödie und Intimität prägen. Wer emotional eindringlichen True Crime sucht, wird hier nicht vom Bildschirm loskommen.

    The Keepers (2017)

    The Keepers ist kein klassischer Whodunit-Krimi, sondern investigative Aufklärung mit Tiefgang. Im Mittelpunkt steht der Mord an Schwester Cathy Cesnik in den 1960er-Jahren – und die erschütternde Vertuschung eines weitreichenden Missbrauchsskandals an einer katholischen Schule in Baltimore. Jahrzehnte später rollen zwei ehemalige Schülerinnen den Fall wieder auf, stellen Fragen, die niemand mehr beantworten will, und decken systematische Missstände auf. Was die Serie besonders stark macht, ist ihre Mischung aus Menschlichkeit und unnachgiebiger Recherche. Wie Making a Murderer richtet auch The Keepers den Blick auf renommierte Institutionen und ihr Versagen – geht dabei aber noch tiefer und zeigt mehr Empathie für die Opfer.

    Killer Sally (2022)

    Killer Sally beleuchtet das Leben von Sally McNeil, einer ehemaligen Bodybuilderin und Kampfsportlerin, die ihren Ehemann erschoss – aus Notwehr, wie sie behauptet. Doch schnell wird klar: Hier geht es um weit mehr als einen einzelnen Mordfall. Die Serie wirft einen kritischen Blick auf ein Milieu voller Gewalt, toxischer Beziehungen, Leistungsdruck und gesellschaftlicher Rollenerwartungen. Besonders spannend ist die Frage, wie die Öffentlichkeit „starke Frauen“ wahrnimmt – und wie schnell Medien und Justiz zu vorschnellen Urteilen neigen. Killer Sally dekonstruiert Täter-Opfer-Schemata, zeigt Traumata, Machtkämpfe und den Einfluss der Fitnesswelt. Wie bei The Keepers steht der gesellschaftliche Kontext im Vordergrund, doch hier geht es um Gender, Macht und Vorurteile. Für alle, die True Crime als komplexes, unbequemes Spiegelbild unserer Kultur verstehen, ist diese Serie ein Muss.

    Mord unter Mormonen (2021)

    Der Titel Mord unter Mormonen klingt wie ein Thriller, ist aber Realität – und genau das macht die Serie so fesselnd. Sie erzählt die Geschichte von Mark Hofmann, einem brillanten Fälscher, der es schaffte, die Mormonenkirche mit gefälschten Dokumenten ins Wanken zu bringen. Als sein Schwindel auffliegt, greift er zu Briefbomben, die Menschen töten und eine ganze Gemeinde erschüttern. Die Serie beleuchtet dabei nicht nur den Kriminalfall selbst, sondern auch das religiöse und gesellschaftliche Umfeld, das Hofmann für seine Zwecke ausnutzt. Besonders spannend sind die psychologischen Abgründe eines Mannes, der sich mit Charme und Kalkül Vertrauen erschlich. Im Gegensatz zu American Murder oder Killer Sally, die intime Familiendramen beleuchten, zeigt Mord unter Mormonen die kalte Strategie eines Betrügers, der alle täuscht. Letztlich ist es eine Geschichte über Glauben als Ware und Macht als Maske.

    Unser Vater: Dr. Cline (2022)

    Unser Vater: Dr. Cline erzählt einen der schockierendsten Fälle medizinischen Missbrauchs, die je ans Licht kamen. Donald Cline, ein angesehener Fruchtbarkeitsarzt, befruchtet über Jahre hinweg heimlich Patientinnen mit seinem eigenen Sperma – ohne deren Wissen oder Zustimmung. Erst durch moderne DNA-Tests, die familiäre Zusammenhänge offenlegen, beginnt sich das Netz aus Lügen, Betrug und Machtmissbrauch zu entwirren. Die Doku beleuchtet nicht nur das Ausmaß der Vergehen, sondern auch die traumatischen Folgen: zerstörtes Vertrauen, juristische Ohnmacht und Identitätskrisen. Besonders erschütternd ist, wie lange die Stimmen der Opfer ignoriert oder abgetan wurden. Kurzum: Wie Killer Sally offenbart auch diese Doku, wo Justiz, Ethik und gesellschaftliche Verantwortung versagen.

    Unsolved Mysteries (2020)

    Unsolved Mysteries bringt einen legendären True-Crime-Klassiker ins Hier und Jetzt – mit frischem Look und gewohnt fesselndem Konzept. Jede Folge widmet sich einem ungelösten Fall: verschwundene Personen, rätselhafte Todesfälle, unheimliche Begegnungen oder unerklärliche Phänomene. Während etwa Making a Murderer zum Nachdenken anregt, fordert Unsolved Mysteries sein Publikum direkt zum Miträtseln und Mitermitteln auf. Hinweise werden gesammelt, Theorien vorgestellt, und am Ende bleibt oft mehr Rätsel als Auflösung. Gerade das steigert die Faszination: Nicht jeder Fall endet mit einem klaren Täter, nicht jede Spur führt zu einer Antwort. Das macht Unsolved Mysteries perfekt für alle, die beim Schauen mitdenken, miträtseln und mitfiebern möchten.

  • Was macht eigentlich der Cast aus „Seinfeld“ (1989-1998) heute?

    Was macht eigentlich der Cast aus „Seinfeld“ (1989-1998) heute?

    Oliver Baumgarten

    Oliver Baumgarten

    JustWatch-Editor

    Seinfeld gilt bis heute als eine der einflussreichsten und sicher auch erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten. Die 180 Folgen in neun Staffeln liefen in der ganzen Welt und gewannen u.a. alleine zehn Primetime-Emmys. Die beiden Schöpfer der Serie, Jerry Seinfeld und Larry David, schufen eine fiktive Hauptfigur, die nicht nur so heißt wie Seinfeld, sondern die auch dessen Beruf ausübt: Stand-up-Comedian.

    Genau dieses Spiel mit der Selbstreferenzialität, mit der bewusst unklaren Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit, trieben die Macher zunehmend auf die Spitze – es wurde eines der Erfolgsrezepte der Serie.

    Auf der Handlungsebene passiert ja auch sonst pro Folge nicht viel: Wir erleben Seinfeld, wie er die Gewohnheiten der Menschen beobachtet und kommentiert und daraus Material für seine Stand-up-Shows sammelt. Ein Großteil der Szenen spielt entweder in Seinfelds Wohnung oder um die Ecke in Monk’s Café – unverwechselbar die Slap-Bass-Melodie, mit der die Szenenwechsel unterlegt sind.

    Nach neun Jahren wurde die Show 1998 eingestellt, und wir werfen einen Blick darauf, was eigentlich die vier Hauptdarsteller:innen sowie vier der weiteren wiederkehrenden Schauspieler:innen danach gemacht haben – was ist aus ihnen geworden?

    Jerry Seinfeld (Jerry Seinfeld)

    Natürlich ist er der Mittelpunkt der Serie, als Schöpfer, Namensgeber und Hauptdarsteller. Die Serie hat Jerry Seinfeld zur Fernsehlegende gemacht – und äußerst wohlhabend. Das aber dürfte gar nicht mal der Grund dafür sein, dass sich Seinfeld seither vergleichsweise rar gemacht hat: Vielmehr hat sein fiktives Alter ego der Serie ihn so stark geprägt, dass ein Neuanfang nicht einfach schien – Seinfeld ist bis heute Seinfelds wichtigstes Markenzeichen geblieben. Zunächst hatte er nach 1998 ein paar Gastauftritte in verschiedenen Serien oder Sitcoms wie Lass es, Larry! (2000) oder 30 Rock (2006), aber erst 2012 war Seinfeld mit einem eigenen Format wieder regelmäßig zu sehen: Comedians auf Kaffeefahrt (2012), in dem er als Moderator prominente Komiker:innen trifft, lief sehr erfolgreich mit elf Staffeln bis 2019. Doch auch danach blieb er seiner geschaffenen Kunstfigur treu: In Jerry Before Seinfeld (2017) sowie Jerry Seinfeld: 23 Hours to Kill (2020) schlüpft er für Netflix in zwei Comedy-Doku-Formaten erneut in die Rolle seines Alter egos. Erst 2024 wagt es Jerry Seinfeld, komplett neues Terrain zu betreten: Mit der Komödie Unfrosted (2024) debütiert er als Regisseur und inszeniert sich und ein illustres Ensemble in einer turbulenten Farce über die Entwicklung eines besonderen Gebäcks.

    Julia Louis-Dreyfus (Elaine Benes)

    In 170 Folgen spielte Julia Louis-Dreyfus Seinfelds kluge und selbstbewusste Ex-Freundin Elaine Benes, die ständig im Clinch mit ihrer Arbeit liegt. Auch Julia Louis-Dreyfus brauchte nach 1998 einige Zeit, um sich von dieser so unglaublich prägenden Rolle aus Seinfeld zu emanzipieren. Nach zahlreichen Gastauftritten sowie dem Serien-Misserfolg Watching Ellie (2002) gelang ihr erst 2006 mit The New Adventures of Old Christine wieder, ein großes Sitcom-Publikum zu erreichen. Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte Julia Louis-Dreyfus aber zweifellos mit Veep – Die Vizepräsidentin (2012). In sieben Staffeln verkörperte sie bis 2019 die USA-Vizepräsidentin Selina Meyer – mit dieser Rolle gelang Julia Louis-Dreyfus das Kunststück, zwischen 2012 und 2017 sechsmal nacheinander den Primetime-Emmy zu gewinnen als Outstanding Lead Actress in a Comedy Series. Jüngst war sie als Valentina Allegra de Fontaine in verschiedenen Marvel-Filmen zu sehen, zuletzt in tragender Rolle in Thunderbolts* (2025).

    Michael Richards (Cosmo Kramer)

    Michael Richards als der irre Chaos-Nachbar und Lebenskünstler Cosmo Kramer gab der Serie 171 Folgen lang regelmäßig einen ganz speziellen Drive. Noch während Seinfeld lief, hatte er regelmäßig Auftritte in Sitcoms und Kinokomödien wie in Diane Keatons Entfesselte Helden (1995). Doch nach Ende der Serie ereilte ihn, wie fast alle Hauptdarsteller:innen, der – so nannte man es in Hollywood schnell – „Seinfeld Curse“. Alle Schauspieler:innen brauchten nach Seinfeld unterschiedlich lange neue Anläufe in ihrer weiteren Karriere. So auch Michael Richards: Seine Serie The Michael Richards Show wurde 2000 nach neun Folgen abgesetzt, und auch sonst ergab sich für ihn im Fernsehbereich wenig, so dass Richards vor allem auf Stand-up-Bühnen auftrat. Während einer solchen Show entgleiste Richards im Jahr 2006 einem Zurufer gegenüber auf derart üble Weise rassistisch, dass kaum noch jemand mit ihm arbeiten wollte. Die Kinokomödie Faith, Hope & Love (2019) markiert Richards bislang letzten filmischen Auftritt.

    Jason Alexander (George Costanza)

    George Costanza, der neurotische Schulfreund von Seinfeld, komplettiert das Figurenquartett, um das herum sich die Serie Seinfeld permanent drehte. Auch diese Figur: unnachahmlich. Jason Alexander prägte sie in 171 Folgen. Anders aber als seine anderen drei Kolleg:innen war Jason Alexander sowohl parallel zur Serie als auch danach durchgehend in anderen Serien und Filmen beschäftigt und hat Rollen geschaffen, die neben Costanza Bestand hatten. Unvergessen zum Beispiel sein fieser Anwalt in Pretty Woman (1990), der Vivian Ward als würdeloses Objekt behandelt. Neben seinen weit über 150 Rollen in Film und Fernsehen hat sich Jason Alexander aber immer auch hinter der Kamera verdient gemacht: Die Serie Seinfeld ermöglichte ihm, seit 1992 drei Folgen zu inszenieren, so dass er 1995 mit Mein Partner mit der heißen Braut als Kinofilm-Regisseur debütieren konnte. Immer wieder inszenierte er in den folgenden Jahren einzelne Serienfolgen, sei es für Criminal Minds (2005) oder Young Sheldon (2017). Als Schauspieler ist er jüngst in The Electric State (2025) in einer kleinen Rolle aufgetreten.

    Wayne Knight (Newman)

    Obwohl er nach 1992 Seinfeld nur in 44 Folgen bereicherte, gelang es Wayne Knight, sich mit der irrwitzigen Rolle des distanzlosen Briefträgers Newman im Rückblick unverzichtbar zu machen. Aber auch von Seinfeld abgesehen, gehört es bis heute zur Stärke von Wayne Knight, Nebenrollen ungemein prägnant auszufüllen. Man denke nur an seine Szene in Steven Spielbergs Jurassic Park (1993), in dem seine Figur des fiesen Mitarbeiters Nedry (klingt bestimmt nur zufällig wie „Nerdy“) als Saurieropfer in einem Jeep endet. Von Basic Instinct (1992) bis Hail, Caesar! (2016) wimmelt es in seiner bald 150 Einträge umfassenden Filmografie von einprägsamen Momenten wie diesen. Aktuell ist Wayne Knight in drei Folgen der Serie Bookie (2023) zu sehen.

    Jerry Stiller (Frank Costanza)

    Der legendäre US-Comedian spielte in 26 Folgen den Vater von George Costanza, dem er stets alles andere als eine Stütze war. Unvergessen auch, wie Frank Weihnachten ein Dorn im Auge war, weshalb er es einfach in „Festivus” umbenannte. Jerry Stiller, Vater von Ben und Amy Stiller, bildete bereits in den 1960er Jahren ein legendäres Comedy-Duo namens „Stiller & Meara”, mit dem er und Gattin Anne Meara auf zahllosen Bühnen und in Shows auftrat. Seine bunte Filmografie weist Auftritte in Kultfilmen wie Airport 75 – Giganten am Himmel (1974) oder John Waters’ Hairspray (1988) auf. Nach dem großen Erfolg von Seinfeld wollte er schon seine Karriere beenden. Doch trat er nicht nur regelmäßig in Filmen seines Sohns Ben auf (z.B. Zoolander, 2001), sondern verzeichnete mit 206 Folgen von King of Queens (1998-2007) einen weiteren großen Serienerfolg. 2020 ist Jerry Stiller gestorben. Sein Sohn Ben hat für Apple TV+ mit Stiller & Meara: Nothing Is Lost (2025) einen Dokumentarfilm über die Karriere seiner Eltern gedreht.

    Liz Sheridan (Helen Seinfeld)

    In zwar nur 21 Folgen, dafür aber über alle Staffeln hinweg, spielte Liz Sheridan Jerry Seinfelds Mutter, die ihren Sohn über alles liebt und niemals verstehen kann, warum ihn alle anderen nicht ebenfalls lieben. Die ehemalige Tänzerin Liz Sheridan, die einst mit James Dean zusammen war, hat eine lebhafte Fernsehkarriere bestritten mit Rollen in Kultserien wie Alf (1986-1990), dort als neugierige Nachbarin, oder mit Gastauftritten in Remington Steele (1982-1987) und Das Model und der Schnüffler (1985-1989). 2022 stirbt Liz Sheridan 93-jährig in New York.

    Barney Martin (Morty Seinfeld)

    In 20 Folgen in acht Staffeln verkörperte der Komiker Barney Martin Seinfelds Vater, pensionierter Vertreter für Regenmäntel und die Verkörperung des „rüstigen Rentners”. Barney Martin ersetzte ab der zweiten Staffel Phil Bruns in der Rolle, weil er nach dem Geschmack der Produzenten mehr Härte in die Rolle brachte. Barney Martin war spätberufener Komiker mit einer zwanzigjährigen Karriere als Cop bei der NYPD, bevor er von Mel Brooks für Frühling für Hitler (1968) in der Rolle als Goebbels entdeckt wurde und später u.a. neben Dudley Moore in Arthur – Kein Kind von Traurigkeit (1981) spielte sowie in zahllosen Comedyserien Gastrollen absolvierte. 2005 verstarb Barney Martin in Los Angeles.

  • Netflix-Comedyfilme: Die 10 besten Eigenproduktionen zum Lachen

    Netflix-Comedyfilme: Die 10 besten Eigenproduktionen zum Lachen

    Ahmet Iscitürk

    Ahmet Iscitürk

    JustWatch-Editor

    Der Streaming-Gigant Netflix hat in den vergangenen Jahren nicht nur zahlreiche Serien, sondern auch eine bemerkenswerte Reihe von Comedy-Filmen als Eigenproduktionen herausgebracht. Die Auswahl reicht von romantischen Geschichten über bissige Gesellschaftssatiren bis hin zu albernen Slapstick-Komödien – für fast jeden Humor ist etwas dabei. 

    Dieser Artikel richtet sich somit an alle, die Lust haben, das Genre in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken, ohne sich endlos durch Mediatheken klicken zu müssen. Ganz egal, ob du herzhaft lachen, leise mitfühlen oder einfach mal für zwei Stunden abschalten willst. Langer Rede, kurzer Sinn: Diese Netflix-Comedys sind perfekt für einen humorvollen Abend allein oder mit Freunden!

    Always Be My Maybe (2019)

    Ali Wong und Randall Park zünden ein RomCom-Feuerwerk mit Herz, Humor und einem legendären Keanu-Reeves-Cameo, der nicht nur für Fans unvergesslich bleibt. Der Film erzählt von zweiten Chancen, kultureller Identität und der Frage, ob man sich selbst treu bleiben kann, ohne die Liebe zu verlieren. Dabei balanciert Always Be My Maybe gekonnt zwischen scharfen Dialogen, warmherziger Situationskomik und Momenten echter Emotionalität. Wie Set It Up beweist auch Always Be My Maybe, dass Netflix-RomComs Herz und Humor verbinden können – nur dass hier die Dialoge noch spitzer und die Pointen bissiger sind. Wer Lachen mit Gefühl sucht, kommt hier voll auf seine Kosten. Besonders stark: die Chemie zwischen Wong und Park, die sowohl lustig als auch berührend ist.

    Don’t Look Up (2021)

    Don’t Look Up ist eine Satire, die polarisiert – und gerade deshalb unbedingt gesehen werden sollte. Der Film erzählt von Wissenschaftlern, die vergeblich versuchen, die Menschheit vor einem herannahenden Kometen zu warnen. Klingt nach Science-Fiction, ist aber eine schonungslose Abrechnung mit Medien, Politik und öffentlicher Ignoranz. Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence brillieren in den Hauptrollen, während Meryl Streep als narzisstische Präsidentin für beißenden Humor sorgt. Wer nach dem fluffigen Charme von Always Be My Maybe oder dem Zeitschleifen-Witz von When We First Met etwas mehr Sarkasmus wünscht, findet hier das passende Gegenstück: kompromissloser Spott statt Herz. Gleichzeitig teilt Don’t Look Up mit The Meyerowitz Stories die Tendenz, menschliche Schwächen bloßzulegen – nur eben mit deutlich schärferer Klinge.

    The Meyerowitz Stories (2017)

    Noah Baumbach zeigt in The Meyerowitz Stories eine ganz andere Art von Comedy: leise, präzise und schmerzhaft komisch. Der Film dreht sich um die dysfunktionale Familie Meyerowitz, ihre verletzten Egos und ihre nie ausgesprochenen Enttäuschungen. Adam Sandler überrascht einmal mehr mit einer ernsten, nuancierten Leistung, Ben Stiller und Dustin Hoffman liefern ebenfalls starke Auftritte. Der Humor liegt hier zwischen den Zeilen, in Blicken, Pausen und unausgesprochenen Spannungen. Für alle, die bittersüße Familiengeschichten mögen, ist dieser Film ein kleines Juwel. Er fordert Aufmerksamkeit, belohnt sie aber mit feinen Beobachtungen über Eltern, Kinder und das, was bleibt, wenn man endlich ehrlich miteinander ist. Im Vergleich zu Wine Country wirkt er ernster und analytischer, während Don’t Look Up dieselbe Freude am Entlarven menschlicher Eitelkeiten hat, allerdings im viel größeren Maßstab. 

    The Wrong Missy (2020)

    Wer es chaotisch und hemmungslos mag, ist bei The Wrong Missy genau richtig. Lauren Lapkus spielt die schräge Missy mit so viel Energie und Wahnsinn, dass man als Zuschauer:in kaum weggucken kann. Die Geschichte: Tim Morris (David Spade) lädt versehentlich die falsche Frau zu einem Firmen-Retreat ein – und das Chaos nimmt seinen Lauf. Der Humor ist ziemlich derb, oft vorhersehbar, manchmal fremdschämig, aber genau das macht den Reiz aus. Dieser Film ist aber mehr als nur ein Guilty Pleasure – er bietet ehrliche Comedy, die einfach nur gut unterhält und wirklich alles durch den Kakao zieht. Während The Meyerowitz Stories und Wine Country auf ernste Zwischentöne setzen, geht The Wrong Missy in die andere Richtung: schrill, laut und kompromisslos albern. Wer die Hemmungslosigkeit von Irgendwie schwanger feiert, bekommt hier sogar noch mehr anarchischen Wahnsinn.

    Irgendwie schwanger (2025)

    In Irgendwie schwanger spielt Amy Schumer eine Frau, die so sehr auf die Vorstellung von Familie fixiert ist, dass sie kurzerhand eine Schwangerschaft vortäuscht – mit allen absurden Folgen. Die Netflix-Komödie mixt Slapstick, Fremdscham und emotionale Zwischentöne zu einem wilden Cocktail. Zwischen peinlichen Yoga-Szenen, explodierenden Babybäuchen und chaotischen Liebesverwicklungen trifft der Film oft ins Schwarze, auch wenn nicht jeder Gag zündet. Schumers selbstironischer Humor steht klar im Mittelpunkt, begleitet von einer Story, die mal überdreht, mal erstaunlich ehrlich wirkt. Definitiv nichts für Fans subtiler Pointen, aber ideal für alle, die sich für albernen, derben Humor nicht zu schade sind. Mit seiner Mischung aus Slapstick und Cringe wirkt dieses Netflix-Exclusive wie das totale Gegenstück zu Wine Country oder The Meyerowitz Stories, die beide auf leise Zwischentöne setzen. Statt feinsinniger Beobachtungen gibt es hier grelle Eskalationen – schrill, tabulos und gleichzeitig überraschend menschlich.

    Set It Up (2018)

    Set It Up ist eine der charmantesten RomComs, die Netflix zu bieten hat – und ein kleiner Geheimtipp. Zwei überarbeitete Assistentinnen in New York hecken einen Plan aus, um ihre Chefs zu verkuppeln, damit sie selbst mehr Freizeit haben. Natürlich läuft alles anders als geplant, denn sonst wäre die Prämisse ja nicht so unterhaltsam. Der Film lebt von seinen launigen Dialogen, sympathischen Hauptdarstellerinnen und einem perfekten Gespür für Timing. Set It Up zeigt, dass Netflix-RomComs auch ohne große Innovationen glänzen können. Wer nach dem bissigeren Ton von Always Be My Maybe etwas Verspielteres sucht, bekommt hier eine charmant-fröhliche Alternative. Und während When We First Met seine Romantik mit einem Zeitreise-Twist auflädt, bleibt Set It Up bewusst auf dem Boden. Kurzum: Fans klassischer Liebeskomödien werden hier bestens unterhalten.

    Wine Country (2019)

    Amy Poehler, Tina Fey und Maya Rudolph – drei absolute Saturday-Night-Live-Legenden – machen Wine Country zu einem Fest für Fans der Comedy-Power-Frauen. Der Film begleitet eine Gruppe langjähriger Freundinnen auf einem Geburtstagswochenende im kalifornischen Weinland, wo alte Freundschaften gefeiert, neue Konflikte aufgewühlt und jede Menge Wein getrunken wird. Der Humor ist oft subtil, manchmal melancholisch und immer menschlich. Besonders stark ist die Chemie des Ensembles, das zwischen albern, ernst und verletzlich hin- und herwechselt. Wine Country ist kein Gag-Feuerwerk, sondern eine ruhige, ehrliche Geschichte über Freundschaft, Älterwerden und die Frage, was am Ende wirklich zählt. Ein ruhiger Gegenpol zu lautem Klamauk wie Irgendwie schwanger und ideal für alle, die in Komödien weniger nach krachenden Pointen, sondern nach zwischenmenschlicher Tiefe suchen.

    When We First Met (2018)

    When We First Met ist eine charmante RomCom mit Zeitschleifen-Twist, inszeniert von Ari Sandel. Adam DeVine spielt Noah, der enttäuscht feststellen muss, dass er bei seiner Traumfrau Avery (Alexandra Daddario) nur in der Friendzone gelandet ist. Doch dank eines magischen Fotoautomaten bekommt er die Chance, die entscheidende Begegnung immer wieder neu zu erleben – in der Hoffnung, endlich alles richtig zu machen. Der Film kombiniert leichten Humor, selbstironische Momente und zahlreiche „Was wäre wenn“-Situationen, ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. Sympathische Nebenfiguren sorgen für zusätzliche Dynamik und Lacher. When We First Met frischt das RomCom-Repertoire von Set It Up und Always Be My Maybe mit einem Zeitschleifen-Twist auf – und liefert nach der Schärfe von Don’t Look Up die wohl leichtfüßigste Abwechslung.

    Nonnas (2025)

    Nonnas ist eine herzerwärmende Dramedy über Joe (Vince Vaughn), der nach dem Verlust seiner Mutter und Großmutter ein italienisches Restaurant in Staten Island eröffnet und dabei „Nonnas“ (Großmütter) als Köchinnen engagiert. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und besticht durch eine charmante Besetzung: Susan Sarandon, Lorraine Bracco, Talia Shire und Brenda Vaccaro bringen ihren ganz eigenen Charakter und Humor ein. Wer die Ensemble-Chemie von Wine Country schätzt, findet hier quasi die kulinarische Variante. Gleichzeitig sorgt der Film mit Küchenchaos und Slapstick-Momenten für Lacher, die eher an Irgendwie schwanger erinnern – wenn auch deutlich zahmer. Dadurch vereint Nonnas zwei Richtungen: geerdete Wärme und ausgelassene Albernheit. Perfekt für alle, die feel-good Comedy mit authentischem Flair suchen.

    Old Dads (2023)

    Bill Burrs Regiedebüt Old Dads zeigt drei Männer mittleren Alters, die mit der modernen Welt einfach nicht mehr klarkommen – politisch korrekt, digital vernetzt und emotional überreflektiert. Derbe Sprüche, bissige Dialoge und eine erstaunlich ehrliche Auseinandersetzung mit männlicher Midlife-Verunsicherung machen den Film zu einer der kompromissloseren Netflix-Komödien. Im Gegensatz zu Irgendwie schwanger oder The Wrong Missy ist der Humor hier weniger albern, sondern deutlich zynischer und gesellschaftskritischer. Gleichzeitig teilt der Film mit Wine Country die Fähigkeit, Komik aus Lebenskrisen zu ziehen, nur eben aus männlicher Perspektive. Old Dads ist laut, direkt und manchmal plump – aber genau das macht ihn zu einer der authentischsten Netflix-Comedy-Produktionen der letzten Jahre.

  • Von „Eyes of Wakanda“ bis „X-Men“: Alle animierten MCU-Serien im Ranking

    Von „Eyes of Wakanda“ bis „X-Men“: Alle animierten MCU-Serien im Ranking

    Nora Henze

    Nora Henze

    JustWatch-Editor

    Mit Eyes of Wakanda ist vor Kurzem die neueste animierte Marvel-Serie erschienen. Ein guter Anlass, um sich die animierte Seite des MCU genauer anzusehen. Während die Realverfilmungen im Rampenlicht stehen, hat sich daneben eine kleine, aber wachsende Welt von Marvel-Serien etabliert, die mit Stil, Ton und Zielgruppe experimentiert. 

    Ob philosophische Was-wäre-wenn-Fragen, Vorschul-Abenteuer oder nostalgische Revivals - das animierte MCU zeigt eine Vielseitigkeit, die oft unterschätzt wird. Im Vergleich zu anderen Franchises wie Star Wars, wo Serien wie The Clone Wars und Rebels eine klare inhaltliche Klammer bilden, wirkt Marvels Animationssparte fragmentierter, aber auch mutiger in ihren Ansätzen. Diese Liste rankt alle bisherigen MCU-Animationsserien - nicht nach ihrer Relevanz fürs große Ganze, sondern nach ihrer erzählerischen Konsequenz, ihrem Konzept und ihrer Zielgruppenwirkung. Manche Formate setzen dabei auf Herz und Haltung, andere eher auf Gags und Geschwindigkeit. 

    5. Eyes of Wakanda (2024)

    Als neuester Zugang in der animierten MCU-Welt wirkt Eyes of Wakanda wie ein vielversprechender erster Entwurf, dem aber noch der letzte Schliff fehlt. Die Idee, Vibranium-Missionen quer durch die Weltgeschichte zu erzählen, ist clever, visuell ambitioniert und konzeptionell mutiger als manch andere Serie. Doch trotz dieser Ansätze bleibt vieles auf der Strecke: Figuren bleiben blass, Handlungsbögen enden zu abrupt, und der emotionale Sog stellt sich nur selten ein. Im Vergleich zu What If…?, das ebenfalls mit neuen Erzählstrukturen experimentiert, fehlt hier das narrative Rückgrat. Selbst das eher episodenhafte Ich bin Groot wirkt in sich geschlossener. Dass Eyes of Wakanda auf dem letzten Platz landet, liegt also nicht an mangelnder Idee, sondern an der fehlenden Ausarbeitung. Es ist ein Anfang - aber eben nur das.

    4. Ich bin Groot (2022–2023)

    Diese Mini-Serie ist ein charmantes Nebenprojekt, das sich gar nicht erst bemüht, größer zu wirken, als es ist - und genau das macht sie sympathisch. In wenigen Minuten pro Episode bringt Ich bin Groot niedliche Gags, clevere Animation und einen liebenswerten Blick auf den Mini-Avenger, ohne sich an klassische Erzählmuster zu klammern. Im Vergleich zu Spidey und seine Super Freunde, die für Kinder ebenfalls zugänglich, aber dramaturgisch klarer aufgebaut ist, wirkt Ich bin Groot wie ein locker eingeschobenes Zwischenspiel. Und gegenüber Eyes of Wakanda zeigt sich hier, dass weniger manchmal mehr sein kann, solange der Ton stimmt. Trotzdem reicht es nicht für eine höhere Platzierung, weil die Mini-Episoden zu wenig Spielraum lassen, um wirklich zu berühren oder neue Perspektiven ins MCU zu bringen.

    3. Spidey und seine Super Freunde (seit 2021)

    Diese Vorschulserie richtet sich an ein ganz anderes Publikum, und genau deshalb funktioniert sie so gut. In 22-Minuten-Folgen erleben Peter, Gwen und Miles kleine Abenteuer mit klarer Botschaft: Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Die Animation ist bunt, die Geschichten einfach gehalten, aber nicht banal. Gerade im Vergleich zu anderen Kinderformaten schafft es Spidey und seine Super Freunde, Marvel-Welten zugänglich zu machen, ohne sie zu verflachen.Innerhalb dieses Rankings landet die Serie auf Platz 3, weil sie genau weiß, was sie sein will, und das auch noch erstaunlich souverän umsetzt. Im Gegensatz zu Ich bin Groot, das auf bestehende Bekanntheit setzt, funktioniert Spidey sogar als Einstieg ins Marvel-Universum. Für Erwachsene ist diese Serie nicht zwingend relevant, aber für Kinder ein echtes Highlight.

     2. Marvel’s What If…? (seit 2021)

    Was wäre, wenn T’Challa zu Star-Lord geworden wäre? Oder Ultron die Infinity-Steine bekommen hätte? What If…? denkt das MCU neu - mit alternativen Realitäten, in denen bekannte Figuren plötzlich ganz andere Wege gehen.

    Die Serie stellt echte Fragen: Was macht einen Helden aus? Wie verändert sich alles durch eine einzige Entscheidung? Staffel 2 verknüpft einige Episoden dann noch stärker und zeigt Figuren wie Kahhori, die es so im MCU nie gab. Es zündet zwar nicht jede Folge direkt, aber die besten sind mutig, emotional und visuell einfallsreich. Im Vergleich zu Spidey und Eyes of Wakanda zeigt What If…? deutlich mehr erzählerischen Ehrgeiz. Nicht jede Folge funktioniert gleich gut, aber wenn die Serie zündet, dann mit voller Wucht - emotional, visuell und thematisch. 

     What If…? schafft es auf den zweiten Platz, weil sie das animierte Format nutzt, um Grenzen zu sprengen und damit zeigt, wie viele Versionen von Marvel eigentlich möglich sind.

    1. X-Men '97 (2024)

    Die Rückkehr der Mutanten ist ein echtes Ereignis, nicht nur für alteingesessene Fans, sondern für das gesamte MCU. X-Men '97 macht etwas, das keine andere Serie in diesem Ranking schafft: Sie vereint Nostalgie, erzählerische Reife und emotionale Wucht zu einer Serie, die von der ersten Minute an elektrisiert. Politische Untertöne, moralische Grauzonen und echte Charakterentwicklung ergeben hier ein Gesamtbild, das selbst gegenüber hochbudgetierten Live-Action-Titeln bestehen kann. What If…? bietet im Vergleich zwar Vielfalt durch sein Konzept, geht aber nicht immer tief genug. X-Men ’97 wirkt dagegen fokussierter, schärfer und emotional nachhaltiger. Und während Spidey oder Groot eher Nebenstrecken befahren, ist das hier das animierte Herzstück des MCU. Platz 1 ist nicht nur verdient, sondern fühlt sich fast zu niedrig an für eine Serie, die so viel richtig macht. Wenn du bisher dachtest, Animation sei nur Beiwerk: X-Men ’97 wird dich umstimmen.

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