Jane Austen gehört zu den wenigen Autorinnen, deren Werk über zwei Jahrhunderte hinweg nie aus der Mode kam. Ihre Romane vereinen scharfen Witz, tiefgründige Gesellschaftskritik und starke weibliche Perspektiven, alles verpackt in romantische Geschichten, die mehr über Macht und Moral erzählen als über Küsse. Das macht sie so filmisch: Ihre Geschichten funktionieren als klassisches Kostümdrama ebenso wie als popkulturelle Umdeutung.
Ob als hochglanzpolierte BBC-Miniserie, queere Modernisierung oder ironische Meta-Komödie - jede Zeit hat sich Jane Austen auf eigene Weise zu eigen gemacht. Während Stolz und Vorurteil (2005) heute als stilprägender Höhepunkt gilt, beweist Clueless (1995), wie gut sich Austens Figuren auch ins kalifornische Highschool-Milieu übertragen lassen. Das folgende Ranking zeigt, wie vielfältig sich Austens Geschichten verfilmen lassen und welche Adaptionen dabei die beste Figur machten.
12. Austenland (2013)
Die Meta-Komödie Austenland richtet sich direkt an alle, die Austen-Verfilmungen nicht nur mögen, sondern regelrecht lieben. Die Protagonistin reist in ein Austen-Themenhotel, wo sie, gegen Bezahlung, in ein inszeniertes Regime aus Empirekleidern, Teestunden und galanten Herren eintaucht. Ihr Ziel: endlich einen echten Mr. Darcy finden. In diesen 97 Minuten wird mit Klischees gespielt, das aber nie herablassend. Das Problem: Austenland bleibt zu sehr an der Oberfläche. Die Gags sind nett, die Idee ist originell, aber die Tiefe fehlt. Deshalb landet er auf dem letzten Platz, denn im Vergleich zu anderen Verfilmungen bietet der Film kaum emotionale Substanz oder wirkliche Figurenentwicklung. Wer Austen mag, findet hier zwar viele Anspielungen, aber wenig, das wirklich hängen bleibt. Für Hardcore-Fans ist das vielleicht amüsant, für alle anderen aber eher eine Randnotiz.
11. Love & Friendship (2016)
Basierend auf Austens Frühwerk “Lady Susan” bietet Love & Friendship eine ungewöhnlich bissige und pointierte Variante ihres sonst oft romantisch verklärten Kosmos. In nur 92 Minuten entfaltet sich ein intelligentes Intrigenspiel, das mehr an Oscar Wilde erinnert als an klassische Liebesgeschichten. Kate Beckinsale brilliert als Susan Vernon, eine scharfsinnige, manipulative und gleichzeitig unfassbar unterhaltsame Anti-Heldin, wie du sie in Jane-Austen-Verfilmungen sonst kaum findest. Wer den bitterbösen Unterton liebt, wird hier zwar bestens bedient, wer sich aber eine klassische Austen-Romanze erhofft, findet sich in einem ganz anderen Genre wieder. Die Dialoge sind geschliffen, die Inszenierung clever, doch emotional lässt einen der Film erstaunlich kalt, weshalb er nur auf Platz 11 landet.
10. Fire Island (2022)
Diese queere Neuinterpretation von Stolz und Vorurteil verlegt das Geschehen in die Gegenwart, auf eine Partyinsel, die zur Spielwiese für Freundschaft, Flirts und Identitätsfragen wird. Statt Ballsäle gibt es Strandbars und Clubs, statt Korsetts Tanktops und Speedos, doch die emotionalen Konflikte bleiben ähnlich. Noah übernimmt als moderne Lizzy Bennet die Rolle des sensiblen Beobachters, während Will als stoischer Darcy auftritt, der erst nach und nach seine Fassade bröckeln lässt. Während andere Modernisierungen den Austen-Spirit subtiler einfangen, ist Fire Island oft direkter und lauter. Er landet auf Platz 10: respektvoll, aber nicht ganz rund. Für Fans queerer RomComs ist er ein Gewinn, für Austen-Puristen aber vielleicht zu weit entfernt vom Original.
9. Die Abtei von Northanger (2007)
Diese Adaption trifft den spielerischen Ton der Vorlage erstaunlich gut und macht Jane Austens oft übersehene Die Abtei von Northanger zu einem kleinen, feinen Filmerlebnis. Felicity Jones verleiht Catherine Morland genau die Mischung aus Naivität, Vorstellungskraft und innerer Stärke, die ihre Entwicklung so nachvollziehbar macht. In 92 Minuten erzählt der Film eine liebevolle Parodie auf Gothic-Romane, ohne sich dabei in Kitsch oder Karikatur zu verlieren. Damit ist diese Austen-Verfilmung zwar hübsch, klug und kurzweilig, aber nicht unbedingt unvergesslich. Deshalb landet er auf Platz 9: solide, liebevoll gemacht, aber nicht so stark wie andere Austen-Verfilmungen. Für einen entspannten Einstieg ist das ideal, für intensive Austen-Momente aber eher nebensächlich.
8. Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück (2001)
Locker inspiriert von Stolz und Vorurteil ist Bridget Jones eine der bekanntesten Popkultur-Ableitungen des Austen-Kosmos. Renée Zellweger spielt die liebenswert-chaotische Bridget mit Witz, Verletzlichkeit und einer guten Portion Selbstironie. Colin Firth übernimmt erneut die Rolle des Mr. Darcy, diesmal in einer modernen Version mit trockenem Humor. Hugh Grant sorgt als verführerischer Gegenspieler für Charme und Spannung. Der 97-minütige Film ist nicht nur eine romantische Komödie mit perfektem Timing, sondern auch eine kluge Gesellschaftsbeobachtung. Als Austen-Verfilmung im engeren Sinne ist Bridget Jones allerdings nur bedingt zu sehen. Platz 8 gibt es für diesen Film, weil er zwar modernisiert, dabei aber wenig reflektiert.
7. Mansfield Park (1999)
Diese Mansfield Park-Adaption geht eigene Wege und nimmt sich spürbare Freiheiten, um gesellschaftskritische Themen wie Sklaverei, Kolonialismus und soziale Ungleichheit stärker in den Fokus zu rücken als viele andere Austen-Verfilmungen. Frances O’Connor verkörpert Fanny Price als stille Beobachterin mit Rückgrat, deren introvertierte Art oft zurückhaltend wirkt, aber eben deshalb nuanciert bleibt. Das kann auf Distanz halten, öffnet aber auch Raum für neue Deutungen. In seinen 107 Minuten ist der Film nicht unbedingt ein klassischer Wohlfühlstoff, sondern eine stilvoll inszenierte Reibung mit Austen. Gerade das macht die Verfilmung so interessant, aber zugleich auch schwieriger zugänglich, weshalb wir hier Platz 7 vergeben.
6. Clueless (1995)
Clueless bringt Austens Emma in 97 Minuten ins Beverly Hills der 1990er und macht daraus eine der cleversten Modernisierungen überhaupt - und das mit Kult-Faktor. Alicia Silverstone spielt Cher mit perfektem Timing, Naivität und gleichzeitigem Selbstbewusstsein. Der Film übersetzt Standesdünkel in soziale Beliebtheit, Heiratspläne in Prom-Verabredungen und Lebenssinn in die Wahl der richtigen Outfits- und das alles mit einem ironischen Augenzwinkern. Trotz des popkulturellen Anstrichs bleibt die Struktur der Vorlage erhalten. Clueless war ein Riesenerfolg, hat förmlich ein ganz eigenes Genre geprägt und zeigte eindrücklich, wie modern Austen eigentlich wirklich ist. Für viele ist es die coolste Austen-Umsetzung überhaupt - allerdings eher im Bereich Popkultur als literarische Auseinandersetzung, weshalb dieser Film im Mittelfeld landet.
5. Überredung (1995)
Diese leise, zurückhaltende BBC-Adaption von Überredung überzeugt nicht nur durch emotionale Reife, sondern auch durch atmosphärische Tiefe. Schauspielerin Amanda Root verkörpert in Überredung Anne Elliot mit stiller Würde und sichtbarer innerer Entwicklung, während Ciarán Hinds als Captain Wentworth ein ruhiges, aber trotzdem sehr überzeugendes Gegenüber bildet. Der Film verzichtet angenehmer Weise auf übertriebene Dramatik und setzt stattdessen auf Zurückhaltung, Zwischentöne und ein sehr feines Gespür für Austens Melancholie. Der Ton ist zwar durchgängig gedämpft, aber trotzdem nie fade - vielmehr entfaltet sich die Geschichte eher langsam und glaubwürdig. Dafür gibt es Platz 5, weil diese Adaption zeigt, wie viel in Austens leisesten Tönen steckt: Kein Prunk, kein Spektakel, aber dafür Tiefe, die langsam unter die Haut geht.
4. Emma (2020)
Diese visuell eigenwillige und bewusst stilisierte Adaption von Emma setzt auf Pastellfarben, Überzeichnung und kunstvoll komponierte Bilder. Anya Taylor-Joy verleiht der Figur eine charmante Mischung aus Arroganz, Unsicherheit und Spielfreude. Der zweistündige Film schafft es tatsächlich, den satirischen Unterton der Vorlage auf moderne Weise zu übersetzen, ohne dabei die historische Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Humor ist dabei herrlich trocken, die Nebenfiguren sind pointiert gezeichnet, und der gesellschaftliche Druck zwischen Anstand und Gefühl wird mit unterhaltsamer Ironie erzählt. Verglichen mit früheren Emma-Verfilmungen wirkt diese Fassung viel mutiger und rhythmisch verspielter. Wenn du Filme wie The Favourite mochtest, wirst du dich mit diesem vierten Platz sofort wohlfühlen.
3. Stolz und Vorurteil (1995)
Die BBC-Miniserie Stolz und Vorurteil in sechs Teilen und rund 300 Minuten gilt für viele Austen-Fans bis heute als die präziseste und vollständigste Adaption. Colin Firths Darstellung des Mr. Darcy wurde nicht zuletzt wegen der berühmten Nassen-Hemd-Szene ikonisch, und Jennifer Ehle bringt Lizzy Bennet mit feinem Gespür für Ironie und Empathie auf den Punkt. Gerade durch das langsame Tempo und die detailreiche Erzählweise kommt der Geist von Jane Austen hier besonders gut zur Geltung. Die Serie eignet sich hervorragend für Zuschauer, die in Austens Welt eintauchen möchten, ohne auf literarische Tiefe zu verzichten. Ganz nach oben schafft sie es trotzdem nicht, weil es andere Austen-Verfilmungen gibt, die noch mehr Eigenständigkeit wagen.
2. Sinn und Sinnlichkeit (1995)
Zum Beispiel diese: Ang Lees zwei Stunden und 16 Minuten lange Verfilmung von Sinn und Sinnlichkeit ist ein Paradebeispiel für elegante Literaturverfilmung mit emotionaler Wucht. Emma Thompson, die auch das Drehbuch schrieb, spielt die ruhige Elinor mit feiner Zurückhaltung, während Kate Winslet als impulsive Marianne durch Intensität überzeugt. Der Film behandelt Themen wie Pflicht, romantische Ideale und weibliche Selbstbestimmung und trifft dabei stets den richtigen Ton zwischen Klassik und Emotion. Besonders hervorzuheben ist das Ensemble, das mit Alan Rickman, Hugh Grant und Greg Wise erstklassig besetzt ist. Wenn du Little Women mochtest, wirst du auch diese sensible Umsetzung schätzen, die es fast auf die Spitzenposition schafft.
1. Stolz und Vorurteil (2005)
Stolz und Vorurteil von Joe Wright ist nicht nur schön anzusehen, sondern emotional durchdringend, modern inszeniert und trotzdem respektvoll gegenüber dem Original. Keira Knightley bringt eine neue Frechheit und Selbstsicherheit ins Spiel, die weit über klassische Kostümdrama-Gestik hinausgeht. Der Film fühlt sich an wie ein lebendiges Gemälde mit Nebelschwaden, Blicken durch Regenfenster und einem Soundtrack, der nie aufdringlich ist, aber trotzdem in Erinnerung bleibt. Während andere Adaptionen näher an der Vorlage bleiben, fängt diese in etwas über zwei Stunden genau das ein, was Jane Austen zeitlos macht: Stolz, Vorurteil, und das Glück, wenn beides überwunden wird. Keine andere Version verbindet Kinoästhetik, Gefühl und erzählerische Klarheit so elegant wie diese - das verdient Platz 1.

































































































































































































































