Post Credit-Szenen waren einst nur eine Fußnote - ein Gag, ein Nachsatz und ein Insider für Sitzfleisch. Doch spätestens seit dem Auftritt von Nick Fury bei Iron Man sind sie im MCU zu Mini-Episoden geworden, die ganze Universen in Gang setzen. Das Marvel Cinematic Universe hat sie kultiviert wie kein anderes Franchise, doch es war nicht allein: Auch Reihen wie X-Men, Deadpool oder Fluch der Karibik experimentierten früh mit Cliffhangern nach dem Abspann.
Doch was bei anderen oft Spielerei blieb, wurde bei Marvel zu einem Werkzeug der Erzählung. Manche dieser Szenen lösen Gänsehaut aus, andere werfen Fragen auf, viele bleiben rätselhaft, aber fast alle fordern das Publikum auf, weiterzudenken. Ähnlich wie in Serien wie The Mandalorian oder Stranger Things, wo Mid- oder Post-Credit-Szenen ebenfalls stilbildend wirken, verschwimmen hier die Grenzen zwischen Epilog und Prolog, zwischen Ausblick und Kommentar. Diese Liste rankt zehn der eindrucksvollsten Szenen, die nach dem Abspann beginnen und trotzdem zu den wichtigsten Momenten des MCU gehören.
10. The Fantastic Four: First Steps (2025)
Sie ist noch ziemlich frisch und doch jetzt schon eine Szene, über die man spricht. Am Ende von The Fantastic Four: First Steps zeigt sich nicht nur ein neuer Gegner, sondern auch ein geopolitischer Ort, der für Marvel-Fans sofort Alarmglocken läutet: Latveria. Die Szene bleibt zwar vage, aber durch das Design, die Musik und die Schatten stilistisch eindeutig. Das ist kein Gag, kein Clip zum Weglächeln, sondern ein eleganter Tease, der sich wie der Auftakt zu einer neuen Ära anfühlt. Noch wissen wir nicht ganz, wie zentral dieser Moment werden wird. Aber die Tatsache, dass das MCU seine nächste große Figur auf so entschlossene Weise vorbereitet, gibt dieser Szene jetzt schon Gewicht. Sie wirkt wie der Auftakt zu einer neuen Mythologie, vergleichbar mit dem allerersten Blick auf Thanos in The Avengers. Der zehnte Platz ist erstmal noch unter Vorbehalt: Diese Szene könnte zukünftig im Ranking noch klettern.
9. Avengers 4: Endgame (2019)
Nach der größten Schlacht der MCU-Geschichte endet alles in Stille. Kein Abspanngewitter, keine Ankündigung des Nächsten, sondern nur ein Tanz in einem Wohnzimmer. Jahrzehntelang war das die Sehnsucht von Steve Rogers, und plötzlich ist sie Realität. Die Szene aus Endgame liefert keine Vorschau, sondern einen Abschied, der sich nicht wie ein Ende anfühlt, sondern wie Erlösung. Für einen Moment atmet das MCU durch, und mit ihm das Publikum. Dass man sich nach all den Explosionen an so etwas Sanftes erinnert, sagt viel über die emotionale Tiefe dieser Szene. Sie ist der intime Gegenpol zu den lauten, richtungsweisenden Momenten wie Thanos’ Drohung in Age of Ultron. Wo andere Szenen das Universum öffnen, schließt diese ein Kapitel mit so viel Sanftheit, dass selbst Bucky in Black Panther nicht stiller hätte verschwinden können. Ein leiser Riese unter lauten Giganten und deshalb auch bewusst hinter jenen Szenen platziert, die mehr nach vorne als zurück schauen.
8. Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017)
Die Einführung von Adam Warlock in Guardians of the Galaxy Vol 2 ist kein lauter Moment,aber dafür ein langfristig bedeutender. Der Tease funktioniert als Ruhepol nach einem wilden Film und zeigt, wie früh Marvel manchmal seine Karten auf den Tisch legt. Im Ranking steht sie über der Abschlussszene von Endgame, weil sie ein neues Kapitel vorbereitet, statt eines zu beenden. Die Szene bleibt, wie Warlock selbst, in einem Schwebezustand: verheißungsvoll, aber ohne Wirkung im Jetzt.
Im Vergleich zur finalen Enthüllung von Peter Parkers Identität in Far From Home wirkt dieser Moment wie ein Anlauf, der später ins Stolpern geriet. Selbst Sam Wilsons stiller Zweifel hatte eine größere Wirkung im Jetzt als Warlocks ferne Verheißung. Deshalb reicht es nur für Platz 8: stark im Moment, aber nicht stark genug im Nachhall.
7. The Falcon and the Winter Soldier (2021)
Ein Mann steht vor einer Vitrine, darin das Vermächtnis eines Helden. Doch anstatt es zu ergreifen, entscheidet er sich, es zurückzugeben. Sam Wilsons Moment des Zweifels am Ende von The Falcon and the Winter Soldier ist nicht laut, nicht heroisch und gerade deshalb so kraftvoll. Die Szene ist Ausdruck der Unsicherheit, die das MCU nach Endgame prägt: Was passiert, wenn die legendären Namen gehen? Wer füllt diese Lücke, und will man sie überhaupt füllen? Es ist ein stiller Konflikt, der hier beginnt, einer, der später zur zentralen Achse einer ganzen Serie wird. Sam Wilsons Zweifel wirken nicht impulsiv, sondern sorgfältig durchlebt. Während Bucky in Black Panther bereits loslässt, beginnt Sam hier erst mit dem Ringen. Und obwohl Endgame einen Abschied inszeniert, der wie Erlösung wirkt, zeigt diese Szene, wie schwer es ist, Verantwortung nicht nur zu erben, sondern sie zu tragen. Ein Statement, das nicht schreit, sondern fragt und genau deshalb einen Platz in den Top 10 verdient.
6. Black Panther (2018)
Er trägt keinen Mantel und keine Maske, sondern nur einen neuen Namen: White Wolf. Als Bucky Barnes am Rand von Wakanda auftaucht, ist der Winter Soldier verschwunden. Zurück bleibt ein Mann, der Frieden sucht. Diese Szene aus Black Panther steht exemplarisch für Marvels Fähigkeit, Traumata nicht nur zu erzählen, sondern sie auch auszuhalten. Es ist ein ruhiger Moment zwischen zwei Kapiteln, aber einer, der das Gewicht von allem Vorherigen spüren lässt. Gleichzeitig wird hier ein neuer Ton angeschlagen: der des Verzeihens und des langsamen Aufbaus nach dem Chaos. Im Vergleich zu Sams Szene in The Falcon and the Winter Soldier wirkt dieser Moment reifer, fast schon abgeschlossen. Und während Guardians Vol. 2 in die Ferne deutet, zieht diese Szene ihre Kraft aus dem Jetzt, aus Heilung und Aufbruch. Ein Moment, der einschlug, aber trotzdem noch nicht zu den eindrucksvollsten des MCU gehört.
5. Venom: Let There Be Carnage (2021)
Ein grelles Licht, ein Ortswechsel, und plötzlich sieht Eddie Brock einen anderen Spider-Man im Fernsehen. Die Szene wirkte wie ein Portal zu etwas völlig Neuem: Sony trifft MCU, Venom trifft Holland, Grenzen verschwimmen. Auch wenn der große Crossover letztlich kleiner ausfiel als gedacht, war der Moment aus Venom elektrisierend. Selten wurde mit so wenig so viel angedeutet. Das war kein gewöhnlicher Tease, sondern ein Testballon für das Multiversum - mit einem Fuß im Chaos und dem anderen im kalkulierten Fanservice. Hier ging ein Türspalt auf, und niemand wusste genau, was dahinter liegt. Ein kluger Schachzug, wenn auch teilweise mit begrenzter Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zum offenherzigen Crossover-Charme von Spider-Man: Far From Home bleibt hier vieles im Nebel. Auch Thanos’ Andeutung in The Avengers war kryptisch, aber sie wurde eingelöst - Venom blieb eher ein Zwischenruf.
4. Avengers: Age of Ultron (2015)
„Fine. I’ll do it myself.“ Die Drohung steht im Raum, ohne dass sie erklärt werden muss. Diese Szene ist nicht subtil, sie ist ein Weckruf. Hier wird nicht mehr angeteasert, sondern angekündigt. Thanos greift ein, und das höchstpersönlich. Es ist der Wendepunkt vom Mythos zur Bedrohung und alles, was vorher wie Vorbereitung wirkte, bekommt hier ein Gesicht und eine Richtung. Der Zuschauer spürt: Ab jetzt gibt es kein Zurück. Thanos tritt nicht nur auf, er übernimmt. Während sein erstes Erscheinen in The Avengers noch rätselhaft war, ist hier alles klar. Diese Szene steht wie ein dunkler Spiegel gegenüber Nick Furys legendärem Auftritt in Iron Man: Beide definieren die Regeln neu, aber Thanos kündigt Krieg an, wo Fury Hoffnung brachte. Die Postcredit-Szene aus Avengers: Age of Ultron bleibt als Wegweiser für Infinity War essenziell, schafft es aber nicht ganz in die Top 3.
3. The Avengers (2012)
Ein Schatten, ein Lächeln, ein Blick ins Publikum - mehr braucht es nicht. Als Thanos sich nach der Schlacht von New York erstmals zeigt, weiß kaum jemand, wie tief diese Andeutung reicht. Aber sie fühlt sich groß an, bedeutend. Rückblickend ist diese Avengers-Szene der Keim für die gesamte Infinity Saga. Ohne dieses Lächeln hätte es keine Steine gegeben, keinen Snap und auch kein Endgame. Es ist der Moment, in dem das MCU begann, nicht nur Filme zu erzählen, sondern Geschichte zu schreiben. Und das mit einem Gesicht, das nur Sekunden zu sehen ist, aber Jahre nachhallt, und das MCU auf eine neue Umlaufbahn schob. Anders als Fantastic Four: First Steps, das nur andeutet, oder Venom, das verwirrt, war dies der Moment, in dem die Fans wussten: Da kommt etwas Großes. Der erste Blick auf Thanos erhält Platz 3, weil er zwar mit minimalem Einsatz das Fundament einer ganzen Saga legt, aber trotzdem mehr andeutet als konkret verändert.
2. Spider-Man: Far From Home (2019)
Ein rauschender Abspann, dann plötzlich J.K. Simmons als J. Jonah Jameson - laut, hetzend und spuckend. Und dann der Schock: Peter Parker ist Spider-Man. In Sekunden wird die Grundordnung einer ganzen Figur auf den Kopf gestellt. Es ist eine Szene, die keinen Übergang und kein Innehalten erlaubt. Sie ist der Schock, der das MCU aus seiner Komfortzone reißt. Die Rückkehr von Simmons war bereits ein cleverer Meta-Move, die Enthüllung aber war eine Zäsur. Von nun an war nichts mehr heimlich. So brachial wie präzise - kein anderer Tease dreht das Figurenbild so radikal. Im Vergleich zur eleganten Melancholie von Endgame wirkt dieser Moment wie ein Faustschlag. Und während Iron Man das Universum eröffnete, kehrt Far From Home es nach innen - auf eine Weise, die lange nachhallt. Diese Szene ist mutig, emotional aufgeladen und damit vollkommen verdient auf Platz 2.
1. Iron Man (2008)
„Ich bin hier, um mit Ihnen über die Avengers-Initiative zu sprechen.“ Ein einziger Satz, gesprochen im Halbdunkel - ohne Knall, Musik oder visuelles Feuerwerk. Und doch verändert dieser Iron Man - Moment alles. Als Nick Fury aus dem Schatten tritt, öffnet er keine Tür, er reißt das Fenster auf zu etwas völlig Neuem. Das MCU beginnt nicht mit Iron Mans Anzug oder seinem ersten Flug, sondern mit dieser Szene nach dem Abspann. Nicht nur, weil sie das erste große Universum des modernen Blockbusterkinos einleitet, sondern weil sie das Publikum einlädt, mitzudenken. Zum ersten Mal wird klar: Hier wird nicht mehr in abgeschlossenen Kapiteln erzählt. Thanos’ Auftritt in The Avengers war ikonisch, Age of Ultron stellte eine direkte Bedrohung auf, Far From Home schockierte mit einer Offenbarung, aber sie alle bauen auf etwas auf, das hier geboren wird. Diese Szene wirkt nicht wie ein Bonus - sie ist das Fundament des MCU. Genau deshalb gehört sie ohne jeden Zweifel an die Spitze.

































































































































































































































