Der britische Schauspieler Tom Hardy ist ein Phänomen. Er ist als Actionstar in Hollywoods Spektakelfilmen ebenso zuhause wie in unabhängigen Produktionen und auf den Roten Teppichen internationaler Preisverleihungen. Sein Spiel ist auf extreme Weise physisch ausgelegt, seine dominierenden Themen drehen sich um Macht und Gewalt, und sein Körper sorgt für eine massive Leinwandpräsenz.
Im Gegensatz zu Kollegen wie etwa Jason Statham setzt er seine Physis aber nicht ausschließlich für Kämpfe und Stunts ein, sondern im besonderen Maße für eine erstaunliche Wandelbarkeit – sie ist die Basis seiner Schauspielkunst, die im Kino so gut funktioniert wie auf dem Bildschirm oder im Theater, wo seine Karriere begann. Sein Kinofilmdebüt gab er in Ridley Scotts Black Hawk Down (2001), worauf viele weitere unterschiedliche und spannende Rollen folgten. Wie wandelbar er ist, zeigen alleine seine beiden Auftritte von 2025 im Actionthriller Havoc und in Guy Ritchies Gangsterserie MobLand: Selten haben Eigenschaften wie Härte und Brutalität von einem Schauspieler derart unterschiedlichen Ausdruck erhalten.
Wir stellen Euch zehn der besten Filme mit Tom Hardy in chronologischer Reihenfolge vor.
1. Bronson (2009)
Drive-Regisseur Nicolas Winding Refn erzählt die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Michael Peterson, der sich selbst Charles Bronson nennt und der es in England als gewalttätiger Dauersträfling zu einigem Ruhm gebracht hat. Der 92-minütige Film ist geprägt von einer eigenwilligen und irgendwie irren Atmosphäre aus harter Gewalt, überkandideltem Humor und naiv-ironischem Kunstgehabe – was in der Mischung entfernt an Kubricks Uhrwerk Orange (1971) erinnert. Gelungen ist das vor allem, weil Tom Hardy die perfekten Zwischentöne findet, um diese Pole so auszubalancieren, dass der Film einen stimmigen und treffsicheren Punch hat.
2. Inception (2010)
In Christopher Nolans komplexem und bombastischem Sci-Fi-Thriller ist Tom Hardy zwar nicht der „Leading Man“, das ist zweifellos Leonardo DiCaprio. Dafür beweist er mit seiner Rolle des Eames, wie gut er ein Ensemble mit seiner Präsenz (hier insbesondere mit seinem Witz) zu bereichern vermag. Mit Eames hat ihm Nolan außerdem eine Rolle anvertraut, die als Miniatur ein bisschen wie der Schauspieler Tom Hardy selbst funktioniert: Als Teil des Teams, das Träume anderer Menschen kapert, schlüpft er immer wieder in verschiedene Rollen – Eames besitzt also Tom Hardys ureigenste und augenscheinlichste Fähigkeit: enorme Wandelbarkeit. Nolans 148 Minuten dauernder Arthouse-Blockbuster bedeutet für Hardy den internationalen Durchbruch.
3. Warrior (2011)
Gavin O’Connors Kampfsportdrama erzählt über 140 Minuten die Geschichte zweier zerstrittener Brüder, die einen Wettkampf in Mixed Martial Arts bestreiten und im Finale aufeinandertreffen. „Warrior“ ist erneut ein extrem physisch funktionierender Film, in dem Gewalt zum Symbol innerer Befindlichkeiten der Figuren wird. Ähnlich wie Rocky (1976), auf den der Film im Bild hier und da auch anspielt, ist „Warrior“ im Kern ein Sozialdrama, das sich in knallharte Kampfbilder kleidet. Es legt für Tom Hardy endgültig den Grundstein für seinen Ruf als kampferprobter Actionstar, der, so ist zu lesen, auch privat ein Faible für verschiedene Kampfsportarten hat.
4. The Dark Knight Rises (2012)
Nach Inception besetzt Christopher Nolan erneut Tom Hardy und vertraut ihm in seinem düsteren 165-minütigen Batman-Film die Rolle des Schurken Bane an. Hardys einschüchternde Präsenz verleiht Bane eine enorme Bedrohlichkeit. Wieder erzeugt Hardy das durch gezielten Einsatz seiner Physis, diesmal verstärkt durch das Tragen einer futuristisch anmutenden Maske, die Bane permanent mit Schmerzmittel versorgt. Ohne Zweifel gehört Bane zu den am meisten angsteinflößenden Gegenspielern der DC- und Marvel-Filme und setzt Bruce Wayne bzw. Batman mächtig zu. Angeblich soll sich Tom Hardy für die Rolle rund 14 Kilogramm zusätzliche Muskelmasse antrainiert haben. The Dark Knight Rises ist ein Fest für alle, denen übliche Superheldenfilme zu gewöhnlich sind.
5. No Turning Back (2014)
Einen gänzlich anderen Tom Hardy gibt es in Steven Knights No Turning Back zu erleben. Hardy spielt Ivan Locke, der plötzlich erfährt, dass die Frau, mit der er einen One Night Stand hatte, in der Entbindungsstation liegt. Statt zu seiner Familie fährt er zu ihr, um Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Die gesamte Lauflänge von 85 Minuten sehen wir nur Locke im Auto auf der Fahrt nach London, während der sich in zahlreichen Telefonaten sein gesamtes Leben umkrempelt. Eine grandiose Sololeistung von Tom Hardy, der die fesselnde Dramatik des Films allein auf seinen Schultern trägt. Der sonst so körperlich agierende Hardy darf hier nur sitzen und begeistert durch seinen Ausdruck, seine Stimme und die Sorgenfalten hinter einem nachlässig rasierten Vollbart. Faszinierend: Nichts erinnert mehr an den knallharten Actionstar.
6. Mad Max: Fury Road (2015)
2015 ist das Jahr von Tom Hardy. Gleich drei ausnehmend starke Filme zementieren seinen Status als Star des außergewöhnlichen Hollywood-Blockbusters. Der lange sehnsüchtig erwartete vierte Teil der Mad Max-Reihe wurde schon in Cannes gefeiert und auch später von Kritik und Publikum hochgelobt. Hardy übernahm von Mel Gibson die Rolle des Max und gibt damit den verrückt-brutalen Ton des zweistündigen Films an, dessen Look und Feel zwar von George Miller modernisiert wurde, der aber trotzdem noch den Atem der 1980er-Endzeit verbreitet. Irrwitzige Figuren, eine rücksichtslose Jagd nach Macht und ein hohes Tempo mit real ausgeübten Stunts: Wer, wenn nicht Tom Hardy, könnte ein derart durchgeknalltes Gewaltepos mitprägen und auf ein neues Level heben?
7. The Revenant – Der Rückkehrer (2015)
Wie schon in Inception spielt Tom Hardy auch hier an der Seite von Leonardo DiCaprio, diesmal allerdings als dessen knallharter Gegenspieler. Alejandro González Iñárritus intensiver, spannender und visuell meisterhafter Western-Survival-Thriller schöpft seine initiale Energie aus der Bösartigkeit von Hardys Figur und dem daraus resultierenden Konflikt. Kampf ums nackte Überleben, gepaart mit Habgier und kalter Brutalität: Tom Hardy spielt seine Figur gegen alle Sympathien und bringt der Erzählung dadurch einen maximalen emotionalen Schub. Für seine Leistung wurde Hardy mit einer Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller geehrt. Sie bedeutete seinen endgültigen Eintritt in die Riege der Top-Hollywoodstars.
8. Legend (2015)
Zahlreiche Preise gewann Tom Hardy auch für diesen dritten für ihn wegweisenden Film des Jahres 2015. Im 132 Minuten umfassenden Legend spielt er die Doppelrolle eines legendären Gauner-Zwillingspaares, das in den 1960er Jahren das Londoner East End unsicher machte. Gewalt, Macht und Hardys Physis stellen auch in Brian Helgelands Gangster-Biopic wichtige Elemente dar. Was der doppelte Hardy hier aber an unterschwelliger Komik in Mimik und mit breitestem Cockney beifügt, eröffnet eine herrliche neue Facette. Insbesondere die vielen Momente, in denen beide Figuren gemeinsam im Bild sind – der eine tough und rough, der andere zarter und smarter – faszinieren allein schon durch die komplett unterschiedliche Körperspannung der beiden. Griffige und prägnante Doppelrollen-Action ohne die komödiantische Ebene eines Geballte Ladung – Double Impact (1991) oder Twin Dragons – Das Powerduo (1992).
9. Venom (2018)
„Wie geht’s dir, Eddie, du siehst schrecklich aus!” „Ach so, ich habe einen Parasiten.” Mit großer Lakonie verkörpert Tom Hardy seinen Marvel-Antihelden Eddie, der mit einer außerirdischen Lebensform zu Venom verschmilzt. Der 112-minütige Film bedient mit Genuss die düsteren Motive klassischen Bodyhorrors und nimmt damit im Superhelden-Kosmos eine besondere Stellung ein. Angesichts von Tom Hardys Karriere erscheint es fast als logische Konsequenz, dass er – nach dem so einprägsamen Schurken in The Dark Knight Rises – seine eigene Superhelden-Rolle bekommt: Seine Mischung aus Kraftprotz, Verwandlungskünstler und der Fähigkeit, sich selbst nicht immer ernst zu nehmen, prädestiniert ihn dafür. Mit den Fortsetzungen Venom: Let There Be Carnage (2021) und Venom: The Last Dance (2024) hat es seine Figur bis dato zu drei eigenständigen Filmen gebracht.
10. Havoc (2025)
Für Gareth Evans’ Havoc kehrt Tom Hardy zurück zum ultraharten Crime-Thriller mit Martial-Arts-Elementen à la Warrior. Ganz bewusst erinnern Momente dieses blutigen Kampf- und Schießerei-Spektakels an die Hochzeiten des u.a. von John Woo geprägten Hongkong-Thrillers der späten 1980er und frühen 1990er Jahre. Hardy spielt den korrupten Cop, der eine Verschwörung aufdeckt, was ihn buchstäblich ins Kreuzfeuer aller Beteiligten katapultiert. Für Liebhaber ausgeklügelter Action-Choreografien dürften die 107 Minuten Havoc genau das Richtige sein.

































































































































































































































