Dass Fallout so einschlug, kam für viele überraschend. Schließlich gelten Gaming-Adaptionen meist als riskant, zu oft scheitern sie an überladenem Fanservice oder flachen Stories. Doch Amazon Prime hat mit Jonathan Nolan und Lisa Joy (bekannt durch Westworld) bewiesen, dass die Welt der Atombunker, Mutanten und Retro-Futuristik auch ohne Controller funktioniert. Die Serie ist nicht unterhaltsam für Kenner der Spiele, sondern hat auch ein Publikum überzeugt, die mit Vaults und Nuka-Cola bisher nichts anfangen konnten.
Aber was tun, wenn man die acht Folgen schon durch hat? Wer den Mix aus schwarzem Humor, Endzeit-Atmosphäre und Gesellschaftskritik mochte, wird auch in anderen Serien fündig. Manche greifen das Setting fast eins zu eins auf (Silo), andere spiegeln den Konzernzynismus von Vault-Tec (Severance, Upload), wieder andere setzen eher auf emotionale Tiefe (The Last of Us, Station Eleven). Hier sind zehn Empfehlungen für alle, die mehr (und andere Formen von) Dystopie in Serie sehen wollen.
10. Y: The Last Man (2021)
Ein Gedankenexperiment als Serie: Was passiert, wenn plötzlich alle Männer sterben – bis auf einen? Y: The Last Man nimmt die Idee ernst: Machtgefüge brechen zusammen, Regierungen kollabieren, und nur ein einziger Mann bleibt übrig. Die Serie richtet den Blick damit weniger auf Monster oder Explosionen, sondern auf Anarchie, Chaos und neue Gesellschaftsmodelle. Das macht Y: The Last Man interessant für alle, die in Fallout eher die satirische Kritik an Machtstrukturen mochten. Klar: Die Serie wurde früh abgesetzt und erreicht nie die Raffinesse von Station Eleven oder The Last of Us. Aber gerade für ein Publikum, das Dystopie als Spiegel unserer Gegenwart und Genderfragen in einem Endzeitdrama verhandelt sehen will, ein sehenswerter Geheimtipp.
9. Snowpiercer (2020–2023)
Ein endloser Zug als Welt im Kleinen: Vorne Kaviar, hinten Hunger. Snowpiercer variiert im Grunde dasselbe Prinzip, das Fallout mit seinen Vaults zeigt – nur auf Schienen. Die Serie mischt Klassenkampf, Thriller und Science-Fiction, manchmal so überladen wie die Abteile selbst. Wer in Fallout das Spiel mit Hierarchien mochte, findet hier eine kältere, strengere Version das apokalpytischen Erzählung. Visuell erinnert es an Bong Joon-hos Filmvorlage, erzählerisch eher an eine kleiner gedachte Version von Battlestar Galactica. Die Serie schwankt in der Qualität, doch die Grundidee bleibt kraftvoll– eine stylische, frostige Version derselben Fragen, die auch in Vault-Tec-Korridoren lauern.
8. Station Eleven (2021)
Poetischer geht Endzeit kaum: Station Eleven setzt in seiner Erzählung weniger auf Gewalt als auf das Überleben von Kultur. Eine reisende Theatertruppe bringt Shakespeare in die Ruinen einer Pandemie-Welt. Wer in Fallout vor allem Lucys Haltung mochte, die trotz der Katastrophe an Idealen festhält, findet hier eine ähnliche Energie vor – nur leiser und ernsthafter. Die Serie erinnert eher bisweilen an Children of Men, wenn es um Hoffnung im Chaos geht. Kein Adrenalinschub, sondern melancholisches Nachdenken über das, was bleibt. Kein Ersatz für bleihaltige Action, sondern eine Ergänzung: Eine Erinnerung daran, dass Dystopien auch Hoffnung und Schönheit bergen.
7. The Leftovers (2014–2017)
Was, wenn nicht die Welt, sondern die Menschen verschwinden? The Leftovers verzichtet auf Atompilze oder Pilzinfektionen und stellt stattdessen ein metaphysisches Rätsel ins Zentrum: Zwei Prozent der Menschheit sind spurlos verschwunden. Der Rest taumelt in Trauer, Schuld und Sinnsuche mit dem Weitermachen. Wer in Fallout die gesellschaftskritischen Untertöne mochte, bekommt hier die radikal intime Variante eine Dystopie. In seiner Stimmung ähnelt die Serie mitunter Lost, nur viel konsequenter und ernster erzählt. Weniger Action, dafür mehr existenzielle Schwere – empfehlenswert für alle, die nach dem Atompilz eher die brütende Leere als das Spektakel sehen wollen.
6. Yellowjackets (seit 2021)
Kein Atomkrieg, sondern ein Flugzeugabsturz – doch die Folgen sind ähnlich: Junge Frauen, gestrandet in der Wildnis, gezwungen, neue Regeln zu (er)finden. Yellowjackets wirkt wie eine Mischung aus Lost und Lord of the Flies, mit einer Prise der Fallout-Morbidität. Die Serie springt zwischen Teenager-Überlebenskampf und Gegenwartstrauma, wodurch sie psychologisch dichter wirkt als viele Genre-Kollegen. Fans von Fallout erkennen Parallelen im Umgang mit extremer Knappheit, Gruppendynamiken und moralischen Abgründen. Besonders spannend für Fallout-Fans: Ella Purnell, die Lucy spielt, ist hier eine der Hauptfiguren. Wer also neugierig ist, wie dieselbe Schauspielerin eine völlig andere Überlebensgeschichte erzählt, sollte reinschauen. Roh, verstörend, aber voller Sogwirkung.
5. Upload (seit 2020)
Wenn Fallout den Vault-Tec-Konzern als Karikatur des Kapitalismus zeigt, treibt Upload die Idee ins Absurde: Selbst für das Jenseits ist hier eine Bezahlversion. Wer Geld hat, lebt nach dem Tod luxuriös in der Cloud, wer nicht, wird mit Werbung und Bugs konfrontiert. Satire pur, aber charmant verpackt als Tech-Comedy. Fans von Fallout, die die ironischen Seiten der Serie schätzen, werden auch an dieser Serie ihre Freude haben. Anders als Severance oder Westworld gibt sich Upload leichter, fast verspielt, aber gerade das macht sie so sehenswert. Für alle, die lachen wollen, während sie am System verzweifeln.
4. Severance (seit 2022)
Ein Konzern, der seine Angestellten per Chip in Arbeit und Privatleben spaltet – das ist fast schon die Büro-Version von Vault-Tec. Wer Fallout für seine Konzernkritik liebt, findet hier die beklemmende Variation davon: sterile Flure, geheimnisvolle Bosse und ein Horror, der völlig ohne Zombies auskommt. Severance ist hochstilisiert, langsam erzählt, aber von unheimlicher Wucht. Man könnte die Serie als Westworld für die bürokratische Arbeitswerlt beschreiben, mit der gleichen Mischung aus Sci-Fi und Philosophie. Kaum eine Serie erzählt unternehmerische Machtstrukturen so kalt und beängstigend. Kein Humor, keine Explosionen, aber dafür eine Atmosphäre, die lange nachhallt.
3. The Last of Us (seit 2023)
Die HBO-Serie ist das ernste Gegenstück zu Fallout: emotional, bedrückend, fokussiert auf Beziehungen. Pedro Pascal und Bella Ramsey tragen die Reise durch ein pilzverseuchtes Amerika, das sich in Kolonien neu organisiert hat. Anders als das schräge Fallout geht es hier um Trauer, Verantwortung und Familie. Für Fans, die Lucy und Maximus mochten, weil sie menschliche Geschichten ins Chaos trugen, ist The Last of Us die perfekte Ergänzung. Wer Endzeit in ernsthaft, intensiv und bildgewaltig will, kommt hier nicht vorbei.
2. Westworld (2016–2022)
Nolan und Joy, die Showrunner von Fallout, haben mit Westworld schon vorher dystopische Maßstäbe gesetzt. Statt Vaults gibt es hier einen Westernpark voller Androiden – ein Mikrokosmos, der irgendwann kollabiert. Die Serie denkt tiefer, fragt nach Identität, Bewusstsein und Macht. Aber die Fragen sind ähnlich: Wer kontrolliert, wer rebelliert, und was macht uns menschlich? Fans von Fallout, die die philosophischen Untertöne mochten, finden hier die gedankenschwere Schwester. Weniger witzig, mehr Kopfkino. Nicht jede Staffel hält das Niveau, aber als Dystopie über Macht und Illusionen ist Westworld unverzichtbar.
1. Silo (seit 2023)
Am nächsten am Setting von Fallout liegt eindeutig Silo: Riesige Bunker, Geheimnisse über die Außenwelt, eine Gesellschaft voller Regeln. Die Parallelen zu Vault-Tec sind offensichtlich – nur werden sie hier gänzlich ohne Ironie durchdekliniert. Wo Fallout lacht und blutet, bleibt Silo still und beklemmend. Rebecca Ferguson führt eine Geschichte an, die auf Geheimnisse, Misstrauen und Machtkämpfe setzt. Wer in Fallout die Mischung aus Enge, Kontrolle und Unwissenheit faszinierend fand, bekommt hier die ernste Version. Für alle, die nach dem Prime-Hit mehr Bunker-Feeling suchen, ist diese Serie die logische Wahl – und daher unser Platz 1.


































































































































































































































