Seit 1996 hat sich Scream als feste Größe im Horror etabliert. Wes Craven und Kevin Williamson schufen mit Ghostface nicht einfach nur einen weiteren Slasher-Killer, sondern ein Meta-Spiel mit den Regeln des Genres. Jede Fortsetzung spiegelt zugleich den Zustand des Horrorfilms ihrer Zeit: von der ironischen Dekonstruktion über den Boom der Sequels bis hin zum Zeitalter der Reboots. Dieses Spannungsfeld aus Hommage und Selbstreflexion macht den Reiz der Reihe aus – auch wenn nicht jeder Teil gleich stark ist. Hier ein Überblick über alle Filme und die Serie in der Reihenfolge ihres Erscheinens inklusive Einordnung.
Scream (1996, Film)
Der Auftakt bleibt ein Meilenstein. Scream nahm bekannte Slasher-Regeln – etwa, dass nur tungendhafte “Jungfrauen” überleben – und ließ sie von den Figuren direkt adressieren und kommentieren. Das Ergebnis war eine Meta-Komödie und gleichzeitig ein gnadenloser Horrorfilm. Drew Barrymores legendärer Auftritt zu Beginn schockte, Neve Campbell als Sidney Prescott trug den Rest der Geschichte mit starker Präsenz. Hinzu kamen Courteney Cox und David Arquette, die sich als wiederkehrende Konstanten etablierten.
Scream war gleichermaßen clever, brutal und ironisch – eine Mischung, die das Genre neu definierte. Ohne diesen Film hätte es wahrscheinlich weder die Ich weiß was du letzten Sommer getan hast-Welle noch Scary Movie gegeben.
Scream 2 (1997, Film)
Nur ein Jahr später folgte die erste Fortsetzung – und sie parodierte direkt das Konzept von Fortsetzungen. Scream 2 siedelte die Handlung am College an und stellte Sidney erneut ins Zentrum, diesmal als Figur, die von ihrem eigenen Trauma eingeholt wird. Der Film thematisierte, wie Horror-Reihen zwangsläufig an Intensität verlieren, und lieferte gleichzeitig einige der besten Kill-Szenen der Reihe, darunter das brutale Opening.
Der Film wirkte weniger frisch als das Original, aber als Kommentar auf Hollywoods Sequel-Sucht funktioniert er bis heute – in Zeiten von endlosen Prequels, Sequels und Spin-Offs vielleicht besser denn je.
Scream 3 (2000, Film)
Der dritte Teil treibt die Meta-Ebene weiter auf die Spitze: Hollywood selbst wird zum Tatort. Während am Set eines Films über die Woodsboro-Morde gedreht wird, kehrt Ghostface zurück. Scream 3 ist dabei weniger subtil als seine Vorgänger – die Satire ist lauter, die Kills cartoonhafter. Eine Folge des Meta-Spiels, das aber einen klaren qualitativen Bruch zu den Vorgängerfilmen darstellt.
Mit 116 Minuten Laufzeit ist der Film zudem etwas zu lang geraten, verliert im Mittelteil an Spannung, findet dann aber im Finale wieder zu sich. Kein Meisterwerk, aber als Kommentar auf das Filmgeschäft zumindest für Fans der Reihe sehenswert.
Scream 4 (2011, Film)
Elf Jahre nach Teil 3 kehrte Wes Craven zurück – und gab mit Scream 4 eine neuerliche, pointierte Antwort auf den Boom von Remakes und Reboots. Sidney kehrt nach Woodsboro zurück, wo Ghostface nun eine neue Generation von Teenagern ins Visier nimmt. Der Film reflektiert dabei zudem die Besessenheit junger Menschen von Ruhm, Social Media und medialer Selbstinszenierung – ein damals erstaunlich aktueller Kommentar.
Die Handlung wirkt bisweilen etwas konstruiert, doch kritisch-treffende Momente, die das Genre erneut entlarven, gibt es hier wieder deutlich mehr zu sehen. Als Rückkehr der Reihe funktionierte Scream 4 überraschend gut – ein später Triumph Wes Cravens, bevor er 2015 verstarb.
Scream (2022, Film)
Scream lässt sich wohl am besten als “Requel” bezeichnen – halb Fortsetzung, halb Neustart. Der Film führt neue Figuren wie Sam (Melissa Barrera) und Tara (Jenna Ortega) ein, bindet aber auch die Originalstars ein. Die Handlung selbst thematisiert offen das Phänomen des „Requel“ – also Reboots, die gleichzeitig Fortsetzungen sind, wie bei Star Wars oder Halloween.
Der Ton schwankt zwischen altbekannt und neu: Die Reihe schafft den Spagat zwischen Nostalgie und Erneuerung nur phasenweise. Trotz 114 Minuten Laufzeit wirkt Scream aber clever genug erzählt, um zu zeigen: Ghostface und sein Meta-Dasein kann relevant bleiben – auch fast 25 Jahre nach dem Original.
Scream VI (2023, Film)
Mit Teil 6 verlässt die Reihe Woodsboro und zieht nach New York – ein Tapetenwechsel, der tatsächlich frischen Wind bringt. Die neuen Hauptfiguren Sam und Tara stehen nun klar im Zentrum, während Courteney Cox als Gale Weathers eine Art Bindeglied bleibt. Die urbane Kulisse erlaubt spannendere Szenarien, etwa eine klaustrophobische Szene in der U-Bahn.
Allerdings wirkt Scream VI etwas träge – 123 Minuten Laufzeit wirken zu lang für diesen Slasher. Abseits des neuen Settings fällt dem Film nämlich wenig ein, um die Reihe mit neuem Leben zu füllen.
Die Serie: Scream (Staffel 1, 2015)
Die erste Staffel der Scream-Serie verlegte die bekannten Motive ins digitale Zeitalter. Teenager in Lakewood werden von einem neuen Killer verfolgt, der eng mit Emmas (Willa Fitzgerald) Vergangenheit verbunden ist. Der Meta-Kommentar fiel hier deutlich schwächer aus als in den Filmen, dafür wurde stärker auf typische Teen-Drama-Elemente gesetzt. Mit zehn Episoden blieb die Staffel kompakt, aber nie so prägnant wie die Kinovorlage. Ein Versuch, Scream für eine neue Generation aufzubereiten, der nur teilweise gelang. Interessant für Neugierige, aber kein Ersatz für die Filme.
Die Serie: Scream (Staffel 2, 2016)
Die zweite Staffel setzte die Geschichte um Emma Duval fort und vertiefte die Trauma-Thematik der Hauptfigur. In 13 Episoden wurde das Tempo allerdings etwas gestreckt, wodurch Spannung verloren ging. Zwar lieferte die Staffel mehr Hintergrundwissen und baute die Nebenfiguren besser aus, doch der Charme der Reihe – das Meta-Spiel mit Genre-Konventionen – trat noch weiter in den Hintergrund. Staffel 2 bleibt solide Teen-Horror-Kost, ohne das gewisse Etwas, das Scream im Kino so einzigartig machte. Für Horror-Liebhaber eher entbehrlich.
Die Serie: Scream: Resurrection (Staffel 3, 2019)
Mit Resurrection startete die Serie einen Soft-Reboot – neuer Cast, neue Stadt, Rückkehr der Ghostface-Maske im Originaldesign. Hauptfigur ist Deion (RJ Cyler), ein junger Sportler, der von seinen eigenen Geheimnissen eingeholt wird. Mit nur wenigen Episoden ist Resurrection deutlich kürzer, aber auch fokussierter erzählt als die Staffeln zuvor.
Die dritte Staffel ist außerdem näher am Tonfall der Filme – doch ohne wirklich deren frühe Klasse zu erreichen. Am Ende bleibt die Serie ein ergänzendes Kapitel, aber nicht mehr als Randnotiz im Franchise.

































































































































































































































