Seit den frühen 80ern hat kaum ein Science-Fiction-Franchise so konsequent an der Schnittstelle zwischen Technologie und Spiritualität gearbeitet wie Tron. Anders als Star Wars, das galaktische Märchen erzählt, oder Matrix, das dystopische Gesellschaftskritik betreibt, ist Tron vor allem eines: ein stilisiertes Gedankenspiel über Bewusstsein im digitalen Raum.
Gerade jetzt, wo das Franchise mit dem neuen Film Tron: Ares 2025 zurückgekehrt ist, lohnt sich ein Blick zurück auf die bisherigen Kapitel der Saga in einer Reihenfolge, die inhaltlich Sinn ergibt. Denn auch wenn Tron über Jahrzehnte verstreut wurde, ergibt sich in der richtigen Reihenfolge ein erstaunlich kohärentes Bild. Die Liste beginnt mit dem originalen Klassiker, führt über animierte Ergänzungen und die visuell überragende Fortsetzung bis zum Übergang zur nächsten Generation. Es sind nur drei Filme und eine Serie, aber sie erzählen gemeinsam eine Geschichte über Kontrolle, Identität, Revolution und darüber, wie es sich anfühlt, in einer Welt aus Licht zu leben.
1. Tron (1982)
Die Geschichte beginnt - wie so oft in der Science-Fiction - mit einem Mann, einem Computer und einer Idee. Tron von 1982 wirkt heute aus der Zeit gefallen und zugleich visionär. Kevin Flynn, gespielt von Jeff Bridges, wird in ein digitales System hineingesogen und entdeckt eine Welt, die nur aus Daten besteht. Klingt simpel, aber was Regisseur Steven Lisberger hier geschaffen hat, ist mehr als ein Trickfilm für Erwachsene: Tron ist eine metaphysische Reise in den Bauch der Maschine. Die Ästhetik war damals bahnbrechend und wirkt heute wie ein Hybrid aus Videospiel-Design und Kirchenfenster. Auch wenn die Handlung stellenweise holprig ist, setzt der Film Maßstäbe in Sachen Worldbuilding. Wer heute Serien wie Black Mirror oder Westworld schätzt, erkennt hier viele Blaupausen: künstliche Hierarchien, digitale Götter, das Streben nach Freiheit in kontrollierten Systemen. Im Vergleich zu späteren Tron-Kapiteln ist der erste Teil roher und weniger geschliffen, aber er trägt das Herz der Reihe in sich, und ohne ihn würde kein Lichtzyklus rollen.
2. Tron: Der Aufstand (2012)
Zwischen dem Originalfilm und der Fortsetzung klafft nicht nur eine Lücke von fast 30 Jahren, sondern auch eine inhaltliche Leerstelle. Tron: Der Aufstand, die animierte Serie von 2012, schließt diese erzählerisch elegant und gehört deshalb zwingend an diese Stelle. Stilistisch erinnert die Serie an Star Wars: The Clone Wars, mit kantigen Gesichtern und einer futuristischen, fast klinischen Farbwelt. Im Zentrum steht Beck, ein junger Mechaniker, der in der digitalen Welt zum Widerstandskämpfer gegen Clu und seine Diktatur wird. Die Serie ist überraschend politisch und deutlich düsterer als der erste Film. Dabei erzählt sie nicht einfach ein Abenteuer, sondern legt die ideologische Grundlage für das, was Tron: Legacy später zeigen wird. Auch wenn sie leider nur eine Staffel umfasst, ist Tron: Der Aufstand inhaltlich essenziell - ein Übergang, der den nächsten Schritt vorbereitet, ohne je wie bloßes Füllmaterial zu wirken.
3. Tron: Legacy (2010)
Mit Tron: Legacy kehrt die Saga mit donnerndem Bass zurück - dank Daft Punks ikonischem Soundtrack und in einer Bildsprache, die zugleich retro und futuristisch wirkt. Der Film setzt Jahre nach dem Original an und folgt Sam Flynn, dem Sohn von Kevin Flynn, der sich ebenfalls in die digitale Welt begibt, um seinen verschollenen Vater zu finden. Was folgt, ist ein visuelles Meisterwerk mit philosophischem Unterton. Im Gegensatz zu Tron ist Legacy deutlich zugänglicher, was die Dramaturgie betrifft, aber auch kühler. Wo der erste Teil noch experimentierte, perfektioniert Legacy das Konzept mit eleganten Lichtspielen, einem kalten Totalitarismus durch Clus Herrschaft und den Fragen nach Identität, Schöpfung und Kontrolle. Auch wenn der Film erzählerisch nicht so wild ist wie das Original oder so rebellisch wie die Serie, ist er ein entscheidender Brückenschlag zwischen Generationen, Systemen und Ideologien. Visuell ist er bis heute einer der stilprägendsten Sci-Fi-Filme der 2010er.
4. Tron: Ares (2025)
Tron: Ares bringt die digitale Revolution endgültig in die reale Welt und hebt das Franchise visuell auf ein neues Level. Ares, ein hochentwickeltes Programm, wird aus dem Raster in die physische Realität gesandt, um eine gefährliche Mission zu erfüllen. Was früher nur als Bedrohung innerhalb des Systems galt, verlässt nun die Grenzen der digitalen Welt. Inhaltlich knüpft Tron: Ares stärker an Legacy als an das Original an, weitet aber das Spielfeld deutlich aus. Die Rückkehr der Dillinger-Dynastie - diesmal in Form des Konzernnachfolgers Julian Dillinger - verleiht dem Film einen klaren Antagonismus, der technologischen Machtmissbrauch thematisiert. Gleichzeitig bleibt die Figur Ares trotz künstlicher Herkunft auffällig menschlich - ein Motiv, das schon in Tron: Legacy mit Clu angelegt war, hier aber nuancierter erzählt wird. Die Kritik an digitaler Überwachung und Entgrenzung der KI trifft außerdem einen Nerv, gerade in Zeiten generativer Systeme.