Seinfeld gilt bis heute als eine der einflussreichsten und sicher auch erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten. Die 180 Folgen in neun Staffeln liefen in der ganzen Welt und gewannen u.a. alleine zehn Primetime-Emmys. Die beiden Schöpfer der Serie, Jerry Seinfeld und Larry David, schufen eine fiktive Hauptfigur, die nicht nur so heißt wie Seinfeld, sondern die auch dessen Beruf ausübt: Stand-up-Comedian.
Genau dieses Spiel mit der Selbstreferenzialität, mit der bewusst unklaren Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit, trieben die Macher zunehmend auf die Spitze – es wurde eines der Erfolgsrezepte der Serie.
Auf der Handlungsebene passiert ja auch sonst pro Folge nicht viel: Wir erleben Seinfeld, wie er die Gewohnheiten der Menschen beobachtet und kommentiert und daraus Material für seine Stand-up-Shows sammelt. Ein Großteil der Szenen spielt entweder in Seinfelds Wohnung oder um die Ecke in Monk’s Café – unverwechselbar die Slap-Bass-Melodie, mit der die Szenenwechsel unterlegt sind.
Nach neun Jahren wurde die Show 1998 eingestellt, und wir werfen einen Blick darauf, was eigentlich die vier Hauptdarsteller:innen sowie vier der weiteren wiederkehrenden Schauspieler:innen danach gemacht haben – was ist aus ihnen geworden?
Jerry Seinfeld (Jerry Seinfeld)
Natürlich ist er der Mittelpunkt der Serie, als Schöpfer, Namensgeber und Hauptdarsteller. Die Serie hat Jerry Seinfeld zur Fernsehlegende gemacht – und äußerst wohlhabend. Das aber dürfte gar nicht mal der Grund dafür sein, dass sich Seinfeld seither vergleichsweise rar gemacht hat: Vielmehr hat sein fiktives Alter ego der Serie ihn so stark geprägt, dass ein Neuanfang nicht einfach schien – Seinfeld ist bis heute Seinfelds wichtigstes Markenzeichen geblieben. Zunächst hatte er nach 1998 ein paar Gastauftritte in verschiedenen Serien oder Sitcoms wie Lass es, Larry! (2000) oder 30 Rock (2006), aber erst 2012 war Seinfeld mit einem eigenen Format wieder regelmäßig zu sehen: Comedians auf Kaffeefahrt (2012), in dem er als Moderator prominente Komiker:innen trifft, lief sehr erfolgreich mit elf Staffeln bis 2019. Doch auch danach blieb er seiner geschaffenen Kunstfigur treu: In Jerry Before Seinfeld (2017) sowie Jerry Seinfeld: 23 Hours to Kill (2020) schlüpft er für Netflix in zwei Comedy-Doku-Formaten erneut in die Rolle seines Alter egos. Erst 2024 wagt es Jerry Seinfeld, komplett neues Terrain zu betreten: Mit der Komödie Unfrosted (2024) debütiert er als Regisseur und inszeniert sich und ein illustres Ensemble in einer turbulenten Farce über die Entwicklung eines besonderen Gebäcks.
Julia Louis-Dreyfus (Elaine Benes)
In 170 Folgen spielte Julia Louis-Dreyfus Seinfelds kluge und selbstbewusste Ex-Freundin Elaine Benes, die ständig im Clinch mit ihrer Arbeit liegt. Auch Julia Louis-Dreyfus brauchte nach 1998 einige Zeit, um sich von dieser so unglaublich prägenden Rolle aus Seinfeld zu emanzipieren. Nach zahlreichen Gastauftritten sowie dem Serien-Misserfolg Watching Ellie (2002) gelang ihr erst 2006 mit The New Adventures of Old Christine wieder, ein großes Sitcom-Publikum zu erreichen. Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte Julia Louis-Dreyfus aber zweifellos mit Veep – Die Vizepräsidentin (2012). In sieben Staffeln verkörperte sie bis 2019 die USA-Vizepräsidentin Selina Meyer – mit dieser Rolle gelang Julia Louis-Dreyfus das Kunststück, zwischen 2012 und 2017 sechsmal nacheinander den Primetime-Emmy zu gewinnen als Outstanding Lead Actress in a Comedy Series. Jüngst war sie als Valentina Allegra de Fontaine in verschiedenen Marvel-Filmen zu sehen, zuletzt in tragender Rolle in Thunderbolts* (2025).
Michael Richards (Cosmo Kramer)
Michael Richards als der irre Chaos-Nachbar und Lebenskünstler Cosmo Kramer gab der Serie 171 Folgen lang regelmäßig einen ganz speziellen Drive. Noch während Seinfeld lief, hatte er regelmäßig Auftritte in Sitcoms und Kinokomödien wie in Diane Keatons Entfesselte Helden (1995). Doch nach Ende der Serie ereilte ihn, wie fast alle Hauptdarsteller:innen, der – so nannte man es in Hollywood schnell – „Seinfeld Curse“. Alle Schauspieler:innen brauchten nach Seinfeld unterschiedlich lange neue Anläufe in ihrer weiteren Karriere. So auch Michael Richards: Seine Serie The Michael Richards Show wurde 2000 nach neun Folgen abgesetzt, und auch sonst ergab sich für ihn im Fernsehbereich wenig, so dass Richards vor allem auf Stand-up-Bühnen auftrat. Während einer solchen Show entgleiste Richards im Jahr 2006 einem Zurufer gegenüber auf derart üble Weise rassistisch, dass kaum noch jemand mit ihm arbeiten wollte. Die Kinokomödie Faith, Hope & Love (2019) markiert Richards bislang letzten filmischen Auftritt.
Jason Alexander (George Costanza)
George Costanza, der neurotische Schulfreund von Seinfeld, komplettiert das Figurenquartett, um das herum sich die Serie Seinfeld permanent drehte. Auch diese Figur: unnachahmlich. Jason Alexander prägte sie in 171 Folgen. Anders aber als seine anderen drei Kolleg:innen war Jason Alexander sowohl parallel zur Serie als auch danach durchgehend in anderen Serien und Filmen beschäftigt und hat Rollen geschaffen, die neben Costanza Bestand hatten. Unvergessen zum Beispiel sein fieser Anwalt in Pretty Woman (1990), der Vivian Ward als würdeloses Objekt behandelt. Neben seinen weit über 150 Rollen in Film und Fernsehen hat sich Jason Alexander aber immer auch hinter der Kamera verdient gemacht: Die Serie Seinfeld ermöglichte ihm, seit 1992 drei Folgen zu inszenieren, so dass er 1995 mit Mein Partner mit der heißen Braut als Kinofilm-Regisseur debütieren konnte. Immer wieder inszenierte er in den folgenden Jahren einzelne Serienfolgen, sei es für Criminal Minds (2005) oder Young Sheldon (2017). Als Schauspieler ist er jüngst in The Electric State (2025) in einer kleinen Rolle aufgetreten.
Wayne Knight (Newman)
Obwohl er nach 1992 Seinfeld nur in 44 Folgen bereicherte, gelang es Wayne Knight, sich mit der irrwitzigen Rolle des distanzlosen Briefträgers Newman im Rückblick unverzichtbar zu machen. Aber auch von Seinfeld abgesehen, gehört es bis heute zur Stärke von Wayne Knight, Nebenrollen ungemein prägnant auszufüllen. Man denke nur an seine Szene in Steven Spielbergs Jurassic Park (1993), in dem seine Figur des fiesen Mitarbeiters Nedry (klingt bestimmt nur zufällig wie „Nerdy“) als Saurieropfer in einem Jeep endet. Von Basic Instinct (1992) bis Hail, Caesar! (2016) wimmelt es in seiner bald 150 Einträge umfassenden Filmografie von einprägsamen Momenten wie diesen. Aktuell ist Wayne Knight in drei Folgen der Serie Bookie (2023) zu sehen.
Jerry Stiller (Frank Costanza)
Der legendäre US-Comedian spielte in 26 Folgen den Vater von George Costanza, dem er stets alles andere als eine Stütze war. Unvergessen auch, wie Frank Weihnachten ein Dorn im Auge war, weshalb er es einfach in „Festivus” umbenannte. Jerry Stiller, Vater von Ben und Amy Stiller, bildete bereits in den 1960er Jahren ein legendäres Comedy-Duo namens „Stiller & Meara”, mit dem er und Gattin Anne Meara auf zahllosen Bühnen und in Shows auftrat. Seine bunte Filmografie weist Auftritte in Kultfilmen wie Airport 75 – Giganten am Himmel (1974) oder John Waters’ Hairspray (1988) auf. Nach dem großen Erfolg von Seinfeld wollte er schon seine Karriere beenden. Doch trat er nicht nur regelmäßig in Filmen seines Sohns Ben auf (z.B. Zoolander, 2001), sondern verzeichnete mit 206 Folgen von King of Queens (1998-2007) einen weiteren großen Serienerfolg. 2020 ist Jerry Stiller gestorben. Sein Sohn Ben hat für Apple TV+ mit Stiller & Meara: Nothing Is Lost (2025) einen Dokumentarfilm über die Karriere seiner Eltern gedreht.
Liz Sheridan (Helen Seinfeld)
In zwar nur 21 Folgen, dafür aber über alle Staffeln hinweg, spielte Liz Sheridan Jerry Seinfelds Mutter, die ihren Sohn über alles liebt und niemals verstehen kann, warum ihn alle anderen nicht ebenfalls lieben. Die ehemalige Tänzerin Liz Sheridan, die einst mit James Dean zusammen war, hat eine lebhafte Fernsehkarriere bestritten mit Rollen in Kultserien wie Alf (1986-1990), dort als neugierige Nachbarin, oder mit Gastauftritten in Remington Steele (1982-1987) und Das Model und der Schnüffler (1985-1989). 2022 stirbt Liz Sheridan 93-jährig in New York.
Barney Martin (Morty Seinfeld)
In 20 Folgen in acht Staffeln verkörperte der Komiker Barney Martin Seinfelds Vater, pensionierter Vertreter für Regenmäntel und die Verkörperung des „rüstigen Rentners”. Barney Martin ersetzte ab der zweiten Staffel Phil Bruns in der Rolle, weil er nach dem Geschmack der Produzenten mehr Härte in die Rolle brachte. Barney Martin war spätberufener Komiker mit einer zwanzigjährigen Karriere als Cop bei der NYPD, bevor er von Mel Brooks für Frühling für Hitler (1968) in der Rolle als Goebbels entdeckt wurde und später u.a. neben Dudley Moore in Arthur – Kein Kind von Traurigkeit (1981) spielte sowie in zahllosen Comedyserien Gastrollen absolvierte. 2005 verstarb Barney Martin in Los Angeles.

































































































































































































































