Mit Eyes of Wakanda ist vor Kurzem die neueste animierte Marvel-Serie erschienen. Ein guter Anlass, um sich die animierte Seite des MCU genauer anzusehen. Während die Realverfilmungen im Rampenlicht stehen, hat sich daneben eine kleine, aber wachsende Welt von Marvel-Serien etabliert, die mit Stil, Ton und Zielgruppe experimentiert.
Ob philosophische Was-wäre-wenn-Fragen, Vorschul-Abenteuer oder nostalgische Revivals - das animierte MCU zeigt eine Vielseitigkeit, die oft unterschätzt wird. Im Vergleich zu anderen Franchises wie Star Wars, wo Serien wie The Clone Wars und Rebels eine klare inhaltliche Klammer bilden, wirkt Marvels Animationssparte fragmentierter, aber auch mutiger in ihren Ansätzen. Diese Liste rankt alle bisherigen MCU-Animationsserien - nicht nach ihrer Relevanz fürs große Ganze, sondern nach ihrer erzählerischen Konsequenz, ihrem Konzept und ihrer Zielgruppenwirkung. Manche Formate setzen dabei auf Herz und Haltung, andere eher auf Gags und Geschwindigkeit.
5. Eyes of Wakanda (2024)
Als neuester Zugang in der animierten MCU-Welt wirkt Eyes of Wakanda wie ein vielversprechender erster Entwurf, dem aber noch der letzte Schliff fehlt. Die Idee, Vibranium-Missionen quer durch die Weltgeschichte zu erzählen, ist clever, visuell ambitioniert und konzeptionell mutiger als manch andere Serie. Doch trotz dieser Ansätze bleibt vieles auf der Strecke: Figuren bleiben blass, Handlungsbögen enden zu abrupt, und der emotionale Sog stellt sich nur selten ein. Im Vergleich zu What If…?, das ebenfalls mit neuen Erzählstrukturen experimentiert, fehlt hier das narrative Rückgrat. Selbst das eher episodenhafte Ich bin Groot wirkt in sich geschlossener. Dass Eyes of Wakanda auf dem letzten Platz landet, liegt also nicht an mangelnder Idee, sondern an der fehlenden Ausarbeitung. Es ist ein Anfang - aber eben nur das.
4. Ich bin Groot (2022–2023)
Diese Mini-Serie ist ein charmantes Nebenprojekt, das sich gar nicht erst bemüht, größer zu wirken, als es ist - und genau das macht sie sympathisch. In wenigen Minuten pro Episode bringt Ich bin Groot niedliche Gags, clevere Animation und einen liebenswerten Blick auf den Mini-Avenger, ohne sich an klassische Erzählmuster zu klammern. Im Vergleich zu Spidey und seine Super Freunde, die für Kinder ebenfalls zugänglich, aber dramaturgisch klarer aufgebaut ist, wirkt Ich bin Groot wie ein locker eingeschobenes Zwischenspiel. Und gegenüber Eyes of Wakanda zeigt sich hier, dass weniger manchmal mehr sein kann, solange der Ton stimmt. Trotzdem reicht es nicht für eine höhere Platzierung, weil die Mini-Episoden zu wenig Spielraum lassen, um wirklich zu berühren oder neue Perspektiven ins MCU zu bringen.
3. Spidey und seine Super Freunde (seit 2021)
Diese Vorschulserie richtet sich an ein ganz anderes Publikum, und genau deshalb funktioniert sie so gut. In 22-Minuten-Folgen erleben Peter, Gwen und Miles kleine Abenteuer mit klarer Botschaft: Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Die Animation ist bunt, die Geschichten einfach gehalten, aber nicht banal. Gerade im Vergleich zu anderen Kinderformaten schafft es Spidey und seine Super Freunde, Marvel-Welten zugänglich zu machen, ohne sie zu verflachen.Innerhalb dieses Rankings landet die Serie auf Platz 3, weil sie genau weiß, was sie sein will, und das auch noch erstaunlich souverän umsetzt. Im Gegensatz zu Ich bin Groot, das auf bestehende Bekanntheit setzt, funktioniert Spidey sogar als Einstieg ins Marvel-Universum. Für Erwachsene ist diese Serie nicht zwingend relevant, aber für Kinder ein echtes Highlight.
2. Marvel’s What If…? (seit 2021)
Was wäre, wenn T’Challa zu Star-Lord geworden wäre? Oder Ultron die Infinity-Steine bekommen hätte? What If…? denkt das MCU neu - mit alternativen Realitäten, in denen bekannte Figuren plötzlich ganz andere Wege gehen.
Die Serie stellt echte Fragen: Was macht einen Helden aus? Wie verändert sich alles durch eine einzige Entscheidung? Staffel 2 verknüpft einige Episoden dann noch stärker und zeigt Figuren wie Kahhori, die es so im MCU nie gab. Es zündet zwar nicht jede Folge direkt, aber die besten sind mutig, emotional und visuell einfallsreich. Im Vergleich zu Spidey und Eyes of Wakanda zeigt What If…? deutlich mehr erzählerischen Ehrgeiz. Nicht jede Folge funktioniert gleich gut, aber wenn die Serie zündet, dann mit voller Wucht - emotional, visuell und thematisch.
What If…? schafft es auf den zweiten Platz, weil sie das animierte Format nutzt, um Grenzen zu sprengen und damit zeigt, wie viele Versionen von Marvel eigentlich möglich sind.
1. X-Men '97 (2024)
Die Rückkehr der Mutanten ist ein echtes Ereignis, nicht nur für alteingesessene Fans, sondern für das gesamte MCU. X-Men '97 macht etwas, das keine andere Serie in diesem Ranking schafft: Sie vereint Nostalgie, erzählerische Reife und emotionale Wucht zu einer Serie, die von der ersten Minute an elektrisiert. Politische Untertöne, moralische Grauzonen und echte Charakterentwicklung ergeben hier ein Gesamtbild, das selbst gegenüber hochbudgetierten Live-Action-Titeln bestehen kann. What If…? bietet im Vergleich zwar Vielfalt durch sein Konzept, geht aber nicht immer tief genug. X-Men ’97 wirkt dagegen fokussierter, schärfer und emotional nachhaltiger. Und während Spidey oder Groot eher Nebenstrecken befahren, ist das hier das animierte Herzstück des MCU. Platz 1 ist nicht nur verdient, sondern fühlt sich fast zu niedrig an für eine Serie, die so viel richtig macht. Wenn du bisher dachtest, Animation sei nur Beiwerk: X-Men ’97 wird dich umstimmen.


























































































































































































































