Musicals erfreuen sich seit vielen Jahrzehnten auch in Hollywood großer Beliebtheit. Im besten Fall sind sie jedoch weit mehr als bloße Sing-Along-Filme oder gefällige Theateradaptionen.
Die wirklich großen Musicalmomente entstehen dann, wenn Musik, Bildsprache, Atmosphäre und Erzählung zu kulturellen Phänomenen verschmelzen – wie zuletzt Ariana Grande und Cynthia Erivo mit ihrer Neuinterpretation von Wicked und der megaerfolgreichen Fortsetzung Wicked - Teil 2 gezeigt haben. Perfekte Musicals treffen den Nerv mehrerer Generationen, sie verbinden Emotion, Humor und visuelle Kraft und wirken lange nach dem Abspann weiter.
Und manche von ihnen schaffen es sogar, dieses Erfolgsrezept ein zweites Mal zu entfesseln. Denn Musical-Fortsetzungen gelten nicht gerade als Selbstläufer. Umso bemerkenswerter sind jene Werke, deren Sequels künstlerisch, erzählerisch oder kommerziell tatsächlich zünden konnten. Hier sind zehn Beispiele von Musicals, denen genau das gelungen ist.
1. „Grease“ (1978) und „Grease 2“ (1982)
1978 schuf Regisseur Randal Kleiser mit Grease eines der prägendsten Kultmusicals aller Zeiten in der Hauptrolle John Travolta und Olivia Newton-John. Wir sehen der jugendlichen Gang dabei zu, wie sie zwischen Sommerromanzen, Cliquenleben und motorisierten Ritualen ihren Weg finden. Wie legt man so etwas nach? 1982 folgte die Antwort. Grease 2 feierte keinen triumphalen Start, sondern begann eher mäßig erfolgreich. Mittlerweile ist das Musical aber längst eine kultige Fortsetzung geworden und schrieb Geschichte mit Michelle Pfeiffers Durchbruch, einer ganz eigenen Ästhetik und einer Tonalität, die stärker in Richtung Camp und Selbstironie ging. Heute wird Grease 2 oft neu bewertet: nicht als direkter Konkurrent zum Original, sondern als eigenständiger Film seiner Ära, der ein neues Publikum gefunden hat und durch seine Energie, seinen Humor und seine völlig eigene Identität längst einen festen Platz in der Musicalfilm-Kultur behauptet.
2. „Mamma Mia!“ (2008) und „Mamma Mia! Here We Go Again“ (2018)
Bei Mamma Mia! aus dem Jahr 2008 handelt es sich um ein Musical, einer Band, die alles erreicht hat. Nicht nur, dass man mit Songs wie Dancing Queen und The Winner Takes It All Popgeschichte schrieb und ABBA zu einer der beliebtesten Bands aller Zeiten machte. Der Film feierte auch in der Musicalwelt einen triumphalen Erfolg. 2008 brachten Benny Andersson und Björn Ulvaeus das Musical Mamma Mia! ins Kino, in dem es um Familienbanden, Identität und das Finden der eigenen Geschichte geht. Hier erscheinen die ABBA-Songs in ganz neuem Licht. Ein absoluter Megaerfolg, dessen Fortsetzung man sich 2018 vornahm. Mamma Mia! Here We Go Again setzte sogar noch eins drauf: emotionaler, musikalisch breiter und erzählerisch gewagter. Das Sequel wurde ein weltweiter Hit und gilt heute als Beispiel dafür, wie ein Musicalfilm auf intelligente Weise wachsen und sich weiterentwickeln kann.
3. „Pitch Perfect“ (2012) und „Pitch Perfect 2“ (2015)
Drei Jahre nach der Veröffentlichung von Pitch Perfect, dem erfolgreichen Musical unter Regie von Jason Moore und Drehbuch von Kay Cannon, machte man sich an den zweiten Teil. Pitch Perfect 2 setzte eines drauf – und wie. Der Film führte neue Figuren ein, erweiterte die Welt rund um die Bellas und sorgte an den Kinokassen für helle Begeisterung und klingelnde Einnahmen. Während der erste Teil rund 115 Millionen Dollar einspielte, erreichte die Fortsetzung etwa 287 Millionen Dollar und wurde damit zum kommerziell deutlich erfolgreicheren Film. Pitch Perfect 2 gelang es, Humor, Musik und Teamdynamik zu verstärken und gleichzeitig den Spirit des Originals zu behalten. Für viele Fans gilt die Fortsetzung als runder, größer und mutiger inszeniert. Ein Beispiel dafür, wie ein Sequel die DNA eines Films versteht und dennoch eigene Akzente setzt.
4. „High School Musical“ (2006) und „High School Musical 2“ (2007)
2006 lieferte Disney mit High School Musical in der Hauptrolle Zac Efron und Vanessa Hudgens einen absoluten Kultklassiker, der sowohl jung als auch alt in Begeisterung versetzte. Disney wusste, was zu tun war. Nur ein Jahr nach dem Megaerfolg legte das Studio mit Teil 2 nach. High School Musical 2 gilt bis heute als eines der größten TV-Musicals aller Zeiten. Der zweite Teil setzte die Reihe nicht einfach fort, sondern baute die bunte, glückliche Musicalwelt des ersten Films aus, erweiterte sie musikalisch und visuell und lieferte zugleich frische Sommerstimmung. Gerade diese Mischung aus vertrauten Figuren, eingängigen Songs und einer neuen, sonnendurchfluteten Atmosphäre ließ die Fortsetzung zu einem Publikumsliebling werden. Auch erzählerisch gelang ein Schritt nach vorn: Freundschaft, Zusammenhalt und Selbstfindung standen stärker im Mittelpunkt. Ein Sequel, das seine Fans exakt dort abholt, wo es sie braucht.
5. „Saturday Night Fever“ (1977) und „Staying Alive“ (1983)
1977 sorgte der US-amerikanische Schauspieler John Travolta für Begeisterungsstürme, als er in Saturday Night Fever eine Rolle als Tony Manero zeigte, der auf der Tanzfläche demonstriert, wie man den Alltag abschüttelt. Sechs Jahre später legten Travolta und Co. unter der Regie von Sylvester Stallone mit Staying Alive nach, und auch dieses Sequel war ein weltweiter Erfolg. Klar, es handelt sich hier nicht um ein klassisches Musical, sondern vielmehr um ein Dance-Musical. Nichtsdestotrotz schrieb der Film Musik- und Popgeschichte. Schließlich steuerte niemand Geringeres als die Bee Gees den Soundtrack bei, darunter den weltbekannten Titelsong. Travolta schuf hier einen ikonischen Tanzfilm, dessen Fortsetzung an die Energie des Originals anknüpfen konnte. Staying Alive verlegte den Fokus stärker auf Showbiz, Ambition und Selbstbehauptung und wurde gerade deshalb zu einem festen Bestandteil der Disco-Ära im Kino – ein spätes, aber wirkungsvolles Kapitel.
6. „Mary Poppins“ (1964) und „Mary Poppins Returns“ (2018)
Gut, man kann bei Mary Poppins Returns aus dem Jahr 2018 nicht unbedingt von einer klassischen Fortsetzung sprechen. Schließlich liegen Jahrzehnte und künstlerische Dekaden zwischen Original und Wiederbelebung des Kultmusicals rund um das magische Kindermädchen Mary Poppins, das sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen beliebt war. Nichtsdestotrotz: Als Emily Blunt 2018 in die großen Fußstapfen von Julie Andrews trat, avancierte der Film zum Megaerfolg. Der Grund dafür war nicht nur die liebevolle musikalische Umsetzung und die starke schauspielerische Leistung von Blunt, sondern auch die Regie von Rob Marshall, der die Essenz des Originals in ein modernes Disney-Gewand übertrug. Mary Poppins Returns wurde zu einer charmanten Hommage, die Nostalgie, Eleganz und neue Impulse miteinander vereint. Eine späte Fortsetzung, die zeigt, wie man einen Klassiker respektvoll fortschreiben kann.
7. „The Rocky Horror Picture Show“ (1975) und „Shock Treatment“ (1981)
Okay, ganz klar: Shock Treatment kann The Rocky Horror Picture Show in puncto Erfolg nicht ansatzweise das Wasser reichen. Wir werfen einen Blick zurück auf 1975. Damals erschien das grandiose Musical rund um Brad und Janet und ließ Frank-N-Furter, gespielt von Tim Curry, und Susan Sarandon in der Hauptrolle, zum Kult werden. Grandiose schauspielerische Leistungen, exzentrische Figuren und Musik, die einem bis heute im Ohr liegt. Wie kann man da nachlegen? 1981 versuchte das Regisseur Jim Sharman mit dem Musical Shock Treatment. Klar, ein kommerzieller Megaerfolg wurde das keiner, und während Rocky Horror heute jeder kennt, ist Shock Treatment eher ein Geheimtipp. Nichtsdestotrotz schuf Sharman hier ein eigenes Kultmusical mit unverwechselbarem Camp-Mythos und einer Ästhetik, die ihrer Zeit voraus war. Ein schräges, mutiges Sequel, das bis heute fasziniert.
8. „Sing“ (2016) und „Sing 2“ (2021)
Bei Sing aus dem Jahr 2016 handelt es sich um ein ganz besonderes Musical, schließlich ist es ein animierter Film rund um den Koala Buster Moon, der ein Theater leitet, das seit einiger Zeit schwächelt. Produziert von Chris Meledandri und Janet Healy und unter der Regie von Garth Jennings gelang hier eines der bemerkenswertesten Animationsmusicals der jüngeren Zeit. Dafür trug auch die Musik und die Performance von Matthew McConaughey als Buster Moon ihr Übriges bei. 2021 legte man mit Sing 2 (deutscher Titel: Sing – Die Show deines Lebens) den Nachfolger vor. Der Film konnte ebenfalls große Beliebtheit verzeichnen und spielte weltweit rund 408 Millionen Dollar ein – zwar weniger als die etwa 634 Millionen Dollar des ersten Teils, aber dennoch ein eindrucksvoller Erfolg. Das Sequel vergrößerte die Bühne, brachte neue Figuren ein und zeigte, wie gut Animationsmusicals in Serie funktionieren können. Eine liebevolle, dynamische Weiterführung.
9. „Blues Brothers“ (1980) und „Blues Brothers 2000“ (1998)
Es gibt wenige Filme, die einen so grandiosen Kultstart hinlegten wie Blues Brothers aus dem Jahr 1980 mit Dan Aykroyd und John Belushi. Der Film rund um die Brüder im schwarzen Anzug gilt heute als einer der wichtigsten Musikfilme aller Zeiten. 18 Jahre nach Teil 1, John Belushi war hier leider schon viel zu früh verstorben, machte man sich an ein Sequel. Dass dieses den Originalfilm übertreffen würde, glaubte niemand – und darum ging es auch gar nicht. Vielmehr war es großartig, die Blues Brothers noch einmal hochleben zu lassen und auf die große Leinwand zu bringen. Mit massig Cameo-Auftritten, unter anderem von B. B. King, Eric Clapton und Isaac Hayes, und der entsprechenden musikalischen Power entstand ein Film, der trotz schwächerer Zahlen einen festen Kultstatus besitzt. Blues Brothers 2000 wurde zur liebevollen Hommage an eine Legende.
10. „Frozen“ (2013) und „Frozen II“ (2019)
Zu guter Letzt kommen wir zu einem Paradebeispiel für erfolgreiche Musicalfortsetzungen. Frozen II (deutscher Titel: Die Eiskönigin 2) setzte dem sechs Jahre zuvor erschienenen Musical Frozen (deutscher Titel: Die Eiskönigin – Völlig Unverfroren) aus dem Hause Disney sogar noch eins drauf. Und wie: Mit rund 1,45 Milliarden Dollar wurde es zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten. Weltweite Kinogänger und Musicalfans zeigten sich begeistert von einem Film, der unter der Regie von Jennifer Lee und Chris Buck zum absoluten Megahit wurde. Warum das so wichtig war? Weil Frozen II bewies, dass ein Sequel nicht nur größer, sondern auch reifer, emotionaler und thematisch mutiger sein kann. Themen wie Identität, Herkunft, Verantwortung und Selbstfindung machten die Fortsetzung nicht nur zu einem finanziellen Triumph, sondern zu einem kulturellen Ereignis. Ein Abschluss, der das Franchise auf ein neues erzählerisches Niveau hebt.


































































































































































































































