Kaum eine Familie ist so kultig, so skurril und gleichzeitig so charmant wie die „Addams Family“ – seit über sechs Jahrzehnten faszinieren Gomez, Morticia, Wednesday, Pugsley, Onkel Fester & Co. mit finsterem Humor, morbider Eleganz und – im besten Fall – pointierter Gesellschaftskritik.
Mit der Netflix-Serie Wednesday hat sich das Universum einmal mehr verjüngt: Die von Jenna Ortega verkörperte Titelfigur wurde zur Stilikone einer neuen Generation, Tim Burton inszenierte eine düster-verspielte Coming-of-Age-Variante voller Mystery und bissiger Kommentare.
Am 6. August 2025 startete Teil 1 der zweiten Staffel, am 3. September folgte Teil 2 – ein idealer Anlass also, um alle Filme und Serien um die „Addams Family“ in der richtigen Reihenfolge zu entdecken. Ein Überblick.
Die Addams Family (1964–1966, Live-Action-Serie)
Der Ursprung des Mythos: Die erste Live-Action-Serie vereinte die Figuren aus Charles Addams’ düsteren Cartoons zu einer eigenen Fernsehfamilie – mit pointierten Dialogen, bizarren Situationen und überraschend liebevollen Familienmomenten. Mit John Astin als Gomez und Carolyn Jones als Morticia entwickelte sich das Format zum TV-Kult – allerdings erst in seiner Wiederholung.
Die Serie lief zwei Staffeln lang und begründete das popkulturelle Vermächtnis der Addams. Sie war stilprägend für das schrullig-humorvolle Bild der „Grusel-Familie“, das bis heute nachwirkt und ist gerade für Nostalgikerinnen und Nostalgiker weiterhin ein sehenswert-morbider Spaß.
Die Addams Family (1973, Zeichentrickserie)
Hanna-Barbera, das Animationsstudio hinter Familie Feuerstein und Die Jetsons, animierte die Familie erstmals für ein junges Samstagmorgen-Publikum. Mit weichgezeichneter Optik und zahmerem Humor richtete sich die Serie klar an Kinder – die grotesken Abgründe der Addams wurden hier durch freundliche Exzentrik ersetzt.
Einige Originalsprecher aus dem Live-Action-Original kehrten zurück (Fun Fact: Pugsley wurde von Jodie Foster gesprochen), doch als Cartoon verlor die Familie an Biss. Dennoch ist Die Addams Family ein interessantes Zeitdokument – als erste Adaption im Trickformat.
Halloween with the New Addams Family (1977, Fernsehfilm)
Ein nostalgischer Versuch, das Originalensemble in die 70er-Jahre zu holen: John Astin und viele seiner Co-Stars kehrten für dieses TV-Special ganze elf Jahre nach der Kultserie zurück. Diesmal sehen sich Gomez und die restliche Addams-Familie mit einer Gruppe von Gaunern konfrontiert, die es auf ihr Vermögen abgesehen haben – ein Szenario, das klassisch-skurril inszeniert wird.
Halloween with the New Addams Family lebt vor allem von der Wiedersehensfreude und der charmanten Chemie zwischen den Schauspielern, die sofort an die schwarz-weiße Serienzeit erinnert. Dennoch bleibt der erzählerische Zauber der 1960er-Jahre-Version unerreicht. Für eingefleischte Fans ist es ein liebenswertes Wiedersehen, für Neueinsteiger jedoch eher eine Fußnote.
Die Addams Family (1991, Kinofilm)
Barry Sonnenfelds erste Kinoadaption brachte die Addams mit großem Budget, visueller Opulenz und finsterem Humor erstmals auf die Leinwand – und wie: Raul Julia (Gomez), Anjelica Huston (Morticia) und eine unvergessliche Christina Ricci als Wednesday wurden zu wahren Kultfiguren der 1990er-Jahre. Der Plot dreht sich um die Rückkehr von Onkel Fester – oder ist es in Wahrheit ein gerissener Hochstapler, der die Familie täuschen will?
Die Spannung verbindet sich mit einer gelungenen Mischung aus Gothic-Ästhetik, morbidem Witz und liebevoller “Weirdness”, die Die Addams Family zu einem Kassenhit machte. Sonnenfelds Film war eine stilbildende Wiederbelebung, die das schräge Familienuniversum für eine neue Generation öffnete und bis heute ein beliebter Klassiker geblieben ist.
Die Addams Family (1992–1993, Zeichentrickserie)
Mit dem großen Kinoerfolg im Rücken wagte man Anfang der 1990er-Jahre eine neue Cartoon-Version, die sich stilistisch deutlich von der düster-ironischen Vorlage unterschied. Statt Gothic-Atmosphäre dominierte eine bunte, grellere 90er-Jahre-Ästhetik, kombiniert mit überzeichneter Komik und einem klareren Fokus auf die jüngeren Figuren. Vor allem Wednesday und Pugsley stehen im Mittelpunkt zahlreicher Episoden, die überwiegend in sich abgeschlossene Abenteuer erzählen und so für ein jüngeres Publikum leicht zugänglich bleiben.
Ganz an die erzählerische Raffinesse oder den makabren Witz der Realfilme reicht die Serie zwar nicht heran, doch als solide Addams-Kost mit charmanten Monstern funktioniert sie, auch wenn Wednesday hier spürbar weichgespült wirkt.
Die Addams Family in verrückter Tradition (1993, Kinofilm)
Noch bissiger, noch böser: In der gefeierten Kinofortsetzung bekommen die Addams mit Baby Pubert weiteren Nachwuchs – während Wednesday und Pugsley ins Sommercamp verbannt werden. Christina Riccis bissiger Auftritt inklusive scharfsinnigen Seitenhieben auf den heuchlerischen Umgang der USA mit ihrer eigenen Geschichte ist ein popkulturelles Highlight.
Die Addams Family in verrückter Tradition war weniger erfolgreich an den Kinokassen, erfreut sich im Rückblick aber noch deutlich größerer Beliebtheit als sein Vorgänger: dunkler, politischer, anarchischer. Eine rare Ausnahme also: eine Fortsetzung, die das Original noch übertrifft.
Die Addams Family - und die lieben Verwandten (1998, Direct-to-Video-Film)
Ohne die Originalbesetzung, dafür mit Tim Curry als Gomez und Daryl Hannah als Morticia: Die Addams Family - und die lieben Verwandten versuchte an den Erfolg der Kinofilme anzuknüpfen – aber leider misslang das Vorhaben gründlich: Der Humor wirkt schal, die Geschichte uninspiriert. Ein Familientreffen dient als Rahmen für flache Gags und wenig Esprit.
Trotz prominenter Neubesetzung bleibt der Film das wohl schwächste Glied der Reihe. Nur für Fans interessant, die wirklich alles gesehen haben wollen – als skurriles Kuriosum innerhalb des Franchise.
Die neue Addams Familie (1998–1999, Live-Action-Serie)
Ein Remake für ein jüngeres Publikum: Die kanadische Serie orientiert sich stark an der Originalsitcom, legte damalige Episoden sogar teils neu auf – aber mit modernisierten Sets, neuen Darsteller und an gewachsene Figuren angepassten Gags. Glenn Taranto als Gomez und Ellie Harvie als Morticia liefern solide Performances, die Serie lebt aber vor allem von bewährten Addams-Versatzstücken.
Die neue Addams Familie war kein neuer Wurf, aber eine liebevolle Hommage, die es immerhin auf 65 Folgen brachte – und in der Nostalgie-Nische gut funktioniert.
Die Addams Family (2019, Animationsfilm)
Zurück in Trickform – und in solcher erstmals im Kino: Im CGI-Film von Conrad Vernon (Shrek 2) und Greg Tiernan (Sausage Party) begegnen die Addams auf Umwegen einer Vorstadt-Welt, wo sie sich gegen spießige Nachbarn und eine neugierige Reality-TV-Moderatorin behaupten müssen. Der Look orientiert sich an den Originalzeichnungen von Charles Addams, die Stimmen von Oscar Isaac, Charlize Theron und Chloë Grace Moretz sorgten für zusätzliche Aufmerksamkeit.
Der Film war kommerziell erfolgreich, wenn auch erzählerisch etwa konventionell – eine kindgerechte Addams-Variante mit Herz und Moral – inklusive Kritik am „American Way Of Life“.
Die Addams Family 2 (2021, Animationsfilm)
Im zweiten Teil der Animationsreihe verschlägt es die Addams auf einen Roadtrip quer durch die USA – ein eher klassisches Familienfilmszenario, das für die exzentrische Sippe zur besonderen Herausforderung wird. Während die Familie unterwegs Chaos in Freizeitparks, an Sehenswürdigkeiten und in Kleinstädten stiftet, zweifelt Wednesday zunehmend an ihrer Herkunft und sorgt für die emotionalen Momente der Handlung.
Der Humor wirkt insgesamt flacher und weniger bissig als im ersten Teil, doch die prominenten Sprecher – darunter erneut Oscar Isaac, Charlize Theron und Chloë Grace Moretz – verleihen den Figuren einen einnehmenden Charme. Für jüngere Zuschauer bietet Die Addams Family 2 kurzweilige Unterhaltung, Addams-Puristen dürften jedoch enttäuscht sein.
Wednesday (seit 2022, Live-Action-Serie)
Mit Wednesday hat Netflix der Addams Family ein erstaunlich frisches Update verpasst – kein klassisches Familienchaos, sondern ein Gothic-Teenie-Krimi vor düsterer Internatskulisse steht im Mittelpunkt. Jenna Ortega macht die ikonische Figur zur neuen Pop-Ikone, mit stoischer Coolness und bissigem Humor, der perfekt ins TikTok-Zeitalter passt.
Die erzählerische Tiefe der ersten Staffel reichte aber kaum an das Niveau der beiden 90er-Jahre-Kinofilme mit Christina Ricci heran: Die neue Wednesday wirkte handzahmer, fast zu glattgebügelt, um noch kritische Außenseiter-Ikone zu sein. In der zweiten Staffel findet die Figur aber wieder zu ihrer wohltuenden Antihaltung zurück. Nun stimmt die Mischung - und Wednesday erweist sich mit der Fortsetzung als ebenso unterhaltsamer wie würdiger Nachfolger der Addams-Erzählung.


































































































































































































































